Summer Love

Summer Love

Nur ein Date

Birgit Kluger

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Kapitel 44

Kapitel 45

Kapitel 46

Epilog

Lust auf mehr?

Über den Autor

1

Adrian

"Warum sind da Kerben in dem Bettpfosten?" Beatrice kicherte. "Jetzt erzähle mir nicht, dass du eine Ritze für jede Frau machst. Das glaube ich dir nämlich nicht."

Adrian sah sie an. Seinen Blick hatte er lange vor dem Spiegel geübt, er signalisierte "ich sage die Wahrheit", was sehr praktisch war, wenn man die meiste Zeit log. Dann schüttelte er den Kopf, lachte und zog sie an sich. "Dir kann ich wirklich nichts vormachen", flüsterte er ihr ins Ohr. Dann wanderten seine Hände an ihrem Körper hinab. Er zog ihr das T-Shirt über den Kopf. Es dauerte nicht lange und die Frau in seinem Bett vergaß, dass er ihre Frage nie beantwortet hatte.

Das war nicht weiter schlimm, denn er würde sie ohnehin nicht wiedersehen.

2

Danielle

Gott, tat das gut. Danielle lehnte sich in dem Sessel zurück und schloss die Augen. Zum ersten Mal seit Wochen gönnte sie sich eine Entspannung. Auf ihr Gesicht hatte sie eine Maske aus Heilerde, Algen und ätherischen Ölen aufgetragen. Angeblich sollte diese Mischung die Haut nicht nur verjüngen und straffen, sondern auch zum Erblühen bringen. Ihre Freundin Ashley schwor darauf, dass man nach dieser Behandlung nicht nur um zehn Jahre jünger aussah, sondern auch vollkommen entspannt und glücklich aus der ganzen Erfahrung hervorging.

Ashley war ein Esoterikfreak; aus diesem Grund nahm Danielle nicht immer alles so ernst, was sie ihr empfahl, aber dieses Mal hatte sie wirklich recht gehabt. Das Gefühl, einfach die Augen schließen zu können und all die Inhaltsstoffe ihre magische Arbeit vollführen zu lassen, hatte allein schon etwas Wohltuendes an sich. Dazu leise Musik, die aus den Lautsprechern erklang, ausschließlich Balladen. Jetzt gerade ertönte She’s like the Wind.

Danielle seufzte zufrieden, das Leben konnte so schön sein. Vor allem, wenn man an einem Samstag nichts anderes zu tun hatte, als sich ausschließlich um sich selbst zu kümmern. Als Erstes die Maske. Danach würde sie ein gesundes Frühstück zu sich nehmen, bestehend aus einem grünen Smoothie und ... sonst nichts. Na gut, das Frühstück war nicht wirklich etwas, worauf sie sich freute; das Getränk, das sie zubereiten würde, bestand aus Spinat, Weizengras, Zitronensaft und einem Apfel. Igitt. Vielleicht würde sie es doch lieber überspringen und stattdessen ein Glas Wasser trinken, wahrscheinlich würde das bei Weitem besser schmecken. Aber egal, all das war nur zu ihrem Besten. Nachdem sie das letzte halbe Jahr wie eine Besessene nichts anderes getan hatte, als zu arbeiten, hatte sie sich einen Tag zum Relaxen weiß Gott verdient.

Es klingelte. Sie hatte keine Ahnung, wer das sein könnte, aber das war ihr auch egal. Sie würde es einfach ignorieren und so tun, als sei sie nicht zu Hause.

Wieder dieser aufdringliche Klingelton. Und jetzt fiel es ihr auch wieder ein. Sie hatte doch dieses Buch bestellt. Diesen extrem teuren Wälzer, den sie spätestens am Montag für ihre Arbeit brauchen würde.

"Mist!" Mit einem Satz sprang sie auf und eilte zur Tür.

"Augenblick", rief sie, "ich bin zu Hause. Ich muss nur die Tür öffnen." Nervös nestelte sie an den drei Schlössern herum, die an dem Holz angebracht waren. Da war zum einen das Schloss ganz oben, dann das normale Türschloss, dann noch der Balken, der quer über der Tür lag. Ihre Mutter hatte auf diesen Sicherheitsmaßnahmen bestanden, weil Danielle nah bei Los Angeles wohnte und da waren Verbrechen bekanntermaßen an der Tagesordnung.

