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Ashley Carrington

Éanna

Unbekanntes Land

Roman

hockebooks

27. Kapitel

Dichtes Schneegestöber fegte über die Docks am East River und Brendan zog seine Kappe zum Schutz tief in die Stirn. Es war spät geworden, schon eine gute Stunde nach Einbruch der Dunkelheit. Aber es war trotzdem ein guter Tag für ihn gewesen: Weil es schon im Morgengrauen neue Fracht an Bord nehmen sollte, hatte das Kohlenschiff unbedingt noch an diesem Tag entladen werden müssen. Und er hatte seine Sache so gut gemacht, dass ihm vom Vorarbeiter versichert worden war, auch morgen wieder in den Docks arbeiten zu können. Das war ein Glücksgriff, denn sie konnten jeden Dollar gut gebrauchen, den er und Liam in den noch verbleibenden vier Tagen bis zu ihrer Abreise zusätzlich verdienten!

Als er mit tief gesenktem Kopf durch die dunklen Gassen Richtung Five Points ging, dachte er darüber nach, warum es noch immer so schwer für sie war, Arbeit zu finden. Es müsste nun, wo jeden Tag mehr Menschen ihre Jobs in New York aufgaben, um im Goldfieber nach Kalifornien aufzubrechen, doch eigentlich um einiges leichter sein als zum Zeitpunkt ihrer Ankunft in der Stadt. Doch die Arbeitsstellen, die frei wurden, waren häufig nicht für Tagelöhner wie Liam und Brendan vorgesehen, und waren sie es doch einmal, so standen die beiden in unmittelbarer Konkurrenz zu den vielen einheimischen Arbeitssuchenden, aber auch zu unzähligen mittellosen Einwanderern aus Irland und anderen Ländern, die noch immer täglich in New York an Land gingen. Und es war nicht abzusehen, wann der Strom der Flüchtenden verebben würde. Der Ausbruch des Goldrausches hatte die Lage auf dem Arbeitsmarkt also nicht im Mindesten einfacher gemacht. Aber das brauchte ihn ja nun nicht mehr zu kümmern! Brendan lachte leise in sich hinein. Für morgen hatte er Arbeit gefunden und drei Tage später wären Éanna, Emily, Liam und er bereits auf dem Weg nach Independence!

Brendan war so in Gedanken versunken, dass er, als er in eine enge Seitengasse einbog, die dunkle Gestalt gar nicht bemerkte, die sich im ersten Stock eines schmalen Hauses vorsichtig aus dem Fenster beugte und einen großen Eimer in den Händen hielt.

Kaum hatte er das Haus erreicht, da ergoss sich plötzlich ein dichter Regen aus durchsiebter Asche über ihn. Feine Aschepartikel setzten sich in seinen Haaren fest und drangen in Mund und Nase. Sofort brannten ihm die Augen, er hustete und rang nach Atem.

Wie durch einen feinen Schleier sah er, wie zwei Gestalten links von ihm aus einer Kellertür stürzten. Einer schlug Brendan mit einem Knüppel auf den Kopf, während der andere ihn an seinem Umhang packte und brutal aus der Gasse und hinunter in den Kellerraum zerrte.

Halb bewusstlos und nach Luft ringend stürzte er in den Dreck. Er hörte eine Tür zuschlagen, konnte vage eine Lichtquelle in einer Ecke des Raumes ausmachen und spürte dann Hände, die seine Taschen durchwühlten.

»Verdammt, der Bursche hat nur einen einzigen lausigen Dollar!«, fluchte eine raue Stimme.

»Immer noch besser, als gleich bei Morton auf dem Trockenen zu sitzen!«, gab eine andere, unangenehm hohe Männerstimme zurück. »Das reicht für ein paar Kannen Porter. Und jetzt dreh den Kerl auf den Rücken, damit wir ihm den Mantel aufknöpfen können. Der sieht noch ganz gut aus und bringt uns sicher noch etwas Kleingeld ein! Und wenn er versucht, den Helden zu spielen, dann zieh ihm noch mal eins über den Schädel, Nick!«

»Nur ein Dollar?«, hörte Brendan im nächsten Moment eine ihm wohlbekannte Frauenstimme ärgerlich fragen. »Pah! Was seid ihr doch für Versager! Warum habt ihr bloß nicht auf mich gehört? Wir hätten auf jemanden warten sollen, bei dem es sich wirklich lohnt, sich die Hände schmutzig zu machen!«

Brendan hustete und würgte. »Caitlin?«, stieß er hervor, während grobe Hände ihn auf den Rücken warfen.

»Na, so was!! Wenn das mal nicht mein Schätzchen Brendan Flynn ist!«, entgegnete Caitlin spöttisch und beugte sich mit einem breiten Grinsen im Gesicht zu Brendan herab. Dann fuhr sie ihre beiden Gehilfen an: »Los, Finger weg von ihm! Und gib ihm gefälligst seinen Dollar zurück, Leslie! Den Burschen da kenn ich. Wir sind alte Freunde und haben schon so einiges miteinander erlebt, nicht wahr?«

Brendan hielt es für besser, gar nicht erst auf ihre Anspielung einzugehen. Mühsam richtete er sich halb auf, rutschte zur Kellerwand hinüber und blinzelte, um seine Umgebung wieder klarer zu sehen.

»Seit wann … bist du denn unter die Straßenräuber … gegangen, Caitlin!«, stieß er schließlich hustend hervor und spuckte immer wieder feine Ascheklümpchen aus, während er zu ihr aufblickte. Genau wie bei ihrer letzten Begegnung auf der Boston Glory sah Caitlin gut genährt aus, sie trug ein flaschengrünes Kleid mit blassgelbem Mieder und darüber einen dicken warmen Wollmantel.

Sie lachte. »Ach was, das ist nur ein kleiner Nebenerwerb, wenn gerade mal nichts Besseres bei Frederick ansteht«, teilte sie ihm leutselig mit. »Aber jetzt komm mal wieder auf die Beine, Brendan. So wild war der Hieb doch nun auch wieder nicht, den Nick dir verpasst hat. Lass uns rüber zu Morton gehen! Ich spendier eine Runde. Wir zwei haben uns bestimmt eine Menge zu erzählen!«

Für einen kurzen Augenblick meldete sich Brendans Instinkt und riet ihm, die Gelegenheit zu nutzen, die Beine in die Hand zu nehmen und so schnell wie möglich diesen Kellerverschlag zu verlassen. Doch er unterdrückte diesen Wunsch rasch. Nur Feiglinge rannten davon. Und außerdem war er neugierig zu hören, wie Caitlin es geschafft hatte, in New York Fuß zu fassen.

So saßen sie wenig später in der Taverne von Morton Pembrook bei Porterbier zusammen und Caitlin horchte Brendan gründlich aus.

»Nun erzähl schon, wie ist es dir hier ergangen und was machst du in diesem Moloch von einer Stadt?«, drängte sie ihn mit schmeichelnder Stimme.

Brendan zuckte die Achseln. »Na ja, da gibt es eigentlich nicht viel zu erzählen. Man schlägt sich halt so durch«, antwortete er ausweichend und war klug genug, die Sache mit dem Treck für sich zu behalten.

