Da war doch noch etwas

„Es war wundervoll, Liebes. Wenn wir gewusst hätten. Gut, dass Robert durch die Hintertür geflüchtet ist. Er war allein da. Wenn ich den zu fassen bekommen hätte, dann Gnade ihm Gott“, schluchzte Sophie Nash und drückte Anna so fest an sich, dass diese glaubte, keine Luft mehr zu bekommen. Ihr Vater klopfte ihr derweilen auf die Schultern und ging dann weiter durch den Garten.

„Ich habe ihm ja nie wirklich über den Weg getraut“, schaltete sich Edward ein.

„Wie bitte?“, echauffierte sich Sophie und ließ Anna los.

Ihr Mann zuckte die Achseln. „Wenn du mich mal richtig zu Wort hättest kommen lassen …“

„Mein lieber Edward …“

„Meine Güte, Anna. Du hast nicht nur das Haus modernisiert, sondern auch den Garten in Schuss gehalten. Was sage ich? Er sieht viel besser aus als vorher“, redete Edward Nash schnell weiter.

Anna musste beinahe schmunzeln über die beiden.

„Soll das heißen, mein Garten war vorher nicht schön?“, bemerkte Sophie auf den Kommentar ihres Gatten hin und warf ihm einen entsetzten Blick zu.

„Etwas wild, wie du eben. Aber das meine ich nicht negativ, Sophie.“

„Natürlich nicht, Edward.“ Sie seufzte und ließ die Blicke schweifen. Seit gestern wohnte Anna wieder hier in ihrem Elternhaus.

Ihre Mutter beugte sich zu einer Rose und roch daran. „Schade, dass du das Erbe nicht bekommen wirst. Warst du schon bei diesem Treuhänder beziehungsweise Notar, Dr. Eugene? Meine Güte. Rose war schon ein verrücktes Huhn. Ich glaube noch immer, mich tritt ein Pferd, wenn ich an das denke, was du vorhin erzählt hast. Aber ich muss schon sagen, die Männer sind wirklich süß.“

„Wirklich süß“, äffte Edward leise nach und ging weiter.

„Edward! Ich bitte dich, sei nicht kindisch.“ Sie folgte ihm und hängte sich bei ihm ein.

„Und warst du nun schon dort?“, wiederholte Sophie ihre Frage.

„Wo?“

„Träumst du? Bei Dr. Eugene?“

In der Tat musste Anna zugeben, dass sie wieder einmal an George gedacht hatte. „Ich habe nachher einen Termin. Ich denke, es ist auch besser so, dass …“

„Nun ja. Ein bisschen ungerecht ist Rose doch“, unterbrach ihre Mutter sie.

„Sie kennt eure Familie eben“, traute sich Edward zu erwidern, woraufhin sie ungläubig den Mund öffnete.

„Zu der auch du gehörst, mein Lieber.“

Schnell legte Anna die Arme um die beiden und führte sie weiter. „Streitet euch nicht. Bitte! Wann kommt denn der nächste Interessent?“, wollte sie wissen und merkte, dass sich ihr Herz allein schon bei der Frage verkrampfte.

Ihre Eltern warteten mit der Antwort. Dann entgegnete Sophie in aller Ruhe: „Gar nicht.“

„Wir haben es uns nämlich noch einmal überlegt“, warf Edward ein.

Anna ließ den Blick von ihrer Mutter zu ihrem Vater und wieder zurück wandern. Der Nieselregen verebbte, und hinter den grauen Wolken kroch langsam die Sonne hervor.

„Gar nicht? Gibt es keinen mehr?“, fragte Anna.

„Mit Sicherheit. Aber wir werden es nicht verkaufen. Wir haben das schon gestern beschlossen, nachdem wir hier angekommen sind und gesehen haben, wie liebevoll du das alles hergerichtet hast. Wir werden es dir überschreiben. Wenn du uns jeden Monat eine kleine Miete überweist dafür, dann … Ich meine, wir können uns ja auch eine viel kleinere Finca kaufen. Das ist schon drin“, verkündete Sophie.

Anna hielt die Luft an und riss die Augen auf. „Ist das wahr?“

Ihre Eltern nickten gleichzeitig und lachten, als sie sie mit ihrer Umarmung beinahe zu Boden riss.

„Danke, danke, danke. Ihr wisst gar nicht, wie viel mir das bedeutet.“

„Doch! Ich denke schon“, kommentierte ihre Mutter und Anna kam es vor, als läge in diesen wenigen Worten viel Wissen.

In diesem Moment war sie der glücklichste Mensch der Welt.

„Das muss ich sofort George und dann Ruby erzählen. Und danach Marvin, Kevin, Luca, allen meinen … meinen wahren Freunden eben.“

Sie zückte ihr Handy und schaffte es vor Aufregung kaum, die richtige Nummer zu aktivieren.

***

Luca hatte mit seinem Outing vor Jenny und den anderen einen richtigen Boom ausgelöst. Nun war Anna für sie endgültig die coolste Lehrerin, die es gab, was sie ihr gleich mit fünf Rosensträußen bekundeten. Dabei lag eine Notiz, auf der stand: Für unsere tolle Anna Nash! Ohne Zugaben und mit vielen lieben Grüßen!

Anna starrte lächelnd auf das Kärtchen, während sie im Büro von Dr. Eugene saß und auf ihn wartete. Auf der Rückseite des Zettels war ein P.S. vermerkt: Wir werden noch unseren Urenkeln von Ihnen und Ihren Männern erzählen. Sie sind unser Vorbild!

Anna verdrückte sich eine Träne, als sich die Tür öffnete und Dr. Eugene ins Zimmer kam. Er hatte sich kein bisschen verändert.

„Ah, Miss Nash. Guten Tag“, begrüßte er sie und schüttelte ihre Hand, ehe er hinter seinem Schreibtisch Platz nahm. Sobald er saß, rief er nach seiner Sekretärin: „Marie! Wo ist die DVD?“

Die schwarzhaarige junge Frau erschien in einem knappen brombeerfarbenen Kostüm und in Stöckelschuhen, schaltete den Fernseher an und übergab Dr. Eugene eine Fernbedienung.

„Nur noch hier drücken und fertig“, säuselte sie, blickte lächelnd zu Anna und merkte an: „Sie sehen wirklich gut aus. Ihr Stil gefällt mir.“

„Danke“, erwiderte Anna und fühlte sich gleich noch einmal wohler in ihrem champagnerfarbenen Jackett, das sie zu einer ausgefransten, lässigen Jeans trug.

„Teufelszeug, diese Technik“, sagte der Notar, bedankte sich bei Marie und bedeutete ihr, zu gehen. Danach faltete er die Hände auf seinem Schreibtisch und blickte Anna an. „Nun! Sie haben Ihr Soll also erfüllt.“

„Nicht ganz. Ich habe keinen Traummann gefunden und das mit dem Rauswählen verlief auch ein wenig durcheinander. Das allerdings …“

„Entschuldigung, dass ich unterbreche. Aber ich weiß das bereits von Ruby. Sie ist eine sehr gute und detaillierte Berichterstatterin.“

„Das glaube ich“, erwiderte Anna langsam und presste die Lippen aufeinander.

