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Take – Ergreif es

Temptation 2

Ella Frank

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Take – Ergreif es
Temptation 2
Ella Frank

© 2017 Sieben Verlag, 64823 Groß-Umstadt
© Übersetzung externbrink translations
© Covergestaltung Andrea Gunschera
© Originalausgabe 2014 Ella Frank

ISBN Taschenbuch: 9783864437281
ISBN eBook-mobi: 9783864437298
ISBN eBook-epub: 9783864437304

www.sieben-verlag.de

Für Logan,
denn wenn ich bei dir bin, will ich mich einfach nur fallen lassen
.
Tate

Inhalt

Teil 1 Unwissenheit: Unerfahrenheit in Bezug auf unbekannte Situationen und Gefühle

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Teil 2 Akzeptanz: Anerkennung, Zustimmung zu einer Idee, freudige Annahme

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Danksagungen

Teil 1
Unwissenheit: Unerfahrenheit in Bezug auf unbekannte Situationen und Gefühle

Kapitel 1

Logan erwachte in einem fremden Schlafzimmer. Normalerweise gab es dafür zwei Gründen. Entweder hatte er zu viel getrunken oder war mit jemandem nach Hause gegangen, mit dem er nicht hätte gehen sollen. Oder er war absichtlich mit jemandem nach Hause gegangen, sie hatten wie die Wilden gevögelt, und er war zu müde gewesen, sich bei Tagesanbruch davonzuschleichen. An diesem Morgen traf keiner der beiden Gründe zu. Er saß auf dem kleinen Zweisitzer am Fenster. Der Grund, warum er noch hier war, war ein ganz einfacher. Oder vielleicht gar nicht einfach. Tate Morrison.

Die Sonne ging auf, die Strahlen krochen durch die Vorhänge und glitten über die honigfarbene Haut von Tates Rücken. Logan hatte das dringende Bedürfnis, wieder ins Bett zu gehen, Tates Rücken hochzuküssen und das Gesicht dann in den braunen Locken zu vergraben, die er so liebte.

Moment mal … Liebe?

Aber er bewegte sich nicht. Stattdessen zog er seine Anzughose an und blieb, wo er war, gelähmt von seinen eigenen Gedanken. Er sah zu, wie Tate zwischen den weißen Laken friedlich schlief.

Die vorherige Nacht hatte ihre Beziehung verändert. Entscheidungen mussten getroffen werden. Große Entscheidungen.

Logan rieb sich den Unterkiefer und lächelte. Tate Morrison, wo zum Teufel bist du hergekommen?

Tate bewegte ein Bein und drehte den Kopf, sodass sein Gesicht jetzt Logan zugewandt war. Seine Augen waren noch geschlossen, aber Logan wusste, es würde nicht mehr lange dauern, bis er aufwachte. Daher nahm er sich einen Moment Zeit, Tate zu betrachten. Tate hatte Logans Einstellung zu Beziehungen verändert. Also war es an der Zeit, seine Unsicherheit beiseitezuschieben und voranzugehen, wenn er wirklich mit Tate zusammen sein wollte. Tates warme braune Augen öffneten sich und sahen ihn an. Logan stand auf und strich sich über die Beine. Er ging zu Tates Bettseite und hockte sich hin, damit er dem schläfrigen Mann näher war. Er strich ihm eine vorwitzige Locke aus dem Gesicht, beugte sich vor und berührte die Stelle nah an Tates Ohr.

„Ruf deine Mutter an. Sag ihr, sie hat am Sonntag einen Gast mehr.“

Tate rollte sich auf den Rücken und streckte die Arme über den Kopf, bevor er sich aufsetzte, sodass ihre Gesichter nur wenige Zentimeter voneinander entfernt waren. „Bist du sicher?“

Logan schüttelte den Kopf und legte die Hände aufs Bett. „Fuck, nein, bin ich nicht. Aber ich werde da sein … für dich.“

„Ich möchte dich ja nicht beunruhigen“, begann Tate und fummelte an dem Knopf von Logans Hose herum, „aber du klingst beinahe wie ein richtiger Freund.“

Tate legte sich wieder hin. Logan beugte sich vor, sodass sich ihre Lippen wieder berührten. „Stell dir vor.“

Er spürte, wie Tates Hand sanft zu seinem Hintern strich, als er nickte. „Ja. Abgesehen davon, dass der Logan, den ich kenne, ganz sicher nicht mit Hose in meinem Bett liegen würde.“

Logan setzte sich auf die Fersen und öffnete langsam den Reißverschluss. Tate sah ihn begierig an. Er ließ ihn nicht aus den Augen. Als er sich vom Bett abstieß, um die Hose auf den Boden fallen zu lassen, zog Tate das Laken von seinem nackten Körper. Logan stöhnte leise. Er legte sich zwischen Tates Schenkel, und da wusste er es: Mit diesem Mann wollte er alles.

Alles, wovon er je geträumt hatte, war hier in Reichweite. Er musste nur noch die Hand danach ausstrecken und es sich nehmen.

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Später an diesem Morgen verließ Logan den Aufzug und durchquerte den Empfangsbereich von Mitchell & Madison.

„Guten Morgen, Mr. Mitchell“, grüßte die kesse Rezeptionistin.

„Guten Morgen, Tiffany.“

Mit der Aktentasche in der Hand ging er pfeifend durch die große Doppeltür aus Glas. Er war bester Stimmung.

„Oh, gut, da bist du.“

Cole.

Logan war kaum angekommen, da hatte sein Bruder schon einen Gesichtsausdruck, der nichts Gutes verhieß.

„Dir auch einen guten Morgen, Cole.“

Logan ging zwischen mehreren Schreibtischen hindurch und blieb vor Sherry stehen.

„Guten Morgen, Mr. Mitchell.“

„Es ist tatsächlich ein guter Morgen, nicht wahr, Sherry? Könnten Sie ihm bitte das Memo geben?“ Er zeigte auf seinen Bruder. „Ich glaube, er hat es nicht gesehen.“ Er grinste die Assistentin mittleren Alters an und nahm die Briefe, die sie ihm entgegenhielt.

Er machte sich nicht die Mühe, Cole zu fragen, was er wollte, drehte sich um und öffnete die Tür zu seinem Büro. Er ging hinein, legte die Aktentasche auf den Tisch, knöpfte die graue Anzugjacke auf, schlüpfte hinaus und hängte sie an die Garderobe.

„Wir müssen reden“, sagte Cole schließlich.

„Ja, das habe ich mir schon gedacht, weil du hier rumlungerst.“

Cole ging langsam in die Mitte des Raums und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Oh, um Himmels willen, Cole, nun spuck’s schon aus.“

„Ich hatte heute Morgen einen Anruf.“

Logan widerstand nur schwer der Versuchung, mit den Augen zu rollen. Er packte die Papiere aus, die er brauchte, stellte die Aktentasche auf den Boden und setzte sich. Dann faltete er die Hände und wartete ungeduldig.

„Und?“

„Es war Ms. Cline.“

Logan sah Cole an, unbeeindruckt von seinen Worten.

Cole atmete tief aus, setzte sich auf den Stuhl Logan gegenüber und legte seinen Fuß auf das andere Bein. „Tates Exfrau.“

Logans Herzschlag beschleunigte sich, als er Tates Namen hörte.