»Und bist du noch immer mit diesem Gänschen Éanna zusammen? Oder hat sie sich inzwischen mit Patrick O’Brien zusammengetan und dir den Laufpass gegeben?«, fragte sie spöttisch.

»Nein, hat sie nicht! Aber der Kerl scharwenzelt noch immer um sie herum!« Mit ihrem feinen Gespür für den wunden Punkt anderer Leute hatte Caitlin bei Brendan ins Schwarze getroffen. Erst gestern hatte er von Emily erfahren müssen, dass Patrick darüber nachdachte, auch an dem Treck nach Kalifornien teilzunehmen. Allein die Erinnerung an dieses Gespräch ließ ihn von Neuem wütend werden. »Ich wünschte, ich wäre diesen eitlen Dandy und Möchtegern-Schriftsteller, der Tag für Tag in seiner warmen Pension auf der 10th Street sitzt und irgendeinen Schwachsinn aufs Papier kritzelt, während ich mir auf der Straße und im Hafen die Seele aus dem Leib schuften muss, ein für alle Mal los.«

Caitlin nickte. »Ich kann diesen herausgeputzten Affen auch nicht leiden. Typen wie der glauben, sie könnten sich alles, was sie wollen, einfach nehmen, nur weil sie mit einem goldenen Löffel im Maul zur Welt gekommen sind. So einem müsste man mal eine Lektion erteilen: ihm erst kräftig eins überziehen und ihn dann bis aufs letzte Hemd ausnehmen und splitternackt in der Gosse liegen lassen. Das wäre schon was, was mir gefallen könnte!«

»Und warum tun wir das nicht, wenn er so viel Kohle hat?«, fragte Leslie, der wie sein Komplize kräftig gebaut war und über dessen Gesicht sich mehrere tiefe Narben zogen. »Wir müssen dem Kerl doch nur vor dieser Pension auflauern und warten, bis sich eine gute Gelegenheit ergibt, ihn ein bisschen mit dem Messer zu kitzeln!«

»Halt dein Maul, Leslie! Und das gilt auch für dich, Nick! Trinkt einfach euer Bier und quatscht mir bloß nicht rein, verstanden?«, herrschte Caitlin die beiden an.

Leslie und Nick zogen stumm die Köpfe ein und Brendan wunderte sich über ihr Verhalten. Warum ließen sie es zu, dass Caitlin so mit ihnen sprach?

»Hör mal zu, Brendan-Schätzchen«, wandte sie sich nun mit einem Lächeln wieder ihm zu. »Ich möchte dir ein Geschäft vorschlagen, das dich interessieren dürfte. Jemanden wie dich können wir gerade gut gebrauchen, wo drei von unseren Jungs einfach so ausgestiegen sind und kurzerhand den nächsten Kahn nach Kalifornien genommen haben.«

»Wer ist wir? «, fragte Brendan vorsichtig.

»Wir, das sind Caitlin und Frederick Cash«, antwortete Caitlin, um mit breitem Grinsen hinzuzufügen: »Du hast sicher schon von ihm gehört. Und ich sage dir – Frederick könnte gar keinen treffenderen Nachnamen haben! Zu seinen Leuten zu gehören, bedeutet genau das: eine Menge Geld auf leichte Art zu verdienen!«

»Und sie ist sein Liebchen …«, warf Leslie leise und mit schwerem Zungenschlag ein und deutete mit dem Finger auf Caitlin.

Die schoss ihm einen scharfen, wütenden Blick zu, der ihn augenblicklich verstummen ließ.

»Und auf welche Weise verdient man sein Geld?«, wollte Brendan wissen. Er war auf der Hut, denn er konnte sich nicht vorstellen, dass Caitlin jemals ehrlicher Arbeit nachgehen würde.

Sie beugte sich weit über den Tisch zu ihm herüber und fragte leise: »Schon mal was von den Daybreak Boys gehört?«

Natürlich kannte Brendan die berüchtigten Daybreak Boys – so wie jeder andere, der in New York die Ohren offen hielt oder Zeitung las. Daybreak Boys wurden die Mitglieder der ebenso tollkühnen wie gefährlichen Banden genannt, die in dunklen, mondlosen Nächten meist ein, zwei Stunden vor Morgengrauen mit ihren schnellen Ruderbooten auf dem Hudson oder dem East River zu einem hier vor Anker liegenden Schiff ruderten, die Mannschaft im Schlaf überwältigten und einen Teil der Fracht stahlen. Ebenso schnell und unbemerkt, wie sie gekommen waren, verschwanden die Flusspiraten anschließend mit ihrer Beute wieder.

»Ja klar, gehört habe ich davon schon«, sagte er nun. »Aber für solch krumme Touren bin ich nicht zu haben! Denn ich habe nicht die Absicht, für den Rest meines Lebens im Zuchthaus zu sitzen und Steine zu klopfen!«

Caitlin winkte ungeduldig ab. »Ach was, Frederick gehört doch nicht zu den Schwachköpfen, die so etwas riskieren. Er lässt sich immer viel Zeit damit, einen Coup vorher genau zu planen, und riskiert nichts. Wir sind noch nie erwischt worden«, versicherte sie. »Es ist also alles ganz unbedenklich und sicher. Und du wärst ausgesprochen dumm, wenn du kneifen würdest! Nein, lass mich ausreden. Also es gibt da einen kleinen Schoner, die Swan, der am Freitag oben an der Clinton Street mit Brandyfässern beladen werden soll, und zwar mit dem teuersten französischen Brandy, den es auf der Welt gibt! Die Fracht ist für ein paar reiche Plantagenbesitzer in Virginia bestimmt. Aber die Swan muss den Pier schon am Abend räumen, weil da am Samstag wohl einige Stützbalken und Bohlen erneuert werden müssen. Und deshalb wird das Schiffchen die Nacht drüben auf der anderen Seite vorn East River vor der Küste von Brooklyn verbringen.«

Brendan runzelte die Stirn. »Woher weißt du das alles? Und warum segelt die Swan nicht gleich nach Virginia?«

»Das ist ja der Clou an der ganzen Sache, Schätzchen! Einer von der Mannschaft, den Frederick von früher kennt, hat ihm das alles gesteckt und ist selbst mit von der Partie. Kriegt sogar einen doppelten Anteil. Und von ihm weiß Frederick auch, dass der Captain in der Nacht von Freitag auf Samstag nicht an Bord sein wird. Sein Reeder hat ihn zu irgendeiner wichtigen Feier eingeladen. Tja, Pech für ihn und Glück für uns! Du siehst: Es ist alles durchgeplant und wird eine ganz sichere Sache werden!«, redete sie auf ihn ein. »Man serviert uns das Schiff und die Ladung quasi auf dem Silberteller. Wir müssen nachts nur noch unsere beiden Boote mit den Brandyfässern beladen und mit der Beute verschwinden. Und glaub mir, diesen Verlust können die feinen Herrschaften locker verkraften! Die ganze Ware ist sicher sowieso gut versichert. Also schaden wir ihnen im Grunde nicht einmal. Das Ganze wird ein Kinderspiel! So leicht wirst du nie wieder Geld verdienen. Denn wenn du mitmachst, ist dir ein Hunderter sicher! Also sag schon Ja!«

Hundert Dollar! Brendan schluckte. Was sie sich mit einhundert Dollar noch alles an Treckausrüstung und Nahrungsmitteln würden kaufen können! Damit wären sie endgültig über den Berg und könnten die Reise in den Westen ohne Sorgen antreten. Und dann hätte er auch fast so viel dazu beigesteuert wie Éanna. Eine plausible Geschichte, woher er das Geld hatte, würde ihm schon noch einfallen, darüber würde er sich später Gedanken machen.

