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Dr. Rolf Göppel ist Professor für Allgemeine Pädagogik am Institut für Erziehungswissenschaft der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Seine Arbeits- und Forschungsschwerpunkte sind Kinder- und Jugendkunde, Risiko- und Resilienzforschung, Pädagogische Biografieforschung, Psychoanalytische Pädagogik, Bildungstheorie.

Rolf Göppel

Das Jugendalter

Theorien, Perspektiven, Deutungsmuster

Verlag W. Kohlhammer

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1. Auflage 2019

Alle Rechte vorbehalten

© W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Print:

ISBN 978-3-17-036449-3

E-Book-Formate:

pdf:      ISBN 978-3-17-036450-9

epub:  ISBN 978-3-17-036451-6

mobi:  ISBN 978-3-17-036452-3

Inhaltsverzeichnis

 

  1. I          »Jugend« – was ist das eigentlich? Erste Annäherungen
  2. 1          Jugend als Problem: die Perspektive der populären Medien und Ratgeber
  3. 2          Jugend als »großes Fadensuchen« – die (Innen-)Perspektive der Coming-of- Age-Literatur (Anne Frank, Crazy, Tschick)
  4. 3          Jugend als mehr oder weniger klar definierter Altersabschnitt – Definitionen in Gesetzestexten und entwicklungspsychologischen Lehrbüchern
  5. 4          Jugend als lebenslanges Ideal, als Versprechen und als Verklärung – die Perspektive der Aphorismen, der Lyrik und der Lebenskunst
  6. 5          Jugend als Vielfalt der Lebenslagen und Lebensorientierungen
  7. 6          Jugend als Forschungsobjekt – die Unterschiedlichkeit der Forschungsansätze und Methoden in der Jugendforschung
  8. 7          Jugend als Objekt der Theoriebildung – Was soll, was kann eine »Theorie der Jugend« leisten?
  9. II          Klassische Positionen der Jugendtheorie
  10. 8          Jugend als »zweite Geburt« – Jean-Jacques Rousseau
  11. 9          Jugend als »Sturm und Drang« und als »Hineinwachsen in die einzelnen Lebensgebiete« – Eduard Spranger
  12. 10          Jugend als Sehnsucht und als »seelische Ergänzungsbedürftigkeit« – Charlotte Bühler
  13. 11          Jugend als Hingabe – Siegfried Bernfeld
  14. III          Psychoanalytische Positionen
  15. 12          Jugend als Umstrukturierung libidinöser Besetzungen – Sigmund Freud
  16. 13          Jugend als Kampf um die Herrschaft zwischen Ich und Es – Anna Freud
  17. 14          Jugend als psychosoziales Moratorium und als Ringen um Identität – Erik Erikson
  18. 15          Jugend als Suche nach narzisstischer Bestätigung – Thomas Ziehe
  19. IV          Positionen der Entwicklungspsychologie
  20. 16          Jugend als Erweiterung des Denkens – Jean Piaget
  21. 17          Jugend als Differenzierung moralischer Urteilsfähigkeit – Lawrence Kohlberg
  22. 18          Jugend als Stimmverlust – Carol Gilligan
  23. 19          Jugend als emotionaler Aufruhr und als Bemühen um Coolness
  24. V          (Neuro-)biologische Positionen
  25. 20          Jugend als Folge hormonaler Veränderungen
  26. 21          Jugend als Ausdruck eines »Gehirnumbaus«
  27. VI          Soziologische Positionen
  28. 22          Jugend als »gesellschaftliches Konstrukt«
  29. 23          Jugend als »Generationenverhältnis«
  30. 24          Jugend als »Zeitgeistseismograph« und als »gesellschaftliche Avantgarde«
  31. 25          Jugend als »Jugenden« (Typen, Milieus, Szenen …)
  32. 26          Jugend als Risiko
  33. VII     Aktuelle integrative bio-psycho-soziale und pädagogische Positionen
  34. 27          Jugend als Verdichtung von Entwicklungsaufgaben – Robert Havighurst
  35. 28          Jugend als Selbstnarration und Selbstsozialisation – Jürgen Zinnecker
  36. 29          Jugend als Spannung zwischen Individuation und Integration – Klaus Hurrelmann
  37. 30          Jugend als Selbstschöpfung und Schicksalsprägung – Helmut Fend
  38. VIII    Schluss: Jugenderfahrungen im autobiografischen Rückblick: Wie das Leben so spielt und wie das Gelingen bzw. Misslingen von den Betroffenen gedeutet wird
  39. Literatur

I          »Jugend« – was ist das eigentlich? Erste Annäherungen

 

Dieses Buch stellt den Eröffnungsband zu einer Buchreihe mit dem Titel »Das Jugendalter« dar, bei der die Autorinnen und Autoren in den geplanten weiteren Bänden jeweils ganz spezielle Aspekte des Jugendalters in den Blick nehmen werden: Die Jugendlichen und ihr Verhältnis zum Körper, die Jugendlichen und ihr Verhältnis zu den Eltern, die Jugendlichen und ihre sexuellen Erfahrungen, die Jugendlichen und ihre Geschwisterbeziehungen, die Jugendlichen und ihre Freundschaften und Cliquen, die Jugendlichen und ihr Umgang mit den modernen Medien, die Jugendlichen und ihr Verhältnis zur Schule und Bildung, die Jugendlichen und ihr Verhältnis zu Ausbildung und Beruf, die Jugendlichen und ihr Verhältnis zu Gesellschaft, Demokratie und Politik, die Jugendlichen und ihr Umgang mit Gesundheit und Risiko, die Jugendlichen und ihre unterschiedlichen Herkünfte und kulturellen Verwurzelungen, die Jugendlichen und ihr Verhältnis zu Ordnungen, Regeln und Grenzen, die Jugendlichen und ihr Verhältnis zu Glaube, Religion und Sinnsuche, die Jugendlichen und ihr Verhältnis zu den Angeboten und Einrichtungen der außerschulischen Jugendbildung, die Jugendlichen und ihre kreativen Ausdrucksformen und kulturellen Hervorbringungen, die Jugendlichen und ihre Suche nach Identität.

Vom Konzept der Buchreihe her wird damit gewissermaßen unterstellt, dass es sich bei »den Jugendlichen« um eine abgrenzbare Teilgruppe der Gesellschaft handelt, die zu all diesen Erfahrungen, Aufgaben, Institutionen und Lebensbezirken ein besonderes Verhältnis hat, das sich von dem, welches Kinder oder Erwachsene haben, unterscheidet. Die These lautet also, dass es sich bei »der Jugend« um eine besondere Form des In-der-Welt-Seins handelt, die durch ein besonderes Lebensgefühl und durch besondere Herausforderungen und Probleme gekennzeichnet ist.

