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Weihnachten
kann kommen

Die Kommission hatte sich zur Beratung zurückgezogen, und Dr. Eberhard Pauker lud die Schüler zu einem Punsch auf den Weihnachtsmarkt ein.

„Ihr habt eure Sache großartig gemacht“, lobte er und prostete dem Schulorchester zu.

Auch Frau Müller-Riebensehl hob ihre dampfende Tasse und sah die Klasse wohlwollend an. „Die Aufführung war sehr gelungen. Ich bin stolz auf euch.“

Moni stieß Florian in die Seite. „Den Tag streiche ich mir im Kalender an.“

Marita kicherte. „Ich glaub’s nicht. Daran werde ich sie vor der nächsten Mathearbeit erinnern!“

Florian zog sich den Turban vom Kopf. „Aber ohne die Tiere hätte es nicht halb so gut ausgesehen.“

Bibi warf einen Blick auf den kleinen Stall in der Mitte der Bühne. „Höchste Zeit, dass die nach Hause kommen.“

Der Esel, die Schafe und die Kamele kauten genüsslich ihr Abendheu.

„Das haben sie sich mehr als verdient“, nickte Moni.

„Eene meene Prickelbrause, Tier samt Stall zurück nach Hause. Hex-hex!“

Nach dem „Plingpling“ war nicht einmal mehr ein Strohhalm zu sehen.

Da trat die Kommission auf die Bühne.

„Neustadt hat einen ganz besonderen Weihnachtsmarkt“, verkündete der erste Mann und reichte das Mikrofon an seinen Kollegen weiter.

„Nicht nur das Krippenspiel mit den echten Tieren war äußerst beeindruckend. Auch die Beleuchtung stach uns ins Auge. Insbesondere der frei schwebende Rentierschlitten.“

Eddi Eddison bekam rote Wangen, freute sich über den Zwischenapplaus des Publikums und verbeugte sich in alle Richtungen.

Der Bürgermeister drängte sich auf die Bühne und strahlte die Kommission an. „War diese Idee nicht grandios? Ja, ich weiß, ich bin unschlagbar.“

Der dritte Mann nahm das Mikrofon, und dann wurde es mucksmäuschenstill auf dem Marktplatz. „Hiermit erkläre ich Neustadt zur schönsten Weihnachtsstadt der Region!“

Das Publikum brach in Jubel aus. Karla Kolumna machte ein Foto vom Bürgermeister, der stolz die Urkunde entgegennahm. Dann eilte sie auf die Bühne und nahm das Mikrofon in die Hand. „Sensationell! Ich bedanke mich auch im Namen der Neustädter Zeitung ganz herzlich für die Auszeichnung.“

Die Herren der Kommission nickten ihr zu.

Karla wandte sich an die Zuschauer: „Unser lieber Herr Bürgermeister hat eine ganz und gar wundervolle Idee, was er mit der Siegprämie machen möchte.“

Auf dem Marktplatz herrschte gespannte Stille.

Karla stieß den Bürgermeister mit dem Ell bogen in die Seite. Er hüstelte verlegen, rückte seinen Orden zurecht, sagte aber nichts.

„Zu Weihnachten möchte unser liebes Stadtoberhaupt alle mit einem Geschenk bedenken", fuhr Karla daher fort und strahlte die neugierigen Neustädter von der Bühne an. „Der Bürgermeister wird Schlitten für alle spendieren!“ Das Publikum applaudierte, die Kinder fielen sich in die Arme.

„Das werden tolle Weihnachtsferien“, rief Bibi ihren Freunden zu.

Die Klasse führte einen kleinen Freuden tanz auf.

Karla flüsterte dem Bürgermeister zu: „Was für eine Schlagzeile: Bürgermeister macht jedem Neustädter ein Weihnachtsgeschenk.“

Das Gesicht des Bürgermeisters erhellte sich. Er nahm Karla das Mikrofon aus der Hand. „Richtig. Meine Idee: Schlitten für alle! Frohe Weihnachten wünsche ich ganz Neustadt!“

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Impressum

Ungekürzte E-Book-Ausgabe der bei SchneiderBuch, Egmont Verlagsgesellschaften mbH erschienenen Buchausgabe:
©2013 KIDDINX Studios GmbH, Berlin
Lizenz durch KIDDINX Media GmbH
Lahnstraße 21, 12055 Berlin

Redaktion KIDDINX Studios: Susanne Stephan
ISBN der E-Book-Ausgabe: 4033694130063
E-Book-Produktion: datagrafix inc. 2013

Print-Ausgabe: © 2012 für die Buchausgabe bei SchneiderBuch verlegt durch Egmont Verlagsgesellschaften mbH, Gertrudenstraße 30-36, 50667 Köln
Text: Michaela Rudolph
Titelbild und doppelseitige Innenillustrationen: Linda Kohlbaum
Illustrationen auf den Datumsseiten: KIDDINX Studios GmbH
Titelgestaltung: musterfrauen, Berlin
ISBN der Druckausgabe: 978-3-505-13131-8

Auch als Hörbuch-Download erhältlich

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Malicias Auszug

Das Meer toste und warf große, schaumbedeckte Wellen gegen die Felsen, auf denen der baufällige Leuchtturm stand. Fast schien es, als würde ihn der Wind jeden Augenblick umblasen. Aus dicken Wolken wirbelten weiße Schneeflocken.