„Jedenfalls haben Sie sich sehr positiv verändert und in dem Sinne auch Ihren Traummann gefunden. Wenn auch außerhalb dieser Top Ten. Dafür sind einige Männer nun ihre Freunde. Richtig?“

„Richtig! Hören Sie, ich wünsche mir nur, dass all dieses Geld in die richtigen Hände gerät. Es wäre toll, wenn es an wichtige und ehrliche Stiftungen fließen könnte. An Menschen in Not“, bat sie.

„Tja, das liegt nicht in meinem Ermessen, liebe Miss Nash. Aber der Gedanke ist edel. Sie sehen übrigens aus wie der Frühling. Sie wissen, was ich meine, nicht wahr?“ Er lächelte und reichte ihr die Fernbedienung.

Sie nickte dankbar.

„Drücken Sie mal die Playtaste. Ich habe schon wieder vergessen, wo die ist, ehrlich gesagt. Aber bitte, das bleibt unter uns.“

„Natürlich“, erwiderte Anna und fragte sich, was kommen würde, sobald sie seiner Bitte folgte.

Der Bildschirm flimmerte fünf Sekunden lang, bevor das Video begann. Es zeigte zuerst Princess, die sich vor die Kamera schob. Anna hörte Roses Stimme. „Nicht doch, Princess. Aus dem Bild.“

„Das ist Grandma“, rief Anna und warf Dr. Eugene einen kurzen Blick zu. Er nickte.

Roses junger Assistent schob den Hund beiseite. „Na komm schon, alte Dame“, keuchte er. Anna entfuhr ein leises Lachen. Sie freute sich, dass sie ihre Großmutter noch einmal sehen durfte, wenn auch nur auf diesem Weg, und war gespannt, was sie ihr noch sagen würde. Rasch rückte sie ein Stück näher an den Bildschirm heran und warf Rose einen Kuss zu, als sie zu sehen war.

„Na endlich! Hier bin ich also noch einmal. Ich bin doch zu sehen, oder?“

„Ja, in voller Blüte“, erwiderte der junge Mann, der bei ihr war.

Sie kicherte und rückte ihre mintfarbene Federboa zurecht, die sie um den Hals trug. Danach räusperte sie sich und winkte in die Kamera. „Hallo, Liebes. Wenn du das hier siehst, hast du es also gewagt. Ich bin verdammt stolz auf dich. Ach, ich wäre jetzt so gerne bei dir und würde mit dir quatschen. Dich fragen, wer er ist, für den du dich entschieden hast, oder ob du dich überhaupt für jemanden entschieden hast. Wie auch immer, du wirst es richtig gemacht haben. Jedenfalls bin ich sicher, du hattest Spaß. Von R. möchte ich nun nicht mehr reden. Vergessen, abgehakt, verbucht. Nun zu meiner letzten Überraschung.“ Sie machte eine Pause.

„Was kommt jetzt, Rose?“, murmelte Anna und als hätte diese sie gehört, sagte sie: „Keine Angst. Ich will dir nur mitteilen, dass du das Geld sowieso bekommen hättest. So oder so. Bei dir weiß ich es in den richtigen Händen. Ach Kleine, dein Großvater und ich, wir lieben dich. Sei ein Sonnenschein und erhelle die Welt. Wir sind immer bei dir. Das soll keine Drohung sein.“ Sie lachte und spitzte die Lippen zu einem Kuss.

Anna riss die Augen auf. „Oh nein! Du bist verrückt. Das kann ich nicht annehmen.“

„Und wenn du jetzt sagst, du kannst das Geld und die Villa nicht annehmen, dann antworte ich entschieden, doch du kannst. Du musst sogar. Sei glücklich, mein liebes Kind. Und wenn es jemand Neues in deinem Leben gibt, dann sage ihm, dass er die beste Frau der Welt bekommen hat. Aber das wird er selbst merken, da bin ich sicher. Wir sehen uns, irgendwann. Und jetzt ist wieder Zeit für meine Massage. Tausend Küsse. Ich hoffe nur, Lou ist nicht zu eifersüchtig und lässt mich dann noch auf seine Wolke, wenn ich komme. In ewiger Liebe, deine Granny.“ Sie zwinkerte noch einmal in die Kamera, danach endete die Aufnahme.

Anna verharrte noch eine kleine Weile, schaltete dann den Fernseher aus, legte die Fernbedienung auf Dr. Eugenes Schreibtisch und schüttelte immer wieder den Kopf. „Sie ist verrückt.“

„Das war sie durchaus. Liebevoll verrückt“, entgegnete der Notar und lachte, worin Anna einstimmen musste. Sie sah ihn an.

„Und es gibt keinen Haken?“

„Nein.“

Anna musste schlucken, als er ihr ein letztes Dokument zur Unterschrift reichte.

„Nach Unterzeichnung ist alles getan und Ihnen gehört das gesamte Erbe. Ich bin der Treuhänder.“

„Ich hoffe, es verändert mich weiterhin nur positiv.“

„Davon bin ich überzeugt. Keine Angst. Sie wissen, was Sie wollen.“

Ein Lächeln überzog ihre Lippen, während sie seine Worte wirken ließ. „Ich glaube, Sie haben recht.“

Mit überzeugtem Blick reichte er ihr einen Kugelschreiber.

***

Vor Dr. Eugenes Büro wartete Ruby in ihrem Cabrio auf sie.

„Und? Hast du unterschrieben?“, fragte sie aufgedreht, stieg aus, zog sich die Sonnenbrille von der Nase und trippelte in ihre Richtung.

Anna nickte, worauf Ruby ihr um den Hals fiel. „Herzlichen Glückwunsch. Und erzähl. Was machst du jetzt mit dem ganzen Geld?“

„Du hast es von Anfang an gewusst. Nicht wahr?“

Ruby nickte. „Nicht hauen!“, bettelte sie scherzhaft.

„Verrücktes Huhn, du. Was ich nun damit mache? Ich werde einen Teil anlegen, Mum und Dad natürlich etwas davon abgeben und spenden.“

„Und du wirst die Villa als Zweitwohnsitz behalten, oder?“

Anna verneinte, was Ruby stutzen ließ. „Du willst sie verkaufen?“

„Nein! Verkaufen nicht. Ich hatte eben, als ich Dr. Eugenes Büro verlassen habe, eine Idee. Ich werde die Villa als Stiftungssitz hernehmen. Eine Stiftung für misshandelte Frauen und Kinder, beziehungsweise zur Unterstützung für geschiedene Frauen und Alleinerziehende. Und ich will auch Gina und Callum weiter beschäftigen. Sie sind mir inzwischen so ans Herz gewachsen.“ Der Gedanke schenkte Anna so viel Freude, dass sie die ganze Welt umarmen wollte.

„Das ist schön Anna, und wäre ganz sicher in Roses und Lous Sinn.“

„Das glaube ich auch. Und es ist mir ein Herzensbedürfnis.“

„Ich sehe es schon vor mir, die Hinter den Wolken scheint die Sonne-Foundation“, schwärmte Ruby und gab Anna einen Kuss auf die Stirn.