„Ich weiß, wer sie ist.“

Himmel, wenn ich nur an seinen Blick heute Morgen denke, als ich ihm gesagt habe, dass ich seine Familie treffen will

„Hallo?“ Cole wedelte mit der Hand. „Erde an Logan. Hörst du mir überhaupt zu?“

„Nicht wirklich“, gab Logan zu. Er war damit beschäftigt, über den kommenden Sonntag nachzudenken. „Würdest du sagen, ich bin ein geselliger Mensch?“

„Bitte was? Ich habe dir gerade erzählt, dass Diana Cline, die Ex von deinem Freund, uns ihren Fall entziehen will, und du fragst mich so was?“

Logan dachte über Coles Frage nach. Er presste die Lippen zusammen und machte ein ernstes Gesicht. „Als ob wir das nicht geahnt hätten. Lass sie doch. Gut, dass wir die los sind, würde ich sagen. Und er ist nicht mein …“

„Freund?“

„Ja. Wir verwenden keine Etiketten. Die machen alles so …“

„Real?“, riet Cole und klopfte sich aufs Knie.

„Kompliziert“, korrigierte Logan ihn schnell.

„Wie auch immer. Tate wird diesen ganzen Mist noch einmal durchmachen müssen, und dieses Mal wird sie definitiv erwähnen, dass ihr zwei zusammen seid.“

„Ja und, verdammt noch mal? Wir waren erst nach ihrer Trennung zusammen, nicht vorher. Obwohl, machen wir uns doch klar, dass sie nie eine Chance gegen mich gehabt hätte. Ich mache richtig gute Blowjobs.“

Cole runzelte die Stirn, sagte aber nichts. Logan dachte an die hochnäsige Frau vom Vortag. Was ihn auf Tates Schwester brachte und auf deren Reaktion. Ein Schauer lief ihm über den Rücken.

„Also … würdest du sagen, ich bin ein geselliger Mensch?“

Sein Bruder kratzte sich seitlich am Kopf und lächelte dann. „Es geht darum, Tates Familie kennenzulernen, richtig?“

Logan lehnte sich in seinem Bürosessel zurück und klopfte mit den Fingern auf die Armlehnen. „Beantworte einfach die Frage.“

„Beantworte du meine.“

„Ich habe zuerst gefragt, und meine ist wichtiger.“

Cole sah ihn einen Moment lang prüfend an. „Ob du ein geselliger Mensch bist? Manchmal.“

Logan beugte sich in seinem Schreibtischstuhl nach vorn. „Was zum Teufel soll das heißen?“

„Es heißt, dass du manchmal charmant sein kannst.“

Logan spürte, wie sein Handy in der Hosentasche vibrierte. Er steckte die Hand in die Tasche und zog es heraus. Auf dem Display erschien Tates Name. Er nahm das Gespräch an und hielt sich das Handy ans Ohr. „Du kannst jetzt gehen“, sagte er. Dann fügte er hinzu: „Du warst mir absolut keine Hilfe. Vielen Dank auch!“

Cole öffnete die Tür und winkte gelangweilt. „Du mir auch nicht. Schönen Tag dir, Bruder.“

„Jaja. Du mich auch, Arschloch.“

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Zwei Stunden.

Es war erst zwei Stunden her, dass Logan sein Bett verlassen hatte, und schon vermisste Tate ihn. Wie kann das sein?

Dieser arrogante, redegewandte Anwalt war in Tates Leben eingedrungen und hatte es geschafft, sein Herz zu erobern und es festzuhalten. Das Herz, das bei dem Gedanken daran, mit ihm zu sprechen, wie verrückt schlug.

Warum bin ich so verdammt nervös?

Es war ja nicht das erste Mal, dass er heute mit Logan gesprochen hatte. Es war nicht einmal das erste Mal, dass sie gemeinsam in einem Bett aufgewacht waren. Es war jedoch das erste Mal, dass er zugab, dass sich die Dinge dramatisch veränderten. Besonders, seit Logan zugestimmt hatte, Tates Familie kennenzulernen.

Die vergangene Nacht war … unglaublich gewesen. Logan war unglaublich gewesen. Erst kontrolliert und sanft, aber dann wild und leidenschaftlich, als Tate ihm gesagt hatte, er sei bereit für mehr. Er hatte Tates sämtliche Ängste aufgegriffen und ihnen den Schrecken genommen. Er hatte sogar seine Ängste in Begehren verwandelt.

Tate konnte Logan nicht einmal im Ansatz erklären, wie er sich fühlte. So hatte er einfach dagelegen und sich daran erinnert, wie sie sich noch vor ein paar Stunden in diesem Bett gewälzt hatten. Jetzt lag er allein zwischen den Laken, die nach Logan rochen, und er hatte einen pulsierenden Ständer, der ihn daran erinnerte, wie sehr der Mann ihn rangenommen hatte.

Tate griff nach dem Handy auf dem Nachtschränkchen und wählte Logans Nummer. Er musste seine Stimme hören. Nach ein paar Klingeltönen nahm Logan ab. „Du warst mir absolut keine Hilfe. Vielen Dank auch!“ Tate spürte, wie er lächelte.

„Und wobei genau brauchen Sie heute Morgen Hilfe, Mr. Mitchell?“

Tate konnte sich den humorvollen Ausdruck auf Logans Gesicht gut vorstellen, als Logans tiefe Stimme ertönte.

„Soso. Ist da jemand endlich aufgewacht?“

Tate lehnte sich gegen das Betthaupt und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. „Als du dich heute Morgen rausgeschlichen hast, war ich wach.“

„Ich habe mich nicht rausgeschlichen. Ich dachte nur, du brauchst vielleicht eine Extraportion Schlaf, um dich zu erholen.“

Tates Lippen zuckten, als er versuchte, das Lachen zurückzuhalten. „Versuchst du mir gerade zu sagen, dass ich nicht mit dir mithalten kann?“

„Und versuchst du mir zu sagen, dass du es kannst? Wenn ja, dann sollten wir diese Behauptung heute Abend unbedingt überprüfen.“ Logans Stimme war sanft. So sanft, dass Tate wieder unter die Bettdecke kroch, während diese Stimme ihn einhüllte.

„Du weißt aber schon, dass du älter bist als ich, ja?“, witzelte er. Jetzt, wo sie sich wieder die üblichen Wortgefechte lieferten, fühlte er sich wohler.

„Bin ich das? Und woher willst du das wissen?“

„Ich habe neulich auf der Küchentheke deinen Führerschein gesehen, alter Mann.“

Logan lachte. Tate gab auf und lachte mit.

„Also, wie alt bist du? Jetzt, wo du weißt, dass ich praktisch uralt bin …“

„Vierunddreißig ist nicht wirklich alt. Außer für jemanden, der in den … Zwanzigern ist.“

Es wurde still in der Leitung. Dann sagte Logan: „Sag mir bitte, dass du älter bist als fünfundzwanzig.“

„Warum? Was tust du, wenn ich es nicht bin?“

„Erst mal wäre ich verdammt schockiert“, informierte Logan ihn und klang bereits überrascht.

Merkwürdig, dass ein Thema wie das Alter bis jetzt noch gar nicht zwischen ihnen zur Sprache gekommen war. Tate amüsierte sich köstlich darüber, dass Logan noch nie daran gedacht hatte, ihn zu fragen.

