Gedichte
englisch – deutsch
von
Countee Cullen
Georgia Douglas Johnson
Langston Hughes
Claude McKay
Frank Freimuth
tredition
© 2018 Frank Freimuth (für Übersetzung und Erläuterungen)
Verlag & Druck:
tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN
Paperback978-3-7469-4842-3
Hardcover978-3-7469-4843-0
e-Book978-3-7469-4844-7
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This is not water running here,
These thick rebellious streams
That hurtle flesh and bone past fear
Down alleyways of dreams.
This is a wine that must flow on
Not caring how or where
So it has ways to flow upon
Where song is in the air.
So it can woo an artful flute
With loose elastic lips
Its measurements of joy compute
With blithe, ecstatic hips.
Es ist nicht Wasser, was hier tobt,
in dicken, rebellischen Schäumen,
und Körper über die Furcht hinaus
treibt durch die Straßen aus Träumen,
Es ist ein Wein, der fließt mit Drang,
der wahllos jeden Ort umspült,
und der auch strömt, wo ein Gesang
mit einem Lied die Luft erfüllt,
Der eine Flöte kunstvoll küsst
mit anschmiegsamen Lippen,
und ihren Freudentakt vermisst
mit Tanz und trunkenem Wippen
Once riding in old Baltimore,
Heart-filled, head-filled with glee,
I saw a Baltimorean
Keep looking straight at me.
Now I was eight and very small,
And he was no whit bigger,
And so I smiled, but he poked out
His tongue, and called me, 'Nigger.'
I saw the whole of Baltimore
From May until December;
Of all the things that happened there
That's all that I remember.
Ich radelte in Baltimore,
das Herz, der Kopf voll Freude,
als dieser Kerl, er war von dort,
zu starren sich nicht scheute.
Ich war erst acht und ziemlich klein
und er war auch nicht flügger,
so grinste ich, doch er schob nur
die Zunge raus und sagte: „Nigger“.
Von Mai bis zum Dezember
besuchte ich ganz Baltimore.
Dies ist von dem, was ich dort sah,
was mein Gedächtnis nicht verlor.
Locked arm in arm they cross the way
The black boy and the white,
The golden splendor of the day
The sable pride of night.
From lowered blinds the dark folk stare
And here the fair folk talk,
Indignant that these two should dare
In unison to walk.
Oblivious to look and word
They pass, and see no wonder
That lightning brilliant as a sword
Should blaze the path of thunder.
Sie kreuzen Arm in Arm den Weg,
der schwarze Junge und der weiße,
der Tag in seiner goldenen Pracht,
und neben ihm der Stolz der Nacht.
Die Schwarzen starren durch Markisen
und Weiße schmähen was sie sehen,
zutiefst entrüstet, dass die beiden
es wagen, hier vereint zu gehen.
Zu sehr entrückt für Blick und Wort
gehen sie den Weg, ganz davon frei,
dass Blitzschlag, heller als ein Schwert,
ihm donnernd die Erleuchtung sei.
Some are teethed on a silver spoon,
With the stars strung for a rattle;
I cut my teeth as the black racoon--
For implements of battle.
Some are swaddled in silk and down,
And heralded by a star;
They swathed my limbs in a sackcloth gown
On a night that was black as tar.
For some, godfather and goddame
The opulent fairies be;
Dame Poverty gave me my name,
And Pain godfathered me.
For I was born on Saturday--
"Bad time for planting a seed,"
Was all my father had to say,
And, "One mouth more to feed."
Death cut the strings that gave me life,
And handed me to Sorrow,
The only kind of middle wife
My folks could beg or borrow.
Manch einer zahnt mit Silberlöffel,
als Rassel Stern auf Stern gereiht
ich tue, was der Waschbär tut,
schneid mir die Zähne für den Streit.
In Seide wickelt man so manchen
und Sterne ziehen vor ihm her,
mich schlugen sie in grobes Leinen
in einer Nacht so schwarz wie Teer.
Die reichen Paten stehen gerne
so manchem bei als edle Feen,
die Patin Armut gab mir Namen,
als Pate war der Schmerz zu sehen.
Zu mir, als Samstagskind geboren,
„ein schlechter Tag zum Topfen“,
war was mein Vater sagte, und:
„ein Mund noch mehr zu stopfen“.
Der Tod zerschnitt die Lebensschnur
und gab mich an die Sorgen,
die Meinen konnten niemand sonst
erbetteln oder borgen.
Never love with all your heart,
It only ends in aching;
And bit by bit to the smallest part
That organ will be breaking.
Never love with all your mind,
It only ends in fretting;
In musing on sweet joys behind,
too poignant for forgetting.
Never love with all your soul,
for such there is no ending;
though a mind that frets may find control,
and a shattered heart find mending.
Give but a grain of the heart's rich seed,
Confine some undercover,
And when love goes, bid him God-speed,
and find another lover.
Verlieb dich nie mit ganzem Herzen
dies endet nur im Schmerz,
und Stück für Stück, bis nichts mehr ist,
zerbricht dir dann dein Herz.
Gib niemals einer nur dein Sinnen,
dies endet nur in Ärger,
im Grübeln nach den schönen Dingen
und macht die Qual nur stärker.
Und liebe nicht mit ganzer Seele,
denn du wirst dann kein Land erblicken;
der Sinn mag noch Beherrschung finden,
zerbrochene Herzen kann man flicken.
Gib nur ein Korn der Herzenssaat
und halte einen Teil zurück;
geht dann die Liebe, sag leb wohl,
und finde dir ein neues Glück.
We shall not always plant while others reap
The golden increment of bursting fruit,
Not always countenance, abject and mute,
That lesser men should hold their brothers cheap;
Not everlastingly while others sleep
Shall we beguile their limbs with mellow flute,
Not always bend to some more subtle brute;
We were not made to eternally weep.
