Jürgen Selonke

Vier Männer,
eine Lady

Segeln. Der nasse Weg zum Glück

Ahoi und die roten Schilder

Maschine an und los

Alptraum Anlegemanöver

Liveshow in der Hafenkneipe

Planung und milder Senf

Suchschleife zum Hammerhead

Im Zick-Zack-Kurs auf Grund

Drama vor Hiddensee

Das gefischte Kabel

Flüssiges und Hafenmeister

Von der Kunst des Grillens

Lords im Regen

Der Geheimdienst nebenan

Nachts auf See

Das Paradies im Duschhaus

Kurs Heimat

Der geküsste Felsen

Sonnenuntergang vom Feinsten

Abschied und Tauben als Propheten

Vorwort

Ich kreuzte vor Fehmarn. Allein mit Wind und Wellen, kein zweites Schiff in Sicht. Alles ruhig, kein Stress. Eine Situation, in der Gedanken sich plötzlich verselbständigen:

„Ganz schön viel passiert, eine Menge erlebt in den Jahrzehnten der Segelei. Schade eigentlich, wenn das alles so einfach im Nebel der Vergangenheit untergeht. Festhalten sollte man die schönsten Momente, für wen auch immer. Am besten aufschreiben…“

Und nichts auf die lange Bank schieben. Niemand weiß, wie viel Zeit einem bis zum Ende bleibt. Immerhin gab es bereits den ersten kräftigen Warnschuss vor den eigenen Bug. Gerade noch abgewehrt. Das Leben gibt kein Versprechen darauf, dass man mit seinen Plänen fertig wird. Es liegt an jedem selbst, zumindest mal anzufangen.

Das habe ich dann getan, und so sind die folgenden Seiten entstanden. Erinnerungen, die auf Fakten basieren. Ab und an leicht verfremdet. Aber nichts ausgedacht oder erfunden, alles tatsächlich erlebt. Meist war es spaßig, zumindest im Rückblick. Manchmal vielleicht auch gefährlich oder zumindest ungemütlich. Die Zeit an Bord hat mich Menschenkunde gelehrt, mir abgelegene Flecken erschlossen und viel zum seelischen Gleichgewicht beigetragen.

Kommen Sie an Bord von „Lady Elliot“ zu einem kleinen Törn. Blicken Sie mit mir zurück auf Episoden, die das Leben geschrieben hat.

Ach so – niemand muss Segler sein, um an Bord gehen zu dürfen. Wer jetzt vielleicht gerade in einem Buchshop irgendeines Flughafens steht und was zum Schmökern sucht, um die Stunden in der Luft halbwegs entspannt hinter sich zu bringen – greifen Sie zu. Es gibt kein Fachchinesisch.

Und eines ist garantiert: Nach der Landung werden Sie zumindest ahnen, dass das Freizeitleben auf einem Schiff sehr viel gemütlicher ist als die quälenden Sitze der modernen Jets.

Ahoi und die roten Schilder

Grömitz an der Ostsee. Außerhalb der Saison ein langweiliges Nest. Während der Saison ein oft überfülltes langweiliges Nest. Die Fülle liegt vor allem am Hafen. 780 Schiffe finden Platz, Romantik ist was anderes.

Wer hier anlegt, sollte von Einsiedelei nichts halten und am besten über eine eigene Dusche an Bord verfügen. Sonst wird er sich vermutlich auf eine Katzenwäsche beschränken müssen. Denn die Riesenanlage bietet freundlich geschätzt rund 20 Duschen.

Zu mehr haben sich die Gemeindeverantwortlichen auch nach dem Umbau nicht durchringen können. Dauerlieger schätzen den Ort vor allem wegen seiner ordentlichen Anbindung an Hamburg.

Wir haben Sommer, liegen im Hafen. Es ist so gegen 19 Uhr. Die Sonne schickt sich gerade an, allmählich auf der Landseite hinter der Anhöhe mit dem kleinen Wäldchen im wohlverdienten Feierabend zu verschwinden.

Ich habe mich auf dem Achterdeck von „Lady Elliot“ gemütlich in einen faltbaren Klappsessel gelümmelt, die Füße auf einer der Backskisten geparkt und zunächst über den neuen Grömitz-Prospekt geschmunzelt.

