Foto: Thorsten Karrer
Julian Eichhoff (Jahrgang 1979) studierte und promovierte im Maschinenbau in Aachen. Er fotografiert seit 2004 und hat sich als leidenschaftlicher Biker in den letzten Jahren auf Motorradfotografie spezialisiert. Dort deckt er alle Themen von Porträt-, Studio- bis hin zur Actionfotografie ab. Charakteristisch für seinen fotografischen Stil sind der intensive Einsatz von Blitzlicht sowie die Kombination von Blitz- und Tageslicht. Seit 2010 schreibt er auf seinem Blog Lumenatic.com regelmäßig zu fotografischen Themen. Dabei zeigt er nicht nur die Fotos, sondern erzählt auch deren Entstehungsgeschichte. Julian Eichhoff ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt in Hannover. Hauptberuflich arbeitet er im Sondermaschinenbau.
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Bikes on Location, im Studio und in Bewegung
Dr.-Ing. Julian Eichhoff
http://Lumenatic.com
julian@lumenatic.com
Lektorat: Rudolf Krahm
Copy-Editing: Petra Kienle, Fürstenfeldbruck
Satz: Birgit Bäuerlein
Herstellung: Susanne Bröckelmann
Umschlaggestaltung: Helmut Kraus, www.exclam.de
Druck und Bindung: Schleunungdruck GmbH, Marktheidenfeld
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN:
Print 978-3-86490-506-3
PDF 978-3-96088-223-7
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Wieblinger Weg 17
69123 Heidelberg
Sämtliche Kennzeichen der in diesem Buch gezeigten Motorräder sind verändert worden. Die Thematik der Kennzeichen in der Motorradfotografie wird in Abschnitt 10.4.4 ausführlich behandelt.
Die Nennung von Marken- oder Modellnamen von Motorrädern, Kameras oder Softwarepaketen stellt weder ein Arbeitsverhältnis, eine Kooperation, Sponsoring oder sonstige vertragliche Bindung mit einem Hersteller oder Händler dar. Die Wiedergabe von Marken-, Gebrauchs- und Handelsnamen, Warenbezeichnungen und Logos (zum Beispiel Motorradmarken oder -modelle) in diesem Buch hat nur beschreibenden Charakter. Die Markenrechte liegen bei den jeweiligen Inhabern.
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Sei immer Du selbst.
Es sei denn, Du kannst Batman sein.
Dann sei immer Batman.
(Autor unbekannt)
Ein riesengroßes Dankeschön geht an …
Danksagung
Kapitel 1
Einleitung
Kapitel 2
Die Ausrüstung
2.1Eine Kamera aussuchen
2.2Eine kleine Artenkunde der Kamerasysteme
2.2.1Kompaktkameras
2.2.2Spiegelreflexkameras (DSLR)
2.2.3Spiegellose Systemkameras
2.2.4Smartphones
2.2.5Actionkameras
2.3Wie viele Megapixel sind genug?
