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Gerdien Jonker

»Etwas hoffen muss das Herz«

Eine Familiengeschichte
von Juden, Christen und Muslimen

 

 

 

 

 

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Dieses Buch ist

Franz Schubert (1797-1828)

gewidmet.

Emilia sang seine Lieder,

Rani pfiff sie nach,

Lisa trug Erlkönig bis nach Lahore,

Ich lauschte nach 80 Jahren dem Echo.

 

 

»Etwas wünschen und verlangen / Etwas hoffen muß das Herz /
Etwas zu verlieren bangen / Und um etwas fühlen Schmerz«.

Friedrich Rückert

Inhalt

Einleitung

Erinnerungslandschaften

Eine traditionelle jüdische Familie

»Wir wollen deutsch sein, sonst nichts«

Das Experiment mit dem Islam

Überleben im Nationalsozialismus

Auf der Suche nach einem Zuhause

Lisas Vermächtnis

Epilog: Was von der Geschichte übrig bleibt

Anmerkungen

Dank

Archive und Nachlässe

Bibliographie

Webseiten

Bildnachweis

Einleitung

Als Louis Oettinger 1866 seine Heimatstadt Marienwerder in Westpreußen verließ, empfing er vom Polizeimagistrat ein kurzes mit Stempeln versehenes Schreiben. Es bestätigte ihm, dass er am 10. August 1839 als Sohn des Kaufmanns Isidor Oettinger und seiner Ehefrau Bertha, geb. Lewinsohn, geboren wurde und dass diese Geburt in der jüdischen Gemeinde registriert worden war. Obwohl es kein offizielles Passdokument war, handelte es sich offensichtlich doch um eines, das für Louis große Bedeutung besaß. Jedenfalls bewahrte er es zeit seines Lebens auf. Nach seinem Tod ging es in den Besitz seiner Ehefrau Johanna über, die es ihrerseits, zusammen mit der Heiratsurkunde, dem einzigen Sohn Friedrich hinterließ. Zweifellos wusste Friedrich um die Bedeutung, die diese Dokumente für seine Eltern gehabt hatten. Nicht nur behielt er sie, er fügte auch jene hinzu, die seinem eigenen Leben eine entscheidende Wendung gegeben hatten, nämlich die Tauf- und Konfirmationsscheine, den Austrittsnachweis aus der jüdischen Gemeinde sowie den Brief des Arztes, der vom Tod seiner Mutter berichtete. Als Friedrich dann selber starb, fiel alles an seine Frau Emilia. Das war 1934 in Berlin.

Emilia war christlicher Herkunft und eine entschiedene Lebensreformerin. Ihre Liebe zur deutschen Romantik – sie war eine ausgebildete Schubert-Sängerin – war der Ausgangspunkt ihres Bestrebens, den Alltag zu kultivieren und mit Bedeutung aufzuladen. Ihrer Sehnsucht nach Schönheit und einem einfachen Leben begegneten Friedrich und Emilia zunächst mit Wanderlust, Nacktbadekultur und einer Faszination für östliche Philosophien. 1928 wandte sich Emilia dann der Ahmadiyya-Moschee in Berlin zu und half dort, die Deutsch-Moslemische Gesellschaft zu gründen. Ihre beiden Töchter Lisa und Susanna wurden Teil der Moscheegemeinde und machten Erfahrungen mit indischen Männern und einer Form des Islams, die viele Affinitäten zur Lebensreform hatte. Indes sorgte die rassistische Politik der Nationalsozialisten dafür, dass sie ihre jüdische Herkunft nicht hinter sich lassen konnten. Die Familiendokumente, die das belegten, waren ihnen zwar nicht geheuer, ihre Mutter warf sie trotzdem nicht weg.

Später, als in Berlin die Bomben fielen und schließlich das eigene Haus in Flammen aufging, fuhr Emilia mit der Enkelin, die aus einer Liebschaft mit einem Inder hervorgegangen war, nach Sachsen, um dort bis zum Kriegsende auszuharren. Die Dokumente hatte sie in einem Ledermäppchen immer in der Handtasche dabei. So auch 1947, als die Familie auf dem Weg nach Indien in England strandete. Als sie wenig später in einem Londoner Altersheim verstarb, ging die Mappe in den Besitz ihrer Tochter Susanna über.

Wir können davon ausgehen, dass Susanna noch um die emotionale Bedeutung der Dokumente wusste. Vielleicht versinnbildlichten diese für sie auch nur ihren Vater, dessen Lieblingskind sie gewesen war. Denn obwohl sie sich in England wieder der Ahmadiyya-Moscheegemeinde anschloss und der Krieg, ihre jüdische Herkunft und die Nazi-Verfolgung in weite Ferne gerückt schienen, bewahrte sie sie weiter auf. Ihr Arbeitsbuch mit dem Adler des Deutschen Reiches, das ihre Zwangsarbeit in einer Berliner Munitionsfabrik belegt, fügte sie noch hinzu. 1975, als sie den Kontakt zur jüdischen Gemeinde suchte, ließ sie von allen Dokumenten beglaubigte Abschriften machen.

Susanna blieb unverheiratet. Als sie 2005 starb, fand ihre Tochter die Mappe beim Ausräumen der Wohnung wieder. Anisah, Spross aus der indischen Liebschaft, war noch als Kind dem Islam beigetreten. Sie hatte ein islamisches Leben geführt und muslimische Kinder großgezogen und sich im fortgeschrittenen Alter schließlich zum Christentum bekannt. Das Wissen um die Bedeutung, welche die Dokumente einst für ihre jüdischen Vorfahren gehabt hatten, war ihr abhandengekommen. Die Mutter hatte nach dem Krieg nie mehr davon gesprochen. Susannas Nazi-Arbeitsbuch mit den vielen Daten und Stempeln hielt sie schlicht für einen abgelaufenen Pass. Und so kam es, dass sie mir, als wir uns 2013 begegneten, dieses Erbe mit den Worten zuschob, ihre eigenen Kinder hätten daran kein Interesse mehr. Damit endete eine Familientradition von fast 150 Jahren. Es war zugleich die Geburtsstunde dieses Buches.

I.

Dieses Buch handelt von der Geschichte einer preußisch-jüdischen Familie mit einem ausgeprägten Sinn für Reformen. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts führte ihr Weg stetig westwärts: von Westpreußen in die Hauptstadt und von Berlin nach England. Die letzte Etappe, Britisch-Indien, erreichten sie zwar nicht mehr, unterwegs wurden aus preußischen Juden zunächst deutsche Patrioten, die ihre Treue zum Deutschen Reich durch die Taufe ihrer Kinder unter Beweis stellten. Aus Patrioten wurden alsbald überzeugte Lebensreformer, die danach strebten, ihren Alltag zu verschönern und mit neuer Bedeutung aufzuladen. Es waren die Frauen der Familie, die sich anschließend einer muslimischen Avantgarde anschlossen, mit dem Ziel, Bürgerinnen einer globalen Weltkultur zu werden, Kosmopoliten, wie man damals sagte. Als dieses Ziel in der Nachkriegszeit aber ins Leere lief und die Kinder der beiden Schwestern auf den Trümmern hehrer Weltanschauungen aufwuchsen, wurde noch einmal das grenzüberschreitende Potential religiöser Konversion zu Hilfe genommen, um aus der Enge herauszufinden. Heute sind die Oettingers britische Staatsbürger, und es finden sich Methodisten, Pfingstler, Atheisten und ein Muslim in ihren Reihen. Ihre Herkunft verstehen sie als »äußerst gemischt«.