„Oder Roses Garden.“

„Übrigens werde ich Marvins Bilder in meine Galerie aufnehmen. Ich habe schon mit ihm gesprochen. Ich versuche, ihn groß zu machen. Was sagst du dazu, Anna?“

„Wirklich? Das ist toll. Ich freue mich gerade so, dass ich überschäumen könnte. Als hätte ich einen ganzen Eimer dieser Brausestäbchen gegessen, die ich als Kind pausenlos in mich hineingestopft habe. Oder als wäre Weihnachten, Ostern und Geburtstag auf einmal. Und weißt du was? Ich werde mir auch wieder Schokolade gönnen, wenn mir danach ist. Ja, in Maßen natürlich. Man muss nicht perfekt wie aus dem Katalog sein, um geliebt zu werden. Nicht wahr?“, lachte Anna.

Ruby umarmte sie. „Ja! Du hast es verdient, geliebt zu werden und glücklich zu sein. Absolut! Noch einmal zu Marvin. Der junge Mann hat wirklich Talent und er ist verdammt sexy. Das Gleiche gilt übrigens für Brian. Aber der malt lieber auf der Straße. Ich habe ihn übrigens nach der Aufführung getroffen. Er wollte dich nicht stören.“

„Wirklich?“

„Ich soll dich lieb grüßen und sagte ihm, dass du absolut begeistert und gerührt warst von seinem Graffiti.“

„Danke, Ruby. Aber dass du ihn und Marvin sexy findest solltest du Christian lieber nicht hören lassen.“ Anna lachte.

„Keine Sorge, Christian ist und bleibt meine Nummer eins. Da kommt niemand heran.“

„Sehr gut.“

Ruby atmete aus. „Nur eines gibt es noch, das mir auf den Magen schlägt.“

Kaum hatte sie das gesagt, begann es zu regnen und Anna wusste genau, was Ruby meinte.

Sein Name kam ihnen zeitgleich über die Lippen: „Robert!“

***

Der Firmenkomplex der Immobiliendynastie reckte sich mit seinen Spiegelfenstern in den Himmel und lief oben zu einer Spitze zusammen, die von einem in der Nacht kühl blau leuchtenden, sich drehenden Schild gekrönt wurde, auf dem der Firmenname Braxton ImmoSkyline prangte. Ruby hatte einen Anruf ihrer Bekannten erhalten, die bei Braxton arbeitete und so erfahren, dass Robert dort seit einigen Tagen ein eigenes Büro bezogen hatte. Etwas, das er seinem Anwalt wohl vorenthalten wollte. Vor Evie und ihrem Vater gab er sich nach wie vor als Mann einer Verrückten aus. Das hatte Evie, die inzwischen Vertrauen zu Rubys Bekannten geschöpft hatte, selbst erzählt. Unter dem Namen Rebecca Mason, die als Kundin Interesse an gleich mehreren Luxusimmobilien bekundete, hatte sich Anna einen Termin bei Robert geben lassen und wartete mit seinem Koffer voller Geld in dessen Büro. Die Ausgabe sah sie als Spende der Gerechtigkeit und hoffte, dass Robert sie nach der Übergabe und dem, was sie ihm noch sagen würde, in Ruhe ließ. Sie trug ein rosefarbenes enges, knielanges Business-Kostüm und High Heels. Das Haar trug sie offen, dazu Kontaktlinsen und dezentes Make-up. Bis auf die Schuhe fühlte sie sich pudelwohl. Dennoch stieg die Aufregung, nachdem Roberts überaus schlanke junge Sekretärin sie mit einem Glas Sekt, frischem Obst und Gebäck in seinem schicken modernen Büro im obersten Stockwerk geparkt hatte. Weiße Möbel, ein Schreibtisch aus Glas, echte Pflanzen, ein kleiner Springbrunnen, moderne, gerahmte Kunstdrucke an den zartblauen Wänden, Parkett.

Nicht schlecht, dachte Anna und stellte sich an die Fensterfront, von der aus man einen herrlichen Blick über die Skyline Londons hatte. Im Vergleich dazu war ihre kleine Firma, die sie früher in einem alten Geschäftsmiethaus im Kellerbereich betrieben hatten, ein Rattennest gewesen. Dennoch hatte Anna immer versucht, sie liebevoll einzurichten und sauber zu halten, obwohl sie sich für Immobiliengeschäfte noch nie erwärmen konnte. Es war eben wieder einmal Roberts Traum gewesen.

Plötzlich öffnete sich die Tür. Gleich darauf vernahm sie Roberts gut gelaunte Stimme.

„Danke, Greta. Bitte veranlassen sie doch einen neuen Termin mit dem Autohändler. Ich will unbedingt noch eine Probefahrt mit dem Ferrari machen“, säuselte er und schloss die Tür hinter sich.

Anna wandte sich nicht um. Den Koffer hatte sie neben sich abgestellt. Er enthielt mehrere tausend Pfund in Scheinen.

Sie vernahm ein leises Pfeifen. Anscheinend hatte er ihren Po im Visier. Danach räusperte er sich und hauchte ein „Guten Tag“.

Das Spiel begann. „Guten Tag. Ich habe bereits auf Sie gewartet. Kommen Sie näher.“

„Oh, natürlich Mrs Mason. Zu Ihren Diensten. Wir werden wundervolle Immobilien für Sie finden. Da bin ich absolut zuversichtlich.“

„Ich brauche Sicherheit, nicht nur eine gute Zuversicht.“

„Natürlich!“

Anna wunderte sich über sich selbst und musste zugleich schmunzeln. So hörig hatte sie Robert noch nie erlebt. Er kam tatsächlich näher und blieb dicht hinter ihr stehen.

„Hm, Sie riechen aber gut, Mr Voss.“

„Ja, finden Sie? Sie riechen auch verdammt gut, Mrs Mason.“

Sie schloss die Augen, nahm ihren Mut zusammen und griff mit beiden Händen hinter sich und beherzt nach seinem Po. „Zu meinen Diensten?“

„Immer“, hauchte er ihr in das rechte Ohr und drängte sich dicht an sie. Seine Erregung war deutlich zu spüren. Das ging aber schnell. Und es reichte, beschloss Anna, ließ von ihm ab, nahm den Koffer, drehte sich um und fixierte Robert. Sofort entgleisten ihm die Gesichtszüge. Dieses Mal erkannte er sie sofort.

„Anna“, stotterte er und rieb sich die Augen. Höchstwahrscheinlich hoffte er, sie wäre nur eine Illusion, was sie gut verstehen konnte.

„Ich habe deine Forderung gefunden.“

„Was soll das hier werden? Schnüffelst du mir also wirklich nach? Und wie konntest du mich bei dieser Aufführung nur so demütigen?“

„Demütigen? Das sagt gerade der Richtige. Außerdem war es nicht meine …“

„Nun ja. Wie ich dich kenne tut es dir schon wieder leid. Oder?“

„Mir braucht nichts Leid zu tun, Robert.“

„Weißt du was, ich hole die Polizei“, unterbrach er sie barsch.

Anna seufzte und deutete auf den Koffer. „Das würde ich an deiner Stelle nicht tun. Sonst bekommst du nämlich auch nicht, was du gefordert hast.“

„Ach, du hast das Geld tatsächlich dabei. Wie viel hast du reingepackt? Wirst du endlich schlauer? Und was soll der Aufzug? Hast du es dir etwa anders überlegt und willst mich nun doch zurück?“, stotterte er.