Doch worin besteht diese Besonderheit? Was macht den »Grundcharakter«, die »Essenz« des Jugendalters aus? Einerseits weiß jeder, was das ist, »die Jugend« bzw. »das Jugendalter«. Jeder Leser und jede Leserin dieses Buches hat Erinnerungen, Vorstellungen, Beobachtungen zum Phänomen Jugend, weil er oder sie selbst dieses Lebensalter, dieses Lebensgefühl, diese Lebenslage erfahren und durchlebt hat und weil er oder sie Jugendliche kennt, die mitten drin stecken. Von daher stellen sich in der Regel durchaus spontane Assoziationen zum Begriff »Jugend« ein: Ärger mit Pickeln, Stimmbruch, Stimmungsschwankungen, Schwärmereien für Pop-Stars, Zoff mit den Eltern, Spaß in der Clique, erste sexuelle Erfahrungen, etc.

Andererseits tun wir uns aber doch sehr schwer, genau anzugeben, was denn nun im Kern die Besonderheit dieses vielschichtigen, schillernden Lebensabschnitts ausmacht. Die Diskussion über das Jugendalter und über Jugendprobleme gehört zum Alltagsdiskurs. Je nachdem in welchem Kontext die entsprechende Diskussion erfolgt, hat sie zumeist einen recht unterschiedlichen Grundtenor: Eher den von Nostalgie und wehmütiger oder auch schelmischer Erinnerung an bewegte Zeiten, wenn ehemalige Schulkameraden beim Klassentreffen ins Erzählen kommen, eher den Beigeschmack von Befremden und Kopfschütteln, wenn in den Medien über irgendwelche neuen merkwürdigen Trends aus den Jugendkulturen berichtet wird, eher den Modus der Klage, wenn sich Eltern pubertierender Kinder über die Ähnlichkeit ihrer häuslichen Konflikte und über ihre nachwuchsbezogenen Sorgen und Nöte austauschen, eher den Beiklang von Empörung und Gereiztheit, wenn eine Lehrerin ihren Kollegen in der Pause erzählt, wie schlimm sich heute wieder die 8b benommen hat, eher den Unterton von Erstaunen und heimlicher Bewunderung, wenn deutlich wird, wie viel leichter und souveräner der Nachwuchs mit den neuesten Errungenschaften der modernen Medientechnik umzugehen weiß, eher den Ausdruck von Warnung und Sorge, wenn in neuen wissenschaftlichen Studien die Stressbelastungen und die zunehmenden gesundheitlichen Beeinträchtigungen der heutigen Jugendlichen dargestellt werden, eher den von Irritation und Enttäuschung, wenn sich in Bildungsstudien erweist, dass der Bildungsstand der deutschen Jugendlichen im internationalen Vergleich hinter den Erwartungen zurückbleibt, eher den Ton von Wertebeschwörung und Verantwortungsappell, wenn Politiker sich des Themas »Jugend« annehmen und eher den Anstrich von Partystimmung, Lebensfreude und cooler Überlegenheit, wenn die Werbebranche das Thema »Jugendlichkeit« in Szene setzt.

1          Jugend als Problem: die Perspektive der populären Medien und Ratgeber

 

Dass das Thema »Jugend« bzw. »Pubertät« ein beliebtes Thema des Alltagsdiskurses ist, kann man auch daran erkennen, dass die auflagenstärksten Magazine hierzulande in den vergangenen Jahren Titelgeschichten zum Thema »Jugend« bzw. »Pubertät« publiziert haben. Darin wird vor allem das Problematische, Konfliktträchtige, aber auch das Aufregende und Faszinierende dieses Lebensabschnitts in den Titelformulierungen betont: »Süßer Horror Pubertät: Die Entmachtung der Eltern« (DER SPIEGEL, 22/2001, »Abenteuer Pubertät. Wenn Teenager plötzlich anders ticken« (Focus 30/2003), »Wahnsinn Pubertät. Neue Hirnforschung – Warum Teenies komisch ticken« (Stern 48/2003), »Pubertät – Der große Umbruch« (Gehirn & Geist 5/2006) »Pubertät – Auf der Suche nach dem neuen Ich« (GEOWissen 41/2008), »Pubertät – Chaos! Krisen! Chancen!« (GEOkompakt 45/2015).

Wirft man einen Blick in die umfangreiche Ratgeberliteratur, dann kreisen auch hier die Titel primär um das Rätselhafte, Problematische, Krisenhafte: »Irrgarten Pubertät« (Friedrich 1999), »Die härtesten Jahre« (Barlow/Skidmore 1998), »Von den Schwierigkeiten, erwachsen zu werden« (Dolto/Dolto-Tolitch/Perchemnier 1991), »Pubertät, Adoleszenz oder die Schwierigkeit, einen Kaktus zu umarmen« (Emig/Steinhard/Wurthmann 2000), »Pubertät: Echt ätzend« (Guggenbühl 2000), »Ich krieg die Krise. Pubertät trifft Wechseljahre« (Lutz 2000), »Pickel, Sex und immer Krach« (Kaiser 2000) »Warum sie so seltsam sind« (Strauch 2003), »Puberterror« (Baier 2003), »Nervenprobe Pubertät« (Brosch/Luchs 2003), »Das können doch nicht meine sein« (Raffauf 2009), »Pubertät – Wenn Erziehen nicht mehr geht« (Juul 2010), »Wilde Jahre« (Streit 2014).

Was ist das »Seltsame«, »Eigentümliche«, »Spezifische« der Jugend? Und was steckt dahinter? Welche inneren Prozesse, Veränderungen, Spannungen drücken sich darin aus? Inwiefern sind diese Veränderungen naturgegeben, universell, unabänderlich bzw. inwiefern sind sie gesellschaftlich bedingt, kulturell geprägt, zeittypisch? Aus der Perspektive von Jugendlichen mögen manche der oben genannten Titel wie eine Provokation erscheinen: Ausdruck der Ahnungs- und Ratlosigkeit der Erwachsenen bei gleichzeitigem Anspruch auf die Definitionsmacht dessen, was »normales«, »vernünftiges« und »angemessenes« Verhalten ist. Viele Jugendliche fragen sich vielleicht umgekehrt, warum die Erwachsenen so »seltsam« sind, sprich, so beschränkt in ihrem Verständnis, so borniert in ihren Anschauungen, so beharrlich in ihren Forderungen und so bestimmend und einschränkend in ihrer Fürsorge. Entsprechend gibt es auch einen Pubertätsratgeber, der mit dem Titel »Ihr versteht mich einfach nicht« die Jugendlichenperspektive ins Zentrum rückt (Esser 2005), sowie den pfiffigen gegenläufigen Titel »Pubertät ist, wenn die Eltern schwierig werden« (Arlt 2000).