In der Familie Oettinger wurden Juden zu Muslimen. Dennoch scheint dies nicht der rote Faden zu sein, der ihre Geschichte zusammenhält. Die deutsche Lebensreform, mit ihren vielen – mitunter auch jüdischen – Zubringern aus dem 19. Jahrhundert und ihrer Bedeutung für die Nazi-Bewegung, bietet die Drehscheibe, auf der ihre Familiengeschichte eine gänzlich neue Richtung erhielt. In der Zwischenkriegszeit waren viele Europäer unterwegs, um sich von ihrer Herkunftsreligion zu befreien. Missionare aus aller Welt – Buddhisten, Hindus, Bahai und eben auch Muslime – gründeten in Europa Missionsstationen, die als Vertreter »östlicher Weisheit« das gebildete Publikum wie ein Magnet anzogen. Die Lebensreform stellte den Rahmen und ermöglichte, dass außer mit dem Körper, dem Essen, der Ästhetik und der Erotik auch mit der Religion experimentiert und das religiöse Feld in Europa neu sortiert wurde. Die zahlreichen Konversionen, die sich in der Familie Oettinger vollzogen, standen nicht nur für sich.

Die Konversionsgeschichte der Oettingers ist Teil einer europäischen Religionsgeschichte, die weit über sie hinausgeht und außer Juden auch Lutheraner, Calvinisten und Katholiken umfasst hat. Dazu gibt es noch kaum Forschung. Wichtig ist, hier bereits festzuhalten, dass jede religiöse Gruppe ihre eigenen Merkmale mit sich brachte. Die Oettingers zum Beispiel gehörten als deutsche Juden zu einer religiösen und ethnischen Minderheit. Dadurch hatten sie mit anderen deutschen Juden, die in dieser Zeit ihre Religion wechselten, bestimmte Merkmale gemeinsam, darunter die Assimilation an das christliche Milieu sowie den erklärten Willen, als Deutsche akzeptiert zu werden. Wären sie lutherisch oder katholisch gewesen, so hätten sich andere Muster ergeben.

Das Engagement der Oettingers in den Reformbewegungen ihrer Zeit brachte keine großen Namen oder prägenden Texte hervor. Die Familienväter waren sicherlich umtriebige Geschäftsmänner, aber sie waren weder außergewöhnlich reich noch besonders intellektuell. Auch wenn ihre Frauen musisch begabt waren, Gedichte schrieben und romantische Lieder sangen, die Generationen brachten keinen großen Künstler hervor. Dafür vererbten sie ihren Kindern einen ausgesprochenen Hunger nach Veränderung, den sie weniger im politischen Bereich als in der »Arbeit am Selbst« sahen und mit den Mitteln der religiösen Konversion zu realisieren versuchten.

Für das Verstehen dieser Familiengeschichte war es unabdingbar, mit den Nachkommen ständig Kontakt zu halten. Unsere Begegnung signalisierte nicht nur den Beginn einer intensiven historischen Recherche. Auch bereicherten die Nachkommen diese mit einem nicht abreißen wollenden Strom an Fundstücken und Familienerinnerungen. So arbeiteten sie ihre Vergangenheit auf. Suhail Ahmad, Lisas Sohn, und Christina Anisah Rani, Susannas Tochter, beide aus deutsch-indischen Liebesbeziehungen hervorgegangen, waren unermüdlich darin, Familiendokumente und Fotos zu sichten, auf Dachböden zu suchen und Kisten voller Gegenstände auszupacken, die dort 60 Jahre lang unangetastet gestanden hatten. Sie fingen an, Kindheitserinnerungen aufzuschreiben, und machten Skizzen von Häusern, die längst nicht mehr existierten. Nie wurden sie müde, meine Fragen nach den Gerüchen und Geschmäcken ihrer Kindheit zu beantworten, auch wenn sie sich zuweilen im Wurzelgeflecht traumatischer Erinnerungen verloren. Suhail suchte zudem nach Freunden, die noch Eindrücke von seiner Mutter vermitteln konnten. Anisah bat ihre vier Kinder hinzu, die mir über ihre Großmutter berichteten. Irgendwann blitzte das Bild der beiden Schwestern Lisa und Susanna, die sich in der Vorkriegszeit zum Islam bekannten, in tausend kleinen Facetten auf. Diese oft flüchtigen Erinnerungsbilder sind in die hier vorliegende Erzählung eingegangen, auch wenn sie sich manchmal quer zum systematischen Abtasten der Zeit stellten, welches der historischen Disziplin innewohnt.

II.

Familienerinnerungen und Geschichtsschreibung bieten zwei eigene Zugänge zur Vergangenheit. In der Literatur ist die Berücksichtigung beider mit wunderbaren Resultaten erprobt worden. Die Lektüre von Edmund de Waal, Der Hase mit den Bernsteinaugen (2010), Nick Barlay, Scattered Ghosts (2013) und Katja Petrowskaja, Vielleicht Esther (2014) wiesen mir den Weg. Anders aber als diese Autoren, welche der Geschichte ihrer eigenen Familie nachgingen und sich als Teil des Familiengedächtnisses begriffen, sah ich mich einer mir unbekannten Familie mit mir fremden Anekdoten und Familienerinnerungen gegenüber. Mein Ziel war es, die Familiengeschichte für die europäische Religionsgeschichte fruchtbar zu machen, und ich setzte dafür, neben historischer Quellenforschung, auch Methoden der Ethnografie ein. Nur so konnten Erinnerungspartikel, die nicht die meinen waren, eingefangen werden, um sie anschließend in einem historischen Kontext zu verorten. Aus diesem Grund wechseln sich in diesem Buch Rückblicke von Zeitzeugen mit historischen Rekonstruktionen ab.

So reflektiert das erste Kapitel, Erinnerungslandschaften, die Begegnungen der Forscherin mit den Nachkommen und erzählt von den Wanderungen in die Vergangenheit, die sich dabei vollzogen. Dabei stellte sich heraus, dass viele der hervorgerufenen Erinnerungen mit großem Schmerz verbunden waren. Ihre fragile Natur hat der Erzählform einen eigenen Stempel aufgedrückt. Die Reichweite der Erinnerungen war selbstverständlich vom Alter der Protagonisten bestimmt und umfasst so unterschiedliche Momentaufnahmen wie das Berliner Exportviertel im nächtlichen Bombenalarm, den Glamour der Wokinger Moscheegemeinde in der unmittelbaren Nachkriegszeit, die Route nach Pakistan in den 1960er Jahren, als alle Welt noch im VW-Bus zwischen Europa und Indien hin- und herpendelte, sowie die Steine in den Schneebällen, welche die englische Dorfjugend zehn Jahre später auf muslimisch gekleidete Mädchen warf.