Er kämpfte noch eine Weile mit seinem Gewissen, doch Caitlin, die merkte, dass sie ihn am Haken hatte und die Leine nur noch geschickt einholen musste, zerstreute mit Argumenten, Versicherungen und Lockungen auch die letzten Zweifel.

»Also gut, ich bin dabei!«, gab Brendan schließlich nach und ließ sich erklären, wann und wo er in der Nacht vom Freitag auf den Samstag zu Frederick Cashs Truppe stoßen sollte.

28. Kapitel

Es war schon dämmrig, als Patrick am Donnerstagabend von einem langen Gespräch mit seinen Verlegern, den Brüdern Harper, bestens gelaunt in die Pension auf der 10th Street zurückkehrte. Es hatte viel zu besprechen gegeben. Dabei war es zum einen um seine Zustimmung zu kleineren stilistischen Änderungen und Kürzungen gegangen, zum anderen hatte man ihm mitgeteilt, dass sein Text mit hochwertigen Stichen ausgestattet werden sollte, was ihn sehr gefreut hatte. Auch sein Titelvorschlag Irlands Großer Hunger war angenommen worden, und so würde das Buch wohl schon im kommenden Herbst in den Buchhandlungen zum Verkauf ausliegen.

Als er die Pension betrat, erschien die Wirtin im Flur und teilte ihm mit, dass am Nachmittag ein Brief für ihn abgegeben worden sei und dass bereits mittags eine junge Frau nach ihm gefragt und ein Schreiben dagelassen habe.

Patrick bedankte sich und eilte in sein Zimmer. Der erste Brief war von Éanna!

»Und ob ich am Montagabend unten an der Hudson-Pier bei der Albany-Fähre sein werde! Aber nicht, um von dir Abschied zu nehmen!«, sinnierte er mit verschmitzter Miene, als er die Nachricht gelesen hatte. Éanna würde Augen machen, wenn sie erfuhr, dass auch er die Reise nach Independence antreten und an dem Wagentreck teilnehmen würde. Dieses Abenteuer durfte er sich nicht entgehen lassen, erst recht nicht jetzt, wo endlich ein Verlag sein Manuskript angenommen hatte und er mehr als genug Geld für dieses Unternehmen besaß. Und die Gebrüder Harper hatten sogar schon Interesse an einem Reisebericht aus seiner Feder bekundet. Nun, und was Brendan betraf, so nahm er an, dass die Gruppe von Nathan Palmer groß genug sein würde, um sich gegenseitig aus dem Weg gehen, und doch zugleich klein genug, um in Éannas Nähe bleiben zu können.

Schließlich sah er sich das zweite Schreiben genauer an. Es steckte in einem schmutzigen Umschlag, war in krakeliger Handschrift verfasst und aufgrund der zahlreichen Rechtschreibfehler nur mühsam zu entziffern. Als er die rätselhaften Zeilen überflog, erschien eine tiefe Sorgenfalte auf seiner Stirn:

Mister O’Brien!

Ich hab vas erfaren, vas Ihr unbedinkt wizzen must! Éanna is in grozzer Gevar, was ich abbar hier nich allez schraiben kann. Es wirt vas Schrekkklichez pazieren, wenn Ihr nich helfft. Komt heute abänd um neun in die Taverne The Butcher's Block inner Lombardy Street. Dah sag ich Euch dann allez!

Daz hier hat Caitlin geschrieben, die Ihr schon mal mit Éanna in Irland auz em Gefänknizs gehold habt! Hab vas gut zu machen bey Euch!

Wieder und wieder las Patrick in den folgenden Stunden diese Nachricht, während er darauf wartete, dass die Zeit verging und es endlich neun Uhr wurde. Er zermarterte sich das Gehirn, in welcher Gefahr Éanna schweben und von wem oder was diese ausgehen mochte. Aber was immer er sich auszudenken versuchte, nichts davon erschien ihm auch nur im Entferntesten wahrscheinlich.

Endlich war die Zeit gekommen, sich den Mantel überzuwerfen, zum Hut zu greifen und in die Lombardy Street am East River aufzubrechen.

Als er die Taverne betrat, genügte ein rascher Blick durch den rauchgeschwängerten Raum, um zu wissen, dass diese Schenke zu den schäbigsten in den Docks zählte. Allerlei Gesindel hockte an den billigen Tischen und an der Theke, schüttelte grölend den Würfelbecher, knallte Spielkarten auf die Tischplatten oder vergnügte sich in den Armen von Dirnen.

Patrick sah sich suchend um und ignorierte dabei die vielen misstrauischen Blicke, die sich bei seinem Eintreten auf ihn gerichtet hatten. Er erkannte Caitlin sofort wieder, als er sie sah. Gestikulierend stand sie am oberen Ende der Theke bei zwei Männern, unterbrach das Gespräch dann und kam rasch auf ihn zu.

»Mister O’Brien! Was bin ich froh, dass Ihr meine Nachricht erhalten habt und auch wirklich gekommen seid!«, sprach sie ihn aufgeregt und mit besorgter Miene an. »Ich hab mir einfach keinen anderen Rat mehr gewusst, als Euch um Hilfe zu bitten!«

»Worum geht es denn?«, wollte er distanziert und zugleich tief besorgt wissen.

»Nicht hier!«, raunte Caitlin ihm zu. »Man könnte uns hören. Wir gehen besser nach hinten in den Nebenraum. Da können wir ungestört reden.« Damit wandte sie sich zum Wirt um, der sie im Auge behalten hatte. »Wilbert, eine Kanne von deinem besten Porter und zwei Becher für den Herrn und mich!«

»Von meinem besten?«, fragte der Wirt mit spöttisch hochgezogenen Augenbrauen.

»Hast du mich nicht gehört? Also mach schon! Wir wollen hier schließlich keine Wurzeln schlagen!« Patrick überfiel ganz plötzlich ein ungutes Gefühl. Wieso wusste Caitlin eigentlich, dass Éanna in Gefahr schwebte? Hatten sich die beiden während der Überfahrt nach Amerika nicht abgrundtief gehasst? Doch schnell schob er die Gedanken beiseite, nickte dem Wirt freundlich zu und folgte Caitlin an der Theke vorbei in ein Zimmer, dessen Zugang mit einem dreckigen Tuch verhängt war. Ganz gleich, welche Beweggründe die andere haben mochte, jetzt war nur wichtig, dass er Éanna helfen konnte! Hinter dem Vorhang kamen ein Tisch und eine Eckbank zum Vorschein, eine Hintertür schien in den Hof zu führen.

Sie hatten sich kaum gesetzt, da trat auch schon der Wirt mit der Bierkanne und zwei vollen Steinhumpen ein, die er vor ihnen absetzte. »Zum Wohlsein, der Herr«, brummte er und verschwand wieder.

