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auserwählt

 

(Band 4 der Vampire Legenden)

 

 

Emma Knight

 

Über Emma Knight

 

Emma Knight ist die Authorin der Bestseller Vampier Series Die Vampier Legenden, von der bereits sechs Bänder erhältlich sind: VERSPROCHEN, GENOMMEN, GEBISSEN, AUSERKOREN und AUFERSTANDEN. Emma hört liebendgerne von euch, also meldet euch doch auf ihrer Webseite: www.emmaknightauthor.com.

 

Bücher von Emma Knight

 

VERSPROCHEN (Band 1 der Vampire Legenden)

GENOMMEN (Band 2 der Vampire Legenden)

GEBISSEN (Band 3 der Vampire Legenden)

AUSERWÄHLT (Band 4 der Vampire Legenden)

ERWACHT (Band 5 der Vampire Legenden)

 

Copyright © 2014 by Emma Knight

 

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This is a work of fiction. Names, characters, businesses, organizations, places, events, and incidents either are the product of the author’s imagination or are used fictionally. Any resemblance to actual persons, living or dead, is entirely coincidental.

 

CONTENTS

 

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

 

 

Kapitel 1

 

Rachel blickte auf ihren grünen, schuppigen Meerjungfrauenkörper und ihr langes, rotes Haar hinab, und für einen Augenblick fragte sie sich, warum sie wie eine Meerjungfrau aussah. Benji hielt ihre Hand als sie im Meer herumschwam. Sie sah auf seine Beine herab, die nun ebenfalls ein grüner, schuppiger Schwanz waren, und seine Mähne, durch das das Wasser strömte, und ihn unwiederstehlich aussehen ließ als er ihr in die Augen blickte. Das warme Wasser erinnerte sie an die Tropen. Als sie in Benjis Augen blickte, konnte sie die Sonne durch das krystalklare Wasser hindurch auf ihrer Haut spüren.

Er beugte sich vor und küsste sie leidenschaftlich, ganz so als ob es ihr erster Kuss war. Sie spürte ein Kribbeln in ihrem Schwanz und ihren Händen, und sie spürte, wie ihre Armhaare zu berge standen. Als sie sich küssten konnte Rachel spüren, wie ihr jemand etwas in die Hand schob. Es war kalt und aus Metal, und hatte scharfe Kanten.

Sie sah herab und sah wie Benji ihr einen glänzelnden, golden Schlüssel reichte.

Sie sah ihn verwirrt an.

„Was ist das?“

„Es ist der goldene Schlüssel, lass uns ihn benützen,“ sagte Benji.

„Wo? Wie?“ fragte Rachel und sah sich auf dem Meeresboden nach einer Schatztruhe um, ganz so als ob plötzlich wie durch Magie eine auftauchen würde,

„Komm schon Rachel, du hast das schon einmal getan, erinnerst du dich denn nicht?“„Ähm, ich glaube du bringst da etwas durcheinander, ich habe diesen Schlüssel noch niemals zuvor gesehen!“ versicherte Rachel ihm.

„Dies ist der Schlüssel zur goldenen Truhe. Erinnerst du dich, die aus dem alten Schiff.“

Rachel dachte einen Augenblick lang nach, und dann breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus. Plötzlich erinnerte sie sich. Benji hatte den Schlüssel gefunden, nach dem sie bereits seit einer ewigen Zeit nach ihm gesucht hatten. Dieser Schlüssel enthielt die Antwort darauf, was sich in der goldenen Truhe befand.

„Lass uns gehen!“ sagte Rachel aufgeregt, griff Benjis Hand und schwam den Sonnenstrahlen entgegen. „Wir haben nicht viel Zeit!“ sagte Rachel und schwam schneller.

„Ich weiss, wir müssen sofort handeln!“

Die beiden schwamen zügig an mehreren Fischschwären vorbei, die um sie herum schwammen, in Richtung Strand. Als sie an die Wasseroberfläche gelangten beugte sich Rachel vor und küsste Benji noch einmal.

„Ich liebe dich,“ sagte Benji zwischen Küssen.

„Ich liebe dich mehr,“ erwiederte Rachel lächelnd. „Versprich mir, dass du mich niemals verlässt?“

„Ich verspreche es!“ sagte Benji.

