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ANDREAS SCHINDL

PAURS TRAUM

Roman

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1. Auflage 2018
© 2018 by Braumüller GmbH
Servitengasse 5, A-1090 Wien
www.braumueller.at

Coverbild, Umschlag, Vor- und Nachsatz:
Krahuletz-Museum Eggenburg / Peter Ableidinger
ISBN 978-3-99200-218-4
eISBN 978-3-99200-219-1

Inhalt

25. Juli 1751 Der Traum

18. August 1753 Das Zerwürfnis

2. Oktober 1753 Die Ankunft

10. April 1756 Die Aula

14. November 1757 Die Mitzi

17. November 1757 Der Kuss

15. Juli 1759 Die Trennung

3. Juli 1767 Die Vertreibung

15. August 1768 Die Wohnung

16. August 1768 Der Niederlagsverwandte

29. September 1768 Die Begegnung

1. Mai 1769 Der Antrag

22. Juli 1770 Die Vermählung

20. Juli 1772 Die Geburt

1. Dezember 1773 Die Erweckung

31. Dezember 1773 Der Bibliothekar

16. Jänner 1776 Der Träumer

16. Jänner 1776 Der Rittmeister

24. Juni 1776 Die Einweihung

28. Juni 1776 Die Ermunterung

12. Jänner 1780 Der Verleger

30. Jänner 1782 Das Zusammentreffen

31. März 1782 Der Papst

21. Mai 1782 Die Eingebung

8. Jänner 1783 Das Experiment

15. März 1783 Das Laboratorium

20. August 1783 Die Ankündigung

16. August 1784 Die Kritik

26. Oktober 1785 Der Bruch

19. Dezember 1785 Das Patent

13. Juni 1788 Das Geständnis

15. November 1794 Der Brief

11. September 1800 Der Schlaf

Personen

Chronologie

Danksagung

25. Juli 1751

Der Traum

Die Sonne steht im Zenit. Aber das ahnt man heute mehr, als man es sieht. Nach den Regenfällen der letzten Tage quillt seit dem Morgen aus den Wiesen und Wäldern dichter Dunst. Das ganze Becken scheint zu dampfen, der Himmel ist milchig, das Licht diffus. Der Duft von feuchtem Heu, fetter Erde und frisch gesägten Brettern liegt über der Ebene. Es herrscht Ruhe ringsumher. Kein Vogelgezwitscher, kein Pferdegewieher; kein Sensensirren, kein Hammerschlag, kein Sägensingen; keine Stimmen. Totenstill liegt der Bauplatz zu Füßen des hölzernen Gerüsts, auf dem Leopold steht, um den Fortschritt der Arbeiten zu prüfen. Jeden Tag erklimmt er zur Mittagsstunde den Turm. Da und dort glimmt die Glut einer Esse, der Rauch steigt in der stehenden Luft fadenförmig auf. Die Zimmerer und Maurer, die Zeichner und Vermesser, die Pflasterer und Schmiede kennen die Gewohnheit des Bauherrn und wagen nicht, sie zu stören. Ermattet durch die Anstrengung der morgendlichen Arbeit und durch die Schwüle der mittäglichen Hitze ruhen die Lehrlinge, Gesellen und Meister unter ihresgleichen. Sie wissen, dass sie ausgewählt wurden, weil sie die Ersten ihrer Zunft, die Spitzen ihrer Gilde sind. Denn es erfordert die Besten, um das Werk zu verwirklichen, das dieser Bauherr ersonnen hat.

Leopolds Blick schweift zuerst nach Nordosten: Schnurgerade verläuft die Achse der Straße, die zum Tor des Nordwindes führen soll, drei Meilen in Richtung Horn und weiter bis Retz und Znaim. Hier kommen die Arbeiten gut voran. Auch das Gelände in den jeweils anschließenden Sektoren ist in einem Maß planiert worden, das darauf hoffen lässt, dass der Untergrund für die Fundamente der Straßen und Plätze, der Kirchen und Häuser vor dem Herbst ausreichend befestigt werden kann. Die Straße nach Altenburg ist im Augenblick noch eher eine Ahnung. Der in diesem Bereich tätige Bautrupp ist in den vergangenen Wochen langsamer vorangekommen als jener im nördlichen Abschnitt. Allerdings ist das Gelände hier ungleich schwieriger. Um das Bett für die südöstliche Hauptstraße und die Gebäude der angrenzenden Viertel bauen zu können, müssen noch einige Hügel abgetragen und wohl ebenso viele Senken aufgeschüttet werden. Vielleicht wird es erforderlich sein, im Süden mehr Taglöhner für das Fällen der Bäume und das Kupieren der Kuppen einzustellen, überlegt Leopold, der sich nun weit über die Brüstung der obersten Plattform hinauslehnt. Das diesige Zwielicht schmerzt in den Augen, er muss ein paar Mal blinzeln und mit dem Handrücken über die Lider fahren, um besser sehen zu können. Am größten ist der Baufortschritt entlang der Ost-West-Achse. Sie ist fast vollständig gepflastert, die Quellen und Bäche in ihrem Verlauf sind gefasst, die Brunnen gemauert und die Abwasserkanäle gezogen. Leopold blickt auf den Plan, wendet sich nach links und schaut nach Osten.

Dort, wo das Tor der Aufgehenden Sonne die Verbindung der Stadt nach Eggenburg markieren soll, hat man bereits begonnen, die Stämme für das Gerüst der Bogenkonstruktion abzuladen. Entsprechend der alten Tradition der Baumeister hat Leopold angeordnet, den Grundstein zu seiner Stadt im Nordosten zu legen, und zwar an der Stelle, wo die Sonne am Morgen des 15. November, dem Tag des Heiligen Leopold, über den herbstlichen Horizont steigt. Demnächst wird dort die Porta Orientalis, das prächtigste der Stadttore, in die Höhe wachsen.

