1 Einführung: Grundsätzliches zur Aktienanlage

1.1 Warum Aktien? Beweggründe und Anlegertypen

Ob Börsenseminare an der Volkshochschule oder Universität, Vorträge bei Aktienclubs oder Internetkolumnen: Oft stellt sich die Frage nach der richtigen Aktienstrategie. Ich bemerke haarsträubende Fehler. So ist es riskant, sein gesamtes Vermögen in ein oder zwei DAX-Titel zu investieren, sich nur auf Auto-Aktien zu konzentrieren, auf abgehalfterte Penny Stocks zu setzen, jeder Turnaround-Story zu glauben und von einem „Einhorn“ zu träumen. Es bringt auch nichts, sich nur an DAX, Einstandspreis und Kursziel zu orientieren oder lediglich bei bestimmten Chartlinien zu handeln. Zu den großen Irrtümern gehört, Volatilität als Anlegerfeind herauszustellen. Schwankungsfreudige Aktien eröffnen Chancen, die träge Dickschiffe nicht bieten. Viele Aktien führen trotz Aufwärts- oder Abwärtstrends ein Eigenleben, das es für interessante Koppelgeschäfte zu nutzen gilt.

Die einzig richtige, den Erfolg garantierende Strategie gibt es nicht. Selbst beste Methoden sind nicht in jeder Marktlage erfolgreich. Wer im Bullenmarkt die Rangliste anführt, ist in der Baisse, wenn die Bären die Börsenarena belagern, vielleicht Mittelmaß. Markt, Nachrichten und Trends prägen das Börsenklima. Selbst anerkannte Aktienexperten und Fondsmanager irren sich in ihrer Markteinschätzung. Gäbe es die unfehlbare Strategie, wären viele Messen, Seminare, Börsenbriefe, Magazine und Fachbücher überflüssig. Eine Menge Arbeitsplätze gingen verloren. Börse wäre nicht spannend, sondern ziemlich langweilig.

Wir kennen berühmte Sieger, deren Erfolgsgeschichten um die Welt gehen. Über das Heer der Verlierer wird höchstens schadenfroh berichtet. Die Opfer verkriechen sich. Im Börsencrash von 2000 bis 2003 zählte ich wegen der Vorliebe zum Neuen Markt zu den Verlierern. Längst konnte ich das Minus in ein mehrfaches Plus umwandeln, zumal meine 10 Überlebenden vom Nemax 50 ca. 500 % Kursgewinn aufweisen. Oft bremsen psychologische Faktoren den Erfolg aus. Mancher Anleger spürt, dass er etwas falsch macht, kann sich aber von eingefahrenen Verhaltensmustern nicht lösen. So macht er die entscheidenden Fehler mehrmals – entgegen guter Vorsätze. Beherzigen Sie die Grundregeln, unterlaufen Ihnen nicht die großen Patzer wie mangelnde Streuung, verfrühte Gewinnmitnahme, verdrängte Verlustbegrenzung oder Befolgen unsinniger Empfehlungen wie im Crash alles verkaufen, „raus im Mai“, 100 minus Lebensalter = Aktienanteil.

Wichtig ist es, aus Fehlern zu lernen und sich vom Herdentrieb abzukoppeln. Selbstreflexion hilft, mit Vernunft statt Bauchgefühl zu entscheiden. Sie sollten sich über Ihre Beweggründe klar sein und sich von vorsichtig über chancenorientiert und risikofreudig bis spekulativ richtig einordnen. Seien Sie mutig! Langfristig eröffnen Aktien Chancen auf hohe Renditen. Üppige Dividenden sind die Antwort auf Niedrigstzinssätze. Die Börse ist spannend und eröffnet Kontakte zu Gleichgesinnten, hält geistig fit und bietet im Ruhestand neue Perspektiven und Aktivitäten.

Vergleichen Sie Ihr Aktiendepot mit einem Fußballbundesligateam, das mit Kampfkraft, Elan, richtiger Einstellung, Strategie und geschlossener Mannschaftsleistung die drei Punkte einfahren will. Es ist nicht zu erwarten, dass jeder Mitspieler stets eine Topleistung erbringt. Selbst der Tabellenführer muss damit leben, Ausfälle im Team zu haben. Die Leistungsträger stellen die drei Punkte sicher und bügeln die Schwäche einzelner Mitspieler aus. Erfolgreich spielt eine Fußballmannschaft, wenn sie neben erfahrenen Spielern junge Akteure, die Stars von morgen, mit einsetzt. Ohne sichere Abwehr, kreatives Mittelfeld und torhungrige Stürmer geht wenig. Wer nur Defensivkräfte einsetzt, spielt oft null zu null. Wer zu offensiv ausgerichtet ist, schießt mehr Tore, fängt dafür aber Gegentreffer ein.

Ähnlich verhält es sich mit Ihrem Aktienportfolio. Neben den DAX-Dickschiffen, den Aktien internationaler Großkonzerne, brauchen Sie wendige, manövrierfähige Schnellboote. Diese sind in Nebenwerte-Indizes wie TecDAX, MDAX und SDAX gelistet. „Breit gestreut – nie bereut“ bringt Kursmusik in Ihr Depot! Drei Siegpunkte statt ein langweiliges null zu null. Fußball und Börse haben weitere Gemeinsamkeiten, z. B. bei der Sündenbocksuche. Geht ein Spiel verloren, sind Trainer oder Schiedsrichter die Schuldigen. Verspekuliert sich jemand, meldet er gegenüber seiner Depotbank Schadensersatzansprüche wegen schlechter Beratung an. Sie sollten sich für das, was Sie tun, verantwortlich fühlen.

Warum Aktien für Vermögensaufbau und Altersvorsorge?

Mutige Aktionäre werden bei langfristiger Aktienanlage mit Kursgewinnen belohnt. Da verwundert es, dass es hierzulande zu wenig Anleger gibt, die wegen der historisch niedrigen Zinsen nahe 0 % vom Sparkonto auf Aktien umsteigen. Mit dem Sparkonto ist kein Vermögensaufbau mit dem Ziel finanzieller Freiheit möglich. Wer nur auf Sicherheit setzt, verliert. Wer sich ein breit gestreutes Aktiendepot mit attraktiver Dividende aufbaut, zählt zu den Siegern. Schauen Sie sich den Kursverlauf der DAX-Familie über einen Zeitraum von bis zu 20 Jahren an.