Weiterhin gibt es diverse Bücher, in denen versucht wird, besondere Aspekte der jeweils neuen Jugendgeneration in einem mehr oder weniger originellen Generationenlabel als Titel einzufangen. In diesem Sinne sind etwa die Bücher »Generation@« (Opaschowski 1999), »Generation kick.de« (Farian 2002), »Generation Counter Strike« (Schunk 2004), »Generation Handy« (Bleuel 2007), »Generation Doof« (Bonner/Weiss 2008), »Generation Geil« (Weiß 2010), »Generation Porno« (Gernert 2010, Stähler 2014), »Generation Maybe« (Jeges 2014), »Generation Smartphone« (Zimmermann 2016), »Generation Selfie« (Cohrs/Oer 2016), »Generation YouTube« (Althaus 2017), »Generation Beziehungsunfähig« (Nast 2016), »Generation Y« (Schwenkenbecher/Leitlein 2017) und »Generation Z« (Scholz 2014) zu nennen.

2          Jugend als »großes Fadensuchen« – die (Innen-)Perspektive der Coming-of-Age-Literatur (Anne Frank, Crazy, Tschick)

 

Aus der Perspektive der Jugendlichen mag vielleicht sogar die ganze umfangreiche Jugendforschung, die bisweilen ihre Ergebnisse zu solchen Generationenlabels verdichtet, als eine Zumutung erscheinen, als der Versuch, sie trotz ihrer offensichtlichen Unterschiedlichkeit zu einer Kategorie »Jugend« oder zu einer besonderen »Jugendgeneration« zusammenzufassen, sie vielleicht auch noch in unterschiedliche »Jugendtypen« zu sortieren. Es mag sich bei ihnen auch Widerstand regen gegen das Ansinnen, ihre jeweiligen Denkweisen, Ansichten und Einstellungen zu erforschen, ihre Verhaltensmuster und Gefühlskonflikte zu deuten und somit letztlich ihre Begeisterung und ihre Schwärmereien, ihre Verwirrung und ihre Verweigerung, ihre Empörung und ihre Auflehnung als eben bloß »jugendtypische Phänomene« zu »erklären« und diesen Dingen, die sie so sehr beschäftigen, somit ihre tiefere Bedeutung abzusprechen. Aber natürlich ist auch den Jugendlichen selbst bisweilen ihr eigenes Innenleben, das was ihnen passiert, was sie fühlen und empfinden, ein ziemliches Rätsel.

Besonders eindringlich kommt dies etwa in dem Tagebuch von Anne Frank zum Ausdruck. Dieses Tagebuch, das das jüdische Mädchen Anne Frank vom Juni 1942 bis zum August 1944 führte und in dem die Verfasserin neben den alltäglichen Begebenheiten des beengten und stets bedrohten Zusammenlebens in dem Versteck im Hinterhaus in der Prinsengracht 263 in Amsterdam vor allem ihre inneren Empfindungen und Entwicklungsprozesse in sehr subtiler und reflektierter Weise darstellt, gehört zu den klassischen Dokumenten der autobiografischen Beschreibung jugendlichen Seelenlebens. Es wurde in über 70 Sprachen übersetzt und ist mit einer Auflage von rund 30 Millionen Exemplaren eines der meistgedruckten Bücher der Welt. In vielen Schulklassen wurde und wird dieses Buch als Pflichtlektüre ausgewählt. Einerseits deshalb, weil hier das Thema »Holocaust« an einem exemplarischen Einzelschicksal behandelt werden kann, denn das Versteck im Hinterhaus flog im August 1944 auf und die Familie Frank wurde deportiert und Anne Frank fiel im Frühjahr 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen dem Rassenwahn der Nationalsozialisten zum Opfer. Andererseits aber auch deshalb, weil die tiefgründigen Reflexionen über innere Empfindungen, über Sehnsüchte, Hoffnungen, Zweifel, Irritationen, Ambitionen, Konflikte, Enttäuschungen, welche die Tagebuchschreiberin damals zu Papier brachte, die jugendlichen Leser auch heute noch sehr zur Identifikation und Auseinandersetzung einladen.

In ihrer allerletzten Eintragung vom 1. August 1944 notiert die 15-jährige Anne in ihr Tagebuch – welches sie stets in Form von Briefen an eine imaginäre Freundin namens Kitty verfasst hat –, dass sie

»eigentlich nicht eine, sondern zwei Seelen habe. Die eine beherbergt meine ausgelassene Fröhlichkeit, Spöttereien über alles, meine Lebenslust und vor allem meine Art, alles von der leichten Seite aufzufassen: Darunter verstehe ich: keinen Anstoß nehmen an Flirten, einem Kuß, einer Umarmung, einem unanständigen Witz. Diese Seite sitzt meistens auf der Lauer und verdrängt die andere, die viel schöner, reiner und tiefer ist. Nicht wahr, die gute Seite von Anne kennt niemand, und darum können mich auch so wenige Menschen leiden. …

Meine leichte, oberflächliche Art wird der tiefen immer über sein und sie besiegen. Du kannst Dir nicht vorstellen, wie oft ich schon versucht habe, diese Anne, die doch nur die Hälfte ist von dem, was Anne heißt, wegzuschieben, zu lähmen, zu verbergen; es geht nicht und ich weiß auch nicht, warum es nicht geht.

Ich habe Angst, daß alle, die mich kennen, so wie ich immer bin, entdecken würden, daß ich eine andere Seite habe, eine schönere und bessere. Ich habe Angst, daß sie über mich spotten, mich lächerlich und sentimental finden, mich nicht ernst nehmen. Ich bin gewöhnt, nicht ernst genommen zu werden; aber nur die ›leichte‹ Anne ist es gewöhnt und kann es vertragen, die ›schwere‹ ist zu schwach dazu. …

So wie ich es schon sagte, empfinde ich alles anders als ich es ausspreche, und darum habe ich den Ruf von einem Mädel, das Jungens nachläuft, flirtet, naseweis ist und Romane liest. Die vergnügte Anne lacht darüber, gibt freche Antworten, zieht gleichgültig die Schultern hoch, tut, als ob es sie nicht angeht, aber, o weh, genau umgekehrt reagiert die stille Anne. …

Es schluchzt in mir: ›Siehst Du, das ist daraus geworden: Schlechte Meinung, spöttische und verstörte Gesichter, Menschen, die dich unsympathisch finden, und das alles, weil Du den Rat der eigenen guten Hälfte nicht hörst.‹ – Ach ich möchte schon hören, aber es geht nicht; wenn ich still und ernst bin, denkt jeder, es sei eine neue Komödie, und dann muß ich mich mit einem Witz herausretten, ganz zu schweigen von meiner engeren Familie, die denkt, daß ich krank sei, mir Kopfschmerz- und Nerventabletten zu schlucken gibt, Puls und Stirn fühlt, ob ich Fieber habe, und sich nach meiner Verdauung erkundigt und dann meine schlechte Laune kritisiert. Das halte ich nicht aus. Wenn so auf mich aufgepasst wird, werde ich erst recht schnippisch, dann traurig, und schließlich drehe ich mein Herz wieder um, drehe das Schlechte nach außen, das Gute nach innen und suche immer wieder nach einem Mittel, so zu werden, wie ich so gerne sein möchte, und wie ich sein könnte, wenn … ja wenn keine anderen Menschen auf der Welt lebten« (Frank 1955, S. 230f.).

