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Bei der Verwendung im Unterricht ist auf dieses Buch hinzuweisen.

echtEMF ist eine Marke der Edition Michael Fischer

1. Auflage

Originalausgabe

© 2020 Edition Michael Fischer GmbH, Donnersbergstr. 7, 86859 Igling

Covergestaltung: Yvonne Witzan, unter Verwendung eines Motivs von Pia von Miller

Layout/Satz: Pia von Miller

Illustrationen: Pia von Miller

Herstellung: Anne-Katrin Brode

ISBN 978-3-96093-937-5

www.emf-verlag.de

Über den Autor

Torsten Gaitzsch, Jahrgang 1981, ist seit 2011 Redakteur beim Satiremagazin Titanic. Er hat in Vergleichender Sprachwissenschaft promoviert und lebt in Frankfurt a. M.

Wenn er nicht grade in verstaubten Lexika der Bedeutung von Schwedenrätselwörtern nachstöbert, bloggt er unter Kybersetzung.net.

Inhalt

Gibli

Hamen

Ryn

Gaupe

Waken

Wuhne

Kahm

Buhne

Lieschen

Drusch

Lammen

Grupp

Uma

Före

Kames

Matelote

Gagel

Ketsch

Gucki

Wamme

Bast

Moar

Steher

Holle

Seersucker

Talje

Weft

Raubank

Dohne

Riester

Remter

Lafette

Zeising

Patene

Loser

Plagge

Grus

Fräse

Lagg

Aida

Zelt

Kog

Brasse

Sappe

Piz

Sixt

Täks

Klampe

Gugel

Helfe

Huker

Civet

Anten

Kolk

Bibi

Drelle

Salep

Chute

Trepang

Rüste

Planche

Tabi

Raglan

Nagaika

Filete

Pit

Fosse

Stramin

Speil

Dammar

Knaster

Raufe

Masut

Bracke

Ria

Skip

Aak

Tatami

Tartane

Hurde

Dalk

Pavé

Kiln

Lantana

Fiale

Beutner

Lagan

Lamé

Leichte

Risalit

Kote

Lieger

Kaue

Grumt

Moses

Crin

Prahm

Niello

Steife

Loh

Haspe

Ducht

Liebe Leserin, lieber leser!

Seit beinahe zehn Jahren sammle ich ungewöhnliche, obskure, um nicht zu sagen abstruse Lösungswörter aus Kreuzworträtseln, und seit einer Weile veröffentliche ich diese als fortlaufende Liste in meinem Blog. Mit dem Rätseln begonnen habe ich aber schon viel früher: In den 1950er-Jahren! Nein, das war gelogen. Doch es kommt einem so vor, als wären die meisten Schwedenrätsel in jener Epoche entstanden und per Zeitmaschinen-Rohrpost in die Gegenwart geflutscht, so antiquiert wirken häufig die Fragen, so aus der Zeit gefallen die Wissensgebiete.

Was vor allem Anfängern Schwierigkeiten beim Ausfüllen der beliebten Kästchenrätsel bereiten könnte, ist, in größeren Zusammenhängen gedacht, äußerst wertvoll: Die Rätsel haben eine regelrechte Konservierungsfunktion, sie bewahren einen Wortschatz, der ansonsten womöglich verloren gehen würde. Und damit dieses vom Aussterben bedrohte Wissen nicht auf den Rätselseiten des Stern TV-Magazins oder der Sächsischen Zeitung (meinen zwei Hauptquellen) verstreut bleibt oder ungelesen auf einer Nischenwebseite wie meinem Blog versauert, gibt es ein gutes Hundert dieser obskuren Wörtchen jetzt in handlicher Buchform, und zwar zeitgemäß erklärt, anschaulich illustriert und komplett chaotisch angeordnet.

Viel Spaß bei der Lektüre und Erfolg bei Ihrem – neuen? – Hobby, wünscht

Torsten Gaitzsch

PS: Einige Begriffe hat mein Verlag mir direkt wieder aus dem Buch gestrichen („zu viele“, meinten diese Banausen). Darunter so schöne Exemplare wie Flett, Solper, Keder, Fusti oder Umleimer. Diese und zig andere gibt es nachgereicht auf www.kybersetzung.net zu bestaunen.

Gibli

Wüstenwind in Libyen

Wer die Ähnlichkeit von Gibli mit dem Namen des japanischen Trickfilmstudios Ghibli für Zufall hält, hat unrecht: Tatsächlich wählte der Gründer der berühmten Animationsschmiede das arabische Wort (in korrekterer Schreibung) bewusst, um zu zeigen, dass er „frischen Wind“ in die Anime-Welt bringen wollte. Genial! Völlig zu Recht hat Gibli Millionen Kinder- und Erwachsenenherzen im „Sturm“ erobert. Höhö.

Wenngleich der Begriff eng mit Libyen verbunden ist, dürfen auch Saharawinde in anderen Regionen Nordafrikas so bezeichnet werden. Die aus dem Süden tosenden Staubstürme können riesige Mengen Sand und heiße Luft mit sich bringen. Ob der Maserati Ghibli das auch kann, wurde noch nicht getestet.

