Cover

Lotti Latrous – Was war. Was ist. Was zählt. | Mein etwas verrücktes Leben – WÖRTERSEH

 

Alle Rechte vorbehalten, einschließlich derjenigen des auszugsweisen Abdrucks und der elektronischen Wiedergabe.

© 2019 Wörterseh, Lachen

Lektorat: Brigitte Matern
Korrektorat: Andrea Leuthold
Umschlaggestaltung: Thomas Jarzina
Foto Umschlag vorn: © Tomas Wüthrich
Fotos Bildteil: Privatarchiv, andere sind gekennzeichnet; die Legenden wurden vom Verlag erstellt
Bildbearbeitung: Michael C. Thumm
Layout, Satz und herstellerische Betreuung: Beate Simson
Druck und Bindung: CPI – Ebner & Spiegel

Print ISBN 978-3-03763-110-2
E-Book ISBN 978-3-03763-773-9

www.woerterseh.ch

 

Ich liebe Dich weder mit meinem Herzen noch mit meinem Verstand. Für den Fall, dass mein Herz aufhören könnte zu schlagen oder mein Verstand vergisst. Ich liebe Dich mit meiner Seele, denn meine Seele ist unendlich und vergisst nie.

Dschalāl ad-Dīn Muhammad Rūmī,
persischer Mystiker und Dichter (1207–1273)

 

Für Aziz, meinen Mann
Und für Selim, Sonia und Sarah, unsere Kinder

 

Inhalt

Über das Buch

Über die Autorin

Vorwort

Was war.

Geschichten, die ich nie vergesse – sie erzählen aus den frühen Jahren

Oder

Wie alles begann

Was ist.

Geschichten, die mich jetzt bewegen – sie umfassen die letzten Jahre

Oder

Wie sich alles weiterentwickelte

Was zählt.

Geschichten, die mich ganz persönlich betreffen – sie sind zeitlos

Oder

Wie schön das Leben sein kann

Bildteil

Nachwort

Dank

Nachtrag

Glossar

 

Über das Buch

Lotti Latrous lebte zusammen mit ihrer Familie in der Elfenbeinküste, als das Aids-Virus in aller Welt, vor allem aber in Schwarzafrika Millionen von Toten forderte. Aziz, ihr Mann, arbeitete damals für einen Schweizer Großkonzern, die drei Kinder waren in der Schule, und Lotti tat, was sie tun musste: jenen helfen, die am meisten unter der Krankheit litten. Den Ärmsten der Armen. Zusammen mit ihrem Mann eröffnete sie in Adjouffou, einem Slum der Wirtschaftsmetropole Abidjan, ein Ambulatorium und holte die Kranken eigenhändig aus ihren armseligen Hütten. Sie kam tausendfach zu spät. Aber zusammen mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – die meisten von ihnen waren selber HIV-infiziert – konnte sie auch viele Leben retten. Nicht lange, da kamen erst ein Sterbespital und etwas später ein Waisenhaus hinzu. In regelmäßigen Abständen besuchte Lotti ihre Familie, die inzwischen in Kairo lebte. Ihr schlechtes Gewissen, dass sie in Abidjan blieb und sich um »fremde« statt um die eigenen Kinder kümmerte, plagte sie Tag und Nacht. Dass die Familie heute noch intakt ist, empfindet sie als das größte Geschenk. Ebenfalls ein Geschenk ist, dass sie – nach einer persönlichen Krise – den Weg zurück in ihr Hilfswerk fand und sich dieses so entwickelte, wie sie es sich in ihren kühnsten Träumen nicht ausgemalt hätte. Sie ist absolut überzeugt: »Auch wenn wir vieles oft nicht verstehen, am Ende ergibt alles einen Sinn.«

 

Über die Autorin

Lotti Latrous
© Tomas Wüthrich

Lotti Latrous, geb. 1953 in Dielsdorf, gründete in den Elendsvierteln von Abidjan ein Ambulatorium. Kaum war es eingeweiht, wurde ihr Mann von seinem damaligen Arbeitgeber nach Kairo versetzt, und Lotti musste eine Entscheidung treffen, die ihr schier unerträglichen Kummer bereitete. Sie ließ die Familie allein ziehen und blieb. In den Jahren 2003, 2004 und 2007 erschienen drei Bücher über sie. Dass jetzt ein viertes Buch vorliegt, ist dem Umstand zu verdanken, dass sich Lotti Latrous von Gabriella Baumann-von Arx, der Autorin der drei ersten Bücher, überzeugen ließ, dass es an der Zeit wäre, nun selbst ein Buch zu schreiben. Um Rückschau zu halten, Rückschau auf ein Leben, das die Schweizerin des Jahres 2004 egoistisch nennt – andere würden sagen, es war selbstlos.