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Seien Sie sich über die Beweggründe klar

Warum interessieren Sie sich für Aktien? Nach dem Crash von 2000 bis 2003 – dem verlustreichsten Absturz seit Aufzeichnung des Aktienhandels ab 1870 in Deutschland – wichen Euphorie und überbordende Gier dem Streben nach Sicherheit und Kapitalerhalt. Im Fahrwasser der sich zum globalen Finanzdesaster ausweitenden Subprimekrise führten Vertrauensverlust, Angst und Panik zum erneuten Crash im Herbst 2008 und Frühjahr 2009. Wie groß die Unsicherheit war, zeigt das Goldpreis-Barometer. Eine Unze Gold kostete damals 1.900 US-Dollar gegenüber 1.315 Dollar Ende Februar 2019. Gold gilt als sicherer Hafen bei Inflationsgefahr und im Crash.

Blick auf die Aktionärsstruktur: Wenig Wissen, viele Vorurteile

Eine aktuelle Studie von Ende 2018 zeigt, dass gerade mal rund 10 Millionen Bundesbürger bzw. 14 % der Deutschen Aktien oder Aktienfonds besitzen. Und dabei verfügt die Gruppe der 50- bis 64-Jährigen über die besten Einkommensverhältnisse und den weitaus größten Teil aller Spareinlagen. 88 % der Nichtbesitzer haben auch nicht vor, dies zu ändern. Die Deutschen gelten als Aktienmuffel mit einem gespaltenen Verhältnis zur Geldanlage am Kapitalmarkt. Sie schätzen die Börse als „unkontrollierbares Risiko“ ein – vergleichbar mit einem Spielcasino – und meinen, dass Aktien nur für Experten mit viel Geld geeignet seien.

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Interessieren Sie Wirtschaftsthemen? Sind Sie gut informiert?

Die aktuelle Umfrage vom Bundesverband Deutscher Banken ergab: „Interessieren Sie sich für Wirtschaftsthemen?“ Sehr stark: 10 %, stark: 24 %, etwas: 39 %, kaum: 20 %, gar nicht: 7 %. „Was haben Sie in der Schule über Wirtschaft gelernt?“ Viel: 29 %, nicht so viel: 45 %, so gut wie nichts: 18 %, kein Unterricht: 8 %.

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Wie gehen Superreiche, die Millionäre, mit ihrem Geld um?

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Was spricht für Langfristanlage in Aktien, ETFs, Aktienfonds?

Ein Hauptgrund für Aktienanlagen ist die Nullzinspolitik. Es wird in Einzelaktien, Aktienfonds und ETFs angelegt – allein schon wegen der oft üppigen Dividendenzahlungen. Aber es ist noch ein weiter Weg, bis die Quote von 2001 mit 13 Mio. Aktionären in Deutschland wieder erreicht wird – wenn überhaupt.

Ins Gewicht fällt die Zahl der Belegschaftsaktionäre, die als Mitarbeiter die Anteilsscheine oft zu besonders günstigen Bedingungen beziehen können. Damit wird nicht nur die Aktienkultur gefördert. Das Management verspricht sich davon, dass sich diese Aktionäre als Unternehmer im eigenen Unternehmen (UiU) fühlen und damit ein gewisses Maß an unternehmerischem Denken und Handeln erlernen.

Zur Altersstruktur und zum Bildungsniveau. Laut Deutschem Aktieninstitut (DAI) gibt es die meisten Aktionäre in der Altersgruppe 40 bis 59 Jahre, gefolgt von den über 60-Jährigen. Aktienfonds, von den Banken angeboten, erleichtern den Einstieg und senken durch Streuung und die Tatsache, dass hier Profis aktiv sind, das Risiko. Es überrascht nicht, dass Menschen mit hohem Bildungsniveau und überdurchschnittlichem Einkommen den Großteil der Aktionäre bilden. Deutschland gilt nicht nur als Angsthasenvolk. Auch das Börsenwissen ist großteils dürftig, da nur in wenigen Bundesländern Wirtschaft und Recht als Pflichtfach gilt.

Das Gefälle zwischen West/Ost verringert sich erfreulicherweise. Der Anteil in Ostdeutschland liegt nur noch knapp unter den Zahlen für Westdeutschland. Interessant ist, dass die Menschen in Ostdeutschland weitaus stärker auf Aktienfonds als auf Einzelaktien ausgerichtet sind. Dies hängt sicherlich auch mit der Unternehmenslandschaft zusammen.

Das gegenwärtige Hauptmotiv, Aktien zu kaufen, ist die Aussicht auf üppige Kursgewinne und eine verlässliche, attraktive Dividende, die den Bankzins mehrfach ausbremst. Es geht um den Zinseszinseffekt und das kaufmännische Grundprinzip: Im billigen Einkauf und im teuren Verkauf liegt der Gewinn!

Wer die Aktie am Tag der Hauptversammlung (HV) besitzt, erhält die gesamte Dividende binnen drei Werktagen ausgezahlt, selbst wenn er das Papier erst am HV-Tag gekauft hat. Der Bankzinssatz bezieht sich dagegen auf ein Jahr (per annum). Trotzdem ist es unvernünftig, Aktien nur wegen einer hohen Ausschüttung zu kaufen. Läuft das operative Geschäft schlecht, sieht sich das Unternehmen vielleicht gezwungen, die Dividende empfindlich zu kürzen, wie bei Daimler, oder gar zu streichen, wie gegenwärtig bei Leoni und ElringKlinger geplant.

Wer nur auf die Dividende schaut, muss auf die meisten Biotech- und Hightechwerte verzichten. Gerade hier wird die große Zukunftskarte gespielt. Anfangs geht es um Wachstum, Forschung, Entwicklung, Investitionen, Finanzierung klinischer Phasen im Arzneimittelbereich bzw. neue Produkte und Markteroberung.

