Quellennachweis

Das Karussell im Englischen Garten Verlag Sanssouci, Eva Demski

Reim auf Seite 138 Verlag Sanssouci, Eva Demski

200 Jahre Englischer Garten München 1789 – 1989 Alois Knürr Verlags GmbH, München, Hrsg. Freistaat Bayern

200 Jahre Viktualienmarkt in München A. Winterstein, München Verlag

Der Viktualienmarkt Schäfer / Höhne / Gebhard, Mary Hahn Verlag

175 Jahre Oktoberfest Bruckmann Verlag, München

Die Herrscher Bayerns A. Schmid, K. Weigand, Verlag C.H. Beck

Haus- und Straßennamen der Münchner Altstadt Helmuth Stahleder, Verlag Hugendubel

Die Chronik Bayerns Chronik Verlag im Bertelsmann Lexikon Verlag GmbH, Gütersloh/München

München, Kunst & Kultur Biller / Rasp, Verlag Südwest

Sagen und Legenden von München G. Schinzel-Penth, Ambro Lacus Buch- und Bildverlag

Sonntag in meinem Herzen Asta Scheib, Verlag Hoffmann und Campe

Gallizismen S. 183 www.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Gallizismen

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Seite 139: ©Fentriss

Seite 144: ©Daderot

Seite 146: ©N p holmes

Seite 163: ©Ramgeis

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Seite 188: ©Jonny8

Seite 189: ©LepoRello

Seite 191: ©Florian Reichart

Die Autorin / der Verlag hat sich mit Sorgfalt bemüht, alle Inhaber von Rechten ausfindig zu machen. Wir bitten um Nachsicht, sollten wir etwas übersehen haben.

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Weitere Bücher von Petra Breuer aus der Reihe

»Abenteuer in München«

Band 1: Der Angriff des Löwen

Band 2: Vor dem Tor lauert Gefahr

Band 3: Tumult auf der Dult

Band 4: Rätsel um die Morisken

Band 5: Der geheimnisvolle Fund

Alle Titel sind auch als eBook erhältlich

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung, der auszugsweisen Wiedergabe sowie der Übersetzung, sind vorbehalten. Kein Teil des Werks darf in irgendeiner Form ohne schriftliche Genehmigung der Autorin reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Medien verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Petra Breuer

Abenteuer in München

Band 6

Mysteriöse Botschaften

Mit Illustrationen von Nicole Teusler

Dieses Buch handelt im Jahr 1810. Max von Pettenkofer wurde zu einer späteren Zeit geboren und das Karussell im heutigen Englischen Garten erst im Jahr 1913 eröffnet. Zeitliche Ungenauigkeiten dienen hier einzig dem Zweck, die Geschichte kurzweilig zu gestalten. Die Darstellung der Gegebenheiten und Persönlichkeiten hält sich ansonsten aber, soweit es die Grenzen der Fiktion erlauben, an die historischen Fakten.

1. Auflage © 2019

© 2019 Phantasiereich Kinder- und Jugendbuchverlag, Aschheim

Inh. Petra Breuer

Alle Rechte vorbehalten

ISBN: 978-3-943814-31-6

Illustrationen: Nicole Teusler,

www.pai-nt.de

Layout: Achim Schmidt,

www.graphische-konzepte.de

E-Book: Corinna Rindlisbacher,

www.ebokks.de


Unser gesamtes Programm sowie viele weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.phantasiereich.com