„Zu deiner ersten Frage. Mehr als genug. Das Letzte, das du jemals ohne gesetzliche Forderung von mir bekommen wirst. Und zu deiner zweiten Frage: Niemals! Nicht einmal geschenkt.“

„Eins muss ich zugeben, du siehst noch besser aus als früher. Also ich meine ganz früher natürlich. Deine Verwandlung danach vergessen wir lieber.“

„Charmant wie immer.“

Er streckte beide Hände aus. „Los, gib mir das Geld.“

„Danach lässt du mich in Ruhe! Oder ich muss einen Anwalt einschalten.“

Schließlich nahm er den Koffer selbst und ergriff ihren Nacken mit der anderen Hand. „Das würdest du übers Herz bringen? So harte Geschütze?“

„Was soll denn das, Robert?“, rief sie.

„Noch ein Kuss. Meine Güte, du siehst echt zum Anbeißen aus. Welcher Arzt hat das hinbekommen?“

Sie wehrte sich, da öffnete sich die Tür und Evie kam herein. Sie war nicht allein, ihr Vater begleitete sie. Anna stieß Robert zurück.

„Fass mich nie wieder an. Nie wieder! Und keine Forderungen mehr. Ich werde nie wieder so sein, wie du es willst. Diese Anna gibt es nicht mehr. Sie hätte es auch nie geben dürfen. Kein Mensch hat so etwas verdient.“ Sie holte alle Zettel, die sie von ihm aufgehoben hatte, aus den Taschen ihres Kostüms und warf sie ihm vor die Füße.

Evie blieb erstarrt und mich hochrotem Kopf stehen.

„Was soll das, Robert? Warum betatscht du eine fremde Frau? Und was redet sie da? Oder ist das deine verrückte Ex-Frau?“, fragte ihr Vater.

Anna zog sich die Schuhe von den Füßen und sah, dass Evie und ihr Vater die Zettel aufhoben und zu lesen begannen.

„Ja, ich war verrückt. Weil ich diesen Mann geheiratet habe. Ich wünsche Ihnen mehr Glück mit ihm, Evie. Guten Tag.“

Als Anna den Raum Richtung Ausgang durchquerte, stotterte Robert: „Ich kann das alles erklären, Evie Darling.“

„Das ist Erklärung genug. Du elender Schuft!“ Bevor Anna die Tür hinter sich schloss, hörte sie Evies Vater erwidern: „Allerdings!“

Den Weg zum Aufzug rannte Anna. Sie hatte es tatsächlich getan und glaubte fest daran, dass Rose und Louis die ganze Zeit über bei ihr gewesen waren.

„Ich liebe euch“, flüsterte sie und konnte es nicht erwarten, bis sich der Aufzug öffnete. Draußen wartete George bereits ungeduldig vor seinem Wagen auf sie und kam ihr sofort entgegen, als er sie barfuß auf sich zueilen sah.

„Alles okay oder soll ich hoch und ihm den Kopf waschen?“

Sie fiel ihm um den Hals. Langsam griff er unter ihre Arme und hob sie hoch. Dabei stellte er merklich erleichtert fest, dass sie glücklich und befreit war. Trotzdem fragte er: „Dann ist alles gut?“

Sie nickte.

„Sein Glück“, murmelte George.

Ein paar Leute passierten ihren Weg.

Anna lachte. „Lass mich runter. Was sollen die denken?“

George drehte sich einmal mit ihr um sich selbst und entgegnete: „Sie werden denken, dass dieser Mann diese wunderschöne Frau wirklich liebt und auf Händen tragen wird. Denn das hat sie verdient.“

Sie kam seinem Gesicht ganz nahe. „Ich liebe dich auch, George.“

Langsam setzte er sie ab und strich ihr mit einer Hand sanft durchs Haar, so wie sie es mochte. Ihre Lippen berührten sich und ließen Anna entschweben, einer wundervollen Zukunft entgegen.

„Meine Eltern sind schon beim Flughafen. Ich soll dir ganz liebe Grüße ausrichten. Sie sind immer noch total baff von allem was passiert ist“, sagte sie, während sie Arm in Arm zu Georges Wagen liefen.

„Ja, damit sind sie nicht allein“, scherzte er und hielt ihr die Tür auf. Sie stieg ein, schloss die Tür und ließ das Fenster ganz herunter. Die Sonne schien.

Sie blinzelte zu George hoch.

„Wohin soll ich dich fahren? Meinetwegen bis ans Ende der Welt, Miss Nash.“

Sie zog ihn am Kragen seines schwarzen Shirts zu sich herab und flüsterte: „Nach Hause, in unser kleines gemütliches Nest.“

Georges blaugrüne Augen strahlten. „Aber davor muss ich es noch einmal tun, sonst überstehe ich die Fahrt nicht.“

Irritiert blickte sie ihn an. Nur einen Augenblick später spürte sie seinen weichen Mund auf ihren Lippen. Zeitgleich entwich ihnen ein leises Stöhnen. Das Feuerwerk, das sie durchfuhr, war kaum auszuhalten. Sie konnte es nicht erwarten, nach Hause zu kommen.

-ENDE-

Cover

Kurzbeschreibung:

Das Leben der jungen Lehrerin Anna Nash steht von einem Tag auf den anderen Kopf: Ihre Großmutter Rose vermacht ihr ein Erbe, das es in sich hat. Nicht nur eine gigantische Villa wartet auf sie, sondern auch die Aufgabe, dort mit zehn äußerst attraktiven Männern zu wohnen. Dates und Wagnisse stehen auf dem Programm, und erst, wenn Anna ihren Traummann gefunden hat, soll das Erbe voll und ganz ihr gehören. Doch Anna ist gar nicht auf Millionen aus und von Männern hat sie eigentlich auch die Nase voll. Aber das Schicksal zwingt sie praktisch dazu, das Wagnis doch noch einzugehen. Ihr Ex-Mann setzt derweilen alles daran, Anna zu schikanieren. Zudem kreuzt ihr Kollege George permanent ihren Weg. Die schrägste, verrückteste und leidenschaftlichste Zeit ihres Lebens beginnt. Und Anna muss sich entscheiden, wem ihr Herz gehört ...

Nadine Stenglein

Ein Erbe zum Verlieben


Roman


Edel Elements

Chaotische Verhältnisse

Der Morgen hatte bereits heimtückisch begonnen. Nicht nur, dass Anna Nash mit dem sprichwörtlich linken Fuß aus dem Bett gestiegen war, stolperte sie mit selbigem auf dem Weg ins Bad auch noch über eines von Roberts selbst gebastelten Buddelschiffen und verknackste sich dabei den Knöchel. Robert war Annas Ex-Mann, mit dem sie sieben Jahre verheiratet gewesen war, bis er sie wegen einer Jüngeren verlassen und die Scheidung eingereicht hatte. Er habe es vor allem psychisch nicht mehr mit ihr ausgehalten, sie habe ihn völlig im Stich gelassen – so seine Aussage vor Gericht. Es ärgerte Anna, dass sie ihm in puncto Scheidung nicht zuvorgekommen und früher aufgewacht war. Aber sie hatte den Mistkerl geliebt und glauben wollen, dass sich alles schon noch irgendwann und irgendwie zum Guten wenden würde. Nun war das Licht der Hoffnung erloschen, genau wie der letzte Funke ihrer Liebe für ihn. Das redete sie sich zumindest jeden Tag ein. Laut ihrer Mutter hatte sogar der schlechteste Mensch etwas Gutes in sich. Und dass Robert schlecht war, das glaubten weder ihre Mutter noch ihr Vater. Robert hatte immer gewusst, wie man den Saubermann nach außen kehrte.

