Die Klinik am See – 4 – Eine Lawine kam ins Rollen

Die Klinik am See
– 4–

Eine Lawine kam ins Rollen

Veras unbedachte Tat hatte schwere Folgen

Britta Winckler

Impressum:

Epub-Version © 2016 KELTER MEDIA GmbH & Co. KG, Sonninstraße 24 - 28, 20097 Hamburg. Geschäftsführer: Patrick Melchert

Originalausgabe: © KELTER MEDIA GmbH & Co.KG, Hamburg.

Internet: http://www.keltermedia.de

E-mail: info@kelter.de

Dargestellte Personen auf den Titelbildern stehen mit dem Roman in keinem Zusammenhang.

ISBN: 978-3-74092-010-4

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»Es wird langsam Zeit, Fräulein Doktor«, erinnerte Dr. Hendrik Lindau lächelnd seine Tochter Astrid an die Pflicht und deutete auf die Uhr an der Wand. »Ich jedenfalls bin mit dem Frühstück fertig und abfahrbereit.«

Astrid Lindau nickte nur und trank genießerisch ihren Morgenkaffee aus. Für sie war diese Morgenstunde, in der sie mit ihrem Vater zusammen in der Küche des Doktorhauses das Frühstück einnahm, die schönste des Tages. In der Klinik gab es nicht viel Gelegenheit zu einer zwar kurzen, aber gemütlichen Plauderei. Nicht nur ihr Vater war als Chefarzt der Klinik am See tagsüber voll beansprucht. Auch sie selbst als Leiterin der seit einigen Monaten fertiggestalteten und voll eingerichteten Kinderabteilung, die inzwischen schon zu 80% von kleinen Patienten belegt war, hatte den ganzen Tag über alle Hände voll zu tun. Ihr war klar, daß man gerade bei Kindern – mehr noch als bei Erwachsenen – mehr Zeit aufbringen mußte, nicht nur für Untersuchungen und Behandlungen, sondern auch für tröstende und aufmunternde Plaudereien. Die kranken Kinder mußten das Gefühl haben, gut aufgehoben zu sein, sie mußten spüren, daß man sich wirklich mit ihnen abgab, damit sie wieder gesund werden.

Für Astrid, die junge Kinderärztin, waren solcherart Bemühungen keineswegs eine Last. Im Gegenteil – es erfüllte sie immer wieder mit Genugtuung und Freude, wenn sie sah, daß ihre kleinen Patienten auflebten, sie vertrauensvoll aus großen Augen anblickten, wenn sie mit ihnen sprach.

»Hast du heute irgendwelche Problemfälle zu behandeln?« fragte Dr. Lindau in die kurzen Gedankengänge seiner Tochter hinein.

»Eigentlich nicht«, erwiderte Astrid. »Das heißt …«, korrigierte sie sich sofort, »… gestern habe ich ein fünfjähriges Mädchen hereinbekommen … eine Tonsillitis, die nicht sehr gut aussieht.«

»Komplikationen?« Fragend sah Hendrik Lindau seine Tochter an.

»Ein Mandelabszeß, fürchte ich«, erwiderte die junge Medizinerin. »Ich will das nachher gleich nochmals untersuchen. Wenn meine Diagnose stimmt, dann mache ich eine Mandelausschälung.«

»Allein?«

Astrid schüttelte den Kopf. »Mit Doktor Hoff zusammen«, antwortete sie leise.

»Sehr vernünftig«, anerkannte Dr. Lindau und erhob sich. »Tja, ich schlage vor, daß wir losfahren«, fügte er hinzu. »Wenn wir von unseren Mitarbeitern Pünktlichkeit erwarten, dann sollten wir Vorbild dafür sein.«

Minuten später waren Vater und Tochter bereits auf der Fahrt in die Klinik am See. »Was macht eigentlich dein Verlobter?« fragte Dr. Lindau unvermittelt. »Er hat sich schon seit drei Wochen nicht mehr sehen lassen.«

»Dienst, Paps, und immer wieder Dienst«, antwortete Astrid. »Letztes Wochenende, als ich bei ihm war, wurde er sogar geholt, obwohl er freihatte.«

»Das sind nun einmal die Schattenseiten unseres Berufes«, entgegnete Dr. Lindau lächelnd. »Daran wirst du dich noch gewöhnen.«

»Mir bleibt auch keine andere Wahl«, gab Astrid zurück. »Aber nun dauert es ja nicht mehr sehr lange«, fuhr sie fort. »In zwei Monaten läuft Alexanders Vertrag in München ab.«

»Ja, dann kommt er zu dir in deine Abteilung«, meinte Astrids Vater.