Leopold sieht sich durch die breiten, sternförmig aufeinander zulaufenden Straßen gehen, an deren Kreuzungspunkt er den Aussichtsturm errichten hat lassen, von dem aus er jetzt den Fortgang der Bauarbeiten prüft. Hier wird das Zentrum seiner Stadt entstehen, ein Ort der Zusammenkunft, des Handels mit exquisiten Spezereien aus aller Herren Länder ebenso wie mit erlesenen Gedanken aus allen Denkschulen der Welt. Raum soll es hier geben und Licht, denn große Ideen können nur gedeihen, wenn sie Platz haben, um sich zu entfalten. Leopold weiß, dass solide Kenntnisse des Lateinischen, der Arithmetik und der Philosophie die Grundlage allen neuen Denkens sind. Aber er ahnt auch, dass neue Entdeckungen und Erfindungen nur dann möglich sind, wenn man die Enge des Klassenzimmers hinter sich lässt. Oft genug haben ihn Pater Kajetans engstirnige Ermahnungen zu mehr Fleiß beim Repetieren der lateinischen Konjugationen aus seinen Träumen gerissen, in denen er über das sonnendurchflutete Forum Romanum schlenderte oder im Tempel der Athene sein Opfer darbringen wollte. Immer wieder war er in der Geometriestunde des Pater Anselm von seinen derben Mitschülern mit Knüffen in die nach Hirseeintopf und Bohnensuppe stinkende Wirklichkeit des Klassenzimmers zurückgeholt worden, wenn er etwa im Begriff war, ein Dreieck gemäß dem Satz von Thales zu konstruieren oder ein Parallelogramm zu spiegeln. Und häufig war die kurze Stunde der nachmittäglichen Freizeit vorbei, die er mit dem Zier- und Küchengärtner des Stiftes zwischen dessen Blumen und Kräutern zu verbringen liebte, bevor er auf alle seine Fragen eine Antwort erhalten hatte. Ein solides Rüstzeug braucht man, das ist wahr, aber gleichbedeutend sind Raum und Zeit für Müßiggang und Hirngespinste. Ja, Müßiggang soll in seiner Stadt nicht als Laster gelten, Träumer sollen gleiches Ansehen genießen wie Handwerker und Doktoren. Und nicht nur aus Wien oder Prag sollen die Gelehrten in seine Stadt kommen, sondern auch aus Paris und Bagdad, Tripolis und Jerusalem, ja selbst aus Sansibar und Shanghai sollen die größten Denker und Mathematiker, Doktoren der Medizin und Arzneikunde, Juristen und Theologen sich hier versammeln. Zum Wohl der Menschen seiner Stadt und des ganzen Erdkreises will er jene Männer um sich scharen, die in der Lage sein werden, den Hunger und die Pest, die Armut und den Aussatz, die Dummheit und die Krätze zu besiegen. Um dieses Ziel zu verwirklichen, sollen Tempel und Kirchen, Bibliotheken und Schulen errichtet werden. Die Häuser sollen viele Fenster aufweisen, ihre Grundrisse und Fassaden will er entsprechend den Vorbildern aus Athen und Rom gestalten lassen, ohne unnützen Zierrat, ganz dem Ziel der Formung und Festigung des Charakters ihrer Bewohner unterworfen.

Während Leopold in die Weite der unter ihm liegenden Ebene starrt, meint er, in den Straßen und auf den Plätzen der Stadt bereits das Gewirr der Stimmen ihrer aus allen Teilen der Welt stammenden Einwohner zu hören. Ein fröhliches Wirrwarr verschiedenster Zungen, bestehend aus kurzen, harten Lauten ebenso wie aus weichen, vokalreichen, dabei harmonisch und melodisch wie das treffliche Zusammenklingen von Mandolinen und Posaunen, Dudelsäcken und Harfen. Ähnlich dem vielstimmigen Gesang der Vögel des Waldes bei Sonnenaufgang. Doch der Spiritus Rector dieser Stadt ahnt, dass es zum Gelingen seines Vorhabens einer ordnenden Hand bedürfen wird. Einer Hand, die die Noten für das Spiel des aus verschiedenartigen Individuen zusammengesetzten Orchesters aufschreiben wird müssen. Seine Stadt wird eine eigene Verfassung benötigen. Einer der Grundsätze dieser zukünftigen Konstitution wird darin bestehen müssen, keinem ihrer Bürger mehr Rechte einzuräumen als einem anderen. Und größere Fähigkeiten sollen den Einwohnern nur größere Pflichten auferlegen.

Um den Fortbestand und das Gedeihen dieser idealen Siedlung über die Jahrhunderte zu sichern, wird es eine den Unwägbarkeiten der Zeiten trotzende finanzielle Einnahmequelle brauchen. Zölle und Mauten werden dafür aber nicht infrage kommen. Denn seine Stadt soll nach allen Richtungen der Windrose hin offen sein. Zudem will Leopold die Bewohner nicht durch hohe Abgaben und Steuern daran hindern, ihren Neigungen nachzugehen, mögen sie auch binnen kurzer und mittlerer Fristen wenig oder gar nichts einbringen. Die Bürger der Stadt werden über etwas Einzigartiges verfügen müssen, das die übrige Welt sehen oder haben möchte, das sie fortwährend brauchen wird und das sich stets erneuern lassen muss …

Eine plötzlich einsetzende Änderung der Szenerie bringt Leopold zurück in die Wirklichkeit dieses schwülen Sommertages. Die bis dahin wie eine undurchdringliche Membran wirkenden Dunstschleier werden von der Kraft der hochstehenden Sonne durchdrungen und geteilt, sodass sich jetzt die Konturen der Gegenstände und Personen rings um den Beobachtungsturm scharf gegen ihre Umgebung abgrenzen. War die Gegend die längste Zeit in milchige Trübe getaucht, wirken die Dinge und Personen mit einem Mal wie frisch gewaschen. Dieser Eindruck wird noch dadurch verstärkt, dass die Sonne ein kleines Stück nach Westen gewandert ist und allem, worauf ihr Licht nun unvermindert trifft, einen schmal-schwarzen Schatten verleiht. Leopold strafft die Schultern und blinzelt erneut, um den Blick zu schärfen. Sein Auge fällt auf die Gruppen der Handwerker und Bauleute. Wie kann es sein, dass sich unter diesen Hundertschaften noch immer kein Laut regt, sich nicht einmal eine Bewegung wahrnehmen lässt? Die Zeit der Mittagsruhe ist schließlich fast vorüber. Müssten die Männer nicht längst ihren Hunger und Durst stillen wollen? In diesem Moment dringen die Glockenschläge der Stiftskirche in Altenburg an sein Ohr. Zweimal kurz, dann einmal lang. Als ob die Männer zu seinen Füßen auf dieses Zeichen gewartet hätten, hebt nun ein Lachen und Schwätzen, ein Rufen und Singen, ein Hantieren mit Krügen und Messern an. Verdutzt richtet Leopold seinen Blick zur Sonne, als könnte sie ihm das Rätsel enthüllen, dessen Zeuge er geworden ist. Doch ihre Helligkeit ist zu groß. Die Augen tränen, Leopold muss sie schließen.

Als er sie wieder öffnet, liegt er im duftenden Gras …

Nur langsam wird ihm bewusst, was geschehen ist: Er muss hier auf der Höhe bei Burgerwiesen im Schatten der Hainbuchen eingeschlafen sein. Eigentlich wollte Leopold am Weg von Horn, wo er das Piaristengymnasium, die Schola Hornana, besucht, zum Hof seines Vaters in Altenburg nur kurz ausruhen. Was hatte er da in seinem Traum nicht alles zusammenfantasiert? Er, der Erdenker und Erbauer seiner eigenen Stadt? Offene Tore, ein kreisrunder Aufriss, schachbrettartig und diagonal verlaufende Straßenzüge, Bürger aus aller Herren Länder, die gleichberechtigt und friedlich zusammenleben? Wenn das der Vater wüsste! Tadeln würde er seinen erstgeborenen Sohn! Oder noch schlimmer: auslachen! Beim Vater heißt es stets parieren; sputen muss man sich bei ihm, und spuren: Da ist weder Platz für geträumte Schlösser noch für geträumte Städte. Bei seiner Mutter hingegen wäre sein Traum gut aufgehoben gewesen, ihr hatte man solche Gespinste anvertrauen können. Sie, die nie eine Schule betreten hatte, hatte doch über einen weit offeneren Geist verfügt als sein Vater, der wohlhabendste Bauer der Gegend und Dorfrichter von Altenburg.

