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Ashley Carrington

Valerie

Wolken über Cotton Fields

hockebooks

Für R. M. S.,
der meine Träume teilt
und viele davon Wirklichkeit
werden lässt.

1.

Die letzte Nacht auf Cotton Fields! Bei Sonnenaufgang, wenn der Raureif noch auf den Rasenflächen und Magnolienbäumen frostig glänzte und der Morgennebel zwischen den Roteichen der Allee trieb, würden sie die Plantage verlassen müssen. Für immer.

Die letzte Nacht!

Gedankenverloren starrte Rhonda in das Kaminfeuer, das ihr Schlafgemach mit wohliger Wärme erfüllte. Das gut abgelagerte Holz knackte und ächzte unter der verzehrenden Glut der Flammen, und gelegentlich mischte sich ein kurzer scharfer Knall in das gefräßige Prasseln, wenn ein Harzknoten im Feuer aufplatzte.

Die letzte Nacht!

Rhonda schüttelte den Kopf, ohne sich dessen bewusst zu sein. Es war geradezu lächerlich. Sie war auf Cotton Fields zur Welt gekommen, war hier aufgewachsen und hatte immer in der unerschütterlichen Überzeugung gelebt, dass ihr niemand diese Welt nehmen konnte, was immer in ihrem Leben auch geschehen mochte. Gewiss, sie hatte von Kindesbeinen an gewusst, dass Cotton Fields an ihren älteren Bruder Stephen fallen würde, weil er der einzige Sohn und somit naturgemäß der Erbe der Plantage war. Aber das war für sie ohne große Bedeutung gewesen und hatte ihr Gefühl, dass Cotton Fields in einer gewissen, wenn auch nicht juristischen Weise ebenfalls ihr gehörte, nie trüben können. Und nun war das Undenkbare passiert. Man würde ihr Cotton Fields nehmen. Morgen schon. Ihr und ihrem Bruder und ihrer Mutter.

Und diese Valerie, ein Bastard, würde dann hier die neue Herrin sein!

Wie hatte ihr Vater ihnen das nur antun können?

»Verflucht sollst du sein, Vater!«, murmelte Rhonda Duvall hasserfüllt. »Verflucht bis zum Jüngsten Tag und in alle Ewigkeit!«

»Sagten Sie etwas, Miss?«, machte sich eine hohe Mädchenstimme in ihrem Rücken bemerkbar.

Rhonda fuhr erschrocken im seidenbezogenen Sessel herum und erblickte Clover, ihr Zimmermädchen. Sie war so in ihre trübsinnigen Gedanken versunken gewesen, dass sie ihr Eintreten gar nicht gehört hatte. Unwillkürlich fühlte sie sich ertappt.

»Was schleichst du dich so in mein Zimmer?«, herrschte sie Clover zornig an. »Weißt du nicht, dass du anzuklopfen hast? Ich hätte dich schon längst auf die Felder zurückschicken sollen. Da hätte man dir Gehorsam beigebracht. Was starrst du mich so an? Gib endlich eine Antwort!«

Das zierliche Mädchen, das noch keine vierzehn war, senkte unter den wütenden Vorwürfen ihrer Herrin scheinbar schuldbewusst den Blick, doch seine Stimme war fest und sicher: »Verzeihung, wenn ich Sie erschrocken habe …, aber ich bin nicht ins Zimmer geschlichen. Und geklopft hab’ ich auch.«

»Das hast du dir wohl nur eingebildet! Ich habe jedenfalls nichts davon gehört!«, fuhr Rhonda sie an. »Na, komm schon! Worauf wartest du? Willst du, dass meine Schokolade kalt wird?« Sie hatte Clover beauftragt, ihr eine Tasse heiße Schokolade zu bringen.

Beflissen, aber wortlos eilte Clover nun an ihre Seite und stellte das silberne Tablett, auf dem eine Porzellantasse und eine kleine bauchige Kanne standen, neben sie auf den runden Beistelltisch. Als sie ihr eingießen wollte, scheuchte Rhonda sie mit einer ungeduldigen Handbewegung weg.

»Ich mach’ das schon selber«, sagte sie ungnädig. »Sieh du lieber zu, dass mein Bett gerichtet ist.«

Clover trat zwei Schritte zurück. Ihr aufmerksamer Blick ging schnell zu den schweren Samtgardinen mit Goldborte, die vor den beiden hohen Fenstern zugezogen waren, und dann zu Miss Rhondas Himmelbett. Es war aufgeschlagen, und ihr Nachtgewand aus feinstem Musselin lag neben ihrem Morgenrock, der aus dunkelblauem Samt gearbeitet war. Sie wusste auch, dass die Wasserkannen im angrenzenden Waschkabinett frisch gefüllt waren und neue Handtücher auf der Kommode bereitlagen. Sie hatte ihre Arbeit gewissenhaft wie immer getan und konnte deshalb beruhigt behaupten: »Es ist alles für die Nacht gerichtet, Miss Rhonda.«

»Und was ist mit den Wärmflaschen?«, fragte Rhonda misstrauisch, während sie die Porzellantasse mit dampfender Schokolade füllte. Sie mochte kalte Bettwäsche nicht und verlangte in kühlen Nächten, dass man Decke und Laken mit Wärmflaschen anwärmte, bevor sie sich schlafen legte.

»Dafür hab’ ich schon gesorgt«, antwortete das Sklavenmädchen ruhig. »Ihr Bett wird so angenehm warm sein, wie Sie es mögen.«

»So«, sagte Rhonda grimmig und wünschte, ihr fiele noch etwas zu bemängeln ein. Doch sosehr sie sich auch anstrengte, sie fand nichts, was sie Clover hätte vorhalten können. Und das machte sie noch verdrossener.

»Soll ich Ihnen beim Auskleiden zur Hand gehen, oder möchten Sie, dass ich Netty zu Ihnen schicke?«, fragte Clover, denn es war schon spät. Längst hatte sich die Nacht über Cotton Fields gelegt und alles war still im Herrenhaus. Netty und sie warteten nun sehnsüchtig darauf, dass man sie entließ und sie ihren müden Knochen endlich Ruhe gönnen konnten. Als Zimmermädchen von Miss Rhonda hatte man kein leichtes Leben, auch wenn man sich noch so sehr anstrengte.

Rhonda nippte an ihrer heißen Schokolade und überlegte einen Augenblick. Clover taugte nichts als Zofe. Sie war zu still und in sich gekehrt. Man wusste nie, was in ihr vor sich ging und was sie dachte. Das missfiel ihr. Netty war das genaue Gegenteil von Clover, offenherzig und geschwätzig. Doch ihr war jetzt nicht danach zumute, deren unablässiges Geplapper über sich ergehen zu lassen.

»Nein, du kannst gehen, und Netty soll bleiben, wo sie ist. Ich komm’ schon allein zurecht«, sagte sie deshalb und fügte gehässig hinzu: »Vermutlich sogar besser, als wenn eine von euch ungeschickt an mir herumfummelt.«

»Das war es dann, ja?«, fragte Clover und hatte Mühe, sich die Erleichterung, die sie fühlte, nicht anmerken zu lassen.

