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Beate Forsbach

Vom Zauber des
Neubeginns

Abschied nehmen
und loslassen

Jubiläumsedition 2021

Edition Forsbach

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Der Verlag für Bücher mit Herz

© Edition Forsbach, Bamberg 2021

4. Auflage

Autorenfotos: Theresia Berger, Rimsting am Chiemsee

Coverbild: © magdal3na – Fotolia.com

In den älteren Texten wurde die Rechtschreibung den Gepflogenheiten der neuen deutschen Rechtschreibung angepasst.

ISBN 978-3-95904-004-4 (Print)

E-Book-Erstellung: CPI books GmbH, Leck

Widmung

Für meine Lieben
im Diesseits und im Jenseits

Inhalt

Stufen

Vorwort zur Jubiläums-Edition 2021

Vorwort zur Neuausgabe 2019

Vorwort zur Neuausgabe 2018

Wie alles begann

Erinnerung: Die Blockflöte

Einschulung: Schreiben lernen

Musik & Pädagogik

Abituraufsatz

Musik und eine Lektion über das Glück

Eine Reise nach Agen oder: Wie das Unmögliche möglich wurde

Schulchor und Schulorchester – auch heute noch aktuell?

Abschiede und Enttäuschungen

Gesamtschule

Innovationen

Schule heute – der ganz alltägliche Wahnsinn?

Und wieder ein Neubeginn

Abschied für immer

Das Geheimnis des Glücks

Leben allein genügt nicht

Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden

Das Leben spielt ein anderes Lied …

Das Geheimnis des Glücks

Lebenskunst: Immer wieder Neubeginn

Gedanken über das Reisen

Weihnachten in Neujellingsdorf

Winterglück

Neujahrswünsche für dich

Lebe die Melodie deines Lebens

Jede Krise ist auch eine Chance

Träume verwirklichen

Lebe dein Leben

Sommerglück

Fülle des Lebens

Noch ein Abschied für immer

Wenn morgen mein letzter Tag wäre

Abschied

Erneuerungen

Meine Trauminsel

Eine kleine Reise nach Bamberg

Der 63. Geburtstag

Dankbarkeit – mein Jahr 2015

Senta und ich

Der kleine Strand

Vom Glück des Schreibens

Der Traum vom eigenen Buch

Schreiben mit Herz und Seele

Was fasziniert mich an Büchern?

Bücher schreiben mit Herz

Vom Glück des Schreibens

Musik: Erinnerung und Neubeginn

Musik hören & machen

Musikunterricht kann gelingen

Das Konzert – durch Schmerz zum Glück

Brahms – Endlich loslassen

Klavierspielen

Brüche im Leben

Verloren zu gehen hilft dir, neue Wege zu finden

Perspektivenwechsel

Mutprobe – Brüche im Leben

Neubeginn

Die Liebe hört niemals auf

Zum fünfjährigen Verlagsjubiläum

Halbzeit 2016

Willkommen im Leben

Der 66. Geburtstag

Alles hat seine Zeit – Abschied vom Südstrand

Lasst uns das Leben feiern

Ein Ereignis, das mein Weltbild nachhaltig geprägt hat

Ein Jahr der Reisen

Gesund und glücklich leben

Bücher mit Herz

Wunder des Jahres 2018

Was mir im Jahr 2018 wichtig geworden ist

Dankbarkeit

Tschüss Fehmarn

Vom Zauber des Neubeginns

Leben ist Veränderung

Abschied nehmen und loslassen

Ankommen – Neubeginn

Das Leben feiern

Anleitung zum Neubeginn

Epilog zur Ausgabe von 2019

Klagemauer?! – Alles ist gut!

Ein Portrait-Nachtrag von Sandra Dorn

Dieses unglaubliche Jahr 2020

Erinnerungen

Anders als gedacht

Angekommen

Veränderungen

Bamberg liegt nicht am Meer

Leben ist mehr auch in Krisen – Gelassen älter werden

Zum zehnjährigen Verlagsjubiläum

Aufbruch: Lach dem Leben ins Gesicht!

Auswahlbibliographie

Zur Autorin

Danke

Stufen

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf’ um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden …
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

(Hermann Hesse, 1877–1962)

© Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2002

Vorwort zur Jubiläums-Edition 2021

Nicht da ist man daheim, wo man seinen Wohnsitz hat, sondern da, wo man verstanden wird.

(Christian Morgenstern, 1871-1914)

Liebe Leserin, lieber Leser,

am 11. Februar 2021 fand das zehnjährige Jubiläum meines Verlages statt. Wir hatten ein festliches Abendessen geplant mit meinem Erfolgsteam, Autoren und Mitarbeitern – aber leider mussten wir das wegen der Beschränkungen der Corona-Krise absagen.

Das Motto auf der Einladung lautete:

Wenn es einen Glauben gibt, der Berge versetzen kann, so ist es der Glaube an die eigene Kraft.

(Marie von Ebner-Eschenbach, 1830-1916)

Und das passt nicht nur zu unserer zehnjährigen Verlagsgeschichte, sondern auch zu mir und meinem Leben, das du in diesem Buch ein wenig kennenlernen kannst.

In meinem Epilog der erweiterten & aktualisierten Neuausgabe dieses Buches von 2019 hatte ich am 1. Oktober 2019 geschrieben: „Auf dem Weg hinunter vom Domberg ging es mir plötzlich auf, dass ich gerade wieder eines der kleinen Wunder in Form einer ‚wundersamen‘ Begegnung erlebt hatte, von denen mir in den vergangenen Wochen schon so einige begegnet waren. Mir fiel die Definition von Wunder ein, die Hal Elrod in seinem Buch Miracle Morning für Millionäre verwendet hat: Unerschütterlicher Glaube + Überdurchschnittlicher Einsatz = Wunder. Ich begann zu glauben, dass sich ein Wunsch dieses Tages für mich erfüllen würde. Einer, von dem in dem Gespräch im Rosengarten die Rede war. Ich hatte überdurchschnittlichen Einsatz gezeigt und glaubte fest daran, dass ich mein Ziel erreichen würde.

Und dann wurde mir ganz plötzlich klar, dass dieses Buch, mein erstes Buch, das in Bamberg fertig werden würde, ein passendes Geschenk für liebe Freunde sein würde, zu deren Hochzeitsfeier ich eingeladen war.“

Das Buch wurde fertig zu dieser Feier am 12. Oktober 2019, ich erlebte eine wundervolle Hochzeitsfeier meiner Freunde und eine „wundersame Begegnung“ dort.

Als ich Senta Ende Oktober fütterte, fiel mir ein, dass ich viele Monate lang, beim Frühstück in unserer Küche auf Fehmarn, zu ihr gesagt hatte: Und bald werden wir einen neuen Fußboden haben.

Und wir haben ihn bekommen – nicht in unserem Haus auf Fehmarn, sondern hier, in der neuen Wohnung in Bamberg. Und so sagte ich nun zu ihr: Und bald werden wir unseren neuen Kellerraum haben. Den, den man uns gestern noch verwehrt hatte.