»Apropos Kinderabteilung – du bist dort die Leiterin. Bleibst du das auch, wenn Alexander da ist?« fragte er.

Astrid zögerte mit der Antwort. »Ich denke doch«, sagte sie dann aber leise. »Jedenfalls noch so lange, wie ich noch nicht seine Frau bin.«

»Aha, und wann bitte wird das sein?« wurde Dr. Lindau neugierig. »Hoffentlich recht bald.«

Astrid warf ihrem Vater einen erstaunten Blick zu. »Weshalb hast du es denn so eilig, mich unter die Haube zu bekommen?« fragte sie.

Ihr Vater feixte. »Weil ich die Großvaterfreuden nicht als Mummelgreis erleben möchte«, erwiderte er.

»Paps, so egoistisch kenne ich dich ja gar nicht«, konterte Astrid. »Das klingt ja so, als ob du mir meine Freiheit nicht mehr lange gönnst.« In ihren Augen blitzte es belustigt auf.

»Du meinst die Freiheit von der Ehe.« Dr. Lindau lachte leise. »Rechne einmal nach, mit wieviel Jahren deine Mutter diese sogenannte Freiheit aufgegeben hat, um meine Frau zu werden. Und sie hat es bis zu ihrem Tod nie bereut.« Dr. Lindaus Gesicht verdüsterte sich ein wenig, als er an Ellen, an Astrids so frühzeitig verstorbene Mutter dachte.

Astrid wußte genau, was in ihrem Vater jetzt vorging. Liebevoll streichelte sie seine rechte Hand, die das Lenkrad festhielt.

»Paps«, sagte sie mit verhaltener Stimme, »ich verspreche dir, daß du noch in der Blütezeit deiner Mannesjahre Großvater wirst. Zufrieden?« Ein schelmisches Lächeln huschte um ihre Mundwinkel. Errötend wandte sie den Kopf zur Seite.

»Ich war noch nie unzufrieden mit dir und bin es auch jetzt nicht, Astrid«, gab Dr. Lindau lächelnd zurück. »Auch zufrieden?« fügte er fragend hinzu.

»Ich bin froh, daß es dich gibt, Paps«, war Astrids Antwort. In ihren Augen war plötzlich ein samtener Glanz.

Dr. Lindau erwiderte nichts darauf. Er lenkte den Wagen auf den Parkplatz neben der Klinik und stieg aus.

Astrid folgte dem Beispiel des Vaters. An seiner Seite betrat sie wenig später die Klinik. In der Halle trennte sie sich von ihm. »Wir sehen uns mittags«, rief sie ihm zu. Mit elastischen Schritten ging sie in Richtung Kinderstation davon.

Stolz zeigte sich in den Augen Dr. Lindaus, als er seiner Tochter nachsah. Erst als sie aus seinem Blickfeld verschwunden war, setzte er seinen Weg zu seinem Büro fort.

»Guten Morgen, Stäuberlein«, begrüßte er gutgelaunt im Vorzimmer seine Sekretärin.

Marga Stäuber strahlte ihren Doktor an und gab den Gruß zurück. Sie hörte es gern, wenn er sie in dieser Weise ansprach. Für sie war diese Art der Anrede ein Beweis dafür, daß er sie mochte und daß sie – nun ja – daß sie eben dazugehörte. »Sie werden schon erwartet, Herr Doktor«, meldete sie.

