Für Ruben Ray

Rebecca Buchwald

Geschichten
von Bubu und dem Stonk

mit Illustrationen von Meike Laudon-Eni

Über die Autorin

Die Schöpferin von „Bubu und Stonk“ wurde 1968 in Hannover geboren. Sie studierte nach Abschluss einer kaufmännischen Lehre von 1990 bis 1996 in Freiburg im Breisgau Bildende Kunst, Deutsch und Französisch auf Lehramt. Ihr ständiges Fernweh und ihre Neugier, andere Kulturen kennenzulernen, führten sie zu zahlreichen, oft mehrmonatigen Auslandsaufenthalten in Übersee. Nicht zuletzt deswegen lässt sie gern auch die Figuren in ihren Büchern immer wieder auf Reisen gehen. Die Autorin lebt heute in ihrer Wahlheimat Berlin, hat einen inzwischen erwachsenen Sohn und unterrichtet im öffentlichen Schuldienst. Außerdem arbeitet sie als freie Künstlerin an Malereien und Objekten. Unter ihrem Pseudonym Rebecca Buchwald schreibt sie Bücher für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.

Im Verlag tredition ist von Rebecca Buchwald weiterhin erschienen:

Die Katze mit dem abgebissenen Ohr oder wie das Leben ist (13 Parabeln für den Nachttisch)

Impressum

© 2018 Rebecca Buchwald

Cover, Illustration: Meike Laudon-Eni

Lektorat, Korrektorat: Meike Laudon-Eni

Autorinnenfoto: Susanne Mauksch

Verlag & Druck: tredition GmbH, Hamburg

ISBN

Hardcover

978-3-7469-8921-1

Paperback

978-3-7469-8920-4

e-Book

978-3-7469-8922-8

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Geschichten

von Bubu und dem Stonk

Inhaltsverzeichnis

Die Geschichte von Bubu und dem Stonk beginnt

Bubu und der Stonk in Paris

Bubu und der Stonk im Orient

Bubu und der Stonk im Wilden Westen

Bubu und der Stonk in Sibirien

Stonk, der Retter in der Not

Bubu und der Stonk in Ägypten

Der Stonk und der Sturm

Bubu und der Stonk im Vulkan

Die Geschichte von Bubu und dem Stonk beginnt

Es war einmal ein Stonk. Der Stonk war über drei Meter groß! Er war so groß, dass die Leute Angst vor ihm hatten. Immer, wenn die Leute den Stonk sahen, fürchteten sie sich und liefen davon. Deswegen blieb der Stonk tagsüber lieber in seinem Haus, das versteckt am Waldesrand lag, und ging nur nachts ins Dorf hinein. Nachts, wenn es dunkel war und alle Menschen schliefen, da sah ihn keiner. Der Stonk wollte niemanden erschrecken. Also ging er nur bei Mondschein auf den Straßen spazieren und guckte sich die Schaufenster an.

Die einzigen im Dorf, die keine Angst vor dem Stonk hatten, waren Bubu und Bubus Eltern. Bubu war Stonks bester Freund. Bubu war viel kleiner als der Stonk, vielleicht ungefähr so groß wie du (wenn du ein Kind bist). Er hatte einen kuscheligen, weichen, glänzenden, hellbraunen Pelz, eine lange, spitz nach oben gebogene Nase und schwarze, kleine, lustige Knopfaugen. Bubus Eltern sahen genauso aus, nur waren sie natürlich etwas größer. Bubu lebte mit seinen Eltern hinter dem Fluss am Dorfrand, da wo Berge und Wald begannen, in einer abseits gelegenen, warmen, behaglichen Wohnhöhle, gar nicht weit von Stonks Haus entfernt. Die Leute aus dem Ort hatten sich zum Glück an die merkwürdige kleine fellige Familie gewöhnt, die zwar andersartig aussah, ihnen aber keine Angst machte wie der riesig gewachsene Stonk. Alle mochten den kleinen, fröhlichen Bubu, der für seine Mama, aber auch für seinen Freund, den Stonk, oft in den Geschäften einkaufen ging.

Manchmal, wenn Bubu nicht schlafen konnte, spazierte er genau wie der Stonk in der Nacht im Dorf herum, und dann traf er fast immer auf seinen Freund. Das war auch in dieser Nacht so. Bubu stand gerade an einer Straßenecke im Laternenlicht, da sah er den Stonk, wie er sich über ein Schaufenster beugte. Bubu freute sich. Er hatte heute Nacht nämlich ein Abenteuer geplant.