Ich glaubte ganz fest daran, dass uns das Universum diesen Wunsch erfüllen würde. Ob es hier in diesem Haus sein würde, oder in einem anderen Haus, das blieb noch offen. Fest stand nur für mich: Wir werden diesen neuen Kellerraum haben.

Den nächsten Blogartikel schrieb ich zu Weihnachten 2019, und da war es bereits entschieden, dass wir Anfang Februar noch einmal umziehen würden. Das war für mich eins der „Wunder“ im Bamberger Advent 2019.

Anfang Februar 2020 war es dann soweit: Wir zogen noch einmal um, mit all den vielen Büchern, den Möbeln und meinem schönen Flügel! Senta und ich fühlten uns auf Anhieb wohl in unserer neuen Wohnung voller Licht und guter Energie. Und nur eine Woche nach dem Einzug feierten wir hier das 9. Verlagsjubiläum und eine schöne Einzugsparty mit vielen vergnügten Gästen und Autoren. Alle fühlten sich wohl – und alle fanden es super gemütlich.

Im Februar 2021 wollte ich eine neue Auflage dieses Buches drucken lassen, da das Buch immer wieder gekauft wird. Das Thema „Leben ist Veränderung“ und „Neubeginn“ interssiert eben viele Menschen, vor allem jetzt, in Zeiten von Corona, wo wir so viele Verändungen erleben wie nie zuvor. Also beschloss ich, eine nochmals erweiterte Neuausgabe dieses Buches zu publizieren.

Es ist interessant (zumindest für mich), dass diese Ausgabe fast genau fünf Jahre nach der ersten Ausgabe dieses Buches erscheint. Im August 2016 habe ich zum fünfjährigen Jubiläum meines Verlages den Sammelband „Neubeginn & Mee(h)r“ mit einem repräsentativen Quer­schnitt durch mein Schaffen in den Bereichen Lebenskunst, Schreiben & Veröffentlichen sowie Musikpädagogik publiziert. Nur zwei Jahre nach dem Tod meines Mannes Hans Christian Forsbach beging ich damit wieder einen Neubeginn.

Im Mai 2018 schrieb ich das Vorwort des aktualisierten Buches mit dem Titel „Vom Zauber des Neubeginns“. Denn es hatte wieder einen Neubeginn gegeben, der sich seit Wochen angekündigt hatte.

Ein Business-Mentoring Ende Januar 2018 brachte mir neue Per­spektiven für meine Tätigkeit als Mentorin für angehende Buchautoren und gleichzeitig auch für den Verlag. Seit dem Autorenseminar im Oktober 2017 war „Bücher schreiben mit Herz“ das Motto für mein Autoren-Mentoring. Und kurz darauf gab ich die regionale Anbindung des Verlages auf, und das „Mee(h)r“ verschwand aus dem Verlags-Logo. Eine Buchcoaching-Kundin hatte den Anstoß gegeben – und ich merkte, es war überhaupt nicht schwierig, das „Mee(h)r“ loszulassen. In der Folgezeit verabschiedete ich mich auch von mehreren Autoren und ihren Büchern, der Verlag wurde kleiner, und schließlich wurde die Edition Forsbach zum „Verlag für Bücher mit Herz“.

Und als ich im Frühjahr 2019 „aus heiterem Himmel“ das Gefühl hatte, mich verändern zu wollen und wieder nach Bamberg zu ziehen, war das ganz einfach. Zumindest in Bezug auf meinen „Verlag für Bücher mit Herz“ und sein Motto.

Ganz wichtig – neben meinen biographischen Anmerkungen – ist sicher das Thema dieses Buches, an dem ich seit einigen Jahren ein zunehmendes Interesse beobachte. Gerade jetzt, zu Zeiten der weltweiten Corona-Pandemie, wird uns klar, dass ein Neubeginn für alle Menschen notwendig ist. Es wird nie mehr so sein, „wie es früher war“, d. h. vor Beginn der Corona-Pandemie.

Du findest in diesem Buch eine „Anleitung zum Neubeginn“: Viele Menschen scheuen die Veränderung, obwohl es ganz einfach wäre, ein glücklicheres Leben zu führen, statt in der alten Situation zu verharren. Denn der Zauber des Neubeginns beschützt uns und hilft uns, die anstehenden Veränderungen zu meistern!

Ich wünsche dir viel Freude beim Lesen dieses Buches

Deine Beate Forsbach

Bamberg, im April 2021

Vorwort zur Neuausgabe 2019

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

(Hermann Hesse, 1877-1962)

Liebe Leserin, lieber Leser,

diese Neuausgabe erscheint anlässlich einer großen Lebensveränderung: Scheinbar „aus heiterem Himmel“ bin ich zurückgekehrt in meine einstige Traumstadt Bamberg. Tatsächlich gab es schon länger Anzeichen, dass ich eine neue Lebensstufe erreicht hatte.

Noch zu Beginn des vorigen Jahres hatte jemand zu mir gesagt: „Leben ist Veränderung. Willst du denn für immer auf Fehmarn bleiben?“

Die Antwort auf diese Frage war für mich sonnenklar – schließlich war es seit 40 Jahren mein Traum, auf der Ostseeinsel zu leben. Und seit fast neun Jahren habe ich diesen Traum gelebt.

Leben ist Veränderung – diese Worte hatten offenbar etwas in mir ausgelöst. Denn nach und nach mehrten sich die Anzeichen einer bevorstehenden Veränderung. In meinen Facebook-Posts und Blog­artikeln war immer wieder die Rede vom Neubeginn.

Bereits vor einem Jahr erschien die erste Neuausgabe meines Buches Neubeginn & Mee(h)r, das 2016 zum fünfjährigen Verlagsjubiläum erschienen war, unter dem Titel Vom Zauber des Neubeginns.

„Aus heiterem Himmel“ hatte ich das Gefühl, mich verändern zu wollen. Aber stimmt das überhaupt? Bereits vor einem Jahr, am 2. Oktober 2018, richtete ich einen Suchauftrag für eine Zweitwohnung ein und hatte ein attraktives Neubauprojekt mitten in Bamberg entdeckt, das mich auf Anhieb faszinierte: Das Quartier an den Stadtmauern. Ich hatte das Exposé angesehen und auf meinem Mac gespeichert. Wie schön wäre das, so eine moderne Neubauwohnung zu haben. Aber dann vergaß ich das wieder.

Und dann im Frühjahr 2019 war ich mit einem Mal von der Richtigkeit des Plans überzeugt, den mein Mann und ich vor 17 Jahren beschlossen hatten: Bamberg als Alterswohnsitz zu wählen, und im Urlaub in die Berge und ans Meer zu reisen.

Vor neun Wochen bin ich umgezogen und habe seitdem viele kleine „Wunder“ erlebt. Besondere Menschen, die uns unerwartet begegneten, unvorhergesehene Ereignisse und Fügungen, die mir bestätigten: Alles ist gut. Ich bin dafür sehr dankbar. Es ist so aufregend, überraschend und einfach wundervoll, diesen Zauber des Neubeginns in vielen kleinen und großen Dingen zu erleben.

