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Anke Clausen

Dinnerparty

Sophie Sturms zweiter Fall

 

Personen und Handlung sind frei erfunden.

Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen

sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

 

 

 

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Lektorat: Claudia Senghaas, Kirchardt

Herstellung / Korrekturen: Katja Ernst /

Susanne Tachlinski, Doreen Fröhlich

Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart

unter Verwendung eines Fotos von Anke Clausen

ISBN 978-3-8392-3384-9

 

Für Liam

 

Prolog

 

»Miez, Miez.«

Das kleine, wenige Wochen alte Kätzchen schaute zu ihm auf. Es war ganz weiß und so puschelig wie Zuckerwatte. Seine beiden Geschwister hatten nicht überlebt. Das Kleine schien die anderen zu vermissen. Das traurige Maunzen nervte ihn schon den ganzen Tag. Er nahm das Katzenbaby auf den Arm und streichelte es gedankenverloren. Das erste Kätzchen hatte er mit Rattengift getötet. Dem zweiten hatte er pulverisierte Schlaftabletten in die Milch gemischt. Das war alles nicht spektakulär gewesen. Er hatte viel über Gifte gelesen. Arsen war das Gift im viktorianischen Zeitalter gewesen. Man hatte Buchseiten damit präpariert und so den Leser langsam, aber sicher vergiftet. Faszinierend, aber für seine Zwecke unbrauchbar. Zyankali war wundervoll. Es wurde im Körper zu Blausäure. Diese verhindert die Sauerstoffaufnahme des Blutes. Das Opfer würde trotz Atmung ersticken. Sein Lieblingsgift war aber Strychnin. Das Gift lähmte die Lungen. Er hatte gelesen, dass das Opfer so starke Krämpfe erleidet, dass ihm die Muskeln von den Sehnen reißen, bei vollem Bewusstsein. Das war wirklich eine Strafe. Leider stellte es sich als unmöglich heraus, an dieses Gift zu kommen.

»Deine Geschwister sind doch nicht umsonst gestorben!«

Das Kätzchen hatte sich beruhigt und schnurrte leise auf seinem Schoß. »Und außerdem muss ich jetzt wirklich los. Du dumme Mieze hast doch keine Ahnung. Ich hab hier echt was zu regeln. Es geht um Gerechtigkeit. Gerechtigkeit! Hast du das kapiert?«

In diesem Moment hasste er nichts mehr als dieses Katzenbaby. Er streichelte dem kleinen Kätzchen ein letztes Mal das Köpfchen, dann brach er ihm das Genick. Es knackte ein bisschen. Das Knallen der abreißenden Muskeln bei einer Strychninvergiftung hätte er spannender gefunden.

Zum Glück hatte er doch noch eine Möglichkeit gefunden, einen Menschen zu vergiften. Er musste es nur noch ausprobieren.

Er tastete nach der Flasche in seiner Jackentasche. Das Wodkagemisch war ein Todescocktail und er war gespannt, wie er wirken würde. Das tote Kätzchen stopfte er in die leere Schachtel vom China-Lieferservice und legte diese ins Eiswürfelfach. Er würde sich morgen darum kümmern. Jetzt musste er sich mental auf seinen ersten Menschenmord vorbereiten.