»Na, dann lasst uns erst einmal einen kräftigen Schluck trinken, bevor ich Euch von dieser schrecklichen Sache erzähle. Ihr könnt die Stärkung gleich gut gebrauchen, das versichere ich Euch!« Caitlin griff zu ihrem Humpen, kniff, als er keine Anstalten machte, es ihr nachzutun, die Augen zusammen und fragte spitz: »Oder seid Ihr Euch vielleicht zu fein, um mit einer wie mir zu trinken?«

»Natürlich nicht«, erwiderte er so freundlich wie möglich und trank einen Schluck von seinem Bier, obwohl er Porter eigentlich nicht ausstehen konnte. Aber er wollte Caitlin nicht verärgern und möglichst schnell von ihr erfahren, in welcher Gefahr Éanna schwebte.

»Was?«, rief Caitlin sofort entrüstet. »Ihr habt ja nur einmal an Wilberts Bestem genippt! Ich wusste doch, dass Ihr nur widerwillig mit mir an einem Tisch sitzt und gar nicht schnell genug wieder wegkommen könnt!«

»Aber das stimmt doch überhaupt nicht!«, wandte Patrick ein, der meinte, sehr wohl einen guten Schluck Porter getrunken zu haben. »Aber damit du endlich Ruhe gibst, sieh her!« Und dann setzte er den Humpen erneut an die Lippen und zwang sich, zwei weitere große Schlucke Porter zu trinken. Der Nachgeschmack war scheußlich bitter. Wie musste erst das andere Bier in dieser Schenke schmecken, wenn das hier Wilberts bestes Gebräu war. »So, und jetzt erzähl endlich, weshalb du mich herbestellt hast!«

»Na ja«, begann Caitlin und ein zufriedenes Lächeln umspielte ihre Lippen, »Ihr wisst ja, dass ich mit Éanna in letzter Zeit nicht allzu gut ausgekommen bin. Obwohl ich ihr wirklich nichts Schlechtes wollte, als ich mich in Dublin mit ihrem Brendan eingelassen habe. Die beiden hatten sich damals ja ganz ordentlich zerstritten und in mein Bett zerren musste ich den Jungen bestimmt nicht, da habt Ihr mein Wort drauf?«

Patrick war unruhig. Am liebsten hätte er Caitlin aufgefordert, ihre alten Geschichten für sich zu behalten und endlich zum Punkt zu kommen. Aber er war auf sie angewiesen, wollte er Éanna helfen. Und so nickte er nur geduldig. Auf ein paar Minuten mehr oder weniger sollte es ihm jetzt auch nicht mehr ankommen.

»Eigentlich mag ich sie ja immer noch, die Éanna, auch wenn sie mir bei unserer letzten Begegnung die kalte Schulter gezeigt hat«, erzählte Caitlin weiter. »Aber ich trage ihr das nicht nach. Nein, ich bin großherzig, müsst Ihr wissen. Sie war ja sogar mal meine Freundin und wir haben im Arbeitshaus und auf der Landstraße immer zusammengehalten. Sogar noch, als wir den Konstablern in die Hände gefallen und in der Zelle gelandet sind. Und so was vergisst man nicht.«

Patrick wurde auf einmal ganz schummerig zumute. Caitlins Worte drehten sich in seinem Kopf, der immer schwerer wurde. Er überlegte, ob er aufstehen und die Hintertür öffnen sollte, um ein wenig frische Luft in den Raum zu lassen, blieb dann jedoch sitzen.

»Ja gut, Caitlin, das verstehe ich alles. Und ich verspreche dir auch, dass ich mich sehr verbindlich zeigen werde, wenn du mir nun sagst, wieso Éanna in Gefahr schwebt«, versicherte Patrick und musste sich auf der Tischplatte abstützen, weil der Schwindel zunahm und sich der Raum vor seinen Augen zu drehen begann.

»Ist Euch nicht gut?« Caitlins Gesicht erschien ihm plötzlich überdimensional groß.

»Ich glaube, ich bin zu schnell zu dieser Taverne gelaufen … und dann diese stickige Luft! Ich brauche einen Moment … frische Luft!«, stieß Patrick abgehackt hervor und hatte Mühe, die Worte über die Lippen zu bringen, so schwach fühlte er sich auf einmal. Er wollte von der Bank aufstehen, doch kaum hatte er sich zittrig erhoben, als seine Beine unter ihm einknickten. Er verlor das Gleichgewicht, griff noch im Fallen nach der Tischkante und stürzte zu Boden.

Unter größter Anstrengung zwang er sich dazu, die müden Augen offen zu halten. Er sah Caitlins bunten Rocksaum an seinem Gesicht vorbeiwehen und hörte wie aus weiter Ferne ihre Stimme: »Er ist hinüber! Ging ja schneller als gedacht! Leslie, Nick, packt ihn euch! Und dann nichts wie hinaus mit ihm auf den Hinterhof und in den Leiterwagen!«

Mühsam formten sich in Patricks Kopf wirre Gedanken, wurden zu einer Kette zusammenhangloser Überlegungen, die er lallend vor sich hin murmelte, bevor er in eine schwarze bodenlose Tiefe stürzte: »Betäubungsmittel … Laudanum[8] … im Bier … Caitlin … heimtückische Falle … Warum? … Éanna …«

29. Kapitel

Die beiden schnellen Langboote von Frederick Cashs Bande lagen ein gutes Stück oberhalb von Corlear’s Hook in einem verwitterten windschiefen Uferschuppen versteckt, der einem Fischer gehörte. Doch mit dem Fischfang verdiente der Mann wohl längst nur noch einen geringen Teil seines Geldes, vermutete Brendan. Was er von den Daybreak Boys für die Nutzung des Schuppens und für sein Schweigen erhielt, machte sicher ein Vielfaches von dem aus, was er auf dem Markt für seine Fische erzielen konnte.

»Ideales Wetter! Dichte Wolkendecke und zusätzlich auch noch jede Menge Nebel auf dem Wasser!« Frederick Cash rieb sich die Hände.

Er hatte die breitschultrige Statur eines zweitklassigen Preisboxers und das dazu passende kantige Gesicht mit einer flachen Nase. An seiner linken Hüfte hing ein langes, machetenähnliches Messer und auf der rechten Seite steckte eine Pistole im breiten Ledergürtel. Auch die vier anderen Männer trugen vor allem Messer bei sich, selbst Caitlin war bewaffnet. Brendan hatte gleich bei seiner Ankunft einen langen Dolch von Leslie erhalten.

»Könnte nicht besser für uns laufen, Leute! Also, dann holt die Boote raus, damit wir aufs Wasser können. Die süße Swan wartet nur darauf, von uns geschlachtet zu werden!«

Brendan stand stumm neben Caitlin. Schon als er die Pistolen gesehen hatte, waren ihm plötzlich Zweifel an diesem Unternehmen gekommen, aber er wusste, dass es zu spät war, einen Rückzieher zu machen. Er kannte nun sowohl das Bootsversteck als auch den Plan der Daybreak Boys und wusste, dass er einen Fluchtversuch mit dem Leben bezahlt hätte. Und der Anführer der Flusspiraten schien ganz selbstverständlich davon auszugehen, dass er ab dieser Nacht fest zu seiner Bande gehören würde.