Wie dem auch sei, diese Flaschen, in denen die Schiffchen vor Anker lagen, mussten endlich aus ihrem Haus verschwinden, das sich in der englischen Grafschaft Oxfordshire in der kleinen Stadt Wantage befand. An die fünfzig lagen neben einigen anderen von Roberts Sachen verstreut im Haus herum, weil er noch immer keinen Platz dafür gefunden hatte. Jedes einzelne Exemplar erinnerte sie an einsame Zeiten. Robert musste seine Ehe schon lange sattgehabt haben, wenn sie daran dachte, wie viele Stunden seiner sowieso knapp bemessenen Freizeit er im Keller ihres damaligen Hauses im nur wenige Meilen entfernten Wallingford verbracht hatte. Jetzt bewohnte er dort eine winzige Mietwohnung.

Anna band sich das lange kastanienbraune Haar zu einem Knoten am Hinterkopf zusammen, zog eine braune Jeans und eine grüne Bluse über, rief Robert an und hinterließ ihm im ruhigen Ton die Nachricht auf seiner Mobilbox, er möge seine Buddelschiffe abends abholen. Am Ende der Aufzeichnung streikte auch noch der Handyakku. Ihre Pechsträhne verfolgte sie wie ein roter Faden, der sich um sie gewickelt hatte, und er schien nicht abreißen zu wollen.

Durchnässt bis auf die Knochen erreichte sie die Schule eine Minute vor acht. Ihr kleiner roter Käfer hatte den Geist aufgegeben und sie musste einen Sprint durch die verregnete Stadt einlegen.

„Wie konntest du nur vergessen zu tanken, du Schussel?“, schimpfte sie sich selbst. Roberts Hohn wäre ihr sicher gewesen, das wusste sie. Denn das war typisch seine Anna! Hektisch strich sie sich die Strähnen, die sich aus dem Haarknoten lösten, aus der Stirn und warf einen Blick in den Klassenraum. Einige Schüler beobachteten sie schmunzelnd, manche steckten tuschelnd die Köpfe zusammen. Dabei fiel ihr auf, dass Jenny fehlte. Gerade in ihren Stunden kam sie ständig zu spät, meist weil sie mit Freundinnen rauchte oder mit einem Jungen abhing. Anna wusste, sie war eindeutig zu lasch mit den jungen Leuten. Granny Rose würde sich in ihrem frischen Grab umdrehen. Ihr hatte sie versprochen, sich endlich mehr durchzusetzen. Nicht nur bei ihren Schülern, sondern allgemein, und insbesondere bei Männern, von denen sie die Nase gestrichen voll hatte. Sie liebte ihren Beruf als Kunst-, Geschichts- und Deutschlehrerin, wusste aber, dass sie über kurz oder lang auch da untergehen würde, wenn sie weiterhin das zurückhaltende graue Mäuschen war. Die meisten ihrer Kollegen waren von einem deutlich anderen Kaliber, worum Anna sie heimlich beneidete.

Sie rückte ihre Brille zurecht und atmete tief durch. Nicht verzagen, sagte sie sich, was allerdings leichter gesagt als getan war. Erst jetzt nach der Scheidung lichtete sich der Schleier vor ihren Augen, den ihr Robert über all die Jahre ihrer Ehe verpasst hatte. In dieser Ehe hatte sie irgendwann gar nicht mehr gewusst, wer sie wirklich war und was sie wollte. Dauernd war es nur um ihn gegangen, seine Wünsche, sein Leben. Dabei war sie früher völlig anders gewesen, hatte auf sich geachtet und ihre Ziele immer genau im Auge behalten. Ihre beste Freundin Ruby hatte recht. Sie musste irgendwie versuchen, die selbstbewusste, flippige Anna von damals wiederzufinden und aus ihrem Loch zu ziehen. Wie sie das anstellen sollte, war allerdings eine Frage, bei der sie noch völlig im Dunkeln tappte.

Der durchdringende Aufschrei von Nancy Lee Johnson riss sie aus ihrer Gedankenschleife, in der sie sich zu verheddern drohte. Ein Kaugummi klebte in ihren krausen blonden Locken.

„Das wirst du mir büßen, Spargel“, keifte sie mit zusammengekniffenen Augen in Richtung Tom, der unschuldig dreinblickte.

„Das macht man nicht, das ist gemein“, mischte sich Anna ein, bemüht, ihre Stimme kraftvoll wirken zu lassen.

Wie so oft überhörten ihre Schüler sie. „Und wo ist Jenny? Ist sie krank?“, fragte Anna und legte ihre hellbraune Ledertasche auf das Pult.

Allein der rothaarige, sommersprossige Freddie, den alle Pumuckl nannten, antwortete: „Die ist noch auf dem Campus. Sie flirtet mal wieder.“

„Petze“, rief eines der Mädchen und warf einen Stift in seine Richtung, der ihn am Kopf traf.

„Aua, spinnst du?“, protestierte Freddie und schnitt ihr eine Grimasse.

„Hört schon auf. Wir schreiben in der zweiten Stunde eine Deutscharbeit. Darauf solltet ihr euch konzentrieren“, bemerkte Anna. Schnell half sie Nancy, den Kaugummi zu entfernen, auch weil diese hysterisch zu kreischen begann. Ihre Haare waren ihr heilig. Danach ging Anna zu einem der großen Fenster, von wo aus man einen guten Blick aus dem u-förmigen Backsteingebäude auf den teils grünen, teils gepflasterten großflächigen Schulhof hatte. Zwischen zwei Bäumen entdeckte sie Jenny in ihrer knappen marineblauen Schuluniform, die mindestens eine Nummer zu klein war, was wohl kein Kaufirrtum gewesen war. Jenny war in männlicher Begleitung. Anna legte die Stirn in Falten. Sie sah ihn nur von hinten, aber von der Statur her hätte er ihr Ex sein können. Allerdings konnte sie sich nicht vorstellen, dass er hierherkommen würde. Sie klopfte gegen die Scheibe, doch die beiden rührten sich nicht. Anscheinend hatten sie es nicht gehört, also öffnete sie das Fenster, räusperte sich und rief: „Jenny, kommst du bitte in die Klasse?“

Die Schülerin reagierte sogar sofort, winkte lächelnd zu Anna herauf, gab aber keine Antwort. Kurz wandte sich der Mann um. Annas und sein Blick trafen sich. Er war es doch! Vor Schreck verschluckte sie sich und rang hustend nach Luft. Elisabeth, eine ihrer Schülerinnen, trat zu ihr.

„Ist das nicht Ihr Ex? Doch, doch … das ist er. Roooobert, nicht wahr?“, rief sie. Es war kein Geheimnis, dass Anna und er seit einer Weile geschieden waren. Die Neuigkeit hatte sich wie ein Lauffeuer verbreitet. Binnen weniger Sekunden war Anna umringt von neugierig dreinblickenden Jugendlichen, die sich gegen den Fensterrahmen drückten.