„Sag es noch einmal,“ bat Rachel.

„Ich verspreche es! Wir werden für Immer zusammen sein. Und jetzt lass uns diesen Schatz finden,“ sagte Benji aufgeregt.

„IN ORDNUNG!“ sagte Rachel.

Als sie aus dem Wasser kamen verwandelten sich ihre Wassernixenkörper wieder in menschliche Körper, mit Beinen und Füßen. Sie hatten nun keinen Schwanz mehr und konnten Sauerstoff atmen. Die beiden liefen zusammen auf die goldenen Truhe zu, fast so als ob das ganz normal war.

Die Sonne verschwand rasch hinter Wolken und der Himmel wurde dunkel - dunkler als Rachel ihn jemals zuvor gesehen hatte. Er war fast schwarz, wie Mitternacht an Halloween. Wo sich die Sonne befunden und hinter den Woken zurückgezogen hatte, blieb ein heller orangener Streifen zurück, was einen langen ominösen Schatten über das Land warf. Rachel bekam Angst und sank in Benjis Arme.

„Mach dir keine Sorgen Rachel. Alles ist in Ordnung, wir müssen es nur zu dieser Truhe schaffen,“ versicherte Benji ihr.

„Nein, ich habe Angst. Was passiert hier?“

„Wir haben keine Zeit für Fragen. Schnell!“ bat Benji. „Dort ist die Truhe, ich kann sie dort drüben sehen!“ Er deutete auf die Steine neben dem Meer.

Die beiden rannten schnell den Steinen entgegen, wo die goldene Truhe seitwärts da lag. Sie näherten sich, und sahen sich dabei um, um zu sehen, ob ihnen irgendjemand zusah.

Sie wussten, dass sie rasch handeln mussten, damit sie niemand dabei erwischen würde.

„Schnell, nimm den Schlüssel heraus!“ sagte Benji zu Rachel.

Rachel fummelte in der Tasche ihres Kleides herum und zog den gold glänzenden Schlüssel hervor. Als sie ihn ans Schloss hielt zitterten ihr die Hände.

„Ich hoffe dass funktioniert!“ sagte Rachel.

Als sie den glänzenden Schlüssel ins Schlüsselloch steckte erklang plötzlich ein lauter Donnerschlag über ihr, und ließ sie rückwärts springen.

„Versuch es noch einmal!“ rief Benji. „Komm schon Rachel!“

Rasch zog sie sich auf die Füße und steckte den Schlüssel erneut ins Schlüsselloch. Sie drehte den Schlüssel nach rechts, und ein heller Lichtstrahl kam aus der Truhe. Benji und Rachel arbeiteten zusammen um den Deckel herunter zu bekommen, als eine Welle über sie hinweg schlug und sie beide durchnässte. Die Wellen kamen immer wieder, immer schneller und Rachel war bis auf die Knochen durchnässt.

 

*

 

Erschrocken erwachte Rachel und hatte das Gefühl, von einem Kliff gefallen zu sein. Sie setzte sich auf, außer Atem, und sah sich um, fast so als ob es wirklich geschehen war. Sie berührte ihre Beine, um zu sehen ob sie echt waren oder ob sie noch immer einen Fischschwanz hatte. Sie konnte sich nicht daran erinnern, wie sie hierher gekommen war, aber sie erkannte, dass sie in einer dunklen, feuchten Höhle war. In Panik sah sie sich nach Benji um. Sie konnte ihn nicht sehen, konnte aber jemanden atmen hören. Sie sah um die Kurve dieser unheimlichen Höhle in der sie aufgewacht war.

„Benji!“ rief sie, und ihre Stimme hallte wieder. „Bist du da?“

Stille umgab sie. Das Atmen, das sie vor einem Augenblick gehört hatte wurde immer lauter, so als ob es ihr folgte. Sie fing an zu wimmern und Tränen füllten ihre Augen, bei dem Gedanken, dass sie sich ganz alleine und ohne Schutz in dieser Höhle befand.

„Bitte Benji! Ich brauche dich!“ rief Rachel.

Rachel sah sich um und erblickte die Stalagmiten und Stalagtiten die in der Höhle wuchsen. Sie musste sie zum Teil umgehen. Plötzlich sah sie ihn; er lag auf dem Rücken und Blut lief ihm aus dem Hals.