 

Vorwort

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

am 5. November 2002 schrieb ich Lotti Latrous eine E-Mail und fiel gleich mit der Tür ins Haus: »Ich habe einen Bericht über Sie gesehen und kurz darauf einen Artikel gelesen. Ich bin fasziniert – ich möchte ein Buch über Sie schreiben.« Die Antwort kam bereits einen Tag später: »Danke für Ihr Angebot, aber ich habe vor, eines Tages selbst ein Buch zu schreiben, und ich weiß nicht, ob jemand anderer als ich über mein Leben schreiben kann. Wenn ich mein Tagebuch lese, merke ich, dass die Worte direkt aus meinem Herzen kommen und für mich wertvoller sind als alles Gold der Erde.« Daraufhin schrieb ich ihr, dass einem selbst geschriebenen Buch nichts im Wege stehe, dass die Welt aber jetzt von ihr hören sollte und nicht erst »eines Tages«. Ihre Antwort ließ auf sich warten und kam schnörkellos: »Nach einigen schlaflosen Nächten bin ich einverstanden.«

Heute, gut siebzehn Jahre später und nachdem ich nicht ein, sondern drei Bücher über sie schreiben durfte, ist es so weit: Lotti Latrous legt ihr eigenes Buch vor. Mit Worten, die – so empfinde ich es – tatsächlich wertvoller sind als alles Gold der Erde. Sie sind die Essenz eines Lebens, das in seiner Vielschichtigkeit wunderbar ist. Ich wähle dieses Wort sehr bewusst, denn es grenzt an ein Wunder, was ein einzelner Mensch alles bewirken kann. Dann, wenn die Liebsten ihm keine Fesseln anlegen und er sich nicht zurückbindet, sondern den Weg geht, den er gehen muss. Aus der Überzeugung heraus, das Richtige zu tun, allen Widrigkeiten zum Trotz und gegen alle Widerstände.

Lotti Latrous hat in Afrika ihren Lebenssinn gefunden, den, jedem Menschen zum Recht zu verhelfen, menschenwürdig zu leben. Und in Würde zu sterben. Die Kraft, die sie dafür braucht, schöpft sie aus sich selbst. Etwas, das wir alle auch tun könnten; das Rezept ist eigentlich ganz einfach. Lotti sagt es so: »Ich stelle mir einfach vor, wie ich selbst gern behandelt werden möchte, würde ich in einer schwierigen Situation stecken. Zudem sehe ich in alten Frauen meine Mutter, in alten Männern meinen Vater, in Frauen meine Schwester, in Männern meinen Bruder, in Kindern meine eigenen und nun auch meine Enkel.«

Die Welt als große Familie, was für eine schöne Vorstellung. Lotti Latrous, die tapferste Frau, die ich kenne, lebt es uns vor. Ich bin jetzt versucht, zu schreiben: Tun wir es ihr gleich! Nur weiß ich, wie schwierig dies ist. Doch manchmal reicht schon ein Lächeln, um die Welt unseres Gegenübers ein kleines bisschen besser zu machen. Eine Umarmung, um zu trösten. Oder fünf Worte: »Ich bin für dich da.«

Aber – und es wird Lotti freuen, dass ich mein Vorwort damit beende – Lotti ist kein Engel, sie ist ein Mensch aus Fleisch und Blut und hat neben all ihren guten auch ihre schwierigen Seiten. Und genau das ist es, was sie so liebenswert menschlich macht.

Lotti, dich vor siebzehn Jahren kennen gelernt zu haben, ist ein Geschenk, danke für unsere Freundschaft.

Gabriella Baumann-von Arx,
Verlegerin und Autorin

 

Was war.

Geschichten, die ich nie vergesse – sie erzählen aus den frühen Jahren

Oder

Wie alles begann