An manchen Formulierungen ist erkennbar, dass diese Tagebuchaufzeichnungen nicht aus der unmittelbaren Gegenwart stammen. Dennoch können die Themen, die zur Sprache kommen: Widersprüche zwischen unterschiedlichen Persönlichkeitsanteilen, Diskrepanz zwischen Ideal-Ich und Real-Ich, Bedürfnis nach Klarheit, Sehnsucht nach Anerkennung, Autonomiewünsche und Konflikte mit den überfürsorglichen Eltern . … wohl auch heute noch als ziemlich typische Phänomene des Jugendalters gelten.

Etwas flapsiger und weniger tiefgründig-idealistisch kommt die jugendtypische Reflexion über das Leben und seine Herausforderungen, über die Spannung zwischen dem Drang zum Tiefsinn einerseits und dem Hang zum Unsinn andererseits, in aktuellen Coming-of-Age Romanen zum Ausdruck. Wenn es ihnen gelingt, das spezielle Lebensgefühl der Jugend plastisch einzufangen, erlangen sie bisweilen den Status von wahren Kultbüchern. Das Buch »Crazy« von Benjamin Lebert, das zudem deutlich autobiografische Züge trägt und vom Autor bereits im zarten Alter von 16 Jahren verfasst wurde, gehört sicherlich zu jenen Büchern. Innerhalb kurzer Zeit hat es mehr als 25 Auflagen erreicht und wurde verfilmt.

Zwischen den 15–16-jährigen Jungen im Internat, um die die ganze Erzählung kreist, entwickelt sich, nachdem sie beim verbotenen nächtlichen Ausflug zum Mädchentrakt gerade mit einigen Mühen die Feuerleiter überwunden haben, folgendes Gespräch über das Leben an sich und als solches:

»›Und wie ist das Leben?‹ fragt Kugli

›Anspruchsvoll‹, antwortet Felix.

Ein großes Grinsen macht die Runde.

›Sind wir auch anspruchsvoll?‹ will Janosch wissen.

›Das weiß ich nicht‹, erwidert Felix. ›Ich glaube, wir befinden uns gerade in einer Phase, wo wir den Faden finden müssen. Und wenn wir den Faden gefunden haben, sind wir auch anspruchsvoll.‹

›Das verstehe ich nicht‹, bemerkt Florian entrüstet. ›Was sind wir denn, bevor wir anspruchsvoll sind?‹

›Vorher sind wir, so glaube ich, Fadensuchende. Die ganze Jugend ist ein einziges großes Fadensuchen‹« (Lebert 2000, S. 65).

Später, bei einem noch waghalsigeren nächtlichen Ausflug, der sie in die Großstadt München führen soll, kommt das Gespräch der Jungen noch einmal auf die Rede vom »Fadensuchen« zurück.

»›Benjamin Lebert – du bist ein Held‹, sagt Janosch mit tiefer Stimme. …

›Und warum?‹ will ich wissen.

›Weil durch dich das Leben spricht‹, entgegnet Janosch.

›Durch mich?‹ frage ich.

›Durch dich‹, bestätigt er.

›Was durch mich spricht, ist beschissen‹, antworte ich.

›Nein, – aufregend. Man findet immer etwas Neues.‹

›Aber will man das denn?‹ frage ich.

›Klar will man das‹, schreit Janosch. ›Sonst wäre es doch langweilig. Man muß immer auf der Suche nach dem – was sagte Felix doch gleich? – Faden sein. Genau, Faden. Man muß immer auf der Suche nach dem Faden bleiben. Die Jugend ist ein einziges großes Fadensuchen. Benni, komm! Laß uns den Faden finden! Am besten in dem Zug nach München‹« (ebd. S. 130f.).

Das sicherlich wichtigste und meistgelesene deutschsprachige Coming-of-Age-Buch aus jüngster Zeit ist Wolfgang Herrndorfs »Tschick« von 2010, das mehr als 2 Millionen Mal verkauft wurde und zahlreiche Preise abräumte. Inzwischen gibt es eine Theaterfassung, die landauf, landab gespielt wird (in der Spielzeit 2012/13 war »Tschick« das meistgespielte Stück an allen deutschen Bühnen!), und es gibt eine Verfilmung unter der Regie von Fatih Akin. Es dürfte derzeit sicherlich auch zur meistgelesenen Schullektüre an deutschen Schulen gehören. Es geht darin um die Geschichte zweier Außenseiter, die zu Ausreißern werden, dem 14-jährigen Maik Klingenberg – aus dessen Perspektive die Geschichte erzählt wird – und dem gleichaltrigen Aussiedlerjungen Andrej Tschichatschoff, genannt »Tschick«. Maik leidet daran, dass seine Familie gerade zerfällt – seine Mutter ist wieder einmal auf Entziehungskur und sein Vater ist mit der Sekretärin im Urlaub unterwegs –, noch mehr aber leidet er daran, dass er bei seinen Mitschülern als Langweiler oder gar als »Psycho« wahrgenommen wird. Dies führt u. a. dazu, dass er als einer der ganz wenigen seiner Klasse nicht zur Geburtstagsfete seiner angehimmelten Klassenkameradin Tatjana, des weiblichen Stars in der Klasse, eingeladen wird. Entsprechend angekratzt ist sein Selbstbild:

»Logisch, die größten Langweiler und Assis waren nicht eingeladen, Russen, Nazis und Idioten. Und ich musste nicht lange überlegen, was ich in Tatjanas Augen wahrscheinlich war. Weil, ich war ja weder Russe noch Nazi« (Herrndorf 2010, S. 60f.).

So ergibt es sich eher spontan und zufällig, dass sich die beiden Jungs in einem geklauten Lada auf die Fahrt in die Walachei machen. Dabei haben sie weder eine genauere Vorstellung davon, wo die Walachei eigentlich liegt, noch wie sie dorthin kommen sollen. »Walachei« steht mehr symbolisch für Aufbruch, Aktion, Abenteuer. Es handelt sich im Weiteren dann um ein »Road-Movie«, bzw. eine »Heldenreise«, wenn man so will auch um einen Bildungsroman, bei dem die beiden Protagonisten zahlreiche eigentümliche Begegnungen mit schrägen Menschen haben und etliche knifflige Aufgaben lösen müssen, denen sie sich mit einer jugendtypischen Mischung aus Unbekümmertheit und Ahnungslosigkeit stellen. Am Ende, als sie dann irgendwo im Brandenburgischen gestrandet sind, sind sie ein ganzes Stück reifer geworden und haben Etliches über das Leben gelernt – und sie haben einen freundlicheren Blick auf die Menschen und sich selbst gewonnen. Es kommt zu folgendem Dialog zwischen den beiden Jungen, die nach ursprünglicher wechselseitiger Ablehnung inzwischen zu Freunden geworden sind:

»›Wie kommst du denn auf Langweiler‹, fragte Tschick, und ich fragte ihn, ob er eigentlich wüsste, warum ich überhaupt mit ihm in die Walachei gefahren wäre. Nämlich weil ich der größte Langweiler war, so langweilig, dass ich nicht mal auf eine Party eingeladen wurde, zu der alle eingeladen wurden, und weil ich wenigstens einmal im Leben nicht langweilig sein wollte, und Tschick erklärte, dass ich nicht alle Tassen im Schrank hätte und dass er sich, seit er mich kennen würde, noch nicht eine Sekunde gelangweilt hätte. Dass es im Gegenteil so ungefähr die aufregendste und tollste Woche seines Lebens gewesen wäre, und dann unterhielten wir uns über die tollste und aufregendste Woche unseres Lebens, und es war wirklich kaum auszuhalten, dass es jetzt vorbei sein sollte« (ebd., S. 213).