„Hallo, Stonk!“, rief Bubu von der anderen Straßenseite her.

„Hallo, Bubu“, sagte der Stonk. Er richtete sich in ganzer Länge auf und wartete, bis sein Freund die Straße überquert hatte. Zum Glück fuhr nachts kein einziges Auto.

„Kannst du auch nicht schlafen?“, fragte Bubu, als er neben dem Stonk angekommen war.

„Doch, aber ich will mir vor dem Schlafengehen die Schaufenster noch ein wenig angucken“, sagte der Stonk.

„Wollen wir heute etwas Besonderes machen?“, fragte Bubu und blinzelte den Stonk erwartungsfroh aus seinen lustigen Augen an.

„Au ja“, sagte der Stonk erfreut. „Was denn?“

„Wir könnten zum Bahnhof gehen und ein bisschen Zug fahren. Das macht Spaß!“

„Gute Idee“, sagte der Stonk. „Ich bin noch nie Zug gefahren. Das würde ich gern einmal machen. Aber die Leute haben immer so viel Angst vor mir. Ich kann nicht Zug fahren.“

„Ooooch“, sagte Bubu. „Das ist nicht so schlimm. Weißt du, nachts fahren viel weniger Menschen mit der Bahn. Wir setzen uns einfach in ein leeres Abteil. Und an unserem Bahnhof stehen um diese Uhrzeit auch keine Leute mehr! Hier steigt doch nachts kaum einer in den Zug ein!“

„Na gut“, sagte der Stonk. „Dann versuchen wir es! Ha! Das wird ein Spaß!“ Der Stonk rieb sich ganz aufgeregt die Hände. Er war jetzt doch ein wenig nervös.

Also gingen der Stonk und Bubu zum Bahnhof. Tatsächlich stand niemand am Bahnsteig. Nur die Bahnhofslampen warfen ihr gelbes Licht auf das nasse Pflaster, denn es hatte geregnet.

Der Stonk und Bubu mussten sehr lange warten. Der Zug kam erst eineinhalb Stunden später!

Aber dann hörten sie das Rollen der Zugwaggons.

„Achtung, Achtung, der Zug fährt ein! Vorsicht am Bahnsteig! Bitte zurücktreten!“, schnarrte der Lautsprecher.

Bubu und der Stonk freuten sich.

„Siehst du, ich hab` doch gewusst, dass nachts noch ein Zug kommt. Und man sieht keine Leute drin!“, sagte Bubu fröhlich.

Der Zug quietschte laut beim Anhalten. Dann stand er still. Bubu wollte die Tür aufmachen, aber er war zu klein. Da beugte sich der Stonk hinab, machte die Tür auf und hob Bubu in den Zug. Daraufhin bückte er sich und kroch auf allen Vieren hinterher, denn er war so lang, dass er im Zug nicht aufrecht gehen konnte.

Der Stonk und Bubu setzten sich gleich ins nächste Abteil. Das war leer. Die Tür klappte automatisch wieder zu, und der Zug fing an zu rollen.

„Hurra! Ich fahre Zug!“, rief der Stonk glücklich. „Das ist fein!“

Bubu und der Stonk sahen aus dem Fenster. Man konnte viele Lichter sehen, solange sie in der Stadt waren. Aber dann fuhr der Zug schneller, und draußen wurde es ganz dunkel.

Zufrieden saßen Bubu und der Stonk in den weichen Sitzen und horchten auf das Rattern der Räder.

Doch dann kam ein Kontrolleur. Er öffnete ihre Abteiltür.

„Die Fahrkarten bitte“, sagte er höflich.

Bubu sah den Kontrolleur erschrocken an.

„Oh, ich habe gar nicht mehr daran gedacht, dass man im Zug auch eine Fahrkarte braucht. Und ich habe kein Geld mit“, sagte Bubu.

„Das macht doch nichts“, sagte der Stonk. „Ich habe immer Geld dabei, auch wenn ich es normalerweise nachts nie brauche. Ich werde die Fahrkarten kaufen.“

Aber als der Kontrolleur den Stonk sah, da bekam er solch einen Schreck, dass er rückwärts aus dem Abteil wieder herauspurzelte und so schnell wie er konnte ans andere Ende des Zuges lief.

„Hilfe, Hilfe, ein Riese!“, rief der Kontrolleur.

Der Kontrolleur hatte so viel Angst, dass er die ganze Zugfahrt über nicht mehr wiederkam.

So konnten der Stonk und Bubu ohne Fahrkarten zu bezahlen im Zug bleiben. Und am nächsten Morgen waren sie in Paris.