Inhalt

1. Langfinger auf Achse

2. Lumpi und Bazi

3. Haltet die Diebe!

4. Der junge Max Pettenkofer

5. Geheime Botschaften

6. Ausflug in den Theodorspark

7. Rätsel über Rätsel

8. Schüsse im Park

9. Das Pferderennen

10. Die Überraschung

11. Der Englische Garten

12. Der Viktualienmarkt

13. Das Oktoberfest

14. Bavaria und Ruhmeshalle

Anhang

Begriffserklärung

Zeittafel

Wir kochen Rumfordsuppe

Quellennachweis

1. Langfinger auf Achse

An einem frühen Septembermorgen des Jahres 1810 schlichen drei schwarz gekleidete Diebe durch die noch dunklen Gassen Münchens. Sie führten nichts Gutes im Schilde und huschten lautlos von einem Schlupfwinkel zum nächsten, um nicht entdeckt zu werden. Seit dem Frühjahr hatte die Königlich Bayerische Gendarmerie ein Auge auf die Langfinger geworfen und war ihnen seither dicht auf den Fersen. Als die Ganoven in der Weiten Gasse an der Frauenkirche ankamen, blieben sie stehen, lauschten und lächelten sich schelmisch zu, denn das verräterische Hufgeklapper der berittenen Gendarmen war nicht zu hören, dafür aber Hundegebell – und das war gut so! Nun hieß es, schnell und geschickt zu sein. Um ihr Raubgut transportieren zu können, führte jeder der Diebe einen großen Sack mit sich. Je voller und schwerer dieser am Ende ihres Raubzugs war, umso lauter würden am kommenden Sonntag die Münzen in ihren Geldsäckchen klimpern. Auf leisen Sohlen verteilten sie sich über den Frauenplatz vor dem Dom und schlichen einzeln in die angrenzenden Gassen. Die Jagd hatte begonnen und die Diebe mussten flink vorgehen, wollten sie nicht erwischt werden. Andreas hieß der ältere und Johannes der jüngere. Simon war zwar der kleinste, aber der pfiffigste. Er war es, der als Erster blitzschnell in einer Toreinfahrt verschwand und mit einem jaulenden Opfer in seinem Sack zurückkam. Nun hieß es, schnell zu sein, denn die Gendarmen waren nicht taub. Rasch lief Andreas in die ihm bekannten Ecken, Treppenhäuser und Einfahrten und füllte seinen Sack. Johannes hingegen durchwühlte die Abfallberge vor einer Gaststätte mit beiden Händen. Doch er hatte Pech, denn direkt neben weggeworfenem Unrat lag gut versteckt und im Dunkeln ein Schäferhund, der sich allerdings kräftig zu wehren wusste. Das Tier biss Johannes kräftig in die Hand, sodass er vor Schmerzen brüllte. Durch seinen lauten Schrei wurden einige Anwohner wach, öffneten ihre Fenster, blickten in die Gasse und drohten wütend damit, die Gendarmen zu rufen. Auch eine Dackelmutter, die ihren Nachtplatz in der Nähe des Schäferhundes hatte, wurde aufgeschreckt und zwei ihrer Welpen flüchteten auf den Domplatz. Nun mussten sich die drei Langfinger beeilen, um diese besonders gewinnbringende Beute einzufangen. Das Trio hetzte aus den Gassen heraus auf den Frauenplatz und umzingelte die verängstigten Hundekinder. Sie schnappten sich die zwei zitternden Tierchen, steckten sie in den Sack zum restlichen Diebesgut und schwupp – war bereits wieder alles zu Ende. Heute hatten sie doppeltes Glück, denn sie wurden weder erwischt noch schlimm gebissen – Johannes mal ausgenommen. In einem dunklen Innenhof um die Ecke hatten sie tags zuvor einen Handwagen abgestellt. Auf diesen luden sie ihre vollen und gut verschnürten Säcke ab und zogen los, begleitet von lautem Kläffen, Knurren, Jaulen und Bellen.

In flottem Tempo eilten die drei Diebe bis zu ihrem Versteck nahe der Hirschau und sperrten die Säcke samt Inhalt in einen großen Käfig. Kaum lagen die vollen Bündel auf dem Boden, kam Bewegung auf. Aus ihnen kroch eine knurrende Dogge, gefolgt von einem kleinen Spitz, der sich ängstlich umblickte. Zwei kleine Dackelwelpen tapsten unsicher ins Freie und suchten ihre Mutter. Ein pechschwarzer Pudel bellte laut und verschreckte einen Terrier, der daraufhin beinahe einen Cocker Spaniel umrannte. Als Letztes kam ein junger Schweißhund aus dem Sack. Das war ein hervorragender Jagdhund und die Hundediebe sahen sich zufrieden an – ja, heute war ein guter Tag!

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Anna legte ihr Buch auf die Seite und blickte verdattert aus dem Fenster. Was hatte sie gerade gelesen? Hundediebe? Das war ja kaum zu glauben! Noch während sie darüber nachdachte, klingelte das Telefon. Anna ging ran, es war Opa Leander – ihr Großvater für alle Fälle.