Die Selbstzweifel, der Wunsch nach Anerkennung, die Bedeutung von Freundschaft, die Frage nach dem Sinn des Lebens, die Sehnsucht nach aufregenden Begegnungen und spannenden Erlebnissen … das sind jenseits der vordergründigen Komik der bizarren Szenen und schrägen Dialoge, in die die beiden Protagonisten verwickelt werden, die zentralen Themen des Buches. Aber auch das Sich-auf-den-Weg-Machen und die Frage, welche Haltungen und welche Zukunftspläne am ehesten geeignet sind, um die eigenen Glücksansprüche zu realisieren. An einer sehr nachdenklichen Stelle geraten dem Ich-Erzähler Maik die »Generationendifferenz«, der Gegensatz zwischen Alt und Jung, und die damit zusammenhängenden Themen der Begrenztheit der Lebensspanne und der unvermeidlichen Vergänglichkeit aller einstmals hochfliegenden jugendlichen Träume und Ambitionen schmerzlich ins Bewusstsein:

»Ich musste die ganze Zeit auf die Rentner gucken, die aus diesen Bussen quollen. Denn es waren ausschließlich Rentner. Sie trugen alle ausschließlich braune oder beige Kleidung und ein lächerliches Hütchen, und wenn sie an uns vorbeikamen, wo es eine kleine Steigung raufging, schnauften sie, als hätten sie einen Marathon hinter sich.

Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich selbst einmal so ein beiger Rentner sein würde. Dabei waren alle alten Männer, die ich kannte, beige Rentner. Und auch die Rentnerinnen waren so. Alle waren beige. Es fiel mir ungeheuer schwer, mir auszumalen, dass diese alten Frauen auch einmal jung gewesen sein mussten. Dass sie einmal so alt gewesen waren wie Tatjana und sich abends zurechtgemacht hatten und in Tanzlokale gegangen waren, wo man sie vermutlich als junge Feger oder so was bezeichnet hatte, vor fünfzig oder hundert Jahren. Nicht alle natürlich. Ein paar werden auch damals schon öde und hässlich gewesen sein. Aber auch die Öden und Hässlichen haben mit ihrem Leben wahrscheinlich mal was vorgehabt, sie hatten sicher auch Pläne für die Zukunft. Und auch die ganz Normalen hatten Pläne für die Zukunft, und was garantiert nicht in diesen Plänen stand, war, sich in beige Rentner zu verwandeln. Je mehr ich über diese Alten nachdachte, die da aus den Bussen rauskamen, desto mehr deprimierte es mich« (ebd., S. 117f.).

Die Jugend als Kampf zwischen zwei Seelen in der Brust, die Jugend als aufregende, spannende Reise ins Ungewisse und die Jugend als »ein einziges großes Fadensuchen« – damit sind sehr ansprechende und anschauliche Metaphern für das Jugendalter formuliert. Gleichzeitig kommen in narrativen Texten wie den oben zitierten das eigentümliche Lebensgefühl der Jugend sowie die typischen Denk-, Kommunikations- und Handlungsweisen dieses Alters in besonders anschaulicher und authentischer Weise zum Ausdruck. Lässt sich all dies überhaupt in irgendeiner Weise »wissenschaftlich erklären« – also auf allgemeine Gesetze, Prinzipien, auf eine universelle Entwicklungslogik oder auf die je spezifischen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen »zurückführen«? Oder sind die Konstellationen und die Geschichten, die hier geschildert werden, so bunt und schillernd und vielfältig wie das Leben selbst? Was wollen, was sollen, was können »Theorien des Jugendalters« also leisten?

Auch die Geschichte des theoretischen Nachdenkens über die Besonderheiten des Jugendalters und deren innere Ursachen könnte man als eine verschlungene und stationenreiche Reise oder als ein »großes Fadensuchen« beschreiben bzw. als ein vielfältig verschlungenes Knäuel von bunten Fäden, von unterschiedlichen Beschreibungen, Deutungen und Erklärungen. Ich will im Folgenden eine ganze Reihe von Fäden aus diesem Knäuel herausziehen, d. h. eine Reihe von markanten Versuchen vorstellen, die Gesamtcharakteristik des Jugendalters auf den Punkt zu bringen, die zentralen inneren Prozesse zu beschreiben und die maßgeblichen Antriebskräfte dafür zu benennen. Dies werden zum einen bestimmte markante Ansätze sein, die direkt mit konkreten Namen bedeutsamer Pädagogen oder Psychologen verknüpft sind, zum anderen aber auch bestimmte Theorietraditionen, die mehr durch einen speziellen Fokus bei der Beschreibung und Deutung der jugendtypischen Phänomene charakterisiert sind.

Dabei ist freilich weder eine systematische Geschichte der Jugend noch eine systematische Geschichte der Jugendpsychologie, der Jugendpädagogik oder der Jugendforschung beabsichtigt, sondern es geht um die Vergegenwärtigung und halbwegs systematische Ordnung der vielfältigen Deutungsmuster, unter denen Jugend betrachtet werden kann und die in der Diskussion über die Jugend immer wieder auftauchen. Die Darstellung bemüht sich in der wiederkehrenden Formel »Jugend als …«, darum, jeweils die charakteristischen Besonderheiten der einzelnen Sichtweisen auf den Punkt zu bringen. Dass man in einer solchen knappen, überblicksartigen Zusammenfassung der Differenziertheit dessen, was von den einzelnen Positionen alles auch noch gesehen und erwogen wurde, nicht gerecht werden kann, dass es dabei unvermeidlich zu Akzentuierungen und Verkürzungen kommt, liegt auf der Hand. Ebenso natürlich auch, dass es oftmals keine ganz trennscharfen Grenzlinien zwischen den unterschiedlichen Ansätzen, sondern vielfache Überschneidungen und Überlappungen gibt.

