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PETER WEISSER
VOM
NORDWALD
BIS ZUR
KORALPE
EIN WANDERTAGEBUCH IN 37 ETAPPEN
(2015 - 2018)
INKLUSIVE KARTENMATERIAL
© 2019 Dkfm. Peter Weisser
Lektorat: Mag. Sandra Lang
Umschlaggestaltung: myMorawa unter Verwendung einer Grafik von iStock/Raida7
Abbildung: Ötschergräben, Österreich
Wanderkartenausschnitte auf den Seiten 66-77:
Von Freytag & Berndt und Artaria KG Wien, wurde dem Autor am 4.1. 2019 die freundliche Lizenz zum Abdruck der Kartenausschnitte Niederösterreich und Steiermark erteilt.
Verlag: myMorawa von Morawa Lesezirkel GmbH
ISBN: (Paperback): 978-3-99084-939-2
ISBN: (Hardcover): 978-3-99084-940-8
ISBN: (E-Book): 978-3-99084-941-5
Printed in Austria
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ohne Zustimmung des Autors ist unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
PETER WEISSER
geboren 1940 in Wien, verheiratet, Vater eines Sohnes und einer Tochter sowie Großvater zweier Enkelkinder, absolvierte die Hochschule für Welthandel und war danach im Konzern der VOEST-ALPINE bis zu seiner Pensionierung tätig.
Seit Jugendtagen gilt seine Liebe dem Wandern. In der Nachkriegszeit beschränkte sich diese mangels finanzieller Mittel vorwiegend auf den Wienerwald. Erst nach Abschluss des Studiums dehnten sich seine Erkundungstouren, die er zumeist mit seiner Frau unternahm, auf den gesamten Alpenraum aus.
Die Begehung der Dolomiten-Höhenwege und die Durchquerung ganz Südtirols auf dem Europäischen Fernwanderweg E5 weckten in ihm jedoch die Sehnsucht nach weiteren Horizonten. So wagte der Bewegungshungrige neue Abenteuer und legte im bereits fortgeschrittenen Alter die nicht unerhebliche Strecke von Wien bis zur Ostsee auf dem Europäischen Fernwanderweg E6 zurück, um zuletzt mit der Durchquerung Österreichs von Nord nach Süd anzuschließen.
INHALTSVERZEICHNIS
PROLOG
1. ETAPPE: 25.5.2016
KARLSTIFT – LIEBENAU
2. ETAPPE 26.5.2016
LIEBENAU – ARBESBACH
3. ETAPPE 27.5.2016
ARBESBACH – BAD TRAUNSTEIN
4. ETAPPE 28.5.2016
BAD TRAUNSTEIN – OTTENSCHLAG
5. ETAPPE 29.5.2016
OTTENSCHLAG – ELSENREITH
6. ETAPPE 30.5.2016
ELSENREITH – SPITZ AN DER DONAU
7. ETAPPE 7.6.2016
SPITZ AN DER DONAU – AGGSBACH DORF
8. ETAPPE 8.6.2016
AGGSBACH DORF – MELK
9. ETAPPE 22.4.2015
MELK – ST. LEONHARD AM FORST
10. ETAPPE 31.7.2015
ST. LEONHARD AM FORST – TEXING
11. ETAPPE 1.8.2015
TEXING – HOCHBÄRNECK
12. ETAPPE 2.8.2015
HOCHBÄRNECK – ERLAUFBODEN
13. ETAPPE 3.8.2015
ERLAUFBODEN – MITTERBACH
14. ETAPPE 2.8.2016
MITTERBACH – GASTHAUS MOOSHUBENWIRT
15. ETAPPE 3.8.2016
NASTHAUS MOOSHUBENWIRT –NIEDERALPLPASS
16. ETAPPE 4.8.2016
NIEDERALPLPASS – GRAF-MERAN-HAUS
17. ETAPPE 5.8.2016
GRAF-MERAN-HAUS – SEEBERGALM
18. ETAPPE 14.8.2016
SEEBERGALM – SEEWIESEN
19. ETAPPE 24.8.2016
SEEWIESEN – VOISTHALERHÜTTE
20. ETAPPE 25.8.2016
VOISTHALERHÜTTE – SCHIESTLHAUS (HOCHSCHWAB)
21. ETAPPE 26.8.2016
SCHIESTLHAUS – SONNSCHIENHÜTTE
22. ETAPPE 27.8.2016
SONNSCHIENHÜTTE – LEOBNER HÜTTE
23. ETAPPE 28.8.2016
LEOBNER HÜTTE – VORDERNBERG
24. ETAPPE 13.9.2016
VORDERNBERG – REITINGBLICK
25. ETAPPE 14.9.2016
REITINGBLICK – ST. MICHAEL
26. ETAPPE 22.8.2017
ST. MICHAEL – KRAUBATH
27. ETAPPE 19.6.2018
KRAUBATH – ST. LORENZEN
28. ETAPPE 20.6.2018
ST. LORENZEN – GLEIN
29. ETAPPE 2.8.2018
GLEIN – GLEINALM SCHUTZHAUS
30. ETAPPE 3.8.2018
GLEINALM SCHUTZHAUS – OSKAR-SCHAUER-SATTELHAUS
31. ETAPPE 4.8.2018
OSKAR-SCHAUER-SATTELHAUS –GABERL
32. ETAPPE 20.8.2018
GABERL – SALZSTIEGELHAUS
33. ETAPPE 21.8.2018
SALZSTIEGELHAUS – PACK
34. ETAPPE 11.9.2018
PACK – HEBALM
35. ETAPPE 12.9.2018
HEBALM – WEINEBENE
36. ETAPPE 13.9.2018
WEINEBENE – KORALPENHAUS
37. ETAPPE 14.9.2018
KORALPENHAUS – LAVANTTAL (RIEDING)
EPILOG
ANHANG
Ob langsam oder schnehll am Ziel,
der Weg ist immer der gleiche!
