couverture
Lüdke /Lüdke
Bei Stella & Tom fliegen die Fetzen
für Lilli und Zoe
die wichtigsten Menschen der Welt
Bei Stella & Tom
fliegen die Fetzen
Geschichten vom Streiten und Vertragen
Dr. Christian Lüdke und Dr. Kerstin Lüdke
Illustriert von Saskia Gaymann
ISBN 978-3-86216-558-2
©
2019 medhochzwei Verlag GmbH, Heidelberg
www.medhochzwei-verlag.de
Dieses Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb
der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar.
Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeiche-
rung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Satz: Sabine Brand
Illustration: Saskia Gaymann
Umschlaggestaltung: Sabine Brand
eBook: Reemers Publishing Services GmbH, Krefeld
Wenn Du in diesem Buch einen Druckfehler findest, dann darfst Du ihn behalten!
Figuren 6
Was bisher geschehen ist 8
Die Fetzen fliegen 10
Mampfred und Fuzzi mopseln 15
Tafel Graffiti 22
Tut mir leid 30
Alle doof 37
Komische Rosa Kiki 43
Kraniche am Kolner Dom 50
Ich klick dich in die Fresse 61
Der Entschuldigungsbrief 71
Die Streitschlichter-AG 77
Magda und die Cool Kids 89
Wir haben uns zum Streiten lieb 98
Tipps und Hilfestellungen
fur Eltern und Erwachsene 106
Wirklich wichtige Hinweise 120
Autor/Autorin/ Illustratorin 130
Inhalt
6
Figuren
Stella & Tom sind beste Freunde. Die beiden
wohnen direkt nebeneinander und kennen
sich schon seit dem Kindergarten. Früher
haben sie zusammen Sandburgen gebaut,
heute erleben sie gemeinsam große und kleine Abenteuer. Ob-
wohl sie viele unterschiedliche Interessen haben, verstehen sie sich
gut. Stella ist tierlieb und sportlich. Sie kümmert sich mit Leni-
Lotte um ein Pferd namens Makkaroni. Tom ist temperament-
voll und spielt gerne Fußball; bei schlechtem Wetter ver-
treibt er sich die Zeit mit PC-Spielen. Wenn er groß ist, möchte
Tom Fußball-Star oder Detektiv werden.
Mops Mampfred ist ein kleiner, gefräßiger Hund, der im-
mer dann auftaucht, wenn ein Kind Angst hat. Er be-
gleitet Stella und Tom bei ihren Abenteuern und hat
immer einen guten Ratschlag parat. Wenn er hungrig
oder sauer ist, kann er ganz schön ungemütlich werden.
Wenn er sich aufregt, sieht Mampfred ein wenig aus wie
ein Gorilla-Mops. Mampfred hat einen neuen kleinen
Begleiter mitgebracht: Fuzzi.
Floh Fuzzi ist ein kleiner streitlustiger Floh. Er sitzt bei Mops
Mampfred im Ohr. Wo er auftaucht, liegt der Streit schon in
der Luft. Eigentlich kann man ihn nur mit einer Lupe sehen.
Aber wenn es richtig Streit gibt, wird er riesengroß. Dann
kann ihn jeder sehen. Wenn er auftaucht, fliegen die Fetzen.
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Otto Bär war der Hausmeister der Schule, aber er ist
inzwischen in Rente. Er ist früher als Seemann um die
ganze Welt gefahren und hat viel gesehen und
erlebt. Auf einer seiner Reisen hat er seine
Frau Lola kennen gelernt. Herr Bär sorgt im-
mer noch an der Schule für Ordnung und küm-
mert sich darum, dass es den Kindern gut geht.