3          Jugend als mehr oder weniger klar definierter Altersabschnitt – Definitionen in Gesetzestexten und entwicklungspsychologischen Lehrbüchern

 

Wenn man die Frage stellt, was das eigentlich ist, »ein Jugendlicher« oder »eine Jugendliche«, dann bekommt man die schlichtesten Antworten und die eindeutigsten Definitionen wohl aus der Sphäre der Jurisprudenz. Der §1 des Jugendschutzgesetzes ist mit »Begriffsbestimmungen« überschrieben und beginnt mit den folgenden Sätzen:

»(1) Im Sinne dieses Gesetzes

1. sind Kinder Personen, die noch nicht 14 Jahre alt sind,

2. sind Jugendliche Personen, die 14, aber noch nicht 18 Jahre alt sind.«

Im § 7 des Kinder- und Jugendhilfegesetzes, der ebenfalls mit »Begriffsbestimmungen« überschrieben ist, ist folgendes zu lesen:

»(1) Im Sinne dieses Buches ist

1.  Kind, wer noch nicht 14 Jahre alt ist …

2.  Jugendlicher, wer 14 aber noch nicht 18 Jahre alt ist,

3.  junger Volljähriger, wer 18 aber noch nicht 27 Jahre alt ist,

4.  junger Mensch, wer noch nicht 27 Jahre alt ist.«

Solche klaren, eindeutigen begrifflichen Abgrenzungen sind für die Handhabbarkeit von Gesetzestexten, in denen einerseits Einschränkungen im Zugang zu bestimmten Konsumgütern (wie Tabak oder Alkohol) oder Veranstaltungen oder aber Rechtsansprüche und institutionelle Verpflichtungen geregelt werden, erforderlich. Dass es diese Gesetze gibt, macht bereits sehr deutlich, dass in unserer Gesellschaft Kinder und Jugendliche nicht einfach als »kleine Erwachsene« betrachtet werden, sondern als eine besondere Teilgruppe, die von bestimmten Gefährdungen und Verführungen der Erwachsenenwelt möglichst fernzuhalten ist und deren Vertretern in bestimmten Lebenslagen besondere Unterstützung und Hilfe zu gewähren ist. Solche Begriffsbestimmungen in Gesetzestexten sagen freilich noch gar nichts über die qualitativen Besonderheiten der einzelnen Altersabschnitte aus und sie gehen auch nicht auf die Tatsache ein, dass die körperliche und seelische Reife eines Menschen mit 14 Jahren höchst unterschiedlich beschaffen sein kann.

Aber nicht nur in juristischen Texten, auch in entwicklungspsychologischen Lehrbüchern und in der soziologischen Jugendforschung findet man häufig pragmatische begriffliche Festlegungen, um die Zielgruppe, von der im weiteren die Rede sein soll, zu umreißen. Dabei erweist sich aber recht bald, dass die Begriffe dort keineswegs einheitlich verwendet werden. Bei Remplein (1963, S. 28) etwa war »Jugendalter« noch der Oberbegriff, der das ganze zweite Lebensjahrzehnt umfasst und in dem sich die Unterphasen »Vorpubertät« (12–14 Jahre), »Pubertät« (14–16 Jahre), »Jugendkrise« (16–17 Jahre) und Adoleszenz (17–21 Jahre) ablösen (für Mädchen wird dabei jeweils ein »Vorsprung« von einem bis eineinhalb Jahren angenommen). Bei Oerter/Dreher ist es genau umgekehrt. Hier ist »Adoleszenz« der Oberbegriff, der vom vollendeten 10. bis zum 21. Lebensjahr reicht und diese wird dann in Unterphasen aufgeteilt, wobei unter »Jugendalter« die Zeit vom 11. bis zum vollendeten 17. Lebensjahr verstanden wird (Oerter/Dreher 1995, S. 312). Bei Kasten schließlich findet sich eine Aufgliederung in Vorpubertät (12–14 Jahre), Pubertät (14–16 Jahre), frühe Adoleszenz (16–17 Jahre), mittlere Adoleszenz (17–19 Jahre) und späte Adoleszenz (19–21 Jahre) (Mädchen wiederum mit einem »Vorsprung« von zwei Jahren). Bei ihm wird »Jugendalter« weitgehend mit »Adoleszenz« synonym gebraucht und als zweite große Übergangsphase von der vorausgehenden Phase der Pubertät unterschieden (Kasten 1999, S. 14f.).

Betrachtet man die einschlägigen großen soziologischen Jugendstudien, so stellt man fest, dass auch hier der Begriff »Jugend« auf durchaus unterschiedlich gefasste Zielgruppen bezogen wird. Die erste Shell-Jugendstudie von 1953 hatte den Titel »Jugend zwischen 15 und 24«, die jüngste, 17. Shell-Jugendstudie von 2015 hatte die 12–25-Jährigen im Visier. Zinnecker hat in seiner ebenfalls repräsentativen Jugendstudie »null zoff & voll busy – die erste Jugendgeneration des neuen Jahrtausends« 10–18-Jährige befragt (vgl. Zinnecker u. a. 2003). Man sieht, die Unterschiede sind sehr groß, und Hurrelmann hat unter sozialisationstheoretischer Perspektive sogar den grundsätzlichen Standpunkt vertreten, »dass eine altersmäßige Festlegung der Jugendphase nicht möglich und nicht sinnvoll« sei. Allenfalls für den Beginn dieses Altersabschnitts lässt er mit der Geschlechtsreife einen markanten Anfangspunkt zu, ihr Abschluss und Ende sei dagegen so offen und unbestimmt und so sehr von kulturellen Gegebenheiten abhängig, dass eine generelle altersmäßige Festschreibung nicht viel Sinn mache. Freilich geht auch Hurrelmann trotz unscharfer Grenzziehungen von der These aus, »dass der Jugendphase eine eigenständige Bedeutung im menschlichen Lebenslauf zugesprochen werden muß« (Hurrelmann 1994, S. 18).

Baacke hat gleich im Titel seines verbreiteten Buches »Die 13–18-Jährigen« (Baacke 1979) deutlich gemacht, um welche Altersgruppe sein Buch kreist, und er hat dies damit gerechtfertigt, »dass diese Altersspanne in etwa als eine sinnliche Einheit erfahren wird, und zwar von den Jugendlichen selbst, aber auch von den Eltern und Lehrern. Die körperlichen Veränderungen der Adoleszenz, neue Verhaltensweisen und ein atmosphärischer Gesamthabitus schließen diese Altersgruppe zusammen. Es sind dies die Jahre, die Erzieher am meisten verunsichern. Die Jugendlichen sind oft aggressiv gegenüber Erwachsenen und rufen deren Aggression hervor« (Baacke 1979, S. 16). Interessant ist, dass Baacke als Erziehungswissenschaftler seine Abgrenzung unter anderem mit den typischen pädagogischen Konfliktkonstellationen dieser Altersphase begründet. Diese pragmatische Abgrenzung erscheint sinnvoll. In der Tat bilden die 13–18-Jährigen unter pädagogischen Aspekten eine gewisse Einheit. Die meisten der oben genannten Elternratgeber, die schon im Titel auf die Konflikthaftigkeit anspielen, beziehen sich wohl auf diese Altersphase und zweifellos gibt es eben gerade in dieser Zeit auch den größten Beratungsbedarf auf Seiten der Eltern.

