Stefanie Keise

Hallo Jenseits, ich bin online

Biografie eines Mediums

Dieses Buch widme ich meinem Sohn Stephen,

meiner Schwiegertochter Josefin und

meinen Enkelkindern Cleo und Lenny.

Möge es euch Mut machen, eurer Intuition zu folgen,

auf dem Weg in ein göttliches Bewusstsein.

Stefanie Keise

Hallo Jenseits,
ich bin online

Biografie eines Mediums

Einblicke

Samstagabend. Soeben habe ich die Gäste meiner Live-Demonstration verabschiedet. Regelmäßig lade ich zu dieser Veranstaltung ein und gebe durch Jenseitskontakte vor Publikum Einblicke in meine Arbeit als spirituelles Medium. Ich höre die Menschen beim Hinausgehen leise miteinander sprechen. Sie klingen beeindruckt, fassungslos, diskutieren das Erlebte. Manche sind skeptisch. Die ersten Autos werden schon gestartet. Dann fällt die Tür ein letztes Mal ins Schloss.

Ich massiere Stirn und Schläfen und streife mir die Schuhe ab. Wenn ich vor vollen Zuschauerreihen in zwei Stunden zunächst referiere und dann Jenseitskontakte zu Verstorbenen mache, bin ich anschließend erschöpft. An manchen Abenden vor lebendigem, energetischem Publikum komme ich vor lauter sprudelnder Informationen der Verstorbenen gar nicht nach. An anderen Abenden mit eher skeptischen und verschlossenen Menschen läuft es zäher. Ich muss dann viel aus meiner Energie schöpfen, um einen atmosphärischen Fluss in Gang zu bringen und „die Leitung“ zu halten. Was ein bisschen wie Entertainment mit Verstorbenen für die Lebenden klingt, hat eine tiefe spirituelle Bedeutung. Die Aufgabe eines Mediums ist das Beweisen unserer Existenz über den Tod hinaus. Dieser Trost, dass nach dem körperlichen Sterben die befreite Seelenenergie Zeichen geben kann, hat so manchem verzweifelten Hinterbliebenen die eigene Lebensfreude wieder möglich gemacht. Es ist meine Berufung, den Menschen zu helfen. Nichts erfüllt mich mehr, als wenn ich als tiefgläubiger Mensch meinen Nächsten Hoffnung geben kann. So manche melden sich nach der Live-Demonstration noch einmal für ein weiteres intensives Einzelgespräch im Kontakt mit ihren Verstorbenen. Mithilfe meiner Geistführung empfange ich die Botschaften der Jenseitigen in Bildern, Farben, Düften, Empfindungen. Ich werde zum Empfangskanal und erzähle oft genug von kleinen Geheimnissen, die nur mein Klient und der Verstorbene wussten. Das Lächeln meines Gegenübers unter den Tränen ergreift mich immer wieder neu.

Aber Schluss mit dem Sinnieren, denke ich, denn wie immer beginnt nun das Aufräumen für mein Team und mich.

Ich öffne die Fenster für eine Stoßlüftung. Meine Freunde und Assistenten Petra, Tina und Martin plaudern in der Küche.

„War das wieder ein Andrang heute Abend, was?“, fragt Tina. „Und war die Frau mit dem verunfallten kleinen Sohn nicht besonders rührend? So gefasst, während Stefanie die Schildkröte aus Plüsch genau beschrieb, die sein Lieblingsspielzeug war.“

„Ungewöhnlich, so eine Schildkröte“, sagt Martin etwas gepresst, weil er gerade eine Wasserkiste hochhebt.

„Ja, und damit genau der Beweis für die Mutter, dass ihr Sohn dieses Bild geschickt hat. Aber was sagt ihr denn zu dem verstorbenen Architekten, der seiner Frau aus dem Jenseits noch die schönsten Komplimente machte?“

Petra lacht, während sie Geschirr in die Spülmaschine räumt.

„Was ich dazu sage? So ein Gentleman im Jenseits ist im Zweifelsfall besser als ein Rüpel hier.“

Jetzt muss Tina auch lachen.

„Aber war das nicht witzig, als Stefanie heute Abend einfach nicht wusste, was die verstorbene Schwester der einen Zuschauerin in der Hand hielt? Dieses verzweifelte Beschreiben von irgendwelchen schwarzen, kleinen, runden Dingern? Und die Verstorbene deutete immer auf ihren Mund? Und Stefanie sah es und machte es die ganze Zeit nach!“

Ich muss über das Geplauder schmunzeln, schließe die Fenster wieder und rücke Stühle zurecht. „Stefanie?!“

Tina lugt aus der Küche. „Wir unterhalten uns gerade über die Knöpfchen, die du erst nicht erkannt hast. Das war heute der Hammer, oder?“

Ja, war es, denn nachdem ich sagte, dass ich Lakritz im Mund schmecke, rief die Frau im Publikum: „Veilchenpastillen! Die sind es! Die hat meine Schwester so geliebt!“

Im Büro sichte ich kurz meinen Kalender für die kommende Woche. Neben den regelmäßigen Kursen noch etliche Auralesungen und zwei Berufscoachings. Mal nachrechnen, ob ich es pünktlich zum Mediationskreis schaffe. Und gleich Montagfrüh zwei Jenseitskontakte. Dafür kommt eine Klientin sogar aus Köln. Zudem Vorbereitungen für den nächsten Zertifikats-Kurs. Meine Sekretärin möchte die Homepagetexte dafür mit mir durchgehen. Ich seufze. Die Aufnahmen für die Meditationen zum Download stehen noch an, und wann war noch gleich Beginn des Tranceworkshops? Ich halte inne. Hätte ich je gedacht, als Medium in Münster so einen Erfolg zu haben? So viele Menschen vertrauen mir und suchen meinen Rat in jeglichen Lebenslagen. Dankbarkeit breitet sich in mir aus.

Viele meiner Teilnehmer oder Klienten, zu denen ich über die Jahre schon ein etwas vertrauteres Verhältnis habe, interessieren sich für meinen sogenannten Werdegang. Klar, wenn man junge Menschen nach ihren Berufswünschen fragt, wird man eine ganze Reihe von Vorstellungen hören, aber wohl kaum: „Ich denke da an eine Laufbahn als Medium. Mal schauen, ob das Arbeitsamt mir eine Ausbildung anbieten kann.“ Wie wird man also Medium? Auch die Presse wird zunehmend auf mich aufmerksam. Genug Gründe, eine Biografie zu schreiben? Vielleicht. Aber der eigentliche Grund ist ein anderer.

Dieses Buch ist eine Hommage an Gott und meine Geistführung. Jede Zeile, jeder Gedanke, jedes Gefühl, jede Erinnerung ist Dankbarkeit für das Vertrauen in mich und für die unglaubliche Unterstützung, die mir zuteil wurde. Indem ich meinen langen, oft sehr schweren Weg beschreibe, möchte ich Zeugnis ablegen von meinem Glauben an Gott. In seinem Sinne möchte ich mit dem Buch das tun, was ich sonst auch mache: Menschen Hoffnung geben. Ich möchte Trost spenden und heilsam sein, damit auch Sie Ihr individuelles Schicksal nicht als Willkür, sondern als Fügung verstehen und es im Vertrauen auf eine allumfassende Liebe und Sinnhaftigkeit annehmen und tragen können.

„Folge dem Ruf Deiner Seele,

sie versucht, Dich zurück

zur Einheit zu führen.“

Stefanie Keise