Lola Bär ist die Ehefrau vom Hausmeister Bär. Sie ist ein bisschen
verrückt und hat oft lustige Ideen. Wegen ihrer roten Haare sieht
sie ein wenig aus wie eine liebe Hexe. Das ist bei den
Schülern auch ihr Spitzname. Sie ist sehr kinderlieb
und betreibt den Schulkiosk Sambabude. An ih-
rem Büdchen gibt es nicht nur Weingummi, son-
dern auch leckeres Obst aus dem Schulgarten.
Sie kann gut trösten und bringt die Kinder mit
ihren Geschichten zum Träumen.
Rosa Kiki ist eigentlich Lehrerin für Kunst und Musik. Sie betreut
aber auch die Schulgarten AG; dort züchtet sie Obst, Gemüse und
Blumen. Sie liebt Schmetterlinge, Rosen
und Orchideen und vor allem die Farbe
Rosa. Ganz oft sagt sie: „Rosa ist die
Farbe der Seele“. Die Schüler nen-
nen sie daher Rosa Kiki.
8
Was bisher geschehen ist
I
m ersten Band von Stella & Tom („Wer hat Stella & Tom die
Angst gemopst?“) haben Stella und ihr bester Freund Tom Mops
Mampfred kennengelernt. Er war wie aus dem Nichts erschienen!
Eines Abends hatte Stella ein Gewicht auf ihrem Bauch gespürt
und als sie die Augen aufschlug, schaute sie in das schrumpeli-
ge Gesicht eines Mops, der plötzlich anfing zu sprechen! Mops
Mampfred erklärte ihr, dass er gekommen sei, weil sie von großen
Ängsten geplagt wurde. Er hatte Recht: Stella war damals wirklich
sehr traurig gewesen, denn ihr Vater hatte seine Arbeit verloren
und der lang geplante Reiterurlaub war für Stella erstmal ins Was-
ser gefallen. Der Mops hatte Stella getröstet und ihr gut zugeredet.
Die Ferien musste Stella nun zwar zu Hause verbringen, aber
das war gar nicht so schlimm wie gedacht! Es war sogar sehr
schön gewesen, denn gemeinsam hatte das Trio – Stella, Tom und
der Mops – eine ganze Menge erlebt. Sie hatten in dunklen Kellern
geforscht, Geheimnisse gelüftet und waren sogar bei einem gro-
ßen Musikwettbewerb im Konzerthaus dabei gewesen. Die Kinder
verbrachten viel Zeit auf dem Schulhof, um dort Herrn Bär, dem
Hausmeister der Schule, zu helfen. Dabei lernten sie viele andere
Kinder kennen und stellten fest: Die meisten von ihnen hatten hin
und wieder Angst – Angst vor schlechten Noten, Angst vor der
Dunkelheit oder Angst vor anderen Dingen. Stella, Tom und ihre
Freunde waren froh, dass Mops Mampfred da war, um ihnen zu
helfen. Nur Kinder, die mal Angst hatten, können nämlich Mops
Mampfred sehen. Dieses Geheimnis um den sprechenden und im-
mer hungrigen Mops schweißte die Kinder zusammen. Sie waren
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zu einer richtigen Bande herangewachsen und gaben sich den Na-
men „Der Club der Unzertrennlichen“.
Das wohl größte Abenteuer der Kinder war das der magi-
schen Murmeln. Es war aufregend und ziemlich unheimlich, im
Keller des Schulgebäudes herumzustöbern. Doch es hatte sich ge-
lohnt! Sie hatten magische Murmeln gefunden, die eine besonde-
re Kraft haben: Sie halfen gegen jegliche Art von Angst. Mops
Mampfred hatte den Kindern gezeigt, wie die Murmeln funktio-
nierten. „Dreht sie in den Händen und sagt
dabei diese Zauberformel!“, hatte er den
Kindern damals erklärt. Stella konnte
den Spruch noch immer auswendig …
Stella hatte wirklich viel gelernt in
den Ferien. Sie hatte gelernt, mit der
Angst umzugehen, über sie zu spre-
chen und sich der Angst entgegenzu-
stellen. Das Wichtigste war, dass man
nicht allein war, denn gemeinsam mit ih-
ren Freunden war Stella stärker als jede Angst.