Ich beschloss, eine weitere Ergänzung zu diesem Buch zu schreiben, denn dieser Neubeginn in Bamberg ist großartiger als alle kleineren Neuanfänge in den letzten zwei Jahren. Er betrifft nicht nur einen Umzug – ich habe mein Haus verkauft und wohne in einer großzügigen Mietwohnung.

Das bedeutet auch einen finanziellen Neubeginn, einen großen Schritt in Richtung der finanziellen Freiheit. Aber auch Abschied zu nehmen von früheren Lebensphasen und Dinge loszulassen, die für mein zukünftiges Leben keine Bedeutung mehr haben.

Ich lebe in einer ganz neuen Umgebung und habe einen neuen Geschäftssitz für mein Unternehmen. Auch hier hat ein Neubeginn stattgefunden: in Bezug auf meine geschäftlichen Beziehungen, auf den Verlag und dessen Mitarbeiter und Kooperationspartner.

Und ich habe eine neue Lebensstufe erreicht, die sich bereits seit zwei Jahren angekündigt hatte. Ich nehme das dritte Drittel meines Lebens ins Visier – denn ich möchte gesund und glücklich 100 werden. Und dieser Neubeginn mit 67 ist eine der Voraussetzungen dafür. Da bin ich ganz sicher,

Die Neuausgabe dieses Buches wird die erste sein, die am neuen Geschäftssitz unseres Verlages erscheint. Ich bin stolz darauf, dass die Edition Forsbach als nunmehr bayerischer Verlag ihre „Pflichtstücke“ an die Bayerische Staatsbibliothek in München und die Staatsbibliothek Bamberg liefern darf. Welche Ehre, in diesen großartigen Bibliotheken vertreten zu sein.

Ich habe schon länger ein zunehmendes Interesse am Thema dieses Buches beobachtet. Egal, ob du einen neuen Lebens­ort, eine neue Wohnung findest, einen neuen Job oder eine neue Beziehung beginnst, ob du ein Unternehmen gründen oder finanziell unabhängig werden möchtest, ob du ein neues Projekt beginnen oder eine neue Lebensstufe erreichen willst: Es gibt immer ähnliche Stufen auf diesem Weg. Man stellt fest, dass sich etwas verändern muss, man trifft Entscheidungen, hat den Mut zum Risiko, man nimmt Abschied und lässt vieles los, was einen belastet hat.

Daher findest du in diesem Buch erstmalig eine „Anleitung zum Neubeginn“, mit der ich dich unterstützen möchte, deinen ganz persönlichen Neubeginn zu meistern. Viele Menschen scheuen die Veränderung, obwohl es ganz einfach wäre, ein glücklicheres Leben zu führen, statt in der alten Situation zu verharren. Denn der Zauber des Neubeginns beschützt uns und hilft uns, die anstehenden Veränderungen zu meistern!

Ich wünsche dir viel Freude beim Lesen dieses Buches

Deine Beate Forsbach
Bamberg, im September 2019

Vorwort zur Neuausgabe 2018

Und plötzlich weißt du:
Es ist Zeit, etwas Neues zu beginnen und dem Zauber des Anfangs zu vertrauen.

(Meister Eckhart, 1260–1327)

Liebe Leserin, lieber Leser,

danke, dass du dich für mein Buch entschieden hast! Hier geht es nicht um einen ganz bestimmten Neubeginn in meinem Leben. Es geht um das Lebensprinzip des Neubeginns, um die Fähigkeit, immer wieder neu beginnen zu können, auch in der schlimmsten Situation. Wie alt dieses Lebensprinzip ist, kannst du an dem Zitat von Meister Eckhart aus dem 13. Jahrhundert erkennen. Sicher kennst du auch das Gedicht Stufen von Hermann Hesse, das ich sehr liebe und in diesem Buch immer wieder zitiere. Dort heißt es:

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt, und der uns hilft, zu leben.

Das Leben bietet uns immer neue Chancen. Wichtig ist es auch, sich zu verabschieden von Wünschen, Zielen und Lebensmustern, die uns nicht mehr entsprechen.

„Wenn dein Pferd tot ist, steige ab“, so lautet eine Redewendung.

Loslassen ist daher immer wieder wichtig, den Weg ändern, das Leben neu ausrichten – und doch man selbst zu bleiben oder dem, was man selber ist, immer näher zu kommen.

Irrwege gehören unbedingt dazu, wobei ich keine Irrwege kenne, sondern nur Wege.

Überlege dir immer wieder, was du dir wünschst und was du tun musst, damit deine Wünsche wahr werden. Ohne etwas zu tun, erfüllen sich die meisten Wünsche nicht, und auch Probleme lösen sich nicht einfach mit einem Schlag.

In meinem Buch zeige ich dir, welche Wendepunkte es in meinem Leben gab, wie ich denke und gedacht habe, und wie sich mir der Sinn meines Lebens nach und nach immer deutlicher erschließt.

Grundsätzlich sind alle Erfahrungen gut, jeder Fehler und jede falsche Entscheidung führen uns weiter. Wichtig scheint es mir, nicht mehr darüber nachzudenken, was man falsch gemacht hat, sondern hier und heute in die Zukunft zu gehen, neu zu beginnen. Dabei ist es hilfreich, zu überlegen, was man richtig gemacht hat und was man noch besser machen kann.

Jeder Tag bietet uns die Chance für einen Neubeginn, Also: Lass los und starte heute neu durch!

Vor einiger Zeit las ich ein Buch über die Beziehung des Menschen zu seinem Hund. Der Autor, José Arce, schreibt eine sehr tröstliche und hoffnungsvoll stimmende Prophezeiung: Falls wir heute anfangen, etwas anders zu machen im Umgang mit dem Hund, sind vergangene Fehler des Menschen und angeblich traumatische Erlebnisse des Hundes vergessen. Ab sofort ändert der Hund sein Verhalten, wenn wir etwas anders machen.

Ich habe es ausprobiert und überlegt, woran das liegt. Und warum man das bei Menschen nicht so einfach machen kann. Es fehlen die Zweifler und Kritiker, jedenfalls wenn man mit dem Hund alleine bleibt. Diejenigen, die meinen: Das geht aber nicht, das war doch alles ganz anders. Und wenn es geht, dann sicher nur heute, man müsse das erst viele Wochen und Monate üben, ehe es gelingt. Der Hund denkt so etwas nicht, das habe ich gelernt in diesen Tagen. Der Hund freut sich, dass sein Mensch etwas anderes macht und er reagiert. Ab sofort. Eine ganz neue Mensch-Hund-Beziehung beginnt. Und das geht jeden Tag. Einfach so.

Ich denke, bei uns Menschen geht das auch. Wir können morgen aufwachen und unsere Gewohnheiten einfach ändern. Das geht am besten, wenn wir mit uns alleine sind. Sobald andere dabei sind, wird es schwierig.

Aber einen Neubeginn in unserem Leben können wir jeden Tag starten! Wir müssen allerdings einiges loslassen: Menschen, Orte, Gewohnheiten. Daher ist das Thema Neubeginn immer auch mit Abschied und Loslassen verbunden.