Leopold, dessen schnelle Auffassungsgabe dem Lehrer bald aufgefallen war, war den Patres in Horn anempfohlen worden und erhielt einen freien Platz im Gymnasium. Natürlich spekulieren die Pfaffen darauf, dass ihre Schützlinge in den Orden eintreten und womöglich selbst Lehrer werden. Aber das will Leopold ganz sicher nicht! Ein Leben in der Enge der Klostermauern kann er sich nicht vorstellen. Tagein, tagaus im muffigen Studierzimmer dummen Buben Algebra und Arithmetik, lateinische Konjugationen und griechische Deklinationen einbläuen, das wird nicht das Leben des Leopold Paur sein. Er will hinaus aus Altenburg, hinaus aus Horn, fort aus der Provinz, in die Haupt- und Residenzstadt will er. Auf die Universität will er, ein richtiger Doktor der Rechte will er werden, nicht so ein Winkeladvokat und Beutelschneider wie sein Vater, den die Bauern und Häusler als Einäugigen unter den Blinden zum Dorfrichter gewählt haben. Seine Mutter hatte immer an ihn geglaubt. Ihr war es gleichgültig gewesen, dass er von kleinem Wuchs war, dass sein Kinn so weit aus dem Gesicht sprang und nach oben zeigte, dass es beinah die Nasenspitze berührte. Sie hatte sich nie darüber lustig gemacht, dass ihr Sohn, wenn er aufgeregt war, beim Reden ganze Wörter und halbe Sätze verschluckte. Als ihn Pater Johann Nepomuk, der Direktor der Schola Hornana, wegen dieser Neigung zum Stottern und Stammeln von der Teilnahme an den zur Ehrbezeugung des Grafen Hoyos stattfindenden Theateraufführungen der Schuljugend ausgeschlossen hatte, hatte sie ihn mit der Hoffnung getröstet, dass er dereinst trotz seines Sprachfehlers zu Ansehen kommen werde. Auch seinen Kummer darüber, dass in den gedruckten Programmen der zur Darbietung kommenden Stücke die Namen seiner adeligen Kollegen als die der Darsteller von Fürsten und Edelknaben aufschienen, während für ihn, den Klassenprimus, nicht einmal eine Nebenrolle bei den Tänzen oder in den Singreihen übrig blieb, hatte sie zu lindern gewusst: „Dein Name wird eines Tages in richtigen Büchern gedruckt stehen, Leopold, das weiß ich gewiss!“

Warum hatte sie der Herrgott bloß so früh zu sich geholt? Im sechsunddreißigsten Jahr ihres Alters war sie gestorben. Leopold kann bis heute nicht verstehen, warum. Er war damals ein Knabe von elf Jahren gewesen. Eines Tages hatte die Mutter auf der Nase braune Knoten bekommen, die aufgebrochen waren, auf einem Auge wurde sie blind und immer wieder hatte sie Schmerzen in der Brust. Drei Tage nach dem Festtag der Heiligen Drei Könige, am 9. Jänner Anno Domini 1747, war Maria Paur, geborene Eisenhauer, mit einem entsetzlichen Schrei auf den Lippen beim Fegen der Stube niedergestürzt und tot liegen geblieben. Als Leopold an diesem Tag von der Schule heimkehrte, war ihre Leiche bereits fortgeschafft worden, wie ihm sein Vater erzählte, den er, im Zustand fortgeschrittener Trunkenheit, im Wirtshaus sitzend, antraf. Bereits am folgenden Tag wurde die Mutter, ohne dass Leopold sie noch einmal zu Gesicht bekommen hatte, von Pater Andreas begraben. Als Begründung für die überstürzte Beerdigung nannte der Vater seinem Sohn eine Seuche, an der die Mutter gestorben sei. Das verwirrte Leopold, denn der schwarze Tod war schon lange nicht mehr in der Gegend gewesen. Und außerdem waren die Knoten im Gesicht der Mutter eben nicht schwarz, sondern braun gewesen. Von Unkeuschheit wurde bald getuschelt und von der Spanischen Krankheit. Aber niemand, den Leopold danach fragte, konnte oder wollte ihm etwas über das schlimme Leiden seiner Mutter sagen. So kam es, dass Leopold im Schatten einer unbenennbaren Erbsünde aufwuchs. So kam es, dass er immer verschlossener und reizbarer wurde. Und so kam es, dass der schmächtige Bub bald jeden verdrosch, der den Namen seiner Mutter mit einer Schande beschmutzte, deren Ursache er nicht verstehen konnte.

Gerade heute musste der Ebenlander Joseph eine tüchtige Tracht Prügel einstecken. Er hatte den anderen Buben, die sich nach der Katechismusstunde am Schulhof versammelt hatten, gegenüber erwähnt, dass wohl der bekannte Geiz des alten Paur am Tod seines Weibes mit schuld sei: „Wahrscheinlich hat er beim Bader das Geld für die Quecksilberkuren sparen wollen.“ Dabei hatte der Joseph absichtlich so laut gesprochen, dass Leopold, der wie immer etwas abseits stand, nicht nur sein schiefes Grinsen sehen, sondern auch seine schmähenden Worte hören musste. Sich vor dem breitschultrigen Burschen aufzupflanzen und ihm die Faust ins Gesicht zu schlagen, fiel in eins. Im nächsten Augenblick wälzten sie sich keuchend im Staub. Bei der Rauferei sprang weder Leopold noch seinem Peiniger einer der Umstehenden bei. Leopold hilft nie jemand, aber es stellt sich auch keiner offen gegen den Sohn des Dorfrichters. Jedenfalls hatte sich der Joseph eine blutige Nase geholt, bevor die Streithähne von den Patres getrennt wurden.

Leopolds Blick fällt auf die zerrissene Hose und das zerschundene Knie, das aus dem Loch hervorlugt. Das gibt wieder ein paar Hiebe mit dem Rohrstock, denkt er sich und schaut zu, dass er auf die Beine und endlich nach Hause kommt.

18. August 1753

Das Zerwürfnis

Als Leopold erwacht, ist es noch dunkel in der Kammer. Im Osten steht bereits ein schmaler Streifen falber Helligkeit am Horizont. So gerne möchte er wieder auf den Strohsack zurücksinken. Möchte wieder eintauchen in das Niemandsland zwischen Nacht und Tag, wo die Träume noch klebrig an einem haften wie der Spinnweb des Altweibersommers. Oh, welch süßen Traum hat ihm diese kurze Nacht doch beschert!

