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DANIEL SMITH

DIE 100 GEHEIMSTEN ORTE DER WELT

DANIEL SMITH

DIE 100 GEHEIMSTEN ORTE DER WELT

Von der entmilitarisierten Zone in Korea über das Grab des Dschingis Khan bis zu Hitlers Führerbunker und der Area 51

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Inhalt

Einleitung

1 Wrack des Sowjet-U-Boots K-129

2 Nordpazifischer Müllstrudel

3 HAARP-Forschungsanlage

4 Bohemian Grove

5 Skywalker Ranch

6 Google-Datenzentrum in The Dalles 22

7 Hawthorne-Munitionslager

8 Die Skunk Works

9 Drogenschmuggler-Tunnel zwischen den USA und Mexiko

10 Area 51

11 Granite-Mountain-Genealogie-Archiv

12 Bundesgefängnis ADX Florence

13 Dulce-Untergrundbasis

14 US-Militärbasis im Cheyenne Mountain

15 WIPP-Endlager für Transuranabfälle

16 Body Farm der Texas State University

17 Mondgesteins-Analyselabor, Johnson Space Center

18 Fort-Knox-Goldlager

19 Das Coca-Cola-Rezept

20 US-Seuchenbehörde CDC

21 Iron-Mountain-Archivcenter in Boyers

22 Mount Weather

23 Site R

24 CIA-Hauptquartier

25 DARPA-Hauptquartier

26 Pentagon

27 Oval Office

28 Centralia

29 Harvey Point

30 Tresor der Federal Reserve Bank von New York

31 AT&T-Gebäude, 33 Thomas Street

32 Die »Gruft« der Studentenverbindung Skull & Bones

33 Air Force One

34 Das »Geldloch« auf Oak Island

35 Guantánamo Bay Naval Base

36 Queimada Grande, die Schlangeninsel

37 Surtsey

38 Königlich-Britische Münzprägeanstalt

39 Guardian-Fernmeldezentrale

40 Sitz des Fernmeldeaufklärungsdienstes GCHQ

41 Militärische Forschungsanlage, Porton Down

42 RAF-Basis Menwith Hill

43 Schlafzimmer der Queen, Buckingham Palace

44 Thames House, Hauptquartier des MI5

45 Whitehall-Tunnelsystem

46 Tresor der Bank von England

47 PINDAR-Bunker

48 Jewel House im Tower of London

49 Die Gewölbe der Rosslyn-Kapelle

50 Wildenstein-Kunstsammlung

51 La Basse Cour

52 Sitz des Lenkungsausschusses der Bilderberg-Gruppe

53 LHC (Large Hadron Collider)

54 Swiss Fort Knox

55 Die bayerischen »Erdställe«

56 Bernsteinzimmer

57 Führerbunker

58 Vatikanisches Apostolisches Archiv

59 Radio Liberty

60 Weltweiter Saatguttresor auf Spitzbergen

61 Datencenter Pionen White Mountains

62 Varosia

63 Schmugglertunnel im Gazastreifen

64 Mossad-Hauptquartier

65 Negev-Kernforschungszentrum

66 Anlage 1391

67 Al-Kibar-Reaktor

68 Ararat-Anomalie

69 Tschernobyl-Sperrzone

70 UVB-76-Sender

71 FSB-Hauptquartier

72 Metro 2

73 Jamantau

74 Hobyo

75 Die Kapelle St. Maria von Zion

76 Atomanlage Fordo

77 Tora-Bora-Höhlenkomplex

78 Diego Garcia

79 Osama bin Ladens Anwesen in Abbottabad

80 Kontrolllinie zwischen Indien und Pakistan

81 Padmanabhaswamy-Tempel

82 North Sentinel Island

83 Naypyidaw

84 Zentrale Hochsicherheitshaftanstalt Bangkwang

85 Unerklärliche Strukturen in der Wüste Gobi

86 Kosmodrom Jiuquan

87 Grab des Qín Shihuángdì

88 Marinestützpunkt Sanya

89 Grab des Dschingis Khan

90 Chinesisches Cyber-Sicherheitszentrum

91 Büro 39

92 Kerntechnische Anlage Yongbyon

93 Geheimbasis im Paektusan

94 Entmilitarisierte Zone (Korea)

95 Straflager Nr. 22

96 Großschrein von Ise

97 Kernkraftwerk Fukushima Daiichi

98 Woomera-Sperrgebiet

99 Pine Gap

100 Hauptquartier der australischen Streitkräfte

Dank

Einleitung

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Nie war die Welt so offen wie heute. Dank günstiger Flugtarife gelangt man mittlerweile in nur wenigen Stunden an fast jeden Ort der Welt. Hinzu kommen die unaufhaltsam wachsenden sozialen Netzwerke, die die Grenzen zwischen öffentlichem Leben und privatem Dasein mehr und mehr verwischen. Und genau das ist der Traum des Facebook-Gründers Mark Zuckerberg. Ihm geht es in erster Linie darum, seinen »sozialen Auftrag« zu erfüllen, die Welt »offener und vernetzter zu machen«. Und dann sind da auch noch die zahllosen Politiker und Firmensprecher, die nicht müde werden zu betonen, wie sehr ihnen doch absolute Transparenz am Herzen liege, und die uns nachdrücklich an unsere wichtige Rolle als Angehörige einer großen, offenen Gesellschaft erinnern.

Trotz allem können wir uns oft des Gefühls nicht erwehren, dass in dieser Welt viele Dinge vor sich gehen, von denen wir nicht die geringste Ahnung haben. Vieles von dem, was unser Alltagsleben mitbestimmt, scheint hinter verschlossenen Türen entschieden zu werden. Wer demokratische Strukturen gewohnt ist, den beschleicht bei allen Arten von Geheimhaltung meist sogleich ein ungutes Gefühl, weil von der Staatsgewalt ausgehende Geheimhaltung ungute Erinnerungen an die totalitären Regimes des 20. Jahrhunderts wachruft, beispielsweise an die Diktaturen Hitlers und Stalins, die Millionen Menschen das Leben gekostet haben.