Das nächste Kapitel, Eine traditionelle jüdische Familie, setzt am anderen Ende an. Auf der Suche nach den Anfängen rekonstruiert es die Ankunft von Isidor Oettinger in Marienwerder in Westpreußen im Jahr 1836 und seine vielschichtigen Beziehungen zur Lewinsohn-Familie. Das Kapitel führt in die Themen ein, die für die Oettingers Zentralität beanspruchten, nämlich ihre Geschäftstüchtigkeit in Sachen Spitzen und Moden sowie ihr Freiheitsdrang, der jede neue Generation vorwärtstrieb. Im Hintergrund spielen sich die großen Themen ihrer Zeit ab – die jüdische Romantik ebenso wie der Streit zwischen Reform und Tradition, der auch die jüdische Gemeinde in Marienwerder zerriss. Das Kapitel geht der Frage nach, was diese Familie im Innersten zusammenhielt, welche Haltung sie zur jüdischen Gemeinde einnahm und welche Weichen damit für die Zukunft gestellt wurden.

Das dritte Kapitel, »Wir wollen deutsch sein, sonst nichts«, erzählt von dem aufmüpfigen Sohn Louis, der, obwohl er der Älteste war, das väterliche Geschäft am Marienwerder Markt im Stich ließ, um in Berlin sein Leben auf neue Füße zu stellen: das eigene Geschäft, die Liebesheirat, das distanzierte Verhältnis zum Judentum und nicht zuletzt die Erziehung seines Sohnes, den das Ehepaar früh taufen ließ. Louis und seine Frau Johanna scheinen einen Lebensstil gepflegt zu haben, der bereits Elemente der Lebensreform vorwegnahm. Als sich ihr Sohn Friedrich zusammen mit seiner Ehefrau aufmachte, ihr Leben nach der deutschen Lebensreform auszurichten, war das Tor zum Umbau des eigenen Selbst bereits weit geöffnet. In diesem Kapitel sollen die neun Dokumente, welche die Entscheidungen der Oettingers dokumentieren und von Generation zu Generation weitergereicht wurden, eins nach dem anderen vorgestellt werden. Fotografien, ein Kochbuch und ein Poesiealbum vermitteln dazu unerwartete Einblicke.

Mit Kapitel vier, Das Experiment mit dem Islam, begegnet der Leser dem Phänomen orientalischer Missionen in den europäischen Metropolen der Zwischenkriegszeit. Durch den politischen und gesellschaftlichen Aufbruch, in dem sich die koloniale Welt damals befand, war die Bereitschaft, eigene Missionare nach Europa zu schicken und damit eine Antwort auf die christliche Mission zu geben, ungeheuer groß. Um 1900 schickten Hindus, Buddhisten und Bahai Missionare Richtung Westen. Die Ahmadiyya-Reformbewegung in Nordindien adaptierte die britische Mission, indem sie eine Organisation ins Leben rief, die eine professionelle Ausbildung für Missionare anbot, Missionszeitschriften herausgab und den Koran in viele Sprachen übersetzte. In Deutschland nahmen die Lebensreformer diese begeistert in Empfang.

Im Unterschied zu den anderen orientalischen Missionen machte sich die Ahmadiyya die Lebensreform explizit zunutze. Im Laufe der Zeit wurde die deutsche Lebensreform zum Motor muslimischer Missionsziele. Das war eine Verflechtung, aus der sich ungeahnte Verwicklungen ergaben. Die Lebensreform war politisch zweideutig. Mit vielen der in der Lebensreform vollzogenen Experimente wurde in den 1930er Jahren ein entschieden nationalsozialistischer Kurs verfolgt. Das galt auch für das religiöse Unterfangen. Das Kapitel versucht zu ermessen, wie groß die Nähe der Deutsch-Moslemischen Gesellschaft e. V., in der Emilia als Gründerin mitwirkte, zur Nazi-Ideologie gewesen ist. Die Themensetzungen, die doppelten Mitgliedschaften und die Vortragsangebote an das Regime geben darüber verschiedentlich Auskunft. Was suchten die Oettinger-Frauen in diesem Milieu? Die Analyse der Rolle Emilia Oettingers und ihrer Töchter in der Binnenwelt der Ahmadiyya-Gemeinde führt die Frage bis an die Oettinger’sche Haustür.

Das fünfte Kapitel, Überleben im Nationalsozialismus, folgt dem Faden, der von der Vorkriegszeit bis in die Kriegsjahre gezogen wurde, weiter nach. Susanna Oettinger brachte ihr ganzes Geschick, ihren Witz und ihre Schlagfertigkeit auf, um diesen Krieg, der ihr und ihrer Tochter aus vielerlei Gründen tödlich zu werden drohte, zu überleben. Sie gewann, aber dem, was ihr im Krieg widerfahren war, vermochte sie später nur mit Nervenzusammenbrüchen zu begegnen, von denen Susannas Enkel berichten, dass sie sie als ebenso furchterregend wie unverständlich empfunden hätten. Susannas Vermächtnis waren ihr Schweigen und ihre eigensinnigen Ansichten, die der Lebensreform entnommen waren und mit denen sie nach dem Krieg auch das Leben ihrer Tochter Anisah zu steuern versuchte.

Das nächste Kapitel, Auf der Suche nach einem Zuhause, berichtet vom Leben eines dunkelhäutigen Kindes im Nationalsozialismus. Christina Anisah Rani, Susannas Tochter, einst in sogenannter wilder Ehe mit einem Inder gezeugt, war Adressatin verschiedener rassischer Anfeindungen und wurde aus diesem Grund von der Mutter versteckt. Ein Zuhause fand sie erst nach dem Krieg in der Wokinger Moschee. Ihre Heirat mit einem muslimischen Aristokraten geriet zur Katastrophe, aus der sie sich nur mit Hilfe einer weiteren Konversion retten konnte. Hinzu kam die Kälte der Mutter. Anisah lebte mit einem geistigen Erbe, an dem sie zuweilen verzweifelte. Die unerfüllbaren Erwartungen Susannas, ihr Anspruch, preußisch zu sein und die einzig wahre Kultur, nämlich die deutsche, zu vertreten, die bittere Konkurrenz der Schwestern untereinander und Susannas für ihr Kind unverständliche Nervenzusammenbrüche haben dessen Leben zutiefst geprägt. Die Darstellung ihres Leben wirft ein ganz eigenes Licht auf die Geschichte der deutschen Lebensreform, die es einst vermocht hatte, preußische Juden in kosmopolitische Muslime zu verwandeln, um sie dann in den Sog einer Begeisterung zu führen, die in der deutsch-indischen Synthese eine großartige Zukunft sah. Als der Krieg vorüber war, war das dem Kind, das daraus hervorgegangen war, nicht mehr vermittelbar.