Und es hatte noch mehr Überraschungen in den Ferien gegeben:
Stella bekam von Leni-Lotte eine Reitbeteiligung! Die hatte Stella
sich schon so lange gewünscht. Die Stunden auf dem Rücken von
Pferd Makkaroni zählten zu den glücklichsten Momenten in Stel-
las Ferien.
Am Ende hatte der Mops die Kinder aber schließlich verlassen
müssen. Er musste sich nun auch um andere Kinder kümmern, die
seine Hilfe benötigten. Denn Stella und Tom waren ja schon zu
Angstexperten geworden. Doch er hatte den Freunden versprochen,
immer auf sie aufzupassen und zurückzukommen, wenn sie seine
Hilfe brauchten. Ob sie ihn wohl jemals wiedersehen würden?
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ch bin gerade über etwas sehr glück-
lich“, dachte Stella. Sie lag nämlich in
ihrem Bett. Das wusste sie genau! Dort
war es so schön warm und kusche-
lig und sie hatte gar keine Lust,
aus dem Bett zu schlüpfen.
Aber sie musste gleich auf-
stehen, denn die Schule rief.
Och, wäre heute doch Sonn-
tag, wünschte sie sich, dann
könnte sie ausschlafen!
Die Fetzen fliegen
11
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„Stellaaaaaa!“, rief Mama, „du musst jetzt
wirklich aufstehen, sonst kommst du zu
spät zur Schule.“ Stellas Mama hatte die
Tür zu Stellas Zimmer aufgerissen und
streckte den Kopf hinein. „Außerdem
muss ich zur Arbeit“, fügte Mama nach-
drücklich hinzu, „und wenn ich dich
noch ein Stück zur Schule mitnehmen soll,
dann steh jetzt bitte auf!
„Immer musst du so viel arbeiten“, motzte
Stella verschlafen aus dem Bett zurück und klang dabei schon
ziemlich verärgert. Der Montag fängt ja wirklich gut an! „Immer
muss ich mich beeilen und zur Schule gehen und du bist immer nur
arbeiten“, beschwerte sie sich.
„Was soll das denn heißen?“, empörte sich Stellas Mama. Sie
hatte sich mittlerweile neben der Zimmertür aufgebaut und wurde
immer lauter: „Wenn du jetzt nicht endlich aufstehst, dann reiße
ich dir die Decke weg und hole einen nassen Lappen mit kaltem
Wasser! Dann lernst du mich mal von einer anderen Seite kennen.
„Immer meckerst du mich an. Aber wenn Papa im Wohnzimmer
mal vor dem Fernseher einschläft und auf dem Sofa laut schnarcht,
dann meckerst du gar nicht“, gab Stella zurück.
„Stella! Jetzt reiß dich mal zusammen!“, ärgerte sich Stellas
Mama. „Wie redest du überhaupt mit mir? Und was soll das hei-
ßen? Sei froh, dass Papa endlich wieder eine Arbeit hat! Er arbei-
tet so viel, dass er sich dann auch mal vor dem Fernseher ausru-
hen darf, und wenn er dabei einschläft, ist das überhaupt nicht
schlimm!
Mit einem Satz sprang Stella wütend aus dem Bett, warf die
Decke auf den Boden und rannte laut stampfend und meckernd an
12
ihrer Mama vorbei ins Badezimmer. Die Tür knallte sie hinter sich
zu. So laut, dass Stellas Mama ärgerlich wurde. Schon führten die
beiden einen heftigen Streit. Und das am Montagmorgen!