(Buddhistische Weisheit)
PROLOG
Nachdem ich meine Weitwanderung von Wien bis zur Ostsee erfolgreich abgeschlossen hatte, fragte mich mein Onkologe anlässlich einer Kontrolle, wohin es nun gehen werde. Ich entgegnete ihm entgeistert: „Nirgendwo mehr hin, ich habe doch mein mir selbst gestecktes Ziel erreicht!“ Er jedoch erwiderte mit Bestimmtheit: „Sie MÜSSEN weitergehen!“
Vor die Wahl gestellt also, zwischen Weg oder Grab, fiel mir letztendlich die Entscheidung nicht schwer. In Wahrheit hatte ich mich ohnedies bereits mit dem Wanderbazillus infiziert und wurde ihn nicht mehr los. Es galt lediglich nur noch den inneren Schweinehund zu besiegen, der auf Bequemlichkeit ausgerichtet war und stets Ausreden parat hatte, um sich den Strapazen zu entziehen.
Jetzt galt es erst einmal etwas ausfindig zu machen, das mich neuerlich in den Bann schlagen könnte. Eine Wanderung durch den Wienerwald oder entlang der Lainzer Tiergartenmauer stellte für mich jedoch absolut keinen Reiz dar und schied daher von vornherein bei meinen Überlegungen aus.
Eine Fortsetzung des Fernwanderweges E6 von meinem letzten Endpunkt in der Lübecker Bucht weiter nach Norden bis nach Dänemark oder Schweden wäre zwar eine Alternative gewesen, kam jedoch wegen der langen Anfahrtswege auch nicht in Frage.
Wenn es schon nicht nach Norden gehen konnte, warum dann nicht einfach in Richtung Süden?
Auf den „Europäischen Fernwanderweg E6“ war ich ja das erste Mal in Karlstift im Waldviertel gestoßen, und dieser hatte mich sofort begeistert. So schoss es mir durch den Kopf: „Weshalb sollte ich ihm eigentlich nicht in die entgegen gesetzte Richtung nach Süden folgen?“ Dazu gäbe es sogar vom Österreichischen Alpenverein einen Wanderführer des „Nord-Süd-Wanderweges 05“(NSWW05), der vom Nebelstein im Waldviertel bis zur slowenischen Grenze bei Eibiswald verläuft und identisch mit dem Fernwanderweg E6 ist. Falls mir diese Distanz noch zu kurz sein sollte, könnte ich ja weitergehen bis Piran, Slowenien, um damit eine durchgehende Wegstrecke von der Ostsee bis zur Adria erwandert zu haben.
Ich erstellte eine Machbarkeitsstudie und stieß dabei gleich auf etliche Schwierigkeiten, deren größte die mangelnden Übernachtungsmöglichkeiten im südwestlichen Bereich der Steiermark waren. Zudem stellte die Überquerung des Alpenhauptkammes eine nicht unerhebliche Herausforderung dar, der ich mich zu stellen hätte. Da mich das Waldviertel schon von Kindesbeinen an gefesselt hatte und ich ihm seelisch tief verbunden war, wagte ich den Aufbruch im Naturpark Nordwald bei Karlstift nahe der tschechischen Grenze, um mich erst einmal auf dem Weg nach Süden bis in die Wachau ein wenig einzugehen. Alles Weitere würde sich danach schon noch ergeben!
Wieder wollte ich meinem alten Grundsatz folgen: „Geh, soweit dich deine Füße tragen und es die Umstände erlauben!“ Ein Grundprinzip stand für mich jedoch wieder außer Streit: Es dürfe keine Lücke meines Weges geben, sondern müsse eine zusammenhängende Linie sein – koste es, was es wolle!