Denken wir nur an all die Kriege, die im Namen des Volkes geführt wurden, deren Gründe das Volk aber nie erfahren hat, an Entscheidungen von Firmenleitungen, von denen die Arbeitnehmer erst in Kenntnis gesetzt werden, wenn sie diese den Arbeitsplatz kosten, an Personen des öffentlichen Lebens, die Wasser predigen und Wein trinken.

Bereits Samuel Johnson, vielleicht Englands größter Schriftsteller und Verfasser des 1755 veröffentlichten Referenzwerks Dictionary of the English Language, machte sich Gedanken über die Geheimniskrämerei. In einem seiner vielbeachteten Kommentare schrieb er: »Von Heimlichtuerei oder Vertuschung ist es nicht weit zu Betrug und Schurkerei.«

Hat Dr. Johnson hier etwas zu voreilig geurteilt? Es gab immer eine gewisse Diskrepanz zwischen dem, was wir wissen müssen, dem, was wir gerne wüssten, und dem, was andere als das für uns angemessene Wissen erachten – ein ständiger Widerstreit, bei dem man nicht unbedingt immer weiß, welche Position nun die richtige ist und welche man selbst einnehmen soll.

Im Vergleich mit Johnson hatte Kardinal Richelieu deutlich weniger moralische Bedenken. Von 1624 bis 1642 Erster Minister unter König Ludwig XIII., war er ein überzeugter Anhänger der Realpolitik, lange bevor dieser Begriff überhaupt geprägt wurde. Während noch Niccolò Machiavelli seine machtpolitischen Konzepte in denkwürdigen theoretischen Schriften wie Il Principe (Der Fürst) dargelegt hatte – seine Philosophie wird oft stark vereinfachend mit »der Zweck heiligt die Mittel« umrissen –, setzte Richelieu sie kurzerhand in die Praxis um und wurde auf diese Weise zur bestimmenden Figur in der französischen Politik. Er legte den Grundstein für die absolutistische Monarchie, die bald zum dominierenden politischen System Europas wurde. Ihre reinste Ausprägung fand sie in der Herrschaft des französischen »Sonnenkönigs« Ludwig XIV., der sie mit seinem berühmten Ausspruch »L’État, c’est moi« (Der Staat bin ich) zutreffend charakterisierte. Transparenz war in diesem System nicht vorgesehen, und dementsprechend vertrat Richelieu die Ansicht, Geheimhaltung sei die erste Säule der Staatsräson.

Unwillkürlich sträuben wir uns vielleicht gegen ein solches Prinzip, aber in vielen Bereichen unseres Alltags ist die Notwendigkeit der Geheimhaltung durchaus nachvollziehbar. Wenn zum Beispiel eine Fußballmannschaft ein Endspiel zu bestreiten hat, wäre die Anhängerschaft vermutlich entsetzt, wenn der Trainer lange vor dem Spiel Mannschaftsaufstellung und Spieltaktik bekannt geben würde. Auch von der Gegenseite würde man nicht erwarten, dass sie die Karten auf den Tisch legt. Das sind die Spielregeln. Unter bestimmten Umständen können wir also ohne Weiteres anerkennen, dass Geheimhaltung wesentlich für das Erreichen bestimmter Ziele ist. Dies gilt nicht selten auch im öffentlichen Leben. Wie viele Kriege wurden dank »geheimer Friedensverhandlungen« beendet und wie viele Arbeitsplätze wurden mithilfe »geheimer Absprachen« unter Unternehmern erhalten oder geschaffen?

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Letzten Endes wird es immer ein Spannungsfeld zwischen der Notwendigkeit zur Geheimhaltung und unserem Misstrauen dieser gegenüber geben. Nicht selten sind es ja gerade diejenigen, die am lautesten nach Transparenz im öffentlichen Leben rufen, die dann am erbittertsten für den Schutz der Privatsphäre kämpfen. Geheimnisse und Geheimhaltung gehören zu unserem Leben und zu unserer Gesellschaft, auch wenn es uns manchmal schwerfällt, das zu akzeptieren. In der Praxis bedeutet das auch, dass viele Orte der Welt für den gewöhnlichen Sterblichen nicht zugänglich sind. Natürlich heißt das nicht, dass wir uns kritiklos damit abfinden müssen, ausgesperrt zu werden! Wenn Sie jemals versucht waren, einen Blick hinter verschlossene Türen zu werfen oder einen Blick auf etwas Verdecktes zu erhaschen, wenn ein Schild mit der Aufschrift »Kein Zutritt« bei Ihnen Empörung auslöst, ist dies vielleicht das Buch für Sie.

In diesem Werk finden Sie 100 Orte, die der Öffentlichkeit mehr oder weniger bekannt, jedoch aus unterschiedlichen Gründen nicht zugänglich sind. Es ist also nach wie vor so, dass bestimmte Dinge unsere Neugier wecken, andere Menschen jedoch der Meinung sind, es sei sinnvoll oder sicherer, uns an der Befriedigung unserer Neugier zu hindern. Zu einigen dieser Orte wird uns der Zutritt verwehrt, weil über das, was dort getan wird, keine Informationen nach außen gelangen sollen, seien es Nachrichtendienste bei Spionagetätigkeiten oder Rechenzentren, die umfangreiche Datenbanken mit Aufzeichnungen unserer Online-Aktivitäten anlegen. Manche Orte sind so geheim, dass sogar ihre Existenz von offizieller Seite verheimlicht wird oder zumindest ihre genaue Lage unbekannt ist. Andere sind wiederum aus Sicherheitsgründen nicht zugänglich, etwa der Raum, in dem die englischen Kronjuwelen aufbewahrt werden, oder einfach zu gefährlich – wer möchte schon auf die Schlangeninsel? Wieder andere bergen historische Geheimnisse wie das berühmte, aber offenbar verschollene Bernsteinzimmer oder auch das Grab Dschingis Khans, der vor seinem Tod die Hinrichtung all jener angeordnet hatte, die die genaue Lage des Grabs kannten. Ein besonders dunkles Geheimnis ist der nord-pazifische Müllstrudel, eine potenzielle Umweltkatastrophe, deren Existenz von den meisten Regierungen dieser Welt einfach totgeschwiegen wird.