Erkennen Sie Ihren Anlegertyp und ordnen Sie sich richtig zu:

Im Börsenboom Ende der 1990er-Jahre bis zum Platzen der Spekulationsblase im Frühjahr 2003 war das Interesse deutscher Anleger an Aktien groß. Mit dem Zusammenbruch des Neuen Marktes wuchs die Zahl der Aktienmuffel gewaltig.

Anfangs investierten auch viele Privatanleger in den Neuen Markt. Sie kauften überteuerte Aktien und zeichneten alles, was an die Börse kam, darunter Garagenklitschen mit Wachstumsvision, aber ohne Umsatz und mit tiefroten Zahlen. Gier bestimmte den Markt, und Aktienkäufe florierten auf Pump. Seit dem Platzen der Spekulationsblase, als der DAX zwischen 2000 und 2003 von über 8.100 auf unter 2.200 Punkte und der Nemax 50 von mehr als 9.600 unterhalb 300 Punkte fiel, veränderte sich das Verhalten. Viele Aktionäre verabschiedeten sich von der Börse. Die Risikoneigung ist ein Spiegelbild der Marktlage und wird durch Herdentrieb und Börsenpsychologie geprägt. 2003/2004 gab es glänzende Chancen, die hohen Verluste nach dem Platzen der Spekulationsblase wettzumachen. Auch der mutige Zugriff auf Qualitätstitel während der Finanzkrise im Herbst 2008 und Frühjahr 2009 wurde mit hohem Kursgewinn belohnt. Selbst im Herbst 2008, als sich zu niedrigen Kursen ein steuerfreier Aktienaltbestand aufbauen ließ, wurde der Markt mit Discount- und Bonuszertifikaten überschwemmt – für mich unverständlich. Mein Langzeitbestand mit einigen Tausend-Prozent-Gewinnern bildet die Erfolgsformel schlechthin.

Deutschland – ein Angsthasenvolk. Das größte Risiko in den Zeiten der Nullzinspolitik ist, jedes Risiko vermeiden zu wollen.

Im Idealfall sollten Sie sicherheits- bis risikofreudig handeln. Für die Altersvorsorge und andere größere Vorhaben werden internationale Blue Chips mit hoher Dividendenrendite bevorzugt, seien es Einzeltitel, ETFs oder erfolgreiche Aktienfonds. Mit weniger Einsatz wird eher kurzfristig auch in riskantere Nebenwerte und Zukunftsfonds investiert. Dazu zählen chancenreiche, aber risikobehaftete Branchen wie Biotech, Medtech, Software, Internet, Netzwerke, Medien, Robotik, Erneuerbare Energien und Elektromobilität. Auch ein Investment in Einzelaktien und Aktienfonds in Schwellenländer aus Ostasien und Lateinamerika gehören dazu.

Wie erreichen Sie das Ziel: „Auf Millionärs-Erfolgskurs“?

Voraussetzung 1: Starten Sie mit 20.000, 50.000, 100.000 € oder noch mehr? Je geringer Ihr Depotkapital ist, umso länger dauert es, Millionär zu werden.

Voraussetzung 2: Der Anlagezeitraum ist entscheidend. Je länger Sie planen, umso sicherer erreichen Sie das Ziel. Schwierig in 5 Jahren, möglich in 10 Jahren, wahrscheinlich in 15 oder 20 Jahren bei entsprechendem Depotkapital.

Voraussetzung 3: Kapitalabfluss oder Zufluss? Legen Sie Dividenden wieder an? Ziehen Sie gelegentlich Geld ab, um z. B. größere Anschaffungen zu finanzieren? Oder stocken Sie Ihr Anlagekapital durch eine Erbschaft und sonstige Einnahmen öfters oder regelmäßig auf?

Voraussetzung 4: Entscheidend ist die passende, kluge Strategie. Es gilt, große Fehler zu vermeiden, aus verzeihbaren kleinen zu lernen und auch als erfahrener Anleger nicht alleingelassen zu werden: der Hauptgrund für dieses Buch.

Wo leben die meisten Milliardäre seit 2017? China: 609, USA: 552, Deutschland: 109, Indien: 100, Schweiz: 77, Russland: 68. Zu den reichsten Leuten zählen Jeff Bezos (Amazon), Bill Gates (Microsoft) und Warren Buffett (Berkshire).

Zum Nachdenken: Was sagt Ihnen der folgende Ausspruch? „Ein Seemann, der nicht weiß, welches Ufer er ansteuern soll, für den ist kein Wind der richtige!“ Sie müssen wissen, welche Renditeerwartungen Sie haben, welche Strategie zu Ihnen passt, was Sie nervlich verkraften, wo Ihre Stärken und Schwächen liegen. Sind Sie Value-Anhänger, scheiden Biotechnologie, Software und Internet aus, während Medtech-, Pharma- und Konsumaktien Ihre Lieblinge sein können. Mögen Sie Growth? Dann fühlen Sie sich auch in der vernetzten und digitalisierten Welt mit Robotik und Biotech zuhause. Konzentrieren Sie sich auf das „Heimatliebe-Depot“ DAX? Oder sind Sie global ausgerichtet? Dann steht Ihnen die ganze Welt offen. Es bieten sich auch interessante Aktienfonds und ETFs an, die unterschiedliche Indizes abbilden: Europa, Ostasien, USA, die ganze Welt.

1.2 Das magische Dreieck als Börsensignal

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Behalten Sie bei der Geldanlage immer die drei Sachverhalte des magischen Dreiecks im Auge. Sie stehen zueinander in enger Wechselwirkung und erleichtern Ihnen die Selbsteinschätzung: „Wer bin ich wirklich? Was will ich? Was erwarte ich? Was verkrafte ich?“ Es geht einerseits um die Höhe der Rendite, die Rentabilität bzw. Ertragsmarge. Andererseits erscheinen die Sicherheit, der Grad des Anlagerisikos und schließlich die Verfügbarkeit bzw. Liquidität wichtig.