2.4Grundlegendes über Objektive
2.5Stative
2.6Blitzgeräte
Kapitel 3
Die Belichtung
3.1Belichtungszeit
3.2Blende
3.3ISO (Sensorempfindlichkeit)
3.4Belichtungsmessung
3.5Belichtungsmodi
3.6Belichtungskorrektur
3.7RAW und JPG
3.8Farbtemperatur und Weißabgleich
Kapitel 4
Motorradporträts on Location
4.1Die Location
4.1.1Locations finden
4.1.2Location Scouting
4.2Beleuchtung
4.2.1Natürliches Licht
Morgens
Mittags
Sonnenuntergang und abends
Die »blaue Stunde«
4.2.2Kunstlicht
Bildbesprechung: Beleuchtung mit verfügbarem Laternenlicht
4.2.3Blitzlicht
Das inverse Quadratgesetz (Lichtintensität und Abstand)
Lichtformer
Die Lichtrichtung in der Motorradfotografie
Bildbesprechung: Das Gegenlicht, das keines ist
4.2.4Mischlicht
Farbabweichungen
Tages- und Blitzlicht ausbalancieren
Kurzzeitsynchronisation (das Tageslicht aussperren)
4.3Bildbesprechung: Blaue Stunde und Blitzlicht
4.4Trainingsblock I: Licht und Beleuchtung
4.4.1Training I: Motorrad unter einer Straßenbeleuchtung
4.4.2Training II: Tief stehendes Sonnenlicht
4.4.3Training III: Beidseitiges Blitzen
Lichtrichtung
Lichtintensität
4.4.4Training IV: Blitzlicht und die blaue Stunde
4.5Die Bildgestaltung
4.5.1Trennung von Vordergrund und Hintergrund
4.5.2Der goldene Schnitt (die »Drittelregel«)
4.5.3Die goldene Spirale
4.5.4Rahmen
4.5.5Führende Linien
4.5.6Die Perspektive
4.5.7Brennweite vs. Bildwirkung
Weitwinkelbrennweite
Normalbrennweite
Telebrennweite
4.5.8Spiegelungen
Schwarzer Lack und verchromte Oberflächen
Spiegelung im Wasser
Bildbesprechung: Spiegelung in einer Pfütze
4.5.9Trainingsblock II: Bildgestaltung
Training I: Die Drittelregel
Training II: Führende Linien
Training III: Symmetrie
Training IV: Rahmung
Training V: Zuschnitt
4.6Posing von Maschine und Fahrer
4.6.1Frontal- und Heckansicht
4.6.2Seitenansicht
4.6.3Viertelprofil
4.6.4Bike und Biker fotografieren
4.6.5Training: Posing und Perspektive
4.7Die Details
4.7.1Training: Detailaufnahmen
4.8Lichtmalerei
4.8.1Figuren und Formen malen
4.8.2Mit nur einer Lichtquelle beleuchten
4.8.3Flächige Muster mit Lichtmalerei erstellen
Bastelprojekt: Selbst gebauter LED-Lichtstab
Die Edellösung: Programmierbare LED-Leuchten
4.8.4Motorradscheinwerfer
4.8.5Training Lichtmalerei I: Mit einer Taschenlampe ausleuchten
4.8.6Training Lichtmalerei II: Figuren und Formen zeichnen
4.8.7Training Scheinwerfer, Strahlenkränze, Blendenflecke
Kapitel 5
Studiofotografie
5.1Aufbau eines Studios
5.2Fotografieren im Studio
5.3Spiegelungen
5.4Pseudo-Studiofotografie mit nur einem Blitz
5.5Studiofotos mit mehreren »virtuellen« Blitzen
5.6Training Studiofotografie
5.7Training Beleuchtung: Einzelner Blitz
Kapitel 6
Motorräder in Bewegung
6.1Der Einfluss der Belichtungszeit
6.1.1Mitzieher
6.1.2Feststeher
6.2Fotografieren vom Straßenrand aus
6.3Schräglage
6.4Gekippter Horizont
6.5Bike-to-Bike-Fotografie
6.6Bildbesprechung: Motorrad auf der Landstraße
6.7Training Bewegung I: Mitzieher
6.8Training Bewegung II: Schrägstellung der Kamera
Kapitel 7
Motorradshootings planen und durchführen
7.1Motorräder finden
7.2Ein Motorradshooting planen und durchführen
7.2.1Vorbereitung
7.2.2Planen der Tageszeit
7.2.3Während des Shootings
7.2.4Was tun, wenn es nicht klappt
7.3Quellen der Inspiration
7.4Bildbesprechung: Die persönliche Note
Kapitel 8
Reisefotografie
8.1Ausrüstung
8.2Vorbereitung
8.3Während der Reise
8.4Georeferenzierung
8.5Selbstporträts
8.6Mit dem Smartphone fotografieren
8.6.1Training: Bessere Fotos mit dem Handy aufnehmen
8.7Fotografieren mit Actionkameras
Kapitel 9
Modelle fotografieren
9.1Studiofotografie mit Modellen
Kapitel 10
Die Bilderflut beherrschen
10.1Auswahl, Bewertung und Dateiablage
10.2Nachbearbeitung
10.2.1Training: RAW-Entwicklung
10.3Export
10.3.1Wasserzeichen und Signaturen verwenden
10.3.2Die eigene Unterschrift als Wasserzeichen
10.4Präsentation und Veröffentlichung
10.4.1Online-Veröffentlichung
10.4.2Abzüge, Ausdrucke und Co
10.4.3Bildrechte
10.4.4Datenschutz und Kennzeichen
10.5Bilderklau und wie man damit umgehen kann
10.6Datenarchivierung und Backupstrategien
Motorräder in diesem Buch
Index
Motorräder sind viel mehr als nur ein Vehikel, um von A nach B zu gelangen. Sie symbolisieren Freiheit, Individualität und Leidenschaft. Das Fahrerlebnis auf einem Motorrad ist ungefiltert: Man erlebt das Fahren ohne die abgeschlossene Atmosphäre einer Fahrgastzelle, das Beschleunigen und Abbremsen und vor allem das Durchfahren von Kurven wird intensiver und mit dem gesamten Körper wahrgenommen. Das Lieblingsspielzeug der Deutschen ist dem Volksmund nach zwar das Auto, aber Biker sind ein nochmal spezielleres Völkchen. Die Maschine wird gehegt und gepflegt, getunt und individualisiert. Jeder Motorradfahrer ist stolz auf sein Bike und möchte es daher im besten Licht erscheinen lassen.