Das siebte Kapitel, Lisas Vermächtnis, widmet sich Lisa Oettinger, der letzten Protagonistin in dieser Familiengeschichte. 1957 verpackte sie das Erbe der Oettinger-Familie in Truhen, fügte den Nachlass ihres verstorbenen Mannes Azeez Ur-Rahman hinzu, versah die Pakete mit Hinweisen und Warnungen, diese niemals aus den Händen zu geben, und vermachte alles ihrem Sohn, dem damals achtjährigen Suhail. Die Truhen umfassen nicht nur die Geschichte der Oettingers in Marienwerder, sondern auch die Entscheidungen, die Lisa als Muslima und Lebensreformerin zusammen mit ihrem Mann traf. Es ist ein Vermächtnis, in dem die Artefakte aus zwei kulturellen Traditionen eine gemeinsame Sprache sprechen und dabei fast ohne das geschriebene Wort auskommen. Für den Sohn stellt es bis heute eine Herausforderung dar, die ihn manchmal verzweifeln lässt.

In der Geschichte der Familie Oettinger wechseln vier aufeinanderfolgende Generationen ihre Religion. Bezieht man Louis und Johanna mit ein, die ihrem Sohn die Entscheidung abnahmen, sind es fünf. Diese Entscheidungen stellten die Weichen für sehr unterschiedliche Lebensläufe. Für die einen war es eine Aneinanderreihung von Bruch und Grenzüberschreitung, vom Eintauchen in neue religiöse und soziale Kontexte, in denen unterschiedliche kulturelle Vorstellungen aufeinanderprallten, gefolgt von Flucht durch eine erneute Grenzüberschreitung. Für die anderen waren es der Abwurf von Ballast und die Verheißungen des Neuen, die ihr Leben bestimmt haben. Im Epilog, Was von der Geschichte übrig bleibt, erzählen die Nachkommen, welche Spuren dieses Erbe in ihrem Leben hinterlassen hat. Wo liegen die Ahnen begraben und wer geht hin, um die Gräber zu versorgen? Welche Narben haben die Entscheidungen der Mütter im Leben der Kinder hinterlassen? Und wie hilft diese Familiengeschichte dabei, heute eine Identität zu bilden, mit der man sich in der Welt zurechtfinden kann? Die Beantwortung dieser Fragen könnte eine Anregung für die Erforschung des gegenwärtigen europäischen religiösen Feldes sein.

III.

Die Quellenlage, aus der diese Familiengeschichte schöpft, hat eine große Spannbreite. Am Anfang stehen die historischen Dokumente, über die eingangs berichtet wurde. Auszüge aus dem Standesamtsregister Marienwerder im polnischen Staatsarchiv Malbork, alte Fotos und Adressbücher im Wirtualni Muzeum Kwidzyn sowie die Dokumentationen zur jüdischen Gemeinde von Marienwerder im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz und dem Centrum Judaicum, beide in Berlin, halfen dabei, die früheste Geschichte ans Tageslicht zu bringen. Hinzu kamen die Foto- und Poesiealben, die in der Oettinger-Familie aufbewahrt wurden und mir Einblicke vermittelten, die ein Standesamtsregister nicht bieten kann.

Das Kreuzberg-Archiv in Berlin-Kreuzberg half dabei, den Geschäften und Musterlagern von Vater und Sohn Oettinger im Berliner Exportviertel auf die Spur zu kommen, und dabei, die Ritterstraße, die heute vollständig verschwunden ist, wiederaufleben zu lassen. Johanna Oettingers Kochbuch, die Fotos, die sie sammelte, und die Gegenstände, die sie ihrer Enkelin Lisa vermachte, gaben mir Einblicke in ihren Alltag. Die Recherchen in den Standesamtsregistern erlaubten indes auch, Cousinen und Cousins, Großonkel und Urgroßeltern, die den Nachkommen von heute völlig unbekannt sind, aus der Vergessenheit zu bergen und in die genealogische Tafel aufzunehmen. Historische Adressbücher vermitteln ein Bild davon, wie die Oettingers aus Marienwerder um 1900 alle zusammen in Berlin-Friedenau eine neue Heimat fanden. Die Todesregister von Yad Vashem in Jerusalem weisen nach, was während der Judenvernichtung durch die Nazis mit dieser Familie geschah.

Mit dem Eintritt Friedrichs und Emilias in die Geschichte stehen sich erstmals historische Informationen und Familienanekdoten gegenüber. Über die Szenen, die sich in der Zwischenkriegszeit in der Ahmadiyya-Moschee in Berlin-Wilmersdorf abspielten, ist bereits an anderer Stelle ausführlich berichtet worden.[1] Für das vierte Kapitel, das die Auseinandersetzung mit dem Islam beschreibt, wurden noch einmal das Moscheearchiv sowie die hauseigene Missionszeitschrift Die Moslemische Revue ausgewertet. Sechs Fotoalben, Briefe, Postkarten und die Gegenstände in Lisas Truhen geben Auskunft über die Binnenwelt der Familie in dieser Zeit. Die Truhen erlauben es außerdem ein Bild ihres ersten Ehemanns, des Inders Azeez Mirza, zu skizzieren.

Anisahs Erinnerungen reichen zurück bis 1936. Die Spur ihres Vaters, des Inders U. T. Gulrajani, ließ sich indes nicht mehr zurückverfolgen. Besuche der Orte, an denen sie sich als Kriegskind weitgehend alleine behaupten musste, vermittelten eine Ahnung davon, wie hart ihr Leben wohl gewesen war.

Für die Nachkriegszeit in England stand mir eine Fülle von Tagebüchern, Fotos, Wohnungseinrichtungen und Erinnerungen zur Verfügung. Die Reference Library im Londoner East End beleuchtete viele dunkle Stellen von Susannas Leben. Ihre Enkel berichteten mir von ihrem Tod. Mitglieder der Ahmadiyya Community in Woking erzählten im Detail, wie sie Lisas Djenaza (islamisches Begräbnis) gestaltet haben.

IV.

Text- und Fotodokumente, Gegenstände, Gedichte, Kochrezepte und Erinnerungen vieler verschiedener Akteure – die Fülle des Materials erlaubte es trotzdem nicht, die Landkarte zwischen Juden und Muslimen vollständig nachzuzeichnen. Oft blieb an entscheidenden Stellen ein großer weißer Fleck. Wo nichts anderes greifbar war, half mir die memoria loci mit oft unerwarteten Einsichten weiter. Edmund de Waal berichtet in Der Hase mit den Bernsteinaugen, wie er, wenn er nicht mehr weiterwusste, im Durchgang des Hauses am Wiener Ring zu den Stockwerken aufblickte, in denen seine Vorfahren gelebt hatten. Was er dort sah, war nichts anderes als seine innere Zusammenschau, in der die vielen verschiedenen Wissenspartikel wie in einem Kaleidoskop auf ihren Platz fielen. In diesem Sinne haben auch meine eigenen Gänge durch das Stadtzentrum von Kwidzyn, über die Ritterstraße in Berlin, durch Woking, das Londoner East End und den Wald zwischen Waldheim und Kriebetal dazu beigetragen, die Geschichte so zu erzählen, wie sie vielleicht gewesen ist.