Die Risikobereitschaft wird auch vom Anlagezeitraum mitbestimmt. Wer schnell ein- und aussteigt, geht durch die sich häufenden Transaktionskosten und den im Allgemeinen begrenzten Kursgewinn höhere Risiken ein, als wenn er über einen langen Zeitraum anlegt und selten umschichtet. Kurzfristig setzt er vielleicht sein Spielgeld spekulativ ein und träumt von „Einhorn“-Fantasien bei Start-ups, liebäugelt mit Hedgefonds, Optionsscheinen und Hebelzertifikaten. Also akzeptiert er ein höheres Risiko, um mehr Chancen auf üppige Renditen wahrzunehmen. Wer seine Altersvorsorge sichern und sich vor Altersarmut schützen will, investiert langfristig in gute Einzelaktien, ETFs, Aktien- und flexible Multi-Asset-Mischfonds. Um Risiken zu senken, bevorzugt er Value statt Growth oder mischt beides.

Das Dreieck heißt „magisch“, weil Sie zwar alle drei Ziele auf niedrigem, nie aber gleichzeitig auf höchstem Niveau erreichen können. Wer auf Sicherheit, also Kapitalerhalt setzt, muss Renditeeinbußen hinnehmen. Wem es um hohe Gewinne geht, hat den MDAX, TecDAX, SDAX, Nasdaq und DAXplus Family 30 im Blick. Er bevorzugt Biotech und Hightech, ordert auch ausländische Titel, z. B. aus China, Japan und Russland. Er investiert in wachstumsstarke Unternehmen mit Schwerpunkt Industrie 4.0, digitalisierte und vernetzte Welt, Cloud-Computing, Künstliche Intelligenz, Robotik. Er interessiert sich für Nebenwerte- und Branchenfonds mit Schwerpunkt Zukunftsmärkte in den Zeiten demografischen Wandels.

Selbst die tägliche Verfügbarkeit hat ihren Preis. Günstig kaufen und verkaufen heißt also, das magische Dreieck einzubeziehen. Allerdings machen selbst reiche Investoren den Fehler, große Summen zinslos auf Festgeld-, Spar- und Girokonten zu horten – und dies alles wegen sofortiger Verfügbarkeit. Dieses Geldspiel geschieht ohne mich. Ich habe weder Schulden noch Spar- und Festgeldkonten. Brauche ich eine größere Summe, trenne ich mich von Aktien, bei Spitzenwerten nur Teilverkauf. Stehen Ausgaben von 50.000 € an, sollte mein Aktiendepot möglichst 200.000 € wert sein.

Spekulieren Sie auf niedrigste Kaufkurse innerhalb der Talsohle, so verpassen Sie diese vielleicht, weil die Trendumkehr früher als erwartet einsetzt. Wollen Sie zum Höchstpreis verkaufen, klappt dies bei schlechten Nachrichten, geplatzten Übernahmen oder enttäuschenden Quartalszahlen und Prognosen nicht. Setzen Sie beim Kauf das Limit zu eng, um billig zu ordern, kommt es zu keinem Abschluss. Dies passiert ebenso, wenn Sie das Limit bei einer Verkaufsorder zu hoch ansetzen. Limitieren Sie gar nicht, haben Sie mit der Liquidität kein Problem, aber Sie müssen Zugeständnisse beim Preis machen. Verspüren Sie Spekulationsblut in den Adern, können Sie in unruhigen Zeiten hier und da „Abstauberlimits“ für günstigen Kauf und Verkauf setzen. Dabei sollten Sie den Zeitraum für die Ausführung auf mehrere Monate ansetzen, auch, um ungünstigen Teilausführungen zu entgehen. Es ist üblich, dass die Bank Sie nur einmal mit den Kosten belastet, wenn die Transaktion mangels Angebot aufgeteilt wird. Wollen Sie schon ab 08:00 Uhr morgens und bis 22:00 Uhr abends handeln, bietet sich dies bei Tradegate (WKN 521 690) und Lang & Schwarz (645 932) an.

Blue-Chips-Orders aus DAX und DOW werden wegen hoher Handelsumsätze meist sekundenschnell ausgeführt. Sie können auf der Bildtafel 216 des Nachrichtensenders n-tv die aktuellen DAX-Kurse live einsehen und auf den Folgeseiten ab 219 die Realtimekurse von TecDAX, MDAX und SDAX. Bei den von Analysten und Aktionären oft vernachlässigten niedrig kapitalisierten Nebenwerten mit geringem Streubesitz kann es gelegentlich einen Tag dauern, bis eine Order ausgeführt wird. Verbauen Sie sich beste Chancen nicht durch übertriebene Gier und Geiz bezüglich Limit und geeigneter Börsenliteratur.

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Professor Terrance Odean von der Universität Berkeley ermittelte bei einer Umfrage unter 163.000 US-Brokerkunden, dass Gewinne doppelt so oft wie Verluste realisiert würden. Börsenexperte und Buchautor Joachim Goldberg fand heraus, dass Investoren auf Verluste mit viel höherer Risikobereitschaft reagieren, und berichtet: „Könnten Anleger zwischen einem sicheren Gewinn von 5.000 € und einer 25-prozentigen Chance auf 25.000 € (75 % gewinnen nichts) wählen, entschied sich der Großteil für 5.000 €. Müssten sie entscheiden zwischen einem sicheren Verlust von 5.000 € und einer Wahrscheinlichkeit von 25 %, dass sie alles verlieren (nämlich 25.000 €), und zu 75 %, dass sie verlustfrei blieben, dann gehe die Mehrheit die zweite Wette ein.“ – Daniel Kahneman und Amos Tversky fanden heraus, dass Verluste die Emotionen zweieinhalbmal stärker berühren als die Freude über Gewinne. Das Unvermögen, wachsende Verluste zu realisieren statt zu verdrängen, führt dazu, den Einstandskurs als dauerhaften Orientierungspreis zu bewerten. Mitunter wird zugekauft, um den Einstiegskurs zu verbilligen. Bei Spitzenaktien kann dies funktionieren, nicht aber, wenn der Kahlschlag fundamental begründet ist. Umgekehrt wird bei Erreichen des Einstandspreises oft verkauft.

Dass von psychologisch geprägtem Verhalten Institutionelle nicht frei sind, zeigen die Machenschaften des Händlers Nicholas Leeson 1995. Der Barings-Banker wollte anfangs Fehler von Kollegen ausbügeln, scheiterte aber und erhöhte das Risiko. Verzweifelt trieb er dieses Spiel so lange weiter, bis er mit 1,4 Mrd. Dollar in der Kreide stand und das Traditionshaus zahlungsunfähig wurde.