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Ob Sie nun meinen, ein Recht auf Aufklärung zu haben, oder einfach nur neugierig sind – dieses Buch führt Sie an einige der geheimsten, unzugänglichsten oder bestbewachten Ort der Welt, wobei die Existenz noch geheimerer Orte, von denen wir bisher noch nichts gehört haben, natürlich niemals auszuschließen ist. Machen Sie es sich also bequem und betreten Sie die Höhlen von Tora Bora, erfahren Sie mehr über das CIA-Hauptquartier oder werfen Sie einen Blick in den Tresorraum der Bank von England.

Die Reise beginnt am Grund des Pazifiks mit dem Wrack eines U-Boots aus der Zeit des Kalten Kriegs. Von hier aus geht es in östlicher Richtung einmal um den Erdball. Dabei haben Sie Gelegenheit zu einem Zwischenstopp an Orten, wie sie unterschiedlicher nicht sein können: Washington, D.C., das Vatikanische Geheimarchiv, ein Unterschlupf in den Bergen Nordkoreas und eine Satellitenstation im australischen Outback.

Was uns auch immer bewegen mag, Geheimnisse zu lüften, ihre Entdeckung ist in jedem Fall interessant und spannend. Bereits Albert Einstein sagte: »Das Schönste, was wir erleben können, ist das Geheimnisvolle.« Lehnen Sie sich also zurück und machen Sie sich bereit für die Reise Ihres Lebens an Orte, von deren Existenz Sie entweder bisher nichts wussten oder die Sie sonst nie zu Gesicht bekommen würden.

Los geht’s, Zutritt gestattet ...

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Wrack des Sowjet-U-Boots K-129

LAGE: am Grund des Pazifiks

NÄCHSTGELEGENE STADT: Petropawlowsk, Russland

GEHEIMNISFAKTOR: genaue Lage unbekannt, gesunkenes U-Boot aus der Zeit des Kalten Krieges

Die K-129 war ein mit Nuklearraketen bestücktes U-Boot der sowjetischen Pazifikflotte. 1968 aus unbekannten Gründen gesunken, wurde sie nach genauer Lokalisierung von der US Navy in einer geheimen Bergungsaktion teilweise gehoben. Dabei zerbrach das Wrack. Ein Teil davon blieb am Grund des Ozeans liegen. Was genau die Amerikaner gehoben haben und wie ihnen die Bergung gelang, bleibt bis heute ein Geheimnis.

Die K-129 wurde 1960 in Dienst gestellt. Ihr Heimathafen war der Marinestützpunkt Rybatschij auf der ostasiatischen Halbinsel Kamtschatka. Am 24. Februar 1968 lief das U-Boot mit seiner 98-köpfigen Besatzung zu einer Patrouillenfahrt in den Pazifik aus. Nach einer Testtauchfahrt meldete der Kapitän, es sei alles in bester Ordnung. Danach brach der Funkkontakt ab.

Im März 1968 veranlasste das sowjetische Marineoberkommando im Nordpazifik eine großangelegte Suchaktion, die zwar erfolglos blieb, aber die Aufmerksamkeit der amerikanischen Nachrichtendienste erregte. Die SOSUS-Unterwassersensoren, mit denen die USA seit den 1950er-Jahren U-Boot-Be wegungen überwachen, übermittelten Daten, mit deren Hilfe es gelang, die K-129 in einer Tiefe von fast 5000 Metern zu orten.

Angesichts der einmaligen Chance, ein mit Kernwaffen bestücktes sowjetisches U-Boot in amerikanischen Besitz zu bringen, ordnete Präsident Nixon eine streng geheime Bergungsaktion, das sogenannte Azorian-Projekt, an. Zu diesem Zweck wurde eigens ein Bergungsschiff gebaut, die Hughes Glomar Explorer. Offiziell hieß es, man wolle damit Manganknollen vom Meeresboden fördern.

Die Bergungsaktion fand im Juli und August 1974 statt und brachte nur einen Teilerfolg. Das Wrack zerbrach, ein Teil wurde gehoben, der andere Teil sank wieder auf den Grund. Die genaue Lage des Wracks sowie Einzelheiten zum Verlauf der Bergungsaktion sind nach wie vor streng geheim. Es wird jedoch spekuliert, dass den Amerikanern zumindest die nuklearen Sprengköpfe, die Codebücher und das technische Handbuch für das U-Boot in die Hände gefallen sind. Viele glauben, das Wrack liege rund 2800 Kilometer nordwestlich der Hawaii-Insel O’ahu und 2200 Kilometer südöstlich von Petropawlowsk.

Die Ursache für den Untergang der K-129 wurde nie geklärt. Man vermutet unter anderem eine Explosion an Bord oder auch eine Kollision mit einem amerikanischen Schiff, was aber sehr unwahrscheinlich ist. Endgültige Gewissheit wird man vielleicht in einigen Jahrzehnten mit Freigabe der Akten erhalten.

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2

Nordpazifischer Müllstrudel

LAGE: Nordpazifik

NÄCHSTGELEGENE STADT: Honolulu, Hawaii, USA

GEHEIMNISFAKTOR: ungeklärte Rechtslage, größte Müllkippe der Welt

Eine riesige Ansammlung biologisch nicht abbaubaren Plastikmülls von der Größe Mitteleuropas zirkuliert im Nordpazifik. Der aus aller Herren Länder stammende Abfall sammelt sich in Strömungswirbeln und bedroht auf lange Sicht das weltweite Ökosystem. Bisher haben jedoch noch kein Staat und keine internationale Organisation einen Plan zur Lösung des Problems vorgelegt.

Der nordpazifische Müllstrudel fällt nicht in den Verantwortungsbereich eines bestimmten Staates. Er ist wie ein dunkles Geheimnis, dessen Existenz mit Ausnahme von Umweltschützern keiner zugeben will; und es ist ein Problem, das keiner konkret angehen will. Der Strudel ist aus zahllosen Tonnen ins Meer geworfenen Plastikmülls entstanden, 80 Prozent davon vom Festland.