Wenig später saß Brendan mit Frederick Cash, Caitlin, Leslie und einem anderen, ihm unbekannten Bandenmitglied in einem der beiden Langboote und ruderte mit gemischten Gefühlen über den East River.

Caitlin lachte ihm zu, als sie seine verschlossene Miene sah. »Mach doch nicht so ein ängstliches Gesicht! Ich sage dir, das wird ein Heidenspaß! Du wirst sehen: Wenn wir zur Swan kommen, steht die Frachtluke schon offen und wir müssen nur noch einladen!«

»Kein Gequatsche!«, zischte Frederick ungehalten. »Auf dem Wasser wird das Maul gehalten, das müsstest du inzwischen doch wissen, Caitlin! Oder willst du vielleicht die Mannschaft eines Polizeibootes auf uns aufmerksam machen, das möglicherweise gerade zufällig unseren Kurs kreuzt?«

Caitlin zog den Kopf ein, zwinkerte Brendan jedoch kurz zu, als wäre es zwischen ihnen wieder so wie in Dublin nach seinem bitterbösen Streit mit Éanna. Und hinter vorgehaltener Hand flüsterte sie: »Ich hab später noch eine Überraschung für dich, die dir gefallen dürfte!«

Frederick Cash gab den Kurs vor, der sie in einem spitzen Winkel einmal quer über den East River und hinüber an sein östliches Ufer führte, das zweite Boot hielt sich dicht hinter ihnen. Fast lautlos glitten sie durchs Wasser. Die Blätter der Riemen hatten die Männer an Land mit Lappen umwickelt, ebenso die Klampen, die zusätzlich noch in Öl getränkt worden waren, um jedes verräterische Geräusch zu verhindern. Nur der dumpfe, traurige Ton von Nebelhörnern und das leise Klingeln verschiedener Schiffsglocken waren auf dem Fluss zu hören.

Brendan fragte sich, wie man bei solch einer finsteren Nacht und den vielen Nebelfeldern, die wie vom Himmel gefallene Wolken über dem Wasser trieben, einen sicheren Kurs steuern und einen Küstenschoner ausmachen konnte, der weit unterhalb des Fischerschuppens irgendwo auf der Höhe von Brooklyn vor Anker lag. Immer wieder nahm Frederick Kursänderungen vor, ab und zu ließ er die beiden Boote anhalten und lauschte angestrengt in die Dunkelheit, um gleich darauf erneut das Zeichen zum Weiterrudern zu geben. Mittlerweile bereute Brendan aufrichtig, sich auf dieses gefährliche Abenteuer eingelassen zu haben. Niemals durfte Éanna davon erfahren, dass er zu so etwas Ja gesagt hatte – und dann auch noch ausgerechnet von Caitlin dazu überredet worden war!

Er schreckte aus seinen bedrückenden Gedanken auf, als Frederick Cash plötzlich das allgemeine Schweigen brach und im Flüsterton rief: »Aufgepasst! Gleich muss der Schoner vor uns liegen!«

Und tatsächlich tauchte kurz darauf ein dickes Ankertau vor ihnen aus der Dunkelheit auf, gefolgt von dem schemenhaften Umriss eines bauchigen Schiffrumpfes mit niedriger Reling. Frederick packte das Tau und knotete ihre Bootsleine sorgfältig an den dicken Hanfstrang. Er achtete darauf, dass das kleine Schiff nicht gegen die Bordwand der Swan stieß, während er es längsseits treiben ließ. Auch das zweite Boot machte am Ankertau fest, ließ sich jedoch von der Strömung an die andere Seite des Schoners treiben. »Los, aufgeentert!«, raunte Frederick seinen Komplizen zu und richtete sich auf, um sich als Erster an Bord des Schoners zu schwingen, als plötzlich eine gellende Stimme die Stille durchbrach: »Da sind sie, Captain! … Die Daybreak Boys sind längsseits!«

»Verflucht noch mal, jetzt sitzen wir in der Klemme!« Entsetzt duckte sich Frederick zurück in das Langboot. »Der verdammte Kerl auf dem Schoner muss uns verraten haben! Los, die Leinen kappen! Wir sitzen hier auf dem Präsentier…«

Doch weiter kam er nicht. Denn in diesem Augenblick liefen mehrere dunkle Gestalten über das Deck der Swan und eröffneten das Feuer auf die ungeschützten Flusspiraten.

Eine der ersten Kugeln traf ihren Anführer. Sie riss seinen Kopf nach hinten und er stürzte, ohne einen Laut von sich zu geben, ins Wasser. Unmittelbar hinter ihm traf die erste Salve einen zweiten Mann, der wie Frederick schon fast die Reling erklommen hatte. Er taumelte, kippte mit einem erstickten Röcheln über die Seitenwand und versank in den tintenschwarzen Fluten des East River. Jetzt waren auch von der anderen Bordseite der Swan laute Schüsse, grässliche Schreie und Verwünschungen zu hören.

Geistesgegenwärtig robbte Brendan auf dem Bauch nach vorne zum Bug, riss den Dolch aus seinem Gürtel, durchschnitt die Leine, die ihr Boot mit dem Schoner verband, und stieß das Schiff kräftig vom Rumpf ab. So schnell wie möglich mussten sie jetzt aus der Schussweite der aufgebrachten Seeleute auf der Swan und in den Schutz der nächsten Nebelbank kommen! Nur dieser eine Gedanke kreiste in seinem benommenen Kopf.

»Tod und Teufel!«, stieß Caitlin mit vor Schreck zittriger Stimme hervor und beugte sich zu Leslie hinüber, der bleich und verschreckt im Boot kauerte. »Da hätten wir uns doch um ein Haar auch eine Kugel …« Sie stieß einen schrillen Schrei aus und stürzte rücklings auf die Planken, getroffen von einem Bleigeschoss, das man ihnen von der Swan nachgesandt hatte. Von oben kommend war es nahe an Brendans Kopf vorbeigesirrt und hatte sie unterhalb der rechten Brust getroffen.

Brendan war wie gelähmt vor Entsetzen. Er wollte Caitlin helfen, doch Leslie, der sich bei dem Schuss aus seiner Erstarrung gelöst hatte, hielt ihn mit festem Griff zurück. »Verdammt, bist du wahnsinnig? Wir müssen weg hier, los, an die Ruder! Caitlin ist sowieso nicht mehr zu helfen! Und wenn doch, dann nur, wenn wir beide lebend das nächste Ufer erreichen sollten! Also leg dich in die Riemen, Mann!«

Es fielen noch mehrere Schüsse, doch keine der Kugeln kam noch einmal so nahe an sie heran, dass sie ihnen hätte gefährlich werden können. Und während Brendan und Leslie verbissen zum Ufer zurückruderten, hüllte sie der Nebel immer mehr ein. Bald war von dem Schoner nichts mehr zu sehen und auch die Geräusche verebbten allmählich.

