Die Raumflotte von Axarabor #17: Notruf zwischen den Sternen

Axarabor, Volume 17

Konrad Carisi

Published by Cassiopeiapress Extra Edition, 2018.

Inhaltsverzeichnis

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Notruf zwischen den Sternen

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Notruf zwischen den Sternen

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DIE RAUMFLOTTE VON Axarabor -  Band 17

von Konrad Carisi

Der Umfang dieses Buchs entspricht 71 Taschenbuchseiten.

Zehntausend Jahre sind seit den ersten Schritten der Menschheit ins All vergangen. In vielen aufeinanderfolgenden Expansionswellen haben die Menschen den Kosmos besiedelt. Die Erde ist inzwischen nichts weiter als eine Legende. Die neue Hauptwelt der Menschheit ist Axarabor, das Zentrum eines ausgedehnten Sternenreichs und Sitz der Regierung des Gewählten Hochadmirals. Aber von vielen Siedlern und Raumfahrern vergangener Expansionswellen hat man nie wieder etwas gehört. Sie sind in der Unendlichkeit der Raumzeit verschollen. Manche errichteten eigene Zivilisationen, andere gerieten unter die Herrschaft von Aliens oder strandeten im Nichts. Die Raumflotte von Axarabor hat die Aufgabe, diese versprengten Zweige der menschlichen Zivilisation zu finden - und die Menschheit vor den tödlichen Bedrohungen zu schützen, auf die die Verschollenen gestoßen sind.

Mein Name ist Kartek Tezal, und ich bin vor einiger Zeit raus aus der Flotte von Axarabor, doch als Reservist bleibt mir nichts anderes übrig, als auf einen Notruf zu regieren, der mich in ungeahnte Gefahren bringen sollte ...

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EIN CASSIOPEIAPRESS Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

© by Author

© Serienidee Alfred Bekker und Marten Munsonius

© dieser Ausgabe 2018 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

postmaster@alfredbekker.de

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ICH SEUFZE UND LEHNE mich zurück. Mein Magen rumort nach dem Gesöff, was man mir letzte Nacht aufgeschwatzt hat. Es sei für Belakaria nicht gefährlich, hatte dieser zweiköpfe Barkeeper gesagt. Oder war ich schon so dicht gewesen, dass ich glaubte, er hat zwei Köpfe? Es gibt eine Spezies mit zwei Köpfen, aber ich komme ums Verrecken nicht auf den Namen. Ein Summton lässt meine Kopfschmerzen anschwellen. Ein Freund von mir in der axaraborianischen Flotte nannte das immer einen Kater. Was dieses Gefühl mit einer Speise für die menschliche Ernährung zu tun hat, weiß ich nicht. Auf Vectorianis II gab es leckere gebratene Katzen, angeblich geklont aus DNS-Profilen, die von Axarabor selbst stammen.

Ich spaziere langsam durch mein Schiff ASHOKA ins Cockpit.

„Du siehst nicht gut aus“, stellt Vera fest. Eigentlich heißt sie V3-RA, aber daraus haben wir vor langem Vera gemacht.

„Ich fühl mich auch nicht so“, brumme ich und lasse mich in den Pilotensitz fallen. Ihr Körper ist geformt wie der einer weiblichen Menschenfrau, aber es fehlen die Haare. Damit sieht sie mehr aus wie eine Belakaria-Frau. Meine Spezies stammt von Menschen der Zentralwelten ab, hat sich aber mit genetischen Eingriffen massiv an Belak, unsere Heimatwelt, angepasst. Das ist aber schon Jahrtausende her. Wir sind somit nur insoweit mit den Menschen von Axarabor verwandt, wie die Menschen auf Axarabor mit den Schweinen, die sie essen.

Ich nehme die Nachricht, die der Summton angekündigt hatte, an und vor mir in der Luft erscheint ein zweidimensionales Hologramm eines uniformierten Axarabor-Menschen.

„General Obesko“, sage ich und nehme unwillkürlich Haltung im Sitzen ein. Soweit es halt geht. Der Mann ist Mitte vierzig mit grauen Schläfen und einem lichter werdenden Haarkranz. Das kompensiert er durch einen beeindruckenden Bart.

„Hauptmann Kartek Tezal“, begrüßt er mich.

