ADRIAN DOYLE

&

TIMOTHY STAHL

 

 

BLUTVOLK, Band 14:

Die Zeit des Bösen

 

 

 

Roman

 

 

 

Apex-Verlag

Inhaltsverzeichnis

Das Buch 

Die Autoren 

 

Was bisher geschah... 

 

DIE ZEIT DES BÖSEN 

 

Vorschau auf BLUTVOLK, Band 15: DER HORT DER WÄCHTER  

von ADRIAN DOYLE und TIMOTHY STAHL 

 

Glossar 

 

Das Buch

 

Sie erwacht ohne Erinnerung im Prag des Jahres 1618. Ganz Europa steht an der Schwelle zu einem verheerenden Krieg, und überall brennen die Scheiterhaufen, wütet die Pest.

Männern, Frauen und Kindern, sogar Tieren wird der Prozess gemacht – im Namen der Heiligen Inquisition. Im Namen Gottes... der dazu schweigt.

Die Frau ohne Erinnerung macht sich auf den Weg, um herauszufinden, wer sie ist und woher sie kommt. Doch statt der eigenen Identität findet sie die Spur dessen, der hinter der aufgehenden Saat aus Chaos, Terror und Leid steckt.

Die Spur der Bestie in einer Zeit des Bösen...

 

BLUTVOLK – die Vampir-Horror-Serie von Adrian Doyle und Timothy Stahl: jetzt exklusiv als E-Books im Apex-Verlag.

Die Autoren

 

 

Manfred Weinland, Jahrgang 1960.

Adrian Doyle ist das Pseudonym des deutschen Schriftstellers, Übersetzers und Lektors Manfred Weinland.

Weinland veröffentlichte seit 1977 rund 300 Titel in den Genres Horror, Science Fiction, Fantasy, Krimi und anderen. Seine diesbezügliche Laufbahn begann er bereits im Alter von 14 Jahren mit Veröffentlichungen in diversen Fanzines. Seine erste semi-professionelle Veröffentlichung war eine SF-Story in der von Perry-Rhodan-Autor William Voltz herausgegebenen Anthologie Das zweite Ich.

Über die Roman-Agentur Grasmück fing er Ende der 1970er Jahre an, bei verschiedenen Heftroman-Reihen und -Serien der Verlage Zauberkreis, Bastei und Pabel-Moewig mitzuwirken. Neben Romanen für Perry-Rhodan-Taschenbuch und Jerry Cotton schrieb er u. a. für Gespenster-Krimi, Damona King, Vampir-Horror-Roman, Dämonen-Land, Dino-Land, Mitternachts-Roman, Irrlicht, Professor Zamorra, Maddrax, Mission Mars und 2012.

Für den Bastei-Verlag hat er außerdem zwei umfangreiche Serien entwickelt, diese als Exposé-Autor betreut und über weite Strecken auch allein verfasst: Bad Earth und Vampira.

Weinland arbeitet außerdem als Übersetzer und Lektor, u. a. für diverse deutschsprachige Romane zu Star Wars sowie für Roman-Adaptionen von Computerspielen.

Aktuell schreibt er – neben Maddrax – auch an der bei Bastei-Lübbe erscheinenden Serie Professor Zamorra mit.

 

 

 

Timothy Stahl, Jahrgang 1964.

Timothy Stahl ist ein deutschsprachiger Schriftsteller und Übersetzer. Geboren in den USA, wuchs er in Deutschland auf, wo er hauptberuflich als Redakteur für Tageszeitungen sowie als Chefredakteur eines Wochenmagazins und einer Szene-Zeitschrift für junge Leser tätig war.

In den 1980ern erfolgten seine ersten Veröffentlichungen im semi-professionellen Bereich, thematisch alle im fantastischen Genre angesiedelt, das es ihm bis heute sehr angetan hat. 1990 erschien seine erste professionelle – sprich: bezahlte - Arbeit in der Reihe Gaslicht. Es folgten in den weiteren Jahren viele Romane für Heftserien und -reihen, darunter Jerry Cotton, Trucker-King, Mitternachts-Roman, Perry Rhodan, Maddrax, Horror-Factory, Jack Slade, Cotton Reloaded, Professor Zamorra, John Sinclair u. a.