»Von wem?«

»Von einer Frau … hm … vielleicht auch Fräulein …« Marga Stäuber zuckte mit den Schultern. »Jedenfalls heißt die Dame Sabine Drost.«

»Jung oder alt?« wollte Dr. Lindau wissen.

»So um die Mitte Dreißig etwa …«

»Also jung«, murmelte der Chefarzt. »Und weiter?« fragte er. »Was will die Dame? Woher kommt sie? Ist sie aus Auefelden?«

»Sie hat nur gesagt, daß Sie mit Ihnen sprechen möchte«, antwortete die Sekretärin. »Es sei wichtig und dringend, hat sie nur gesagt.«

»Wo ist sie?«

»Im Wartezimmer.«

»Haben wir noch mehr Patienten?«

»Zwei vom Ort«, erwiderte Marga Stäubler. »Deren Karteikarten habe ich bereits auf Ihren Schreibtisch gelegt.«

»Danke, Frau Stäuber.« Dr. Lindau sah auf die Uhr. »Geben Sie bitte durch, daß ich in einer halben Stunde mit der Visite beginne!« bat er und verschwand in seinem Büro, das ihm gleichzeitig auch als Sprechzimmer diente. Hinter seinem Schreibtisch sitzend nahm er sich zuerst das Rapportbuch vor und blätterte es durch. Zufrieden nickte er, als er keine negativen Eintragungen über die vergangene Nacht fand.

In diesem Augenblick betrat durch eine andere Tür seine Assistentin Bettina Sieber das Zimmer. »Guten Morgen, Herr Doktor«, grüßte sie freundlich. Sie trat an den Schreibtisch und legte einige Papiere vor Dr. Lindau hin. »Die Befunde der Laboruntersuchungen, die Sie heute haben wollten«, sagte sie.

»Ach ja, ich erinnere mich«, entgegnete Dr. Lindau. »Ich sehe sie mir nachher gleich an.«

»Brauchen Sie mich jetzt?« wollte Bettina Sieber wissen. »Wenn nicht, so würde ich gern die anderen Analysen im Labor …«

»Machen Sie ruhig im Labor weiter, Fräulein Sieber«, fiel Dr. Lindau seiner Assistentin ins Wort. »Zuerst aber bitten Sie die Dame mit dem Namen Drost herein. Sie sitzt im Wartezimmer.«

»Sofort.« Die Assistentin öffnete die Tür zum Wartezimmer.

»Bitte, Frau Drost …«, rief sie der Frau freundlich zu und deutete einladend zum Sprechzimmer.

Sabine Drost kam dieser Aufforderung sofort nach und stand Sekunden darauf vor dem Schreibtisch des Klinikchefs.

Dr. Lindau hatte sich erhoben. Er nickte der sich entfernenden Bettina Sieber kurz zu, bot dann seiner Besucherin einen Platz an und setzte sich wieder. »Sie wollten mich sprechen. Frau … hm, oder muß ich Fräulein sagen … Frau Drost?« ergriff er dann sofort das Wort.

»Frau, Herr Doktor«, gab die Besucherin mit einem schwachen Lächeln zurück. »Ich bin geschieden«, fügte sie leise hinzu.

»Womit kann ich Ihnen helfen, Frau Drost?« wurde Dr. Lindau sachlich. »Kommen Sie als Patientin zu mir?«

»Ja und nein, Herr Doktor«, kam die Antwort. »Ich hoffe aber, sehr bald Ihre Patientin zu werden.«

Fragend sah Dr. Lindau die junge Frau an, die keinen schlechten Eindruck auf ihn machte. Er schätzte sie auf Mitte Dreißig. Ihre Kleidung verriet guten Geschmack. Sie wirkte gepflegt. Dunkles welliges Haar umrahmte ihr ovales Gesicht, in dem zwei grünlich schimmernde Augen das Aparte dieses Gesichtes noch unterstrichen.

Sabine Drost wich dem forschenden Blick des Arztes nicht aus. »Ich möchte Kinder bekommen, Herr Doktor«, stieß sie hervor.