Anfangs tanzte er mit einer Gruppe von Burschen und Mädchen ums Sonnwendfeuer. Wie Glühwürmchenschwärme stoben die Funken in die nächtliche Schwärze. Wie Schüsse knallten die berstenden Scheite. Als das Feuer dann niedergebrannt war, wollte Leopold es den anderen Burschen des Dorfes gleichtun und zum Beweis seines Muts über die Feuerstelle springen. Doch gerade in dem Augenblick, in dem er zum Sprung ansetzte, loderten die Flammen wieder auf und wurden zu einem Scheiterhaufen, um den sich Elsa, die neue Magd vom Ehrenbergerhof, inmitten einer Rotte rothaariger Jungfrauen in ekstatischen Zuckungen zu einer infernalischen Melodie drehte. Leopold sah sich selbst dieses wollüstige Spektakel am Rand des Lichtkreises stehend beobachten. Er spürte die Hitze der Flammen auf seiner Brust, fühlte die Kälte der Nacht in seinem Nacken. Elsa löste sich aus dem Verband der Hexen, die im nächsten Augenblick verschwunden waren, und trat auf ihn zu. Die Arme sittsam hinter dem Rücken verschränkt und mit jetzt keusch-blauem Blick küsste sie ihn zärtlich auf den Mund. Leopold erwiderte den Kuss anfangs befangen, dann immer leidenschaftlicher. Während des furiosen Spiels ihrer Lippen und Zungen drängte Leopolds Körper gegen den des Mädchens. Seine Hände suchten, fanden und reiften ihre Brüste aus dem Mieder …

Draußen kräht der Hahn und Leopolds Hemd klebt klamm an seinen Lenden. Rasch ist er aus dem Bett gesprungen, um sich am Brunnen zu waschen, bevor der Vater Fragen stellen konnte. Nach einem hastig verzehrten Frühstück hat er den Hof über das „Hintaus“ verlassen, ist dem Graben gefolgt, den leicht ansteigenden Weg zum Kloster entlanggelaufen und hat sich im Hof der Meierei eingefunden. Und ist trotzdem zu spät gekommen. Denn Elsa steht schon dicht beim Schober Gregor. Der Sohn des Kleinhäuslers balzt auf ungenierte Weise, was auf die Magd offenkundig Eindruck macht. Mit verliebt verklärtem Augenaufschlag folgt sie seinen großspurigen Aufschneidereien, was den grobschlächtigen Burschen noch weiter anspornt. Leopold hat genug gesehen.

Ganz gekränkte Männlichkeit mäht er seither in einiger Entfernung zu den anderen Burschen die Wiesen zwischen dem Doppel-Teich und dem Egerstein, während die Mädchen das Gras rechen und zu Heumandln zusammenbinden. Als Sohn des Bauern und Dorfrichters Franz Paur, dem in der Feldfreiheit Altenburg acht Parzellen in vier verschiedenen Rieden mit einer Gesamtfläche von etwas über elf Joch gehören, muss dessen Erstgeborener der Grundherrschaft an fünfzehn Tagen des Jahres für Frondienste zur Verfügung stehen. Die meisten anderen jungen Männer sind als Söhne von Kleinhäuslern, Hofstättern oder Inleuten dazu verpflichtet, über fünfzig Tage im Jahr für die Grundbesitzer zu schuften. Dank der Lage des Paurischen Hofes direkt am Dorfplatz ist Leopold nach Stift Altenburg zuständig. Das bedeutet für ihn eine weitere glückliche Fügung. Denn die dortigen Benediktiner behandeln ihre Robotpflichtigen weit weniger ausbeuterisch als etwa die Herren von Abensperg und Traun zu Maissau oder die Grafen Hoyos in Horn. Auch die Art der zu leistenden Robot ist sehr unterschiedlich. Viele Untertanen haben auf den Feldern der Herrschaft beim Säen und Mähen, beim Brecheln und Hecheln zu helfen; manche werden samt Pferd und Wagen auf Geheiß des Richters ihrer Stadt zur Wegrobot angefordert und müssen solcherart Reparaturen an Land- und Poststraßen durchführen, während wieder andere im Rahmen der Zugrobot Baumstämme zum nächsten Fluss zu transportieren haben. Darüber hinaus sind noch Naturalabgaben zu leisten. Auch was diese betrifft, kann sich die Familie Paur glücklich schätzen. Ihre jährlichen Leistungen an das Kloster belaufen sich auf jeweils 15 Eier zu Ostern und zu Pfingsten sowie zwei Hühner, eines im Herbst und eines im Fasching. An Hauerabgabe werden 24 Kreuzer eingehoben.

Außerdem haben die geistlichen Herren von Altenburg unter ihrem jetzigen Abt vieles erneuert und verbessert. Einige Jahre vor Leopolds Geburt – so hat es ihm seine Mutter erzählt – sind die Kirche und das Kloster umgebaut und erweitert worden. Hochwürden Placidus Much hat einen berühmten Maler aus Tirol kommen lassen, der innerhalb weniger Monate die Bibliothek und die Kuppel in der Klosterkirche mit Fresken geschmückt hat, wofür ihm angeblich 1.000 Gulden bezahlt worden sind – fast doppelt so viel, wie der Paurische Hof samt der untrennbar damit verbundenen Grundstücke wert ist! Auch die Landwirtschaft ist in Altenburg nach ganz neuen Gesichtspunkten geordnet worden. Statt wie ehedem auf den Feldern zwei Jahre lang Roggen oder Hafer anzubauen und den Boden im dritten Jahr brach liegen zu lassen, hat der neue Abt verfügt, dass auf den klösterlichen Feldern jedes Jahr etwas anderes angepflanzt werden soll. Darunter erstmals auch Erdäpfel und Klee. Der alte Paur und die anderen Landwirte der Gegend stehen diesen Neuerungen dank ihrer angeborenen Engstirnigkeit ablehnend gegenüber. Leopold hingegen hat in den vergangenen Jahren gesehen, dass die Erträge, die die geistlichen Herren erwirtschaften, den Plänen des Herrn Placidus recht geben. Zwar erhöht sich durch die modernen Maßnahmen der Zehent, den die Bauern an Feldfrüchten und Vieh abzuliefern haben, in Summe profitieren aber beide: Grundherr und Bauer. Dies auch deshalb, weil der Verwalter vom Abt angewiesen worden ist, die Felder bei eingetretener Reife der Früchte unverzüglich zu inspizieren, um Ernteschäden gering zu halten. Darin unterscheiden sich die Patres ebenfalls von den weltlichen Herrschaften, die den beginnenden Herbst gern für zahlreiche Jagdausflüge nützen, die sie daran hindern, die Äcker ihrer Untertanen begutachten zu lassen. Die Bauern dürfen die Ernte jedoch nicht vor der Bestandsaufnahme einbringen, sodass regelmäßig bedeutende Teile des Fruchtertrages durch Unwetter, Fäulnis und Schädlinge zunichtegemacht werden. Hinzu kommt, dass der den Landwirten zustehende Teil der Ernte, ist sie einmal glücklich eingebracht, entsprechend dem Anfailzwang zunächst dem Grundherrn zum Kauf angeboten werden muss. Dieser zahlt nach seinem Gutdünken und verkauft das Getreide, die Erdäpfel oder die Trauben dann zu einem weitaus höheren Preis. Dadurch bleibt denen, die den Boden bebauen und beackern, oft nicht genug, um sich, ihre Kinder und ihr Gesinde durch den Winter zu bringen. Denn der Mühlen- und Pressbann zwingt die Bauern das wenige, das sie selbst von der Ernte behalten dürfen, gegen entsprechendes Entgelt in den Mühlen ihrer Grundherrn mahlen und in ihren Pressen zu Most verarbeiten zu lassen.