„Tate“, warnte Logan ihn, und seine Stimme wurde eine Oktave oder drei tiefer.

Tate musste ihn einfach weiter ärgern. Außerdem lenkte ihn das ab von ernsteren Angelegenheiten, wie zum Beispiel die beiden Sprachnachrichten auf seinem Handy.

„Ich meine, ich bin offensichtlich älter als einundzwanzig, da ich dir Alkohol verkaufen darf. Und das, was wir letzte Nacht getan haben, wäre auch dann legal, wenn ich nicht einundzwanzig wäre. Warum also ist das wichtig?“

„Tate.“

„Ja, Logan?“

„Wie alt bist du?“ Logan knurrte jetzt förmlich.

„Neunundzwanzig. Ich werde nächsten Monat dreißig.“

Er hörte Logan erleichtert seufzen. „Du Arsch.“

Tate brach in Gelächter aus. „Was hättest du denn gemacht, wenn ich einundzwanzig gesagt hätte?“

„Ich würde jetzt gern sagen, dass ich dann gegangen wäre …“

„Schwachsinn“, unterbrach Tate ihn. „Du kannst mich genauso wenig verlassen wie ich dich.“

Tate wurde klar, was er da gerade gesagt hatte. Er schloss den Mund. Dann schien Logans Stimme ihn zu umarmen, in seiner Wohnung, die sich jetzt leer anfühlte. „Tate?“

Tate schluckte und legte sich die Hand auf die Brust, um sein Herz zu besänftigen. „Ja?“

„Ich habe nicht mal darüber nachgedacht, wie alt du bist. Ich musste dich einfach haben. Das sagt doch alles, oder?“

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Das nenne ich mal einen Weckruf, dachte Logan. Ihm war klar, dass es an der Zeit war, dass Tate und er sich richtig kennenlernten. Er hatte nicht einmal Tates Alter gewusst. Sogar für jemanden wie ihn war das verdammt schwach.

Logan war niemand, dem man etwas vormachen konnte. Zwischen ihnen beiden war mehr. Er erkannte an Tates Stimme, dass ihn noch mehr beschäftigte. Wenn er wetten würde, würde er vermuten …

„Wegen Sonntag …“

Ja, richtig vermutet.

„Ich will nicht, dass du mitkommst, weil du denkst, du musst das tun.“

Tate verstummte. Logan drehte seinen Stuhl so, dass er aus dem großen, bodentiefen Fenster schauen konnte. Er wusste nicht genau, wie er sich fühlte nach dieser Bemerkung von Tate.

Gehe ich wirklich nur mit, weil ich denke, ich muss?

„Ich meine, das mit uns ist noch ziemlich neu, und nach der Sache mit Jill … war ich ziemlich sauer.“

„Tate?“

„Ja?“

Logan stellte sich Tates ernsten Gesichtsausdruck vor und spürte, wie sein Mundwinkel zuckte. „Willst du nun, dass ich am Sonntag mitkomme, ja oder nein?“

Wenn Logan etwas direkt ansprach, antwortete Tate immer brutal ehrlich. Auch diesmal enttäuschte Tate ihn nicht.

„Ja, ich möchte, dass du mitkommst.“

Logan stellte überrascht fest, dass sich ein Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitete. „Dann tue ich das.“

Als Stille zwischen ihnen herrschte, bemerkte Logan Tates Stimmungswechsel.

Er war damit beschäftigt, über den Sonntag nachzudenken, und er fragte sich, ob Tate das ebenfalls tat. Er konnte ihn atmen hören und wollte ihn fragen, ob ihn noch etwas anderes beschäftigte. Aber wie immer, wenn sich Logan unwohl fühlte, verfiel er in den üblichen Sarkasmus.

„Das heißt aber nicht, dass ich in die Kirche gehen muss, oder?“

Tates Lachen tönte durchs Telefon, und bei diesem Geräusch verspürte Logan ein wenig Erleichterung.

„Um Gottes willen. Logan Mitchell in einer Kirche? Dich könnte ja der Blitz treffen. Das würde ich nicht wollen.“

Logan nickte zustimmend. „Nun, ich habe nie behauptet, ein Engel zu sein.“

Tates dröhnendes Lachen war immer noch zu hören. „Nein, das hast du ganz sicher nicht.“ Er machte eine Pause und fragte dann: „Bist du überhaupt gläubig?“

Tatsächlich war Logan überhaupt nicht gläubig, aber er fragte sich, wie Tate als guter katholischer Junge das wohl auffassen würde.

„Ah, hier kommen die großen Fragen des Lebens. Hast du vergessen, dass ich bis vor ein paar Minuten noch nicht einmal wusste, wie alt du bist?“

„Und du kennst immer noch nicht meinen richtigen Namen.“

Es klopfte an Logans Tür. Sherry schaute herein. Logan stand der Mund offen, als er realisierte, was Tate da gesagt hatte.

„Was soll das heißen, ich weiß deinen scheißrichtigen Namen nicht?“

„Es heißt das, was ich gesagt habe“, sagte Tate nüchtern.

Logan merkte, dass er sich über ihn lustig machte.

„Oh, es ist schon spät … ich muss los.“

„Wo musst du denn hin? Wag es nicht, einfach aufzulegen …“

Zu spät. Tate – oder wer auch immer der Kerl am anderen Ende war – hatte aufgelegt. Logan war neugierig und verdammt durcheinander.

Es war entschieden an der Zeit, miteinander zu reden.

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Tate amüsierte sich noch Stunden später, als er in die Bar kam und nach hinten ging, um die Stechuhr zu bedienen. Logan hatte ungefähr ein Dutzend Mal angerufen und geschrieben und jedes Mal noch ärgerlicher geklungen.

Logan: Du findest das wohl sehr komisch, was?

Logan: Du heißt also gar nicht TATE?

Logan: Ich schlafe nicht mit Leuten, deren Namen ich nicht kenne. Ich habe mich gebessert. Vergiss das nicht, Morrison.

Logan: Wo zum Teufel steckst du?

Tate wusste, sobald Logan das Büro verlassen konnte, würde er in die Bar kommen und ihn ausfragen. Tate freute sich darauf. Er hatte zu viel Zeit gehabt, rumzusitzen und über das Chaos vom Vortag nachzudenken. Das angeekelte Gesicht seiner Schwester ging ihm nicht aus dem Sinn.

Logans Zorn wäre eine willkommene Abwechslung. Ganz zu schweigen von der tollen Fantasie, die Tate über Logan im Anwaltsmodus entwickelt hatte.

Vierzig Minuten nach Tates Schichtbeginn öffnete sich die Tür, und Logan kam herein. Wie Tate es geahnt hatte, wirkte er gereizt. Man sah sogar aus der Entfernung seinen finsteren Blick.

Die klugen blauen Augen hinter den Brillengläsern suchten die Tische und die Stühle ab und fanden schließlich Tate, der mit seiner Kollegin Amelia hinter der Bar stand.

„Oh, schau mal, er sieht aber gar nicht glücklich aus. Was hast du gemacht?“, fragte Amelia mit ironischem Unterton.