»Wie ist denn dein neues Buch, Anna?«, sprudelte der alte Herr gleich los.

»Du, Opi, stell dir vor, mein sechster Band beginnt mit einem Diebstahl«, rief Anna aufgeregt ins Telefon. »Ganz viele Hunde haben die drei Langfinger in ihre Säcke gesteckt!«

»Mauserl, jetzt beruhige dich doch erst einmal.«

»Kann ich nicht, das ist so eine Gemeinheit, da habe ich sicherlich heute eine schlaflose Nacht.«

»Apropos schlafen – wann kommst du wieder zu mir?«

»Bald, noch bevor wir in den Urlaub fahren! Ich muss aber erst mein Buch zu Ende lesen, damit ich weiß, welche Ziele wir diesmal haben.«

»Das habe ich bereits getan. Ha, ha«, lachte der Großvater. »Ich bin schon kräftig am Pläne schmieden. Beeil dich, dann können wir bald auf die Pirsch gehen. Und nach deiner Rückkehr aus dem Urlaub machen wir diesmal sogar weiter!«

Anna verabschiedete sich glücklich von ihrem Großvater und schmiss sich schwungvoll in ihren Lesesack. Sie freute sich bereits auf das Munichen mit ihrem Opa. Munichen war ein Geheimwort der beiden. Als Anna für den Heimat- und Sachunterricht nach den Pfingstferien ein Referat über die Gründung Münchens halten sollte, half ihr der Großvater aus der Patsche, indem er geduldig alles erklärte und mit ihr die Innenstadt erkundete. Da ihre Mama nichts von alledem erfahren sollte, schworen sich die beiden, niemandem etwas über ihre Erkundungen zu erzählen. Annas Referat war jedoch so gut vorgetragen und inhaltlich interessant aufbereitet, dass sie dafür die doppelte Note Eins bekam. Seitdem eroberten die beiden Detektive nach jedem Band aus Annas Lieblingsbuchserie die wichtigsten Sehenswürdigkeiten in München und erlebten so allerlei Interessantes miteinander. Kürzlich hatten die Sommerferien begonnen, und damit auch weiterhin keine Langeweile aufkam, hatte Opa Leander tags zuvor seiner Enkelin den druckfrischen sechsten Band aus ihrer heißgeliebten Buchreihe geschenkt. Den beiden standen somit wieder einmal ein paar erlebnisreiche Tage bevor, in denen gemunicht werden konnte, was das Zeug hielt! Anna freute sich auf die gemeinsame Zeit mit ihrem herzallerliebsten Opa. Zuerst musste sie aber das Buch lesen. Sie war sehr neugierig, denn der sechste Band begann soooo spannend und sie liebte Hunde über alles.

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Die drei Hundediebe betrachteten die eingefangenen Straßen­hunde neugierig und gaben ihnen zu fressen.

»Diese Köter können wir allesamt am Sonntag auf dem Viktualienmarkt verkaufen. Ihr werdet sehen, wenn wir jede Woche ein paar von diesen herrenlosen Wadelbeißern einfangen, ist bis Weihnachten unser Geldsäckel prall gefüllt wie der Sack vom Nikolaus«, meinte Andreas und rieb sich freudig die Hände.

»Hm, die zwei kleinen Dackel werden am meisten einbringen, da verwette ich meine Großmutter«, grinste Simon.

»Dann füttern wir sie gut her und am Samstag soll die Uschi den Viechern den Dreck aus dem Fell herauswaschen und sie bürsten«, entschied Johannes.

Die Glocken des Doms läuteten die Bürger Münchens wach. Die Zwillinge Anna und Ben blinzelten unter ihren Bettdecken hervor. Sie freuten sich auf diesen Sonntag, denn heute sollten sie endlich ein Haustier bekommen. Beide hatten sich einen Hund gewünscht. Vormittags wollte die gesamte Familie am Viktualienmarkt ein passendes Tier aussuchen.