Ich gehe zweimal täglich mit meinem Hund zum Meer, egal wie das Wetter ist, am Morgen meist nach Fehmarnsund und am Nachmittag zum Südstrand. Und jeden Tag ist es anders dort: das Licht, das Wasser, die Sonne, die Wolken, die Stimmung, die Wasservögel, die Surfer – alles ist immer ganz anders. Wir können mit jedem Tag neu beginnen, denn gestern ist vorbei. Für immer. Das kann das Meer uns lehren.

Und deshalb hieß mein Buch ursprünglich Neubeginn & Mee(h)r. Es war zum fünfjährigen Jubiläum meines Verlages, der Edition Forsbach am 11. Februar 2016 erschienen. Damals freute ich mich über mein neues Auto, das ich genau an diesem Tag bekommen hatte. Das alte Auto war drei Wochen vorher ganz überraschend kaputt gegangen. Ich beriet mich mit Freunden und Bekannten und traf dann am selben Tag meine eigene Entscheidung. Einige hatten mich darauf hingewiesen, dass ich eigentlich gar keinen Verlag brauche und auch kein neues Auto, ich sei doch nun bald „in Rente“. Das entscheidende Argument aber hatte mir eine Freundin gesagt: „Du hast jetzt einen neuen Lebensabschnitt, Du wirst jeden Tag jünger und schlanker – da würde ein neues flottes Auto gut zu Dir passen.“ Und sie äußerte die Hoffnung, dass mein Hund dann auch endlich mit dem Auto mitfahren würde. Das gab den Ausschlag für den Autokauf – da wusste ich noch nicht, dass sich diese Hoffnung kurze Zeit später erfüllen würde.

Ich treffe Entscheidungen oft sehr spontan und ohne lange über die Folgen nachzudenken. Auch wenn manche Entscheidung sich später als falsch herausgestellt hat, ist es doch besser, überhaupt eine Entscheidung zu treffen, als nie eine zu treffen oder gar andere entscheiden zu lassen. Ich habe mich z. B. binnen weniger Stunden für mein neues Auto entschieden, obwohl ich 24 Stunden vorher noch nicht einmal über die Möglichkeit nachgedacht hatte. Auf diese Weise habe ich viele Erfolge und Veränderungen erlebt, und damit auch viele Neuanfänge in meinem Leben.

Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe bereit zum Abschied sein und Neubeginne.

So heißt es in dem Gedicht Stufen von Hermann Hesse. Das Leben fragt uns in der Regel nicht lange vorher, ob es uns gefällt, dass es wieder eine Veränderung geben wird. Situationen, die eine Entscheidung verlangen, treten oft ganz unvermittelt ein. Ich habe mir abgewöhnt, diese meist überraschenden Situationen als „Probleme“ zu bezeichnen. Ich glaube nicht daran, dass es unlösbare Aufgaben gibt. Ich vertraue darauf, dass es immer eine Lösung gibt. Ich habe eine innere Kraft entwickelt, auch mit Hilfe der positiven Affirmationen von Louise Hay, meinem großen Vorbild. Immer wenn es ein Problem gibt, sage ich:

Alles ist gut. Alles entwickelt sich zu meinem Besten. Nur Gutes resultiert aus dieser Situation. Ich bin beschützt.

Wenn ich genau weiß, was ich will, wenn ich mich also für etwas eindeutig entschieden habe, dann glaube ich daran, dass ich alle daraus resultierenden Fragen lösen kann. Ich glaube an mich und an meine innere Stärke, und ich vertraue dem Leben. Das ist die Grundlage dafür, das Unmögliche möglich zu machen.

Schon als junge Musiklehrerin habe ich Dinge getan, die noch keiner getan hatte. In meinen ersten Dienstjahren habe ich mit meinem Schulorchester eine Reise nach Südfrankreich gemacht – der Titel meines damaligen Berichtes lautete: „Eine Reise nach Agen. Wie das Unmögliche möglich wurde“. Bei dieser Reise habe ich etwas Wichtiges von einem französischen Pater gelernt, der sagte: „Man muss das Glück nur genügend herausfordern, dann hat man es auch auf seiner Seite.“

Mit meinem Mann war ich im Jahr 2004 vom Niederrhein nach Bamberg umgezogen, wir hatten diese „Stadt unserer Träume“ damals als Alterswohnsitz gewählt. Unsere kleine Strandwohnung auf der Ostseeinsel Fehmarn blieb unser Zweitwohnsitz und wurde immer mehr zu einer Rückzugsmöglichkeit aus den Stürmen des Lebens.

Eine gute Freundin hatte uns damals geraten, zunächst für drei Jahre auf Probe nach Bamberg zu ziehen und dann zu entscheiden, ob wir wieder zurück an den Niederrhein kommen wollten. Nach den drei Jahren waren wir uns einig, dass wir niemals zurückgehen würden. Nicht zurück an den Niederrhein, und nicht zurück in eine frühere Lebensphase. Ein Leben „auf Probe“ hat es nie für uns gegeben.

Man geht Wege, die sich zeigen, man kommt an Kreuzungen, wo man sich entscheiden muss, in welche Richtung man weitergehen wird. Wenn dieser Weg nicht der Richtige ist, wird man den Kurs erneut ändern und irgendwann dort ankommen, wo man eigentlich hin möchte.

Dieses Lebensprinzip habe ich beibehalten. Ich habe viele Abschiede erlebt und oft losgelassen, und ich habe gelernt, immer wieder neu anzufangen. Niemals wollte ich zurück in eine frühere Lebensphase, denn immer hatte sich das vermeintlich Negative unversehens in etwas ganz Positives verwandelt. Oft wurde es dann noch viel besser, als ich mir jemals erträumt hatte.

Immer? Auch nach den schlimmsten Abschieden – von meiner geliebten Mutter, von meinem geliebten Beruf, von meinem geliebten Ehemann – habe ich einen Neubeginn im positiven Sinne geschafft. Denn auf der Suche nach dem Sinn des eigenen Lebens durchläuft man viele Lebensstufen, wie Hermann Hesse es in seinem Gedicht Stufen beschrieben hat:

Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden …
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

Die Idee zu diesem Buch hatte ich anlässlich des fünften Geburtstages meines Verlages am 11. Februar 2016 – ohne zu wissen, wieso gerade zu diesem Zeitpunkt wieder ein Neubeginn anstehen würde.

Ich glaube an die Kraft der Zahlen, nicht nur, aber auch, weil ich einst Mathematik studiert und viele Gesetzmäßigkeiten zwischen Zahlen und Musik erkannt habe. Die Zahl 5 ist etwas ganz Besonderes, sie ist die kleinste Primzahl, die sich aus der Summe aller anderen Primzahlen, die kleiner als sie selbst sind, bildet. Sie hat viele Bedeutungen, z. B. als Zahl des Menschen, wir haben fünf Sinne und fünf Finger an jeder Hand. Irgendwie verband ich das zweimalige Vorkommen der 5 in meinem Geburtsdatum und demnach auch das 5-jährige Jubiläum meines Verlages mit viel Glück.