Dieser Müll sammelt sich im Nordpazifikwirbel an, einem Strömungswirbel, in dessen Sog auf dem Wasser treibende Plastikteile nach und nach zu einer immer größeren Masse verdichtet werden. Umweltschützer haben dieses Phänomen bereits seit den 1980er-Jahren vorausgesagt, doch erst 1997 bestätigten Charles Moore und sein Team die tatsächliche Existenz des nordpazifischen Müllstrudels, den sie bei einer Segelregatta entdeckten. Moore gründete daraufhin eine Forschungs- und Umweltstiftung, um die Öffentlichkeit für dieses Problem zu sensibilisieren.

Im Gegensatz zu organischen Materialien wie Papier oder Baumwolle werden die meisten Kunststoffe nicht biologisch abgebaut. Stattdessen zerfallen sie langsam im Laufe von Jahrhunderten in immer kleinere und gefährlichere Partikel. Kleine auf dem Wasser treibende Plastikteile werden bisweilen auch als »Tränen der Meerjungfrauen« bezeichnet, eine eindeutig zu poetische Bezeichnung für das, was sie eigentlich sind. Viele Seevögel und Meeressäuger verenden in dieser riesigen Masse Plastikmüll. Viel heimtückischer sind jedoch jene Kleinstpartikel, die in die Nahrungskette gelangen – angefangen beim Plankton bis hin zu den Walen.

Wissenschaftler schätzen, dass der nordpazifische Müllstrudel 750 000 Plastikpartikel pro Quadratkilometer enthält. Plastikmüll macht insgesamt 90 Prozent des weltweit ins Meer geworfenen Abfalls aus. 70 Prozent davon sinken auf den Meeresgrund und bedrohen das dortige Ökosystem. Trotz allem ist der nordpazifische Müllstrudel ein Problem, über das anscheinend keine Regierung gerne redet. Würde es sich dagegen um nordpazifische Ölvorkommen handeln, hätten einige Staaten wohl schon längst ihre Hoheitsrechte angemeldet.

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3

HAARP-Forschungsanlage

LAGE: Gakona, Alaska, USA

NÄCHSTGELEGENE STADT: Anchorage, Alaska

GEHEIMNISFAKTOR: militärische Forschung im Auftrag des US-Verteidigungsministeriums zur Untersuchung der oberen Atmosphäre

Das High-frequency Active Auroral Research Program (HAARP) ist ein Forschungsprogramm im Bereich Funktechnik, bei dem hochfrequente Radiowellen zur Untersuchung der Ionosphäre eingesetzt werden. Es soll, »die physikalischen und elektrischen Eigenschaften der Ionosphäre erforschen, die unmittelbare Auswirkungen auf den Einsatz militärischer und ziviler Kommunikations- und Navigationssysteme haben«.

HAARP wird ebenso wie DARPA (siehe Seite 70) von der US Air Force und der US Navy finanziert. Ziel ist die Erforschung der Ionosphäre, also des Teils der Atmosphäre, der in einer Höhe von 55 Kilometern beginnt und bis zu einer Höhe von 800 Kilometern reicht. In diesen Höhen können elektrisch geladene Gase Funkwellen absorbieren, stören und reflektieren, was sowohl für die militärische als auch für die zivile Kommunikation, Navigation, Überwachung und Ortung ungeahnte Folgen haben kann.

Der Grad der Ionisierung in der oberen Atmosphäre über Alaska schwankt je nach Strahlungsintensität der Sonne. So herrschen bisweilen Bedingungen wie in den Mittelbreiten, mal wie in der Polarlichtzone und mal wie an den Polkappen. Gakona ist verkehrstechnisch gut angebunden, liegt aber auch weit genug entfernt von bewohnten Gebieten, so dass die Versuche weder durch elektrisches Licht noch durch Lärm beeinträchtigt werden können. Das Projekt wurde 1990 ins Leben gerufen. Bau und Erweiterung der Sendeanlage waren 2007 abgeschlossen.

Die wichtigste Komponente ist das Ionospheric Research Instrument (ISRI), ein Hochleistungs-Hochfrequenz-Sender, der Funksignale zwischen 2,8 und 10 Megahertz (MHz) erzeugt. Die ISRI-Anlage besteht aus einem riesigen Feld mit 180 regelmäßig angeordneten, 22 Meter hohen Sendemasten. Manche Signale werden von der Ionosphäre absorbiert, andere werden dagegen zur Erde zurückgeworfen oder gehen ins Weltall. Die Auswirkungen auf die jeweilige Ionosphärenschicht werden aufgezeichnet und ausgewertet.

HAARP ist zwar kein Geheimprojekt, aber Zutritt haben nur Personen, die »dienstlich auf dem Gelände der Anlage zu tun haben«. Wegen der Finanzierung durch das Militär und des Forschungsgegenstands tauchten wiederholt Gerüchte auf, die Anlage diene zur Entwicklung eines neuartigen Flugabwehrsystems mittels Atmosphärenmanipulation oder betreibe Forschung zur Beeinflussung des Wetters mit dem Ziel, bei Bedarf Wetterkatastrophen, Tsunamis und Erdbeben auszulösen. Es hieß sogar, hier würden revolutionäre Techniken zur Bewusstseinskontrolle entwickelt.

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Bohemian Grove

LAGE: Sonoma County, Kalifornien, USA

NÄCHSTGELEGENE STADT: San Francisco, Kalifornien

GEHEIMNISFAKTOR: Nichtöffentliche Veranstaltungen, jährliche geheime Treffen des Bohemian Club

Malerisch in einem Wald bei Monte Rio im Sonoma County gelegen, wird Bohemian Grove jeden Sommer zum Treffpunkt einiger der einflussreichsten Männer der Welt. Angeblich sollen auch ausschweifende Orgien und heidnische Rituale bei den Veranstaltungen des Bohemian Club auf dem Programm stehen. Manche argwöhnen sogar, hier würden folgenschwere Entscheidungen für Staat und Wirtschaft getroffen.