Sie ruderten flussaufwärts zu Corlear’s Hook, denn Leslie hielt es für zu gefährlich, mit der Strömung zu rudern, wo die Flusspolizei sicher über kurz oder lang ihren Weg kreuzen würde. Brendan war froh, dass der Flusspirat das Kommando übernahm. Immer wieder sah er zu Caitlin hinüber, deren Kopf er, als sie die erste schützende Nebelbank erreichten, mit seiner Jacke gestützt hatte und die nun schwer atmend auf den Planken lag. Während er mit all seiner Kraft ruderte, betete er, sie möge durchhalten, bis sie das Ufer erreicht hatten und Hilfe holen konnten.

Als ihr Boot endlich bei Corlear’s Hook auf Grund lief, sprang Leslie ohne ein Wort über Bord und rannte davon. Brendan beugte sich verzweifelt zu Caitlin hinunter, deren Atem flach und stoßweise ging.

Sie hatte ihre Hände auf die Wunde gepresst und sah ihn aus großen verwunderten Augen an, als könne sie nicht begreifen, was gerade geschehen war. »Bren…dan! Bist du …?«, flüsterte sie.

»Nein, ich bin unverletzt.« Er legte vorsichtig seine Hand auf ihre Hände und hatte Tränen in den Augen. Für Caitlin würde jede Hilfe zu spät kommen.

Sie lächelte ihm schmerzverzerrt zu. »Hab … uns … beiden … noch einen … Gefallen getan!«, stieß sie stockend hervor. »Patrick O’Brien … kannst ihn abschreiben … ist auf hoher See und …« Jäh brach ihre Stimme ab, ihr Kopf fiel zur Seite. Caitlin war tot.

»Gott sei deiner Seele gnädig!«, flüsterte Brendan, schloss ihr die Augen und zögerte, was er nun tun sollte. Ihm blieb nicht viel Zeit; sobald es dämmerte, würde man auf das verwaiste Boot aufmerksam werden und die Tote entdecken. Und es würde sicher nicht lange dauern, bis die Polizei eins und eins zusammengezählt und erkannt hatte, dass es einen Bezug zwischen Caitlin, dem Ruderboot und dem nächtlichen Überfall der Daybreak Boys auf die Swan gab. Er musste verschwinden, und zwar so schnell wie möglich! Brendan warf einen letzten Blick auf Caitlin und erhob sich. Da bemerkte er das Bündel, das eine Handbreit von ihrem Kopf entfernt unter der Ruderbank klemmte. Frederick hatte es dort verstaut, kurz bevor sie aufgebrochen waren. Einem Instinkt folgend, nahm Brendan es an sich. Was immer das Bündel enthielt, es sollte besser nicht in die Hände der Hafenpolizei fallen. Dann lief er gebückt und mit schnellen Schritten davon. Von nun an würde alles anders werden. »Ich will mich nie wieder zu so etwas hinreißen lassen«, murmelte er, während er rannte, wie ein Gebet vor sich hin.

Als Brendan die Docks erreicht und nichts mehr zu befürchten hatte, blieb er im Licht einer Laterne stehen und öffnete Fredericks Beutel. Er enthielt allerlei persönlichen Kram, ganz unten lag eine Geldbörse mit Silber- und Goldmünzen. Brendan zählte siebenundachtzig Dollar und achtzig Cent.

Scham und Freude über diesen überraschenden Fund kämpften in ihm gegeneinander an, als er das Geld zögernd einsteckte und das Bündel ins dreckige Hafenwasser schleuderte. Es war eindeutig Blutgeld. Aber hätte er es deshalb im Boot lassen oder ins Wasser werfen sollen? Es gab niemanden mehr, der auf die Münzen Anspruch hätte erheben können. Und Tote brauchten kein Geld.

Und während er schnell weiterging, kamen Brendan Caitlins letzte Worte wieder in den Sinn. Was zum Teufel hatte sie bloß damit gemeint, dass Patrick O’Brien sich auf hoher See befand?

30. Kapitel

Als ihn ein eisig kalter Schlag aus seiner Betäubung riss, wusste Patrick im ersten Moment nicht, was mit ihm geschehen war und wo er sich befand. Sein Kopf schmerzte, als würden darin mehrere Hämmer gegen die Schädeldecke schlagen, und seine Glieder fühlten sich taub und wund an.

Das Erste, was in sein benebeltes Bewusstsein drang, war, dass der Boden unter ihm merkwürdig zu schwanken schien. Dann drangen knarrende und ächzende Geräusche an sein Ohr, als stünde Holz unter hoher Belastung … so wie auf einem Schiff. Undeutlich nahm er nun auch Stimmen wahr. Er stöhnte und im nächsten Augenblick traf ihn ein zweiter eisiger Schlag, der von einem Eimer kalten Wassers herrührte, das über ihm ausgegossen wurde. Gleichzeitig rief eine laute, unfreundliche Stimme: »Bootsmann, der Kerl kommt endlich zu sich!«

Patrick schlug mühsam die Augen auf und brachte sich unter größter Anstrengung in eine sitzende Stellung. Mit Entsetzen stellte er fest, dass es früher Morgen zu sein schien und dass er sich tatsächlich an Deck eines Schiffes befand, eines Zweimasters. Und nun fiel ihm auch wieder ein, was geschehen war. Caitlin hatte ihn in diese Spelunke gelockt und ihn dort bewusstlos gemacht … Er hielt sich den dröhnenden Kopf und ahnte, was danach geschehen war: Er war verkauft worden, shanghait, wie man hier in Amerika dazu sagte! Für ein Kopfgeld hatte man ihn im Hafen an einen skrupellosen Schiffscaptain verschachert, der sich der ebenso beliebten wie gefürchteten Methode des Shanghaiens bediente, um mit einer vollzähligen Crew in See zu stechen. Fassungslos starrte Patrick den bulligen Bootsmann an, der nun, ein Tauende in der Hand, mit finsterer Miene auf ihn zukam.

»Aha, haben wir also ausgeschlafen, ja? Los, auf die Beine, Bursche! Du hast lange genug gefaulenzt! Auf dich wartet jetzt Arbeit!«, herrschte er ihn an, als er vor ihm stand. »Und such dir schon mal einen Namen aus, damit jeder an Bord der Sarah Lee weiß, wie er dich nennen soll, wenn er dir Beine macht!«

»Mein Name ist Patrick O’Brien und ich versichere Euch …«

»Gut, dann haben wir also ab heute einen Paddy an Bord!«, fiel ihm der Bootsmann höhnisch ins Wort. Dann zischte er: »Und wenn du jetzt nicht endlich von den Planken hochkommst, Paddy, setzt es was mit dem Tauende, das lass dir gesagt sein!«

»Aber das ist doch alles nur ein furchtbares Missverständnis!«, stieß Patrick verzweifelt hervor. »Ihr müsst mich sofort wieder zurück an Land bringen! Ich werde Euch und Euren Captain natürlich dafür entschädigen!«

Einige der Seeleute, die sich schnell eingefunden hatten, um dem Spektakel beizuwohnen, lachten. »Ach ja? Womit denn, Herr Hochwohlgeboren? Dir haben sie doch gerade mal Hemd und Hose gelassen und in den Taschen bestimmt nicht einen müden Cent!«, rief ein Matrose und spuckte vor Patrick aus.