Benji.

Sie rannte auf ihn zu und sank neben seinem Körper zu Boden, warf sich über ihn und fing an hysterisch zu weinen.

„Nein! Benji! Nein!“

 

Kapitel 2

 

Rachel konnte sehen, dass Benjis Brust sich hob und senkte. Er lebte, aber er befand sich in großer Gefahr. Die Wunde an seinem Hals blutete noch immer, und die Lache am Boden sah aus, als ob er dass schon seit einer ganzen Weile tat. Sie trat vorsichtig zurück, denn sie wollte ihm nicht weh tun oder gar noch mehr Schaden anrichten. Was sie wirklich wollte war ihn aufzuheben und an sich zu drücken, ihn zu küssen und zu sagen, dass alles in Ordnung werden würde - aber das konnte sie nicht. Sie wusste nicht, ob es in Ordnung werden würde. Sein Anblick verriet, dass er sich in einer ernsten Lage befand.

„Benji,“ flüsterte sie in der Hoffnung, dass er antworten würde.

Das Geräusch seiner raschen Atemzüge war zu hören, und sie beobachtete, wie das Blut weiterhin aus seinem Hals floss.

„Benji, bist du in Ordnung? Bitte, sag mir dass du in Ordnung bist, BITTE!“ bat Rachel leise, den Tränen nahe.

Nichts.

Rachel rutschte näher an ihn heran und berührte seine eiskalte hand, was ihr einen Schauer über den Rücken laufen ließ. Einen Augenblick lang hatte sie vergessen, dass sie Vampiere waren. Sie versuchte sich zu erinnern.

Sie erinnerte sich daran, die blaue Tafel gehalten zu haben. Wie sie Benjis Hand gehalten hatte und wie sie gesprungen waren. Ein Fall, von dem sie sicher war, dass er ihren Tod bedeuten würde. Aber sie war am Leben sie atmete und versuchte sich zusammen zu reimen, wie sie in diese Höhle geraten waren. Hatte der Sprung ihn getötet?

Sie sah auf ihr Handgelenk und hoffte, dass ihre Uhr noch immer dort war, und das war sie auch. Dieses Mal las sie 11:05 Uhr und das Datum war der 15te September.

„15ter September?“ fragte sie laut.

Wie konnte das sein?

September? Dachte sie. Das letzte an das sie sich erinnern konnte, war der Halloween Ball, und dass es fast Thanksgiving gewesen war. Sie dachte, dass wohl etwas nicht mit ihrer Uhr stimmen konnte, vielleicht war die Batterie fast leer, oder vielleicht war sie beschädigt. Sie griff nach Benjis Arm und blickte ungläubig auf seine Uhr.

15ter September. Wie konnte das sein? Befanden sie sich tatsächlich seit fast einem Jahr in dieser Höhle?

Aus heiterem Himmel fing Benji an zu husten und spuckte Wasser aus.

„Benji! Bist du in Ordnung? Antworte mir!“ rief Rachel.

Ein gurgelndes Geräusch kam aus seinem Hals als er ein Auge öffnete, und sie sehen konnte, dass ihm das Auge nach hinten gerollt war.

„Benji, bitte stirb nicht, du kannst micht nicht verlassen!“ bat Rachel. „Ich liebe dich."

Rachel schaute auf Benjis Lippen, und es schien als ob er versuchte etwas zu sagen. Sie konnte nicht ganz verstehen, was er zu sagen versuchte. Sie versuchte genauer hinzuhören und hörte ein leichtes Flüstern.

„Das rote Amulett,“ flüsterte Benji hauchzart, seine Augen waren noch immer unfocusiert.

„Rotes Amulett?“ fragte Rachel. „Was ist das?“

Ohne ein weiteres Wort sank Benjis Körper wieder in Ohnmacht, und lag schlaff auf dem Höhlenboden. Sie sah Benji noch einmal an, und ihr wurde klar, dass sie so schnell wie möglich Hilfe finden musste. Sie versuchte ihn aufzuheben - aber er war zu schwer. Sie konnte ihn nicht anheben. Sie wusste, dass die einzige Wahl die ihr blieb war, ihn hierzulassen und Hilfe zu holen. Sie hasste den Gedanken ihn alleine zu lassen - aber sie hatte keine Wahl.