Heute nun, Ende Mai 2018, schreibe ich das Vorwort des aktualisierten Buches – und wieder hat es einen Neubeginn gegeben. Am 11. Februar 2018 feierte ich den siebenten Geburtstag meines Verlages, nur einen Tag nach dem vierten Todestag meines Mannes. Viele Freunde hatten gratuliert, einige sprachen vom „verflixten siebten Jahr“, das ich nunmehr überstanden hatte. Eine Freundin wünschte mir, dass ich im achten Jahr nunmehr die Früchte der ersten sieben Jahre ernten könnte.

Der Neubeginn hatte sich bereits seit Wochen angekündigt. Ein Business-Mentoring Ende Januar 2018 brachte mir neue Perspektiven für meine Tätigkeit als Autoren-Mentorin und gleichzeitig auch für den Verlag. Seit dem Autorenseminar im Oktober 2017 war „Bücher schreiben mit Herz“ das Motto für mein Autoren-Mentoring. Und kurz darauf gab ich die regionale Anbindung des Verlages auf, und das „Mee(h)r“ verschwand aus dem Verlags-Logo sowie aus den Buchreihen. Eine Buchcoaching-Kundin hatte den Anstoß gegeben – und ich merkte, es war überhaupt nicht schwierig, das „Mee(h)r“ loszulassen, genau wie die zugehörigen Bilder des Verlages. In der Folgezeit verabschiedete ich mich auch von mehreren Autoren und ihren Büchern, der Verlag wurde kleiner, und schließlich wurde die Edition Forsbach zum „Verlag für Bücher mit Herz“. Kurz darauf geschah etwas, was mich fast dazu gebracht hätte, mit der Verlagsarbeit ganz aufzuhören. Aber dann fand das Autorenseminar mit hochmotivierten Menschen statt, und am Tag zuvor erhielt ich den Anruf eines neuen Autors, der mich eher ablehnend stimmte.

Am Jahrestag meiner Promotion dachte ich darüber nach, wer und was ich bin, und welche Träume ich noch habe. Und dann tauchte plötzlich eine vertraute junge Freundin aus früheren Zeiten auf und ich wurde mir über Wahlverwandtschaften klar.

Fünf Tage nach dem Gedanken ans Schlussmachen sagte ich ein klares JA zu meinem Verlag und meinem Unternehmen. Und dann nahm ich am Himmelfahrtstag noch einmal das Manuskript des neuen Autors vor, nahm Kontakt auf und innerhalb weniger Tage schlossen wir den Vertrag.

Das Manuskript des neuen Buches erhielt ich dann am Nachmittag meines 66. Geburtstags – es hatte mich an die allerersten Anfänge meines Verlages erinnert, an das große WARUM für all meine Tätigkeiten der letzten Jahre. Und für dieses WARUM werde ich weitermachen. Ich wurde zum 25jährigen Praxisjubiläum des neuen Autors eingeladen und dachte über mein Geschenk nach: Und so entstand diese aktualisierte Neuausgabe meines Buches, das ich bereits in meinem Blogartikel zum 66. Geburtstag vorgestellt habe: Geburtstag – Vom Zauber des Neubeginns.

Das Leben gibt uns immer die Zeichen zur Veränderung, nur fällt es oft schwer, das zu erkennen. Manch einer möchte sich auch nicht verändern und verharrt lieber in einer Lebenssituation, in der er nicht glücklich ist. Wenn man eine neue Lebensstufe erreicht, heißt es, Abschied zu nehmen von vertrauten Gewohnheiten, Dingen, Menschen und Orten. Das bereitet oft Schmerzen. Aber jeder Neubeginn ist auch eine Chance, gesund und glücklich zu werden.

Mein Buch ist übrigens keine Autobiographie, auch wenn es biographische Züge trägt. Mir ging es darum, mit einer Auswahl meiner Texte aufzuzeigen, dass das Leben trotz vieler Enttäuschungen und Rückschläge erfolgreich verlaufen kann, wenn man immer wieder den Mut zu einem Neubeginn hat.

Ich danke meinen Freunden und den Beratern, die mich auf diesem Wege unterstützen und begleiten. Nach meinem Lebensmotto „Fliegen kannst du nur gegen den Wind“ sind gerade die Kritiker und Gegner wichtig für mich, damit ich meinen eigenen Standpunkt finde. Aber manchmal ist auch Rückenwind ganz gut. Und so danke ich allen Freunden von ganzem Herzen, die mich liebevoll und wohlwollend unterstützen, so verrückt manche Ideen auch für andere sein mögen.

Viel Freude mit diesem Buch wünscht dir

Deine Beate Forsbach
Fehmarn, im Juni 2018

Wie alles begann

Vor vielen Jahren gab es ein kleines Mädchen, das glücklich und unbeschwert aufwuchs. Ihre Mutter war sehr optimistisch – sie war mit ihrem ersten Baby 1945 über die Ostsee nach Schleswig-Holstein geflüchtet. Sie lebte – als verwöhnte Tochter aus der Großstadt – auf dem Lande in einem reetdachgedeckten Haus nahe der rauen Nordsee. Sie lernte, einen riesigen Garten zu bewirtschaften, um den Lebensunterhalt der Familie zu sichern. 1947, das zweite Kind war gerade geboren, starb ihr erster Sohn mit drei Jahren an Diphterie, die man nicht erkannt hatte. Aber sie ist immer fröhlich und optimistisch geblieben.

Ich wurde erst fünf Jahre später geboren – der Name Beate war vielleicht „Programm“: die Glückliche. Für meine Eltern war diese erste Tochter nach zwei Söhnen wieder ein Neubeginn, sieben Jahre nach Kriegsende. Ich wuchs glücklich auf und erfuhr eine grenzenlose Liebe, vor allem durch meine Mutter, denn der Vater war häufig abwesend. So war es auch kein großer Einschnitt für mich, als die Familie 1955 an den Niederrhein umzog.

Aber eine Geschichte aus dieser Zeit ist mir heute noch gegenwärtig. Es ist eine Erinnerung an die Kindheit (1958), in der deutlich wird: Ich dachte als Kind immer, wir wären reich, auch ohne viel Geld zu haben. Fähigkeiten und Fertigkeiten habe ich mir selbst angeeignet, wenn es nicht anders ging. Und ich träumte davon, eines Tages auf einer großen Bühne zu stehen.

Erinnerung: Die Blockflöte

Das kleine Mädchen ging vorsichtig ins Schlafzimmer. Ihre Mutti war krank, jedenfalls lag sie am Tag in ihrem Bett, rechts vom Fußende des großen Ehebettes aus gesehen. Die Kleine setzte sich ans Fußende, steckte ihre Füße unter die Bettdecke und begann zu spielen – auf ihrer alten dunkelbraunen Blockflöte. Endlich hatte sie es geschafft, das Lied von vorne bis hinten ohne Fehler zu spielen. Ihre Mutter lächelte im Schlaf.