Besonders gern blickt er zurück auf die Mitarbeit an der legendären Serie Vampira, die später im Hardcover-Format unter dem Titel Das Volk der Nacht fortgesetzt wurde, und seine eigene sechsbändige Mystery-Serie Wölfe, mit der er 2003 zu den Gewinnern im crossmedialen Autorenwettbewerb des Bastei-Verlags gehörte.

In die Vereinigten Staaten kehrte er 1999 zurück, seitdem ist das Schreiben von Spannungsromanen sein Hauptberuf; außerdem ist er in vielen Bereichen ein gefragter Übersetzer. Mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen lebt er in Las Vegas, Nevada.

  Was bisher geschah...

 

 

Alle Vampiroberhäupter rund um den Globus werden von einer Seuche befallen, die sie auf ihre Sippen übertragen. Die Vampire – bis auf die Anführer selbst – können ihren Durst nach Blut nicht mehr stillen und altern rapide. Gleichzeitig wird in einem Kloster in Maine ein Knabe geboren, der sich der Kraft der todgeweihten Vampire bedient, um schnell heranzuwachsen.

Die Epidemie macht auch vor dem Häuptling eines Stammes von Vampir-Indianern nicht halt, die sich vom Bösen abgewandt haben, indem sie geistigen Kontakt zu ihren Totemtieren, den Adlern, halten. Makootemane kämpft mit dem Traumbild der Seuche – einem Purpurdrachen – und drängt ihn zurück.

Sowohl die Seuche als auch die Geburt des Kindes namens Gabriel erschüttern das Weltgefüge auf einer spirituellen Ebene. Para-sensible Menschen träumen von unerklärlichen Dingen und möglichen Zukünften. Die »Illuminati«, ein Geheimbund in Diensten des Vatikans, rekrutiert diese Träumer.

Als das Kind die Kraft in Lilith erkennt, bringt es sie in seine Gewalt und seine Träume. Doch Rafael Baldacci, ein Gesandter von Illuminati, rettet sie aus einer Traumwelt, in der Vampire die Erde beherrschen, indem er sein Leben für sie opfert. Baldacci ist der Sohn Salvats, der Illuminati vorsteht. Die Ziele des Ordens scheinen eng an ein Tor in einem unzugänglichen Kloster nahe Rom gebunden. Gabriel wird auf das Tor – und die Mächte dahinter – aufmerksam. Er erkundet die Lage und ruft gleichzeitig Landru herbei, dessen Kraft er sich einverleiben will, bevor er das Tor öffnet...

In der Zwischenzeit führt die Seuche einen zweiten Schlag gegen die Vampir-Indianer. Hidden Moon, Makootemanes Schüler, bittet Lilith Eden um Hilfe. Sie steht den Arapaho gegen die Seuche bei, die jedoch alle Adler und letztlich – durch Lilith – auch Makootemane tötet. So zerstreut sich der Stamm auf der Suche nach neuen Totemtieren. Hidden Moon schließt sich Lilith an.

Das wird beiden beinahe zum Verhängnis. Denn Lilith tötete Hidden Moons Totemtier, und nun »staut« sich das Böse in dem Arapaho – bis er erkennt, dass Lilith die Rolle seines Adlers übernommen hat und er nur in ihrer Nähe dem Bösen widerstehen kann. Doch als seine angestauten Energien auf Lilith übergehen, verändert dies ihr Gleichgewicht: Liliths böse, vampirische Seite gewinnt die Oberhand! Schließlich können Lilith und Hidden Moon ihre wahre Natur wiederfinden, doch schon droht die nächste Gefahr: Gabriel, der mehr über die Halbvampirin erfahren möchte, versetzt sie abermals in einen Traum – und diesmal in ihren eigenen. Lilith findet sich in Sydney wieder, in der Traumwelt, in der sie die ersten 98 Jahre ihrer Existenz schlafend verbrachte. Während Gabriel die Charaktere aus dem Traum übernimmt, um Lilith auszuhorchen, versucht Hidden Moon in der Realität, Lilith zurückzuholen. Dabei erhält er unverhofft Hilfe: von den Traumgestalten Duncan Luthers und Esben Storms, die Gabriel nicht in seine Gewalt bringen kann, weil sie anderen Göttern dienten. Abermals muss das Kind sich geschlagen geben...