In Deutschland sind über 4 Mio. Motorräder zugelassen und ca. 16 Mio. Personen besitzen einen Motorradführerschein. Rechnet man jetzt noch hinzu, dass es mehrere Millionen begeisterte (Amateur-) Fotografen in Deutschland gibt, verwundert es schon fast, dass sich aus diesem großen Pool an aktiven Fotografen und Motorradfahrern nicht schon längst eine größere Schnittmenge gefunden hat. Mit diesem Buch möchte ich den Leser einladen, sich auf die wundervolle Reise der Motorradfotografie zu begeben. Ein Motorrad ansprechend zu fotografieren und effektvoll zu inszenieren, ist gar nicht so schwer, wenn Sie die Grundregeln von Belichtung und Komposition verstanden haben. Wie positioniert und beleuchtet man ein Motorrad mit verschiedenen Lichtquellen und wie gestaltet man ein ansprechendes Bild? Was muss man bei der Organisation von Motorradshootings beachten? Wie kann ich auch mit einem Smartphone bessere Motorradfotos aufnehmen? All diese Fragen möchte ich in diesem Buch beantworten.
Dieses Buch richtet sich an zwei Zielgruppen: zum einen an Fotografen, welche sich die Motorradfotografie erarbeiten möchten, zum anderen an Motorradfahrer, die bessere Bilder von ihren Maschinen aufnehmen möchten, aber nicht unbedingt das nötige fotografische Vorwissen besitzen. Die Kapitel zu Ausrüstung und Belichtung richten sich daher eher an die zweitgenannte Zielgruppe, um ihr die notwendigen Grundlagen des fotografischen Handwerks zu vermitteln. Es folgen die drei Hauptgenres der Motorradfotografie: Porträts on Location (also »in der freien Wildbahn«), Porträts im Studio und Motorräder in Bewegung. Jedes Kapitel ist mit mehreren Trainings ausgestattet, um dem Leser die Möglichkeit zu geben, sich die Themen und Techniken Stück für Stück zu erarbeiten. Anschließend werden die Planung und Durchführung der Besonderheiten von Motorradshootings erklärt. Da Motorräder zum Fahren gebaut werden (und somit auch zum Reisen), darf ein Kapitel über Reisefotografie nicht fehlen. Ein spezielles Thema ist die anschließend behandelte Fotografie von Motorradmodellen. Aus klein mach groß – mit ein paar Techniken ist es möglich, ein Spielzeug wie ein echtes Motorrad aussehen zu lassen. Das Buch schließt mit dem großen Themenkomplex der Nachbearbeitung, Verwaltung und Präsentation der erstellten Fotos.