Ist das alles wirklich gottgegeben? Muss das für alle Zeit und Ewigkeit so sein, fragt sich Leopold, während er mäht, wetzt, dengelt und wieder mäht. Und warum, zum Teufel, kriegen die groben Kerle immer die besten Mädchen?

Als es von der Stiftskirche zehn Uhr schlägt, ist das für alle, die zur Maht eingeteilt sind, das Zeichen für die erste Pause. Ignaz Frank, einziger Sohn des Klostertischlers, und Gregor Schober werfen sich schwer atmend und schweißüberströmt neben Leopold unter die Schatten spendenden Buchen, die das südliche Ufer des Doppel-Teiches säumen. Vom Lärm der rastenden Burschen aufgeschreckt steigt ein Reiherpaar aus dem schmalen Schilfgürtel in das Silbergrau des bedeckt-vormittäglichen Himmels. Seit Maria Himmelfahrt ist das Wetter durch eine schwüle Hitze gekennzeichnet, die das Mähen noch beschwerlicher macht, als es ohnedies schon ist.

„Eine Hitze ist das heute wieder!“ Ignaz keucht heftig.

„Ja, nicht zum Aushalten“, pflichtet ihm sein Freund Gregor bei und holt aus seinem Ranzen einen Krug hervor. Er nimmt einen kräftigen Zug und reicht das Gefäß weiter. Nachdem auch Ignaz seinen ärgsten Durst gelöscht hat, bekommt schließlich Leopold ein paar Schlucke vom kühlen Bier.

„Ich glaube, dieser Sommer ist fast so heiß wie der vor drei Jahren“, stellt Ignaz fest.

„Du meinst wohl den anno ’49, als wir im August mit den Heuschrecken zu kämpfen hatten?“, fragt Leopold.

„Ja, den mein ich. Ist das jetzt schon wieder vier Jahre her?“, wundert sich Ignaz.

„Tempus fugit“, erwidert Leopold, „das war das Jahr, in dem ich die Rhetorikerklasse abgeschlossen habe.“

Aus Vitis, wo sich der Schwarm, der ursprünglich aus Wien gekommen war, in drei kleinere Schwärme aufgeteilt hat, ist damals eine Wolke der Insekten ins Horner Becken gezogen und hat erheblichen Schaden auf den Haferfeldern angerichtet. Die drei Burschen, zu dieser Zeit freilich noch Knaben, sind damals mit den anderen Dorfbewohnern mit Glocken und Ratschen, Trompeten und Musketen bewaffnet in die Fluren gezogen, um die gefräßigen Insekten durch ihr Lärmen zu vertreiben. Diese ließen sich aber wohl aufgrund ihrer Erschöpfung nicht stören und lagerten handhoch übereinanderliegend auf den Feldern und Bäumen, wo sie auch die darauffolgende Nacht blieben.

„Wisst’s ihr noch, wie am nächsten Tag um sechse in der Früh auf dem Feld die Mess g’lesen worden is?“, erinnert sich Gregor Schober.

„Ja, freilich“, bestätigt Leopold, „ich glaub aber, dass eher die später angezündeten Feuer das Geschmeiß zum Weiterziehen gebracht haben.“

„Aber ohne die Hilfe des Allmächtigen und die Fürsprache der Mutter Gottes hätt’n die ganzen Feuer nichts ausg’richt“, entgegnet der gottesfürchtige Gregor.

„Hauptsache, die Biester haben nicht die ganze Ernte aufgefressen.“ Für Ignaz Frank zählt wie immer das Endergebnis.

„Geh Poldi, gib mir den Krug mit dem Bier rüber! Mein Mund ist noch immer trocken wie Papier.“

„Je mehr du trinkst, desto mehr schwitzt du“, gibt Gregor zu bedenken.

„Das ist dummes Zeug“, erklärt Leopold, der hier eine Gelegenheit erkennt, den Nebenbuhler zu übertrumpfen. „Wer viel schwitzt und wenig trinkt, dessen Säfte werden zu dick.“

„Ah, da schau her! Ausgerechnet der Herr Oberschüler, der vom wahren Leben keine Ahnung hat, will uns was über die Säfte beibringen“, stichelt der Sohn vom Schober.

„Was willst du damit sagen, Gregor?“ Leopold hat sich aufgerichtet. Er merkt, wie ihm das Blut in den Kopf schießt.

Ignaz versucht zu beschwichtigen: „Lass gut sein, Gregor.“

„Ich hab langsam die Nase voll von unserem Dorfrichtersöhnlein! Bei der Arbeit reißt er sich nie ein Bein aus; aber die anderen, die schuften wie die Ochsen, will er mit klugen Sprüchen belehren. Und ausgerechnet über die Säfte! Dabei weiß doch jeder außer er selbst, welche Säfte seine Frau Mutter ins Grab gebracht haben …“

Leopold springt auf und fährt dem Gregor ins Gesicht: „Lass meine selige Mutter aus dem Spiel! Wer ihr Andenken entweiht, den schlag ich windelweich!“

„Ja, weil du eben keine Ahnung hast! Darum kannst du gar nicht wissen, dass sie keine Heilige gewesen sein kann. Denn eine Heilige holt sich nicht die Lustseuche!“

Leopold ist in der Bewegung erstarrt. Mit einem Schlag ist das Blut aus seinem Gesicht gewichen. Leichenblass und zitternd steht er in der Vormittagshitze.

„Die Lustseuche?! Meine Mutter?! Wer behauptet so etwas?!“

„Alle wissen das, du Einfaltspinsel! Vom Pfarrer bis zum Knecht, vom Kutscher bis zur Kramerin. Und natürlich weiß es auch dein sauberer Herr Vater. Nur der kleine Leopold hier hat keine Ahnung von der Spanischen Krankheit und wie man sie sich holt. Nämlich durch schmutzige Unzucht!“

„Schmutzige Unzucht“, murmelt Leopold vor sich hin. „Schmutzige Unzucht, schmutzige Unzucht!“ Leopolds Stimme überschlägt sich. „Du bist selbst ein dreckiges Schwein, Gregor Schober!“, brüllt er und will dem anderen die Fäuste ins Gesicht schlagen. Zum Schweigen will er den bringen, der das Andenken seiner Mutter besudelt.

Mit Mühe vermag Ignaz, ihn von seinem Kameraden zu trennen.

„Meine Mutter war frei von Sünde und Tadel! Keusch und sittsam ist sie zeit ihres Lebens gewesen!“, presst Leopold zwischen den Lippen hervor.