Im Bad war Stellas gute Laune vollständig dahin. Auf den Hand-
tüchern lag ihr neues Handy, das sie nach langen Diskussionen mit
Mama und Papa nun doch schon zum neuen Schuljahr bekommen
hatte. Aber das Handy hing nicht am Netz, weil
Stellas Papa die einzige Steckdose für seinen
Rasierapparat benutzte. Als Stella dann
auf das Handydisplay schaute,
schrie sie laut auf: „Nur noch
12 Prozent Akku! So ein Mist!
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Genau in dem Moment, als Stella ihr Handy in die Hand nahm,
klingelte es. Stella sah Toms fröhliches Gesicht auf dem Bildschirm.
Sie nahm ab und ihre Laune besserte sich schlagartig, als sie Toms
Stimme hörte: „Na, Stella, hattest du ein schönes Wochenende?
Tom klang ein bisschen komisch, aber Stella dachte sich nichts
dabei und antwortete: „Hallo Tom! Ja, es war super schön! Sams-
tag war ja mein Reitturnier und es hat sehr viel Spaß gemacht.
Makkaroni war auch richtig brav und ich habe den Parcours fast
fehlerfrei geschafft!
Stella wartete auf eine Reaktion von Tom, aber er brummte nur:
Klingt ja toll.
Stella wunderte sich immer mehr über Toms komisches Verhal-
ten. Trotzdem fragte sie: „Und wie war dein Wochenende?“ Doch
während sie die Frage stellte, fiel ihr ein: Tom hatte ja am Sonntag
sein großes Fußballturnier gehabt! Und Stella hatte ihn am Sonn-
tagmorgen wecken sollen. Und natürlich hatte sie vorgehabt, mit-
zukommen und ihn vom Spielrand aus anzufeuern. Beides hatte
sie vergessen! Ihr wurde schon ganz übel von ihrem schlechten
Gewissen. „Oh, nein! Tom, es tut mir so leid!“, fügte sie hastig
hinzu. „Ich habe alles vergessen! Irgendwie war so viel Aufregung
mit dem Reitturnier, und am Sonntag habe ich auch noch im Stall
ausgeholfen
„Ja, ja“, unterbrach Tom sie: „Und das war natürlich alles wich-
tiger als mein Fußballturnier.
Stella versuchte weiter, sich zu entschuldigen: „Nein, natürlich
nicht. Ich hatte nur so viel um die Ohren. Es tut mir wirklich leid!
Tom wurde aber immer wütender: „Weißt du eigentlich, wie
blöd ich mich gefühlt habe? Alle anderen hatten so viele Freunde
dabei, die sie angefeuert haben – und ich? Nicht einmal meine
beste Freundin ist gekommen, um mich zu unterstützen!
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Stella wusste gar nicht, was sie antworten sollte, nur dass es ihr
wirklich leid tat, dass sie Tom allein gelassen hatte. Doch da machte
es schon „Klick“. Tom hatte aufgelegt.
Wie entsteht – deiner Meinung nach – Streit?
Wie verhältst du dich, wenn es Streit gibt?
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ch bin gerade über etwas sehr glücklich“, dachte Stella, als sie in
ihrem Zimmer die Sachen für den Reitunterricht packte. Pupsen
ist gesund! Das wusste sie genau! „Wenn man nämlich zu viel Luft
im Bauch hat, kann das richtig unangenehm sein und manchmal
auch wehtun“, überlegte Stella. Makkaroni pupste auch manchmal.
Ihre Biologielehrerin hatte ihr einmal erklärt, was beim Pup-
sen im Körper passiert. Man müsste sich das etwa wie eine große
Bakterienparty im Darm vorstellen. Wenn man etwas gegessen hat,
dann wird nicht alles richtig verdaut. Die Abfallprodukte landen
dann im Dickdarm. Und zwar genau auf dem Teller der Dick-
darmbakterien. Die feiern dann eine riesengroße Party. Und bei
dieser Party entstehen Gase. Die können im Bauch hängen bleiben,
und dann gibt es Blähungen und Bauchschmerzen. Manchmal so-
gar auch Bauchkrämpfe. Deshalb muss die Luft aus dem Bauch
raus. Und es gibt Lebensmittel, da feiern die Bakterien besonders.