Tates Grinsen zeigte keine Reue. „Ich weiß nicht, was du meinst.“

In Amelias Mundwinkel erschien ein Lächeln, aber sie schien zu zweifeln. „Natürlich nicht. Soll ich gehen? Oder brauchst du meine Unterstützung?“

Tate sah zu, wie sich Logan einen Weg durch die Menge bahnte und über den Hartholzfußboden auf ihn zukam. Dann schüttelte er den Kopf.

„Nö, ich werde schon mit ihm fertig.“

„Das bezweifle ich nicht im Geringsten. Ich gehe dann. Wenn du mich brauchst, schrei einfach.“

Tate nickte abwesend, als sie ging. Logan stand ihm jetzt an der Mahagonitheke gegenüber. Das Licht in der Bar war gedämpft, sodass eine gemütliche, private Atmosphäre entstand. Während Logan ihn anstarrte, kam Tate noch ein anderes Wort in den Sinn … intim.

„Guten Abend.“ Bevor Tate weiterreden konnte, stützte sich Logan auf der Theke ab und neigte den Kopf.

„Lass den Quatsch, Morrison.“

„Morrison, aha. So nennst du mich heute schon zum zweiten Mal. Ich muss sagen, das gefällt mir nicht besonders.“

„Sturköpfiger Scheißkerl. So werde ich dich ab sofort nennen. Das ist offensichtlich das Einzige an dir, von dem ich weiß, dass es stimmt. Ist dein Handy kaputt?“

Tate fiel es schwer, angesichts von Logans Zorn ernst zu bleiben. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass du meine Akte in der Kanzlei einsehen konntest. Da stand mein Name drauf. Oder hast du das vergessen, alter Mann? Und nein, mein Telefon ist nicht kaputt.“

„Dann ignorierst du mich also?“ Logans Augen verengten sich. „Und du beleidigst mich auch noch.“

„Nö. Ich rede mit dir und stelle Tatsachen fest.“

Tate wartete ein paar Herzschläge lang. Dann lehnte er sich ein wenig über die Theke. „Was ärgert dich am meisten? Dass du mein Alter nicht wusstest oder meinen Namen?“

Logan sah ihn an, dann warf er ihm vor: „Das macht dir wohl richtig Spaß, was?“

„Vielleicht ein wenig.“

Logan setzte sich auf einen der Hocker und legte sein Handy auf die Bar. „Also gut. Es reicht. Ich hab’s verstanden. Ich habe mir also nicht die Mühe gemacht, viele Fragen zu stellen.“

„Nein, das stimmt nicht. Du hast eine Menge Fragen gestellt. Sie drehten sich üblicherweise darum, dass du mich nackt sehen und mich in deinem Bett haben wolltest.“

Logan hob fahrig die Hand und fuhr sich mit den Fingern durch die pechschwarzen Haare. Er schüttelte den Kopf. Ob es ungläubig oder angewidert war, konnte Tate nicht erkennen. Tate hatte mit ihm spielen wollen, nicht ihn verärgern. Er streckte die Hand aus und legte sie auf Logans.

„Hey, ich wollte mir nur einen Spaß mit dir machen.“

Und einfach so veränderte sich Logans Stimmung. Er schenkte Tate ein sinnliches Lächeln und zog ihn über die Bar zu sich heran. Dann sagte er leise: „Oh, ich weiß, wenn man mit mir spielt. Aber wenn dieser Abend zu Ende ist, wirst du mir deinen vollständigen Namen sagen.“

Da wusste Tate, dass Logan nicht verärgert war. Er fühlte sich herausgefordert und war sauer darüber, dass er sich nicht an Tates Namen erinnern konnte. Aber Tate hatte keinerlei Zweifel daran, dass er nachgeben und Logan am Ende des Abends alles sagen würde, was er wollte.

„Also, dein Selbstvertrauen gefällt mir, aber ich weise dich darauf hin, dass ich nicht kampflos aufgeben werde.“

Die Worte hallten in seinem Kopf nach. Logan hob eine Augenbraue. Tate wurde bewusst, was er gesagt hatte.

„Wenn das alles ist … einen Kampf kannst du haben.“

Tate lachte, zog seine Hand zurück und fragte bestimmt: „Willst du was trinken? Wenn nicht, kannst du dann bitte gehen? Ich muss arbeiten, und du lenkst mich zu sehr ab.“

„Wenn ich jetzt gehe, kommst du später zu mir?“

Während Logan auf die Antwort wartete, fragte sich Tate, ob ihm das Wort Ja je leichter gefallen war. Die Antwort auf diese spezielle Frage lautete: nein, nie. Er nickte und wandte sich zum Gehen. Im letzten Moment drehte er sich noch einmal um und bemerkte, dass Logan ihn hinter seiner unglaublich sexy Brille beobachtete. „Ja“, sagte er einfach nur.

Kapitel 2

Ein paar Stunden später erwachte Logan von dem Klopfen an der Tür. Er öffnete die Augen. Im Fernsehen lief eine Werbung für Haarimplantationen. Er fuhr sich mit der Hand durch sein eigenes dickes Haar und musste sofort an – klopf, klopf, klopf – Tates Locken denken.

Er gähnte und streckte die Arme, dann nahm er die Füße von dem gläsernen Beistelltisch und ging durchs Wohnzimmer und den Flur hinunter zur Wohnungstür. Er entriegelte und öffnete sie. Tate stand draußen mit erhobener Hand, als wollte er gerade noch einmal klopfen.

Logan trug nur seine Brille und eine graue Jogginghose. Er hielt Tate die Tür auf und kratzte sich über die nackte Brust. Bei Tates Blick, der über seinen Körper glitt, zuckte sein Schwanz, aber bevor er die Einladung in Tates Augen annahm, wollte er etwas.

„Kann ich Ihnen helfen?“, fragte er, als würde er einen Fremden begrüßen.

Tate sah verdammt heiß aus mit seinem roten Motorradhelm in der einen Hand und der offenen Lederjacke über der After Hours Uniform. Er lächelte, machte aber keinen Schritt auf Logan zu. Er lehnte sich mit der Schulter an den Türrahmen und checkte Logan weiter stumm ab.

Bei seinem Blick spürte Logan, wie ihm das Blut in den Schwanz schoss. Aber statt zu tun, was er wollte, und Tate zu berühren, wartete er ab. Bis Tate endlich sprach, schienen nicht Sekunden, sondern Minuten vergangen zu sein.

„Ich weiß nicht. Es sieht eher so aus, als könnte ich Ihnen helfen.“

Logan zuckte lässig mit den Schultern und schüttelte den Kopf. „Das kann sein, aber wissen Sie, ich nehme keine Hilfe von Fremden an. Nicht mehr.“

„Fremde sind wir wohl kaum mehr. Aber vielleicht sind Sie ja so alt, dass Sie all die schmutzigen Details vergessen haben.“

Arschloch.

„Ich erinnere mich an alle Details, vielen Dank auch. Aber ich glaube, Sie haben etwas Wichtiges vergessen, während Sie damit beschäftigt waren, schmutzig zu sein.“

Tate fuhr sich mit der Zunge über die Lippe, beugte sich vor und sagte selbstbewusst: „Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich nichts von Ihnen ausgelassen habe, jedes Mal, wenn wir zusammen waren.“

Auf halbem Weg zwischen Erregung und purer Frustration gab Logan klein bei. Wenn Tate in einer seiner HeißmacherStimmungen war, hatte er keine Chance, irgendwo anzukommen.