Mit dem Alter von 12–14 wird heute definitiv das Kindheitsstadium verlassen. Dass hier eine deutliche Schwelle liegt, geht auch aus den entsprechenden Befragungen zur subjektiven Selbstcharakterisierung und zu typisch »kindlichen« bzw. »jugendlichen« Erfahrungen hervor (vgl. Zinnecker u. a. 2003 S. 112f.). Außerdem nehmen in der Regel in diesem Alter die Abgrenzungstendenzen gegen die Autorität der Eltern, deren Vorgaben und Bestimmungen deutlich zu. Gleichzeitig bleibt aber die Verantwortlichkeit der Eltern für das, was die Jugendlichen tun und lassen, doch noch weitgehend bestehen. Mit 18 dagegen sind die Kinder – auch wenn sie keineswegs zwangsläufig »erwachsen« im Sinne von »geistig reif und innerlich gefestigt« sind – formal volljährig und können damit prinzipiell ihre eigenen Entscheidungen treffen und ihre eigenen Wege gehen (selbst wenn sie ökonomisch noch länger abhängig bleiben). Dies verändert natürlich die Qualität der Eltern-Kind-Konflikte. Zudem sind die 13–18-Jährigen heute überwiegend noch in die Institution Schule, also in einen pädagogischen Kontext mit entsprechenden Rollenverteilungen und mit einem zwangsläufigen Zusammenschluss zu altershomogenen Großgruppen eingebunden, was sicherlich zu jenem von Baacke beschriebenen »atmosphärischen Gesamthabitus« beiträgt. Im Hinblick auf die Schule gibt es die generelle Erfahrung, dass es bei den Schülern der 7., 8., 9. Klassen, in denen die Schüler die Schule nicht selten vor allem als institutionelle Zumutung erleben, zu einer Häufung von Konfliktpotential und zu einer Zunahme von Protest- und Verweigerungshaltungen kommt. Diese geht dann in der Oberstufe, wenn die Schüler jenseits der Schulpflicht den weiteren Schulbesuch eher als persönliche Chance erleben und sich stärker für ihre persönliche Schullaufbahn verantwortlich fühlen, wieder deutlich zurück.

Deshalb soll also im Weiteren, ohne dass es dabei stets auf scharfe Grenzziehungen ankommt, vor allem diese Altersgruppe der 13–18-Jährigen im Mittelpunkt stehen, wenn von den »Jugendlichen« die Rede ist. Der Begriff »Pubertät« soll sich dabei eher auf die erste Hälfte dieses Altersabschnitts und primär auf die körperlich-biologischen Veränderungsprozesse und deren Verarbeitung beziehen; der Begriff »Adoleszenz« dagegen eher auf die zweite Hälfte und damit mehr auf innerseelische Auseinandersetzung mit dem Erwachsenwerden. Fend hat darauf hingewiesen, dass die drei Kernbegriffe »Jugend«, »Pubertät«, und »Adoleszenz« weniger klar abgrenzbare oder subsumierbare Altersphasen darstellen, sondern eher auf unterschiedlichen Forschungstraditionen und Betrachtungsperspektiven hinweisen: »Soziologen sprechen von der Jugend, Psychologen von der Adoleszenz und Biologen von der Pubertät« (Fend 2000, S. 22). Man könnte ironisch noch hinzufügen, die Erziehungswissenschaft unterstreicht ihren interdisziplinären Charakter dadurch, dass sie alle drei Begriffe bunt durcheinander verwendet. Aber wie gesehen, ist auch innerhalb der Psychologie die Begriffsverwendung keineswegs eindeutig.

4          Jugend als lebenslanges Ideal, als Versprechen und als Verklärung – die Perspektive der Aphorismen, der Lyrik und der Lebenskunst

 

Jenseits von juristischen Festlegungen und auch jenseits von Soziologie, Psychologie und Biologie, eher im Bereich der Literatur, der Aphorismen und der Lyrik angesiedelt, gibt es freilich auch noch eine andere Bedeutungsvariante des Begriffs »Jugend«. Dort meint er eher eine altersunabhängige innere Einstellung, die gewissermaßen durch das Gegenteil von »ödem Rentnerbeige«, d. h. durch Farbigkeit, Lebendigkeit, Offenheit für Neues, Kreativität, Flexibilität, Entdeckerlust, Begeisterungsfähigkeit, Idealismus und Leidenschaft geprägt ist und im Gegensatz zu Verhärtung, Verbitterung, Verknöcherung und Resignation, aber auch zu berechnender Vernünftigkeit und Abgeklärtheit steht. Es geht dabei gerade darum, die Beschränkung von »Jugend« auf ein bestimmtes chronologisches Alter zu überwinden und Jugend eher als eine Geisteshaltung zu beschreiben. Jugend wird hier zudem eng mit Aufbruch, Erneuerung, energischem Streben und mit Zukunftshoffnung assoziiert und enthält ein Versprechen auf ein besseres Leben. In diesem Sinne hat schon Hölderlin den »Genius der Jugend« besungen:

»Doch in nahmenlosen Wonnen

Feiern ewig Welten dich,

In der Jugend Stralen sonnen

Ewig alle Geister sich; -

Mag des Herzens Gluth erkalten,

Mag im langen Kampfe mir

Jede süße Kraft veralten,

Neuverschönt erwacht sie dir!«

Und es gibt zahlreiche Aphorismen, die diesen Aspekt des Begriffs Jugend zum Ausdruck bringen. Kürzlich war ich Zeuge, wie der Bürgermeister einer kleinen Gemeinde einen 95-jährigen Jubilar im Altersheim besuchte, um ihm die Grüße des Bayerischen Ministerpräsiden samt Zinnteller zu überbringen. Dem beigefügten Glückwunschschreiben war das folgende Zitat von Franz Kafka vorangestellt: »Solange man Schönheit genießen kann, wird man niemals alt.« Andere Aphorismen, die in die gleiche Richtung gehen, stammen etwa von Maria Ebner-Eschenbach: »Man bleibt jung, so lange man noch lernen, neue Gewohnheiten annehmen und Widerspruch ertragen kann«; von Jean Paul: »Man ist jung, solange man sich für das Schöne begeistern kann und nicht zulässt, dass es vom Nützlichen erdrückt wird«; von Pablo Casals: »Solange man bewundern und lieben kann, ist man immer jung«; oder von Pablo Picasso: »Man braucht sehr lange, um jung zu werden.« Die Paradoxie, die in diesen Sätzen liegt, hat wiederum Peter Bamm in einem schönen Aphorismus eingefangen: »Im Grunde haben die Menschen nur zwei Wünsche: Alt zu werden und dabei jung zu bleiben.«

Der utopische Hoffnungshorizont, der mit dem Begriff Jugend verbunden ist, ist besonders auch von Ernst Bloch, in dessen Philosophie das Moment des Utopischen, das Voranschreiten zu neuen Ufern, zu menschlicheren Lebensformen, eine zentrale Rolle spielt, gesehen worden. In diesem Sinne schreibt er:

»Bereits ein junger Mensch, der etwas in sich stecken fühlt, weiß, was das bedeutet, das Dämmernde, Erwartete, die Stimme von morgen. Er fühlt sich zu etwas berufen, das in ihm umgeht, in seiner eigenen Frische sich bewegt und das bisher Gewordene, die Welt der Erwachsenen überholt. Gute Jugend glaubt, daß sie Flügel habe und daß alles Rechte auf ihre heranbrausende Ankunft wartet, ja erst durch sie gebildet, mindestens durch sie befreit werde« (Bloch 1959, S. 132).