Rasch lief Rachel durch die Höhle und suchte nach einem Ausgang. Es war dunkel und feucht und das kreischen von Fledermäusen hallte wieder. Einen Augenblick lang dachte sie fast, dass sie noch immer träumte, oder sich vielleicht in einen Horrorfilm geraten war.

Sie hatte panische Angst davor alleine zu sein, und ihr Herz fing an zu rasen und ihr Atem ging schneller. Sie musste hier raus - und schnell. Sie rannte einem Sonnenstrahl am anderen Ende der Höhle entgegen, aber als sie dort ankam, fand sie lediglich ein kleines Loch das nach draußen führte. Durch dieses Loch würde sie niemals passen.

Sie lief ans andere Ende, fand aber nichts außer Dunkelheit und Stalagmiten. Sie lief in eine andere Ecke und fand einen schmalen Durchgang, der gerade groß genug war, dass sie sich hindurch quetschen konnte.

Sie zog den Bauch ein und atmete flach, als sie sich durch die schmale Öffnung schob und der frischen Luft und den warmen Sonnenstrahlen die ihr auf das Gesicht schienen, entgegen ging.

Zum Glück hatte sie sich vorsichtshalber mit Hex Lotion eingerieben, deshalb war sie nicht besorgt sich zu verbrennen oder gar zu sterben.

Sie hatte jetzt nur noch das rote Amulett im Sinn, und Rachel war bewusst, dass sie herausfinden musste was das rote Amulett war und wo sie es finden konnte. Sie wusste, dass Benji sich in großer Gefahr befand, und vielleicht war dieses rote Amulett das einzige, was ihn jetzt retten konnte. Sie fühlte sich verloren und wusste nicht wo sie zu suchen anfangen sollte. Gerade jetzt brauchte sie Benji mehr den je, aber er lag im Koma und konnte ihr nicht helfen. Sie wünschte er hätte ihr von dem roten Amulett erzählen können, bevor er wieder bewusstlos wurde, aber dem war nicht so. Jetzt lag es an ihr die Teile zusammenzufügen. Es lag an ihr dies zu korrigieren und ihm das Leben zu retten. Immerhin würde er alles für sie tun. Jetzt war es für sie an der Zeit zu beweisen, wie sehr sie ihn liebte.

Rachel sprang in die Luft, ihre Flügel breiteten sich aus, und sie fühlte den kühlen Wind in ihrem Gesicht. Sie wusste, das sie es finden würde, egal was sie tun musste.

Kapitel 3

 

Rob sprintete das Footballfeld entlang, und hielt den Ball fest, als er die Endzone ansteuerte. Er konnte nicht glauben wie schnell und gelenkig er war - er war schneller als jemals zuvor. Er fühlte sich wie ein Gepard der durch die Afrikanische Steppe rannte. Er war unaufhaltbar und keiner konnte mithalten. Er hielt den Ball fest als die Menge ihn anfeuerte.

„Rob! Rob! Rob!“ riefen die Schuler von der Tribüne.

Als stürmte den letzten Meter hinweg in die Endzone und erzielte einen Touchdown. Sein zehnter Touchdown in diesem Spiel. Das war noch nie vorgekommen - selbst Rob konnte es kaum fassen. Er wusste irgendetwas war los, er fühlte sich nicht ganz wie er selbst, und wusste, dass seine Kräfte zurückkehrten.

Der Vorfall mit Violet war vor fast einem Jahr geschehen; damals hatte er gespürt, wie sein Körper sich veränderte und seine Kräfte immer starker wurden; aber plötzlich waren sie einfach verschwunden. Sie waren fast so schnell fort, wie sie gekommen waren, und jetzt konnte er spüren wie sie zurückkamen, sogar noch stärker als zuvor. Warum wusste er aber nicht.

Warum jetzt? dachte er.

„Gut gemacht Rob!“ sagte ein Mannschaftskamerad und klopfte ihm auf den Rücken.

„Genau!“ sagte ein anderer und gab ihm ein High-Five.

„Yo, was ist nur in dich gefahren? Du bist ja hart drauf,“ sagte ein weiterer.