Entsetzt stellte Patrick fest, dass er wirklich nichts anderes mehr am Leib trug als Hemd und Hose. Sogar Schuhe und Socken hatten Caitlins Komplizen ihm genommen. Schwankend kam er auf die Beine.

»Na also! Und jetzt hoch in die Takelage mit dir, Paddy!«, befahl der Bootsmann. »Jack und Finney, ihr nehmt ihn mit nach oben! Bis hoch in den Mastkorb, damit er gleich weiß, dass wir für niemanden auf der Sarah Lee eine Ausnahme machen. Der Herr wird hier genauso hart wie alle anderen arbeiten. Also beweg dich! Und das ist meine letzte Warnung …!«

Patrick erschrak. »Ich soll da hinauf? Das kann ich nicht!« Entsetzt wich er zurück. »Bitte! Ich stelle Euch und Eurem Captain einen Wechsel aus! Ich habe genug Geld!«

Doch nun war es mit der Geduld des Bootsmanns zu Ende. »Himmel, Arsch und Zwirn! Da haben wir uns ja mal wieder einen ganz schön störrischen Burschen an Bord geholt! Aber das treiben wir dir hier ganz schnell aus. Warte nur, du wirst es so schnell nicht noch einmal wagen, meine Befehle zu verweigern!«, stieß er grimmig hervor. »Packt ihn und bindet ihn auf die Gräting! Und du da, hol mir die neunschwänzige Katze, mit der wollen wir den Neuen ein wenig streicheln, damit er Vernunft annimmt! Ich denke, ein gutes Dutzend wird ihn kurieren!«

Patrick versuchte, sich zu wehren, aber es war sinnlos. Im Handumdrehen hatten sie ihn auf der Gräting festgebunden und ihm das Hemd hochgerissen. Und dann tanzten auch schon die Lederschnüre der Peitsche auf seinem nackten Rücken, bis er erneut in eine tiefe und diesmal erlösende Ohnmacht versank.

31. Kapitel

Unablässig suchte Éanna mit ihren Blicken die Kaianlage am Hudson River ab, wo der Fährdampfer nach Albany seinen angestammten Liegeplatz hatte. Sie war sich so sicher gewesen, dass Patrick kommen würde, um sich von ihr zu verabschieden! Doch sosehr sie sich auch bemühte, seine Gestalt inmitten der vielen voneinander Abschied nehmenden Menschen im Hafen auszumachen – Patrick blieb verschwunden.

»Wir sollten allmählich an Bord gehen. Er kommt wohl nicht mehr, Éanna. Außerdem wird es nun wirklich Zeit: Die Jamison steht schon voll unter Dampf und die Mannschaft beginnt bereits, die ersten Ankertrossen einzuziehen«, sagte Brendan mit nachsichtiger Stimme. Seit Samstagmorgen kam er ihr irgendwie verändert vor, er war seltsam ruhig, in sich gekehrt und wortkarg. Selbst ihren Wunsch, sich von Patrick O’Brien zu verabschieden, hatte er heute ohne Murren akzeptiert.

Und geduldig stand er nun mit ihr am Fuß der Gangway, während Emily und Liam sich schon an Bord der Fähre befanden, um ihnen allen einen guten Platz für die Nachtfahrt flussaufwärts zu sichern. Ob sein eigenartiges Verhalten etwas mit ihrer Standpauke zu tun hatte, die er sich am Samstag als Reaktion auf seinen plötzlichen Anfall von Spielleidenschaft hatte anhören müssen? Denn auch wenn sie im Nachhinein zugeben musste, dass sie sich über die fast neunzig Dollar natürlich freute und sie nun getrost nach Independence aufbrechen konnten, war sie doch im ersten Moment sehr erschrocken über seine Leichtsinnigkeit gewesen, fünf kostbare Dollar aus ihrer Reisekasse zu nehmen, nur um sein Glück im Pokerspiel zu versuchen.

Als nun ein Besatzungsmitglied auf der Jamison einen Sprechtrichter an den Mund setzte und die letzten Passagiere mit blecherner Stimme dazu aufforderte, an Bord zu kommen, zerstob Éannas Hoffnung, Patrick ein letztes Mal in New York zu sehen, endgültig. Brendan berührte sie sanft am Arm. »Gehen wir, Éanna. Wir können wirklich nicht mehr länger warten, sonst fährt das Schiff ohne uns ab.«

Sie nickte. »Er hätte einen letzten Dank so sehr verdient«, murmelte sie enttäuscht, dann wandte sie sich um und stieg an Brendans Seite die Gangway empor.

Augenblicke später wurden die letzten Taue eingezogen. Gemächlich legte die Jamison vom Kai ab, steuerte hinaus auf den breiten Strom und wandte ihren Bug flussaufwärts.

Éanna stand an der Reling und konnte ihren Blick nicht von der Landungsbrücke abwenden. Sie erinnerte sich an eine ähnliche Szene, die nur wenige Monate zurücklag. Damals hatte er auf dem Schiff gestanden und ihr zugewunken, jetzt hätte es umgekehrt sein sollen. Doch er war nicht da.

Als der Dampfer Fahrt aufnahm, schrumpften die Kaianlagen und die dort versammelte Menschenmenge immer schneller hinter ihnen zusammen, bis sie schließlich von der nächtlichen Dunkelheit verschluckt wurden.

Éanna blieb noch eine Weile stehen und blickte New York nach, dessen zahllose Lichter allmählich immer schwächer wurden.

Bevor sie der gewaltigen Stadt schließlich den Rücken zukehrte und zu Brendan, Emily und Liam auf das Mitteldeck ging, kam ihr plötzlich der tröstliche Gedanke, dass Patrick vielleicht ganz bewusst nicht erschienen war, um ihnen beiden einen schmerzlichen Abschied zu ersparen.

»Ja, vielleicht ist es wirklich gut, dass du nicht gekommen bist, Patrick«, sagte sie leise und mit einer Spur Wehmut in der Stimme. Dann strafften sich ihre Schultern, sie hob den Kopf, atmete tief ein und wandte sich entschlossen nach vorn – der Zukunft mit Brendan und ihren Freunden zu.

Epilog

Drei stürmische Tage hatte die Sarah Lee nun schon auf hoher See verbracht. Sie waren gezwungen gewesen, gegen den Wind zu kreuzen, sodass sie viel kostbare Zeit auf dem Weg nach Süden verloren hatten.

Patrick lehnte an der Backbordreling und starrte im grauen Licht des Abends hinaus auf die See, die noch immer aufgewühlt war und sich von Horizont zu Horizont erstreckte. Sein Rücken schmerzte, aber das Schlimmste lag hinter ihm.

Die Tage des Sturms waren für ihn mit seinem blutig gepeitschten Rücken eine Qual gewesen. Denn der unnachgiebige Bootsmann hatte ihm nur einen halben Tag Ruhe zugestanden. Ein Seemann, ein baumlanger Schwarzer namens Samuel, der selbst schon mehrmals ausgepeitscht worden war und Mitleid mit Patrick gehabt hatte, hatte sich seiner angenommen, die Wunden ausgewaschen und sie verbunden.

