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Originalcopyright © 2020 Südpol Verlag, Grevenbroich

Autoin: Christine Ziegler

Umschlaggestaltung: Corinna Böckmann

E-Book Umsetzung: Leon H. Böckmann, Bergheim

ISBN: 978-3-96594-048-2

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Für Anna

Prolog

Nur wenige ahnen, noch weniger wissen, wie dünn die schützende Hülle um unsere Realität ist und vor allem, wie oft sie durchbrochen wird. Wenn die Ordnung gestört wird, droht Chaos und Tod.

An einem heißen Sommertag verließ ein Wesen der anderen Ebene seinen Platz. Mit einem Lächeln auf den Lippen näherte es sich heiligen Klostermauern.

Gott sprach zu Eva: Was hast du da getan?

Eva antwortete: Die Schlange hat mich verführt,

und so habe ich gegessen.

(nach Genesis 3, 12-13)

Tagebucheintrag von Anna Konda an ihrem 17. Geburtstag

Eva hat einen Fehler gemacht.

Tun wir das nicht alle?

Hätte Eva damals den Apfel nicht vom Baum gepflückt, hätte es Adam getan. Da bin ich mir sicher.

Woher hätten sie im Paradies überhaupt eine Vor­stellung vom Bösen haben sollen, von Krank­heit und Tod?

Ein kleiner Apfel, ein übertretenes Verbot, löste die Ver­trei­bung aus dem Garten Eden aus. Was die Menschen einerseits sterblich machte und ihnen andererseits Freiheit schenkte. Ohne Eva hätten wir nie verstanden, was es bedeutet, Mensch zu sein und das ist zugleich unser wertvollster Schatz, wie auch unser schlimmster Fluch.

„War keine Absicht“ oder „Das wollte ich nicht“. Wie schnell ist so ein Satz gesagt und wir glauben, damit wäre alles wieder gut. Wie oft wird sich Eva für die Apfelpflückerei entschuldigt haben. Aber Worte machen keine Tat ungeschehen. Auch meine nicht.

Mir geht es wie Eva. Sieben Tage vor meinem 17. Ge­­­burtstag hatte ich neugierig unter einem Baum gestanden. Wie hätte ich auch nur ahnen können, dass ich die Ordnung der Welt gefährdete? Ich suchte nur ein bisschen Freiheit und setzte damit das Leben Unschuldiger aufs Spiel.

Hätte ich jedoch der Versuchung widerstanden, hätte ich nie die Wahrheit über meine Herkunft erfahren. Weder meine Seele noch mein Leben wären in Gefahr geraten.

So aber habe ich mein Herz verloren.

Nein, ich habe es verschenkt.