„Gute Arbeit Rob! Sowas nenn ich ein unglaubliches Spiel,“ rief der Trainer als er aufs Feld gestürmt kam, um Rob zu beglückwünschen, dieses Spiel gewonnen zu haben.

Die Cheerleader tanzten aufs Feld, alle liefen auf Rob zu, umarmten und küssten ihn. Er hatte sich noch nie so beliebt und geschätzt gefühlt wie in diesem Augenblick. Er fühlte sich als ob er stärker war als jeder andere, aber das war nicht wirklich er selbst. Er wusste, irgendjemand oder irgendetwas steckte hinter diesem plötzlichen Kräfteschub.

Das Team lief lächelnd und einander High-Fives gebend gemeinsam vom Feld zum Umkleideraum. Die Menge rief noch immer seinen Namen und einige Kinder kamen auf ihn zu und gratulierten ihm erfürchtig, dieses Spiel für die Schule gewonnen zu haben.

Als er den Umkleideraum betrat fing Robs Kopf plötzlich an zu schmerzen; Es fühlte sich an, als ob jemand in seinem Kopf war, und im Inneren seines Schädels festsaß. Es tat so sehr weh, dass er sich hinsetzen musste, und den Kopf zwischen die Beine vergrub. Dann überkam ihn ein Hunger der durch seinen Körper fuhr und er wurde von einem Heißhunger überkommen. Das einzige was er wollte, war Essen.

Er lechzte nach Blut, etwas das ihm seit Monaten nicht passiert war. Jetzt tauchte es wie aus dem Nichts auf. Er wusste, dass er es einfach vergehen lassen musste; hier waren zuviele Leute und er wusste, dass man ihn dabei erwischen würde, wenn er einem Tier das Blut aussaugte. Rob sehnte sich aber nicht wirklich nach Tierblut - was er wirklich wollte, war Menschenblut.

Jede Person die auf ihn zuging war eine Versuchung. Die Augen rollten ihm in den Kopf zurück, die Haare auf den Armen standen zu berge und eine Gänsehaut breitete sich auf seinem Körper aus. Er fing an zu zittern.

Er konnte den Anblick und Geruch dieser Leute einfach nicht wiederstehen. Er lief zum Ende der Umkleidekabine, wo die anderen Spieler bereits duschten und sich anzogen, damit sie an diesem Abend fortgehen konnten.

Rob hatte sich auf die Fete nach dem Spiel bei seinem Kumpel gefreut, und hoffte, das dieser Kräfteschub und Hunger bald vorrübergehen würden, und dass er sich wieder wie der er selbst fühlen würde. Ihm gefiehlen diese Gefühle nicht; trotz der Kraft, fühlte er sich hilflos und außer Kontrolle.

Einer nach dem Anderen liefen seine Kameraden an ihm vorbei, verabschiedeten sich und sagten ihm sie würden ihn später bei der Party sehen. Innerhalb von fünfzehn Minuten war Rob der einzig Verbliebene im Umkleideraum, wo er mit dem Kopf zwischen den Händen auf einer Sitzbank saß. Er betete, dass dies einfach alles weggehen würde, dass es dieses Mal nicht für immer zurück war.

Er hob den Kopf, stand auf und öffnete sein Schließfach. Im inneren der grauen Metalltür hing noch immer ein Bild von Rachel, von letztem Jahr. Er brachte es einfach nicht übers Herz, es herunterzunehmen; Er liebte und vermisste sie noch immer.

Er dachte jeden Tag an sie, auch wenn er angefangen hatte sich mit Becca zu treffen, einer anderen Oberklässlerin in seiner Klasse. Er wusste, dass er Rachel niemals wiedersehen würde, und nahm an, dass sie gestorben war, da seit fast einem Jahr niemand mehr von ihr gehört hatte.

„Rob!“ rief Beccas Stimme durch die Tür. „Rob, bist du dort drinnen?“

Er rollte die Augen. Er wollte nicht antworten, wusste aber dass sie hereinkommen und ihn sowiso finden würde wenn er das tat.

„Ja, ich komm gleich raus,“ antwortete Rob fest.

„Schatz! Du brauchst so lange. Was ist los?“ rief Becca wieder in einem hohen, frechen Ton.