„Wenn das so ist, wie du sagst, mein lieber Leopold, dann gibt es nur eine Erklärung …“, provoziert der Schober den jungen Paur weiter. „Dann hat der saubere Herr Dorfrichter sein Eheweib wohl selbst angesteckt. Der soll ja noch heute bei seinen Fahrten ins Kreisamt nach Krems den dortigen Dirnen beiwohnen …“

Es dämmert bereits und graue Wolkentürme steigen in den westlichen Abendhimmel, als Leopold nach Hause kommt. Den Dorfplatz mit dem Pranger im Rücken will er das Tor zum Hof öffnen. Die Rechte schon auf der Klinke fällt ihm überdeutlich der an manchen Stellen abblätternde Anstrich ins Auge: Die dunkelgelbe Farbe der Schlagleiste und das Kaminrot, mit dem die zwölf Kassetten eingefasst sind, weisen tiefe Risse und Sprünge auf. Diese Zerklüftungen erinnern an die Borke der Bäume, aus deren Holz das Tor einst gezimmert worden ist. Eine plötzliche Erkenntnis überkommt Leopold: Ich werde dieses Tor nie mehr streichen. Er öffnet den Gehflügel und betritt den Dreiseithof. Das Gackern der Hühner und die Schreie des Hahnes dringen überlaut an sein Ohr.

Der Vater sitzt allein im Herrgottswinkel der Stube, vor sich einen Humpen Bier. In den vergangenen Stunden hat der Erbe des Paurischen Hofes beim Mähen der Wiesen genug Zeit gehabt, seine Wut auf den Vater zu bezähmen. Fast will es scheinen, dass gerade die Gluthitze ihren Teil daran hatte, dass sich Leopolds Gemüt abkühlen konnte. Jetzt ist sein Blick kalt und hart. Der Vater schaut auf und erkennt trotz der aufkeimenden Trunkenheit die Veränderung, die im Wesen seines Sohnes seit dem Morgen vonstattengegangen sein muss. Ist es sein bäuerlicher Instinkt oder sein schlechtes Gewissen, das ihm sagt, dass er an diesem Tag seinen Sohn verloren hat? Leopold weiß in diesem Moment, dass sein Vater ihm heute zum ersten und zugleich letzten Mal seinen Wunsch ohne ein Widerwort erfüllen wird.

„Vater, ich gehe fort. Ich fahre nach Wien und werde Advokat. Du sprichst morgen mit dem Abt Placidus und bittest ihn um seine Erlaubnis. Außerdem brauche ich von Onkel Thomas aus dem Stift Melk ein Empfehlungsschreiben an die Universität. Ich verzichte auf den Hof und erwarte von dir lediglich, dass du mir so viel Geld gibst, wie nötig sein wird, um in der Hauptstadt Fuß zu fassen.“

Leopold kann kaum glauben, welche Worte da aus seinem Mund kommen. Nicht minder ungläubig sieht ihm sein Vater ins Gesicht. Aber er nickt stumm.

„Zwanzig Gulden werden reichen. Ich unterschreibe einen entsprechenden Kontrakt und werde nie wieder nach Altenburg zurückkehren.“

In dem Augenblick, in dem sich Leopold umwendet, um die Stube zu verlassen, meint er, in einem Augenwinkel des Vaters eine Träne stehen zu sehen. Doch das ist vielleicht nur ein Lichtreflex der Lampe.

Kaum tritt Leopold ins Freie, trommeln die ersten Tropfen schwer aufs Dach.

2. Oktober 1753

Die Ankunft

Der erste Eindruck, den Leopold von Wien bekommt, ist der einer Stadt, die sich militärisch gut zu verteidigen und steuerlich gut zu finanzieren weiß. Gleich hinter dem Dorf Währing muss der Postwagen an einem mit Palisaden bewehrten und im Zickzack angelegten Erdwall halten, dem ein breiter Graben vorgelagert ist. Kaum ist die Kutsche vor dem Schlagbaum zum Stillstand gekommen, treten zwei städtische Zollbeamte aus ihrem Amtsgebäude, das freilich nicht viel mehr ist als eine windschiefe Bretterbude. Der eine ist ein langer, schlaksiger Kerl, sein weitaus älterer Kollege ist kleinwüchsig und fettleibig. Ihre Uniformröcke haben die beiden nur nachlässig zugeknöpft, ihre Beinkleider starren vom Schmutz der Straße.

„Aussteigen, die Herrschaften, das Liniengeld ist hier fällig!“, ruft der groß gewachsene Zollbeamte mit hoher Fistelstimme. Leopold und die anderen Insassen der Postkutsche steigen aus, die weniger zahlungskräftigen Passagiere klettern vom Dach des Wagens. Der ältere Zöllner schlendert um die Kutsche herum, die Hände am Rücken verschränkt, die Reisenden unter den halb geöffneten Lidern musternd. Als er an Leopold herantritt und ihn nach dem Zweck seiner Reise befragt, schlägt diesem der Gestank von billigem Fusel ins Gesicht.

„Ich fahre nach Wien, um an der Alma Mater Rudolphina beide Rechte zu studieren“, antwortet Leopold nicht ohne Stolz.

„Ah, da schau her, ein Rechtsverdreher will das Bürscherl werden! Als ob wir nicht schon genug windige Winkeladvokaten in der Stadt hätten!“

„Erlauben Sie, Herr Zöllner …“

„Für dich Herr Linienposten-Aufschlagseinnehmer, du Grünschnabel!“

„Ich bitt vielmals … Verzeihung, Herr Linieneinnehmer…! Ich … aus Horn und dort …“, stammelt Leopold, dem in der Aufregung die Silben, die er nicht verschluckt, aus dem Mund purzeln und perlen.

Über die Gesichtszüge des Beamten huscht ein höhnisches Lächeln, das Leopold zunächst nicht deuten kann. „Jesus, Maria und Joseph, aus Horn kommt das Buberl!“, ruft er aus. Und zu seinem Untergebenen gewendet, fährt er fort: „Ferdinand, hast das g’hört! Aus Horn! Dort, wo s’ a Bier brauen, was die Farb hat wie Rosspisse! Und was auch so schmeckt!“ Mittlerweile ist der Beamte in schallendes Gelächter ausgebrochen. Verwirrt und gedemütigt sieht sich Leopold dem Spott der Amtsperson ausgeliefert. Da löst sich aus der Gruppe der Umstehenden jener Passagier, der auf der Etappe von Maissau bis hierher an den Linienwall stets schweigend neben Leopold im Wagen gesessen ist. Er richtet mit sonorer Stimme das Wort an den Zöllner: „Verzeihen Sie die Störung bei der Amtshandlung, Herr Linienposten-Aufschlagseinnehmer Engelmayr. Was hat sich denn mein junger Freund zuschulden kommen lassen, dass Sie ihn gar so auslachen, wenn ich fragen darf?“

„Zuschulden hat er sich nichts kommen lassen, Herr Schwarz. Zumindest noch nicht! Ich hab ihn aber noch nicht richtig examiniert und perlustriert … Aber stellen S’ Ihnen vor: Er sagt, er kommt aus Horn und will auf die Hochschul, um Juristerei zu studieren, der Grünschnabel! Wahrscheinlich will er in Wirklichkeit Tabak oder sonst was in die Stadt schmuggeln.“