Der Bohemian Club ist ein privater, ausschließlich aus männlichen Mitgliedern bestehender Club. Das Clubhaus befindet sich in der Taylor Street in San Francisco. Der Club wurde 1872 von Mitarbeitern des San Francisco Chronicle als Treffpunkt für Angehörige der städtischen Studentenverbindung ins Leben gerufen. Innerhalb kürzester Zeit wurde der Club jedoch auch für andere Schichten zugänglich und bald darauf von den Wohlhabenden und Einflussreichen dominiert. Heute sind die Mitglieder des Bohemian Club meist wohlhabende ältere Herren weißer Hautfarbe, die häufig, aber nicht zwangsläufig, politisch dem republikanischen Lager zuzurechnen sind.

Die Wartezeit nach Antragstellung auf Mitgliedschaft liegt derzeit bei 15 oder mehr Jahren. Neue Mitglieder zahlen eine Aufnahmegebühr in Höhe von 25 000 Dollar. Darüber hinaus sind jährlich 5000 Dollar Mitgliedsbeitrag fällig. Aufgenommen wird man nur auf Empfehlung anderer Clubmitglieder, man braucht also gute Beziehungen und einen Abschluss von einer Eliteuniversität. Die Mitgliederliste umfasst einige Präsidenten, unter ihnen Eisenhower, Nixon, Ford, Reagan, Bush Senior und Junior, sowie andere berühmte Namen, angefangen bei Mark Twain über William Randolph Heart und Clint Eastwood bis zu den Rockefellers.

Bohemian Grove erstreckt sich über rund 1100 Hektar, der Club beansprucht davon für seine allsommerliche Zusammenkunft allerdings nur einen kleinen Teil. Das erste Treffen fand 1893 auf einem gemieteten Grundstück statt, das der Club 1899 schließlich einem Holzfäller abkaufte. Heute zählen die Sommerveranstaltungen 2000 bis 3000 Teilnehmer, die je nach sozialem Status und beruflichem Hintergrund auf verschiedene Diskussionskreise verteilt sind. Auf dem Programm der zweiwöchigen Zusammenkunft stehen Unterhaltungsveranstaltungen, Gespräche und Networking-Aktivitäten. Das Ganze beginnt mit einer eigenwilligen Zeremonie, der »Cremation of Care«. Die Teilnehmer versammeln sich um einen kleinen See und schauen zu, wie ausgewählte Mitglieder in roten Kapuzenroben eine Puppe namens Dull Care rituell »opfern«. Zu diesem Zweck legen sie die Puppe in einen Totenschädel und diesen wiederum in ein Boot, das sie anzünden und auf den See hinaustreiben lassen. Damit, so heißt es, legen die Anwesenden symbolisch alle nichtigen Alltagssorgen ab. Die Zeremonie findet unter den Augen des Club-Maskottchens statt, einer 12 Meter großen Betoneule, auch bekannt unter dem Namen Great Owl of Bohemia.

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RÜCKZUG DER MÄCHTIGEN Die Einfahrt zum Anwesen wirkt sehr bescheiden, doch in den Wäldern des Sonoma County treffen sich die einflussreichsten Männer der Geschichte zum entspannten Gespräch und zur Rückbesinnung auf die Natur.

Hinter dieser Zeremonie werden mitunter heidnische, womöglich sogar satanistische Tendenzen vermutet. Selbst von Menschenopfern wird absurderweise gemunkelt, während sich Augenzeugen eher an einen ausgelassenen Studentenulk erinnert fühlten. Es geht wohl weniger um obskure Rituale als um die Möglichkeit, Männer fortgeschrittenen Alters wieder in ihre Jugend zurückzuversetzen, das heißt kräftig dem Alkohol zuzusprechen, Platten von Grateful Dead zu hören, dicke Zigarren zu rauchen und ungeniert gegen Bäume zu pinkeln.

Etwas berechtigter ist wohl die Kritik, dass es sich hier um die bewusst im Verborgenen abgehaltene Zusammenkunft einiger der einflussreichsten Politiker, Unternehmer und Militärs der westlichen Welt handelt. So sei etwa das Manhattan-Projekt zur Entwicklung einer Atombombe 1942 bei einer Zusammenkunft in Bohemian Grove geplant worden. Auch wenn dort nicht an einer neuen Weltordnung gearbeitet wird, wie manche Kritiker argwöhnen, trägt allein die Existenz dieses elitären Zirkels nicht dazu bei, den Glauben an eine offene, demokratische Gesellschaft zu stärken.

Ein Argument gegen die Behauptung, der Club sei ein elitärer Verein, der sowohl national als auch international die Fäden ziehe, ist sein Motto, ein Zitat aus Shakespeares Sommernachtstraum: »Weaving spiders come not here« (Spinnen, die ihr künstlich webt, webt an einem andern Ort!). Mit anderen Worten: Berufliches soll nicht in die Gesprächszirkel hineingetragen werden. Wer’s glaubt …

Bohemian Grove wird das ganze Jahr über, insbesondere im Sommer, großräumig bewacht. Trotzdem ist es ungebetenen Gästen, unter anderen auch ein paar Journalisten, in den letzten Jahren immer mal wieder gelungen, sich einzuschmuggeln. Die strengen Zutrittskontrollen machen natürlich argwöhnisch und führen zu der Vermutung, hier würden Entscheidungen im Namen der Allgemeinheit, jedoch ohne deren Wissen getroffen. Vielleicht schotten sich die Clubmitglieder aber auch nur deswegen so ab, weil es ihnen peinlich wäre, würden ihre skurrilen Unterhaltungsveranstaltungen allgemein bekannt.

5

Skywalker Ranch

LAGE: Marin County, Kalifornien, USA

NÄCHSTGELEGENE STADT: Novato, Kalifornien

GEHEIMNISFAKTOR: eingeschränkter Zutritt, Privatbesitz des Star-Wars-Produzenten.