„Reserve-Hauptmann Tezal“, korrigiere ich reflexartig. Seine Augenbraue zuckt in die Höhe. Das hätte ich wohl nicht sagen sollen.

„Jetzt nicht mehr, Hauptmann Tezal.“

„Sir? Präzisieren Sie das bitte!“

„Sie sind hiermit in den aktiven Dienst zurückberufen.“

Ich lächle gezwungen.

„Bei allem Respekt, Sir, ich bin vor zwei Jahren ausgeschieden aus dem aktiven Dienst. Inzwischen bin ich ein respektierter Bergungsschiff-Captain und Privatunternehmer.“

„Hauptmann Tezal“, fährt der General ungerührt fort. „Sie haben das Kleingedruckte gelesen, als Sie frühzeitig ausgetreten sind. Dafür, dass Sie Ihre diversen Modifikationen, Eigentum der Flotte sowie einen verzinsten Kredit abzahlen dürfen, verpflichteten Sie sich, ein Leben lang Reserveoffizier zu werden. Seit einem halben Jahrhundert bedeutet dies, wann immer ich will, kommen Sie, sobald ich pfeife. Solange der gewählte Hochadmiral nicht wechselt, wird sich da sicher auch nichts ändern. Haben wir uns verstanden?“

„Ja, Sir.“

„Gut. Dasselbe gilt für Ihre Kollegin V3-RA. Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie bei Ihnen ist?“

„Ja, Sir“, meldete sich Vera und bewegte sich leicht vor, um in den Erfassungsbereich der Kameralinse zu kommen.

„Ich sende Ihnen ein Datenpaket mit der üblichen Verschlüsselung. Das Passwort der Verschlüsselung ist das Datum Ihres Ausscheidens aus dem Dienst. Alles weitere finden Sie dort. Im Sinne der Geheimhaltung: viel Glück! General Obesko Ende“

Er beendete die Verbindung und ich sitze ratlos da, während eine kleine blinkende Anzeige auf dem Bildschirm vor mir sagt, dass die Meldung angekommen ist.

Vera seufzt und nimmt mich leicht von hinten über die Stuhllehne hinweg in den Arm.

„Das hat ja nicht lange gedauert.“

„Was?“, frage ich.

„Dass Sie uns in Ruhe lassen. Nur du und ich.“

Ich nicke langsam.

„Wir haben gewusst, dass wir aus dem Militär nicht so leicht rauskommen.“

Sie gibt mir einen Kuss mit ihren synthetischen Lippen. Für einen Menschen sieht sie aus wie eine blauhäutige glatzköpfige Frau. Soweit passt sie gut zu mir.

„Ich bin dir dankbar“, flüstert sie mir ins Ohr.

Ich nicke nur, sage nichts dazu. Ich bin durchaus auch deswegen Reserveoffizier, weil ich Schulden beim Militär habe: Streng genommen ist Vera Eigentum der Flotte. Dass sie eine sogenannte echte künstliche Intelligenz über die Jahre erworben hat, ändert daran nichts. Somit war es teuer, sie auszulösen.

„Sehen wir mal an, was uns geschickt wurde.“ Ich gleite mit meinen feingliedrigen Fingern über die Bildschirmkontrollen. Meine dunkelblaue Haut ist leicht rissig, das muss am Alkohol liegen.

Vor mir in der Luft erscheint ein Bildschirm, eine Projektion auf der die Daten aufgezeigt werden.

„Also“, fasse ich für Vera zusammen, die sich in den Sitz des Co-Piloten setzt. „Wir sollen nach PKM-324-HM, ein System nicht weit von uns. Es gibt einen Notruf.“

„Was interessiert das Militär denn?“

„Es ist eine Kennung, der Notruf weist auf ein Kolonieschiff hin, das sich angeblich vor fast fünftausend Jahren von Axarabor aufgemacht hat. Der Kontakt brach wenige Jahrzehnte danach ab, es war eine turbulente Zeit damals. Laut den Akten, die echt nicht gerade ausführlich sind, weiß man nicht mal, ob die Kolonisten ihr Ziel erreichten.“

„Nun denn“, sagte Vera und begann Einstellungen vorzunehmen. „Ich setzte einen Kurs.“

Ich nicke nur erschöpft. Die Kopfschmerzen sind noch erheblich.