"Ich hab's gleich." Sie wollte gerade die Tür aufreißen, als ihr einfiel, wie sie aussah. Auf ihrem Gesicht eine dunkelbraune, undefinierbare Masse, die nur die Augen freiließ. Um ihren Kopf ein weißer Frotteeturban. Ihr Körper steckte in einem alten, fadenscheinigen Bademantel. Ihre Fußnägel waren unlackiert. Wer auch immer dort draußen darauf wartete, dass sie endlich öffnete, würde den Schreck seines Lebens bekommen.

Danielle lugte durch den Spion. Alles was sie auf der anderen Seite der Tür sehen konnte, war ein männlicher Oberkörper, bekleidet mit einem braunen Hemd. Auf der Brusttasche das Abzeichen eines Paketdienstes. In den Händen hielt er ihr Päckchen.

"Hören Sie?", rief sie.

"Ja", kam die Antwort einer männlichen Stimme. Einer tiefen, sonoren Stimme, die Danielle einen Schauer den Rücken hinunterjagte.

"Ich kann die Tür nur einen Spaltbreit öffnen. Bitte schieben Sie das Päckchen einfach durch."

"Okay, aber Sie müssen noch den Empfang bestätigen."

"Das mache ich. Geben Sie mir einfach alles durch den Spalt." Danielle öffnete die Tür etwa zehn Zentimeter. Der Paketbote schob das Buch hindurch, gefolgt von diesem blöden Gerät, auf dem man seine Unterschrift hinterlassen musste. Gerade als Danielle ihren Namen mit dem seltsamen Stift kritzelte, schoss ein buntes Fellbündel an ihr vorbei und durch die Tür hinaus.

"Kathy!" Danielle riss die Tür auf. Doch bevor sie ihrer Katze hinterherjagen konnte, stoppte sie. Der Paketbote stand direkt vor ihr und starrte sie an. Sein Blick sagte alles. Schnell trat sie einen Schritt zurück und knallte die Tür wieder zu. Kurz darauf konnte sie seine Stimme hören.

"Ich ... äh, geh dann mal die Katze suchen."

"Das wäre wirklich sehr nett. Ich habe gerade ..." Weiter kam sie nicht, denn sie hörte, wie er sich entfernte. Sie konnte es ihm nicht verdenken, wahrscheinlich glaubte er einem Marsmenschen begegnet zu sein und ergriff die Flucht.

Unter ihrer Maske war sie garantiert knallrot, sie konnte die Hitze auf ihren Wangen spüren.

Dieser Paketbote sah einfach nur gut aus. Er war groß, mindestens einen Meter neunzig, hatte blonde, verwuschelte Haare und die blauesten Augen, die sie jemals gesehen hatte. Und ausgerechnet diesem Mann musste sie gegenübertreten, wenn sie aussah wie eine Vogelscheuche.

Danielle raste ins Badezimmer, wusch sich die Pampe vom Gesicht, stürzte danach ins Schlafzimmer, zerrte ein paar Klamotten aus dem Kleiderschrank, zog sich an und rannte zur Haustür. Dort knallte sie fast in den Typen hinein. Er trug Kathy auf dem Arm. Die kleine Verräterin schnurrte. Er hielt ihr die Katze mit einem Lächeln entgegen und stellte fest: "Da ist der kleine Ausreißer." Eine Pause, dann: "Was ist mit Ihrem Gesicht passiert?"

"Mein Gesicht? Ich habe nur ..., also die Maske, ich habe sie abgewaschen."

Der Gesichtsausdruck ihres Gegenübers sagte etwas anderes, dem Mann stand der blanke Horror ins Gesicht geschrieben. Er drückte ihr Kathy in die Arme und trat einen Schritt zurück.

"Na dann, ist ja alles gut. Einen schönen Tag noch."

Zu sagen, dass er die Treppe herunterrannte, als seien Höllenhunde hinter ihm her, wäre eine Untertreibung. Mit einem Schlag, den Danielle bis nach oben in den dritten Stock hören konnte, fiel die Haustür hinter ihm zu. Danielle schüttelte den Kopf, schloss ihre Wohnungstür und ging mit Kathy im Arm ins Wohnzimmer.

"Der Typ sah zwar gut aus, aber er war schon ziemlich seltsam, nicht wahr, meine Süße?"

Kathy, die kleine Verräterin, antwortete natürlich nicht, sondern sprang einfach von Danielles Arm herunter und verschwand in der Küche. Wahrscheinlich um den Fressnapf zu überfallen. Danielle drehte sich um und ging ins Schlafzimmer zurück. Als sie ihr Spiegelbild sah, das ihr von der Schranktür entgegenblickte, blieb sie wie angewurzelt stehen.