Es hört sich zwar romantisch an, einfach drauf los zu marschieren, noch dazu auf einem markierten Weitwanderweg in Richtung Süden durch abwechslungsreiche und landschaftlich einmalige Gefilde. Dennoch sollte ich dabei trotz Wanderführers auf Schwierigkeiten stoßen, die mir auf meiner gesamten Tour von Wien bis zur Ostsee nicht widerfahren sind. Dabei handelte es sich um fehlende Quartiere, insbesondere im letzten Drittel der Gesamttour. In den nördlichen Kalkalpen wiederum waren es überfüllte bzw. geschlossene Hütten, die die Wanderlaune trübten.
Ein Jugendlicher mag solche Hemmnisse durch längere Wegstrecken und eine forschere Gangart wettmachen, doch ein älterer und nicht so geübter Wanderer ist gezwungen, nach Alternativen zu suchen. Um das alles bis zur letzten Konsequenz durchzuziehen, bedarf es schon eines unbeugsamen Willens, ja geradezu einer Besessenheit.
So ist es nicht verwunderlich, dass mir auf der gesamten „Nord-Süd-Wanderung 05“ lediglich zwei Paare begegnet sind, die eine mehrtägige Tour unternommen haben. Keiner von ihnen ging jedoch den „05“ und beide waren keine Österreicher. Zwar tummelten sich auf den traditionellen Hausbergen zahlreiche Bergsteiger, doch waren diese zumeist Tagesausflügler oder Kurzstreckenwanderer.
Während die traditionellen Pilgerwege immer noch an Bedeutung gewinnen, sind die Weitwanderwege quer durch Europa – mittlerweile gibt es bereits zwölf – weitgehend unbekannt. Das Interesse dafür hält sich in Grenzen, das gesamte Unterfangen mag den meisten in jeder Hinsicht als zu unsicher erscheinen.
Wer sich hingegen auf diese Art der Fortbewegung eingelassen hat, wird reichlich mit noch nie verspürten Glücksmomenten beschenkt:
Ein Eintauchen mit Körper und Seele in die Schönheit und Vielfalt der Natur, das Erlebnis stets neuer und unerwarteter Begegnungen mit Mensch und Tier, die Verwirklichung des Seins im Jetzt und Hier, die Erfüllung vom Traum der absoluten Freiheit im Tun und Lassen, die Nachrangigkeit des Zeitbegriffs, das Erkunden immer neuer und unbekannter Gefilde und die bewusste Wahrnehmung mystischer Momente sowie des Metaphysischen mit all seinen Sinnen. Nicht zuletzt die Erkenntnis, wie wenig es des Materiellen bedarf, um glücklich, unendlich glücklich zu sein.
Bei einer Weitwanderung sind all diese Glücksmomente nicht nur auf wenige Stunden oder bloß einen Tag begrenzt, sondern wiederholbar, auf Tage und Wochen, solange man sich eben mit den eigenen Füßen fortbewegt und auf „dem Weg“ unterwegs ist.
Dass Bewegung, und zwar ständige Bewegung bis ins hohe Alter ein Gesundbrunnen für Körper und Geist ist, wird medizinisch mittlerweile unablässig propagiert.
So lautet die Devise:
„A walk every day,
keeps the doctor away!“
Ein junger, rüstiger Wanderer mag vielleicht Anstoß daran nehmen, dass ich den Weitwanderweg 05 in mehreren Zeitabschnitten und mehr Etappen als üblich zurückgelegt habe. Mir ging es aber von Anbeginn nicht um eine Bestleistung, ja nicht einmal um den Erwerb einer Wandernadel, die jeder erhält, der den NSWW 05 ohne Zeitlimit zur Gänze bewältigt und dies durch Stempel an den Kontrollpunkten nachweisen kann.
Was mich bewog, war in erster Linie die Bewegung, das seelische Erlebnis und dass ich die Gesamtstrecke, wenn auch mit geringen Abweichungen von der Route, lückenlos zurücklegen konnte.
Bei meinen Recherchen erfuhr ich auch, dass jährlich lediglich zwanzig Wanderer beim Alpenverein und bloß zehn Wanderer an der letzten Kontrollstelle in Eibiswald vorstellig wurden, um sich das Wanderabzeichen für eine vollständige Begehung abzuholen. Die meisten von ihnen würden die Gesamtstrecke in mehreren Streckenabschnitten zurücklegen, gleich wie ich es getan habe.
Dieses wohl letzte Buch meiner bisherigen Weitwanderungen widme ich meiner lieben Frau Gaby, die mich immer ziehen ließ, wenn das Wanderfieber mich gepackt hatte. Sie wird dabei wohl oft bange Momente erlebt haben, wenn ich so mutterseelenallein irgendwo in der Ferne unterwegs war und ich sie im Ungewissen ließ, ob es dort überhaupt einen Handyempfang gäbe.
Immer jedoch hat alles bestens geklappt und sie wusste mich in Sicherheit – geborgen von Mutter Natur.