Die Skywalker Ranch erstreckt sich über rund 2000 Hektar, von denen lediglich 6 Hektar kultiviert sind. George Lucas begann 1978 stückweise mit dem Aufkauf des riesigen Grundstücks, das er mit den ersten Einnahmen aus dem Kassenschlager Krieg der Sterne finanzierte. Die Ranch dient als Rückzugsort für Filmemacher, die hier in Ruhe arbeiten und ihr Kreativitätspotenzial ungestört entfalten können sollen.

Lucas hält sich hier zwar nur selten auf, trotzdem ist das Gelände hermetisch abgeriegelt. Man legt keinen Wert auf Gäste, obwohl bereits Führungen für Journalisten, Gewinner von Wettbewerben und ein paar andere Glückliche veranstaltet wurden. Die Einfahrt wird streng bewacht, überall lauern Überwachungskameras. Für Gäste gilt ein striktes Fotografierverbot. Kurzum, wenn man nicht ein guter Freund von George Lucas ist, ein vertrauenswürdiger Mitarbeiter seiner Crew oder einfach nur ein Glückspilz, wird man diese Ranch wohl nie zu Gesicht bekommen.

Auf dem Gelände befinden sich das dreistöckige, im viktorianischen Stil gehaltene Haupthaus, das Gebäude mit den privaten Büroräumen des Regisseurs sowie diverse Gebäude für die verschiedenen Abteilungen seiner Produktionsfirma. Die Bibliothek zeichnet sich durch ihr riesiges Jugendstil-Oberlicht aus. Außerdem gibt es noch das Stag Theatre für Filmvorführungen, ein Gästehaus, einen Zoo und eine eigene Feuerwache. Darüber hinaus nennt Lucas einen Weinberg, ein Observatorium und den künstlich angelegten Ewok-See sein eigen.

Zur Ranch gehören auch die Lucas-Filmarchive, eine wahre Fundgrube für alle Fans des modernen Kinos. Hier werden die Requisiten zu den großen Erfolgsproduktionen des Regisseurs aufbewahrt: von Krieg der Sterne über Indiana Jones und American Graffiti bis hin zu Willow und vielen anderen. Und falls noch ein Beweis für die Exklusivität des Anwesens nötig sein sollte: Selbst Ronald Reagan durfte es nicht besichtigen.

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Google-Datenzentrum in The Dalles

LAGE: Wasco County, Oregon, USA

NÄCHSTGELEGENE STADT: Portland, Oregon

GEHEIMNISFAKTOR: Hochsicherheitsanlage, Googles erste Serverfarm

Google, weltweit einer der größten und lukrativsten Internetdienstleister, ist aus dem modernen Leben kaum noch wegzudenken. Damit die wohl meistverwendete Suchmaschine der Welt so funktionieren kann, wie sie es tut, braucht sie riesige Server-Farmen. Und so entstand in aller Stille das gigantische Rechenzentrum in The Dalles. Die Baukosten betrugen 600 Millionen Dollar. Der Betrieb wurde 2006 aufgenommen.

Die Suchmaschine »Google« wurde von Larry Page und Sergey Brin bereits zur Zeit ihres Studiums in Stanford konzipiert. 1998 gründeten sie ihre Firma, die sie unter dem Namen »Google Inc.« ins Handelsregister eintragen ließen. Nach Aussage der Firmengründer soll das Unternehmen »das Wissen der Welt strukturieren, allgemein zugänglich und damit sinnvoll verwertbar machen«. Seit der Einführung der Suchmaschine hat das Unternehmen seinen Tätigkeitsbereich auf Software, soziale Netzwerke und sogar Betriebssysteme ausgeweitet.

Es ist nicht weiter überraschend, dass Google mit Informationen über seine Rechenzentren nicht hausieren geht. Man schätzt, dass es auf der ganzen Welt über zehn solcher Server-Farmen mit insgesamt vielleicht einer Million Servern gibt. Für den Bau des ersten Datencenters bot sich der Standort am Columbia River unweit der Dalles-Talsperre an, nicht nur, weil es hier Baugrund und Arbeitskräfte vor Ort gab – das Rechenzentrum beschäftigt rund 200 Mitarbeiter –, sondern auch aufgrund der reichlich vorhandenen, umweltfreundlichen Wasserkraft. Großanlagen wie die von Google verbrauchen zwangsläufig große Mengen an Strom, und da passte die Möglichkeit für den Bau einer umweltfreundlichen Anlage hervorragend zum Firmenmotto: »Don’t be evil« – sei nicht böse.

Über das Datencenter, das ursprünglich unter dem Codenamen »Project 02« lief, gelangten vor allem in der ersten Zeit keinerlei Informationen an die Öffentlichkeit. Selbst Journalisten mussten eine Geheimhaltungserklärung unterschreiben. Seither gibt es zwar etwas mehr Transparenz, aber die Sicherheit – sowohl des Standorts als auch der dort verarbeiteten Daten – zählt nach wie vor zu den obersten Prioritäten.

Ein Informationssicherheitsteam wacht sorgfältig über die Integrität der elektronischen Daten. Die Anlage selbst wird durch einen Sicherheitszaun sowie zusätzlich patrouillierende Wachen gesichert und außerdem rund um die Uhr videoüberwacht. Denn Google will zwar das Wissen der Welt allgemein zugänglich machen, aber offensichtlich verhindern, dass Informationen zu den eigenen Rechenzentren öffentlich werden.

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Hawthorne-Munitionslager

LAGE: Mineral County, Nevada, USA

NÄCHSTGELEGENE STADT: Sacramento, Kalifornien

GEHEIMNISFAKTOR: Hochsicherheitsanlage, größtes Munitionsdepot der Welt.

Dieses riesige Depot am Südufer des Walker Lake erstreckt sich über 59 500 Hektar aride Landschaft des Großen Beckens in Westnevada. Es umfasst rund 2500 Bunker, in denen Munition für die Armee gelagert wird, die im Fall eines längeren bewaffneten Konflikts – nach den ersten 30 Tagen – ausgegeben würde. Zu den weiteren Aufgaben zählen Instandsetzung, Entschärfung und Entsorgung von Munition.