Veränderte Einschätzungen durch demografischen Wandel und Fortschritte in Biotechnologie, Medizintechnik und Pharma.

Die Lebenserwartung steigt weiter. Eine Obergrenze ist nicht in Sicht. Pro Jahrzehnt sind dies im Schnitt 2 Jahre, in einem halben Jahrhundert eine ganze Dekade. Ein neugeborenes Baby dürfte seinen 90. Geburtstag feiern. Ihnen winkt im Schnitt bald eine Rente von 25 Jahren als Frau, etwas weniger als Mann. Das Ziel heißt, das biologische Alter niedrig zu halten, gesund und fit zu altern – mit Lebensqualität und finanzieller Freiheit. Die Grundregel heißt: Nicht rauchen, nicht saufen, sich viel bewegen, gesund ernähren. Der demografische Wandel stellt Gesundheitswesen, Rentenkassen, Volkswirtschaft, Steuer-, Sozial- und Arbeitsmarktpolitik vor große Herausforderungen. Sie müssen mit Rentenabschlag (künftig wohl unter 48 %) rechnen. Mit guten Einzeltiteln, ETFs, Aktiennebenwerte- und Branchenfonds können Sie sich langfristig einen Vermögensstock aufbauen, der Ihnen die Teilhabe an den erfreulichen Seiten des Ruhestands sichert.

Nutzen Sie den Cost-Average-Effekt

Sparpläne sind vor allem beliebt, weil sie den Cost-Average-Effekt nutzen. Sie erhalten bei fallenden Preisen mehr Wertpapiere und bei Kursanstieg weniger Anteile. Kaufen Sie in mehreren Tranchen Einzelaktien, so lässt sich der Cost-Average-Effekt ebenso nutzen. Sicherheitsorientierte Aktionäre bevorzugen nachhaltige, dividendenstarke Value-Titel (wie Industrie, Versorger, Konsum, Pharma) gegenüber den konjunkturabhängigen Wachstumswerten, zu denen Autohersteller, Chemie, Maschinenbauer, IT-Dienstleister, Internet, Robotik und Biotechnologie zählen.

Mehr über die Börse wissen: Geschichte und Aufgaben

Die Wertpapierbörse entstand vor über 415 Jahren. Am 20. März 1602 verbündeten sich holländische Kaufleute und gründeten die Vereinigte Ostindische Compagnie (VOC). Das „Kontor VOC“ entwickelte sich zur ersten Aktienbörse. Zwei Jahrzehnte später betrug der Kurszuwachs 300 % und 100 Jahre danach 1.200 %. Ab dann ging es steil abwärts. 1799 kam durch Missmanagement das Aus. Vom Top zum Flop: Das gab es nicht nur am Neuen Markt. Historiker leiten das Wort „Börse“ vom alten Patrizierhaus Beurse in Brügge aus dem 14. Jahrhundert ab. Die Fassade war mit dem Geschlechterwappen, drei Geldbeuteln, verziert. Das lateinische Wort „bursa“ und der griechische Begriff „byrsa“ bedeuten Leder- oder Geldtasche. In diesem Anwesen ließen sich reisende Kaufleute nieder und bildeten den Treffpunkt von Angebot und Nachfrage. Die heutige Börse als Ort des Kapitals präsentiert sich als hoch organisierter Handelsplatz für Wertpapiere. Dabei unterscheiden wir die Aktienbörse (Anteilsscheine, Dividendenwerte) und die Rentenbörse (verzinsliche Wertpapiere, Schuldverschreibungen, Staats- und Unternehmensanleihen). Die Transaktionen an der Wertpapierbörse sind zweiseitige Verpflichtungs- und Erfüllungsgeschäfte mit Einigung über Art, Menge und Preis.

Der Finanzmarkt Börse weist folgende wichtige Merkmale auf:

Die Wertpapiere laufen standardisiert über elektronische Handelssysteme ab wie XETRA. Gewährleistet sind eine marktgerechte Preisbildung und Transparenz. Die Leitbörse in Frankfurt behauptet ihre führende Marktposition und wendet sich mit ihrem Handelssystem XETRA bevorzugt an institutionelle Anleger. Die Skulpturen von Bulle und Bär als Markenzeichen präsentieren sich am Frankfurter Börsenplatz. Der grunderneuerte Börsensaal dient nur als Platz für die Medienpräsenz.

1.3 Wie mit den Kurslisten umgehen und das Internet sinnvoll nutzen?

Bei meinen Kurslisten scheiden sich die Geister: einerseits begeisterte Zustimmung, andererseits als unnützer Seitenfüller abgetan. Es geht viel schneller, 10 Seiten Fließtext zu schreiben. Ich mache mir aber die Mühe aus gutem Grund. Es geht nicht darum, ohne Internet auszukommen, sondern es mit der angebotenen Eingangspforte bestmöglich und zeitsparend zu nutzen.

Die Kurslisten als Grundlage für die zeitsparende Aktienauswahl mit schnellem Überblick.

Zur 1. Zeile: Wenn Sie z. B. die erfolgreichsten DAX-, MDAX-, TecDAX- und SDAX-Werte suchen, schauen Sie im Inhalts- oder noch besser Sachwortverzeichnis nach, um die entsprechenden Seiten blitzschnell ausfindig zu machen. Das erspart viel Zeit. Um ins Internet zu kommen, müssen Sie den Aktiennamen in korrekter Rechtschreibung eingeben. Das ist bei einigen Aktien schwierig, z. B. den MDAX-Immobilientiteln Aroundtown und Grand City Properties, den TecDAX-Gesundheitsaktien Carl Zeiss Meditec, MorphoSys und Siemens Healthineers.