„Fick dich, Morrison. Jetzt sag mir verdammt noch mal deinen Namen.“

„Rate.“

Logan hob eine Augenbraue, als sich Tate vom Türrahmen abstieß und einen Schritt auf ihn zumachte. Er machte sich nicht die Mühe zu fragen, ob er eintreten durfte. Er wusste bereits, dass Logan ihn wollte. Er ging an Logan vorbei Richtung Wohnzimmer. Logan schloss die Tür hinter ihm. Er nahm den Geruch von Rasierwasser und Leder wahr.

„Raten soll ich, ja?“

Tate sah ihn an und grinste selbstgefällig. „Genau. Rate.“

Logan ging barfuß zu der Couch, auf der er gesessen hatte, Tate zog seine Jacke aus, und Logan setzte sich hin.

„Harry.“

Tate erstarrte mit der Jacke in der Hand. „Sehe ich aus wie jemand, der Harry heißt?“

„Wie zum Teufel soll ich das wissen? Für mich siehst du aus wie jemand, der Tate heißt.“

Logan machte eine Pause und betrachtete Tates schwarze Weste, die Krawatte und das weiße Hemd. „Mein Tate.“

Tate warf seine Jacke über die Sofalehne und streifte sich die Schuhe ab. „Setz nicht deinen Charme ein, damit ich es dir sage.“

„Möchtest du damit ausdrücken, dass ich charmant bin?“, fragte Logan zum zweiten Mal an diesem Tag. Er drehte sich zu Tate um.

„Nein. Ich sagte, du solltest nicht versuchen, es zu sein. Es stimmt einfach nicht. Du wirkst viel besser, wenn du ruhig und bescheiden bist.“

„Klugscheißer!“, spottete Logan.

Tate knöpfte die Weste auf. „Ja, vielleicht, aber besser ein Klugscheißer als ein Dummkopf, oder?“

„Okay, okay. Lass mich mal überlegen, welchen Namen ich rufen will, wenn du …“

„Wehe, du beendest diesen Satz!“

Logan schloss die Augen und probierte ein paar Namen durch. Aber er konnte sich beim besten Willen nicht an den Namen auf Tates Akte erinnern, und das machte ihn echt stinkig.

Tate setzte sich neben ihn aufs Sofa. Logan drehte den Kopf und sah erwartungsvolle Augen und Bartstoppeln, die er gern mit der Zunge nachfahren wollte.

„Tut mir leid, Tate, aber es ist mir scheißegal, wie andere Leute dich nennen. Für mich wirst du immer Tate sein.“

Tate hatte Krawatte und Weste ausgezogen, die beiden oberen Knöpfe seines Hemdes geöffnet und zog das Hemd jetzt aus dem Bund seiner aufgeknöpften Hose.

„Das gefällt mir.“ Er machte es sich auf dem Sofa gemütlich und schloss die Augen, erschöpft von seiner Schicht.

Logan musste selbst ein Gähnen unterdrücken. Er zog Tate am Arm zu sich, bis er an Logans Seite gedrückt saß.

„Was gefällt dir?“

„Dass es dir scheißegal ist, was die anderen denken.“

Logan begann mit Tates Locken zu spielen, die an seiner Schulter kitzelten.

„Blödsinn. Als wir uns das erste Mal gesehen haben, hast du es gehasst.“

„Nein, es hat mir immer gefallen.“

„Nur dann nicht, wenn es sich auf dich bezog“, witzelte Logan. „Okay, wie ist es mit David?“

Tate schüttelte den Kopf. „Nö. Erinnerst du dich wirklich nicht?“

Logans Augen verengten sich. „Offensichtlich nicht. Wie ist es mit Lance, Blake, Todd?“

„Nein, nein und nein. Na komm schon. Glaubst du wirklich, meine Mutter würde mich Todd Tate nennen?“

Logan zwirbelte mit den Fingern Tates Locken, die er gerade kraulte, dann glättete er sie und senkte den Kopf, sodass sein Mund an Tates war. „Sag ihn mir. Den Namen“, verlangte er.

Es gefiel Logan, wie Tate auf ihn reagierte: Er öffnete den Mund und sah ihn herausfordernd an. „Bring mich dazu.“

Logan warf Tate auf den Rücken und umfasste sein Gesicht, senkte dann den Kopf und presste seine Lippen fest auf Tates. Mit der Zunge fuhr er über den Spalt. Als Tate den Mund öffnete, ließ Logan seine Zunge hineinschlüpfen und ihn schmecken.

Ahh. Da war der Zimtgeruch. Da der entfernte Geruch nach Tabak. Logan stöhnte, als Tate die Hüften an seinen rieb. Und da ist Tate.

Bevor Tate weitermachen konnte, zog sich Logan jedoch zurück und stellte sich neben das Sofa. Tate stützte sich langsam auf die Ellbogen und beugte fragend den Kopf.

„Ich habe es dir gesagt“, erklärte Logan. „Ich werde keinen Sex haben mit jemandem, dessen Namen ich nicht kenne.“

„Ohh, deine Moralvorstellungen. Du hast recht. Die sind sehr wichtig.“

Tate ließ sich zurück aufs Sofa fallen. Als er seine Hose öffnete, ließ er Logan nicht aus den Augen. „Du willst mir also sagen, dass du die ganze Nacht neben mir im Bett liegen, mich nicht anfassen und keinen Sex mit mir haben wirst?“

Logan legte die Hände unten auf die Hüften und nickte. „Du weißt, ich bin in der Lage, mich zu beherrschen.“

Er verfolgte Tates Bewegungen mit den Augen. Tate setzte sich auf, knöpfte sein Hemd ganz auf und wand sich heraus. Er warf es aufs Sofa, machte einen Schritt auf Logan zu und legte ihm eine Hand auf die Brust.

„Ich habe nie gesagt, dass du das nicht bist.“

„Du glaubst nicht, dass ich das kann. Du glaubst nicht, dass ich dir widerstehen kann?“

Tate fuhr mit den Fingern zum Bund von Logans Jogginghose. Er fingerte an dem Gummizug herum und sah Logan sehr selbstgefällig an. „Nein, das glaube ich nicht. Aber ich schätze, wir werden das bald herausfinden, oder?“

Schweigend sah Logan zu, wie Tate um ihn herum und dann durch den Flur Richtung Schlafzimmer ging. In der Tür blieb er stehen, schob sich die Hose und die Boxershorts über die Hüften und stieg hinaus.

Logan zuckte zusammen und rieb sich seinen Ständer. Der Mistkerl würde ihn noch völlig verrückt machen, bevor er nachgab. Wenn sich Tate etwas in den Kopf setzte, konnte er verdammt stur sein.

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Tate fühlte sich verdammt großartig, als er in Logans Bett stieg und zur Tür sah. Es war immer aufregend, Logan zu übertrumpfen. Das geschah nicht oft, aber wenn er es endlich geschafft hatte, den Mann sprachlos zu machen, fühlte es sich jedes Mal an, als hätte er ordentlich etwas geleistet.

Jedenfalls, bis er sich an seinen Tag erinnerte.