Malicia saß bibbernd in ihrem zugigen Leuchtturm und setzte sich eine feuerrote Wollmütze auf ihre pechschwarzen Haare. „Bei dem Wetter kann ich mir gleich einen Heizpilz hexen oder einen Skianzug! Ich erfriere bald.“

„Skianzug.“ Kakadu Curiosus flatterte um ihren Kopf.

„Dieses Wetter ist unerträglich.“ Malicia fröstelte. „Aber bis ich aus dieser Bruchbude ein kuscheliges Zuhause gehext habe, vergehen Jahre!“

Die Schneeflocken wirbelten in das bröckelige Gemäuer.

„Jahre, Jahre!“, wiederholte Curiosus.

Der Wind heulte und drückte das klapprige Fenster auf. Das kleine Feuer im Kamin erlosch augenblicklich. Malicia zog ihren Fellmantel enger um ihr rotes Kleid und versuchte, das Fenster zu schließen. Krack. Der Griff sprang ab, Curiosus flatterte erschrocken auf und suchte Schutz unter einem zerschlisse nen Sofakissen. Ein Schwall Schneeflocken wehte ins Zimmer.

„Was für eine Zumutung! Hier steht bald kein Stein mehr auf dem anderen, wenn der Sturm nicht aufhört“, schimpfte Malicia. „So geht das nicht weiter.“

„Weiter“, krächzte Curiosus unter dem Kissen hervor.

Malicia überlegte. „Hier können wir jeden falls nicht bleiben.“ Ihre schwarzen Augen funkelten. Sie schnappte sich mit vor Kälte zitternden Fingern ihre Hexenkugel. „Es gibt doch bestimmt einen gemütlicheren Ort als diesen hier. Was hältst du von einer warmen Winterbleibe?“

Neugierig kam der Kakadu unter dem Kissen hervor. „Winterbleibe!“

Malicia beugte sich über die Kugel. „Eene mene von hier fort, zeig mir einen schön’ren Ort. Hex-hex!“

Ein leises „Plingpling“ war zu hören. Neugierig flatterte Curiosus auf ihre Schulter und spähte in die Kugel. Das Glas färbte sich dunkel, Nebelschwaden drehten sich in einem schnellen Wirbel, und schemenhaft tauchte das winterliche Neustadt in der Hexenkugel auf.

Die Buden des Weihnachtsmarkts waren vor dem festlich geschmückten Rathaus aufgebaut, in einem großen Kessel brodelte warmer Punsch, am Maronistand wurde das Gas unter einer eisernen Pfanne angezündet, das Karussell drehte sich erst langsam, dann immer schneller.

„Wie entzückend“, entfuhr es Malicia.

„Entzückend“, krächzte Curiosus.

Malicia nickte langsam. „Hier ist es viel zu ungemütlich. Wir reisen ab, sofort.“

Sie wollte keine Zeit verlieren und packte ihre Reisetasche. Die Hexenkugel und ihr Hexbuch durften natürlich nicht fehlen.

„Man weiß ja nie, was einen erwartet“, murmelte Malicia und verstaute die Kugel und das Buch in der Tasche. Dann quetschte sie noch ein paar Dosen ihrer Kräutersammlung hinein und schloss mit Mühe die Schnallen.

„Eene meene guter Rat, die Tasche hat nun Kleinformat. Hex-hex!“

Es machte „Plingpling“, und die vollgestopfte Reisetasche sah aus wie ein Puppentäschchen. Malicia schnappte sich ihren Umhang und den Hexenbesen Toxikata. Curiosus war schon am Fenster.

„Eene meene grünes Moos, Toxikata, fliege los. Hex-hex!“

Die kleine Reisetasche baumelte am Besen, als Malicia, gefolgt von Curiosus, in den Schneesturm hinausflog.

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Der
Weihnachtsmarkt

Ganz Neustadt war in großer Aufregung. Auf dem Weihnachtsmarkt herrschte reges Treiben, und es lag Spannung in der Luft. Schon am nächsten Tag sollte die feierliche Eröffnung stattfinden. Über dem Eingang des Markts stand in leuchtenden Buchsta ben: Willkommen auf dem Neustädter Weihnachtsmarkt.

Das Rathaus wurde von bunten Strahlern erhellt und leuchtete abwechselnd grün, gelb, rot und blau wie eine geheimnisvolle Burg. Letzte Verzierungen wurden an den Buden angebracht, Tannenzweige mit bunten Weihnachtskugeln angenagelt, Krippen dekoriert und Engelchen mit Flügeln auf die schneebedeckten Dächer gesetzt. Es duftete nach gebrannten Mandeln und Zuckerwatte.