Rob antwortete nicht; er nahm an, dass sie fortgehen würde, wenn er still blieb. Er hatte gerade nicht die Kraft sich mit ihr herumzuärgern. Er mochte sie ja und soweiter, aber sie war ziemlich Anspruchsvoll und hatte im Augenblick keine Lust auf ihre Mätzchen.

„Robby Bär! Ich weiss, dass du dort drinnen bist,“ rief sie ihre Stimme, die immer näher kam.

„Da bist du, du Scherzkeks! Ich wusste, dass du hier drinnen bist,“ sagte Becca als sie auf Rob zusprang um ihn zu küssen.

„Nicht jetzt Becca. Ich bin nicht in der Stimmung,“ sagte Rob, der noch immer in sein Schließfach spähte.

„Nicht sie schon wieder,“ sagte Becca und sah auf das Bild von Rachel in seinem Schließfach. „Warum hast du ein Bild von ihr in deinem Schließfach Rob? Hä?

Da er keine gute Antwort hatte, zuckte er einfach mit den Schultern.

„Du solltest diese Verliererin sowiso vergessen, du hast ja jetzt immerhin mich,“ sagte Becca als sie hinüberlief und versuchte das Bild herunterzu reißen.

„Hey, was glaubst du was du da tust? Fass mein Zeug nicht an!“ rief Rob. „Lass das Bild wo es ist, es liegt nicht an dir es herunter zu nehmen.“

„Ich verstehe nur nicht warum du es noch immer hier hängen hast und warum kein Bild von mir in deinem Schließfach hängt. Wie? Bedeute ich dir denn nichts? Bedeute ich dir weniger als sie? Sie ist fort, begreifst du das nicht Rob? Sie wird niemals wiederkommen,“ sagte Becca abfällig.

„Das weisst du nicht genau, also hör auf das zu sagen. Sie könnte zurückkommen, hab etwas Glauben.“schnauzte Rob zurück.

„Also, das ist echt doof. Lass uns zur Party gehen! Was ziehst du an?“ sagte Becca als sie auf seine Sporttasche voller zerknitterter Klamotten blickte. „Hoffentlich nicht von dem Zeugs in deiner wiederlichen Tasche.“

„Was ist dein Problem Becca? Kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen? Ich zieh an was ich will, und du brauchst hier nicht bleiben um mir bei der Entscheidung zu helfen. Das kann ich schon selber machen,“ antwortete Rob.

„Meine Güte du hast heute Abend vielleicht eine Laune,“ sagte Becca in einem Sing-sang.

Rob konnte es einfach nicht mehr ertragen. Er musste sie hier rauskriegen.

„Becca, bitte geh jetzt, ich treff mich später mit dir,“ sagte Rob angespannt. Sein Körper fing an zu zittern. Der Hunger war zurück.

„Nö, ich warte hier auf dich. Ich will doch den Grummel nicht alleine lassen, oder?“ sagte sie.

„Wenn du nicht sofort gehst und aufhörst mich das zu nennen, werde ich sehr sauer werden Becca,“ sagte Rob verärgert. „Geh!“

„Grummel, Grummel,“ rief Becca in einem sing-sang.

Plötzlich konnte Rob es einfach nicht mehr ertragen. Er stürzte sich auf Becca die entsetzt zu Boden fiel und schrie. „Was machst du Rob? Geh runter von mir!“ rief sie.

„Du hast darum gebeten,“ sagte Rob als seine langen Fangzähne aus seinem Gaumen fuhren.

„AHHH!“ schrie Becca. „Was geht hier vor? Wer bist du? Hör auf! Bitte!“ flehte sie.

„Ich habe dich gewarnt. Ich habe versucht nett zu sein, aber ich kann leider nur soviel vertragen,“ sagte Rob als er sich über ihren Hals beugte.

„Neeeeeeeiiiiiiiiinnnnn!!!!“ schrie Becca. „Neeeeeeeiiiiiiiiinnnnn!!!!“

Es waren die letzten Worte die sie aussprach, bevor Rob seine Zähne in ihren Hals vergrub und ihr Blut trank. Eine schöne, lange Mahlzeit dank des Blutes seiner Freundin.

 

Kapitel 4