Etwas in der Stimme des Mädchens ließ Rhonda aufblicken. Ihr war so, als könnte sie für einen winzigen Augenblick einen hämischen Ausdruck in den dunklen Augen der Schwarzen entdecken. Doch dann war ihr Gesicht genauso ausdruckslos und ihre Haltung so untertänig wie immer.

Sie weiß es!, fuhr es Rhonda wütend durch den Kopf. Sie weiß es, dieses Niggerbalg! Sie alle wissen es! Und ich kann nichts dagegen tun!

Sie umklammerte die Armlehnen ihres Sessels und unterdrückte ihren auflodernden, ohnmächtigen Zorn. »Ja, du kannst gehen. Also mach, dass du hinauskommst!«, forderte sie das Zimmermädchen auf und warf ihr einen eisigen Blick zu.

Clover murmelte etwas, das alles Mögliche bedeuten konnte: eine gute Nacht oder eine höhnische Verwünschung. Und lautlos, wie sie gekommen war, verschwand sie.

Rhonda saß vor dem Kamin, bis das munter prasselnde Feuer in sich zusammengefallen und nur noch ein sanftes Glühen war. Der Rest Schokolade war in der Kanne schon lange kalt geworden, als sie sich endlich erhob und sich zu entkleiden begann. Sie ließ die einzelnen Kleidungsstücke achtlos zu Boden fallen und schleuderte sie mit wütenden Tritten aus dem Weg, während sie in ihrem geräumigen Zimmer auf und ab ging.

Eine innere Unruhe erfüllte sie. Die letzte Nacht auf Cotton Fields. Wie konnte sie da an Schlaf denken! Wie es wohl Stephen und ihrer Mutter ergehen mochte? Nun, ihr Bruder würde bestimmt schlafen können, nachdem er am Abend schon mit stummer Wut fast die ganze Karaffe Bourbon geleert und danach bestimmt in der Bibliothek allein weitergetrunken hatte.

Schließlich hatte sie die Korsage gelöst und das spitzenbesetzte Batisthöschen abgestreift. Sie griff nach dem zarten cremefarbenen Nachtgewand, das Clover ihr herausgelegt hatte, zog es über und band die drei fliederblauen Satinbänder vor der Brust zu Schleifen.

Plötzlich verharrte sie, und sie ließ ihre Hände auf ihren Brüsten liegen, die sie warm und fest unter dem dünnen Stoff fühlte. Sie schienen sich in ihre Handflächen zu drängen, und sie spürte, wie ihre Spitzen hart wurden.

Rhonda trat vor den vergoldeten Spiegel neben ihrem Himmelbett und musterte sich im warmen weichen Schein des heruntergebrannten Kaminfeuers. Ihr junger, wohlproportionierter Körper zeichnete sich deutlich unter dem dünnen Gewand ab, besonders ihre vollen Brüste und das dunkle Dreieck zwischen ihren Schenkeln. Dunkelblondes Haar umrahmte ihr Gesicht und wogte wie eine goldene Flut bis auf ihre grazilen Schultern.

Ein spöttisches Lächeln verzog ihr Gesicht. Sie war hübsch, daran bestand kein Zweifel. Sie hätte mit ihren siebzehn Jahren schon längst unter der Haube sein und eine gute Partie machen können. Es gab genug Männer von benachbarten Plantagen und aus New Orleans, die ihr den Hof machten und voller Hoffnung darauf warteten, dass sie sie darin ermunterte. Edward Larmont war einer dieser Verehrer, der sie lieber heute als morgen zu seiner Frau machen würde und finanziell in der Lage war, ihr ein standesgemäßes Leben zu bieten. Als seine Frau würde sie hohes gesellschaftliches Ansehen genießen, denn er nannte nicht nur eine sehr ertragreiche Plantage sein eigen, sondern hatte sich auch als leidenschaftlicher Vertreter einer unabhängigen Konföderation der Südstaaten einen Namen gemacht, und man sagte ihm eine glänzende politische Karriere voraus.

Doch der Gedanke an die Ehe, noch dazu mit einem dreißigjährigen Mann, bei dem sie sich Leidenschaft einzig und allein in Verbindung mit Politik vorstellen konnte, hatte sie erschreckt, seit sie sich mit vierzehn zum ersten Mal ihrer Weiblichkeit bewusst geworden war – und ihrer wilden sinnlichen Gelüste.

Bernard, ein muskulöser Sklave von zwanzig Jahren und einem reichen Erfahrungsschatz in Liebesdingen, hatte sie in ihr geweckt und ihr unten am Fluss gezeigt, wie man sie stillte. Immer und immer wieder. Es war ein ungewöhnlich heißer, schwüler Sommer gewesen, der ihr beider Leben verändert hatte.

Bernard war schlau genug gewesen, ihren jungen willfährigen Körper verschwiegen und an versteckten Orten die Sprache der Lust zu lehren und sich in der Sklavensiedlung vor seinesgleichen nicht damit zu brüsten, die junge Miss entjungfert zu haben und es immer wieder mit ihr zu treiben. Doch das hatte ihn nicht davor bewahrt, von heute auf morgen an einen Pflanzer aus Charleston verkauft zu werden, der gerade auf Cotton Fields zu Besuch weilte. Eine beiläufige Bemerkung zu ihrer Mutter, dass Bernard sie in letzter Zeit immer so seltsam anstarre, hatte am Tag seiner Abreise ausgereicht, um Bernard von Cotton Fields zu bekommen. Und so wie Bernard war es seitdem jedem ergangen, dem sie ihre geheime Gunst und ihren Körper geschenkt hatte. Es war nicht immer leicht gewesen, einen plausiblen Grund zu finden, warum dieser oder jener junge Mann von der Plantage verschwinden musste. Doch es war ihr noch immer geglückt. Nicht zuletzt, weil Douglas, der versoffene Aufseher, ihr gern einen Gefallen getan und auf einen dezenten Hinweis den Verkauf eines bestimmten Sklaven von sich aus betrieben hatte. Nun, nach dem Tod ihres Vaters, hatte sie dafür gesorgt, dass ihre Mutter sich ihrer Meinung angeschlossen hatte, dass es doch allmählich an der Zeit sei, den trunksüchtigen Schwätzer durch einen wirklich tüchtigen Aufseher zu ersetzen. So war es auch geschehen.

Rhonda lächelte, während sie vor dem französischen Spiegel stand und ihr Abbild wohlgefällig musterte. Macht war etwas Wunderbares, etwas Berauschendes. Sie verschaffte ihr fast so viel Lust wie die geheimen Treffen mit ihren schwarzen Liebhabern, die sie sich, schon Sklaven der Plantage, zu Sklaven ihrer dunklen Leidenschaften machte und derer sie sich wie eines abgetragenen Kleidungsstückes entledigte, wenn sie ihrer überdrüssig war oder fürchtete, sie könnten ihr gefährlich werden.

Plötzlich fiel ihr Tom ein.

Was sollte sie mit ihm machen?