„Eine maritime Erlebnispromenade schlängelt sich durch den Yachthafen, mit schwungvoller Wellen-Architektonik und imposanten Großsegel-Skulpturen“, las ich staunend. Es ist immer wieder faszinierend, mit welch‘ unverfrorener Fabulierkunst die Tourismus-Leute versuchen, aus Blech noch Gold machen.

Jetzt studiere ich Seekarten für den anstehenden Kurztörn. Haptische Karten wohlgemerkt, so richtig zum Anfassen. Dem elektronischen Schnickschnack mag ich bis heute nicht trauen.

Da Schrift und Zeichen auf den Karten gemeinerweise permanent kleiner zu werden scheinen, nimmt mich das Studium voll in Anspruch. Deshalb registriere ich erst ziemlich spät, dass sich eine stählerne Ketsch in die Nachbarbox manövriert. Der Skipper mit verkniffener Miene, aber offensichtlich wild zu dem Manöver entschlossen.

„Sie sehen schon das rote Schild in der Box“, sage ich zu dem Ankömmling und zeige darauf.

Mein Nachbar ist nämlich mit seiner Bavaria nur kurz mal draußen für eine kleine Runde, wollte auf jeden Fall abends zurück sein. Für mich selbstverständlich, darauf aufmerksam zu machen.

Genauso, wie es guter Usus sein sollte, bei längerer Abwesenheit seine Box für Gastlieger auf „Grün“ zu stellen. Nur hier und jetzt zeigt das Schild unübersehbar ein leuchtendes Rot.

Die Antwort erstaunt, ist leider aber immer öfter in deutschen Jachthäfen von Freizeitkapitänen zuhören. „Rot oder nicht – das zählt doch nix mehr“, dröhnt es zurück. „Leer ist leer, so einfach ist das!“

Ich staune, ist das mittlerweile wirklich so einfach? Sind die simpelsten Anstandsregeln tatsächlich untergegangen?

Ich riskiere eine vorsichtige Erwiderung: „Das mag sein, woanders vielleicht. Zumindest hier an diesem Steg meint Rot noch Rot und damit gesperrt.“

Der zweite Mann an Bord, der bis jetzt mit einer Leine schon eifrig am Bug hantiert hat, kommt nach hinten. „Lass doch den Spinner“, sagt er mit Blickrichtung auf mich, „gehen wir nach gegenüber. Da nervt hoffentlich keiner.“

Der Skipper stoppt das Schiff auf, wendet und donnert auf eine Box am gegenüber liegenden Steg zu. Ich sehe es deutlich, auch die signalisiert Rot. Was die beiden nicht stört, zumal dort tatsächlich keiner nervt.

So erlebst Du Randerscheinungen des Segelsports heute. Nicht immer. Aber leider immer öfter.

Die Älteren, die mit der Erfahrung von vielen Sommern, die sich noch daran erinnern können, dass niemand sein Schiff aus Angst vor Langfingern abschließen musste, werden mir vermutlich zustimmen. Und dann anfangen, in der Kiste ihrer Erinnerungen zu kramen.

Früher … weißt du noch!

All’ das schießt mir durch den Kopf, während die Ketsch bei ihrem Manöver auf der anderen Seite erst Backbord den Dauerlieger anstößt und dies anschließend auf Steuerbord erfolgreich wiederholt. Protest ertönt nicht; es ist alles verwaist. Und ich denke, selbst die Grundregeln verkommen zunehmend. Man müsste am Anfang beginnen, überlege ich. Anstands-Ein-mal-Eins, Fahrtechnik, Sicherheit, Seemannssprache von A bis Z.

A vielleicht wie Ahoi. Dann die Erklärung für Dummies dazu. Ahoi. Musst du aussprechen A-Heu. Und dir merken. Ist ein Mehrzweck-Wort. Meint Hallo. Oder auch Tschüss. Oder Grüß Gott. Oder wie geht’s?

Anders gesagt, ahoi ist wie die Leinen, die Knoten und der restliche Krimskrams rund um die Schipperei. Einfach zu benutzen, vielfach verwendungsfähig, immer zur Hand.

Ahoi also.