Die Kleine aber träumte – sie sah sich auf einer großen Bühne, und die vielen Menschen im Publikum applaudierten. Beate war erst sechs Jahre alt, sie ging noch nicht in die Schule. Ihr Bruder, fünf Jahre älter, hatte eine schöne mittelbraune Altblockflöte. Jede Woche ging er einmal zu Fräulein Berau. Er bekam Unterricht und konnte schon schöne Stücke spielen.

Beate aber war zu klein für den Unterricht, ihre Finger konnten die Grifflöcher der Altblockflöte noch nicht bedecken – das dachte sie jedenfalls. In Wirklichkeit hätten ihre Eltern keine zweite Instrumentalausbildung bezahlen können.

Oma und Opa waren erst vor zwei Jahren zu ihnen gekommen, sie kamen aus Danzig. Beate konnte sich nur an den schönen Bernsteinschmuck erinnern, den sie mitgebracht hatten. Sie hatte eine Kette mit hellgelben Perlen aus Bernstein bekommen, dazu ein wunderschönes Armband, an dem die Bernsteine an Gummifäden aufgereiht waren. Beate dachte, sie wären reich, wo sie doch so schönen Bernsteinschmuck besaßen.

Oma und Opa, Muttis Eltern, wohnten zuerst bei ihnen, und Mutti begann zu arbeiten. Jeden Vormittag ging sie weg, zum Kreishaus. Opa brachte die kleine Beate durch die Neustraße zum Kindergarten. Der lag ganz weit weg, an der Duisburger Straße. Auf dem Rückweg ging sie manchmal mit ihrem Opa an dem großen Kreishaus vorbei, in dem Mutti arbeitete.

Beate wollte nicht gerne in den Kindergarten gehen. Aber ihr Opa hielt immer mit ihr am Kaugummiautomaten vor dem Zigarrengeschäft an und steckte einen Groschen hinein. Das kleine Mädchen suchte sich jedes Mal etwas ganz Besonderes aus und hoffte, es würde aus dem Automaten fallen. Manchmal schien Opa das zu vergessen und ging einfach weiter, die Neustraße hinunter. Das kleine Mädchen aber blieb vor dem Kaugummiautomaten stehen wie ein kleines Böckchen, solange bis Opa kam und wieder einen Groschen in den Automaten steckte.

(Schreibworkshop „Wie man vom eigenen Leben erzählt“, 2013)

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Einschulung: Schreiben lernen

Meine Einschulung Ostern 1959 war der erste wirkliche Neubeginn in meinem Leben: Das Lächeln, das ich noch am ersten Schultag hatte, war kurz darauf verschwunden. Schule wurde etwas, was mir die Freiheit nahm – obwohl ich nie ernsthafte Schwierigkeiten beim Lernen hatte und stets gute Zeugnisse bekam.

Irgendwann jedoch hatte ich meine eigene Welt gefunden – ich begann zu schreiben. Erst viele Jahre später fiel mir das wieder in die Hände:

Und dann entdeckte ich eines Tages, beim Auspacken der Umzugskisten, den allerersten Anstoß zu meiner Tätigkeit als Autorin und Verlegerin: Ein kleines Buch mit dem Titel „Ullmchen in den Bergen“, das ich mit ca. 8 oder 9 Jahren nicht nur geschrieben, sondern auch als Buch gestaltet hatte: Mit Umschlag, Cover, Titelblatt, Seitenzahlen, Abbildungen …

Das war eine große Überraschung! Es ist ein Kindheitstraum, der hier so langsam Realität wird. Viele Jahre wusste ich es nicht, aber inzwischen glaube ich, dass ich meine Berufung gefunden habe.

Ich habe meinen Kindheitstraum verwirklicht.

(Aus: Der Traum vom eigenen Buch, 2013, S. 24–25)

Erst im Jahr 2014 erfuhr ich, dass mein Urgroßvater väterlicherseits Verleger gewesen war und in Tondern eine große Druckerei gehabt hatte.

Musik & Pädagogik

Zwar habe ich weiterhin viel und gerne geschrieben, aber die Musik wurde zum Wichtigsten in meinem Leben. Mit 10 Jahren bekam ich Geigenunterricht und brachte mir später selber das Gitarrenspiel bei. Ich hätte gerne Klavierspielen gelernt, aber für ein Klavier war kein Geld vorhanden. Und so suchte ich mir meistens Freunde aus, die ein Klavier hatten – dort übte ich oft, bis ich schließlich zur Konfirmation mein erstes eigenes Klavier und mit 16 dann auch endlich Klavierunterricht bekam. Denn ich wollte unbedingt Musiklehrerin werden, um Kindern und Jugendlichen die Schönheit der Musik nahezubringen – das war etwas, das ich bei meinen eigenen Musiklehrern schmerzlich vermisste. Schon mit 16 gründete ich mein erstes eigenes Schülerorchester, damit ich die Musik machen konnte, die Jugendliche bevorzugten.

Offenbar habe ich vieles von meiner Mutter geerbt – vor allem ihren unerschütterlichen Optimismus. Den folgenden Spruch schrieb sie mir 1962 ins Poesiealbum:

Zum Licht empor mit klarem Blick,
Ein Vorwärts stets, nie ein Zurück,
Ein frohes Schaffen, kühnes Streben
Und schnelles Handeln auch daneben –
Dann hat das Dasein Zweck und Ziel,
Wer Großes will, erreicht auch viel.

(Johann Wolfgang von Goethe, 1749–1832)

Ich besuchte ein Mädchengymnasium, daneben das Konservatorium – denn Musik war mein Lebensinhalt geworden. Ich spielte in einem Jugendsinfonieorchester, gründete ein Mädchen-Streichquartett und wirkte im Schulorchester mit, zuletzt als Konzertmeisterin und Solistin. Im Abiturzeugnis wurde vermerkt: „Sie hat sich seit Kl. 5 mit außergewöhnlicher Selbständigkeit für das Schulorchester eingesetzt.“

Allerdings musste ich erleben, dass die Musiklehrer der Schule ein Konzert meines kleinen Schülerorchesters verhinderten, „weil auch die Jungen vom Jungengymnasium dabei waren“. Ich fand einen Weg, trotzdem eine Veranstaltung zur Begrüßung des neuen Schulleiters Dr. Heyder durchzuführen – mit Hilfe der Schülermitverwaltung und einiger engagierter junger Lehrer. Meine musikalische Tätigkeit außerhalb der Schule wurde nicht gerne gesehen – ich erfuhr viele Nachteile, nur weil ich mich für etwas interessierte, was für die Schule nicht so wichtig zu sein schien. In der Oberstufe bekam ich einen jungen Deutschlehrer, der sich für die damals beginnende Oberstufenreform engagierte und mit der Klasse oft darüber diskutierte. Und so war es keine Überraschung, dass ein freies Thema für die Abiturarbeit im Fach Deutsch gestellt wurde: „Entwerfen Sie eine Rede für die Abiturientenabschlussfeier und berücksichtigen Sie dabei die Erfahrungen Ihrer Schulzeit.“

Ich wählte dieses Thema. Mein Aufsatz wurde mit „gut“ beurteilt, aber die Lehrerkonferenz beschloss, dass ich diese Rede nicht halten durfte. Es war 1971 und die Abiturfeier fand erstmals im aufgelockerten Rahmen statt – nicht mehr in schwarzen Kostümen, mit Reden und feierlicher Musik von Chor und Orchester, sondern in Form eines Sektfrühstücks mit einem lockeren Unterhaltungsprogramm. Drei Mitschülerinnen, die ebenfalls das freie Thema gewählt hatten, hielten ihre Reden dann aus Solidarität auch nicht – so wurde diese Abiturabschlussfeier die erste in der Geschichte der Schule ohne eine Rede von Schülern.