DIE ZEIT DES BÖSEN

 

 

 

  Manchmal öffnen sich Türen. Besondere, unsichtbare Türen. Und ehe man sich versieht, sind sie wieder verschlossen. Glücklich, wer dann der Verlockung widerstanden hat. Und ein armer Tropf, wer plötzlich auf der anderen Seite steht, denn seine Tage werden von nun an finster wie die Nächte sein! Von Gott und der Welt verlassen, wird er unter Feinden wandeln...

Durch welches Tor mag ich gekommen sein? Denn eines weiß ich sicher, und ich schwöre jeden Eid darauf: Hierher gehöre ich nicht! 

Aber wohin dann? Wer bin ich überhaupt?

Und wann – hören endlich diese schrecklichen Schreie aus meinem Munde auf...?

 

Prolog

 

Mit dem Tod kam das Erwachen.

Sie schwebte. Zwischen ihrem Sein, ihrer Noch-Existenz, und jener magischen Grenze, hinter der nur das unentdeckte Land liegen konnte: der Tod.

Eine Balance, von der sie zuvor nicht einmal etwas geahnt, sich nie den Kopf darüber zerbrochen hatte, glaubte sie nun intuitiv zu durchschauen: die Balance des Kommen und Gehen, des Lebens und seinem Gegenteil...

Gegenteil?

Unter ihr lag das, was sie meinte.

Genau unter ihr lag die Frau, die sie einmal gewesen war. Sterblich. Gestorben! Ihr Kopf lag in unmöglichem Winkel vom Körper angewandt.

Als sie aus einem Impuls heraus glaubte, die Konfrontation mit dieser nie mehr atmenden, erkalteten Hülle nicht mehr ertragen zu können, entzog sie sich dem Anblick tatsächlich durch eine schattenhafte Flucht ihres Geistes!

Zufrieden machte es sie nicht, sich von dem, was sie ein Leben lang begleitet hatte, abrücken zu sehen.

Zufrieden nicht, nein, todunglücklich wurde sie...

Ihre Sicht der Dinge, diese unmögliche außerkörperliche Erfahrung, erfuhr eine neuerliche Wandlung.

Ihre Umgebung, in der es wenigstens noch den vertrauten Bezugspunkt ihres Leichnams gegeben hatte, entartete nun völlig, zog sich enger und enger um sie zusammen und bildete eine Art... Schlauch.

Ein Tunnel?

Ein Korridor, der in purpurnen Schimmer von einer solchen Verderbtheit und Düsternis getaucht war, dass selbst einer losgelösten, einsamen Seele, die ihn durchirrte, schaudern musste!

Am Ende des Korridors, so weit entfernt, dass körperliche Augen es nicht hätten sehen können, war dagegen ein helles Licht – strahlend und rein und überhaupt nicht vergleichbar mit dem grässlichen Abglanz, dessen Ursprung in einer Quelle lag, um deren Dämonie die fliehende Seele zumindest noch verschwommen wusste.

Purpur war die Farbe des Bösen.

Des Bösen, das auch sie umgebracht hatte...

Da waren Türen zu allen Seiten des Korridors, der kein "oben" und kein "unten", kein "links" und kein "rechts" zu kennen schien, sondern sich schnurgerade wie ein Lineal von einem Ankerpunkt des Nichts zum anderen zu ziehen schien.

Keine der Türen stand offen. Was sie verbargen, kümmerte die Seele nicht.

Nie wieder Türen oder Tore! dachte sie voller Grauen.

Hinter einem Tor war sie ermordet worden – feige und gemein, und der Gipfel der Niedertracht war, dass sie nicht einmal im Tode ihre Ruhe finden durfte...!

Also mied sie diese Ausgänge ins Unbekannte, floh weiter zielstrebig dem Ende des Tunnels entgegen, wo jenes warme Licht loderte, von dem sie sich Trost erhoffte.

Und Hilfe.

Ewigen Schlaf...

... oder einen Platz zum Sein, an dem sie nie mehr – von niemandem – gestört werden würde!

Je länger diese sphärenhafte Reise nach dem eigenen Empfinden dauerte, desto selbstverständlicher wurde sie.

Die Seele verschwendete keinen Gedanken mehr daran, welche Kraft sie eigentlich bewegte. Sie hatte es verdient, nicht einfach zu erlöschen wie eine von boshaftem, klirrendem Atem ausgeblasene Kerzenflamme.

Verdient!

Warum hat sie das getan?

Immer wieder glomm die Frage nach dem Motiv ihrer Mörderin in ihr auf. Aber eine Antwort blieb ihr versagt.