Von Samuel wusste Patrick auch, dass die Sarah Lee auf dem Weg nach Savannah war, um dort ihre Fracht zu löschen und stattdessen Baumwolle an Bord zu nehmen.

»Und danach geht es über den Atlantik nach Liverpool«, hatte Samuel ihm mitgeteilt. »Hast also eine lange Reise vor dir. Und vergiss es gleich, wenn du vorhast, in Savannah von Bord zu springen. Dazu wirst du keine Gelegenheit haben. Denn der Bootsmann ist ja nicht dumm. Der wird dich sicher unter Deck einsperren lassen, sowie der Hafen in Sicht kommt. Wenn du Glück hast, lässt er dich später in Liverpool von Bord gehen. Denn zum Seemann taugst du ja wirklich nicht, das ist nicht schwer zu erkennen. Wenn du klug bist, tust du hier so viel, wie dir der Bootsmann oder der Erste gerade noch durchgehen lassen. Dann hast du die besten Chancen, dass sie in Liverpool genug von dir haben und dich laufen lassen.«

Patrick war entsetzt über die Nachricht gewesen, dass die Sarah Lee nach Savannah Kurs auf Liverpool nehmen würde. Die Vorstellung einer weiteren Atlantikpassage, zumal zu dieser Jahreszeit, und der Gedanke, dann wieder auf der anderen Seite des Ozeans zu sein, waren für ihn kaum zu ertragen.

Nein, er musste zurück nach New York und dann nach Independence. Es musste einen Weg für ihn geben, in Savannah von Bord zu gehen, bevor das Schiff Kurs auf England nahm!

»Und es wird mir auch gelingen!«, murmelte Patrick leise und ballte die Fäuste, während er zu einem Schwarm Möwen aufblickte, die laut kreischend am Himmel ihre Kreise zogen. »Ich werde entkommen, koste es, was es wolle! Und ich werde es schaffen, rechtzeitig in Independence einzutreffen, um den Treck nicht zu verpassen!« Und wie eine Zauberformel flüsterte er beschwörend die fünf Worte, die ihm in den letzten drei schrecklich langen Tagen immer wieder Mut gegeben hatten, wenn er schon meinte, keine Kraft mehr zu haben, um weiterzumachen: »Wir sehen uns wieder, Éanna!«

Quellenverzeichnis

Tyler Anbinder: »Five Points – The 19th Century New York City«, The Free Press, New York 2001

Edwin G. Burrows & Mike Wallace: »Gotham – A History of New York City to 1898«, Oxford University Press, New York 1999

Robert Ernst: »Immigrant Life in New York 1825 - 1863«, Syracuse University Press, Syracuse 1994

Thomas Gallagher: »Paddy’s Lament«, Harcourt Brace & Company, New York 1982

Eric Homberger: »The Historical Atlas of New York City – A Visual Celebration of Nearly 400 Years of New York City’s History«, Henry Holt & Company, New York 1994

Kerby A. Miller: »Emigrants And Exiles – Ireland and the Irish Exodus to North America«, Oxford University Press, New York 1985

Jacob A. Riffs: »The Battle with the Slum«, Dover Publications, New York 1998

Luc Sante: »Low Life – Lures and Snares of Old New York«, Farrar, Strauss & Giroux, New York 2003

William V. Shannon: »The American Irish – A Political and Social Portrait«, Collier McMillan Publishers, New York 1966

Christine Stansell: »City of Women – Sex and Class in New York 1789 - 1860«, University of Illinois Press, Chicago 1987

Die weiteren Bände der Éanna-Reihe

Band 1:
Éanna – Wildes Herz
978-395751-227-7

Irland, 1845: Mehrere Missernten führen das ganze Land in eine schreckliche Hungersnot. Wie so viele verliert auch Èanna ihr Zuhause und ihre Familie. Bettelarm und ganz auf sich allein gestellt, kämpft sie fortan jeden Tag aufs Neue ums Überleben. Bis sie auf Brendan Flynn trifft, der einen Ausweg aus ihrer verzweifelten Lage zu kennen scheint: Ihre letzte Chance ist die rettende Schiffspassage nach Amerika. Doch dafür müssen die beiden erst das nötige Geld auftreiben. Und kann Éanna dem jungen Iren überhaupt vertrauen? Band 1 der Éanna-Reihe von Ashley Carrington.

Band 2:
Éanna – Küste der Sehnsucht
978-3-95751-228-4

Irland im Jahre 1847: Auch nach zwei Jahren wütet noch immer die Hungersnot. Éanna und Brendan, der junge Ire, an den sie ihr Herz verloren hat, schaffen es nur mühsam, Arbeit in Dublin zu finden. Für die ersehnte Überfahrt nach Amerika können sie von ihrem dürftigen Lohn kaum etwas beiseite legen. Um ihrem Traum endlich ein Stück näher zu kommen, bittet Éanna heimlich den Schriftsteller Patrick O’Brien um Hilfe. Doch sie hat die Rechnung ohne Brendan gemacht, denn der wird rasend eifersüchtig … Band 2 der Éanna-Reihe von Ashley Carrington.

Band 4:
Éanna – Traum vom Glück
978-3-95751-230-7

Amerika, 1849: Éanna ist fest entschlossen, gemeinsam mit Brendan endlich ihren Traum von einem unabhängigen Leben zu verwirklichen. Mit einigen Freunden kehren sie New York den Rücken und schließen sich einem Treck nach Kalifornien an. Doch der Weg in den Westen ist weit. Und in all den Monaten voller Gefahren und Entbehrungen lässt Éanna eines keine Ruhe: Sie schafft es einfach nicht, den Schriftsteller Patrick O’Brien zu vergessen … Der vierte und letzte Band der Éanna-Reihe von Ashley Carrington.

Erläuterungen

[1] 1 Meile entspricht circa 1,68 Kilometern.

[2] Temperenzler traten bzw. treten daFür ein, den Verkauf und den Genuss von Alkohol zu verbieten.

[3] Übersetzt: »Iren brauchen (erst gar) nicht vorzusprechen!«

[4] Ein Fuß entspricht ca. 33 cm.

[5] Eine Fünf-Cent-Münze

[6] Eine Zehn-Cent-Münze

[7] Schmuckstein mit dem herausgeschnittenen Relief eines Bildes

[8] In Alkohol gelöstes Opium

Der Autor

Carrington Ashley
Ashley Carrington

Mit einer Gesamtauflage in Deutschland von fast sechs Millionen zählt Rainer M. Schröder alias Ashley Carrington zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Schriftstellern von Jugendbüchern sowie historischen Gesellschaftsromanen für Erwachsene. Letztere erscheinen seit 1984 unter seinem zweiten, im Pass eingetragenen Namen Ashley Carrington im Knaur Verlag. Seinem unter diesem Pseudonym verfassten Roman Unter dem Jacarandabaum wurde die besondere Auszeichnung zuteil, von der Bundeszentrale für politische Bildung in der Broschüre »Das 20. Jahrhundert in 100 Romanen« (Stiftung Lesen/Leseempfehlungen Nr. 112) zu den 100 lesenswerten Romane der Weltliteratur des 20. Jahrhunderts gezählt zu werden. Rainer M. Schröder lebt an der Atlantikküste von Florida.