Er hatte mehrere Anrufe von seiner Familie ignoriert und das Unvermeidliche aufgeschoben. Seine Entschuldigung war, dass er sich einen Tag Zeit geben wollte. Einen Tag, um herauszufinden, wie genau er seiner Schwester erklären konnte, was sie gesehen hatte.

Tate war sich nicht sicher, was er sagen wollte, aber er wusste, er musste etwas sagen, und zwar bald. Er konnte sich nicht ewig verstecken, auch wenn er sich enorm angestrengt hatte, das Thema beiseitezuschieben.

Als sich dieser unerwünschte Gedanke in seinem Kopf festsetzte, kam Logan in den Raum und ging zu seiner Seite des Bettes. Er blieb stehen, schob die Daumen in den Hosenbund und betrachtete Tate.

„Du siehst verdammt gut aus in meinem Bett.“

Bei diesen Worten wurde Tate klar: Wie könnte ich je leugnen, was ich für ihn empfinde?

„Ist das so?“

Er hatte sich noch nie so stark zu jemandem hingezogen gefühlt wie zu dem Mann, der ihn gerade ansah. Aber er musste über vieles nachdenken, und das auf die lange Bank zu schieben, würde nichts Gutes bewirken. Es war besser, sich einfach damit auseinanderzusetzen … Ja gut, sagen wir in einer Minute.

Logan schob sich die Hose über die Hüften und wollte gerade die Brille absetzen, als sich Tate auf seine Seite des Bettes rollte. „Nein.“

Er ließ die Brille auf, zog die Bettdecke zurück, legte sich auf seine Seite und stützte den Kopf in die Hand, sodass er Tate ansehen konnte.

„Ich mag deine Brille. Du wirkst so seriös, wenn du sie trägst.“

„Das heißt, ich sehe nicht seriös aus, wenn ich sie nicht trage?“

Tate rollte sich auf den Rücken und betrachtete intensiv die Decke. „Nein. Wenn du sie nicht trägst, siehst du …“

Logan senkte den Kopf und liebkoste Tates Ohr.

„Ja?“

Tate drehte sich zu ihm. Die blauen Augen sahen ihn intensiv an. „Sexy aus. Als könntest du in Sekundenschnelle in Schwierigkeiten geraten. Hör auf“, sagte er seufzend, als Logans Lippen seinen Hals berührten. „Ich kann nicht denken, wenn du das tust.“

„Mit Brille auf bin ich also weniger sexy und es ist leichter, mit mir zu reden? Gut zu wissen. Ich schätze, ich muss mir Kontaktlinsen kaufen.“

„Nein.“ Tate stöhnte. Logan nackt an sich gepresst zu spüren, machte es nicht einfacher, mit ihm zu reden. Es machte Tate nur richtig geil.

„Was dann?“

„Mit Kontaktlinsen ist es sehr viel weniger wahrscheinlich, dass du … ich weiß nicht … irgendwas machst.“

Logan lachte dröhnend, und Tate streckte die Hand aus und schubste ihn an der Schulter.

„Ich meine das ernst.“

„Ja, das sehe ich“, antwortete Logan und hörte auf zu lachen. „Deine Laune hat sich gerade komplett umgekehrt.“

Tate blieb stumm und starrte vor sich hin.

Logan hatte die Nachttischlampe angelassen. Es war ruhig im Raum, und sie wussten beide ganz genau, woran Tate gerade dachte.

„Hast du deine Mom heute angerufen?“

Die Art, wie Logan fragte, verriet Tate, dass die Antwort zu hören ihn genauso nervös machte, wie es Tate nervös machte, die Antwort zu geben.

Als Tate angekommen war, war sein erster Gedanke gewesen, ein wenig zu spielen. Vielleicht konnten sie einfach sagen, zum Teufel mit all den Problemen, und wie die Wilden vögeln. Aber am Ende wollte Tate ernsthaft sein, und er wollte, dass Logan das auch wollte. Es zu wollen und es zu werden, war jedoch gar nicht so einfach, und er fragte sich, wie zum Teufel das Leben eigentlich so kompliziert geworden war.

„Tate?“

Tate schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe sie nicht angerufen.“

Logan sagte nichts. Er strich sich nur die Haare aus der Stirn.

„Aber sie hat mich angerufen. Ein paar Mal.“

Sie lagen im Bett und sahen sich an. Das Schweigen war greifbar. Tate wusste nicht, was er sagen sollte. Logan öffnete den Mund und schlug vor: „Wenn es für dich leichter ist, es zu leugnen …“

„Sei still.“ Tate wusste, es zu leugnen war nicht die richtige Reaktion.

„Ich sage ja nur …“

„Ja, aber hör auf. Ich werde sie nicht anlügen. Ich brauche nur verdammt noch mal Zeit, um mir zu überlegen, was ich ihnen sagen will.“ Tate schloss die Augen und versuchte nachzudenken.

Innerhalb von zwei verdammten Wochen war sein gesamtes Leben den Bach runtergegangen. Wie zum Teufel … Er spürte Logans warme Lippen auf seiner Stirn, und Logan zog ihn näher zu sich, sodass er in seiner Armbeuge lag. Und Tate wurde klar: Es war ihm scheißegal, was die Leute dachten.

„Nimm dir so viel Zeit, wie du brauchst“, flüsterte Logan liebevoll.

Er überraschte Tate immer wieder. Tate legte ihm eine Hand auf die Brust. Er spürte Logans regelmäßigen Herzschlag. „Ich heiße William“, sagte Tate leise. Logan bewegte sich leicht. Tate legte den Kopf schief, sodass er zu ihm hochsehen konnte. „William Tate Morrison.“

Logan sagte nichts. Er nahm seine Brille ab, streckte sich, legte die Brille auf das Nachtschränkchen und machte das Licht aus. Als er es sich wieder bequem machte, streichelte er Tate übers Haar. Das war eine neue, vertraute Gewohnheit von ihm geworden.

„Das ist ein sehr anständiger Name, Mr. Morrison. Er gefällt mir.“

Tate grinste. „Tatsächlich?“

„Ja, das tut er.“ Tate dachte, Logan würde ihn jetzt herumrollen und sich mit ihm beschäftigen, aber Logan erstaunte ihn erneut. „Jetzt schlaf, es ist spät.“

Als Tate einschlief, hatte er zum ersten Mal in seinem Leben das Gefühl, dass er genau dort war, wo er sein sollte. Und es war ihm völlig egal, was die Leute darüber dachten.

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Am nächsten Morgen stand Logan in der Küche, machte sich einen Kaffee und dachte über die vergangene Nacht nach.

William. Darauf wäre er nie gekommen. Das war ein würdevoller Name, ein …

„Logan?“

… sexy Name.

Tate kam aus dem Schlafzimmer, die Jeans an, aber noch offen.

„Hmm?“, war alles, was Logan herausbrachte, während er sich seine blaue Krawatte band. Tate stellte sich neben ihn.

„Du bist früh auf, sogar für deine Verhältnisse. Es ist noch nicht mal hell.“

Logan drehte sich zu der Kaffeemaschine aus Edelstahl um und drückte den Knopf fester als nötig.

„Ich konnte nicht schlafen“, gab er zu. Er war selbst überrascht darüber. Vergangene Nacht war er verdammt müde gewesen.