Dass dieser Elan im Laufe der Jahre dann zumeist verloren geht und einer »Reife«, einer »Erwachsenheit« weicht, die eher Verlust als Fortschritt ist, hat Albert Schweitzer in seiner Autobiographie bitter beklagt und entsprechend flehentlich zu einem lebenslangen Festhalten an der Begeisterungsfähigkeit und dem Idealismus der Jugend aufgefordert:

»Der Ausdruck ›reif‹ auf den Menschen angewandt, war mir und ist mir noch immer etwas Unheimliches. Ich höre dabei die Worte Verarmung, Verkümmerung, Abstumpfung als Dissonanzen miterklingen. Was wir gewöhnlich als Reife an einem Menschen zu sehen bekommen, ist eine resignierte Vernünftigkeit. Einer erwirbt sie sich nach dem Vorbilde anderer, indem er Stück um Stück die Gedanken und Überzeugungen preisgibt, die ihm in seiner Jugend teuer waren. Er glaubte an den Sieg der Wahrheit; jetzt nicht mehr. Er glaubte an die Menschen; jetzt nicht mehr. Er glaubte an das Gute; jetzt nicht mehr. Er eiferte für Gerechtigkeit; jetzt nicht mehr. Er vertraute in die Macht der Gütigkeit und der Friedfertigkeit; jetzt nicht mehr. Er konnte sich begeistern; jetzt nicht mehr. Um besser durch die Fährnisse und Stürme des Lebens zu schiffen, hat er sein Boot erleichtert. Er warf Güter aus, die er für entbehrlich hielt. Aber es war der Mundvorrat und der Wasservorrat, dessen er sich entledigte. Nun schifft er leichter dahin, aber als verschmachtender Mensch. In meiner Jugend habe ich Unterhaltungen von Erwachsenen mitangehört, aus denen mir eine das Herz beklemmende Wehmut entgegenwehte. Sie schauten auf den Idealismus und die Begeisterungsfähigkeit ihrer Jugend als auf etwas Kostbares zurück, das man hätte festhalten sollen. Zugleich aber betrachteten sie es als eine Art Naturgesetz, daß man das nicht könne.

Da bekam ich Angst, auch einmal so wehmütig auf mich selber zurückschauen zu müssen. Ich beschloß, mich diesem tragischen Vernünftigwerden nicht zu unterwerfen. Was ich mir in fast knabenhaftem Trotze gelobte, habe ich durchzuführen versucht.

Zu gern gefallen sich die Erwachsenen in dem traurigen Amt, die Jugend darauf vorzubereiten, daß sie einmal das meiste von dem, was ihr jetzt das Herz und den Sinn erhebt, als Illusion ansehen wird. Die tiefere Lebenserfahrung aber redet anders zu der Unerfahrenheit. Sie beschwört die Jugend, die Gedanken, die sie begeistern, durch das ganze Leben hindurch festzuhalten. Im Jugendidealismus erschaut der Mensch die Wahrheit. In ihm besitzt er einen Reichtum, den er gegen nichts eintauschen soll« (Schweitzer, 1988, S. 77f.).

Natürlich sind dies Verklärungen. Jugendliche sind keineswegs per se die besseren, edleren Menschen. Es gab im letzten Jahrhundert eine Jugendgeneration, die sehr stark als Avantgarde des kommenden Zeitalters stilisiert wurde und in der viele durchaus subjektiv davon überzeugt waren, »daß alles Rechte auf ihre heranbrausende Ankunft wartet«, und die dann im Nachhinein erkennen musste, dass es bitteres Unrecht und schlimme Barbarei war, was da heranbrauste. Aber dennoch verweist dieses Schweitzer-Zitat auf einen wichtigen Aspekt, nämlich darauf, dass menschliche Entwicklung und damit auch Entwicklung im Jugendalter keineswegs ausschließlich unter der Perspektive der Steigerung, also von Reifezuwachs, Lernfortschritt und Kompetenzerwerb betrachtet werden kann, sondern in bestimmter Hinsicht auch als Verlustgeschichte, d. h. als Verarmungs- und Verhärtungsgeschichte betrachtet werden muss. Wenn dies zutrifft, dann ist damit natürlich auch der Gedanke nahe gelegt, dass Entwicklung nicht nur ein stetiges und mühsames Hinaufarbeiten zur Reife des Erwachsenen ist und dass alle vorausgegangenen Entwicklungsstufen nur Durchgangsstufen auf dieses Ziel hin sind, sondern dass sie ihre eigene Würde und ihre eigene »Vollkommenheit« haben.

5          Jugend als Vielfalt der Lebenslagen und Lebensorientierungen

 

Die Beschwörung der Jugend als einer besonders intensiven, innovativen, idealistisch gesonnenen, erlebnishungrigen und begeisterungsfähigen Phase im menschlichen Leben geht natürlich immer von einer übergreifenden naturhaften Wesensgestalt des Jugendlichen aus und verkennt, dass das, was Jugend kennzeichnet, an unterschiedlichen sozialen Orten, in unterschiedlichen Lebenslagen und in unterschiedlichen Zeiträumen sehr verschieden aussehen kann. In diesem Sinn hat Richard Münchmeier in der Shell-Studie von 1997 mit leichter Ironie sein Fazit mit der Überschrift versehen: »Jung und ansonsten ganz verschieden« (Münchmeier 1997). Im Hinblick auf die Verschiedenheit wären dabei u. a. die folgenden Differenzaspekte, -facetten, -dimensionen von Jugend zu thematisieren:

Männliche Jugend – weibliche Jugend

Frühes, mittleres, spätes Jugendalter

Jugend in unterschiedlichen Ländern, Kulturkreisen

Jugend unterschiedlicher Epochen, unterschiedlicher Jugendgenerationen

Unterschicht-, Mittelschicht-, Oberschichtjugend

Gestreckte Jugendphase – verkürzte Jugendphase

Bürgerliche Jugend – proletarische Jugend – Hartz IV-Jugend

Großstadtjugend, Kleinstadtjugend, Landjugend

Jugendliche mit/ohne Migrationshintergrund

Familienjugend – Jugend in sozialpädagogischen Institutionen

Bildungsferne Jugend – bildungsbeflissene Jugend

Hauptschuljugend, Berufsschuljugend, gymnasiale Jugend, studentische Jugend

Christliche, muslimische, areligiöse Jugend

Linke, rechte, apolitische, entpolitisierte Jugend

Strebsame, leistungsbeflissene, karrierebewusste Jugend – ausstiegs- und verweigerungsorientierte Null-Bock-Jugend