Eine Anmerkung zum Schreibstil: Biker duzen sich automatisch und ungeachtet des Alters, auch wenn sie sich nicht kennen (bei Fotografen ist es ähnlich, wenn auch nicht so ausgeprägt wie bei Motorradfahrern). Daher habe ich beim Schreiben überlegt, den Leser in diesem Buch auch zu duzen. Da dies nach dem Lesen eines Probekapitels auf Dauer aber etwas penetrant wirkte, habe ich einen Kompromiss gewählt. In den Kapiteln wird der Leser gesiezt, in den Trainings aber geduzt, um mehr Nähe bei den Übungen aufzubauen.
Beachten Sie beim Fotografieren von Motorrädern stets alle Verkehrsregeln und machen Sie nur Bilder, wenn dies ohne Gefahr für Sie, den Biker und andere Verkehrsteilnehmer möglich ist.
Der Autor sowie der Verlag können nicht für Unfälle und Schäden verantwortlich gemacht werden, die im Rahmen der Anwendung der im Buch gezeigten Aufnahmetechniken sich ereignen bzw. entstehen.
»Die Kamera ist nur ein Werkzeug« ist eine der am meisten strapazierten Weisheiten in der Fotografie. Dem gegenüber steht der Spruch, der alle Fotografen zum inneren Augenrollen veranlasst: »So eine tolle Kamera macht bestimmt gute Bilder!« Und doch: Beide Aussagen beinhalten etwas Wahrheit. Die Kamera ist in der Tat nur das Werkzeug, der Fotograf muss Belichtung und Komposition umsetzen. Es kommt darauf an, die verfügbare Ausrüstung richtig einzusetzen, unabhängig davon, ob es eine Einsteiger- oder Profikamera ist.
Der Umkehrschluss wäre: »Ausrüstung ist nicht wichtig, solange Können vorhanden ist.« Auch dies möchte ich nicht kommentarlos unterschreiben. Ich behaupte, dass Sie mit jeder derzeit am Markt erhältlichen Spiegelreflex- oder Systemkamera atemberaubende Motorradfotos kreieren können, sofern Sie das notwendige Können dazu haben. Aber es gibt eine untere Grenze. Wenn die Kamera zu einfach ist und zum Beispiel nur den Automatikmodus hat, einen minderwertigen Sensor oder eine sehr einfache Optik besitzt, dann wird es schwierig, auch mit noch so viel Können anspruchsvolle Fotografien zu erstellen. Die Wahrheit liegt also irgendwo in der Mitte. Eine High-End-Ausrüstung ist zwar kein Garant für atemberaubende Fotos, aber sie eröffnet die Möglichkeiten dafür. Es ist wenig Licht vorhanden? Ein empfindlicher Sensor und/oder ein lichtstarkes Objektiv ermöglichen die Aufnahme. Actionaufnahmen bei hoher Geschwindigkeit? Ein schneller Autofokus und eine hohe Geschwindigkeit bei Serienaufnahmen helfen.
Sie sollten daher in solide Ausrüstung investieren und nicht dem Reflex nachgeben, das billigste Angebot zu nehmen. Schauen Sie sich die Produkte im Laden an, probieren Sie die Gerätschaften aus. Lesen Sie Tests und Bewertungen, fragen Sie Freunde und Bekannte.
Es ist enorm wichtig, verschiedene Kameras auszuprobieren, bevor Sie sich für ein Modell entscheiden. Leihen Sie sich zum Beispiel eine Kamera von Freunden, gehen Sie in einen Laden und probieren Sie mehrere Modelle aus.
Wenn Sie frisch in die Fotografie einsteigen und sich erst einmal eine Grundausrüstung zulegen müssen, empfehle ich folgenden Umfang:
Falls es Ihr Budget zulässt, können Sie auch in eine erweiterte Grundausstattung investieren. Diese umfasst dann zusätzlich:
Die oben genannten Faktoren sind, bis auf die Frage nach dem Budget, »weiche« Faktoren, die keine endgültige Festlegung auf eine Kamera erlauben. Ich habe daher drei Muss-Kriterien gebildet, welche die Auswahl einschränken und somit erleichtern. Diese Kriterien sind mit folgender Frage im Hinterkopf gewählt worden: »Was muss eine Kamera bieten, damit man sich als Motorradfotograf weiterentwickeln kann?«
Warum sollte man nun in der Lage sein, das AF-System zu deaktivieren? Der Autofokus benötigt eine gewisse Lichtmenge, um arbeiten zu können. In Situationen mit wenig natürlichem Licht (wo zum Beispiel primär mit einem Blitz gearbeitet wird), kann es problematisch sein, ein scharfes Bild zu erhalten. Dann ist es sinnvoll, den Autofokus zu deaktivieren und manuell, gegebenenfalls unter Zuhilfenahme einer Taschenlampe, scharf zu stellen. Außerdem gibt es fotografische Techniken, welche das Übereinanderlegen und Zusammenrechnen mehrerer Bilder am Computer erfordern. Hier müssen immer die gleiche Schärfe und der gleiche Bildausschnitt vorliegen, was durch einen deaktivierten Autofokus ermöglicht wird.