„Jedes Böhnchen gibt ein Tönchen, jede Erbse einen Knall“, hatte
Stellas Lehrerin ihre Erklärung abgeschlossen.
Pupsen kann manchmal aber ganz schön
unangenehm und peinlich sein. Vor allem,
wenn die Luft nicht leise rausströmt, son-
dern ganz laut. Dann hört es jeder! Und
manchmal kann man das auch riechen.
Einmal hatte Stella sogar mit Tom einen
Wettbewerb gemacht: Der, der den lau-
testen und stinkigsten Pups machte, der
hat gewonnen.
Mampfred und Fuzzi mopseln
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„Ich bin Zweite geworden“, kicherte Stella bei dem Gedanken da-
ran und wurde im gleichen Augenblick plötzlich ganz traurig. Wie
gerne würde sie mit Tom über diesen witzigen Nachmittag spre-
chen. Aber das ging gerade nicht, fiel ihr wieder ein, denn seit ih-
rem Streit sprachen sie nicht mehr miteinander.
„Stella, was ist denn mit dir los? Warum bist du so ruhig?“, woll-
te Stellas Mama wissen, die vor Stellas Zimmertür stand und ihre
Tochter nachdenklich betrachtete.
„Ach, nichts“, erwiderte Stella und griff nach ihrer Reittasche,
„kannst du mich bitte zum Reitunterricht fahren? In einer Stunde
geht es los und ich muss Makkaroni noch fertig machen.
Als Stella mit ihrer Mama im Auto zum Stall fuhr, schaute sie
die ganze Zeit aus dem Fenster und sagte dabei kein Wort. Sie
schloss die Augen – wie schön wäre es, wenn der Streit mit Tom
nie stattgefunden hätte! Es müsste einfach einen Knall geben, so
einen wie nach einer riesigen Bakterienparty im Darm, und danach
sollte alles wieder gut sein.
„Was war das denn für ein Knall gerade?“, fragte Stellas Mama
plötzlich.
„Was denn für ein Knall? Ich habe nichts gehört!“, fragte Stella
und blinzelte überrascht. Stellas Mama öffnete schnell das Auto-
fenster. „Boah, Stella! Was hast du denn gemacht?! Das stinkt ja
total ekelhaft!
„Ich habe wirklich nichts gemacht, Mama!“, verteidigte sich
Stella. „Schon gar nicht gepupst!
Mama warf Stella einen Blick über den Rückspiegel zu und be-
gann zu lachen. „Da haben wir ja den Übeltäter“, gluckste sie.
Stella hatte gar nicht bemerkt, dass Mampfred schon die ganze
Zeit auf ihrem Schoß gesessen und sich an sie gekuschelt hatte.
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„Mensch, Mampfred!“, rief Stella überrascht. „Du bist das! Du
müffelst! Wo bist du denn die ganze Zeit gewesen?
Mampfred sah Stella an und legte dabei den Kopf schief.
„Das hatte ich euch doch geschrieben!“, antwortete der Mops.
„Ich hatte dir und Tom einen Zettel hingelegt, dass ich weg muss-
te, um einem Kind zu helfen,
das sehr große Angst und
Bauchschmerzen hatte. Und
das hat dann etwas länger
gedauert.Plötzlich hielt
der Mops inne und spitz-
te die Ohren. „Hört ihr
auch die ganze Zeit
dieses Rufen?, frag-
te er auf einmal.
Stella und ihre
Mama schüttelten
die Köpfe und
mussten lachen.
Nein, wir hören
nichts, das musst
du dir einbilden.
Ach, Quatsch!
Ich höre das doch
ganz genau. Dieses
leise Rufen: „Ich bin
ein Floh, hol mich
hier raus!
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