34 Jahre später promovierte ich mit einem Thema der Schulreform, einem innovativen Konzept für den Musikunterricht in der Schule der Zukunft. Mein Doktorvater, Prof. Dr. Rainer Winkel, interessierte sich dafür, woher all diese Einstellungen, Überzeugungen und Werte kamen. Er veröffentlichte dann meinen Abituraufsatz in der Zeitschrift PÄD Forum, und so soll er nun auch in diesem Buch wieder publiziert werden.

Abituraufsatz

Sehr geehrte Eltern und Lehrer, liebe Mitschülerinnen!

Sie sind hier heute zusammengekommen, um den letzten Akt eines Theaterstückes mitzuerleben, dem ich den vielleicht etwas überspitzten Titel geben würde: „Viel Lärm um (fast) nichts“. (…)

Wir haben heute das sogenannte Reifezeugnis erhalten, das uns u. a. ermöglicht, ein Universitätsstudium aufzunehmen. Sind wir aber wirklich reif für ein Studium? Hat die Schule ihren Sinn für uns erfüllt, nämlich uns sinnvoll auf Studium und Beruf vorzubereiten und uns zum verantwortungsbewussten, kritisch denkenden Staatsbürger zu erziehen, der auch einmal Mut zur eigenen Meinung hat? Ich glaube nicht, dass Ihr diese Frage alle im positiven Sinn beantworten könnt. Ich persönlich bin der Meinung, dass die Schule diesen ihren Sinn nicht erfüllt hat.

Wir haben einmal einen Deutschaufsatz über ein Zitat von Larossa geschrieben. Es lautete: „Sag einmal selbst, vergeuden die Schüler nicht ihre Zeit in der Schule? Ist nicht alles, was irgendwie Nutzen schafft, verpönt in diesen Träumerkasernen?“

Dieser Ausspruch, über den Sie vielleicht empört sind, ist doch zutreffend für die Situation in den meisten Schulen. Echten Nutzen für den einzelnen Schüler schafft wohl kaum ein Schulbuch. Nur die wenigsten könnten mit dem in der Schule erworbenen Wissen einer Vorlesung in der Universität folgen. Hat nun ein Schüler ein Hobby, mit dem er sich intensiv beschäftigt und das eventuell eine Vorbereitung auf sein Studium bedeutet, so gibt es doch tatsächlich Lehrer, die sagen, das belaste die Arbeit für die Schule zu sehr, und die verlangen, dass der Schüler diese Beschäftigung zumindest während der Oberprima aufgibt.

So etwas ist schon manchmal geschehen, aber nicht, wie man vielleicht denken könnte, nur bei schlechten Schülern. Ich meine, die Lehrer sollten froh sein, dass wenigstens einige Schüler ernsthafte Interessen haben und sich wirklich für eine Sache einsetzen; denn gerade die sinnvolle Freizeitbeschäftigung ist heute ein großes Problem.

Ein Schüler, auf den wegen seiner Freizeitbeschäftigung Druck ausgeübt wird, steht nun kurz vor dem Abitur vor der Frage, ob er nun nicht doch lieber ein braver Schüler werden soll, der sich nur noch dem Abitur widmet. Da man meist keine Wahl hat, übt man nun seine „nebenschulische“ Tätigkeit so aus, dass die Schule nichts mehr davon merkt. Man geht dabei innerlich immer mehr in die Opposition, was man nach außen natürlich nicht zeigen darf. Das bewirkt allerdings, dass man nun noch weniger für die Schule arbeitet und schließlich gar kein Interesse mehr dafür hat.

Nach der langen Zeit, die wir in dieser Schule zugebracht haben, sind viele von uns wahrscheinlich zu dem Resultat gekommen, dass jeglicher Widerstand sinnlos sei. Man hat zwar irgendwann einmal versucht, seine Meinung zu äußern oder Kritik zu üben, doch das gab man schnell wieder auf, da man nur Nachteile davon hatte. Man wird völlig kritiklos und schließt sich lieber gleich der Meinung des Lehrers an.

Diejenigen Lehrer, die die Meinung der Schüler tolerieren, werden bitter enttäuscht, weil auch bei ihnen niemand Kritik äußert, egal, was sie der Klasse im Unterricht vorsetzen. Jeglicher Versuch, die Schüler zu aktivieren, scheitert. Es kommen keine Diskussionen mehr zustande, weil die Schüler von vornherein sagen: „Eine Diskussion ist zwecklos, wir sind lieber still und lassen den da vorne reden.“

Doch diese Haltung ist gefährlich. Ein unkritischer, verantwortungsloser Schüler, der sich heute nicht um Dinge wie SMV, Schulreform, politische Arbeitskreise usw. kümmert, wird ein ebenso unkritischer Staatsbürger, der sich nicht um Gesellschaft und Politik kümmert und „die da oben“ alles machen lässt. Durch ein unüberlegt gemachtes Kreuzchen auf einem Wahlzettel schiebt er die ganze Verantwortung auf einige wenige ab und kümmert sich dann bis zur nächsten Wahl herzlich wenig um die Politik.

Die Schule sollte allmählich ihre Verantwortung für den Staat erkennen. Vor allem aber sollten diejenigen Lehrer versuchen sich zu ändern, die heute noch nicht zu einem vernünftigen Gespräch bereit sind. Diese Lehrer gibt es an jeder Schule, so auch an unserer. Wenn man sie nur einmal kritisiert, fühlen sie sich gleich angegriffen und sind beleidigt. Dabei sollten doch die Schüler vom Beginn ihrer Schulzeit an Kritik üben dürfen. In sachlichen Diskussionen kann man dann feststellen, ob sie berechtigt war oder nicht. Der Lehrer sollte aber auch einmal von seiner Meinung abkommen können und die Meinung des Schülers akzeptieren, zumindest aber tolerieren.

Überhaupt muss sich das Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern grundlegend ändern. Noch viele Lehrer müssen lernen, im Schüler einen Mitmenschen zu sehen und keinen Untertanen. Auch einem Schüler gegenüber kann man höflich sein, man kann ihn auch einmal auf der Straße als erster grüßen und braucht nicht beleidigt zur Seite zu sehen. Andererseits kann ein Lehrer ruhig zugeben, dass er sich geirrt hat, dass er unvorbereitet ist oder verschlafen hat. Es gehört für einige Lehrer zwar etwas Mut dazu, dies zuzugeben, doch der Schüler wird sich sagen, „Nobody ist perfect“ und es akzeptieren, da es ihm genauso passieren kann.