Aha, mal etwas anderes, ging es Dr. Lindau durch den Sinn. Sonst kamen oft Frauen oder Mädchen zu ihm, die das Gegenteil wollten – nämlich keine Kinder bzw. die Verhinderung der Geburt eines bereits gezeugten neuen Lebens. »Ein durchaus verständlicher Wunsch einer jungen Frau«, entgegnete er. »Was aber hindert Sie daran?« fügte er fragend hinzu.

Sabine Drost zögerte ein wenig.

»Weil ich in Kürze heiraten werde«, erwiderte sie dann leise.

»Ich fürchte, ich verstehe Sie nicht ganz«, gab Dr. Lindau lächelnd zurück.

»Sind Sie krank? Haben Sie etwa ein Leiden, das eine Unfruchtbarkeit bewirkt?«

»Weder noch, Herr Doktor.« Sabine Drost suchte nach richtigen Worten. »Die Sache ist die«, kam es dann aber etwas verhalten über ihre Lippen, »daß ich mich vor Jahren habe sterilisieren lassen, weil mein geschiedener Mann keine Kinder haben wollte und ich mich seinem Wunsch gefügt habe, weil … weil … ich ihn eben so sehr liebte und ihn nicht verlieren wollte.«

»Das scheint dann aber doch der Fall gewesen zu sein, wenn ich Sie richtig verstanden habe, Frau Drost.« In den Augen des Klinikleiters zeigte sich Interesse.

»Ja, leider«, gestand die Besucherin. »Die Gründe unserer Scheidung dürften Sie kaum interessieren.«

Dr. Lindau begann etwas zu ahnen. »Nun aber haben Sie einen anderen Mann gefunden, den Sie lieben und der Kinder haben möchte, vermute ich«, sagte er und sah die junge Frau prüfend an.

Die nickte. »So ist es«, gestand sie. »Wir lieben uns und wollen in Kürze heiraten«, fuhr sie fort. »Thomas ist ein Kindernarr und hat mir mehr als deutlich zu verstehen gegeben, daß er nur eine Frau heiraten würde, die ihm mindestens zwei Kinder schenkt.«

Verstehend blitzte es in den Augen Dr. Lindaus auf. »Die Sie ihm nun aber nicht schenken können«, meinte er.

»Genau«, bestätigte Sabine Drost. »Ich habe jetzt Angst, Thomas zu verlieren, wenn … wenn …« Sie wußte nicht weiter.

»Ich verstehe«, entgegnete Dr. Lindau ernst. »Ich vermute, daß Ihr Verlobter nichts von der Sterilisation weiß.«

»… und er darf es auch nicht wissen, Herr Doktor«, stieß die Besucherin erregt hervor. »Thomas hat da seine eigenen Ansichten. Aber ich liebe ihn.«

»Er Sie auch?« fragte Dr. Lindau.

»Sehr«, versicherte Sabine Drost. »Wenn ich ihm aber vor der Heirat sage, daß ich mich habe sterilisieren lassen, wird er mich bestimmt fallen lassen. Sage ich aber nichts und werde trotzdem seine Frau, dann käme ich mir wie eine Betrügerin vor, und die Ehe würde zerbrechen, wenn sie kinderlos bliebe.« Bittend sah sie Dr. Lindau an. »Sie müssen mir helfen, Herr Doktor«, flüsterte sie. »Ich habe von Ihnen und Ihrer Klinik gehört und gelesen. Deshalb bin ich zu Ihnen gekommen, weil ich glaube, daß nur Sie mich wieder zu einer vollwertigen Frau machen können, die Kinder bekommen kann.«

Hinter der Stirn des Klinikleiters arbeitete es. »Frau Drost, es ehrt mich, daß Sie solches Vertrauen zu mir haben«, sagte er, »wobei ich allerdings darauf hinweisen möchte, daß es noch mehr Ärzte in unserem Lande gibt, die Ihnen mit Erfolg helfen können.«

»Ich möchte aber, daß gerade Sie mir helfen, Herr Doktor. Bitte!« Die grünlich schimmernden Augen der jungen Frau bekamen einen feuchten Glanz.