Sie sah, dass Robert Jenny einen Zettel zusteckte, etwas zu ihr sagte und anschließend verschwand. Die Schülerin blickte ihm nach und winkte, als er weg war, wieder nach oben. „Ich komme ja schon.“

Irritiert und mit tausend wirren Gedanken im Kopf wartete Anna auf sie, während sich die anderen wild durcheinanderredend auf ihre Plätze zurückzogen und ebenfalls zur Tür starrten. Anna beschloss, allein mit Jenny zu reden, also ging sie ihr entgegen. Die Schüler seufzten enttäuscht, einige folgten ihr bis zur Tür. Weiter trauten sie sich nicht. Der Direktor, Mr Greenhorn, lief stetig Streife. Er war ein Mann, den jeder fürchtete und respektierte. Seine Art war oft so rau wie das Meer bei Sturm. Zudem glaubte Anna, dass er sie nicht besonders leiden konnte. Er ignorierte sie meistens. Im Grunde sollte es ihr nichts ausmachen, war es doch von Vorteil, denn so hatte sie ihre Ruhe vor ihm. Daran, dass sie für manche unsichtbar war, hatte sie sich bereits gewöhnt.

Jenny band ihr langes blondes Haar mit einem Gummi im Nacken zusammen, während sie lächelnd in ihrer Schuluniform, bestehend aus einem marineblauen Jackett und fast knielangem Rock, weißem Hemd, schwarzer Krawatte und ebenso schwarzen Schuhen, den Flur entlangeilte, direkt auf Anna zu. Das Mädchen schien ihre Blicke bezüglich des Rocks zu bemerken und nuschelte: „Das Material ist der größte Schund. Er ist beim Waschen eingelaufen.“ Zwischen ihren Lippen steckte der Zettel, den Robert ihr gegeben hatte. „Mmh. Für Sie.“ Stirnrunzelnd nahm Anna ihr den Zettel ab. „Ich konnte ihm nicht widerstehen. Ein toller Mann, Ihr Ex. Kein Wunder, dass Sie auf den reingefallen sind. Robbie ist ja voll der Charmebolzen und sieht dazu noch aus wie Hugh Grant. Traumhaft“, bemerkte Jenny und lief an ihr vorbei.

Ihre Worte trafen Anna wie ein Fausthieb. Es ärgerte sie, dass ihr keine kecke Antwort einfiel und sie stattdessen wie hypnotisiert auf den Zettel starrte. Zeitgleich fragte sie sich, was das Ganze sollte. Warum hatte er ihr den Brief nicht selbst übergeben? Eilig faltete sie ihn auseinander. Vom Zimmer aus hörte sie das Kreischen der Schüler, das für sie plötzlich völlig nebensächlich war. Auf dem Zettel, einem karierten Blatt, das an den Seiten eingerissen war, hatte Robert in seiner üblichen kleinen Krakelschrift ein paar Wünsche vermerkt, die sie bis zum Abend erledigen sollte. Ein Ritual, das er auch früher hin und wieder angewandt hatte.

Na danke schön, dachte sie, während sie las:

Buddelschiffe in große Kiste packen und in deiner Garage unterstellen. Kann sie noch nicht abholen, da, wie du ja weißt, meine Wohnung in Wallingford zu klein dafür ist. Ganz wichtig, wenn du nicht willst, dass ich wegen dir verhungere und noch mehr psychisch absacke: Ich brauche einen Unterhaltsvorschuss.

Den letzten Satz hatte er sogar doppelt unterstrichen. Der ehemals große Makler kam zu ihr, um zu betteln. Niemals hätte sie gedacht, dass sich das Blatt einmal so wenden würde. Klar wollte er ihr seine Wünsche nicht selbst mitteilen. Es musste ihm so schon genug Überwindung abverlangt haben. Typisch Robert! Sein Stolz und falscher Ehrgeiz waren ihm immer noch heilig, selbst ihr gegenüber. Und sie waren es auch, die ihnen beiden am Ende den Ruin bringen würden, davon war sie überzeugt.

Vielleicht hätte er damals doch hin und wieder auf sie hören sollen, als er sich als Immobilienmakler selbstständig gemacht hatte. Sie erinnerte sich, dass ihm ihre Ratschläge in Sachen Geschäftsführung immer zu banal, oberflächlich und zu zaghaft gewesen waren. Dass sie für die Firma mitbürgte, war das Einzige, was er wollte. Letztendlich ließ sie sich dazu überreden. Sie hatten im selben Boot gesessen, bis es gekentert war.

Nun musste sie nicht nur ihren Kopf über Wasser halten, sondern auch seinen. Das Gericht hatte sie dazu verdonnert, mit ihm den Rettungsring zu teilen, da sie noch Grundbesitz hatte und einen mehr oder weniger sicheren Job. Das Geld reichte gerade so, zudem musste sie das geliebte Haus ihrer Eltern in Wantage unterhalten. Hier und da konnte sie es bereits neu renovieren und modernisieren. Den Garten hatte sie schon fast fertig hergerichtet und war stolz auf ihren grünen Daumen, den Robert ihr immer abgesprochen hatte. Die Rosen und Lilien gediehen wundervoll. Selbst die Maulwurfshügel hatte sie, ohne zum Mörder zu werden, endlich unter Kontrolle bekommen.

Ihre Eltern waren vor zwei Jahren nach Mallorca ausgewandert, um dort ihren Lebensabend zu verbringen. Da sie ab und an wieder in die Heimat zurückkehrten, passte es ihnen gut, dass Anna auf ihr Schmuckstück aufpasste. Ihre Probleme hingegen interessierten Annas Eltern merklich wenig, zudem gaben sie vor allem ihr die Schuld für die gescheiterte Ehe. Ihrer Meinung nach hatte Anna sich zu sehr gehen lassen, ihren Mann zu wenig unterstützt. Robert war für sie nach wie vor der Saubermann, den er ihnen immer vorgespielt hatte. In ihren Augen hätte Anna viel mehr um ihn kämpfen müssen.

Nachdenklich steckte sie den Zettel ein und ging in das Klassenzimmer zurück.

Jenny schwärmte soeben von Robbie. Bei seinem Frauenverschleiß hätte es Anna nicht gewundert, wenn er wirklich mit der Schülerin geflirtet hätte. Seine neue Freundin Evie Soundso war schließlich nur ein paar Jahre älter als Jenny.

Mechanisch zog sie den Unterricht durch, den sie sonst so bunt wie möglich zu gestalten versuchte, und war froh, als der Schultag vorüber war. Ihre beste Freundin Ruby wartete auf dem Schulhof auf sie. Ihr Atelier war nicht weit von der Schule entfernt. Ruby McAllister war Malerin für moderne Kunst und Erotik.

Nachdem sie Roberts Zettel gelesen hatte, zerriss sie ihn und warf ihn in den nächsten Mülleimer.

„Nein, warte mal!“, rief Anna.