Sobald aber ein Lehrer versucht, seine eventuellen Schwächen durch verstärkten Druck auf die Klasse oder schlechte Laune zu verbergen, werden die Schüler kein Verständnis mehr haben.

Ich hoffe, dass jetzt nicht wieder einige unserer Lehrer beleidigt nach Hause gehen, sondern dass jeder vielleicht einmal darüber nachdenkt, ob das, was ich gesagt habe, auch auf ihn zutrifft, und dass er dann vielleicht einmal versucht, im Schüler einen Mitmenschen zu sehen und keinen Untertanen. Nur wenn sich das Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern bessert, kann die geplante Oberstufenreform Erfolg haben. Wenn nämlich die Schüler ihre ganze Schulzeit hindurch unterdrückt werden, zu Drückebergern und Opportunisten erzogen werden, die ohne Autorität nicht auskommen, unkritisch und interessenlos werden, dann kann die reformierte Oberstufe auch nichts mehr retten, dann ist sie zum Scheitern verurteilt.

Zum Schluss möchte ich mich noch einmal an Sie, liebe Eltern wenden. Sie haben auch oft über unsere Schule geschimpft. Vielen von Ihnen muss aber der Vorwurf gemacht werden, dass Sie sich nicht aktiv genug am Schulleben beteiligt haben. Meist hatten Sie Angst, sich bei einem der Lehrer über irgendeinen Vorfall zu beschweren, weil Sie meinten, die Zensuren Ihrer Tochter würden dadurch schlechter. Sie hätten aber erkennen müssen, dass einer einzelnen Schülerin nichts passiert wäre, wenn die Eltern sich einig gewesen wären. Hier ist es genauso wie bei den Schülern: Man überlässt die Verantwortung einigen wenigen. Sie hätten aber wissen müssen, dass der Direktor unserer Schule jederzeit zu einem Gespräch mit den Eltern bereit war, oft genug auf Kritik gewartet hat und immer als Vermittler zu einer vernünftigen und für alle Seiten tragbaren Lösung gekommen ist. Dadurch, dass Sie sich nie gewehrt haben, wurde der große Druck erst möglich, den einige Lehrer auf Ihre Töchter ausübten.

Ich möchte nun zum Ende kommen und wünsche Ihnen allen noch gute Unterhaltung und vor allem einen guten Appetit bei dem Sektfrühstück, durch das unser Theaterstück, das Abitur, nun nach vielen dramatischen Zuspitzungen und Verwicklungen doch noch ein „happy end“ hat.

(Am Ende der Schulzeit. Auszüge aus einer Abiturrede. Von Beate D. In: PÄD Forum: Unterrichten erziehen 3/2005, S. 168–169)

Musik und eine Lektion über das Glück

Nach dem Abitur 1971 studierte ich Schulmusik, Germanistik, Mathematik sowie Pädagogik, Psychologie und Philosophie an der Musikhochschule und Universität in Köln. Neben dem Studium unterrichtete ich an meiner alten Schule, wo ich dann ab 1979 als Studienrätin begann. Ich baute Schulchöre und ein Schulorchester auf – und erlebte fünf Jahre später die erste heftige Enttäuschung meines Berufslebens: Das Gymnasium wurde zugunsten einer Gesamtschule geschlossen.

Doch zunächst zu glücklichen Zeiten: Auf einer Reise mit meinem Schulorchester in die südfranzösische Partnerstadt Agen lernte ich eine wichtige Lektion über das Glück. Von einem französischen Pater erfuhr ich eine andere Art zu leben, als ich es bisher kannte. Als Lehrerin war ich gewohnt, alles schon lange vorher zu überlegen und zu planen, damit auch ja nichts schiefgehen kann. In Agen lernte ich, dass das Leben immer schon die passenden Lösungen bereithält, wenn wieder mal etwas Unvorhergesehenes passiert. Ich erfuhr, wie das Unmögliche möglich wurde. Der Pater hatte gesagt:

Man muss das Glück nur genügend herausfordern, dann hat man es auch auf seiner Seite.

Eine Reise nach Agen oder: Wie das Unmögliche möglich wurde

Es war an einem dunklen, verregneten Januarnachmittag, als in unserem Schulorchester die Idee geboren wurde, im Herbst nach Agen zu fahren. Unmöglich! Einige konnten kein Französisch, die Gemeinschaft würde bei Einzelunterbringung sicher leiden, wir könnten nicht so viel proben, die Jüngeren dürften vielleicht nicht ins Ausland, und außerdem würde dies sowieso nie genehmigt! Bei so vielen Einwänden bestellte ich lieber gleich eine Ersatzunterkunft in einer nahegelegenen Jugendherberge.

Doch dann kam eine Überraschung nach der anderen: Herr Dr. Heyder, die Städte Dinslaken und Agen, die Eltern der Orchestermitglieder, Frau Köhler, Père Calas, sie alle waren einverstanden und sagten ihre Hilfe zu. Als dann auch noch die Schulkonferenz und das Schulkollegium in Düsseldorf zustimmten, schien alles glatt zu laufen …

Doch mitten in die Vorbereitungen hinein platzte ein Brief mit der Ablehnung der finanziellen Unterstützung durch die Stadt. Zudem hörten wir nichts mehr aus Agen, die meisten Schüler wussten noch nicht, wo sie wohnen würden.

Unmöglich? Nein, nun ließen wir uns nicht mehr entmutigen. Für die dann doch noch bewilligten, aber gekürzten Zuschüsse wurde ein Bus gemietet, und nach etlichen weiteren Schwierigkeiten befanden wir uns endlich auf dem Weg nach Agen.

Nach einigen Telefongesprächen hatte ich den Eindruck, dass dort alles bestens vorbereitet war, so dass ich nach der Abfahrt des Busses ein Gefühl großer Erleichterung verspürte. Dieses dauerte etwa zehn Stunden an, bis uns in den frühen Morgenstunden des Sonntags, als wir in die Nähe des Mittelmeeres kamen, endlich klar wurde, dass der Bus einen Umweg von fast 450 km fuhr.

So kamen wir erst nach 21 Stunden Fahrt in Agen an. Im strömenden Regen wurden die meisten unserer Schüler auf die Familien verteilt, und Père Calas, bei dem wir Lehrer wohnen sollten, gab mir zur Begrüßung seinen Hausschlüssel, zeigte uns den Weg zu seinem Haus und beauftragte mich, das Mittagessen vorzubereiten. Dann fuhr er weg. So standen wir allein mit den übriggebliebenen acht Schülern und dem Busfahrer vor dem fremden Haus.

Eine unmögliche Situation? Ja, aber das war erst der Anfang!

Die jüngeren Schüler hatten die wenigsten Hemmungen und betätigten sich in der Küche, während wir versuchten, das Quartier des Busfahrers in der Nachbarschaft zu finden. Als wir dann eine Stunde später endlich beim Essen saßen, waren bis auf eine Schülerin alle anderen schon abgeholt worden.