»Ich kann es kaum erwarten, Ben. Ich freue mich schon den ganzen Sommer auf den heutigen Tag.«

»Mir geht es genauso, Anna. Komm, lass uns frühstücken und danach ziehen wir unsere beste Sonntagskleidung an. Unser neuer Vierbeiner soll doch einen guten Eindruck von uns bekommen.«

Die beiden kicherten und flitzten ins Esszimmer, wo Mutter Emilia und Vater Carl bereits am Frühstückstisch saßen und Annamirl, die Dienstmagd, das Essen servierte, das Fanny, die Köchin, vorbereitet hatte. Das Kindermädchen Walburga hatte heute ihren freien Tag.

»Kinder, nach dem Frühstück muss ich mein Bild zu Ende malen, und dann können wir losgehen.«

»Was fehlt denn noch, Papa?«, fragte Anna neugierig.

»Ein paar Stacheln am Kaktus, dann bin ich zufrieden damit.«

»Carl, dass du aber bitte nicht in deiner Sonntagsgarderobe in dein Malzimmer gehst. Unsere Annamirl bekommt die Farben schon gar nicht mehr aus deiner Kleidung heraus.«

»Doch, gnädige Frau, ich kann sie ja rausschneiden«, gab die Dienstmagd keck zur Antwort und erntete dafür einen tadelnden Blick der Hausherrin.

Die Zwillinge lachten lauthals, und als das Frühstück beendet war, liefen sie fröhlich durch die Zimmer des Hauses und spielten Fangen.

Die gesamte Familie verließ das Haus in der Weinstraße und überquerte den Marktplatz, um am Rathaus vorbei nach rechts in Richtung Viktualienmarkt einzubiegen. Die Kinder hopsten fröhlich vor ihren Eltern her, denn sie waren aufgeregt und konnten ihre Freude kaum verbergen. Von Weitem hörten sie bereits das laute Gebell der Hunde. Sie folgten dem Lärm und standen kurze Zeit später vor den Hundezwingern, in denen sich die Tiere befanden. Drei Verkäufer standen davor und warteten auf Kundschaft. Eine Dame mit weißem Kleid, ausladendem Hut und aufgespanntem Sonnenschirm näherte sich den Käfigen, denn sie beabsichtigte, ein kleines Schoßhündchen zu kaufen.

»Junger Mann, ich hätte gerne einen Hund, der zu mir passt. Verstehen Sie?«

»Sehr wohl, Madame. Ihr Wunsch sei mir Befehl! Wie wäre es mit diesem kleinen Mops?«, fragte Andreas.

»Sind Sie taub, Sie Lackl? Ich wollte ein Tier, das zu mir passt. Schaue ich etwa wie ein Mops aus?«, kreischte die Dame aufgebracht.

Simon, der den Handel bereits platzen sah, drängte Andreas zur Seite und übernahm das Gespräch.

»Gnädige Dame, wie ich sehe, brauchen Sie einen zierlichen, klugen und wunderschönen Hund. Wie wäre es mit diesem Pudel?«

»Nein, so ein gewöhnliches Tier steht mir nicht. Ich möchte etwas ganz Besonderes haben«, nörgelte die Interessentin pikiert und rümpfte ihre Nase.

»Hier hätten wir einen Zwergspitz, das ist ein sehr treues Hündchen, ideal für eine elegante Dame Ihres Standes. Dieses Prachtstück würde Ihre ohnehin umwerfende Erscheinung noch mehr schmücken, Madame!«

Strahlend hielt Simon das Tierchen mit beiden Händen zur Ansicht in die Luft. Der Hund blickte verängstigt mit seinen dunklen Knopfaugen die finster dreinblickende Frau an. Mit einem Mal erhellte sich ihr Gesicht, ein Lächeln huschte über ihre Lippen und sie rief entzückt:

»Was für ein Prachtexemplar! Sein wuscheliges, weißes Haarkleid ist ja so unglaublich plüschig. Und er hat sogar eine kleine Mähne – wie ein Löwe. Ich werde ihn Leo nennen. Was soll das kleine Schnuckelchen denn kosten?«

»Weil Sie es sind, heute nur 12 Gulden«, schlug Simon vor.

»Was? Sie sind ja ein Beutelschneider. Ich zahle Ihnen die Hälfte, mehr nicht«, rief die Dame aufgeregt.

Die drei Hundediebe sahen sich fragend an.