Auch die sechsstellige WKN muss stimmen. Wer beispielsweise das große O statt der Null eingibt, läuft auf, weil es das O hier nicht gibt. Schlimm sind auch Verwechslungen wie D:0, 8:B, J:I:L, C:6:0, um nur einige Fehlerquellen zu nennen. Noch schwieriger wird es, wenn nur die zwölfstellige ISIN vorliegt. Sie wird aus Platzgründen meist nur in winziger Schrift ohne Leerschritte abgedruckt, sodass man schon Adleraugen oder eine Lupe haben muss, um sie entziffern zu können. Als Vergleich denke ich an das lästige Eintragen der IBAN bei Überweisungen.

Der angegebene Kurs und das 52-Wochen-Hoch/-Tief zeigen an, worauf es bei der Aktien-, ETF- und Aktienfondsauswahl ankommt. Das Internet bringt die aktuellen Zahlen. Ein Vergleich mit damals ist nicht uninteressant. Ähnliches gilt für den 1-, 3-, 5- und 10-Jahresvergleich. Bezüglich einem Jahr erkennen Sie den Aufoder Abwärtstrend, stellen fest, ob es jetzt besser oder schlechter ist zu ordern. Je länger die Zeitspanne, umso mehr gleichen sich die Zahlen früher/heute an.

Zur 2. und 3. Zeile, falls es sie gibt: Nicht jeder Anleger weiß, ob die Titel zum DAX, MDAX, TecDAX oder SDAX gehören, ob er beim Euro Stoxx 50, Stoxx 50, Dow Jones, Nasdaq oder S&P 500 suchen muss. Stammt der Titel aus Japan, China oder Russland? Da in den Printmedien weder der TecDAX noch der DAXplus Family 30 abgebildet wird, ist diese Information hilfreich. Das KGV eignet sich als Bewertungsmesser insbesondere innerhalb der gleichen Branche. In den Zeiten der Nullzinspolitik, die wohl bis 2020 anhalten wird, spielt die Dividende eine immer wichtigere Rolle. Steigt die Ausschüttung verlässlich und regelmäßig? Ist sie bescheiden oder üppig? Handelt es sich um ETFs oder Aktienfonds, ist der Hinweis „thesaurierend“ oder „ausschüttend interessant. Thesaurierend unterstützt den so wichtigen Zinseszinseffekt, weil hier die Dividende in neue Anteile angelegt wird. Ein kleines Firmenprofil rundet den ersten Überblick ab. Bei Fonds gibt es noch Gebührenhinweise, Angaben zum Alter und zum Anlagekapital.

Das Eingangstor ist geöffnet. Wie gehen Sie nun im Internet vor?

Die Internetplattform der ARD-Börse (boerse.ard.de) bietet viele Vorteile für den raschen Überblick. Gehen Sie am besten in folgender Reihenfolge vor:

1. Schritt:

Ganz oben WKN oder Name anklicken.

2. Schritt:

Auf der linken Seite Kursnachrichten einholen.

3. Schritt:

Auf der rechten Seite Charts ansehen: aktuell bis 10 Jahre.

4. Schritt:

Sich in der Mitte über Börsenplätze informieren, Zeitangabe und Häufigkeit des Handels beachten, bei Tradegate 08:00 bis 22:00 Uhr.

Sind Sie bisher zufrieden, weitermachen. Sind Sie enttäuscht, abbrechen und die nächste interessante Aktie kurz analysieren.

5. Schritt:

In der ARD-Startseite, bei größeren Gesellschaften in aller Regel angeboten, die Position „Firmennachrichten“ anklicken.

6. Schritt:

Bei der Abbildung „Kennzahlen“ erfahren Sie im 3- bis 4-Jahres-Vergleich das Ergebnis je Aktie und die Entwicklung der Dividende.

7. Schritt:

Bei der Abbildung „GuV“ vergleichen Sie im 5-Jahres-Vergleich Umsatz, operatives Ergebnis und Jahresüberschuss.

8. Schritt:

Überzeugen Sie sich in der Abbildung „Bilanz“, dass das Fremdkapital, also die Verbindlichkeiten, in einem vernünftigen Verhältnis zum Eigenkapital steht bzw. keine hohe Verschuldung vorliegt.

9. Schritt:

In der Abbildung „Cashflow“ interessieren die Finanzmittel am Ende der Periode mit Blick auf den 5-Jahres-Vergleich.

10. Schritt:

Die ARD-Börse gestaltet die „Firmennachrichten“ gerade neu. Sie finden jetzt gleich zum Anfang bei vielen Titeln ein Firmenprofil.

1.4 Wann Aktien? Wann ETFs? Wann Aktienfonds?

Wann sollten Sie sich für Einzelaktien entscheiden?

Bei DAX und Dow Jones ist es nicht schwierig, Spitzentitel auszuwählen. Einzelaktien empfehle ich, wenn Sie über genug übriges Kapital, Lust, Zeit und Wissen verfügen und das Börsengeschehen aufmerksam verfolgen. Wer die Märkte beobachtet und sich gut auskennt, sollte „Marathonaktien“ mit langjährigem Kursplus und verlässlicher Dividende ins Depot nehmen. Aktien sind spannender als ETFs, erlauben die Teilnahme an HVs. Falls möglich, kaufen Sie Belegschaftsaktien, die viele Firmen Mitarbeitern günstig anbieten. Zwar müssen Sie in einem größeren breit gestreuten Depot mit mehr Gebühren rechnen, als wenn Sie nur ETFs oder Aktienfonds kaufen. Umgekehrt können Sie Tiefkurse zum günstigen Zukauf nutzen und von Aktien bei Allzeit- oder Jahreshoch einen Teil verkaufen.

Wann sollten Sie börsennotierte Indexfonds bzw. ETFs wählen?

Fehlt es an Zeit, Lust, Wissen und Geld für breite Streuung, sind die preiswerten ETFs ohne Ausgabeaufschlag und mit niedriger Verwaltungsgebühr allererste Wahl. So decken Sie alle wichtigen Märkte ab. Ein ETF gewinnt nicht gegen den Vergleichsindex. Aber er verliert eben auch nicht. Kürzlich empfahl der steinreiche Starinvestor Warren Buffett seiner Frau Astrid, nach seinem Tod mit einem ETF in den S&P 500-Index zu investieren. „Passive Fonds schneiden europaweit besser ab als aktive“, erklärt die Analysefirma S&P Dow Jones Indices. Lassen Sie sich nicht irritieren, wenn Ihre Bank ETFs wegen geringer Provisionen ablehnt.