Ruby hielt sie davon ab, die Teile wieder aus dem Abfall zu fischen, indem sie sich ihr in den Weg stellte. „Der bleibt, wo er ist. Nichts wirst du machen.“

„Dann nervt er wieder ewig. Lieber mache ich es und habe dann meine Ruhe.“

„Bis zum nächsten Zettel. Er wird immer so weitermachen. Der war selbst zu feige, dir seine Liste persönlich zu geben. Lass ihn schmoren. Oder willst du weiterhin das naive graue Piepsmäuschen sein, das ihm alles hinterherräumt und ihm sogar den Hintern abwischen würde, wenn er es wollte? Früher hat er dir auch Listen gemacht, meist mündlich. Ansonsten warst du Luft für ihn. Alles, was in deiner Macht stand, hast du ihm erfüllt. Und was hat es gebracht? Du hast immer weniger auf dich geachtet und die Anna, die du einst warst, tief begraben. Hey, du bist jetzt 32. Wie ich. Wir stehen in der Blüte unseres Lebens. Vergeude es keine weitere Sekunde mit Gedanken an Robert Voss.“

Sie zog die gezupften Brauen nach oben und spitzte die Lippen.

„Stimmt“, sagte Anna leise.

„Also! Wann ist eigentlich die Testamentseröffnung von Rose?“

Anna zuckte mit den Achseln und senkte traurig den Blick. Ruby hängte sich bei ihr ein, zog einen Schokoriegel aus ihrem roten Ledertäschchen und biss herzhaft hinein. „Willst du auch einen? Der ist tierisch lecker.“

„Damit ich noch dicker werde? Nein, danke.“

Ruby seufzte. Sie hatte gut reden, wenn Anna sie so betrachtete. Die wichtigsten Punkte auf ihrem Steckbrief, um sie zu beschreiben, lauteten: schlank, groß, braun gebrannt, grüne Katzenaugen, langes rotes Haar, der Vollständigkeit halber mit Extensions, von denen Anna nicht viel hielt, modern, sportlich, künstlerisch begabt, liebevoll verrückt, selbstbewusst und gern hell und bunt gekleidet. Sie wusste, wie man sich präsentierte, damit es eine Wow-Wirkung hinterließ. Nicht zu hot und billig, aber hip. Früher, vor Robert, hatte Anna das auch gekonnt. Nun besaß sie nur noch zwei linke Hände, die alles falsch machten, sobald sie versuchte, sich aufzuhübschen. Es war wie verhext. Am Ende sah es irgendwie immer seltsam aus, außerdem stand ihr auch der Sinn schon lange nicht mehr danach. Wofür auch? Als Kind hatten ihre Mutter Sophie oder Grandma Rose sie gern in den Schlaf gewiegt, zu Roberts Zeiten waren es Chips, Rotwein oder Heulkrämpfe gewesen und nun zwei Schlaftabletten.

„Du bist nur ein wenig pummlig. Nicht schlimm. Die Betonung liegt auf ein wenig! Außerdem – Schokolade ist gut für die Nerven. Deine sind, entschuldige, so angeknackst, dass sie die paar Kalorien in Nullkommanichts verbrennen. Die haben gar keine Chance, woanders hinzuwandern.“

Anna stupste Ruby an. „Schön wäre es. Und danke übrigens“, bemerkte sie ein wenig keck.

„He, das war gut. Gefällt mir. Hau es raus, Baby. Nun bist du ihn los, jetzt versuch auch endlich, diese Anna loszuwerden, die er dir übergestülpt hat, und such dir einen neuen sexy Typ.“

Anna verdrehte die Augen, auch wenn sie wusste, dass Ruby im Grunde absolut recht hatte.

Diese klopfte ihr auf die Schulter und zeigte ihre strahlend weißen Zähne.

„Rose wäre stolz auf dich. Schritt-für-Schritt-Therapie. Das kriegen wir schon hin.“

„Ich wünschte, Grandma wäre noch hier.“

„Ja! Ich glaube, sie hätte Robert irgendwann den Hals umgedreht“, warf Ruby ein.

Auch wenn die Vorstellung mehr als grotesk war, musste Anna lachen. In Wahrheit aber wünschte sie Robert nicht wirklich etwas Schlechtes, auch wenn er sie am Ende wie einen abgenagten Knochen weggeworfen hatte. Die Worte ihrer Mutter waren fest in ihr verankert. Sie wollte nur Ruhe vor ihm, am besten vor allen männlichen Wesen. Mit denen hatte sie noch nie Glück gehabt. Ihre Gedanken wanderten wieder zu Rose. Sie war die beste Grandma der Welt gewesen, immer für sie da, aber auch sehr direkt in ihrer Meinungsäußerung. Robert hatte sie wie die Pest gehasst und umgekehrt war es nicht anders gewesen.

Ruby überredete Anna dazu, noch ein Glas Wein zusammen zu trinken.

„Hast du vielleicht auch Hunger? Ich koche etwas“, fragte Anna ihre Freundin und putzte die Gläser ihrer Brille, die beschlugen, als sie ins Tiefkühlfach blickte.

„Mit kochen meinst du Tiefkühlpizza, oder?“

Anna presste die Lippen aufeinander. „Ja! Für mich gibt es natürlich nur Salat. Sorry, dass ich dir nicht mehr bieten kann. Ich könnte es aber versuchen. Also …“

„Stopp, stopp. Ich nehme dein Angebot sehr gerne an, Süße. Lass dich nicht ärgern von mir.“

Anna seufzte. Laut Robert war Tiefkühlpizza aufbacken das Einzige, was sie richtig konnte, wenn es um die Essenszubereitung ging. Alles andere war meist ungenießbar für ihn gewesen und reine Zeitverschwendung. Allerdings vermutete sie, dass er das manchmal auch nur als Ausrede benutzte, um sich in ein Restaurant zu verdrücken, das in Wirklichkeit, wie sie im Nachhinein herausfand, Natalie, Anastasia, Lilian oder Betty hieß. Wenn sie zusammen ausgingen, was selten vorgekommen war, hatte er ständig etwas an ihrem Gang, ihrer Kleidung oder ihrem Essensstil zu bemängeln gehabt. Je länger sie zusammen waren, desto mehr liefen alle Bemühungen ihn zufriedenzustellen ins Leere. Zunehmend wurde ihr egal, was sie anzog. Hauptsache, es war bequem. Und irgendwann war es völlig zur Gewohnheit geworden. Robert sah sie ja sowieso kaum noch an. Wie sie es hasste, dieses Selbstmitleid. Schluss jetzt!, sagte sie sich und schob es beiseite. Schließlich brachte es sie kein Stück weiter – im Gegenteil.

Letzter Wille

Eine Woche später saß Anna tatsächlich bei einem Notar im noblen Stadtteil Mayfair. Ruby begleitete sie. Die Kanzlei befand sich in einer schneeweißen Villa und war umgeben von einer gepflegten kleinen Grünanlage mit elektrischem, schmiedeeisernem Gartentor. Wie Anna mitgeteilt wurde, wollte Grandma Rose, dass sie und Ruby gemeinsam zur Testamentseröffnung erschienen. Rose kannte Ruby gut, die beiden hatten oft stundenlang gequatscht und Schach gespielt. Ruby, die sonst nie lange still sitzen konnte, machte für Rose jedes Mal eine Ausnahme. Was Robert betraf: Der war in den vergangenen Tagen ein paarmal wie eine Katze um Annas Elternhaus geschlichen, hatte sogar dreimal Sturm geklingelt und ihr mehrere Forderungszettel vor die Tür gelegt, die sie mit gemischten Gefühlen ignorierte. Es musste ihm wirklich nicht gut gehen, durchfuhr es sie hin und wieder. Ruby pochte darauf, dass sie nicht reagierte. Sie war sicher, dass er so irgendwann aufgeben würde.

