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Inhalt

Ferienbeginn

Das fliegende Mädchen

Neue Zoobesucher

Der wahre Plan

Lieber kein Törööö

Jagd auf Alfred Affe

Ottos Verdacht

Der Plan

Die geheime Mission

Der Streit

Versuchung Zuckerstückchen

Können Menschen und Elefanten Freunde sein?

Benjamin, wo bist du?

Dann Gute Nacht

Zuckerstückchen sei Dank

Auf Nimmerwiedersehen

Viele Tropfen auf den heißen Stein

Noch herrschte Ruhe an diesem Sommermorgen im Neustädter Zoo. Die Tiere genossen die Morgensonne, putzten ihr Fell oder Gefieder und knabberten an ihrem Futter. Gerade erst hatte Frau Meier, die Zookassiererin, ihre Kasse geöffnet, als ein alter, vollgepackter Minibus das Zootor erreichte.

Im nächsten Augenblick sprang Otto gut gelaunt aus dem Auto. Er trug seine Lieblingsjeans und ein gelbes T-Shirt und unter seinem Arm klemmte ein Skateboard.

Auch seine Eltern stiegen aus. Während Vater Ottokar einen prall gefüllten Rucksack aus dem Gepäckfach kramte, nahm Mutter Ortrud ihren Sohn zum Abschied liebevoll in den Arm.

»Pass gut auf dich auf, mein Schatz. Und ruf sofort an, wenn irgendwas sein sollte.«

Otto nickte brav. »Klar, mach ich.«

»Schatz, Otto ist doch kein kleiner Junge mehr«, sagte Ottos Vater zu seiner Frau und reichte seinem Sohn den Rucksack. »Im Notfall die 110; in schlimmeren Fällen direkt die 112 anrufen, okay?«, ermahnte er scherzhaft seinen Sohn.

»Was denn für schlimmere Fälle?«, wollte Ottos Mutter wissen.

Ottokar zuckte mit den Achseln. »Was weiß ich, wenn es brennt, wenn sich jemand verletzt, Blitzschlag, Erdbeben, Reaktorunglück ... solche Dinge eben!«

»Was?« Ottos Mutter sah ihren Mann verdutzt an.

»Mama, Papa!«, rief Otto. »Ich bin die ganzen Sommerferien über hier im Zoo, bei Benjamin.

Was soll da schon passieren?«

»Du hast recht«, sagte seine Mutter und lächelte ihn erleichtert an.

Seine Eltern umarmten ihn und verabschiedeten sich mit einem Kuss.

»Viel Spaß am Meer!«, rief Otto, stieg auf sein Skateboard und gab Schwung.

Seine Eltern blickten ihm nach, wie er am Kassenhäuschen vorbeifuhr und die Zookassiererin fröhlich begrüßte. »Guten Morgen, Frau Meier!«

»Guten Morgen, Otto!« Frau Meier lächelte. Da der Zoo wie sein zweites Zuhause war, musste Otto natürlich nicht bezahlen. Er konnte kommen und gehen, wie er wollte.

Das Letzte, was Ottokar und Ortrud von ihrem Sohn sahen, war sein roter Haarschopf, der im nächsten Augenblick im saftigen Grün des Zoos verschwand.

In rasanter Fahrt sauste Otto an den Tiergehegen vorbei zum Zooplatz. Dort war eine Bühne aufgebaut, auf der die Zooband ihre Instrumente stimmte. Karl & The Zoomaniacs nannte sich die Band, deren Bandleader Wärter Karl war. Musik war neben der Arbeit im Zoo Karls große Leidenschaft.

Außerdem standen die rasende Reporterin Karla Kolumna und der Zoodirektor Herr Tierlieb auf der Bühne. Aufgekratzt begrüßte Karla Kolumna die an diesem Morgen erst wenigen Zoobesucher auf dem Zooplatz.

»Okay! Hallöchen! Hier spricht Karla Kolumna.

Ich begrüße Sie an diesem herrlichen Tag im Neustädter Zoo! Neben mir steht unser Zoodirektor, Herr Tierlieb. Bitte«, übergab sie ihm das Mikrofon.