"Oh. Mein. Gott." Unfähig, sich zu rühren, starrte sie sich an. Ihr Gesicht sah aus wie ein Schlachtfeld. Die Haut war mit roten Flecken übersät, ihre Augen geschwollen, die schwarzen, nassen Strähnen ihrer frisch gewaschenen Haare hingen ihr in die Stirn. Jetzt wusste sie, warum der Typ so schnell abgehauen war.

3

Danielle

"Ashley, ich sehe aus, als hätte ich die Krätze. Ach, was sage ich. Als wäre ich eine Aussätzige", kreischte Danielle in den Hörer. Mittlerweile konnte sie es nicht mehr ertragen, sich im Spiegel anzusehen, denn es war, als würde ihre Haut mit jeder Minute die verging, noch röter werden.

"Du musst mich ins Krankenhaus bringen", schloss sie ihre Tirade. Eine Träne rann ihre Wange hinab. Dann noch eine.

"Süße, beruhige dich. Das ist bestimmt nichts weiter als eine allergische Reaktion."

"Nichts weiter? Du hast ja keine Ahnung, wie ich aussehe."

"Bist du gegen irgendein ätherisches Öl allergisch?"

"Keine Ahnung, sag du es mir."

"Es sieht zumindest ganz danach aus, als sei etwas in der Maske gewesen, womit dein Körper nicht zurechtkommt. Am besten lässt du ihm einfach Zeit, sich selbst zu heilen. Viel trinken, entgiften, und du wirst sehen, in ein paar Tagen bist du wieder wie neu."

"In ein paar Tagen? Ich kann nicht so lange warten. So wie ich jetzt aussehe, kann ich mich nicht aus dem Haus wagen."

"Wenn du wirklich darauf bestehst, bringe ich dich ins Krankenhaus." Ashley seufzte. "Aber du weißt, was ich von der modernen Medizin halte."

"Glaubst du wirklich, es wird von selbst wieder besser?"

"Ganz bestimmt."

"Na gut." Dieses Mal war es Danielle, die einen Seufzer ausstieß. Wenn sie ihr Gesicht nicht in der Öffentlichkeit zeigen musste, war ihr das allemal lieber, als ein Trip ins Krankenhaus.

"Sieh es als Wink des Universums an, dass du ein paar Tage ganz für dich brauchst."

"Prima. Ganz für mich. Wenn ich aussehe wie ein Streuselkuchen."

"Meistens will man es sich ja nicht eingestehen, aber der Körper hat seine eigene Weisheit."

Okay, mehr esoterische Sprüche konnte Danielle nicht ertragen. Hastig beendete sie das Gespräch. Dann warf sie den Hörer neben sich auf die Couch.

"Super. Ein paar Tage ganz für mich."

Kathy sprang ihr auf den Schoß, drehte sich ein paar Mal um sich selbst, um sich dann schnurrend auf Danielles Schenkeln niederzulassen.

"Dir kann nichts passieren. Du hast es gut. Und Falten bekommst du auch keine", sagte Danielle und begann automatisch, die Katze zu streicheln. Dabei gingen ihr Bilder von dem Paketboten durch den Kopf. Seine blauen Augen. Das Lächeln, das die Grübchen in seinen Wangen hervorhob. Die muskulösen Oberarme. Warum musste sie ausgerechnet bei dieser Begegnung aussehen wie ein Alien?


Glücklicherweise hatte Ashley recht gehabt. Nach ein paar Tagen sah Danielle wieder wie eine Frau mit einer normalen Haut aus. Der Ausschlag war verschwunden und mit ihm die ungesunde rötliche Färbung und die aufgedunsenen Augen. Eines war nach dieser Aktion klar, sie würde sich so schnell keinen Wellnesstag mehr gönnen. Dabei könnte sie gerade jetzt dringend eine Entspannung gebrauchen, vor allem nach dieser Nacht. Gestern Abend hatte sie den Fehler begangen, zusammen mit Ashley eine Tour durch die Kneipen in Old Town zu machen. Das Resultat lag neben ihr. Leider.

Warum fiel sie immer wieder auf Typen herein, die sie mit einem Wortschwall erstickten?