Ich merke bei diesen noch nur wild schwirrenden Gedanken, wie es in meinem Kopf plötzlich selbständig zu arbeiten beginnt. Vielleicht sollte man, wie wäre es … - die ersten Puzzlesteine für aufgeschriebene Erinnerungen eines Hobbyseglers fallen an ihren Platz.

Das Anfangsbild steht auf einmal deutlich vor meinen Augen. Ich sehe den Hafen, innerlich sozusagen. Ich an Deck, lässig leicht in den Knien wippend. Die linke Hand ruht auf der hölzernen Reling. Die rechte Pranke ist auf der Hüfte abgestützt.

Voll der Chef. Heißt an Bord Kapitän. Oder besser Skipper, wenn du ein kleines oder größeres Segelboot unter dir hast.

Was musst du noch wissen, um die Situation richtig einzuordnen? Die Jahreszeit. Es ist später April, ein Sonnabendmorgen.

Was fehlt noch?

Na klar, die Besatzung. Crew, um das neudeutsch fachmännisch auszudrücken.

Grundsätzlich kannst du natürlich auch allein losmachen. Auf Törn gehen, also raus auf die See. Nennt sich dann Einhandsegler. Schon wieder was gelernt. Einhandsegler hat nix mit Arm ab zu tun. In den allermeisten Fällen sind diese Typen von der menschlichen Bauart her komplett bestückt und in höchstem Maße fit. Nur Leute an Bord mögen sie außer sich keine. Vielleicht will auch niemand mit ihnen. Ist aber auch egal. Jeder muss selber wissen, wie er glücklich wird.

Ich bin mehr für Gesellschaft. Und lauer’ jetzt gerade auf meine Jungs, die deutlich hörbar in geschlossener Formation anrollen. Meine Crew für die nächsten paar Tage betritt den Ort des Geschehens.

Nicht einfach nur so. Im wiegendem Wir-können-vor-Kraft-kaum-gehen-was-kostet-die-Welt-Schritt. Die altersschwachen Stegplanken dröhnen mit. Möwen flüchten entsetzt, Nachbarn blinzeln verwirrt: „Aber hallo! Was’ das denn?“

Könnte ich erklären. Reine Show, die sie da abziehen.

Zu Hause neigen die drei Pappenheimer dazu, selbst das Herausrollen der Mülltonne beharrlich zu verweigern. Da weisen sie lamentierend auf eine lädierte Bandscheibe, Rheuma im Fuß und ähnliche Altherren-Wehwehchen hin, um die Arbeit sofort und zielgerichtet an jüngere Familienmitglieder zu delegieren.

Heute ist zu Hause weit weg. Jetzt lassen sie den Steg Nummer neun unter sich erzittern. Spartakus und seine Gladiatoren müssen beim Einzug in die Arena dagegen wie Weicheier gewirkt haben.

Ein Bild wie gemalt. Siggi zerrt den rumpelnden Leih-Karren schwitzend voran. Knallvoll auf dem Parkplatz nebenan bepackt. Hans beobachtet den penibel aufgetürmten Lastenberg, damit der sich bloß nicht selbständig macht. Volker, Hände bis zum Ellenbogen in den Jackentaschen, beschränkt sich auf warnende Sprüche: „Bloß vorsichtig, Jungs. Nur kein Bruch!“

Ich hab mich auf dem Bugspriet positioniert. Für Landratten: Das ist ganz vorn. Jetzt mit Bauch rein, Brust raus. Die souveräne Haltung eines Skippers, wenn Publikum in der Nähe ist. „Lady Elliot“, eine schon reifere Dame bester finnischer Schiffsbaukunst, wiegt sich bedächtig auf dem Wasser.

Vor ihr, präzise an Liegeplatz 23, stoppt der Lastentransport. Nach Größe sortiert bauen sich die drei nebeneinander auf. Logisch, zur Meldung. Müssen sie vorher geprobt haben. Wahrscheinlich ziemlich lange. Denn alles flutscht perfekt. Einstimmig dröhnt ihr Chor in den blau blitzenden Himmel: „Melden uns an Bord!“

Sauber, die Lautstärke. Nicht zu viel Krach, aber doch so viel, dass es alle anderen in mittlerer Umkreis-Entfernung mitgekriegt haben. Die Stegnachbarn recken denn auch neugierig ihre hoffentlich gewaschenen Hälse. Das ist doch mal eine zackige Besatzung!