„Jetzt hör einmal zu, Engelmayr!“, fährt der in feines Tuch gekleidete Herr Schwarz fort, „ich selbst stamme aus Schrems und verbitte mir deine blöden Witz über die Leute aus dem Viertel oberm Manhartsberg. Schlimm genug, dass du dich nicht schämst, deine Sauferei durch das regelmäßige Augenzudrücken und Handaufhalten bei uns Handelsleuten und Faktoren zu finanzieren. Aber dann auch noch einen unbescholtenen Studiosus nach Strich und Faden zu sekkieren, das geht zu weit!“

Der Finanzbeamte, der dank seiner jahrzehntelangen Erfahrung im blitzschnellen Taxieren von Menschen und Möglichkeiten selbst im Suff erkennt, wann es Zeit ist, einen Rückzieher zu machen, verbeugt sich auf servile Weise und bekennt zerknirscht: „Verzeihen Euer Hochwohlgeboren, man konnte ja nicht ahnen, dass der junge Herr da wahrhaftig ein zukünftiger Rechtsgelehrter ist. Und noch dazu ein Freund von Euer Gnaden. Halten zugute, gnädiger Herr, dass unsereiner laufend von allerlei Subjekten gefoppt und hintergangen wird. Und dann der harte Dienst …!“

„Kein Wort mehr, Engelmayr! Reiß dich zusammen. Da hast deine persönliche Maut für heut und jetzt halt uns nimmer länger auf!“

Er drückt dem Steuereinnehmer ein paar Münzen in die Hand mit einem Blick, der erkennen lässt, dass kein Widerspruch geduldet und kein Aufschub gewährt wird.

Daraufhin befiehlt der Aufschlagseinnehmer seinem Untergebenen, der noch mit dem Einkassieren des Liniengeldes beschäftigt ist, die Amtshandlung zu beenden und den Schlagbaum zu öffnen. Dieser sieht ihn ungläubig an, gehorcht aber schweigend.

Nachdem Leopold wieder in die Kutsche gestiegen ist, wendet er sich an Herrn Schwarz: „Ich bedanke mich recht herzlich dafür, dass Sie mir gegen diesen Kerl beigestanden sind.“ Und nach einer kurzen Pause fügt er halblaut hinzu: „Das kommt nämlich selten vor.“

In diesem Moment öffnet sich im Südwesten die schmutzig graue Wolkendecke ein wenig und wie durch einen Riss im fadenscheinig gewordenen Gewebe eines verwaschenen Vorhangs fällt ein schräges Strahlenbündel auf die vor den Reisenden liegende Stadt. Einen Augenblick später nimmt die Szene noch an Dramatik zu: In der nach einem vormittäglichen Regenschauer feuchten Luft hat dieser Pfeil aus Licht im Himmel über Wien ein Regenbogensegment entstehen lassen, dessen Ende die Erde just an der Stelle berührt, an der der höchste Kirchturm der Stadt wie ein Finger in den Himmel zeigt. Einen Gedanken lang schiebt sich eine Erinnerung an den Theologieunterricht im Horner Gymnasium in Leopolds Bewusstsein. Pater Renatus hatte den Principisten Geschichten aus der Genesis erzählt, wovon sich zwei in sein Gedächtnis eingebrannt haben: die Erschaffung Adams, die der weit gereiste Pater durch die Schilderung des Freskos in der Sixtinischen Kapelle ausgeschmückt hatte, das die Berührung von Gottes Zeigefinger mit jenem des ersten Menschen zeigt; und jene Zeilen, in denen das Ende der Sintflut geschildert wird: Meinen Bogen setze ich in die Wolken; er soll das Bundeszeichen sein zwischen mir und der Erde … Steht der Bogen in den Wolken, so werde ich auf ihn sehen und des ewigen Bundes gedenken zwischen Gott und allen lebenden Wesen.

Ähnlich wie es Noah angesichts der Berge Ararat ergangen sein muss, wallt in Leopolds Brust das Gefühl auf, ein rettendes Ufer erreicht zu haben.

Als die Postkutsche wenig später die Alservorstadt hinter sich lässt, die freie Fläche des Glacis überquert und auf das Schottentor zurollt, starrt Leopold ungläubig auf die haushohen Mauern der zacken- und sternförmig angeordneten Basteien, die die Stadtmauer zusammen mit ihren Schanzen und Brücken schützen und unüberwindlich wirken lassen. In der Schule hat man ihm und seinen Mitschülern vom letzten Türkenansturm und dem glorreichen Sieg der abendländischen Heerscharen über die Heiden berichtet, die mit Wien das Tor zum Abendland aufstoßen wollten, um es zu unterwerfen. Seither, so scheint es, sind die Mauern noch höher, die Gräben noch tiefer und die Tore noch stärker geworden. Beidseits der Schottenschanze erheben sich die wuchtigen Wehranlagen der Mölker Bastei und der Elendbastei.

Der Kutscher hält mit dem Gespann auf das dreibogige und mit einem kleinen Turm bewehrte Tor zu, das die Zufahrt zur Schottengasse schützt. Durch diese Pforte soll weiland der siegreiche Polenkönig Sobieski nach dem geglückten Entsatz von Wien in die Stadt eingezogen sein. Gleich rechter Hand passieren die Reisenden die lang gestreckte Fassade eines Gebäudes, an dem Maurer und andere Bauleute zugange sind. Es hat zwei, drei – nein, nun, da Leopold den Kopf in den Nacken legt, erkennt er es: vier Geschoße.

„Das ist der Melkerhof“, erklärt ihm sein Sitznachbar, der Leopolds erstaunte Miene bemerkt hat. Mittlerweile hat der junge Paur von seinem Beschützer wider die Willkür der Behörden erfahren, dass es sich bei ihm um einen Tuchmacher handelt, der alle paar Wochen in Geschäften nach Wien reist. „Er wird seit ein paar Jahren auf Wunsch der Kaiserin von dem Baumeister Gerl umgebaut. Und das linker Hand ist das Schottenkloster.“

„In Melk ist mein Onkel der Abt“, erzählt Leopold stolz.

„Dann verdankst du wohl seiner Fürsprache die Gelegenheit, in die Hauptstadt zu reisen.“

„Ja, das ist wahr. Er hat mir geholfen, die Erlaubnis des Abtes von Altenburg zu erwirken – und die des Vaters.“ Der Ausdruck von Verschlossenheit in Leopolds Gesicht bewirkt, dass Herr Schwarz nicht weiter in ihn dringt.

Der Wagen kommt auf der engen und überfüllten Gasse nur schleppend voran, immer wieder schimpft der Kutscher lauthals, um seinem Gefährt den Weg zwischen den dahineilenden Menschen zu bahnen, die ebenfalls dem Inneren der Stadt zustreben. Die meisten gehen zu Fuß, einige reiten, wieder andere sitzen in Sesseln, die an langen Stangen befestigt sind, an deren Enden je ein Träger die Last seines Herrn schleppt. Diese Tragsessel stellen zusätzliche Hindernisse in dem schier undurchdringlichen Gewühl und Gewimmel dar. Nach etwa fünfzig Klaftern weitet sich die Gasse zu einem dreieckigen Platz, auf dem ein unbeschreibliches Getöse und Geschrei, ein Laufen und Raufen, ein Feilschen und Fluchen herrscht.