»Hereinspaziert in unseren Zoo und herzlich willkommen bei unserer Spendentombola«, eröffnete Herr Tierlieb seine kleine Rede. »Gleich spielt unsere Zooband! Liebe Freunde, unterstützt den Neustädter Zoo und kauft Lose!«, ergänzte er und deutete mit einem Lächeln auf die Lostrommel, die für die große Zootombola direkt neben der Bühne aufgebaut war.

»Hallo, Karl, wo ist denn Benjamin?«, wunderte sich Otto, als er die Bühne erreichte.

Achselzuckend erwiderte Karl: »Morgen, Otto!

Ich habe keine Ahnung! Er müsste eigentlich längst da sein.«

»Vielleicht ist er noch zu Hause. Ich schau mal ...«, rief Otto und lief los.

Mit seinem Skateboard unterm Arm rannte Otto, so schnell er konnte, zu Benjamins Haus. Das runde Elefantenhaus thronte auf einem kleinen Hügel und war extra für Benjamin gebaut worden: mit einem riesigen Bett und passenden Möbeln, die groß genug waren für den sprechenden Elefanten.

Schon von Weitem hörte Otto ein seltsames Geräusch: Aus dem Fenster dröhnte ein geradezu elefantöses Schnarchen. Otto spähte ins Innere. Im Bett, gänzlich verborgen von einer karierten Decke, die sich im Rhythmus der Schnarcher hob und senkte, war etwas Großes verborgen. Otto schüttelte lächelnd den Kopf. »Nee, oder? Benjamin, aufwachen!«

Keine Reaktion. Schnell holte Otto ein Zuckerstückchen aus seiner Hosentasche und legte es auf die Fensterbank. Benjamin liebte Zuckerstückchen über alles!

Mit einem Mal kam Leben in Benjamin. Vorsichtig schob sich der Rüssel unter der Bettdecke hervor, schnüffelte und wollte sich gerade schon das Zuckerstückchen einverleiben, als Otto Benjamin zuvorkam und ihm das Zuckerstückchen vor der Nase – oder besser: dem Rüssel – wegschnappte.

Die Decke wurde zurückgeschlagen und ein verschlafenes Elefantengesicht erschien.

»Guten Morgen, Otto!«, strahlte Benjamin seinen Freund an. »Habe ich da gerade Zucker gerochen?«

Otto grinste frech. »Was, Zucker? Nö, das musst du geträumt haben.«

Benjamin gähnte. »Oh, na gut. Dann schlaf ich noch ein bisschen.«

Denn außer Zuckerstückchen mochte er nichts lieber, als faul zu sein!

Schnell lief Otto ins Haus und zog an der Bettdecke. »Nein, Benjamin! Du musst sofort aufstehen. Karl und die anderen warten schon auf dich!«

Schläfrig schielte Benjamin auf den Wecker auf seinem Nachttisch. »Wieso, es ist doch erst 6 Uhr! Viel zu früh!«

»Nein«, musste Otto ihn korrigieren und stellte den umgekippten Wecker in die richtige Position:

»Es ist schon Viertel nach neun!«

»Ach ja? Du hast recht. Viertel nach neun. Erst Viertel nach neun ...« Benjamin wollte schon wieder einschlafen, doch dann hob er seinen Kopf und wagte einen erneuten Blick auf den Wecker.

Schlagartig hellwach, sprang er auf. »Uh! Schon Viertel nach neun! Auweia! Ich komme viel zu spät! Oje, oje! Die anderen warten doch alle auf mich!«

Eilig stolperte er im Schlafanzug zum Kleiderschrank und riss alle möglichen Kleidungsstücke heraus.

»Was soll ich nur anziehen?«, murmelte Benjamin. Wo war nur seine rote Jacke? Und seine rote Mütze? Als er kurz entschlossen aus der Tür rennen wollte, hielt Otto ihn auf.

»Benjamin, willst du so aus dem Haus?«, fragte er lachend.

Erst als Benjamin an sich herunterblickte, sah er, dass er immer noch seine geblümte Schlafanzughose trug.

»Auweia!«, rief der Elefant.

Endlich fertig, setzte sich Benjamin seine rote Kappe auf und stürmte aus dem Haus. Dabei trat er versehentlich auf Ottos Skateboard. »Uiuiui!«

Der Elefant versuchte sein Gleichgewicht zu bewahren, während das Skateboard unter seinen Füßen den Hügel hinabsauste – mit ihm darauf!