Mehr kann kein Skipper erwarten. Lässt sich gut an, die Sache. Also nicke ich gönnerhaft: „Willkommen zur traditionellen Frühjahrs-Herrentour!“

Die Karre wird entladen. Selbstredend nur von der Crew. Der Chef muss immer defensiv bleiben, wenn es ans Ackern geht. Ist gut fürs Image und die eigene Bequemlichkeit.

Drei kleine Taschen, vier Kisten Bier, ebenso viele Kartons mit Wein und einige Einzelpullen. Feste Nahrung entdecke ich auf den ersten Blick keine. Die steckt wahrscheinlich in den blickdichten Plastiktüten. Oder wurde womöglich sogar komplett vergessen.

Niemand sollte daraus jedoch falsche Schlüsse ziehen. Die Art der angeschleppten Vorräte hat überhaupt nix mit dem Niveau der anstehenden Fahrt gemein.

Wobei die lautstark an Deck gewuchtete Ladung in ihrem Gesamtmix keine Überraschung darstellt. Wird jeder Experte vorbehaltlos bestätigen. Und Skipper an Bord des eigenen Schiffes sind ausnahmslos Experten. Zumindest halten sie sich dafür.

Eine Wahrheit will ich ehrlicherweise gleich noch einschieben: Es soll schon passiert sein, dass manche Herrencrews gar nicht die Leinen losgeschmissen haben. Das auf der Basis einer logischen Gedankenkette: Warum sich durchschaukeln lassen, wo du doch im Hafen die Pullen viel gemütlicher auf ihren Inhalt überprüfen kannst. Eine solche Null-Meilen-Tour hat es bei uns allerdings noch nie gegeben.

Unauffällig checke ich mein fleißig schuftendes Dreigespann mal gedanklich durch. Perfekt.

Clevere Eigner nehmen nämlich ohne Wenn und Aber nur Leute an Bord, die bestenfalls wissen, dass Wasser im Unterschied zum Land flüssig ist. Ich sag das so deutlich, damit Missverständnisse gleich draußen vor der Tür bleiben.

Wozu sich als Skipper mit einer fachlich ausgefuchsten Mannschaft freiwillig Stress an die Backe kleben? Eine Teambildung nach dem Blödmann-System mag bei schwerem Wetter riskanter sein, ist vor allem unter einem Blickwinkel jedoch absolut top. Die Gäste schnallen mit hoher Wahrscheinlichkeit gar nicht, wenn der Skipper Mist baut. Das soll in seltenen Fällen durchaus passiert sein.

Hast du Blindfische an Bord, erledigt sich jedes falsch gelaufene Ding von selbst. Du musst nicht erst dickes Seemannsgarn spinnen und deine Autorität mit Hein-Lücht-Geschichten retten. Der Laie auf See wird vermutlich glauben, dass alles so korrekt ist, wie es gerade abläuft.

Im Wettbewerb „herausragende Ahnungslosigkeit“ hätte meine Mannschaft garantiert viele Goldmedaillen eingefahren. Das Trio ist allererste Sahne in Sachen bloß keinen Fehler auslassen. Zwar sind wir schon öfter zusammen losgeschippert. Trotzdem – das Alter zeigt seine Spuren!

Fakt ist nun einmal: Die drei neigen wegen ihrer weit zurück liegenden Geburtsdaten sämtlich zur Vergesslichkeit. Deshalb fällt nach dem Ende einer Reise ihr Wissensstand jedes Mal praktisch auf null zurück.

Faul sind die Burschen auch. Deshalb brauch’ ich mir keinen Kopf darum zu machen, ob sich einer womöglich heimlich ein Fachbuch gekauft und zumindest durchblättert hätte.

Dann ist alles verstaut.

Wir stehen gemütlich auf dem Achterdeck. Na klar, ein Begrüßungsbierchen in der Hand. Volker streckt sich auf der Backbord-Backskiste und faltet wohlig-zufrieden die Hände überm Bauch. Siggi stopft Pfeifchen.

Ich beobachte den Schaum im Tulpenglas, Überbleibsel aus alten DDR-Zeiten. „Spartakiade Berlin“ steht da drauf. Was war das gleich noch? Irgendeine Riesenshow mit Sport. Hans müsste das eigentlich wissen.