Als Faustregel gilt, dass das Objektiv wichtiger ist als der Kamerabody. Das Objektiv sorgt für die optische Abbildung, der Sensor fängt diese »nur« ein. Die Paarung teures Objektiv – günstiger Kamerabody wird eine bessere Abbildungsleistung liefern als ein günstiges Objektiv an einem teuren Kamerabody.
Fachgerechte Handhabung und das gleiche Objektiv vorausgesetzt, produzieren Einsteigerkameras also nicht schlechtere Bilder als Profikameras. Bei Letzteren ist es allerdings so, dass sie durch die üppigere/bessere technische Ausstattung auch dann noch Bilder machen können, wenn die Einsteigerkamera aufgegeben hat, weil es zum Beispiel zu dunkel zum Fokussieren ist oder der Autofokus die fahrenden Motorräder nicht schnell genug erfassen kann. Die Unterschiede, welche sich dann im Preis der Kamera niederschlagen, finden sich zum Beispiel in folgenden technischen Details:
Bevor Sie sich für eine bestimmte Kamera entscheiden, müssen Sie sich für ein Kamerasystem entscheiden.
Der gemeinsame Nenner aller Kompaktkameras ist, dass das Objektiv fest verbaut ist und nicht ausgewechselt werden kann. Damit hören die Gemeinsamkeiten aber auch schon auf. Kompaktkameras sind am Markt in einer bunten Artenvielfalt vertreten. Es gibt sehr einfache Kompaktkameras, welche nur den Automatikmodus bieten (diese Modelle sind für den ambitionierten Motorradfotografen ungeeignet, siehe Abschnitt 2.1), aber auch komplexe und gut ausgestattete Modelle mit einem starken Zoom und schnellem Autofokussystem. Die meisten Kompaktkameras gestatten die volle Kontrolle über die Belichtungsparameter, was absolut essenziell ist, wenn Sie in der Fotografie Fortschritte machen möchten.
Die Abkürzung für digitale Spiegelreflexkameras lautet »DSLR« und steht für »Digital Single Lens Reflex«. Spiegel reflexkameras sind u. a. dadurch gekennzeichnet, dass sie ein Objektiv besitzen, welches austauschbar ist. Im Inneren der Kamera befindet sich ein Spiegel, welcher das Licht von der Linse auf ein Pentaprisma lenkt. Dort wird das Licht mehrfach umgelenkt, um am Ende durch das Okular auf das Auge des Fotografen zu treffen.
Das »Single« in der Abkürzung »DSLR« rührt daher, dass die ersten Spiegelreflexkameras zwei Objektive hatten. Eines projizierte das Bild über einen Spiegel auf die Mattscheibe, das zweite Objektiv war für die eigentliche Aufnahme des Bilds zuständig. Dies hatte den Nachteil, dass man nie exakt die Komposition auf den Film gebannt bekam, welche man im Sucher sah – da beide Objektive einige Zentimeter voneinander entfernt waren, war die Perspektive immer leicht verschoben.
Das Bild wird mit einer DSLR komponiert, indem man durch den Sucher blickt. Wenn der Auslöser gedrückt wird, klappt der Spiegel hoch und gibt den Weg für das Licht frei. Vor dem Sensor sitzen zwei sogenannte Vorhänge. Diese steuern die Belichtungszeit. Das Öffnen des ersten Vorhangs startet die Belichtung, am Ende der Belichtung läuft der zweite Vorhang hinterher und verdeckt den Sensor wieder. Zuletzt klappt der Spiegel wieder herunter und die Vorhänge gehen zurück in ihre Ausgangsposition.