Erinnerungslandschaften

Woking, August 2013

Er holt mich in aller Frühe in Heathrow ab, eine schmale Gestalt zwischen den vielen hochgehaltenen Pappschildern. Ich erkenne ihn sofort, Suhail Ahmad, einziger Sohn der Berliner Malerin Lisa Oettinger. Wir geben uns die Hand, er sichtlich verlegen. Schweigend durchqueren wir die Halle. Schweigend gehen wir ins Parkhaus, wo er lange mit Münzen am Automaten herumhantiert. Schweigend sitzen wir im Auto und lassen uns vom morgendlichen Stau vorwärts rollen. Erst als wir auf der M5 Richtung Woking fahren, fasst er Mut. Erzählt, wie er im letzten Jahr zu arbeiten aufgehört hat, weil es immer stressiger wurde. Früher kamen wir um neun und gingen um fünf wieder, sagt er. In den letzten Jahren reichte das nicht mehr aus. Immer mehr Arbeit, das wollte ich nicht mehr mitmachen.

In den 1970er Jahren studierte er Kunst am Fawly College. Damals wurde noch unterrichtet, wie man Textilien herstellt. Es hatte ihn interessiert. Er hatte gesponnen, gefärbt und gewebt, Druckblöcke geschnitzt und Stoffe bedruckt. So macht man das heute nicht mehr, alle Abläufe sind inzwischen mechanisiert worden. 1978 bekam er am selben College eine Anstellung und blieb. Aber nachdem seine Mutter gestorben war, reichte es ihm. Es interessierte ihn auch immer weniger. Und so ging er im letzten Jahr verfrüht in Rente. Ob es ihm gefällt, frage ich ihn. Die längsten Ferien, die ich je hatte, antwortet er. Schon können wir zusammen lachen. Und erreichen unseren Bestimmungort.

Wo im Haus ist seine Mutter, die Malerin, welche 1928 mit Meret Oppenheim in die Kunstakademie gegangen war, noch zu finden? Man ist geneigt zu sagen: überall. In allen Zimmern und Durchgängen finde ich ihre Gemälde. Lisa Oettinger, alias Lisa Zubaidah Ahmad, alias Lisa Zubaidah Drew, malte zeit ihres Lebens Blumenstillleben. Lisa Oettinger benutzte dafür Holzkohle, Lisa Ahmad stellte expressionistische Ölgemälde her, Lisa Drew malte introvertiert mit Wasserfarben. Es hat sich nichts verändert, seit sie vor sieben Jahren gestorben ist und ihr Sohn das Haus zum Denkmal machte: nicht die Tapete, die schon da war, als sie einzogen; nicht der Küchenhahn, der bedenklich tropft; nicht die Anordnung der Möbelstücke; nicht der Esstisch mit den zwei sich gegenüberstehenden Lehnstühlen. Ich habe das unbehagliche Gefühl, auf ihrem alten Sessel zu sitzen, während er sich in die Rolle des umsorgenden Sohnes begibt. Lisas Gegenwart finde ich im kleinen Gartenzimmer, in dem ihre Pinsel und Quasten noch in der Ecke stehen und ihre Skizzen in Mappen an der Wand lehnen. Nicht zuletzt spüre ich ihre Hand in der morgendlichen Müsli-Mischung, die Suhail selber zusammenstellt, in seinem selbstgebackenen Brot und den sorgfältig zurechtgeschnittenen Brotecken, die er mir mittags vorsetzt.

Auf Suhails Werteskala repräsentierten die Oettingers den für ihn unerreichbaren Gipfel deutscher Kultur. Seine Mutter fand die Engländer geistlos. Leute, die nicht lesen, nicht ins Konzert gehen und kein Theater besuchen, interessieren mich nicht, hatte sie gesagt. Die Deutschen waren überlegen, hatte sie ihm eingeprägt, weil auch einfache Leute Goethe und Schiller kannten, Literatur lasen und die Musik von Beethoven und Schubert hörten. Suhail spricht noch immer mit Ehrfurcht darüber, denn dieses Wissen hat auch ihm, dem Jungen mit dem pakistanischen Vater und der zum Islam konvertierten deutschen Mutter, die Aura eines gebildeten Menschen verliehen. Suhail wurde zwar als pakistanischer Muslim geboren, dies gilt ihm jedoch nur wenig. Asiaten, sagt er, haben keine Bücher im Wohnzimmer. Er identifiziert sich mit der weißen britischen Mittelschicht, konservativ, voller Nostalgie und mit Früher-war-alles-besser-Mentalität, besitzt britische Bodenständigkeit, will vom Kontinent nichts wissen. Er fühlt sich kein bisschen angesprochen, wenn es um Deutschland geht. Deutsche Literatur? Warum sollte er die lesen, wo es doch genügend gute englische Bücher gibt? Aber die deutsche Kultur, die seine Mutter repräsentierte, ist ihm heilig.

Crawley, August 2013

Am nächsten Tag besuchen wir seine Cousine. Christina Rani Oettinger, ihr muslimischer Name lautet Anisah, ist das einzige Kind von Lisas Schwester Susanna. Anisah wohnt in Crawley, eine Autostunde von Woking entfernt. Unterwegs schimpft Suhail auf die ›geistlose‹ Stadt ohne erkennbares Zentrum, ohne Kultur eben. Du wirst sehen, nur kleine Reihenhäuschen mit winzigen Vorgärten, sagt er. Warum um Gottes willen will jemand dort wohnen? Er spricht herablassend über die Einrichtung im Haus seiner Cousine. Er versteht einfach nicht, dass ihre Kinder ihr nicht einmal ein neues Sofa kaufen oder einen CD-Spieler. Alles nicht da. Er sagt, wir hatten deutsche Kultur, sie hatten nichts.

Nach der Fahrt durch die satte Parklandschaft von Sussex mit ihren wohlgepflegten Häusern nimmt sich Crawley tatsächlich bescheiden aus, nicht mehr als eine langgestreckte Sozialbausiedlung mit handtuchgroßen Vorgärten. Anisah steht in der Tür, dunkle Augen, kurzes weißes Haar, neugierig. Sie gibt mir feierlich die Hand, die Begrüßung in Deutsch, Guten Tag. Herzlich willkommen. Wir treten ein. Winziger Flur, rechts eine Puppenwohnstube, links ein vollgestopftes Schlafzimmerchen, geradedaus die Küchenzeile, jede Oberfläche mit Puppen, Bären und Plüschtieren vollgestellt. An der Wand ihre Großeltern, Friedrich und Emilia Oettinger, 1907 in Berlin-Friedenau am Frühstückstisch. Über sie hat sie das Porträt von Beethoven gehängt. Das haben Großmuttchen und ich 1944 zusammen erstanden. Das war ihr wichtiger als Essen. Ihr Englisch ist mit deutschen Sätzen durchsetzt. Eine natürliche Verschmitztheit bricht Bahn. Wenn ich in meinem Bett liege, sagt sie, dann habe ich die beiden samt Beethoven immer im Blick!

Wenn Anisah Berlin! sagt, klingt ein Glöckchen in ihrer Stimme. Mein Mitbringsel, eine CD mit Schubert-Liedern, ruft eine heftige Reaktion hervor. Sie bleibt starr stehen und rezitiert in stockendem Deutsch das Lied von der Müllertochter. Die Worte kommen von Weitem, sie muss sich erinnern, wiederholt sich, ein Anflug von Sächsisch klingt durch. Zwei ganze Strophen vom Fischchen, das so lustig springt, bringt sie zustande. Von Muttchen gelernt, vertraut sie mir an. Ich wusste es schon, hatte in ihrem Buch gelesen, wie die Großmutter während langer kalter Kriegstage, als sie mit dem Kind im Haus bleiben musste, Schubert vorsang und sie lehrte, die Melodien nachzupfeifen.