Hamen

Fischfangnetz

Die Welt der Hamenfischerei hat rundum kreuzworträtseltaugliche Wörtchen zu bieten: Hamen sind Fischfangvorrichtungen, die aus sackartig geknüpften Garnnetzen an Haltestangen bestehen, welche von beiden Seiten eines Fischerboots aus ins Wasser abgesenkt werden können. Die Netzsäcke an sich heißen Steert; der Stiel, an dem die Netze hängen, ist der Springel; der Raum, in dem der Fang landet, heißt Bünn.

In landwirtschaftlichen Ratgebern des frühen 18. Jahrhunderts finden sich sogar ellenlange Anleitungen dazu, wie man mit Hamen nicht nur Fische, sondern auch Hühner fangen kann. Von der Geflügeljagd mit Fischereiutensilien ist es dann nur noch ein kleiner Schritt zur Dynamitfischerei oder zum Beschuss von Spatzen mit Kanonen – so sicher, wie das Hamen in der Kirche.

Ryn

Fabelname der Dogge

Adebar, Isegrim, Grimbart, Meister Petz und Lampe – kaum einer kennt noch die anno dazumal mystisch geraunten Aliasse unserer tierischen Freunde. Und schon gar keiner weiß, dass auch die Dogge einen Fabelnamen verpasst bekommen hat. Ein online abrufbares Deutsches Jagd Lexikon verzeichnet zwar so exotische Fabelnamen wie Tybbke für die Ente oder Markart für Rabenvögel, doch Ryn fehlt selbst dort. Unter Ryn führt Wikipedia unter anderem eine Stadt- und Landgemeinde im Norden Polens. Und dann gibt es natürlich noch die Ryn-Wüste in Südrussland und Kasachstan sowie – in einer weit, weit entfernten Galaxis – die menschenähnliche Spezies der Ryn.

Doch von Star Wars zurück in die Realität: Wem haben wir nun den alternativen Namen der Dogge zu verdanken? Im Zweifelsfall stammen solche Wörter so gut wie immer von Goethe: Und tatsächlich, im Reineke Fuchs hat sie als Ryn einen Auftritt.

Gaupe

Dachfensteraufbau

Laut einer Umfrage rangiert das Fränkische in der Liste der beliebtesten deutschen Dialekte auf Platz 9 – gleich neben Schwäbisch und Hessisch. Dabei ist Fränkisch ganz objektiv der amüsanteste Dialekt von allen. Besonders die Unfähigkeit des Franken an sich, zwischen weichen und hadden Lauden zu unterscheiden, ist stets für einen Lacher gut. Fast identisch klingen im Frankenland: Kaube (Jürgen Kaube, FAZ-Herausgeber), Kaupe (Inselartige Landfleckchen im Spreewald), Gaube und Kaupe. Die letzten beiden Wörter werden synonym für einen aus dem Dach ragenden, erkerähnlichen Fenstervorbau verwendet. Also fast so was wie ein „Balgong“.

Waken

Löcher in einer Eisdecke

Wacken sind, so notiert es Karl Cäsar von Leonhard in seinem Standardwerk „Die Basalt-Gebilde in ihren Beziehungen zu normalen und abnormen Felsmassen“ von 1832, nach der Definition „mancher fremdländischen Geognosten neuerer Zeit […] gewisse Basalt-Konglomerate, sogenannte Trapp-Tuffe, und selbst erdige Feldstein-Porphyre, erdige oder zersetzte Trachyte (Domite) und andere Fels­arten“ – was genau er damit meint, bleibt verschollenes Wissen. Das soll uns aber nicht kümmern, denn es geht ja um Waken. Das alte Wort Wake ist mit dem englischen wake „Sog“, „Kielwasser“ und dem südwestdeutschen Gewässerwort Woog verwandt und geht wohl auf einen uralten Wortstamm mit der Bedeutung „Stelle, an der etwas fließt“ zurück.

Wie die Waken nun in die Eisdecke kommen und ob vielleicht der gemeine Trapp-Tuff dahintersteckt, bleibt ebenfalls verschollenes Wissen.

Wuhne

Ins Eis gehauenes Loch

Halt, stopp! Das auf der vorherigen Seite Gemutmaßte muss revidiert werden!

Waken entstehen nämlich auf natürliche Weise – im Gegensatz zu Wuhnen. Letztere werden nämlich mit Äxten, Pickeln, Dampframmen oder sonstigen Hilfsmitteln von Menschen in die Eisdecke geschlagen, damit sie durch dieses Loch angeln oder, in wärmende Trockentauchanzüge gehüllt, in das darunter befindliche Gewässer tauchen können. Man kann aber auch ohne Taucheranzug hineinhüpfen – einfach so, um den Kreislauf in Schwung zu bringen. Was die selbst ernannte Krone der Schöpfung sich teils aus freien Stücken antut, ist mitunter der helle Wuhnsinn!

Kahm

Hefeähnliche Pilzart

Eine seltene Variante des, dem aufmerksamen Comic-Experten geläufigen Kultspruches „Bitte nicht schubsen! Ich habe einen Joghurt im Rucksack“, lautet, „Bitte nicht schubsen! Ich habe eine abgeseihte Essigmutter im Schälchen!“