Leopold erkennt vor dem Hintergrund einer riesigen Kirche und eines weitläufigen Friedhofes Verkaufsbuden und Stände, in denen vor allem Getreide und Backwaren feilgeboten werden. Auch Kuchen und Lebzelten kann man hier erwerben.

„Wo kaufen die Wiener denn ihr Fleisch, ihre Fische und das Gemüse?“, fragt Leopold den Tuchmacher interessiert.

„Hier auf der Freyung werden hauptsächlich Getreide, Brot und Kuchen verkauft. Ein paar Bauern aus der Umgebung bieten wohl auch Grünzeug und Wurst an, doch sie müssen den Markt eine Stunde nach Sonnenaufgang räumen, weil sonst nicht genug Platz wäre für die Kutschen und Wagen. Aber Wien ist so groß, dass es eigene Märkte für Wildpret, Fische, Fleisch und Mehl gibt.“

„Und was ist das dort hinten links für eine Kirche?“

„Das ist die Schottenkirche. Auf dem Platz davor sind im Jahr des Türkensturms die Verräter und Kollaborateure aufgeknüpft worden. Und das Palais da auf der anderen Seite gehört denen von und zu Daun. Von hier sind es nur ein paar Schritte bis zur Burg, wo der Hof der kaiserlichen Hoheiten steht.“

„Der Kaiser und die Kaiserin wohnen in einer Gegend, wo es so erbärmlich stinkt?“, wundert sich Leopold. Gleich nach dem Passieren des Tores ist ihm der Gestank in die Nase gestiegen, der von den Rinnsalen ausgeht, in denen Pferdeäpfel und Erdäpfelschalen schwimmen und der Inhalt von Nachttöpfen mit jenem von Kochtöpfen zu einem widerlich gelblichbräunlichen Schlamm sich vermischt.

„Unsinn“, antwortet Herr Schwarz. „An die Nase der Majestäten dringt dieser Gestank natürlich nicht! Bei Hofe gibt es Kammerfrauen, die die Kaiserin mit Rosenwasser und anderen Essenzen besprühen und in der Hofwäschekammer tragen Leib- und Mundwäscherinnen dafür Sorge, dass die Kleider unserer Herrscher täglich frisch gewaschen werden und bei Tisch stets blütenweiße Mund- und Tischtücher vorhanden sind. Aber jetzt sag einmal, du angehender Studiosus, wo wirst du denn deine Zelte aufschlagen in der schönen Wienerstadt?“

„Ich weiß es noch nicht, Herr Schwarz. Können Sie mir einen Gasthof oder eine Mansarde empfehlen, von wo ich es nicht zu weit zur Universität habe? Viel kosten darf es halt nicht!“

Inzwischen rollt die Diligence langsam über den Graben und nähert sich dem Stephansdom.

„Wenn du erlaubst, darf ich dir einen Rat geben, Leopoldus Paur.“

„Ich ersuche Euer Gnaden darum.“

„Wenn wir gleich beim Zollamt in der Wollzeile ankommen, dann mach dich unverweilt auf den Weg zur Universität. Denn an den Toren der Alma Mater werden zu Beginn des Studienjahres die Ausschreibungen für die Stipendien der verschiedenen Stiftungen angeschlagen. Da es noch ein paar Tage hin sind bis Sankt Koloman, dem Tag, an dem das akademische Jahr beginnt, besteht durchaus die Möglichkeit, noch einen Zuschuss zu den Immatrikulationstaxen zu bekommen. Und mit viel Glück gibt es sogar noch einen Platz in einem der Stiftungshäuser. Die Bonifikationen werden meist für die Dauer des zweijährigen philosophischen Lehrgangs gewährt. Auf diese Weise hast du genug Zeit, dich in der Stadt nach einer brauchbaren Mansarde umzusehen.“

„Wieso brauche ich einen philosophischen Lehrgang, wenn ich doch Advokat werden will? Und ist es denn bei der großen Anzahl von Stockhäusern wirklich so schwierig, ein kleines Zimmer zu finden?“, wundert sich der angehende Studiosus.

„Lieber Leopold“, antwortet Herr Schwarz geduldig, „schön der Reihe nach. Zu deiner ersten Frage: Von einem befreundeten Hofadvokaten habe ich unlängst erfahren, dass vergangenes Jahr ein Dekret veröffentlicht wurde, wonach die Zulassung zum Studium der Rechte erst nach Absolvierung eines zweijährigen philosophischen Curriculums möglich ist. Man will wohl seitens der Universität sichergehen, dass die zukünftigen Herren Juristen ausreichend in Logik, Mathematik, Metaphysik et cetera, et cetera geschult sind, bevor sie sich anschicken, Kirchenrecht und Römisches Recht zu studieren. Zum Zweiten gibt es in Wien zwar viele Häuser und in den Häusern viele Zimmer, es gibt aber in der Stadt auch viele Menschen und unter den vielen Menschen viele Hofleute und Beamte.“

„Und außerdem ist der Platz aufgrund der Umgürtelung durch Basteien und Stadtmauern eben doch begrenzt“, erkennt Leopold ganz richtig.

Als wenig später der Wagen beim Zollamt in der Wollzeile anhält, werden jene Passagiere, die wie Herr Schwarz Waren zu verzollen haben, vom Kontrollor und den manipulierenden Offizieren befragt und wird ihr Gepäck untersucht. Leopold, der nur ein kleines Bündel mit Wäsche und ein paar Büchern mitführt, bedankt sich nochmals herzlich bei seinem Beschützer und begibt sich zum nahe gelegenen Universitätsplatz, um die Anschläge an den Türen zur Aula zu studieren. Dort herrscht beträchtliches Getriebe: Die Scholaren und Studenten, die Magister und Doktoren bevölkern den kleinen Platz vor dem Universitätsgebäude und erfüllen ihn mit einem vielstimmigen Gemurmel. Die Szene vermittelt angesichts des nahenden Semesterbeginns den Eindruck von gespannter Fröhlichkeit. Leopold hat Glück. Tatsächlich verkündet einer der zahlreichen Anschläge, dass die Goldbergstiftung noch ein Stipendium und einen Platz im Stiftungshaus zu vergeben hat. Der Pedell erklärt ihm den Weg in die Johannesgasse. Leopold folgt dem Verlauf der breiten Stadtmauer. In diesem Viertel wird allenthalben gebaut: Niedrige Häuser werden demoliert und mit ihren Ziegeln mehrgeschoßige Gebäude errichtet. Der Platzmangel innerhalb der Stadtmauer scheint tatsächlich beträchtlich zu sein. Hinter der Wollzeile begleitet die Kurtine zunächst das Bett des Wienflusses, bevor sie in einem stumpfen Winkel vom Verlauf des Gewässers weg und nach rechts biegt. Leopold passiert die Braunbastei und hält auf die anschließende Wasserkunstbastei zu, wo er sich nach rechts wendet. Kurz darauf betritt er das einstöckige Gebäude der Goldbergstiftung.