Nach dem Kaffee kommt sie schnell zur Sache. Auf dem Tisch zwischen uns liegt ein blaues Dokumentenheft. Ich sehe den preußischen Adler, schwarze Kreuze auf Tauf- und Konfirmationsscheinen, den Briefkopf der Jüdischen Gemeinde Berlin, arabische Schrift auf Zetteln, die den Beitritt zum Islam bezeugen. Wenn Anisah davon erzählt, steht ihr die Anstrengung ins Gesicht geschrieben. Für sie sind diese Geschichten mit einem tiefen Trauma verbunden. Das unerwünschte dunkle Kind, das zunächst ins Kinderheim gegeben und später zu Hause versteckt wurde; die Siebenjährige, die alleine aufs Land geschickt und bestraft wurde, wenn sie ins Bett machte; die kalte, abweisende Mutter; die Angst, nicht zu genügen: Das alles steigt für sie von den Seiten hoch. Als wir pausieren, schiebt sie mir die Dokumente zu. Ich soll sie behalten, sie will sie nicht mehr.

Es folgt das Album, das ihr eigenes Erwachsenenleben dokumentiert. Zu sehen ist eine Kindfrau mit langen schwarzen Haaren; ihr distinguierter Ehemann aus dem bucharischen Königshaus; die Heirat in der Wokinger Moschee; beide zu Pferd, er arrogant, sie ungelenk, ihre Mutter immer irgendwo im Hintergrund. Susanna war keine Künstlerin wie ihre Schwester Lisa, sondern Kontoristin und damit eine dieser hochprofessionellen no-nonsense-Frauen, die in der Vorkriegszeit eine Achse zwischen Warenlager und Exportbetrieb bildeten. Neben Lisas schlanker Gestalt, immer kerzengerade in einem eleganten Sari, präsentiert sich Susanna eher derb, die Beine etwas auseinander, festes Schuhwerk, große Handtasche. Ihr muslimischer Name lautete Saeeda. Sie hat über den Islam gewitzelt und sich meistens abseits von religiösen Dingen gehalten. Zu intellektuell, meint ihre Tochter. Aber die Ahmadiyya-Gemeinde war ihr Leben, vor dem Krieg in Berlin, nach dem Krieg in Woking, insgesamt 35 Jahre lang, bis Einwanderer aus Pakistan die Gemeinde aus Woking verjagten.

Suhail sitzt derweil zwischen den Plüschbären, verhält sich distanziert, mischt sich dann doch ein. Es geht ja nicht nur um ihre, sondern auch um seine Mutter. Was sich zwischen Cousin und Cousine entfaltet, ist eine gemeinsame Erinnerungslandschaft, zögerlich zwar, aber sie reichen sich gegenseitig die Puzzlestücke. Er wundert sich, dass sie so viele Dokumente aufbewahrt hat. Sie erinnern daran, dass die Schwestern ihre Konkurrenz und ihre gegenseitige Herablassung auf ihre Kinder, auf ihn und sie, übertragen haben. Erst nachdem die beiden tot sind, verkehren wir regelmäßig miteinander, sagt sie. Wie oft warst du früher hier?

Großvater Friedrich haben die beiden nicht mehr erlebt. Aber sie kennen die Geschichten. Friedrich war Jude. Die Eltern ließen ihn taufen, als er zwölf war. Er besuchte den Konfirmandenunterricht und wurde mit 16 konfirmiert. Für eine Weile war er evangelisch und jüdisch zugleich. Erst als er 28 war, ersuchte er die jüdische Gemeinde um Austritt. Friedrich liebte schöne Dinge, war arrogant, geschäftstüchtig. Susanna war seine Lieblingstochter. Er starb 1934, nach langer Krankheit. Anisah erinnert sich gut daran, wie zu Hause hinter vorgehaltener Hand über seine jüdische Herkunft genörgelt wurde. Die Töchter, welche beide hochfliegende Pläne hatten, betrachteten das als Makel.

Anders verhielt es sich mit Emilia, der Großmutter, auch Muttchen genannt. Friedrichs Vater Louis hatte sie in einer seiner Lampenfabriken, wo sie Seidenschirme bemalte, ›entdeckt‹. Emilia entstammte einem christlichen Zuhause, war ausgebildete Sängerin, sang Schubertlieder, bekannte sich zur Lebensreform. Die Töchter hingen an ihr. Als Friedrich einmal in der Klinik war, setzte sie Kurs auf die Wilmersdorfer Moschee und wurde Mitbegründerin der Deutsch-Moslemischen Gesellschaft. In den Kriegsjahren kümmerte sie sich um die Enkelin, ging mit ihr aufs Land, hungerte. Nach dem Krieg, als sie sich nach Indien aufmachten und später in der Wokinger Moschee hängenblieben, vertrat sie für Anisah und die Töchter das Zuhause, war sie doch alles, was ihnen von daheim geblieben war.

Die Cousins tauschen Wissenspartikel aus. Erinnerungen kommen hoch. Sie wundern sich über die Landschaft, die sich auftut. Die Stimmung ist gut. Aber auf der Rückfahrt gesteht Suhail mir, dass Lisa Anisah regelmäßig rauswarf. Get out of my house, hatte sie gesagt. Das muss in den 1970ern gewesen sein, als Anisah vor ihrem Ehemann flüchtete, weil er sie und die Kinder schlug. Anisah war dunkel, hilfsbedürftig, abhängig, ohne Schulbildung, ohne Geld. Sobald der Mann sie aufgespürt hatte, ging sie wieder zu ihm zurück. Für ihre Tante war dieses Verhalten unbegreiflich und unerträglich: eine Frau ohne Selbstachtung, so gar nicht deutsch. Lisas Urteil echot in Suhails Stimme nach, wenn er erklärt, dass die deutsche Kultur, die Bücher im Regal, Beethoven und Schubert, die Malerei und die Fotografie immer nur in ihrem Haus zu finden waren. Was Tante Suse tat, ob sie las oder Konzerte besuchte, übergeht er. Anisah jedenfalls, und darauf kommt es ihm an, Anisah war nicht an die deutsche Kultur angeschlossen. Sie hatte gar keine Kultur, dafür aber eine katastrophale bucharische »Paki«-Familie. Sie konnte ihm das Wasser nicht reichen.

Woking, Januar 2014

Suhail meldet neue Funde, ein Dokumentenheft, einen Umschlag mit Fotos aus Berlin von 1928, eine rosa Tasche mit Zeitungsausschnitten, blaue, weiße, lila geblümte Fotoalben. Wie er sich anhört, handelt es sich um mindestens achtzig Jahre Leben in Bildern. Ich entscheide mich, nochmals hinzufahren.