Vielleicht, weil sie dann selbst nicht viel sagen musste. Danielle wagte einen vorsichtigen Blick zur Seite. Harold, der Mann, der sie gestern Abend im Santos angesprochen hatte und sie nach einem langen Monolog überredet hatte, mit zu ihm nach Hause zu gehen, lag neben ihr. Unter dem Bettlaken zeichnete sich deutlich seine muskulöse Figur ab. Sie seufzte. Sein sportlicher Körper war ein weiterer Grund gewesen, weshalb sie mitgegangen war. Er hatte sie an diesen Paketboten erinnert, der ihr nicht mehr aus dem Kopf gehen wollte. Für einen kurzen Augenblick gab sie sich der Fantasie hin, wie es gewesen wäre, wenn sie mit ihm die Nacht verbracht hätte und nicht mit diesem Harold, der auf dem Rücken lag und leise schnarchte. Und das war es nicht einmal, was sie an ihm störte.

Nein, das Problem war sexueller Natur. Die Nacht mit ihm würde ihr nur deshalb im Gedächtnis bleiben, weil sie grauenhaft gewesen war. Nicht so sehr der Akt an sich, sondern eher seine Kürze. Das Ganze hatte maximal zwei Minuten gedauert; wenn überhaupt.

Leise stand sie auf und zog sich an. Mit ein bisschen Glück konnte sie von hier verschwinden, bevor er es bemerkte.

"Willst du schon gehen?"

Toll, ausgerechnet jetzt musste er aufwachen.

"Ja, ich habe noch einen wichtigen Termin", log sie. Sie zwängte sich in ihren Minirock und zog sich das T-Shirt über den Kopf. Obwohl er sie nackt gesehen hatte, war ihr der Moment peinlich. Es war fast intimer, sich vor ihm anzuziehen, als von ihm ausgezogen zu werden. Aber vielleicht lag das auch nur an dem Alkohol, den sie letzte Nacht intus gehabt hatte.

"Heute ist Sonntag", stellte er fest.

"Ich bin Freiberuflerin. Für mich gibt es keinen Sonntag", antwortete Danielle, schlüpfte in ihre Schuhe und trat den Rückzug an.

"Ich rufe dich an", rief er ihr nach.

"Ja, tu das. Unbedingt." Die Haustür fiel hinter ihr ins Schloss, Danielle blieb stehen und atmete einmal tief durch. Sie konnte sich noch verschwommen daran erinnern, dass sie ihr Auto nicht weit von Harolds Apartment abgestellt hatte. In einer der Seitenstraßen. Es dauerte nicht lange und sie hatte den Wagen gefunden. Jetzt, um sieben Uhr morgens an einem Sonntag, waren die Straßen von Hastings Ranch, einem Wohngebiet im Nordosten von Pasadena noch leer. Danielle summte ein kleines Lied vor sich hin. Dann fiel ihr etwas ein, eine Szene von letzter Nacht. Ihr Smartphone in Harolds Hand, er tippte eine Nummer ein und gab es ihr zurück.

"Jetzt kannst du mich jederzeit anrufen, und ich dich!"

Super!

Er hatte ihre Telefonnummer. Sie wusste schon jetzt, er würde sie kontaktieren. Das taten die Männer immer, die sie nie wiedersehen wollte. Danielle zog eine Grimasse und startete den Motor. Warum nur war sie nicht in der Lage, "Ich will dich nicht mehr sehen", zu sagen?

"Weil ich zu gutmütig bin, deshalb", brummelte sie vor sich hin und fuhr los. Ein paar Straßen weiter kam sie an einem Dunkin’ Donuts vorbei. Bei dem Gedanken an einen Donut und einen großen Kaffee lief ihr das Wasser im Mund zusammen. Kurz entschlossen schwenkte sie auf den Parkplatz ein. Ashley wollte heute Nachmittag vorbeikommen; sie liebte die Apfel–Zimt-Donuts, und als beste Freundin war es Danielles Pflicht, ihr welche mitzubringen.

"Das war mal wieder ein Reinfall."

Danielle nahm einen Schluck von ihrem Kaffee und hätte das kochend heiße Getränk am liebsten sofort wieder ausgespuckt. Mist! Warum konnte sie nicht wie jeder normale Mensch warten, bis das Zeug Trinktemperatur hatte? So aber konnte sie den Weg des Kaffees durch ihre Speiseröhre in den Magen genau verfolgen. Es brannte wie die Hölle.

"Ich verstehe sowieso nicht, was du an diesen One-Night-Stands findest", sagte Ashley, lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und streckte ihre Beine von sich. "Du verunreinigst damit nur deine Aura. Sex ohne Liebe ist nicht gut für dein Energiefeld. Das predige ich dir seit Jahren."