„Dein Wort in Gottes Gehörgang“, hatte Anna daraufhin zu ihr gesagt.

„Und wenn er nicht schwerhörig ist, und davon gehe ich aus, wird er es vernehmen und dir ein Engelchen schicken. Und hör bloß auf, dir Sorgen um deinen Ex zu machen.“

„Ich mache mir keine Sorgen.“

Nach dieser Äußerung warf Ruby ihr einen skeptischen Seitenblick zu und schwieg.

Der Notar, Dr. Maximilian Eugene, ein älterer Herr mit Brille in grauem Anzug, weißem Hemd und dunkelblauer Seidenkrawatte, begrüßte sie mit einem offenen Lächeln. Anna kam es vor, als würde er sich wirklich freuen, sie und Ruby zu sehen. Seine grauen buschigen Augenbrauen hatten die gleiche Farbe wie sein lichtes Haar und erinnerten sie an eine Eule aus einem ihrer Kindheitsbücher. Er wies sie zu seinem massiven Eichenschreibtisch und bat sie, auf den Ledersesseln davor Platz zu nehmen. In den Räumen mit den hohen Stuckdecken roch es leicht modrig. Das Inventar bestand größtenteils aus Biedermeiermobiliar. Gemächlich ließ er sich ihnen gegenüber nieder und kramte in einigen Unterlagen. Seine gepflegten Hände zitterten ein wenig, als er einen neongrünen Umschlag aus einem Papierstapel zog und ihn öffnete. Währenddessen betrat eine schwarzhaarige schlanke Dame in rotem Businesskostüm, bewaffnet mit Block und Stift, den Raum. Sie begrüßte Anna und Ruby kurz und stellte sich als Dr. Eugenes persönliche Sekretärin vor.

„Marie wird das Protokoll der Testamentseröffnung führen“, erklärte der Notar und spähte über den Rand seiner Brille zu ihnen herüber. Anna und Ruby nickten artig. Ein bisschen kam Anna sich vor, als würde sie vor Greenhorn sitzen, wenn er zur Lehrerkonferenz erschien, um seine Schäfchen, wie er sie und ihre Kollegen zu gerne höhnisch nannte, unter die Lupe zu nehmen. Mit ihrem Kollegen George William Lancaster schien er sich jedenfalls prächtig zu verstehen. So wie jeder andere auch. Besonders die Frauen schmachteten den Kollegen an, als wäre er ein Pop- oder Filmstar. Anna fragte sich, warum sie gerade jetzt an diesen offensichtlich selbstverliebten Snob dachte.

„Nun, dann wollen wir mal, meine Damen.“

Grandma Rose war die Mutter von Annas Vater Michael gewesen und hatte bescheiden in ihrer kleinen Wohnung gelebt. Zuletzt war sie, wenn auch schweren Herzens, in eine betreute Wohngruppe gezogen, obwohl Anna ihr damals anbot, sie zu sich nach Hause zu nehmen. Etwas, das Rose genauso strikt ablehnte wie das ihr verhasste Krankenhaus. Sie wollte niemandem aus der Familie zur Last fallen, sagte sie, dabei hatte Anna sie sehr gerne um sich gehabt und so oft besucht, wie sie konnte. Ruby ähnelte Rose in so manchen Dingen – stark, ein wenig verrückt und schillernd. Selbst zum Zeitpunkt ihres Todes trug Rose eine bunte Federboa um den Hals, ein pinkfarbenes Nachtkleid und silberne lange Ohrringe. Mit ihrer Kurzhaarperücke aus braunem Echthaar und Make-up hatte sie stets versucht, ihre Krebserkrankung zu vertuschen. Die anderen Familienmitglieder, einschließlich Annas Eltern, fanden Rose eher seltsam und mieden sie. Sie hatte den Tod ihres Mannes Louis, den Anna ebenso geliebt hatte wie ihre Granny, nie verwunden. Anna war sicher, dass dieser der Auslöser der schweren Krankheit war, die Rose heimgesucht hatte. Anna vermisste ihre Großmutter von ganzem Herzen und musste schlucken, sobald Dr. Eugene deren letzten Brief aus dem Kuvert nahm. Es fiel ihr schwer, die Tränen zurückzuhalten, während Ruby ihre linke Hand drückte. Dr. Eugene räusperte sich und begann dann, Roses letzte Worte vorzutragen.

„Mein letzter Wille. Ich, Rose Nash, bin trotz meiner 85 Jahre, gefühlt höchstens 25, völlig bei Verstand. Auch wenn die Ärzte nach wie vor behaupten, dass mein Gehirn langsam verkalkt wie meine alte verdammte Waschmaschine. Entschuldigung fürs Fluchen. Aber ich kann es jetzt nicht mehr ändern. Rausstreichen sieht nicht schön aus und einen Tintenkiller habe ich gerade nicht zur Hand. Außerdem ist dies das vorletzte vorrätige Briefpapier. Den letzten Bogen brauche ich noch für einen anderen Brief. Und zum Einkaufen habe ich keine Lust mehr.“

Annas Augen weiteten sich. Der Ton war unverkennbar. So war Rose. Immer geradeheraus. Ruby musste leise lachen, während der Notar und Anna sich einen verdutzten Blick zuwarfen. Erneut räusperte er sich und las schließlich weiter.

„Ich verfasse dieses Testament mit höchster Erwartung und Freude. Ich bin so gespannt, was du, meine geliebte Anna, dazu sagen wirst. Ich glaube, ich werde es hören. Wo auch immer ich dann sein werde. Um es kürzer zu machen: Ich bin reicher, als du denkst. Grandpa Louis hat mir mehr hinterlassen, als ihr alle wisst. Er hat kurz vor seinem Tod im Lotto gewonnen. Du weißt, er starb an einem Herzinfarkt. In seinem Lieblingssessel vor dem Fernseher bei der Ziehung der Zahlen der National Lottery. Was du aber nicht weißt und auch kein anderer aus der Familie – er starb, als ihm klar wurde, dass er sechs Richtige mit Zusatzzahl hatte. Ich bin sicher, sein Herz hat die Aufregung nicht verkraftet. Ehrlich gesagt hasse ich das Lottogeld dafür. Er wäre vielleicht noch bei mir, wenn dieser Gewinn nicht gewesen wäre. Aber kürzlich träumte ich von ihm. Er saß auf einer Wolke und flüsterte mir diese Idee für dich ins Ohr. Außerdem riet er mir davon ab, den anderen aus der Familie etwas von dem Geld abzugeben, da sie sich nie wirklich für uns interessiert haben und nur auf sich bedacht sind. Es ist also gut, dass ich den Gewinn vor ihnen verheimlicht habe. Sie wären sonst mit Sicherheit wie die Aasgeier um mich herumgeschwirrt. Also, Grandpa und ich möchten, dass das ganze Geld an dich geht, liebe Anna. Aber nicht nur das Geld. Dein Grandpa und ich machen uns auch Sorgen um Princess. Die alte Bernhardinerdame und du habt euch doch immer so gut verstanden. Sie gehört mit zum Erbe. Sie darfst du auf jeden Fall behalten. Ich hoffe du freust dich.“