Der Sensor einer üblichen Spiegelreflexkamera ist bis zu 36 × 24 mm groß. Dieses Format wird als »Vollformat« bezeichnet, da 36 × 24 mm dem Format des Dia-Negativfilms entspricht. Beachten Sie hierbei, dass die physikalische Sensorgröße (wie viele Millimeter breit und hoch) keine Aussage über die Anzahl der Pixel erlaubt. Vollformatsensoren können 18, 24 oder 36 Megapixel haben, kleinere Sensoren aber ebenso (die einzelnen Pixel sind dann kleiner).
Aus Kostengründen hat die Mehrzahl der Spiegelreflexkameras einen kleineren Sensor. Die Kantenlängen des Sensors sind dann um einen Faktor verkleinert, welcher bei Nikon zum Beispiel 1,5 beträgt (24 × 16 mm). Dieser Faktor wird »Crop-Faktor« genannt (Crop [engl.] = Beschnitt, zu Deutsch vielleicht »Ausschnittsvergrößerungsfaktor«). Der kleinere Sensor bewirkt, dass ein kleinerer Ausschnitt eines Bilds gezeigt wird, also als ob man weiter hineingezoomt hätte (siehe Abb. 2–6). Daher wird der Crop-Faktor oft auch »Brennweitenverlängerungsfaktor« genannt. Ein Foto mit 200 mm Brennweite an einem Sensor mit dem Crop-Faktor 1,5 würde somit einem Foto mit 300 mm Brennweite an einer Vollformatkamera entsprechen.
Spiegellose Systemkameras kombinieren die kleine Größe und das geringe Gewicht einer Kompaktkamera mit der Vielseitigkeit einer DSLR. Spiegellose Systemkameras haben austauschbare Objektive und benutzen, wie der Name schon verrät, keinen Spiegel. Das Licht fällt direkt auf den Sensor, das Bild wird am LCD-Display der Kamera oder im Sucher komponiert (der in diesem Fall auch ein kleines LCD-Display beherbergt, man spricht dann von einem elektronischen Sucher).
Durch den Wegfall des Spiegels können die Kameragehäuse deutlich kleiner und leichter gebaut werden, was die Kameras handlicher und komfortabler in der Benutzung macht. Besonders, wenn man mit dem Motorrad unterwegs ist, sind Gewicht und Platz ein Thema. Alleine aus diesem Grund kann eine spiegellose Systemkamera interessant für den angehenden Motorradfotografen sein.
Smartphone-Kameras sind zwar im Funktionsumfang beschränkt (Stichwort externe Blitzgeräte), aber an sich sehr leistungsfähig hinsichtlich Bildqualität und Schärfe. Außerdem ist es die »Immer dabei«-Kamera, da man das Telefon meist mit sich führt. Smartphones sind leicht und kompakt, die Auflösung der Sensoren reicht oftmals schon an die von Spiegelreflexkameras heran. Gehobene Smartphone-Modelle erfüllen sogar alle drei der vorher aufgeführten »Muss«-Kriterien (Kontrolle über Blende, Belichtungszeit und ISO-Wert; Aufnahme von RAW-Daten; schnelles Autofokus-System).
Ein bestechender Vorteil von Smartphone-Kameras ist, dass die Aufnahme, die Bearbeitung und das Veröffentlichen im Internet direkt durch ein Gerät erfolgen. Die Bildbearbeitung auf dem Telefon ist natürlich nicht mit den Möglichkeiten eines Bildbearbeitungsprogramms wie Photoshop an einem Desktop-Computer zu vergleichen, aber wichtige Korrekturen wie Weißabgleich, Beschneiden, Gerade ausrichten und sogar einfache Retuschen sind mit entsprechenden Programmen am Smartphone möglich.