Diesmal hackt er auf Anisahs Kindern herum. Sie hätten kein Interesse am geistigen Erbe. Sie seien ohne Kultur aufgewachsen. Schau doch mal ihr Wohnzimmer an, keine Bücher! Ich frage, welche deutschen Bücher er noch besitzt. Er bringt mir einen Stapel mit Loriot und Fotoalben über Berlin, die er auf ebay verkaufen will. Was ich denke, das sie wert seien? Um zu belegen, wie gebildet er ist, zieht er immer mehr Bücher aus dem Regal, Esoterik, Krishnamurti, Rumi, Bo Yin Ra. Ich horche auf. Er spürt mein Interesse. Natürlich sind das ihre Schätze, sagt er, die meisten liegen noch unberührt in ihren Truhen. Truhen? Welche Truhen? Auf einmal schimmern Tränen in seinen Augen. Nun. The heirloom! Das ist alles gar nicht so einfach!

Zwei Truhen hat Lisa ihm hinterlassen, gefüllt mit den Erbstücken von drei Generationen Oettinger-Frauen, ihrer Urgroßmutter Bertha, ihrer Großmutter Johanna und ihrer Mutter Emilia. Schmuck, Spitzendeckchen, Bilder, Postkartenalben, Kochbücher, romantische Poesie und Musiknoten. Schuberts Lied von dem Erlkönig. Als sie 1937 Berlin verließ, nahm Lisa ihr Erbteil nach Lahore mit. Nach dem Krieg brachte sie es nach London, legte die Sachen ihres verstorbenen Mannes Azeez Mirza hinzu, schrieb detaillierte Anmerkungen und vermachte dem Sohn das Erbe der jüdischen Familie aus Preußen, vermischt mit Exponaten islamischer Kultur. MUST remain in the family!, schrieb sie überall dazu. Seit sie 2006 gestorben ist und er die Truhen öffnete, drückt ihn die Verantwortung. Was wird daraus, wenn er nicht mehr sein wird? Anisahs Kinder haben daran kein Interesse. Er hasst sie dafür. Aber wohin damit? Er wirft sich vor, nicht geheiratet zu haben, keine Kinder zu haben, denen er dieses Erbe weiterreichen könnte. Suhail sagt, wäre nur alles wie früher, als sich nichts änderte. Zumindest haben die Engländer eine unwandelbare Tradition. Er vermag die Hand der Mutter, die ihrem einzigen Sohn das Beste aus zwei Welten ans Herz gelegt und ihm aufgetragen hatte, es niemals zu vergessen, nicht abzuschütteln. Er weint.

Woking, August 2014

Suhail wurde in Karatschi geboren. Seine erste Reise nach Deutschland fand 1956 statt. Da war er sieben. An was erinnert er sich? Sie besuchten Tante Lucie, Großmuttchens Freundin aus Kriebetal in Sachsen. Tante Lucie wohnte in Berlin-Mariendorf und galt als ihre »deutsche Familie«. Muttchen, Susanna und Anisah begegneten ihr, als in Berlin die Bomben fielen und auf dem sächsischen platten Land keine unbequemen Fragen mehr gestellt wurden. Auch gab es ein Wiedersehen mit Freundinnen der Mutter aus der Akademiezeit. Man sah sich Berlin an. In einem ihrer Fotobücher finde ich eine Reihe kleiner Schwarz-Weiß-Fotos, mit denen Lisa die Zerstörung rund um den Moritzplatz dokumentiert hat. Die Fotos zeigen die Oranienstraße, wo sie einkaufen gingen, die Prinzenstraße, wo ihre Schule stand, die Ritterstraße, wo der Vater seine Musterlager hatte, die Jacobikirchstraße, in der sie bis zum Schluss gewohnt hatten. Zu sehen sind Fahrbahnen, neben denen der Schutt haushoch liegt, da und dort Ruinen. Auf die Rückseite malte Lisa kleine Skizzen und notierte: Da wohnten wir. Dort hat Großvater gearbeitet. Nicht vergessen! Er ist nie wieder hingefahren.

Anisah hingegen besuchte Berlin, so oft es nur ging. Das erste Mal fuhr sie mit der Mutter zusammen. Als sie Deutschland wieder betrat, fürchtete sie sich vor jeder Uniform, nicht aber die Mutter, die hatte nur gelacht. Später fuhr sie mit ihrer ältesten Tochter nach Berlin. Schwäne auf dem Wannsee, die Mauer, Ostberlin, im Zug nach München. Von dort ist sie nach Dachau gefahren, sagt sie. Sie wollte einmal gesehen haben, wie es dort war. Vergilbte Zeitungsausschnitte und Fotos von Holzbaracken halten fest, was sie vorfand.

Keine Familie außer Tante Lucie? Doch, es gab Familie. Als Anisah 1964 von ihrer Reise nach Pakistan zurückkehrt – knapp ein Autounglück überlebt, in einem türkischen Krankenhaus gesund gepflegt, im löchrigen VW bis nach Deutschland gekommen –, ruft sie bei der Großtante Amalia in München an und bekommt – samt Ehemann und Kindern – einen herzlichen Empfang. Großtante Amalia war eine Cousine der Mutter ihrer Großmutter, eine geborene Wiese aus Norddeutschland. Das muss etwa die 1850er Generation gewesen sein.

Ich frage, nach dem Krieg, habt ihr da nicht mal die restlichen Oettingers kontaktiert? Die standen euch doch viel näher. Als Tante Lisa 1956 hinfuhr, hat sie nicht auch die Cousins ihres Vaters besucht? Hat deine Mutter je darüber geredet? Um 1900 wohnten alle Oettingers aus Marienwerder in Berlin-Friedenau nebeneinander, Großmutter Bertha, Tante Elsbeth, Onkel Paul mit den Cousins Ernst, Bruno und Kurt, Louis und Johanna mit ihrem schon erwachsenen Sohn Friedrich. Fünfzehn Jahre wohnten sie dort zusammen. Die kannten sich alle doch bestens.

Sie horcht auf, weiß davon nichts. Als ich ein bisschen dränge (›aber damals suchte alle Welt doch nach Überlebenden!‹), gerät sie in die Verteidigung und fängt an sich zu entschuldigen, als ob sie es gewesen sei, die da etwas versäumt hat. Als ich versuche die Wogen zu glätten (›Du warst doch nur ein Kind‹), kommt ihr eine Idee. Vielleicht habe ich die Adressen noch, sagt sie und steht plötzlich mit einem Karton mit 40 Tagebüchern im Zimmer. Stolz. So habe ich Ordnung gehalten, mein Leben gemeistert. Muttchen sagte immer, was du schwarz auf weiß hast, kannst du nach Hause tragen. Und in der Tat, dort finden sich die Adressen, Telefonnummern, Haushaltslisten und Notizen aus sechzig Jahren wieder. Sie zeigt mir die Adresse der Großcousine in München. Die Cousins ihres Großvaters in Friedenau bleiben jedoch unauffindbar. Keine Oettingers, nirgends, hat es nie gegeben, davon ist sie überzeugt. Warum nicht? Noch ein Familienrätsel, das ich lösen soll.