Wann sind Aktienfonds allererste Wahl?

Aktienfonds zu verdammen, ist bei genauem Überprüfen nicht gerechtfertigt. Es gibt hervorragende Aktienfonds, die sich auf deutsche und internationale Nebenwerte spezialisieren oder auf bestimmte Branchen und Themen in Zukunftsmärkten zugeschnitten sind. Dies sind nicht die Mogler und Schummler, die den Vergleichsindex abbilden, ganz wenig verändern und hohe Gebühren einstreichen. Innovative, aktive Fondsmanager, die auf Börsenklima und Markttrends flexibel reagieren, schneiden oft besser als die Benchmark ab. Dies gilt für die Konzentration auf hohe, verlässliche Dividenden oder den Schwerpunkt Zukunftsmärkte mit Industrie 4.0, Internet der Dinge, Digitalisierung, vernetzter Welt, selbst fahrenden Autos, Künstlicher Intelligenz, Robotik. Es betrifft Aktienfonds im Technologie- und Gesundheitssektor, die den demografischen Wandel umsetzen. Hier die kapitalstarken Pharmariesen! Dort die innovativen Biotechfirmen, die neue Wirkstoffe, Therapien und Verfahren erkunden! Geld und Ideen werden miteinander verknüpft. Dies ist ein Füllhorn für kreative, renditestarke Aktienfonds. Was bei Fonds stört und das Einprägen erschwert, sind lange, unverständliche Namensgebilde.

Aktien – Aktienfonds – ETFs im Vergleich

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2 Aus Fehlern lernen und eine passende Erfolgsstrategie aufbauen

2.1 Das eigene Anlegerverhalten hinterfragen

Um zu begreifen, wie irrationale Übertreibungen dramatische Kursabstürze bewirken und ein Boom im Crashszenario endet, zeige ich Hintergründe auf. Es geht um die Erkenntnis: Nach der Blase ist vor der Blase – abgeleitet von einer alten Fußballweisheit. Dass ein Crash unvermeidbar ist, bestätigt der Rückblick und deckt sich mit Erkenntnissen von Nobelpreisträgern.

Der Crash um die Jahrtausendwende war die Folge sich auftürmender Spekulationsblasen im Zuge der Dotcom-Euphorie, begleitet von vielen überbewerteten Titeln. Der Crash im Herbst 2008/Frühjahr 2009 entstand durch die zum Finanzdesaster mutierende Subprime-Immobilienkrise. Der anfängliche Wunsch: „Wie werde ich am Neuen Markt schnell reich?“ wurde abgelöst von dem Ziel: „Wie sichere ich mein Anlagekapital vor Verlusten?“ Heute ist die Markteinschätzung gespalten: hier die Hoffnung, dort die Angst. Im Zuge der Interneteuphorie in den späten 1990er-Jahren kletterte der Dow Jones auf 11.900 Punkte, der DAX auf über 8.000 Punkte und der Nemax 50 auf mehr als 9.600 Zähler. Ab Frühjahr 2000 war der Spuk vorbei. Der wundersame Traum vom Reichtum in der „New Economy“ zerplatzte wie eine Seifenblase. Die Geldvermehrung endete in riesiger Geldvernichtung. Dabei wurde übersehen, dass solche Krisen kein einmaliges Ereignis sind, sondern sich wiederholen. Man denke an die niederländische Tulpenmanie im 17. Jahrhundert, an die South-Sea-Bubble im 18. Jahrhundert, den Eisenbahn-Boom im 19. Jahrhundert, den heftigen Börsencrash von 1929 sowie das Crashszenario 1987.

Die spekulativen Exzesse waren die Folge von Massenwahn, angeheizt durch Gier, Euphorie und anschließende Panik. Irrationales Verhalten benebelt den Verstand und begünstigt hohe Verluste bis hin zum finanziellen Ruin. Die Internetblase wurde parallel zur Eisenbahnhysterie von einer technologischen Revolution begleitet. Führende Ökonomen wie der Österreicher Joseph Schumpeter deuten den Crash um die Jahrtausendwende als eine Art „schöpferische Zerstörung“.

Aufstieg und Fall des Neuen Marktes

Am 10. März 2000, seinem 3. Geburtstag, erklomm der Neue Markt mit 9.631 Punkten ein Allzeithoch. Die Deutsche Börse gründete 1997 das Segment für Wachstumsfirmen als deutsche Variante zur US-Technologiebörse Nasdaq. Der Handel begann mit dem Ingenieurdienstleister Bertrandt, heute im SDAX notiert, und der Mobilfunkfirma MobilCom, längst vom Kurszettel verschwunden. Zur Blütezeit waren am Neuen Markt 353 Firmen gelistet und nahmen beim Börsengang fast 24 Mrd. € ein. Die Internationalität war groß. Es gab keine Sperre für börsenunreife Garagenklitschen, die tiefrote Zahlen schrieben und allein mit Visionen brillierten. Die Zeichnungsmanie war zeitweilig so groß, dass Aktiendepots vom Neugeborenen bis zum Urgroßvater eingerichtet wurden, um die Zuteilungschancen zu erhöhen. Danach ging es rapide abwärts. Ende 2000 zeigte der Nemax 50 nur noch 2.869 Punkte. Bis zum endgültigen Niedergang betrug der Verlust über 97 %. Im März 2003 „beerdigte“ die Deutsche Börse AG den Nemax und ersetzte ihn durch den TecDAX mit 30 Titeln aus den Sektoren Software, Internet, Erneuerbare Energie, Hightech, Medtech und Biotech.

Dazu ein wahres Beispiel: Ein Freimakler konnte sich um die Jahrtausendwende vor Nachfrage kaum retten, als er den Kurs für BSE-Vorzüge mit 75 € auf sein elektronisches Handelssystem einstellte. Auch institutionelle Anleger orderten. Der Hinweis, es sei eine Hightech-Emission, reichte. Details wurden kaum verlangt. Ein gelungener Aprilscherz; denn die Firma existierte nicht. BSE ist die Abkürzung für Rinderwahnsinn. Welch Schwachsinn, etwas zu ordern, was man nicht kennt!