»Selbstverständlich, Madame. Mein Kamerad hat sich etwas vertan. Sie erhalten den Köt… äh, das niedliche Hündchen für sechs Gulden. Haben Sie eine Leine dabei? Dann könnte ich sie Ihrem kleinen Löwen gleich um den Krag… äh, Hals legen«, lächelte Johannes überaus freundlich.

Die feine Dame holte aus ihrer großen Handtasche ein Halsband samt Lederriemen und reichte beides weiter. Kurz darauf war der Handel abgeschlossen.

»Komm, Leo, jetzt gehen wir nach Hause«, rief die glückliche Hundebesitzerin und zog ihren neuen Vierbeiner an der Leine hinter sich her.

Die Zwillinge sahen sich aufgeregt an, denn nun waren sie an der Reihe.

»Was darf es denn sein, die Herrschaften?«, erkundigte sich Johannes.

»Haben Sie einen kleinen Hund für unsere Zwillinge?«, fragte Vater Carl und blickte neugierig in die drei Käfige.

»Gnädiger Herr, da hätten wir eine absolute Besonderheit, einen Hund, der in München nicht fehlen darf – einen Dackel!«, antwortete Simon schnell und stellte bereits den kleinen Welpen in seiner Handfläche zur Schau.

Anna und Ben blickten sprachlos auf das winzige, behaarte Knäuel, das in Simons Hand lag und am ganzen Körper zitterte.

»Was können Sie sonst noch empfehlen?«, fragte Vater Carl.

»Hm, einen Cocker Spaniel oder einen kleinen Schweiß­hund!«, stotterte Andreas.

»Sehe ich aus, als ob ich auf die Jagd gehen würde? Ich bin Maler und die einzige Jagd, an der ich maximal teilnehmen könnte, ist die auf meiner Leinwand«, schimpfte das Familien­oberhaupt und wollte bereits gehen.

»Papa, bitte, wir wollen das kleine Hundekind haben«, quengelten die Zwillinge.

Da schaltete sich Simon wieder ein und meinte: »Ja, gerne. Das Hündchen hat aber noch ein Geschwisterchen, einen Zwilling sozusagen, schaut mal her.«

Er griff in den Käfig und holte den zweiten Welpen he­raus. Nun hielt er in jeder Hand ein ängstlich bibberndes Tierchen.

Anna und Ben schmolzen dahin, und auch ihrer Mutter entwichen jauchzende Töne und sie hauchte: »Ach, wie süß!«

»Papa, bitte, wir wollen die beiden Hundekinder haben«, drängelten Ben und Anna erneut.

»Gnädiger Herr, ich mache Ihnen einen besonders guten Preis. Sie bezahlen heute nur zehn Gulden«, versuchte Simon das Geschäft abzuschließen.

»Für beide, das versteht sich doch von selbst – oder?«, fragte der Vater.

»Äh, n…, äh, ja, natürlich für das Zwillingspärchen«, stotterte Simon, der eigentlich zehn Gulden für jeden Hund haben wollte und nun etwas überrumpelt wurde.

Die Kinder jubelten, als der Vater bezahlte. Mutter Emilia reichte dem Hundeverkäufer den mitgebrachten Weidenkorb und die Welpen wurden auf die flauschige Decke gebettet. Kurz darauf schlenderte eine glückliche Familie über den Viktualienmarkt. Die Zwillinge hielten den Korb in ihrer Mitte und trugen die zwei kleinen Zamperl leicht schaukelnd in ihr neues Zuhause. Doch nicht überall auf dem Markt herrschte solch ein Glück. Am Stand der Hundediebe brach zuerst Streit, und dann eine kleine Rauferei aus, denn ihre Gier nach einem noch volleren Münzsäckchen war groß. Wäre nicht in diesem Augenblick ein Gendarm auf dem Markt aufgetaucht, wären wohl die Fetzen noch gewaltiger geflogen. So hielt sich das Trio nach einem kräftigen Kinnhaken, den Andreas Johannes verpasst hatte, ruhig. Als der Ordnungshüter an ihrem Stand vorbeikam, drehten die Langfinger ihre Gesichter in Richtung des Alten Peter und hofften, sie und ihre Hundezwinger würden der Kontrolle durch den Gendarmen entgehen.