„Viel nachgedacht?“

Logan sah ihn an. „Ja, William. Ich habe gerade jede Menge zum Nachdenken.“

Tate verdrehte die Augen und lehnte sich gegen die Küchentheke. „Der einzige Mensch, der mich William nennen darf, ist meine Mom.“

Logan schob die Finger in Tates Hosenbund und zog ihn näher zu sich. „Ich darf das jetzt auch.“

Tate stützte sich mit der Hand auf der Küchentheke ab.

„Nein, darfst du nicht.“

Logan ließ den Kaffee Kaffee sein, machte einen Schritt auf Tate zu und drehte ihn um, sodass sein Hintern gegen die Theke gedrückt wurde. Er schob seine Finger durch die Gürtelschlaufen der Jeans, sah ihm in die Augen und stieß hart mit den Hüften zu.

„Doch, William.“ Logan grinste. „Es ist, als wäre ich mit jemand völlig Neues zusammen. Jemand … der verfeinert wurde.“

Er schob die Hände in die Taschen von Tates Jeans und umfasste seine Erektion. Tate öffnete den Mund und lehnte den Kopf nach hinten gegen den Küchenschrank. Logan konnte nicht widerstehen, beugte sich vor und leckte über Tates Kiefer bis zu seinem Ohr.

„Ahh, fuck, Logan.“

Logans Schwanz pochte bei dieser Einladung. Er biss Tate in die Nase und nahm die Hand weg.

„Vielleicht heute Abend. Fürs Erste musst du es dir selbst machen.“

Er küsste einen Pfad von Tates Hals über die Schulter bis zu seiner Brust, um dann in seinen Nippel zu beißen. Tate stützte sich mit einer Hand auf der Theke ab, Logan packte seine Jeans an beiden Seiten, zog sie runter und kniete sich auf den Küchenfußboden.

Er umschloss Tates Schwanz mit den Fingern und fuhr mit der Zunge über die geschwollene Spitze. Tate gab ein kehliges Stöhnen von sich. Logans Mund verzog sich zu einem verschlagenen Grinsen, und er sah, wie Tate seinen Körper anspannte, bereit für einen sinnlichen Angriff.

Als könnte Tate sehen, dass Logan ihn beobachtete, sah er zu ihm herunter und fragte: „Warum hörst du auf?“

Er küsste Tates Hüftknochen und fuhr mit den Zähnen über die straffe Haut. „Ich wollte sichergehen, dass ich deine Aufmerksamkeit habe, William.“

Tates Hand kam zum Vorschein und zog Logans Kopf zurück, sodass er zu ihm hochsehen musste.

„Ich habe dir gesagt, du sollst mich nicht so nennen.“

Logan zeigte keine Reue. Er wusste, dass sein Blick selbstgefällig war.

„Und ich habe dir gesagt, es gibt nur eine Möglichkeit, mich zum Schweigen zu bringen.“

„Ja, das hast du.“

Mit der anderen Hand umfasste Tate Logans Gesicht und dirigierte ihn zu seinem steifen Schwanz.

Logan zögerte nicht. Er liebkoste und saugte am untersten Ende von Tates Schaft, der an seiner Wange ruhte. Mit der Zunge begann er ihn ein wenig zu quälen, indem er kurz leckte und dann mit den Lippen saugte. Tate schob seine Hüften nach vorn auf der Suche nach mehr, und schließlich nahm Logan die gesamte Schwanzspitze in den Mund. Ein Fluch löste sich aus Tates Kehle. Logan schloss die Augen, als Tates Finger fest in seine Haare griffen. Jetzt endlich schob er seine Lippen langsam über Tates harten Schwanz.

Fuck, ja, benutz mich. Ein Laut der Zustimmung entfuhr ihm, als Tate das Tempo vorgab.

Er strich mit den Händen über die Rückseiten von Tates festen Oberschenkeln und drückte seine Pobacken zusammen, wobei Tate weiter in seine Kehle stieß. Logan grub die Finger in Tates muskulöse Arschbacken und genoss es, dass sich Tate ihm nun völlig hingab.

Tate hatte Logan eine Hand auf den Hinterkopf gelegt, mit der anderen streichelte er weiter Logans Gesicht, als wollte er ihn massieren, damit er keine Kiefersperre bekäme. Aber das stand nicht zu befürchten.

Sein Kiefer war locker und in guter Verfassung, wenn es darum ging, Tate zu verwöhnen.

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Logan würde ihn auf angenehme Art fertigmachen, bevor es sieben Uhr morgens war.

Tate sah noch einmal auf ihn hinunter, nur um sicherzugehen, dass er sich das nicht einbildete. Nein, das tat er nicht.

Logan kniete vor ihm, in seinem gebügelten weißen Hemd, der grauen Anzughose und mit einer hellblauen Krawatte. Er lutschte Tates Schwanz, als hätte er alle Zeit der Welt.

Tate wusste, er hatte Logans perfekt gestylte Frisur durcheinandergebracht. Aber als sich Logan kurz von ihm zurückzog, um seinen Schwanz zu befreien, bevor er ihn wieder in den Mund nahm, war es ihm scheißegal. Er fuhr gerade mit den Fingern über Logans Kiefer und mit den Fingerballen an seiner Brille entlang, als Logan einen Finger zwischen seine Arschbacken gleiten ließ.

Himmel. Als wäre das, was er tat, nicht schon heiß genug! Zu sehen, wie der fürs Büro angezogene Logan bereit war, Scheiß drauf zu sagen und ihn scharfzumachen, machte Tate völlig verrückt. Auch die Brille war ein netter Anblick, und es war klar, dass Logan sein Argument von der vergangenen Nacht unterstreichen wollte. Die Tatsache, dass er sie aufhatte, bedeutete einen Scheißdreck, wenn es darum ging, sich zu nehmen, was er wollte.

„Ja“, zischte Tate, als Logans Finger gegen seinen hinteren Eingang drückten und dann über die angespannte Haut zwischen seinen Eiern strichen. „Genau so … ahh“, stöhnte er, während Logan rieb und saugte, bis Tate die Kontrolle verlor.

Er nahm Logans Kopf in beide Hände, rief fluchend seinen Namen und kam heftig in Logans begierigen Mund.

„O Gott, Logan. Verdammte Scheiße.“

Ohne dass es ihm bewusst war, ließ er seine Hand sanft durch Logans Haar gleiten.

„Mhmm. Wenn du nicht aufhörst, mich zu kraulen, ziehe ich dich zu mir runter und schwänze die Arbeit.“

Tate sah den Mann an, der zu ihm hochschaute. Er wollte Logan sagen, wie er sich fühlte. Er wollte ihm sagen, dass, seit sie sich begegnet waren, alles viel intensiver und viel verzehrender war. Aber als Logan leise lächelte, aufstand und eine Hand auf seine Erektion drückte, wusste Tate, dass dies nicht der richtige Zeitpunkt war.

„Ich muss jetzt wirklich gehen.“

Tate zog seine Jeans hoch und machte den Reißverschluss zu. Logan küsste ihn schnell auf den Mund. Er schmeckte leicht seinen eigenen Geruch und fragte sich, wann das zu einem solchen Antörner für ihn geworden war.

Es gelang ihm, Logan die Reisetasse zu reichen, die Logan immer benutzte, und er sah zu, wie Logan nach der Kanne griff, um den Kaffee einzugießen.