Das Depot wurde 1930 unter dem Namen »Naval Ammunition Depot Hawthorne« in Betrieb genommen, nachdem 1926 eine Explosion in einem Munitionslager am Lake Denmark viele Opfer unter der Zivilbevölkerung gefordert hatte. Bei dem Unfall wurde auch das benachbarte Picatinny Arsenal schwer beschädigt. Ein daraufhin eingesetztes Untersuchungsgericht kam zu dem Urteil, dass für den Pazifikraum ein neues Munitionsdepot in einer entlegenen Region 1500 Kilometer von der Westküste entfernt gebaut werden solle. Die Wahl fiel auf Hawthorne, und so wurde 1928 mit dem Bau des neuen Depots begonnen. 1977 wurde die Anlage unter die Aufsicht der US Army gestellt. 1994 wurde die Munitionsfertigung an diesem Standort eingestellt.

Heute beschäftigt das Hawthorne-Munitionsdepot rund 4500 überwiegend zivile Mitarbeiter, Ende des Zweiten Weltkrieges waren es über 5500. Die Anbindung an das Schienennetz ist ausgezeichnet. Hawthorne dient mit seinem riesigen Beschussversuchsgelände mittlerweile auch als Ausbildungsstätte. Sogar eine afghanische Kleinstadt ließ man nachbauen. Hier werden die Soldaten auf ihren Einsatz gegen die Taliban vorbereitet. Das Labyrinth aus mehrstöckigen Bauten und zahllosen Attrappen afghanischer Soldaten bildet eine eher gewöhnungsbedürftige Kulisse in der Wüste und den Bergen Nevadas. 2005 wurde Hawthorne auf die Liste der zu schließenden Standorte gesetzt, später aber doch wieder von der Liste gestrichen, vor allem wegen dieser einmaligen Möglichkeiten zum Einsatztraining.

Für die Sicherheit ist in Hawthorne ein privater Dienstleister zuständig: die Day and Zimmerman Hawthorne Corporation. Früher wurde das Depot von Angehörigen des US-Marine-Infanteriekorps bewacht. Abgesehen vom Sicherheitsdienst verfügt das Depot auch über eine schnelle Eingreiftruppe im Brandfall oder in anderen Notfällen – immerhin sitzt man hier im wahrsten Sinne des Wortes auf einem Pulverfass.

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Die Skunk Works

LAGE: Palmdale, Kalifornien, USA

NÄCHSTGELEGENE STADT: Palmdale, Kalifornien

GEHEIMNISFAKTOR: Projekte, Forschungs- und Konstruktionsabteilung zur Entwicklung neuer Waffentechnologien

Skunk Works (»Stinktier-Projekte«) ist die inoffizielle Bezeichnung für Lockheed Martins »Advanced Development Programs« (ADP), eine Abteilung, die jahrzehntelang im Auftrag des Staates oder anderer Unternehmen an High-Tech-Geheimprojekten beteiligt war. Mittlerweile wird der Begriff für jede Art von innovativem, zumeist in Eigenregie durchgeführtem Technologie-Forschungsprojekt verwendet.

Die Firma Lockheed gibt es bereits seit 1912. Lockheed Martin ging 1995 aus einer Fusion hervor. 1943 nahm das USOberkommando für die taktische Luftflotte mit der Lockheed-Firmenleitung Verhandlungen über die Entwicklung eines Kampfjets auf. Ein kleines Team von Ingenieuren entwickelte unter Leitung von Clarence »Kelly« L. Johnson in weniger als einem Monat den Prototyp der späteren Lockheed P-80 Shooting Star. Dies war die Geburtsstunde der von Johnson geleiteten Abteilung »Skunk Works«. Die Bezeichnung stammt aus den Li’l Abner-Comicstrips von Al Capp. Darin geht es unter anderem um eine dubiose Fabrik, die »Skonk Works«, in der seltsame Mixturen gebraut werden.

Kelly stellte in den darauffolgenden Jahren kleine, handverlesene Teams für eine Reihe hochkarätiger Forschungsprojekte zusammen. In den 1950er-Jahren wurde ein 14-Punkte-Sicherheitskodex aufgestellt. Regel Nr. 13 besagte, dass Externe nur nach strenger Sicherheitskontrolle Zugang zu einem Projekt und Kontakt zu den Projektmitarbeitern haben dürften. Die Abteilung arbeitete immer wieder mit der CIA und der US Air Force zusammen. Tests wurden in vielen Fällen auf dem Gelände der berühmt-berüchtigten Area 51 (siehe Seite 30) durchgeführt.

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TARNKAPPENBOMBER Die von den Skunk Works entwickelte Lockheed F-117 Nighthawk wurde von 1983 bis 2008 für Luft-Boden-Angriffe eingesetzt. Dank ihrer einzigartigen Form werden von den ebenen Außenflächen Radarstrahlen nicht zu feindlichen Empfängern reflektiert.

Die Skunk Works waren bald ausnahmslos streng geheim. Schriftliche Aufzeichnungen gab es nicht, auch Verträge wurden oft erst lange nach Projektbeginn geschlossen. Die Abteilung spielte immer eine maßgebliche Rolle bei der Entwicklung innovativer Spitzentechnologie, etwa des U-2-Spionageflugzeugs in den 1950er-Jahren oder des 1978 in Auftrag gegebenen Tarnkappenbombers F 117. Auch heute noch werden hier revolutionäre Technologien entwickelt, unter anderem »bahnbrechende Flugzeugtypen«, wie es bei Lockheed Martin heißt. Die Skunk Works waren viele Jahre im kalifornischen Burbank heimisch, wurden dann aber an den heutigen Standort verlegt. Schätzungen zufolge fließen jährlich rund sieben Prozent des US-Verteidigungshaushalts an Lockheed Martin. Die wichtigste Abteilung sind nach wie vor die Skunk Works, wobei rund 90 Prozent aller Projekte streng geheim sind.