Im Börsenboom verflacht oft die moralische Kompetenz. Heute wird im Zuge millionenschwerer Steuerhinterziehungen, Bonuszahlungen und Abfindungen die Vorbildwirkung der Firmenchefs kritisch hinterfragt und angemahnt. Damals waren es vor allem geschönte Bilanzen, erlogene Umsätze, gefälschte Erträge. So meldete die Verkehrstechnikfirma Comroad ständig Großaufträge aus Fernost mit dem Schönheitsfehler, dass 95 % der Umsätze frei erfunden waren. Staatsanwalt Peter Noll nannte mildernde Umstände: „Zu einem Clown gehört auch ein Zirkus, und dieser Zirkus nennt sich Neuer Markt.“

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Die Sichtweise der Volkswirtschaft im Einklang mit Behavioral Finance: Börsenblasen entstehen und platzen auch künftig

Wer heute Volkswirtschaft studiert, erlebt mehr wirklichkeitsnahe Situationen im Vergleich zu früher, als die Studenten mit dicken Wälzern abstrakter Theorien überschüttet wurden. In Studien begleitenden Experimenten, in denen die Mitspieler bisweilen auch echtes Geld verdienen können, erfahren sie, dass sich die Finanzmärkte oftmals nicht rational verhalten, sondern regelmäßig gleiche Muster ausbilden: Zunächst steigen die Preise weit über den fundamentalen Wert, um plötzlich abzustürzen. Nur wann, wie lange, wie heftig ist ungewiss. Dieses Grundmuster ändert sich kaum, weil die meisten Menschen an gewohnten Verhaltensweisen festhalten und eine Art Rudelinstinkt ihr Handeln prägt. Auf diesem Phänomen gründet auch die Technische Analyse bzw. Charttechnik. Die Börse ist irrational. Es gibt mehr Übertreibungen nach oben als unten. Zur Blasenbildung kommt es auch künftig. Aber die Reaktionen fallen unterschiedlich heftig aus.

Die Frage, welche Aktien Sie am besten kaufen oder verkaufen, kann die Wissenschaft nicht schlüssig beantworten. Aber sie hilft, vernünftig zu entscheiden, indem sie das Marktgeschehen strukturiert und analysiert. Überprüfen Sie Ihr eigenes Verhalten. Dazu dient die eigene elektronische Depotführung, siehe das Muster auf den Seiten 107 bis 108.

2.2 Kein schnelles Rein/Raus und keine Einwertstrategie

„In der Ruhe liegt die Kraft.“ Wer so empfindet, denkt und handelt, ist an der Börse kein Freund vom hektischen, schnellen Rein und Raus. Er wird sich auch für Day Trading nicht erwärmen. Eher dürfte er langfristig in nachhaltige, substanz- und dividendenstarke „Marathonaktien“, also „ewige Aktien“ investieren und beste Nebenwerte aus MDAX, TecDAX, SDAX ordern.

ETFs und gute Aktienfonds mit Schwerpunkt Branchen, Dividenden, Länder sollten Sie bedachtsam für Vermögensaufbau und Altersvorsorge auswählen. Sie sind maßgeschneiderte Platzhalter in einem breit gestreuten Langzeitdepot. Geduld und Disziplin sind Markenzeichen solcher Persönlichkeiten.

„Früher Vogel fängt den Wurm.“ Wer sich an dieser Lebensweisheit orientiert, findet eher Zugang zum schnellen Rein und Raus. Im Börsenalltag gern von Tradern bei Übernahmeangeboten und Leerverkäufen angewandt. Wer eine solche Strategie pflegt, realisiert im Allgemeinen schon zweistellige Gewinne, sitzt umgekehrt Verluste meist nicht aus, sondern begrenzt sie rechtzeitig.

Bei scharfer Korrektur und Crash kann ein schnelles Rein und Raus durchaus vorteilhaft sein, aber nicht bei einer Fondsanlage. Hier sollten Sie einen Zeitraum von einem Jahrzehnt und länger einplanen. Sonst amortisieren sich der Ausgabeaufschlag von bis zu 5 % und die jährliche Verwaltungsgebühr von rund 1,80 % nicht. Wer das schnelle Rein/Raus pflegt, dürfte weder Tausend-Prozent-Gewinn-Aktien noch Verlustbringer von über 90 % in seinem Depot halten. Umgekehrt wird er beste Einstiegs- und Ausstiegschancen kaum verpassen und zumindest bei spekulativen Aktien Stoppkurse setzen und diese ständig anpassen und nachziehen. Der größte Fehler wäre, im Crash hektisch alle Aktien aus dem Depot zu schleudern.

Ein Beispiel: Im Herbst 2008, als die Kurse infolge der weltweiten Finanzkrise in den Abgrund stürzten, empfahlen viele Banken Discount- und Bonuszertifikate. Da fühlten sich die Vertreter des schnellen Rein und Raus strategisch bestätigt. Was tat ich dagegen? Ich kaufte während der gesamten Talsohle extrem niedrig bewertete Qualitätsaktien aus verschiedenen Ländern, Indizes und Branchen. Die meisten Titel befinden sich weiterhin in meinem steuerfreien Altbestand. Darunter gibt es einige Tausend-Prozent-Titel mit mittlerweile zweistelliger Dividende.

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Fazit: Mit schnellem Rein/Raus wäre bei Aktien a) kein steuerfreier Altbestand, b) kein Kursgewinn über 100 % bis 3.000 % und c) keine zweistellige Dividende möglich. Solche Chancen gibt es nur bei langem Anlagezeitraum und größerem Depot. In diesem Zusammenhang ist zu hinterfragen: Ist es tatsächlich hilfreich, bei erreichtem Kursziel seine Aktien zu verkaufen?

Weshalb ist die Einwertstrategie so gefährlich?

Wenn Sie Ihr Depot breit streuen nach Indizes, Branchen und vom Zeitpunkt her, sind Sie weniger gefährdet, bei einem Kurssturz unter Stress zu leiden, die Nerven zu verlieren, in Hektik und Panik zu geraten.Beispiel: