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theo hossmann

und dann schoss die kuh kondensstreifen in den himmel

61 sehr kurze geschichten

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© 2018 Theo Hossmann

ISBN 978-3-7439-9030-2 (Paperback)

ISBN 978-3-7439-9031-9 (Hardcover)

ISBN 978-3-7439-9032-6 (e-Book)

Umschlaggestaltung, Illustration: Theo Hossmann

Korrektorat: Jörg Querner, www.anti-fehlerteufel.de

Verlag und Druck: Buchtalent – eine Verlagsmarke der

tredition GmbH, Hamburg

www.buchtalent.de

www.tredition.de

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Meiner geliebten Mutter.

Vorwort

Ich habe das Buch gelesen und kann es meinen Freundinnen nicht weiterempfehlen. Auch allen anderen Bekannten und Verwandten werde ich dieses Sammelsurium von unsinnigen Texten nicht ans Herz legen.

Es wird sich wahrscheinlich irgendwo irgendjemand finden, dem die literarischen Ergüsse meines Sohnes gefallen. Ich gehöre jedenfalls ganz sicher nicht dazu.

Anneliese Hossmann
(Mutter des Autors und Maturantin)

Adam

Adam hielt nichts von Astrologie. Trotzdem las er täglich sein Horoskop in allen möglichen Zeitungen und suchte nach Gemeinsamkeiten. Fand er welche, versuchte er vehement den ganzen Tag das Horoskop der Unwahrheit zu überführen. Er machte genau das, was die Sterne nicht vorhergesagt hatten.

Wenn ihm das gelang – und es gelang ihm oft –, griff er zum Telefonhörer und rief in den diversen Redaktionen an. Adam war dort schon bekannt und alles andere als beliebt. Schließlich beschrieb er jedem Gesprächspartner seinen Tagesablauf bis ins kleinste Detail – oft wurde in den Redaktionen der Telefonhörer einfach zur Seite gelegt und Adam reden gelassen. Einige jüngere Mitarbeiter hatten auch schon aufgelegt, was aber keine gute Idee war. Denn Adam ließ sich nicht abwimmeln, rief wieder an und fing beim neuen Telefonat mit seiner Geschichte wieder ganz von vorne an. Das war also für die Redakteure kein Zeitgewinn, sondern zog die unangenehme Angelegenheit nur in die Länge.

Adam kam deshalb auf die schwarzen Listen aller Zeitungen und erhielt keine Abos, also besorgte er sich die Druckwerke am Kiosk. Das ging so lange, bis alle Kioske im Umkreis von Adams Wohnung nicht mehr von den Zeitungsverlagen beliefert wurden. Als den Zeitungen auch das nichts half, Adam kannte jede Zeitungsquelle der Stadt, nahmen die Verlage einfach die Horoskope aus den Blättern. Damit war endgültig Schluss mit den Telefonanrufen.

Adam fiel in ein emotionales Loch, von dem er sich erst nach seinem Tod befreien konnte. Seine Todesanzeige stand in allen Zeitungen.

Am Ende

Mein Leben lang also lebenslänglich hatte ich mir ein Pferd gewünscht und nun da ich tot bin kann mir dieser Wunsch nicht mehr erfüllt werden da nichts unerfüllbarer ist als der Wunsch eines toten Mannes der nicht einmal als Lebender dazu fähig war sich seinen Traum zu erfüllen und ich bin nun einer von dieser Sorte die regungslos im Boden liegend von den Würmern zerfressen werden und darauf hoffen dass dies doch möglichst bald ein Ende haben werde wobei gedacht wurde dass dies bereits das Ende sei was jedoch unmöglich ist da ein Mensch mit einem Wunsch im Herzen niemals am Ende sein kann.

Blumentöpfe

„Gibt’s hier keine Blumentöpfe?“, herrschte der Kaktus den betrunkenen Schankburschen an. Das wasserscheue Gewächs hockte an der Bar und wollte sich in einen geräumigen Blumentopf zurückziehen, um ein wenig über die politische Situation in Kapfing nachzudenken. Kapfing hatte es in die Schlagzeilen der regionalen Wochenzeitungen geschafft, nachdem die Dorfversammlung ein Diskussionsverbot in sämtlichen Holzschuppen der Gemeinde erlassen hatte. Auslöser waren die nicht enden wollenden Auseinandersetzungen zwischen dem störrischen Esel und dem rechthaberischen Ochsen, die immer weiter eskalierten und bereits zu Gewalttätigkeiten führten. Um dies zu unterbinden, ohne den beiden Beteiligten einen offiziellen Maulkorb zu verpassen, wurde dieses generelle Diskussionsverbot eingeführt.

Die Maßnahme war zwar ungewöhnlich, wäre jedoch kein Auslöser einer politischen Dorfkrise gewesen – wenn nicht die Dorfversammlung selbst regelmäßig in einem Holzschuppen tagen würde. Es gab nun allerlei Rechtsauffassungen: War der Beschluss gültig? War er rechtswidrig? Kam er der Auflösung der Dorfversammlung gleich? Konnte man ihn rückgängig machen? Wenn ja, wie? Et cetera. Da sich der Kaktus den Ruf eines trockenen Pragmatikers erworben hatte, wurde er nun in dieser Situation zu Hilfe gerufen.

Bevor er über dieses politische Tohuwabohu nachdenken wollte, genehmigte er sich einen Tropfen Hochprozentigen an der Bar des Fliesenhändlers. Der Fliesenhändler war der einzige Dorfbewohner, der Alkohol ausschenken durfte. Und der Schankbursche war der Einzige, der regelmäßig mehr Alkohol trank als er vertrug. Deshalb war er öfter als angemessen während seiner Schanktätigkeit indisponiert und nicht fähig, die Wünsche seiner Gäste zu erfüllen.

Ohne Blumentopf konnte sich der Kaktus nicht in seine Gedanken vertiefen, so viel war sicher. Ebenso sicher war, dass der Schankbursche in seinem Rausch alle Blumentöpfe zerschlagen hatte. Vom Kaktus konnte unter diesen Voraussetzungen also kein Ratschlag erwartet werden, darüber waren sich die Beobachter einig.

Die politische Krise in Kapfing wurde schließlich vom Metzger gelöst, der Ochse und Esel schlachtete und zu Wurst verarbeitete. Das Diskussionsverbot wurde aufgehoben.

Brandheiß

Der brandgefährliche Torjäger der Hinterstoderer konnte von der unsicheren Vorderstoderer Hintermannschaft kaum in den Griff gebracht werden und entfachte quasi im Alleingang einen Flächenbrand im Strafraum der Vorderstoderer, der auf den Hinterstoderer Fansektor übergriff und bei den Fans zahlreiche Verbrennungen unbestimmten Grades verursachte. Die verletzten Zuschauer wurden auf die umliegenden Krankenhäuser aufgeteilt.

Dreifach