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GETARNTE DROHNE Die Darkstar (oben) wurde in den 1990er-Jahren von den Skunk Works entwickelt. Sie kann bis zu acht Stunden in einer Höhe von 14 000 Metern fliegen – kein Wunder, dass das Fluggerät bisweilen für ein UFO gehalten wurde.

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Drogenschmuggler-Tunnel zwischen den USA und Mexiko

LAGE: entlang der US-amerikanischmexikanischen Grenze

NÄCHSTGELEGENE STADT: San Diego, Kalifornien, USA/Tijuana, Mexiko

GEHEIMNISFAKTOR: geheime unterirdische Gänge für Schmuggler

Die über 3000 Kilometer lange Grenze zwischen den USA und Mexiko ist gekennzeichnet durch ihren regen, illegalen Grenzverkehr. Seit Langem bemühen sich die Regierungen beider Länder mit allen Mitteln, den Drogenschmuggel zu unterbinden. In den letzten Jahren sind die Drogenschmuggler daher in den Untergrund abgetaucht.

Der Drogenhandel ist keinesfalls spurlos an den Gemeinden zu beiden Seiten der Grenze vorbeigegangen. In manchen mexikanischen Städten tobt ein regelrechter Drogenkrieg. Das schmutzige Geschäft, mit dem jedes Jahr Milliarden von Dollar verdient werden, hat Schätzungen zufolge von 2006 bis 2011 rund 40 000 Mexikaner das Leben gekostet. Die Regierung reagierte auf diese Brutalisierung mit härterem Durchgreifen, woraufhin sich die Drogenkartelle noch besser organisiert haben. Mittlerweile verfügen sie über modernste Feuerwaffen und paramilitärische Einheiten.

Dass die Drogenkartelle nichts dem Zufall überlassen, zeigt sich unter anderem an den Tunneln, die einzig und allein dem komfortableren Transport der Ware dienen. Manche sind bis zu 800 Meter lang, aufwändig beleuchtet und belüftet und mit Stützbalken gesichert. Zum Teil wurden sogar Schienen für elektrisch angetriebene Güterloren verlegt.

Der Boden wird grundsätzlich mit Holzbrettern ausgelegt, in manchen Fällen noch zusätzlich betoniert. Drainagesysteme sorgen dafür, dass kein Grundwasser aufsteigt. Der Einstieg erfolgt meist über Strickleitern, in den aufwändigeren Tunneln gibt es aber auch Holztreppen oder sogar Hydraulikaufzüge. Eine derartige technische Ausstattung lässt wohl den Rückschluss zu, dass hier Ingenieure und Bautechniker mitgeholfen haben.

Die Eingänge liegen auf mexikanischer Seite überwiegend in Tijuana und Umgebung, auf amerikanischer Seite zumeist in und um San Diego. In der Regel befinden sie sich auf Privatgrundstücken. Vor allem in Tijuana gibt es genügend leerstehende Lagerhallen.

Offenbar lassen sich solche Tunnel im Lehmboden Kaliforniens besonders gut anlegen, allerdings führen auch einige nach Arizona, wo sie in die vorhandenen Entwässerungskanäle münden. Der Bau eines Tunnels dauert schätzungsweise sechs Monate bis ein Jahr, wobei zum Teil von Hand, zum Teil aber auch mit Pressluftbohrern gearbeitet wird. Amtlichen Statistiken zufolge wurden seit 1990 über 150 illegale Tunnel entdeckt und dabei Hunderte Tonnen Marihuana sichergestellt. Die meisten Tunnel findet man zur Zeit der Marihuana-Ernte im Oktober. Anscheinend unterliegt auch der illegale Tiefbau saisonalen Schwankungen.

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Area 51

LAGE: Südnevada, USA

NÄCHSTGELEGENE STADT: Las Vegas, Nevada

GEHEIMNISFAKTOR: geheime Forschungsprojekte, militärisches Testgelände, angeblich Erforschung außerirdischer Lebensformen

Area 51 ist Teil eines US-Luftwaffenübungsgeländes in Nevada, das der Edwards Air Force Base in Kalifornien angeschlossen ist. Eigentlich sollte niemand etwas von der Existenz dieses Ortes wissen, doch Area 51 ist wohl der bekannteste unbekannte Ort der Welt und das aus gutem Grund. Denn die Anhänger von UFO-Theorien vermuten, dass hier Beweise für Besuche Außerirdischer aufbewahrt werden.

Area 51, rund 40 Kilometer von Las Vegas entfernt, erstreckt sich über 36 000 Hektar Wüstengelände und umfasst einen Hangar, sieben Start- und Landebahnen, Radaranlagen und eine Reihe von Gebäuden für die Verwaltung sowie zur Unterbringung und Verpflegung der Stützpunktangehörigen. Area 51 dient vor allem als Luftwaffenübungsgelände.

Der riesige Groom-Lake-Salzsee auf dem Gelände wurde im Zweiten Weltkrieg für Bomben- und Artillerietests genutzt. In den 1950er-Jahren wurde hier das U-2-Spionageflugzeug getestet. Außerdem wurden dort Radarsysteme und Tarnkappenbomber entwickelt, und auch heute noch bürgt der Standort für militärische Spitzentechnologie. Im Kalten Krieg wurden sowjetische Kampfflugzeuge, derer die US-Luftwaffe habhaft werden konnte, zur authentischeren Luftkampfsimulation hierher gebracht.

Geheimhaltung war von jeher oberstes Gebot. Mitarbeiter wurden zur strengsten Verschwiegenheit verpflichtet. Alle Gebäude sind grundsätzlich fensterlos, damit die einzelnen Teams nichts von der Arbeit der anderen mitbekommen.

Allerdings nährten die auffälligen Geheimhaltungsbemühungen die abenteuerlichsten Spekulationen, nach denen an diesem Stützpunkt Forschung im Grenzbereich betrieben werde, beispielsweise zur Beeinflussung des Wetters, aber auch zu Teleportation und Zeitreisen. Am erstaunlichsten ist jedoch die bisweilen vertretene These, an diesem Standort seien UFOs und außerirdische Lebensformen erforscht worden.