Eine merkwürdige Erregung erfasste sie, als sie an ihn dachte, den jungen sehnigen Sklaven, der mit seinen neunzehn Jahren bereits zu den besten Baumwollpflückern auf Cotton Fields zählte. Sie hatte schon seit Langem ein Auge auf ihn geworfen und ihn schließlich eines Nachts in den alten Lagerschuppen gelockt und ihn dort regelrecht verführt. Dieses jeweils erste Mal, wenn den Schwarzen der Widerstreit von Angst und Begierde im Gesicht geschrieben stand, genoss sie am meisten, das waren die Höhepunkte ihrer verbotenen Beziehungen. Sie war geradezu süchtig danach geworden, zu sehen, wie sich bei den Schwarzen beim Anblick ihres nackten Körpers die Lust einen wilden Kampf mit ihrer tief verwurzelten Angst, weißes Fleisch auch nur zu berühren und dafür womöglich zu Tode gepeitscht oder gehängt zu werden, lieferte – und stets die Oberhand gewann. Tom hatte da keine Ausnahme gemacht. Doch er hatte seine Furcht schneller als jeder andere vor ihm unter Kontrolle bekommen und ihr bewiesen, dass er nicht nur auf dem Feld unter glühender Sonne ausdauernd kraftvolle Arbeit zu leisten verstand. Er war der beste Liebhaber, den sie je gehabt hatte. Doch er war auch gefährlicher als alle anderen.

Dies war ihre letzte Nacht auf Cotton Fields. Also was sollte sie mit Tom tun?

Sie trat ans Fenster, schob die schweren Gardinen ein Stück beiseite und schaute hinaus in die Dunkelheit. Eine Weile überlegte sie angestrengt. Dann wandte sie sich vom Fenster ab, ging zu ihrem Himmelbett und fuhr schnell in den samtenen Morgenmantel.

Sie hatte die Hand schon auf der Türklinke, als ihr ein Gedanke kam. Rasch begab sie sich zu ihrem kleinen Sekretär, der einen Glasaufsatz für Bücher trug, und öffnete eine der vielen Schubladen. Unter einem guten Dutzend kleiner bunter Stoffbeutelchen, die zum Teil nicht größer als eine Kastanie und mit duftenden Kräutern gefüllt waren, lag ein Lederetui, das nur etwas mehr als zwei Fingerbreit hoch und kaum so lang wie ihre Hand war. Sie zog es hervor und klappte es auf. Ein zweischüssiger Derringer mit einem perlmuttbesetzten Griffstück kam zum Vorschein. Eine Waffe, wie Spieler sie in ihren Westen versteckt trugen. Ein Spielzeug im Vergleich zu richtigen Revolvern. Doch ein Spielzeug, das von tödlicher Wirkung sein konnte, wenn der Schuss aus nächster Nähe abgegeben wurde.

Rhonda vergewisserte sich, dass diese winzige Waffe geladen war, wog sie einen Augenblick spielerisch in der Hand und ließ sie dann in der Tasche ihres Morgenmantels verschwinden. Sie spürte ihr Gewicht kaum.

Vorsichtig schlich sie nun aus ihrem Zimmer in der oberen Etage des Herrenhauses und verweilte einen Augenblick bewegungslos im Gang. Sie lauschte. Es war still im Haus. Sie hatte Erfahrung darin, sich des Nachts hinauszuschleichen. Lautlos huschte sie den mit prächtigen Teppichen ausgelegten Flur zur Rückfront des Hauses entlang und eilte über die schmale Dienstbotentreppe hinunter. Niemand sah sie, als sie die Hintertür öffnete und in die Dunkelheit hinausschlüpfte.

Es war eine kühle, klare Nacht, und sie schlug den Kragen ihres Morgenmantels hoch, als sie in den Weg zum Schuppen einbog, in dem die »rostige« Baumwolle gelagert wurde – Baumwolle von minderer Qualität, die sich in guten Erntejahren nicht zu verkaufen lohnte und deshalb zurückgehalten wurde, bis der Bedarf der ausländischen Aufkäufer größer war als das Angebot. Dann konnte man auch diese Baumwolle noch mit einem anständigen Profit losschlagen.

Rhonda eilte ihrem Ziel nicht auf dem kürzesten Weg entgegen, sondern machte einen Bogen um das Küchenhaus, das durch einen überdachten Weg mit dem Herrenhaus verbunden war, und achtete darauf, dass sie auch den Stallungen nicht zu nahe kam. In den Wintermonaten, deren Nächte auch hier im tiefen Süden Louisianas von empfindlicher Kühle sein konnten, zogen es immer wieder einige der Knechte vor, in unmittelbarer Nähe der Tiere im warmen Stroh und Heu zu schlafen. Einmal war sie zu eilig und zu unvorsichtig gewesen und wäre fast einem jungen Burschen in die Arme gelaufen, der aus den Stallungen getreten war, um sich zu erleichtern. Zum Glück hatte er ihr den Rücken zugekehrt und sie hatte noch Schutz hinter einem großen Azaleenstrauch finden können.

Rhonda war froh, dass sie den dunkelblauen Samtmantel trug und so mit den schwarzen Schatten, die die Zypressen und Eichen warfen, förmlich verschmolz.

Es war nicht weit bis zu den Lagerschuppen und Hallen, in denen die Entkörnungsmaschinen und die Zuckerrohrpresse untergebracht waren. Sie gruppierten sich, eine gute halbe Meile vom Herrenhaus entfernt, um einen kleinen sandigen Platz, der aber groß genug war, dass schwer beladene Fuhrwerke vorfahren und auch drehen konnten.

Etwas abseits davon, von einem Zypressenhain geschützt, lag der Schuppen für die rostige Baumwolle, ein lang gestrecktes Gebäude, das keinen Dachboden besaß und schon einmal bessere Zeiten gesehen hatte.

Rhonda schlich auf das Doppeltor zu, das groß genug war, um auch ein hoch beladenes Fuhrwerk hindurchzulassen. Ein Flügel des Tors aus fingerdicken Eichenbrettern war nur angelehnt und ein spöttisches Lächeln huschte über ihr Gesicht. Sie drückte die Brettertür nur so weit auf, dass sie durch den Spalt ins Innere des alten Gebäudes schlüpfen konnte. Pechschwarze Finsternis umfing sie.

Einen kurzen Augenblick blieb sie reglos jenseits der Tür stehen.

Er war da.

Sie konnte ihn riechen.

Die Unruhe und Ungewissheit, die sie auf dem Weg zu ihrem geheimen Treffpunkt nicht losgelassen hatte, nämlich ob sie wohl noch immer Macht über ihn hatte, auch in dieser letzten Nacht, diese Unsicherheit fiel nun mit einem Schlag von ihr ab. Er hatte die ganze Zeit hier auf sie gewartet. Ihre Macht über ihn war ungebrochen und daran würde sich auch in Zukunft nichts ändern. Dafür würde sie schon Sorge tragen. Tom gehörte ihr und niemandem sonst!

Sie ging in die Schwärze hinein, langsam, doch mit der Sicherheit eines Blinden, der diesen Weg schon unzählige Male gegangen ist und jeden Zoll Boden unter seinen Füßen so gut kennt wie kein anderer.

Nach fünfzehn Schritten hielt sie inne und wandte sich nach rechts. Und in die Dunkelheit hinein sagte sie voller Genugtuung: »Ich wusste, dass du hier sein würdest.«

»Und ich wusste, dass du kommen würdest!«, ertönte die Antwort einer männlichen Stimme.

»Habe ich dich lange warten lassen, Tom?«, fragte sie spöttisch und ging in die Richtung, aus der die Stimme kam. Vor ihrem geistigen Auge sah sie die schweren zusammengeschnürten Baumwollballen, die sich zu beiden Seiten des Mittelgangs bis fast unter die Decke stapelten, an einer Stelle jedoch eine Ausbuchtung bildeten, die etwa drei, vier Schritte im Quadrat maß.

»Nicht länger als sonst, Missy!«, gab er leichthin zurück.

Sie machte noch einen Schritt, dann spürte sie, dass sie direkt vor ihm stand. Fast glaubte sie, seinen warmen Atem an ihrem Hals zu fühlen.

»Du sollst mich nicht Missy nennen!«

Anstelle einer Antwort streckten sich ihr zwei kräftige Hände aus der Dunkelheit entgegen, die sich kurz auf ihre Hüften legten, um dann schnell zu ihren Brüsten hochzuwandern und sie durch den Stoff hindurch zu kneten.

Seine Berührung entfachte die Glut ihrer Erregung zu wildem Aufflackern. Unwillkürlich krümmte sie vor Lust den Rücken und drückte sich gegen seine Hände. Einen Moment lang wünschte sie nichts sehnlicher, als dass er ihr Morgenmantel und Nachtgewand abstreifen und sie gleich hier und jetzt im Dunkeln nehmen würde. Doch schon im nächsten Moment hatte sie sich wieder unter Kontrolle und sie schob seine Hände zurück. Sie durfte sich nicht hinreißen lassen, ihm zu zeigen, wie stark ihr Verlangen war. Er war der Nigger, der Feldsklave, und sie die weiße Herrin. Sie musste die Initiative in der Hand behalten, wenn sie ihre Macht über ihn auch über diese letzte Nacht auf Cotton Fields hinaus bewahren wollte.

»Nimm deine Hände weg! Du wirst mich erst anfassen, wenn ich es dir erlaube!«

Verblüfftes Schweigen. Dann sagte er halb belustigt, halb verunsichert: »Wenn du es so haben willst, Rhonda …«

»Ja, ich will es so. Und nun mach endlich die verdammte Lampe an!«, forderte sie ihn schroff auf. »Worauf wartest du noch?«

Er lachte leise und riss ein Zündholz an. Der ruhige Schein der Flamme, die Tom nun an den Docht der Sturmlaterne hielt, die sie hier in einer kleinen Holzkiste heimlich aufbewahrten, beleuchtete sein Gesicht. Es war das gut geschnittene Gesicht eines jungen kraftstrotzenden Schwarzen, dessen Haut so glatt und dunkel war wie blank poliertes Ebenholz.

Er trug über einer einfachen ausgeblichenen Leinenhose eine Jacke aus Opossumfellen. Sie war sein ganzer Stolz, denn er hatte die Tiere selbst gefangen und enthäutet und die Felle zusammengenäht. Vier Jahre hatte es gedauert, bis er genug Felle für eine ärmellose Jacke beisammengehabt hatte. Er hatte darauf verzichtet, diese Nacht ein Hemd darunter zu tragen, wusste er doch, wie sehr seine nackte Haut und das Spiel seiner Muskeln sie erregten.

Rhonda lehnte sich gegen einen Baumwollballen und betrachtete den Schwarzen mit Besitzerstolz, während dieser den Docht entzündete und das Glas wieder herunterließ. Er blies das Zündholz in der geschützten hohlen Hand aus und nässte die verkohlte Spitze sicherheitshalber noch mit Daumen und Zeigefinger, die er mit Speichel befeuchtet hatte. Er steckte das Zündholz in seine Hosentasche und drehte sich zu ihr um. »Zufrieden?«, fragte er und schaute sie mit unverhohlener Begierde an. Die straffe Wölbung seiner Hose verriet, dass er es nicht erwarten konnte, sich mit ihr auf der Pferdedecke, die er schon auf dem Boden über einer dicken Lage Baumwolle ausgebreitet hatte, zu vereinigen.

Rhonda lächelte, während sie scheinbar gedankenlos mit ihrem Gürtel spielte und den Knoten öffnete. »Du kannst es sicher nicht erwarten, nicht wahr?«, fragte sie spöttisch, während sie den Morgenmantel von ihren Schultern gleiten und ihn dabei nicht aus den Augen ließ. Sie fing den Samtmantel auf, bevor er zu Boden fiel, und legte ihn so über den Ballen hinter ihr, dass der Derringer nicht aus der Tasche rutschen konnte.

Wie gebannt starrte er sie an, als sie nun nur noch mit ihrem dünnen Batisthemd bekleidet war, und er leckte sich über die Lippen, ohne es zu merken. »Ich hab’ mächtig lange darauf gewartet«, gab er mit rauer Stimme zu.

»Das meinte ich nicht.«

Er furchte die Stirn, während er einen Schritt auf sie zuging.

»Was denn?«, fragte er und verschlang sie mit seinen Blicken. Er wollte sie berühren, erinnerte sich jedoch noch rechtzeitig ihrer Zurechtweisung und ließ die schon erhobene Hand wieder sinken.

»Ich meinte damit morgen!« Sie sah ihn scharf an, und ihre Stimme war hart wie Stein, als sie hinzufügte: »Du weißt, was morgen geschieht. Jeder auf Cotton Fields weiß, was morgen für ein Tag ist! Wir werden die Plantage verlassen und ihr bekommt eine neue Herrin! Tu nicht so, als wüsstest du das nicht schon längst!«

Tom ließ sich nicht anmerken, dass er in der Tat sehr wohl wusste, wovon sie sprach. Seit gut einer Woche, seit diese beiden fremden Männer mit den Duvalls von New Orleans nach Cotton Fields zurückgekommen waren, wurde auf der Plantage kaum noch von etwas anderem gesprochen – wenn auch jeder bemüht war, dies vor der Herrschaft zu verbergen. Hugh Stringler und Jim Wilkens hießen die beiden schweigsamen Fremden, die ohne Zweifel aus dem Norden kamen, denn sie redeten so merkwürdig, dass sie nur Yankees sein konnten. Südstaatler waren sie auf jeden Fall nicht. Miss Rhonda, Massa Stephen und die Missus hassten diese Männer, das war auch dem Dümmsten sofort aufgefallen, doch sie mussten sie offensichtlich gewähren lassen, und das war es, was ihnen allen Rätsel aufgegeben hatte.

Seit ihrer Ankunft waren sie vom Morgengrauen bis tief in die Nacht unermüdlich damit beschäftigt, alles in endlose Listen einzutragen. Manchmal kam es Tom so vor, als würden sie alles und jedes bis auf den letzten Halm und Strauch, die auf der Plantage wuchsen, erfassen wollen. Denn sie zählten nicht nur die Gerätschaften, das Vieh und die Sklaven von Cotton Fields, sondern führten in ihren Listen auch jeden Kerzenhalter und jede Tischdecke, jedes Möbelstück und jedes Bild, ja sogar jeden Schinken und jede Flasche Wein aus den Vorratskellern auf. Ja, nicht einmal die Töpfe und Pfannen, Schüsseln und Kessel im Küchenhaus erschienen ihnen unwichtig genug, um sie nicht in ihre Listen aufzunehmen. Alles wurde mit pedantischer Sorgfalt gezählt und eingetragen. Es gab nichts, was ihren scharfen kühlen Augen entging.

Kein Wunder, dass vom ersten Tag an tausend Gerüchte unter den Sklaven die Runde machten, von denen eines abenteuerlicher klang als das andere. Der Schmied wollte schon am ersten Tag mit jedem eine Wette um eine Wochenration Tabak eingehen, dass die beiden Yankees Sachverständige eines Auktionshauses waren und dass Cotton Fields samt Sklaven, Vieh und Mobiliar bald unter den Hammer eines Auktionators kommen würde. Es ging das Gerücht, dass Massa Stephen, dessen Leidenschaft für das Glücksspiel ein offenes Geheimnis war, die Plantage in einer einzigen Nacht am Spieltisch eines vornehmen Freudenhauses in New Orleans verloren habe – und zwar an einen vermögenden Spekulanten aus dem Norden. Dagegen behauptete Bess, die alte grauhaarige Hexe, die kaum noch ihr Brot als Flickschneiderin verdiente, erfahren zu haben, dass die Missus, Catherine Duvall höchstpersönlich, für all diese zutiefst beunruhigenden und befremdlichen Aktivitäten verantwortlich sei. Doch fragte man nach und forderte einen Grund von ihr, so wusste sie keinen zu nennen und zog sich hinter vage Andeutungen, dass alles ein schlimmes Ende nehmen würde, was sie ja schon immer gewusst habe, zurück. Wer sie kannte, dem war spätestens dann klar, dass sie in Wirklichkeit gar nichts wusste – genauso wenig wie jeder andere von ihnen.

Es war Phyllis gewesen, die das Geheimnis, das ihnen allen so viel Rätselraten bereitet hatte, schließlich gelüftet hatte. Phyllis war das »Teemädchen« von Massa Stephen. So wurden die hübschen jungen Haussklavinnen unter den Weißen genannt, die zu später Stunde in die Schlafgemächer des Pflanzers oder seiner Söhne gerufen wurden, um ihnen angeblich einen schlaffördernden Tee ans Bett zu bringen. Dabei wusste jeder auf der Plantage, die Mistress nicht ausgenommen, dass diese Teemädchen auf ganz andere Art für einen gesunden Schlaf sorgten, nämlich mit ihrem Körper.

Phyllis hatte von Massa Stephen erfahren, dass er, seine Mutter und seine Schwester die Plantage verlassen mussten. Ein Gericht in New Orleans habe Cotton Fields aufgrund des Testaments seines verstorbenen Vaters Henry Duvall einer gewissen Valerie zugesprochen. Angeblich war diese Valerie das erste Kind von Henry Duvall gewesen, das alle für tot gehalten hatten. Es sollte einen Schuss Negerblut in seinen Adern haben, wie man sich erzählte. Es hieß, Valerie sei die Frucht einer leidenschaftlichen Beziehung von Henry Duvall zu einer ungewöhnlich hellhäutigen Sklavin, die er geliebt habe und die bei der Geburt ihres Kindes gestorben sei. Damit war es ein Bankert und eigentlich kein legitimes Kind, das einen Erbanspruch geltend machen konnte. Hellhäutige Kinder, von Teemädchen zur Welt gebracht, gab es fast auf jeder Plantage, auch auf Cotton Fields. Doch selbst wenn der Massa sie gezeugt hatte, änderte das nichts an ihrem Schicksal – dass sie nämlich einzig die Zahl der Sklaven vergrößerten, was willkommen war, und ohne irgendwelche Sonderrechte wie alle anderen auf den Feldern und Pflanzungen zu schuften hatten. Sie waren Nigger, nichts weiter.

Doch offenbar war diese Valerie alles andere als tot, und dass ein wenig schwarzes Blut in ihr floss, hatte das Gericht diesmal nicht davon abgehalten, sie zur einzig rechtmäßigen Erbin zu erklären, wie ungewöhnlich das auch erscheinen mochte.

Tom war nicht traurig darüber, dass die Duvalls Cotton Fields verlassen mussten. Henry Duvall war ein guter Massa gewesen, und sie hatten ihm alle ihren Respekt und in gewisser Weise auch ihre Zuneigung entgegengebracht, auch wenn er gelegentlich recht streng gewesen war. Doch seit seinem Tod war das Leben auf Cotton Fields anders geworden, das hatte sich schon bei der letzten Ernte gezeigt. Die Missus hatte einen neuen Verwalter eingestellt, den Massa Stephen wiederholt aufgefordert hatte, ruhig mehr Gebrauch von der Peitsche zu machen. Nein, Massa Stephen würde kein Schwarzer auch nur eine Träne nachweinen, und das traf wohl auch auf die Missus zu, die von den Haussklaven schon immer wegen ihres strengen, unerbittlichen Regiments gefürchtet wurde. Was nun Rhonda anging, die schamlose Missy, so hegte er da gemischte Gefühle. Es erfüllte ihn zwar einerseits jedes Mal mit Genugtuung, wenn sie nackt und schutzlos unter ihm lag, ihm ihren lilienweißen Leib darbot, sich wollüstig unter seinen Stößen wand, sich vor wilder Ekstase an ihn klammerte und er sich schließlich in ihr verströmte, ihr den Samen eines Niggers in den Schoß pflanzte. Doch andererseits war sie unberechenbar, ihre Launen waren anstrengend und verstörten ihn manchmal, sodass er sich vor ihr fürchtete. Etwas in ihm riet ihm schon seit einiger Zeit, sich besser von ihr zu lösen, denn in was er sich da eingelassen hatte, wäre schon unter den günstigsten Vorzeichen, nämlich wenn sie ihn wirklich geliebt hätte, was nicht der Fall war, ein Spiel mit dem Feuer gewesen; doch so war es purer Wahnwitz, sich immer wieder mit ihr zu treffen und sich in den Strudel ihrer Leidenschaft zu stürzen. Eine instinktive Ahnung sagte ihm, dass sie nicht nur gefährlich für ihn war, wie jede andere Weiße, sondern dazu auch noch einen Hang zur Grausamkeit besaß. Weshalb sollte er weiterhin sein Leben riskieren? Sie war nicht die Einzige, die ihm höchste Lust schenken konnte. Es gab auf Cotton Fields genügend hübsche Schwarze, die darauf warteten, dass er sie beachtete und mit denen er seinen Spaß haben konnte. Nein, auch ihr würde er nicht nachtrauern, wenn sie morgen die Plantage verließ.

Doch er hütete sich, sich auch nur im Geringsten anmerken zu lassen, was ihm da durch den Kopf ging. So zuckte er, als sei ihm das alles gleichgültig, die Achseln. »Ich bin nur ein Nigger, Missy. Ich versteh’ von solchen Sachen nichts.«

Rhonda sah ihn einen Moment lang prüfend an, forschte in seinem Gesicht, weil sie das Gefühl hatte, dass er etwas vor ihr verbarg. Doch dann wischte sie dieses Gefühl wieder beiseite. Was hatte es auch zu bedeuten, er war nichts weiter als ein Nigger – und Ton in ihren Händen, das würde sie ihm schon zeigen.

»Zieh die Hose aus!«, befahl sie ihm scheinbar zusammenhanglos.

Er war froh, dass sie nicht weiter darüber reden wollte, welche Veränderungen es von morgen an auf der Plantage geben würde, und kam ihrer Aufforderung nur zu bereitwillig nach. Rasch fuhr er aus der zerschlissenen Hose, die in der Hüfte nur von einem Strick gehalten wurde. Ohne Scham stand er aufrecht vor ihr und zeigte ihr, was sie zu sehen wünschte. Er wusste, dass er sie nicht enttäuschte. Prall und steil ragte seine Männlichkeit von ihm ab.

Als er auch noch seine Felljacke ausziehen wollte, schüttelte sie den Kopf. »Nein, nicht! Lass sie an!«, bestimmte sie. Diese derbe Jacke aus primitiv zusammengeflickten Fellen gab ihm etwas erregend Animalisches und unterstrich noch seine kraftvolle Gestalt.

Er lächelte stolz. »Ich bin bereit, Rhonda.«

Das war er in der Tat! Beim Anblick seines eindrucksvollen Geschlechts bekam sie einen trockenen Mund und ein erregendes Kribbeln ging durch ihren Körper und konzentrierte sich in ihren Lenden. Sie umfasste es mit beiden Händen, was ihm ein lustvolles Stöhnen entlockte. Heiß und hart drängte es sich ihr entgegen, voller Ungeduld, sich in sie zu bohren.

»Das magst du, nicht wahr?«, fragte Rhonda heiser, während ihre Hände seine Erregung noch steigerten.

»Ja, sehr, aber ich weiß was, das ich noch lieber mag und dir auch mächtig viel Spaß macht«, erwiderte er und zog nun die drei Satinschleifen nacheinander auf. Sie ließ es geschehen und gab sein Glied frei, als er ihr das Nachthemd schließlich auszog.

Sie schloss die Augen und legte den Kopf in den Nacken, als er sich nun vorbeugte und die Spitze ihrer rechten Brust in den Mund nahm, während seine Hände besitzergreifend über ihren nackten, ihm willig dargebotenen Körper glitten, jede Rundung nachzeichneten und sich zwischen ihre Schenkel zwängten. Dann presste er seinen Unterleib gegen den ihren, dass sein aufgerichtetes Glied hart und heiß gegen ihre Bauchdecke pochte.

»Du wirst eine neue Mistress bekommen«, wiederholte sie, was sie vor wenigen Augenblicken schon einmal zu ihm gesagt hatte, während ein Schauer der Wollust durch ihren Körper ging und sie ihre Hände unter seine Jacke gleiten ließ, hinunter zu seinem straffen Gesäß.

Er wusste nicht, wie er auf ihre wiederholte Ankündigung reagieren sollte, und hielt es deshalb für klüger, gar nicht darauf einzugehen. Er gab ihre Brust frei und richtete sich auf. »Ich weiß«, sagte er nur leichthin und drängte: »Komm, legen wir uns auf die Decke. Ich halte es nicht länger aus …«

Rhonda schlug ihm ihre flache Hand ins Gesicht und funkelte ihn zornig an. »Gar nichts weißt du!«, zischte sie. »Valerie hat kein Recht auf Cotton Fields! Sie hat sich unser Land, unsere Plantage durch hinterhältigen Betrug angeeignet. Sie kann niemals Mistress sein, verstehst du? Sie ist ein gottverdammter dreckiger Bastard!«

Er rieb sich die brennende Wange. Ihre Stimmungsschwankungen und Temperamentsausbrüche waren ihm vertraut, überraschten ihn jedoch immer wieder. Er wusste nicht, welchen Fehler er diesmal begangen hatte, doch er machte sich auch nicht die Mühe, darüber nachzugrübeln. Das Einzige, was sie von ihm wollte, war das, was er zwischen den Beinen hatte, und darauf verstand er sich. »Ein Bastard, wie wir ihn zeugen könnten, nicht wahr?«, erwiderte er spöttisch. »Na, der würde bestimmt auch kein Morgen Land erben, sondern wie alle anderen Mulatten auf den Feldern landen.«

»O nein, das wird niemals geschehen«, versicherte Rhonda und bedachte ihn mit einem verächtlichen Blick. »Hast du etwa geglaubt, ich würde es hier mit dir treiben, ohne mir sicher zu sein, dass das ohne Folge bleibt? Hast du wirklich angenommen, ich würde das Risiko eingehen, mich der Schande auszusetzen, von einem Feldnigger wie dir geschwängert zu werden?«

Er fühlte sich durch ihre herablassende Art nicht verletzt, weil er das bei ihr gewohnt war, und zuckte nur desinteressiert die Achseln. Er war nicht hier, um sich mit ihr zu streiten. Kein Sklave stritt sich mit einem Weißen, schon gar nicht mit einer weißen Frau. Und er war froh, dass morgen alles ein Ende hatte. Dies war ihre letzte Nacht, ihr letztes verbotenes Zusammensein. Noch einmal würde er es mit der weißen Missy treiben, und dann war es vorbei. Das war alles, was ihn interessierte.

»Du wirst schon wissen, was du tust.«

»Worauf du dich verlassen kannst!« Rhonda dachte an Bernard, ihren ersten schwarzen Liebhaber. Er hatte sich nicht nur auf die Kunst der Wollust verstanden, sondern auch gewusst, wie man eine Schwangerschaft verhindern konnte. Allein ihm hatte sie es zu verdanken, dass sie ihren verbotenen Gelüsten hemmungslos nachgehen konnte, ohne Gefahr zu laufen, dass die Frucht ihrer Verfehlungen sie zu einer Ausgestoßenen ihrer Gesellschaft machte.

Bernard hatte sein Wissen von seiner Großmutter Lettie, die jetzt schon seit Jahrzehnten Hebamme der Schwarzen auf Cotton Fields war. Rhonda hegte die feste Überzeugung, dass Lettie in die Geheimnisse des menschlichen Körpers und die Wirkung der verschiedensten Kräutermixturen und Arzneien mindestens genauso gut eingeweiht war wie Doktor Rawlings, der angesehene Arzt, den die Duvalls schon seit vielen Jahren zu konsultieren pflegten.

»Dann ist ja alles gut«, sagte Tom zufrieden.

»Gar nichts ist gut«, murmelte Rhonda.

»Aber ich werde es dir gut machen«, sagte er mit Verlangen in der Stimme. Er brannte darauf, sie endlich zu besitzen. Sie hatte genug geredet. »Komm auf die Decke.« Er wollte sie vom Ballen zu Boden ziehen.

»Nein, ich will es hier … so«, widersetzte sie sich seinem Wunsch, legte sich rücklings auf den hüfthohen Baumwollballen und winkelte die Beine an, bot sich ihm dar.

Tom war mit einem Schritt zwischen ihren gespreizten Schenkeln, und ihr warmer, feuchter Schoß nahm ihn in sich auf. Er füllte sie so aus, dass ihr im ersten Augenblick der Atem wegblieb. Sie war immer wieder aufs Neue erstaunt, wie stark er war.

Rhonda überließ sich ihm ganz, gab sich völlig dem kraftvollen Rhythmus seiner Stöße hin, die sie von den Zehenspitzen bis in den Kopf mit sengender Lust erfüllten, erwiderte diesen wilden atemlosen Rhythmus mit ihren Hüften und ließ sich von den immer höher steigenden Wellen der Wollust davontragen.

Doch sie gestattete ihrer Begierde nicht, dass sie die Oberhand über sie gewann und sie alles andere vergessen ließ. O ja, sie genoss seine ungestüme Hingabe, die mehr von Kraft und Ausdauer als von Einfühlsamkeit gekennzeichnet war, und das war genau das, was sie sich wünschte, und sie genoss das Anwachsen der Lust, aber dennoch arbeitete ihr Verstand klar und präzise.

Sie beobachtete ihn, schaute in sein lustverzerrtes Gesicht und sah auf seine fast schwarzen Hände, die sich um ihre weißen Brüste krallten, als wollte er sie nie wieder freigeben.

Ganz langsam wanderte ihre rechte Hand zu ihrem Morgenmantel, der keine Armlänge entfernt von ihr lag. Ihre Finger glitten in die Tasche, stießen gegen kühles Metall und umfassten das perlmuttbesetzte Griffstück der winzigen Waffe, die von ihrer Hand fast verborgen wurde.

Tom hätte sie nicht bemerkt, auch wenn es ein normaler Revolver gewesen wäre. Er sah nur ihren herrlichen Körper, der ganz ihm gehörte, der Körper einer weißen Missy, der ihm, einem Feldsklaven, verfallen war.

»Küss meine Brüste!«, verlangte sie.

Er beugte sich vor, um ihrem Befehl Folge zu leisten. Doch noch bevor seine Lippen ihre Brust berühren konnten, hatte Rhonda die Hand gehoben und ihm den Doppellauf des Derringers auf die Stirn gesetzt, genau zwischen die Augen, ein Fingerbreit über der Nasenwurzel.

»Beweg dich nicht! Wenn ich den Finger krümme, hast du ein Loch in der Stirn! Ein hübsches kleines Loch, das aus dir einen toten Nigger macht, und das möchtest du doch nicht, oder?«

Er erstarrte, als er den kalten Stahl auf seiner Stirn spürte, und verdrehte die Augen, konnte die Waffe jedoch nicht scharf ins Bild bekommen. »Jesus!«, stieß er keuchend hervor, und ein flackernder Ausdruck, der an Angst grenzte, trat in seinen Blick. »Was soll das? … Ist das eines von deinen verrückten Spielen?«

»Es ist kein Spiel, Nigger!«, erwiderte sie kalt. »Jedenfalls nicht für dich. Du sollst begreifen, wer du bist und was du bist, Nigger! Du bist ein Sklave, und du gehörst mir, hast du mich verstanden?«

»Ja, ja, natürlich, Missy«, versicherte Tom hastig und verstand in Wirklichkeit gar nichts. Er hatte vielmehr das entsetzliche Gefühl, einer seiner Albträume, die ihn nachts immer öfter heimsuchten und hinterher schweißnass von seiner Bettstatt auffahren ließen, wäre nun Wirklichkeit geworden.

»Nein, du bist zu dumm, um tatsächlich begriffen zu haben! Doch ich werde schon dafür sorgen, dass wir nicht aneinander vorbeireden, mein strammer Hengst«, sagte sie höhnisch und schlang nun ihre Beine um seine Hüften. Sie spürte, wie er in ihr erschlaffte und aus ihr zu gleiten drohte. »Was ist denn, ist dir etwa jede Lust vergangen?«

Er schluckte. »Rhonda, nimm das verdammte Ding von meiner Stirn! Bitte!«, flehte er sie an.

»Alles zu seiner Zeit. Ich möchte doch sichergehen, dass du nichts von dem vergisst, was ich dir sage«, erwiderte sie, ohne den Druck des Derringers zu mindern, geschweige denn, die Waffe sinken zu lassen.

»Was … was willst du bloß von mir?«, keuchte er angsterfüllt, denn er fürchtete, sie könnte den Verstand verloren haben.

»Hör gut zu. Ich hab’ vorhin gesagt, dass wir morgen Cotton Fields verlassen werden, weil dieser Bastard Valerie mit seinem hinterhältigen Komplott den Sieg davongetragen hat!«, stieß sie mit kaltem Hass hervor. »Aber wie mein Bruder so treffend bemerkte: ›Eine gewonnene Schlacht macht in einem Krieg noch längst nicht den Sieger!‹ Gut, sie hat uns eine böse Schlappe zugefügt, doch der Krieg hat erst angefangen, und sie wird ihn nicht gewinnen, weil sie ein Bastard ist und wir nicht zulassen werden, dass sie Cotton Fields behält! Nicht dieses Flittchen Valerie ist deshalb deine Mistress, sondern du gehörst auch weiterhin mir, hast du mich verstanden?«

»Ja, ja, Missy!«, versicherte er hastig und mit zitternder Stimme, wagte jedoch nicht, sich zu bewegen. Ihm war, als bohrten sich die kleinen Mündungen des Derringers durch seine Stirn. Wie ein Eisdorn saß der Stahl zwischen seinen Augen und lähmte ihn.

»Ich könnte dich jetzt töten, wenn mir danach wäre, und niemand würde mich dafür zur Rechenschaft ziehen. Ich werde immer diese Macht über dich haben, weil meine Haut weiß ist und das Wort eines Niggers gegen das einer weißen Lady so viel gilt wie eine Handvoll Kot!«

»Ja, Miss Rhonda! Ich weiß, ich bin nur ein Nigger! Aber warum tun Sie das mit mir?« Angstschweiß perlte auf seiner Stirn. Von seiner gewaltigen Erektion war nichts mehr geblieben. »Ich würde doch nie etwas tun, was Sie verletzen könnte!« Er merkte gar nicht, dass er die vertraute Anrede aufgegeben hatte und sie wieder Miss Rhonda nannte.

»Gut, dass du das begreifst. Und nun hör zu, was du zu tun hast! Du weißt sicherlich, wo früher der alte Köhler gehaust hat, nicht wahr?«, fragte sie.

»Ja, natürlich. Im Wald im Westen am Bayou, wo der Turner Creek Cotton Fields von Darby Plantation trennt«, antwortete er hastig.

»Richtig, und die Hütte des Köhlers steht noch immer da, wenn sie auch schon reichlich verfallen ist, aber das macht nichts. Du wirst dich von jetzt an jeden Sonntag dort einfinden und auf mich warten, und zwar stets eine Stunde vor Sonnenuntergang.«

»Aber wie soll ich wissen, ob ich auch kommen kann?«, wandte er verstört ein.

»Sonntag ist euer freier Tag. Daran wird sich auch unter dem verfluchten Valerie-Bastard nichts ändern. Du wirst es einzurichten verstehen, und wenn du dich beeilst, läufst du nicht länger als eine Stunde. Niemand wird dich vermissen. Du kommst, und keine Widerrede!«, bestimmte sie mit einem warnenden Unterton. »Und du wirst mir alles berichten, was sich auf Cotton Fields zuträgt, vor allem, was dieser Bastard tut und sagt!«

»Aber ich bin doch nur ein Feldsklave! Wann komm’ ich denn schon mal ins Herrenhaus!«

»Sieh zu, dass du mit einem von den Mädchen anbändelst, die im Haus arbeiten! Das sollte dir doch nicht schwerfallen. Also, was ist, wirst du das tun?«, fragte sie scharf und verstärkte den Druck der Waffe.