Ein Nachteil von Smartphones hingegen liegt darin, dass man das Objektiv nicht wechseln kann und somit auf den Brennweitenbereich des eingebauten Linsensystems limitiert ist. Das Ansteuern von Blitzgeräten ist ebenfalls nicht möglich, was den Einsatz einer Smartphone-Kamera auf den Bereich mit verfügbarem Licht reduziert. Außerdem erfordert ein Smartphone meist ein Fotografieren mit »spitzen Fingern«, da das Telefon keine ergonomischen Griffe aufweist wie eine herkömmliche Kamera.
Fazit: Smartphone-Kameras sind eine sinnvolle Ergänzung der Hauptkamera in der Motorradfotografie. Making-of-Fotos und kleinere, einfachere Shootings (mit begrenzten technischen Möglichkeiten) lassen sich mit ihnen durchführen. Für dauerhaftes Arbeiten ist jedoch eine Kamera vorzuziehen, die mehr technische Möglichkeiten bietet und somit ein ernsthaftes Arbeiten ermöglicht.
In einem Buch über Motorradfotografie dürfen Actionkameras nicht unerwähnt bleiben. Diese extrem kleinen und leichten Kameras (siehe Abb. 2–9) können mit einer Vielzahl von Befestigungselementen fast überall am Motorrad (oder dessen Fahrer) angebracht werden und erlauben den einfachen Mitschnitt jeder rasanten Kurvenfahrt. In wasser- und staubdicht verschlossenen Gehäusen können sie auch bei Regen oder der Fahrt auf einer staubigen Piste eingesetzt werden.
Wenn Sie die in Abschnitt 2.1 aufgestellten Kriterien zur Auswahl einer Kamera für die Motorradfotografie beachten, werden Sie feststellen, dass Actionkameras die genannten Kriterien nicht erfüllen. Weder die Belichtungsparameter Blende, Belichtungszeit und ISO-Wert können individuell gesteuert werden, nur wenige Modelle können RAW-Dateien abspeichern. Des Weiteren sind in Actionkameras extrem weitwinklige Objektive (meist Fisheye-Optiken) verbaut, um ein großes Blickfeld beim Filmen abzudecken. Manche Modelle haben noch nicht einmal ein LCD-Display, mit welchem die Ausrichtung der Kamera geprüft oder ein Bild komponiert werden kann. Die Kamera wird nur grob ausgerichtet und die Aufnahme gestartet.
Trotz dieser Einschränkungen können Actionkameras auch in der Motorradfotografie eingesetzt werden. Die Weitwinkligkeit der Objektive und die geringe Größe der Kameras ermöglichen ungewöhnliche Perspektiven.
Wenn Sie sich intensiver mit dem Erstellen von Filmen mit einer Actionkamera beschäftigen möchten, dann empfehle ich Ihnen das Buch »GoPro! Mit Spaß und System zum spektakulären GoPro-Video« von Julian Breuer, erschienen im dpunkt.verlag.
Die GoPro Hero4 zum Beispiel (siehe Abb. 2–9) kann Fotos mit einer Auflösung von 12 Megapixeln aufnehmen. Des Weiteren besteht die Möglichkeit, Einzelbilder aus einem Video zu extrahieren. Bei FullHD-Videos (1.920 × 1.080 Pixel, ca. 2 Megapixel) ergibt dies nur sehr gering aufgelöste Fotos. In der 4K-Auflösung (4.096 × 2.160 Pixel) erhalten Sie ca. 8,8 Megapixel große Fotos. Neueste Actionkameras können auch in 8K-Auflösung filmen, was Bildern einer Kantenlänge von 7.680 × 4.320 Pixel, also ca. 33 Megapixeln entspricht.
Die Frage nach der Anzahl der Megapixel wird lebhaft diskutiert und mündet nicht selten in kleine fotografische Glaubenskriege. Vorab sei gesagt, dass ich keine Antwort auf die Frage in Form einer Zahl gebe. Die Frage nach der Anzahl der Megapixel hat keine »richtige« Antwort. Da Megapixel eine für jedermann verständliche Größe ist, wird diese Zahl in der Werbung oftmals hervorgehoben, als wenn die Anzahl der Bildpunkte sich 1:1 in Bildqualität umsetze. Dem ist jedoch nicht so. Aber: Viele Megapixel bieten gewisse Vorteile.