Hoffentlich brätst auch du in der Hölle!

Hoffentlich gibt es eine Hölle NUR FÜR DICH!

Hass überrollte sie wie eine alles verschlingende Woge, griff nach ihren Gedanken und vergiftete sie mit Purpur...

Was war das?

Im gleichen Maße, wie die Wut sie überkam, schien sich ihr Geist mühsamer auf das Licht zubewegen zu können. Als würden die zerstörerischen Gelüste, die sie selbst sich in dieser Intensität nicht erklären konnte, den Vorwärtsdrang hemmen, sie von dem Licht, der Wärme und Zuflucht fernhalten wollen.

Sie hielt inne.

Es ging ganz leicht: Die Gedanken, das Wollen und die Hoffnung waren mächtig an diesem Ort, und so drängte sich der Seele die Frage auf, warum sie sich nicht einfach zum Ende des Tunnels wünschte.

DA GESCHAH ES.

Noch ehe sie ihren Einfall erproben konnte, strömte der Purpur explosionsartig aus den umgebenden Wänden des Tunnels und hüllte alles in seinen monströsen Schein!

Sie wusste es, ohne den Grund für dieses Wissen zu erfahren: Etwas war jenseits der Schwelle ihrer Wahrnehmung, am Ende der Zeit ERWACHT! 

Plötzlich waren da andere Seelen, die der einsamen entgegenrasten – von jenem immer noch fernen, immer noch erhaben strahlenden und von Purpur unberührten Punkt des Korridors!

Diener-Seelen! (?)

Geister von Toten, von denen einige der Ermordeten im Leben bekannt gewesen waren.

Sogar ein Freund war darunter...

Hat sie also auch dich geopfert? Hat sie auch dich im Stich gelassen und hintergangen – um ihrer "Bestimmung" willen? Bleib! Sage mir...

Er war vorbei!

Wie ein Blatt im Sturm war er mit all den anderen über sie hinweg oder an ihr vorbei gerast.

Achtlos. Und...

... froh? Erlöst? Befreit?

VON WEM?

UND WARUM ERBARMT SICH NIEMAND MEINER...?

Erneut drängte sich Hass in ihre Gedanken, die sinnlose Wut auf ihre Mörderin, ihr vertanes, viel zu kurzes Leben, auf den Widerstand, den das Licht ihr entgegensetzte.

Niemand antwortete der Seele.

Doch als der Purpur erlosch und die Wände zu einer grauen Fläche degenerierten, die ihren Schrecken verlor, sah sie, dass sich wieder etwas geändert hatte: Alle Türen standen nun offen, als hätte der Zug der Geister sie im Vorbeijagen aufgerissen!

Nein, keine Türen, keine Tore, nie wieder...!

Die Seele blieb sich treu. Sie widerstand der Verlockung dessen, was hinter all diesen Unterbrechungen des unendlich scheinenden Korridors wartete.

Den Sog, der jäh aus einem dieser Löcher nach ihr griff, dem sie am nächsten war, kümmerte dies nicht. Er scherte sich nicht um ihr Wollen, er zwang sie in sich hinein, unwiderstehlich, als hätte sich nicht nur eine Tür, sondern ein Rachen geöffnet – ein hungriger Schlund, dem die erstbeste Beute gerade gelegen kam!

Es gab kein Entrinnen.

Finstere Tore wie dieses gab es viele im Korridor der Zeit...

... aber nur in wenigen lauerte die Inkarnation des Urbösen...

 

 

Dresden, im Frühjahr 1618

Nur das goldene Wabern einer einzelnen Kerze erhellte die Kammer. Sie schuf einen flackernden Kreis, der kaum groß genug war, das schmale Bett zur Gänze auszuleuchten. Und die Bewegung jenseits des Fußendes war allenfalls zu erahnen, nicht jedoch wirklich auszumachen.

Dennoch wusste der junge Bursche, der nackt ausgestreckt auf dem Bett lag, was dort vor sich ging. Das Rascheln von Stoff verriet ihm, dass sie gerade dabei war, ihre Kleider achtlos zu Boden rutschen zu lassen – über ihre samtene, bleiche Haut, entlang ihrer herrlich geformten Gestalt, von der er wusste, dass nicht der Schöpfer sie geschaffen hatte...