Also stehe ich auf und wanke in Richtung Küche. Die Kombüse ist ein kleiner, zwei mal zwei Meter umfassender Raum, in dem ein Nahrungsmittelaufbereiter den größten Platz einnimmt. Manchmal bereitet mir Vera auch etwas zu. Sie selbst benötigt keine Nahrung, legt aber großen Wert darauf, dass ich nicht nur Nährpräparate zu mir nehme. In einem Fach finde ich die Schmerzmittel und schlucke zwei Tabletten.

Eine Weile stehe ich stumm da und warte darauf, dass sie ihre Wirkung tun. 

Die Kolonisation von Axarabor aus ist immer in Wellen verlaufen. Der Weltraum ist endlos, immer wenn es zu größeren Streitereien kam, sind einige Beleidigte losgezogen und haben eine Kolonie gründen wollen. Im Verlauf der Jahrtausende waren das einige, die in unterschiedlichen Wellen mit ganz unterschiedlichen Zielen loszogen. Es gibt eine eigene Abteilung bei der Raumflotte von Axarabor, die sich diesen Kolonisationswellen angenommen hat. Sie durchforsten Archive, um Anhaltspunkte zu finden, wo Kolonien sein müssten. Sofern Kapazitäten frei sind, senden sie Schiffe dorthin und versuchen herauszufinden, was aus den Kolonisten wurde. Es gibt tausende Welten dort draußen, die möglicherweise von Menschen besiedelt wurden und von denen niemand auf Axarabor weiß. Meine persönliche Meinung: Wenn die Kolonien sich nie nach Hause gemeldet haben, wollten sie keinen Kontakt mehr. So ist das manchmal, wenn man sich auseinanderlebt, man sollte sich in Ruhe lassen.

„Wir sind gleich da, es ist nur ein kurzer Sprung“, stellt Vera fest. Ihre Stimme dringt durch die Lautsprecher zu mir und reißt mich aus meinen Gedanken. „Komm besser auf die Brücke.“

Ich nicke und registriere erst dann, dass sie mich ja nicht sehen kann.

„Ist gut“, rufe ich, da man durch das kleine Schiff meine Stimme im Cockpit hören kann.

Im Cockpit sitzt Vera im Co-Pilotensessel. Vor uns ist ein wilder Wirbel aus Farben, den der Überlichtsprung mit sich bringt. Es gibt diverse Antriebssysteme im Universum, je nachdem was ein Individuum aushalten kann. Manche Spezies beschleunigen langsam auf Lichtgeschwindigkeit und interessieren sich kaum für die dabei immer mehr gestauchte Strahlung, die ihre Schiffe durchdringt. Wir hingegen bevorzugen wie viele andere Welten im Sternenreich von Axarabor lichtschnelle Reisen.

„Wir gehen auf Unterlicht“, stellt sie fest, begleitet von dem Piepen der Kontrollen. Vor uns verzerrt sich alles, als wir in den Normalraum zurückwechseln.

„Wir sind bei gut 0,3 Prozent Lichtgeschwindigkeit, bremsen langsam ab“, gibt sie die Anzeigen wieder.

„Empfangen wir den Notruf?“

„Ja, warte“, sagt sie und holt ein entferntes Objekt auf den Schirm. Es liegt zwischen uns und der Sonne des PKM Systems, so dass es sich mit scharfer Silhouette abzeichnet vor dem Licht des roten Riesen.

„Ist das ein Schiff? Spektralanalyse.“

„Laut der Spektralanalyse ist es vermutlich ein künstliches, also geschaffenes Objekt. Ein Raumschiff unbekannter Bauart, das keinerlei Energie emittiert.“

Ich setzte mich auf den Pilotensitz und korrigiere den Kurs, so dass wir abbremsen, je näher wir dem Objekt kommen. Da der Weltraum größtenteils aus mehr oder weniger leerem Raum besteht, ist das passende Abbremsen, ohne Unmengen von Energie zu verbrauchen, eine kleine Kunst für sich - meiner Meinung nach.

„Dann sehen wir uns das mal an.“

Das Objekt kommt währenddessen langsam näher, so dass die Zoomstufen immer weiter zurückgestellt werden können.

„Schick eine Standard Grußbotschaft, die die gängigen Verkehrssprachen und Axaraborianisch enthält. Vielleicht ist ja wer da, der antwortet.“