„Also …“ Tate unterbrach sich, als Logan ihm einen glühenden Blick zuwarf.

„Ja?“

„Sehe ich dich heute Abend?“

Logan hob eine dunkle Augenbraue. „Würdest du mich denn gern sehen?“

Tate betrachtete den beinahe perfekt zurechtgemachten Anwalt und senkte langsam den Kopf. „Ja, das würde ich gern.“

„Dann kann ich das wohl einrichten.“

Logan richtete die Krawatte, setzte die Kaffeetasse an den Mund und hielt inne. Er sah Tate unverwandt an, senkte die Hand mit der Tasse, leckte sich über die Lippen und zwinkerte Tate zu.

„Das hier ist die einzige Art, auf die ich Sahne im Kaffee mag.“

Tate öffnete den Mund, schloss ihn aber wieder. Logan brachte es immer noch fertig, ihn mit seiner unzensierten Seite – der Seite, nach der Tate zu verlangen begann – zu schockieren.

Er sah schweigend zu, wie Logan zum Sofa ging, sich vorbeugte, um seine Aktentasche zu nehmen, die danebenstand, und dann zur Tür ging.

„Logan?“, rief er, als Logan gerade an der Tür ankam.

„Ja?“

„Soll ich irgendwas Bestimmtes machen, wenn ich gehe? Du weißt schon, abschließen oder so.“

Logans Gesichtsausdruck war voller Lust und voller Versprechungen. „Wer hat gesagt, dass du gehen musst?“

Tate erwiderte nichts und dachte über eine Antwort nach. Es war das erste Mal, dass Logan darauf anspielte, dass er länger bleiben sollte als bis zum Morgen danach. Es fühlte sich alles sehr … richtig an.

Zum Glück fiel es Logan nie schwer, das Schweigen zu überbrücken.

„Ich persönlich denke ja, es wäre etwas verdammt Besonderes, wenn du bleiben würdest.“ Er öffnete die Tür und ging hinaus. Dann rief er noch: „Wenn du doch gehst, zieh die Tür einfach zu. Bis heute Abend, William!“

Vorlauter Scheißkerl. Tate musste gegen seinen Willen grinsen.

Wie zum Teufel konnte ich je glauben, ich könnte ihm widerstehen?

Er hatte überhaupt keine Chance gehabt.

Kapitel 3

Tate sah sich in dem leeren Wohnzimmer um und dachte über Logans Bemerkung nach. „Ich persönlich denke ja, es wäre etwas verdammt Besonderes, wenn du bleiben würdest.“

Was hatte er damit gemeint? Dass Tate heute bleiben sollte? Über Nacht? Für immer?

Himmel. Wenn er nicht bald aufhörte, jeden Mist zu Tode zu analysieren, würde er noch durchdrehen. Vorher war alles gut gewesen … Bevor seine Schwester sie beim Rumknutschen in Logans Büro erwischt hatte und bevor er sich Logan hingegeben hatte – und Logan hatte ihn ganz eindeutig genommen.

Seitdem fühlte sich Tate … ängstlich und nicht im Gleichgewicht.

Er wusste, dass er Logan wollte, und er war kein Mensch, der sich selbst belog. Also war er ehrlich genug, zuzugeben, dass der Gedanke daran, seiner Familie von sich und Logan zu erzählen, ihm leichte Übelkeit verursachte.

Er goss sich einen Kaffee ein und stellte sich an die Schiebetür, die zu Logans Balkon führte. Der Balkon, den er in ihrer ersten Nacht betreten hatte, als Logan ihn um den Verstand gebracht hatte – und einiges mehr.

Die Sonne war endlich aufgegangen und schien zwischen all den Hochhäusern in der Nachbarschaft hindurch. Tate fuhr sich mit der Hand durchs Haar, was ihn daran erinnerte, wie Logan mit seinen Locken spielte.

Als könnte Logan nichts dagegen tun, hatte er jedes Mal seine Hände in Tates Locken, wenn er sich neben ihn setzte. Tate liebte das sehr. Während er dabei war, Logan kennenzulernen, hatte er ein paar Dinge über sich selbst herausgefunden. Vor allem, dass es in Ordnung war, nachzugeben und jemand anderem die Kontrolle zu überlassen. Er genoss es sogar, dass er nicht immer die Kontrolle hatte.

Man hatte ihm stets vorgeworfen, stur zu sein, und er wusste, das stimmte. Aber wenn er mit Logan zusammen war, wollte er in den meisten Fällen nachgeben. Der Mann war verdammt hartnäckig, und er hatte eine unheimliche Art, jemanden zu zermürben.

Es gab sicher Menschen, denen das nicht gefiel, aber Tate fand es … liebenswert.

Im Gegensatz zu Tates Exfrau war Logan nicht der Typ, der einlenkte und auf etwas, das er wollte, verzichtete. Er war eher der Typ, der am Ball blieb und es bis zum Ende austrug. Das musste man ihm lassen.

Seit Logan gegangen war, war etwa eine Stunde vergangen, und Tate hatte gerade den zweiten Kaffee getrunken. Er stellte den Becher in die Spüle, als sein Handy klingelte. Ein vertrauter Ton. Er sah zu seiner Jacke, in der das Handy steckte und beschloss, dass es an der Zeit war, sich wie ein Mann zu benehmen.

Er ging zum Sofa, schob die Hand in die Jackentasche und griff nach dem Handy. Er zog es hervor, betrachtete den Namen auf dem Display, hielt sich das Handy langsam ans Ohr und hatte keine Ahnung, was er sagen sollte.

„William?“, hörte er die Stimme seiner Mutter.

Tates Herz begann zu rasen. Er stützte sich auf der Rückseite von Logans Couch ab und atmete zitternd ein.

„William? Bist du da?“

Tate schloss die Augen, schluckte und nickte. Als keine Antwort kam, wurde ihm klar, dass er gar nichts gesagt hatte.

Er räusperte sich und versuchte es noch einmal. „Ja, ich bin da.“

„Wo warst du denn? Ich habe versucht, dich zu erreichen.“

„Ja, ich weiß, ich habe die Nachrichten erhalten.“

Es entstand eine Pause. Tate hörte Geraschel. Er fragte sich, ob seine Mutter vielleicht von einem Raum in einen anderen gegangen war, damit sie ungestört war.

„Und warum hast du mich dann nicht zurückgerufen?“

„Mom …“, begann er, wusste aber nicht recht, wie er weitermachen sollte.

Er drehte sich um, lehnte sich gegen die Rücklehne des Sofas und rieb sich übers Gesicht. Er hatte noch gar nichts gesagt, was Konsequenzen haben würde, aber er fühlte sich jetzt schon schrecklich unwohl.

„Ich muss mit dir und Dad reden.“

Er wartete auf ihre Antwort. Das Schweigen hing unangenehm zwischen ihnen. Als seine Mutter endlich etwas sagte, wusste Tate, dass das Gift, das Jill und Diana versprüht hatten, bereits seine Wirkung zeigte.

„Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist.“

Tate griff nach seiner Jacke, zog eine Schachtel Zigaretten heraus und schob den Deckel hoch. „Warum sollte das keine gute Idee sein? Du hast gerade gefragt, warum ich dich nicht zurückgerufen habe. Und ich dachte, das bedeutet, du willst mit mir reden.“