»Ja, ich werde alles tun«, versprach er augenblicklich. »Ich werde kommen!«

»Jeden Sonntag eine Stunde vor Sonnenuntergang?«

»Ja, ja!«

Sie lächelte. »Ich wusste, dass wir uns verstehen würden«, sagte sie sarkastisch und nahm nun den Derringer von seiner Stirn. Die Doppelmündung hinterließ eine kleine blutunterlaufene Acht auf seiner Haut. »Ich hätte dich eigentlich auch zu ungern verloren, wo du doch so amüsant sein kannst, wenn du dir Mühe gibst. Nun, unsere Treffen in der Hütte des Köhlers werden nicht ohne Reiz sein, mein schwarzer Hengst.«

Er stöhnte auf. »O mein Gott …« Zitternd stand er vor ihr.

Lachend schob sie die Waffe in ihren Morgenmantel zurück. »Du machst ja einen richtig mitgenommenen Eindruck. Hat dir die Missy den Appetit verdorben?«, zog sie ihn auf. »Nein, das kann ich nicht glauben. Du brauchst nur ein bisschen Ermunterung, um wieder in Stimmung zu kommen, nicht wahr? Ach, das haben wir gleich.« Sie beugte sich dabei vor und ließ ihre Hände über seinen breiten Brustkorb gleiten. Sie vollführte kreisende Bewegungen, strich über seine Hüften und wanderte dann schnell abwärts. Ein triumphierendes Lächeln trat auf ihr Gesicht, als sie sah, wie er in ihren Händen wuchs und sich zu gewohnter Stärke aufrichtete. O ja, er war in jeder Beziehung Ton in ihren Händen und würde tun, was sie von ihm verlangte.

»Ja, ja, du wirst mich nicht enttäuschen«, murmelte sie vor sich hin, und es war mehr für sie selbst als für ihn bestimmt. Tom nahm sie mit ungestümer Heftigkeit, mit einer fast gewalttätigen Raserei, in der sich zügellose Wollust mit ohnmächtigem Zorn vermischte.

Rhonda spürte den Hass und die Ohnmacht in ihm, und dieses Wissen steigerte ihre Lust, statt sie zu dämpfen. »Du gehörst mir, nur mir allein!«, flüsterte sie in sein Stöhnen hinein, ohne dass er sie hören konnte. Dann vergaß sie vorübergehend den schäbigen Schuppen, das schwach brennende Licht, die fest gepresste Baumwolle unter ihrem erhitzten Leib – und dass dies ihre letzte Nacht auf Cotton Fields war.

2.

Als Fanny Marsh das Zimmer ihrer Herrin betrat und den Frühmorgentee brachte, eine Gewohnheit, die sie auch hier in der Neuen Welt beibehalten hatten, nahm sie an, Valerie wie immer erst sanft wecken zu müssen. An diesem Morgen fand sie ihre Herrin jedoch schon wach und aufrecht sitzend in ihrem Himmelbett vor, das mit feinstem, perlgrauem Satin bezogen war. Perlgrau schimmerte auch der Baldachin, der sich über ihr spannte und von den vier handgeschnitzten Bettpfosten getragen wurde.

»Aber Sie sind ja schon wach, Miss Valerie! Und dabei ist es draußen noch nicht einmal richtig hell!«, rief die Zofe beinahe vorwurfsvoll, ging um das Bett herum und stellte die Teetasse auf das Nachtschränkchen an Valeries Seite. Fanny war eine mollige Person, klein und von untersetzter Figur. Doch sie bewegte sich flink und war stets von fröhlicher Betriebsamkeit. Der lockige rote Haarschopf passte wunderbar zu ihrem Wesen und ihrem noch mädchenhaften Gesicht. Dabei war sie alles andere als ein junges Mädchen, sondern eine Frau von sechsundzwanzig Jahren, nur sechs Jahre älter als ihre Herrin. Seit Valeries zwölftem Lebensjahr war sie ihr nicht nur eine vorbildliche Zofe, sondern immer auch eine gute Freundin gewesen, in Leid und Freud, und das Jahr 1860, das sich jetzt rasch seinem Ende näherte, hatte ihnen beiden viel Leid beschert.

»Ich bin schon eine ganze Weile wach, Fanny, und ich fühle mich wunderbar«, erwiderte Valerie mit einem herzlichen Lächeln. Sie war bereits lange vor dem ersten Morgengrauen aufgewacht. Wirre Träume hatten sie im Schlaf verfolgt, doch sowie sie die Augen aufgeschlagen hatte, waren die Bilder ihrer Träume verblasst. Sie fühlte sich frisch und ausgeruht, als hätte sie zwölf Stunden tief und fest geschlafen und nicht mit Fanny, ihrer getreuen Zofe, bis Mitternacht im Salon gesessen und über tausenderlei Dinge geredet. »Es ist ein Wunder, dass ich in der letzten Nacht überhaupt ein Auge zugetan habe. Hast du denn vergessen, was heute für ein Tag ist?«

»Wie könnte ich das! Ich weiß sehr wohl, was für ein besonderer Tag das ist, Miss Valerie«, sagte Fanny schmunzelnd und trat zum Kamin. Sie stocherte in der Asche herum und legte eine Handvoll Glut frei. Schnell hatte sie mit etwas Reisig aus der Brennholztruhe ein Feuer entflammt, in das sie dicke, trockene Hickoryscheite legte, denen ein angenehm würziger Geruch entströmte. Hell loderten die Flammen auf, und sofort breitete sich eine wohltuende Wärme im Zimmer aus, vertrieb die Kühle des frühen Morgens. »Sie haben ja lange genug auf diesen Tag gewartet und dafür gekämpft.« Und in Gedanken fügte sie hinzu: Und schrecklich gelitten haben Sie dafür auch!

Valerie griff nach der Tasse an ihrem Bett, umfasste sie mit beiden Händen und genoss jeden Schluck des milchigen Tees. »Weißt du, irgendwie kommt mir das wie ein Traum vor, dass ich es nun wirklich geschafft haben und von heute an Herrin auf Cotton Fields sein soll«, sagte sie versonnen.

»Ich kann Sie beruhigen, es ist bestimmt kein Traum, Miss Valerie. Ich jedenfalls träume ganz sicher nicht. Dafür war das Wasser, mit dem ich mich vorhin gewaschen habe, einfach zu kalt«, versicherte Fanny auf ihre muntere, direkte Art.

»Ach, wenn ich dich nicht hätte …«

»Ja, dann wäre es sicherlich schlimm um Sie bestellt«, sagte Fanny trocken, doch ihre Augen lachten, als sie den amüsierten Blick ihrer Herrin auffing.

Valerie stellte die leere Tasse ab, schlug die Decke zurück und schwang sich aus dem Bett. Sie streckte sich, trat ans Fenster und zog die schweren Vorhänge auf. Das Fenster ging zum Garten hinaus. Es war noch still in den Straßen von New Orleans und in den schmalen Gassen behauptete sich noch die Nacht mit ihren Schatten. Auch der Garten war noch in Dunkelheit getaucht, doch im Osten kündigte sich schon der neue Tag an. Die Sterne waren verblasst. Ein grauer Lichtstreif, der schnell heller und breiter wurde, zeichnete sich am Himmel ab.

Ein neuer Tag. Der Tag, an dem sie nach Cotton Fields