Ob ich den mal… Oder wühlt eine Frage in dieser Richtung tiefenpsychologische Probleme auf? Immerhin hat er einen Teil seiner Jugend auf der damals anderen Seite der Grenze verleben müssen.

Der Junge scheint gerade sowieso ziemlich unruhig. Richtig hektisch der Bursche. Er mustert den Himmel. Blau. Er mustert das Wasser. Ruhig. Er prüft den Wind. Kaum spürbar. Ideales Seewetter vorzugsweise für Landratten.

Da druckst er auch schon los: „Wir könnten doch heute…?“

Warum nicht?

War zwar anders geplant. Eigentlich wollten wir erst Sonntag nach Fehmarn. Aber Freizeitskipper sollten sich nie sklavisch an vorher gebastelte Termine halten. Der Moment muss einfach passen. Die Vorhersage für das gesamte Wochenende klang deckungsgleich. Im wesentlichen Flaute.

Ausnahmsweise lagen die Vorhersage-Menschen damit mal richtig, wie der Rundum-Blick bestätigt. Leise knackend schaltet sich gerade jetzt der programmierte Wetterempfänger wieder ein, um seinen Job zu erledigen.

Eine feine Erfindung für den Hobby-Segler. Wobei die meisten heutzutage jede Menge Wetter-Apps auf ihrem Laptop an Bord schleppen und geradezu hörig diesem elektronischen Schnickschnack und nicht den eigenen Augen trauen.

So einen Steg-Nachbarn hatte ich mal. Der reagierte regelmäßig höchst sonderbar, wenn man über das Wetter plaudern wollte.

„Ein wirklich schöner Tag heute“, grüße ich beispielsweise morgens von Bord zu Bord. „Endlich strahlt die Sonne mal richtig.“ Ein Blick ins weite Rund vom Achterdeck bestätigte meine Aussage nachdrücklich.

„Moment“, hörte ich vom Nachbarschiff. „Ich sehe mal nach.“ Schwupps – er verschwand unter Deck.

Ich hörte ihn fluchen, während er offenbar an elektronischen Geräten hantierte. Im Prinzip sind die ihm nämlich über. Anders ausgedrückt: Er hat nur bedingt Ahnung, welcher Knopf wann wo an welcher Maschine gedrückt werden muss.

Jedenfalls tauchte er erst nach einer kleinen Weile wieder auf. Ich hatte mich derweil gesonnt. „Stimmt“, hörte ich ihn. „Meine neue Wetter-App zeigt auch Sonne an!“

Wie auch immer – der Skipper muss nicht länger mühselig irgendwelche Sender auf irgendwelchen Radio-Weltempfängern suchen. Meist verstand man ohnehin nur Bruchstücke. Es rauschte einfach. Erinnerte mehr an die Pionierzeit vom Rundfunk.

Einen Trend für die Wetterentwicklung allerdings brauchst du. Auch wenn der unverändert ziemlich oft höchst ungenau ist. Die Wirkung liegt eher im psychologischen Bereich. Es beruhigt irgendwie die Nerven, wenn die Vorhersage nichts Bösartiges verspricht.

Wobei ich bis heute nicht kapiere, wieso schlaue Menschen mittlerweile irgendwelche Sonden zum Mars und noch weiter schicken, die dann tatsächlich ankommen und gestochen scharfe Bilder liefern.

Das können sie. Aber zuverlässig eine stimmige Wetterprognose abzuliefern – das ist bis heute Glückssache geblieben.

Jetzt bläst es praktisch gar nicht. Jedenfalls gibt die Deutschlandflagge oben am Besan-Mast den totalen Schlaffi. Ach so, Besan-Mast. So musst du den kleineren Mast fachlich sauber titulieren. Gilt natürlich nur auf Schiffen mit zwei Masten; Ketsch getakelt, sagt der Fachmann. Aber das gehört bereits zu den Dingen, die der Laie vernachlässigen darf.

Praktischer klingt, was ein Tourist neulich seinem kleinem Sohn beim Anblick von „Lady Elliot“ erklärte: „Guck mal, das Schiff hat zwei Antennen!“ Dabei zeigte er mit großer Geste auf die beiden Masten.

Und da wundern wir uns über die Ergebnisse der Pisa-Studie.