The night whose sable breast relieves the stark,
White stars is no less lovely being dark,
And there are buds that cannot bloom at all
In light, but crumple, piteous, and fall;
So in the dark we hide the heart that bleeds,
And wait, and tend our agonizing seeds.
Lasst uns nicht pflanzen, was die anderen schneiden,
die goldene Pracht an berstend reifen Früchten,
nicht gut es heißen und das Streiten fürchten,
wenn Mindere auf hohen Rössern reiten.
Wir werden nicht, wenn sie der Ruhe pflegen
sie sanft mit Flötenton bestricken,
wir wollen nicht die Knie vor Willkür knicken,
wir werden nicht auf ewig Kummer hegen.
Die Nacht, den Stern zu schönen stets bereit,
verliert die Schönheit nicht aus Dunkelheit,
und es gibt Knospen, denen helles Licht
die Blüten dörrt und herzzerreißend bricht.
Im Dunkel hüten wir das wunde Herz daheim
und pflegen wartend den gequälten Keim.
Dead men are wisest, for they know
How far the roots of flowers go,
How long a seed must rot to grow.
Dead men alone bear frost and rain
On throbless heart and heatless brain,
And feel no stir of joy or pain.
Dead men alone are satiate;
They sleep and dream and have no weight,
To curb their rest, of love or hate.
Strange, men should flee their company,
Or think me strange who long to be
Wrapped in their cool immunity.
Die Toten sind weise, denn sie wissen,
wie tief die Wurzeln Erde küssen,
wie lang die Saat braucht, um zu sprießen.
Nur Tote dulden Frost und Regen
wo Herz und Kopf so still gelegen
und weder Freud noch Leid begegnen.
Nur Tote sind befreit vom Hungerleiden,
dürfen schlafen, träumen und gewichtlos bleiben,
dass Hass und Liebe nicht die Rast beschneiden.
Die Menschen, seltsam, würden sie gern meiden
und finden seltsam, dass mich drängt zu bleiben,
mich kühl in ihre Freiheit einzukleiden.
Along the shore the tall thin grass
That fringes that dark river,
While sinuously soft feet pass
Beings to bleed and quiver.
The great dark voice breaks with a sob
Across the womb of night;
Above your grave the tom-toms throb
And the hills are weird with light.
The great dark beast is like a well
Drained bitter by the sky,
And all the honeyed lies they tell
Come there to thirst and die.
No lie is strong enough to kill
The roots that work below,
From your rich dust and slaughtered will
A tree with tongues shall grow.
Entlang des Ufers dünne Gräser,
gereckt den dunklen Fluss umflitternd,
geschmeidige Füße ziehen vorbei
an Wesen, bald blutend und zitternd.
Die große, dunkle Stimme bricht
und schluchzt im Schoße der Nacht,
über dem Grabe dröhnt das Tamtam
um Hügel, fremd in Lichterpracht.
So wie ein Brunnen, das dunkle Tier,
gedörrt und bitter vom Licht,
und all die süßen Lügen kommen her
zu dürsten, bis ihr Leben bricht.
Nicht eine Lüge kann die Wurzeln morden
die unsichtbar ihr Werk vollziehen,
auf reichem Staub, erstickten Worten
wird bald ein Baum mit Zungen blühen.
On earth the wise man makes the rules,
And is the fool’s adviser,
But here the wise are as the fools,
(And no man is the wiser).
My days were a thing for me to live,
For others to deplore;
I took of life all it could give;
Rind, inner fruit, and core.
Death clogged this flute
at its highest note;
Song sleeps here mute
in this breathless throat.
Der Weise lenkt den ird‘schen Karren
und gibt dem armen Narren Rat,
doch hier sind Weise wie die Narren,
(den gibt’s nicht, der mehr Weisheit hat).
Die Tage waren da zum Leben
für mich, doch andere klagten gern,
ich nahm, was Leben konnte geben:
die Schale, Frucht und auch den Kern.
Der Tod nahm der Flöte
ganz oben die Seele;
Das Lied schläft hier still
in der luftlosen Kehle
For forty years I shunned the lust
Inherent in my clay;
Death only was so amorous
I let him have his way.
A creature slender as a reed,
And sad-eyed as a doe
Lies here (but take my word for it,
And do not pry below).
Mountains cover me like rain,
Billows whirl and rise;
Hide me from the stabbing pain
In His reproachful eyes.
Vierzig Jahr mied ich die Lust,
die meinen Staub bewohnte;
der Tod nur war so amourös,
dass sich die Liebe lohnte.
Ein Wesen, traurig blickend wie ein Reh
und schlank wie eine Gerte,
liegt hier (und bitte, glaube mir
und such nicht in der Erde)
Die Berge decken mich wie Regen,
Nebelschwaden, sirupdick,
schützen vor den schlimmen Schmerzen
in Seinem vorwurfsvollen Blick
I whose magic could explore
Ways others might not guess or see,
Now am barred behind a door
That has no “Open Sesame”.
Here lies one who tried to solve
The riddle of being and breath:
The wee blind mole that gnaws his bones
Tells him the answer is death.
Life ushers some as heirs-elect
To weather wind and gale;
Here lies a man whose ships were wrecked
Ere he could hoist a sail.
Der ich stets magisch Wege fand,
dem Rest verschlossen, nicht ersichtlich,
stehe nun vor einer Wand
ganz ohne Sesam-öffne-dich
Hier liegt, der sich zu lösen erbot
das Rätsel von Atem und Sein:
der blinde Maulwurf, nagend am Bein,
sagt ihm, die Antwort ist Tod.
Das Leben wählt so manche,
die Sturm ertragen müssen;