"Und ich erzähle dir seit Jahren, dass es meinem Energiefeld blendend geht."

Ashley schüttelte ihre blonden Locken.

"Das sagst du, aber ich spüre genau, wie unglücklich du bist."

"Hmmmm", war alles, was Danielle dazu sagte. Sie würde ihrer Freundin nicht von der Begegnung mit dem Paketboten erzählen. Der Begegnung, die dazu geführt hatte, dass sie in der Kneipe auf Harold reingefallen war. Der Bodybuilder hatte sie an den Mann erinnert, dem sie mit ihrer Gesichtsmaske einen gehörigen Schrecken eingejagt hatte. Wäre das nicht der Fall gewesen, wäre sie niemals mit Harold im Bett gelandet. Das zumindest redete sie sich ein.

"Ich glaube, wir sollten uns bei Skype einloggen. Diana wird jeden Augenblick online sein."

Ohne eine Antwort abzuwarten, nahm Danielle ihre Kaffeetasse und stand auf.

"Denk bloß nicht, ich hätte nicht bemerkt, dass du das Thema wechselst." Ashley folgte Danielle ins Arbeitszimmer.

"Ich lasse dich nur deshalb in Ruhe, weil ich weiß, dass du noch etwas Zeit brauchst, um das Offensichtliche zu begreifen."

Danielle fuhr den Computer hoch, setzte sich und drehte sich dann zu ihrer Freundin, die neben ihr saß.

"Und was wäre das?"

Ashley verdrehte die Augen. "Du brauchst eine feste Beziehung mit einem Mann, der kein kompletter Idiot ist!"

"Ach so, ja klar. Hätte ich mir denken können." Danielle loggte sich bei Skype ein und wählte Diana an.

"Sarkasmus hilft dir auch nicht weiter."

"Hallo, ihr Lieben, schön euch zu sehen", wurde Ashley von Diana unterbrochen. Die Freundin der beiden lebte zurzeit in Las Vegas. Jeden Samstagnachmittag skypten sie miteinander. Trotzdem vermisste Danielle ihre Freundin. Obwohl sie Dianas Gesicht auf ihrem Bildschirm sah und es fast so war, als würde sie ihr tatsächlich gegenübersitzen, fehlte Diana in dem Trio.

"Wie geht es dir?", fragte Danielle und setzte ein Lächeln auf, das nicht ganz echt war. Heute vermisste sie Diana mehr denn je. Sie hätte gerne gewusst, ob die gemeinsame Freundin Ashleys Meinung teilte. Dann seufzte sie. Was für eine blöde Frage. Diana war glücklich verliebt.

"Es geht mir gut. Sogar besser als gut. Ich bin so glücklich!" Diana rutschte auf ihrem Sitz herum, ein strahlendes Lächeln im Gesicht. Noch bevor sie weitersprach, wusste Danielle, was ihre Freundin sagen würde.

"Wir heiraten", platzte Diana heraus. "Haltet euch schon mal den 20. Dezember in eurem Terminkalender frei."

"Gratuliere. Das ist ja toll!" Ashley klatschte in die Hände. "Ich möchte Brautjungfer sein."

"Ich habe so gehofft, ihr beide würdet das übernehmen."

"Natürlich tun wir das", schaltete sich Danielle in das Gespräch ein. Sie zwang erneut ein Lächeln in ihr Gesicht. Sie freute sich. Ehrlich! Aber irgendwo ganz tief in ihrem Inneren beneidete sie ihre Freundinnen. Auch wenn sie selbst keine Beziehung wollte, kam sie sich doch manchmal wie ein Mauerblümchen vor, das keinen abbekam. Was natürlich Blödsinn war; immerhin hatte sie fast jede Woche einen anderen Lover.

"Danke, ich wusste, ihr würdet mich nicht im Stich lassen, auch wenn die Hochzeit so kurz vor Weihnachten stattfindet. Ich hätte gerne einen anderen Termin genommen, aber das ist die einzige Zeit des Jahres, in der Chris sich längere Zeit frei nehmen kann, damit wir heiraten und danach in die Flitterwochen fahren können."

"Wo verbringt ihr euren Honeymoon?"

"Auf Hawaii!" Diana sah verträumt in die Kamera. "Ich komme mir vor wie im Märchen. Ich habe nicht nur meinen Traummann gefunden, sondern wir heiraten und fahren in ein Ferienparadies. Ich kann das alles noch gar nicht fassen."

"Du hast es gut." Danielle seufzte. "Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal im Urlaub war."