Justus versuchte den Gedanken zu verdrängen. Sie mochte durchaus in der Lage sein, ihn zu lesen. Und wenn nicht das, dann musste sie ihn in seinem Gesicht entdecken, wo er sich als furchtsames Zucken niederschlug. Vielleicht aber würde sie das nervöse Regen seiner Züge auch für etwas ganz anderes halten. Und wenn er ehrlich sich selbst gegenüber war, dann rührte es in der Tat von der Erregung her, die aller Angst, die ihre Präsenz und das Wissen um ihr wahres Wesen in ihm schürte, wie zum Trotze in seinen Lenden flammte.

Ihre Schritte waren kaum zu vernehmen, wie das Tappen einer Katze mehr zu spüren, denn zu hören. Und mit der Geschmeidigkeit und Grazie einer solchen schlich sie auch zu ihm. Das Kerzenlicht gaukelte eine güldene Färbung ihrer nackten Haut vor, als sie schnurrend zu ihm auf das Bett glitt und sich schlangengleich an ihn schmiegte.

Justus fröstelte unter der Berührung ihres kühlen Leibes, dem das Feuer, das in ihm brannte, wohl fremd sein musste. Denn die Hitze seines Körpers vermochte nicht einmal die Kühle des ihren mindern.

Schön war sie, atemberaubend schön. Und es schien ihm einen Moment lang wie ein Verbrechen, solche Schönheit zerstören zu wollen...

Aber auch diesen Gedanken verbat er sich. Er zerfloss ohnehin, als ihre Finger auf Wanderschaft gingen. Über seine noch haarlose Brust erst, dann tiefer hinab, wo sie mit kleinen, aber geschickten Bewegungen das verbotene Feuer in ihm weiter schürte.

Er wuchs in ihrer Hand, und die Größe schien ihr zu gefallen, denn sie lächelte, zufrieden und voll gieriger Vorfreude.

"Unsere Begegnung scheint mir ein Glücksfall."

Rauh und kehlig klang ihre Stimme, sehr viel mehr wie die eines Tieres als die der schönen Frau, die sie zu sein vorgab. Ihr Gesicht näherte sich dem seinen, ihre Zunge zauberte ihm flüchtige Feuchtigkeit auf die Lippen.

Justus schauderte, und konnte doch nicht verhindern, dass sein Glied in ihrer Hand zu noch mächtigerer Größe anschwoll. Sie quittierte es mit lüsternem Gurren.

"Unsere Begegnung...", setzte er an.

"Ja?"

Er schluckte hart, weil ihm die Worte nicht aus der trocken gewordenen Kehle wollten.

"Sprich, süßer Jüngling", forderte sie ihn neckisch. Ihr Lächeln entblößte für die Dauer eines Lidschlags die Gefahr, die jenseits ihrer dunklen Lippen lauerte.

Es schmerzte ihn fast in der Seele, tun zu müssen, was getan werden musste. Wie es der Plan wollte.

"Unsere Begegnung bedeutet deinen Tod", brachte er dann endlich hervor – und begann lauthals zu brüllen!

Die Zeit genügte kaum, sie zurückzucken zu lassen. Fauchend wollte sie von dem jungen Burschen lassen, als hinter ihr auch schon die Tür zur Kammer aufflog und krachend gegen die Wand schlug. Bewegung entstand in der Öffnung, Schatten quollen herein. So schien es bis zu dem Moment, da die ersten Fackeln geschwungen wurden und die Kammer mit rötlichem Flackern füllten.

Rötlich wie Blut fast...

Die Frau kreischte auf.

Nicht weil der Gedanke an das entgangene Mahl ihre Gier in Irrsinn umschlagen ließ.

Sondern weil die Kreuze, die ihr in einem halben Dutzend Fäusten entgegengereckt wurden, den Schmerz in ihr hochschlagen ließen, wie ein Sturm die Wogen der See auftürmte.

Justus rollte sich derweil auf der anderen Seite vom Bett, raffte seine dort abgelegten Kleider zusammen und schlüpfte rasch in eine Ecke der Kammer, die das Fackellicht aussparte. Dort kleidete er sich hastig an. Die anderen mussten nicht sehen, in welchem Maße er der Blutsaugerin verfallen war, was ihre spürbare Leidenschaft in und vor allem an ihm bewirkt hatte...

Dabei ließ er das Geschehen jedoch nicht aus dem Blick.