Stattdessen gibt sie mir jetzt das Tagebuch von 1964 mit Eintragungen über ihre Reise zur North-West Frontier, zur Familie des bucharischen Edelmannes, mit zwei erkrankten Kindern, einer Fehlgeburt in Karatschi und einem Autounglück. Warum hat sie nicht früher daran gedacht, es mir zu zeigen, fragt eine der Töchter später. Ganz einfach, weil sie ihr Erwachsenenleben nicht für wichtig hielt. Für mich sucht sie nach Dingen aus Deutschland. Krieg, Rettung, survival stories eben. Es geht um das Oettinger-Erbe, um die beiden Schwestern, was sie taten, wie sie sich zerstritten. Ihr eigenes Trauma gehört untrennbar dazu. Dass auch ihr Erwachsenenleben in den Blick kommen könnte, damit hat sie nicht gerechnet. Schlimm findet sie das aber nicht.

Kwidzyn, April 2015

Ich fahre nach Polen, in der Hoffnung zu finden, was sich weder in Woking noch in Berlin auffinden lässt.

Isidor Oettinger kam 1836 von Posen nach Marienwerder, um in die Familie Lewinsohn einzuheiraten. Die Lewinsohns waren die älteste jüdische Familie vor Ort. Ihr Urahn finanzierte die Verteidigung Marienwerders gegen Napoleon und stieg zum international renommierten Banquier empor. In den nachfolgenden Generationen heirateten Oettinger-Männer ausschließlich Lewinsohn-Frauen. Es waren gute Geschäftsverbindungen, und die Ehen litten nicht darunter. Bertha, Johanna und Emilia hinterließen ihre Spuren in Lisas Truhen. Wo wohnten sie? Wie sah ihr Leben aus? Wie bestimmten die Dinge, die sie liebten – Heine-Bände, Elfenbeinmedaillons mit Goethe und Schiller im Profil, Schubert-Partituren, das Kochbuch –, ihren Alltag? Meine Hoffnung ruht auf einer Ortsbesichtigung.

Die Leiterin des Wirtualne Muzeum Kwidzyna ist bereit weiterzuhelfen. Wir besichtigen die alte Synagoge, fahren zu Grabsteinen, die dem ehemaligen jüdischen Friedhof entstammen, und laufen die Straßen der Altstadt ab. Ihr Interesse gilt den ehemaligen jüdischen Läden, die einst die Altstadt dominierten. Ich suche Isidor Oettingers Weißwarengeschäft. Es ist eine Suche, die Fantasie abverlangt. Vor unseren Augen erheben sich die sozialistischen Behausungen, die quer über der ursprünglichen Bebauung errichtet wurden. Zwischen Synagoge und Kathedrale lassen sich die alten Straßen nur schwer erahnen. Am Markt gibt eine archäologische Grabung Aufschluss über die ursprüngliche Straßenführung. In Kwidzyn wird überall nach Vergangenheit gegraben, im Schloss, unter der Kathedrale und eben auch in der Altstadt. Was sie hier zu finden hoffen? Die deutsche, die jüdische, die mennonitische, sogar die russische Geschichte bilden die Sedimente, auf denen die heutige polnische Gesellschaft ruht, sagt sie. Aus Sicht der jetzigen Generation erscheint Kwidzyn als ein Kreuzweg der Kulturen und Geschichte(n). Zum Greifen nah. Man muss nur danach graben. Sie ist begierig, mehr über die jüdische Geschichte der Stadt zu erfahren. Davon weiß man bis heute nichts. Meine Fragen werden mit Interesse aufgenommen.

Im Keller des Stadtmuseums hängt ein Stadtplan von 1793, auf dem die einzelnen Häuser mit ihren Besitzern verzeichnet sind. Nummer 10 gehörte einem gewissen Lewien. Es ist Jacob Lewin, der Bankier, dessen Söhne sich bei der Einbürgerung 1812 Lewinsohn nennen werden. Für mich ist es der Ursprung, von dem die Fäden einer neuartigen Erzählung ausgehen: der Urahn, das Geld, die jüdische Gemeinde, der Kampf zwischen Tradition und Reform, die deutsche Kultur, die Migration nach Berlin, die Lebensreform, die christliche Taufe, die Übergänge zum Islam, die drohende Vernichtung. Ein Netz von Fäden spannt sich von Jacob, dem Geldverleiher, bis zu den beiden deutschen Schwestern und ihren muslimischen Kindern im Nachkriegsengland. Am Anfang der Geschichte winkte die preußische Staatsbürgerschaft. Am Ende stehen deutsche Kultur und »wir sind Preußen« auf der einen Seite, Pakistan und der Islam auf der anderen. Was sie bei der Flucht aus Deutschland noch nicht wissen: Der hochherzige Traum einer kosmopolitischen deutsch-indischen Avantgarde, die im Berlin der Zwischenkriegszeit Gestalt annahm, wird sich im Nachkriegsengland der Realität einer Gesellschaft beugen müssen, die auf Euro-Indians herunterschaut und half-and-halves aus ihren Reihen ausschließt. Ab hier nimmt eine neue Geschichte ihren Anfang.

Hassocks, August 2015

Anisah hat ein Buch geschrieben. Nach dem Tod ihrer Mutter hat sie Fotos und Erinnerungen geordnet und ihre Geschichte einem Freund anvertraut. Der hat diese 2007 wortwörtlich aufgeschrieben. 2010, als sie das Geld dazu endlich zusammenhatte, erschien das Buch im Selbstverlag.[1] Heute liest sie noch regelmäßig auf Kirchenabenden daraus vor. Dieses Buch ist ihr ganzer Stolz. Der Weg dahin aber war schmerzhaft. Die 48 kurzen Kapitel beginnen in Berlin und erzählen von ihrer Kindheit zwischen ehrgeizigen Frauen, der Moschee in Wilmersdorf, den SS-Nachbarn, der Gestapo und dem Krieg. Es folgen die Zeit des Untertauchens in Kriebetal, die Russen und der Hunger, die wunderbare Rettung durch Imam Abdullah, die Fahrt nach England und die Zeit in der Wokinger Moschee, die ihr erstes echtes Zuhause wurde. Über die Zeit mit dem bucharischen Ehemann, der sie für sich arbeiten ließ, sie misshandelte und die Kinder schlug, berichtet sie genau und reflektiert.

Dass es trotzdem keine historische, sondern eine Konversionserzählung wurde, liegt an der unübersehbaren Trennung zwischen ›vorher‹ und ›nachher‹. In diesem Buch wandelt die Autorin vom Dunkel zum Licht. Irgendwann in ihrem Leben bekam Anisah Visionen. Sie hatte intensive Traumgesichte, in denen eine Lichtgestalt, die sie als Jesus identifizierte, sie aus der Ferne rief. Sie tagträumte, fertigte Zeichnungen und Gedichte an, fand eine Kirche, in der sie im Stillen sitzen und ihre muslimischen Gebete sprechen konnte, und trat schließlich vom Islam zum Christentum über. Die Kinder gingen mit. Dies war die einzige Grenze, vor der der Ehemann haltmachte. An dem Tag, an dem sie getauft wurde, war sie für ihn gestorben. Trotzdem besuchte er sie noch einmal, als sie schon in ihrem neuen Zuhause wohnte, erklärte ihr, er würde ihr vergeben, wenn sie zu ihm und dem Islam zurückkehren würde. Sie tat es nicht.