Dr. Lindau ahnte, was in dieser Frau vorging, die einmal aus Liebe zu einem Mann auf das Glück der Mutterwerdung verzichtet hatte, die jetzt aber dieses Glück brauchte, um nicht ein zweites Mal in ihrer Liebe enttäuscht zu werden. Er konnte sich sehr gut in die Lage dieser Frau versetzen.

»Frau Drost«, ergriff er das Wort, »Sie möchten also, daß ich die Sterilisation bei Ihnen rückgängig mache, wenn ich Sie richtig verstanden habe.«

»Ja, ich bitte Sie darum, Herr Doktor.«

»Ist Ihnen klar, daß das ein schwieriger Eingriff ist, dessen Ausgang ungewiß ist?« fragte Dr. Lindau.

Sabine Drost nickte. »Das weiß ich«, erwiderte sie.

»Ich möchte Sie nicht im unklaren lassen«, redete Dr. Lindau fast beschwörend auf seine Besucherin ein, »und Ihnen sagen, daß die bei der damaligen Sterilisation durchtrennten Eileiter, wieder zusammengefügt werden müßten. Das aber ist eine riskante Sache und bedeutet präziseste Arbeit mit mikrochirurgischen Methoden. Einen Erfolg, wie Sie ihn sich wünschen, kann ich Ihnen aber nicht garantieren.«

»Ich weiß das, Herr Doktor.« Sabine Drost atmete tief durch. »Trotzdem will ich es wagen«, fügte sie mit einer erstaunlichen Entschlossenheit hinzu. »Ich muß eine solche Chance einfach wahrnehmen. Verstehen Sie das denn nicht?«

»Doch, sehr gut sogar«, versicherte Dr. Lindau.

»Und?« Nur dieses eine Wort kam über die Lippen der jungen Frau, aber es beinhaltete Verzweiflung ebenso wie Hoffnung.

Dr. Lindau kämpfte einen kurzen Kampf mit sich aus. Natürlich wollte er, wenn möglich, dieser jungen Frau helfen. Die Frage war nur, ob er sich eine solche Art von Operation zutrauen durfte. Ein einziges Mal hatte er bei einem solchen Eingriff assistiert – damals, als er sich zum Facharzt hatte ausbilden lassen. Konnte er es wagen? »Ja«, gab er sich laut die Antwort, »ich werde mein möglichstes tun, um Ihnen zu helfen. Wenn Sie trotz des genannten Risikos den Mut zu einem solchen Eingriff aufbringen, dann soll es nicht an mir scheitern.«

»Danke, vielen Dank, Herr Doktor.« Sichtlich erleichtert atmete Sabine Drost auf. »Wann?« fragte sie leise.

Dr. Lindau überlegte kurz. »In zwei oder drei Tagen«, erklärte er dann. »Ich muß das erst mit meinen Ärzten und mit unserem Chirurgen besprechen. Außerdem sind noch einige Untersuchungen nötig. Hm, wo wohnen Sie eigentlich?« warf er die Frage auf.

»In Bad Tölz«, kam die Antwort.

»Und Ihr Verlobter? Auch in Tölz?«

»Nein, Thomas hat seine Praxis in Bad Aibling«, entfuhr es Sabine Drost.

Dr. Lindau horchte auf. »Praxis?« fragte er. »Ist Ihr Verlobter Rechtsanwalt?«

»Er … er … ist … Arzt«, antwortete die Besucherin stockend.

Dr. Lindau stutzte. Verwundert sah er die junge Frau an. »Trotzdem kommen Sie zu mir?« fragte er. »Weshalb wenden Sie sich dann nicht an Ihren Verlobten, wenn er Arzt ist?«

»Thomas ist nur praktischer Arzt«, erwiderte Sabine Drost, »der von Frauenleiden wenig versteht. Außerdem …«, sie sah Dr. Lindau ein wenig hilflos an, »… er soll es doch nicht wissen.«

Dr. Lindau begriff das Dilemma seiner Patientin. »Eine letzte private Frage noch, Frau Drost – heißt Ihr Verlobter etwa Sutter?«