Ricky in großer Gefahr

Jonnys neue Abenteuer

Geschichten vom Fliederhof

für

Christine

Schmuseschwarz

Kuschelschnurrig

Krallenspitz

Krümel

Kater

Ricky in großer befahr

Jonnys neue Abenteuer

Geschichten vom Fliederhof

Von Hanna von Dorff
mit Bildern von Andreas Bornhövd

Inhalt

Frühling

Tipsi

Erik

Wo ist Ricky

Der Wächter

Das alte Haus

Hoffmann

Der Keller

Die Rettung

Der Fliederhof

Frühling

Jonny saß in der offenen Tür des Gewächshauses, das im hinteren Teil des Fliederhofs am Ende des Gemüsegartens stand, und sah den tanzenden Schneeflocken zu, die der heftige Wind hin und her wirbelte. Er hatte genug von Schnee und Kälte, denn der Winter hatte viel davon in seinem Gepäck gehabt.

Nun war es Ende April und der Frühling war endlich da. Auf den Beeten zeigten sich überall frische grüne Triebe und wenn die Sonne schien, dann duftete es herrlich nach Narzissen und Hyazinthen, die mit den Tulpen um die Wette blühten.

Aber der April machte seinem Ruf alle Ehre. Mal schien die Sonne warm vom Himmel, mal türmten sich hohe Wolkenberge auf und brachten Regen oder Hagel oder -wie jetzt- Schnee. Und manchmal kam alles auf einmal.

Jonny nieste. Eine Schneeflocke hatte sich auf seine Nasenspitze gesetzt.

„Komm, Jonny, lass uns ´Schneeflocken fangen` spielen!“, ertönte eine fröhliche Stimme. EIN kam herangestürmt und sah Jonny mit blitzenden Augen herausfordernd an.

„Nun komm schon!“ Voller Energie schnappte sie immer wieder nach den kleinen weißen Flocken.

„Ich seh dir lieber von hier aus zu“, antwortete Jonny. „Es ist mir zu kalt und zu nass. Und außerdem habe ich den Schnee reichlich satt.“

„Da kann ich dir nur zustimmen“, murmelte Micky. „Ich möchte mal wieder in der warmen Sonne liegen und dösen.“ Er hatte auf dem Arbeitstisch des Gewächshauses gelegen und von dort den Wetterlaunen zugesehen. Nun stand er neben Jonny und beobachtete Ellis Schneeflockentanz.

„Ihr habt also keine Lust, mit mir zu spielen?" Kampfeslustig baute sie sich vor den beiden Katern auf. „Wirklich nicht? Na, das werden wir ja sehen!“

Mit einem kraftvollen Satz sprang sie auf Jonny zu, der völlig überrascht war und gegen einen ebenso verdutzten Micky stieß.

Und schon lagen alle drei auf dem Boden und kugelten lachend durcheinander. Dann sauste Elli in großen Sprüngen davon, Jonny und Micky dicht auf ihren Fersen.

Eine ganze Weile ging es so, bis beide Kater außer Atem waren und sich erschöpft auf den Boden fallen ließen.

Ellis Augen sprühten vor Energie. „Na los! Seid nicht so langweilig!“

„Oh nein! Ich hab fürs Erste genug!“, murmelte Jonny. „Außerdem ist es mir hier draußen zu ungemütlich.“

„Das geht mir genauso“, unterstützte ihn Micky wieder einmal.

„Ich glaube, mein Sofa ruft mich gerade. Ich geh dann mal und ruhe mich etwas aus.“ Mit diesen Worten erhob er sich und machte sich auf den Weg ins Haus.

„Ich habe auch so etwas Ähnliches von meinem Sessel gehört“, nickte Jonny und folgte Micky.

Elli schüttelte missbilligend den Kopf. „Na gut. Wenn ihr nicht wollt, (dann besuche ich eben Tiger. Er freut sich bestimmt, mich zu sehen.“

Jonny war stehengeblieben und drehte sich zu Elli um. „Du willst Tiger besuchen?“ Und als Elli nickte, fuhr er fort: „Das ist gar keine schlechte Idee. Wir haben ihn lange nichtgesehen.“ Und nach einer kurzen Pause nickte er Elli zu und sagte: „Ich glaube, das werde ich auch tun. Micky kommst du mit?“

Doch Micky schüttelte den Kopf und verschwand im Haus.

So machten sich Elli und Jonny allein auf den Weg.

Tiger war ein junger Kater, den die Freunde vom Fliederhof im letzten Jahr kennengelernt hatten. Er lebte ein ganzes Stück entfernt, doch bis zum Wintereinbruch hatten sie viel Zeit miteinander verbracht. Tiger war eine Weile in Amerika gewesen und hatte dort gelernt, mit einem Golfball äußerst geschickt umzugehen. Mit dieser Fähigkeit hatte er ihnen geholfen, als ein unheimlicher Schatten den Fliederhof erschreckte.

Inzwischen machte Micky es sich auf seinem Lieblingssofa gemütlich. Der Kamin verströmte eine mollige Wärme. Wohlig schloss er die Augen. Ein kleines Nickerchen ist jetzt genau das Richtige, dachte er.

Aber der Schlaf wollte nicht kommen. Seine Gedanken folgten seinen beiden Freunden.

Vielleicht hätte er doch mitgehen sollen, bedauerte Micky nach einer Weile. Eigentlich hatte er sich genug ausgeruht, den ganzen langen Winter über. Nun begann wieder die Zeit der ausgedehnten Wanderungen, die Zeit, etwas Neues zu entdecken. Vielleicht warteten sogar spannende Abenteuer auf ihn und seine Freunde. Und vielleicht steckten Elli und Jonny schon mittendrin! Und er lag hier und verpasste alles!!

Micky war nun vollends wach. Aufgeregt sprang er von seinem Sofa und flitzte nach draußen. Vielleicht hole ich die beiden noch ein, dachte er.