cover.jpg

 

 

Ekaterine Doreulli

Geschichten aus der Erstaufnahme

 

 

 

 

 

 

 

Ruhland Verlag

 

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation

in der Deutschen Nationalbibliografie;

detaillierte bibliografische Daten

sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

 

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich

geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des
Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen,
Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und
Verarbeitung in elektronischen Systemen.

 

Die Ereignisse in diesem Buch habe ich so beschrieben, wie ich sie erlebt und in Erinnerung behalten und verstanden habe. Fast alle Namen habe ich geändert und die Änderungen durch ein Sternchen bei der ersten Nennung gekennzeichnet.

Ekaterine Doreulli

 

1. Auflage 2018

ISBN 978-3-920793-20-7

ISBN 978-3-920793-21-4 (epub)

ISBN 978-3-920793-22-1 (mobi)

Copyright © Ruhland Verlag, Bad Soden 2018

Ekaterine Doreulli, Geschichten aus der Erstaufnahme

Übersetzung: Silke Leich

Lektorat: G. Lentzen, weisenwerck

Umschlagbild: © csakisti / istockphoto LP

Alle Rechte vorbehalten.

www.ruhland-verlag.de

Anstelle eines Vorwortes

 

Ich pflegte meine Zimmergenossinnen im Camp zu fragen, was Deutschland für sie bedeute, und die Antwort war fast immer die gleiche: Hoffnung.

Für diese Flüchtlingsfrauen ist Deutschland das Land des Fortschritts, der Träume, der Chancen, des Neuanfangs. Sie kommen nach Deutschland, um hier eine Art von »deutschem Traum« zu verwirklichen, vergleichbar mit dem »American Dream«.

Die Hoffnung auf eine bessere Zukunft gibt diesen Immigrantinnen den Mut, sich auf eine lange und gefährliche Reise zu begeben. Einige brauchten Monate, um nach Deutschland zu gelangen, sie überquerten das Mittelmeer und kamen durch zahlreiche europäische Länder, sie machten sich bei Wind und Wetter, Regen und Hitze, Schnee, Nebel und Kälte auf den Weg; sie kamen mit Schiffen, mit Booten, im Flugzeug, in Zügen, auf Lastwagen, in Autos, zu Fuß.

Fast alle nahmen Risiken auf sich, um an ihr Ziel zu gelangen. Einige ertranken, andere verdursteten, wurden getötet, und wieder andere hielten die Gefahren und Entbehrungen nicht aus und gaben auf.

Die Frauen, die ich im Camp getroffen oder gesehen habe, hatten oft (nicht immer) ihre eigene Tragödie erlebt. Sie alle hatten ihr individuelles Los: Die meisten hatten ihre Heimat verlassen, um Verfolgung, Unterdrückung oder Krieg zu entkommen; viele hatten Korruption, Diktatur, Bürgerkriege, Hunger und Vergewaltigungen erlebt; einige kamen aber auch aus wirtschaftlichen und finanziellen Gründen, andere aus persönlichen; manche hatten freilich nicht nachvollziehbare Motive.

Selten kamen auch Frauen aus medizinischen Gründen nach Deutschland, um gesund zu werden oder schwer kranke Angehörige behandeln zu lassen.

Uns persönlich schenkte Deutschland – genauer gesagt, deutsche Ärzte – etwas sehr Wichtiges: Sie retteten das Leben eines kleinen Kindes.

Die Frauen, die ich im Camp kennenlernte, sind vereinigt unter einem Wort: Hoffnung. Hoffnung auf eine gute und sichere Zukunft.