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Nathalie C. Kutscher

Katzenfratzen

Geschichten von, mit und über Katzen





BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

Katzen-Fratzen

Geschichten mit, von und über Katzen

Nathalie C. Kutscher

 

Wer immer noch denkt, der Mensch sei die Krönung der Schöpfung, irrt sich. Katzen wollten und werden irgendwann die Weltherrschaft an sich reißen. Die Methoden sind da vielseitig. Es gibt die handwerklich begabten Katzen, die Kobolde, die Witzbolde, die Bösen und die einfach nur Hübschen. Aber alle haben ein Ziel: die Menschen zu unterwerfen! Dieses Buch prägen fast zwanzig Jahre Katzenerfahrung und jede Episode ist so einmalig, so witzig oder tragisch, dass man sie einfach lieben muss. Die wahren Götter dieser Welt.

 

Copyright: © Nathalie C. Kutscher– publiziert von

telegonos-publishing 2. Auflage

Cover: © Kutscher-Design unter Verwendung einer Vorlage von Pixabay

www.telegonos.de (Haftungsausschluss und Verlagsadresse auf der website)

 

Kontakt zur Autorin:

http://www.telegonos.de/aboutNathalieKutscher.htm

https://nathaliekutscher.jimdo.com/

 

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jegliche Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig. Dies ist eine fiktive Geschichte. Ähnlichkeiten mit lebenden oder bereits verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Siehst du die junge Katze dort, die so possierlich nach ihrem Schwanz hascht? Könntest du mit ihren Augen sehen, würdest du um sie herum hunderte von Gestalten erblicken, die verwickelte Tragödien und Komödien mit langen Gesprächen, vielen Mitwirkenden und zahlreichen überraschenden Schicksalswendungen aufführen.

Ralph Waldo Emerson

Inhalt:

Vorwort

01. Von Hunden, Katzen und anderen Fellnasen

02. In Ägypten sind Katzen heilig

03. Spiegel und andere Dinge, die Katzen im Weg stehen

04. Blondinen bevorzugt

05. Katzen allein zu Haus und allerhand anderer Schabernack

06. Katzen mit Jobs

07. Der Mann, der Kater, das Problem

08. Wenn Katzen leiden

09. Wo ist der Kater?

10. Eine Ära geht zu Ende

11. Wikingerkatzen und Baumeistermäuse

12. Die Katze, die in der Sockenschublade leben wollte

13. Fliegende Katzen

14. Katzen und das große Gartenglück

15. Kater CVJM

16. Ein Kobold namens Pebbels

17. Mikas Gedanken zur EM 2016

18. Terrortwins

19. Leni und die Autofahrt

20. Mäuse sind gut, Hähnchenbrust ist besser

21. Fräulein Rosenrot

22. Opi

23. Kriegsverletzungen

24. Der kleine Herr Schnee

25. Rise to Valhalla

26. Ein Kater namens Karl, der auf Freiersfüßen wandelte

27. Gespräche mit meinen Katzen I - Ein Ding namens Reh

28. Ein Alien-Baby

29. Gespräche mit meinen Katzen II - Besuch mit Hund

30. Ein Männlein steht im Walde

31. Gespräche mit meinen Katzen III - Nächtliche Ruhestörung

32. Warum so viele?

33. Gespräche mit meinen Katzen IV - Über dieses Buch

34. Die Vampirkatze

35. Revierkämpfe

36. Kleine Katze auf ner Wolke

37. Katzen und Weihnachten

Abschließende Worte

Über die Autorin

Vorwort

 

Ich liebe Katzen und habe immer reichlich davon. Jeder, der mich kennt, weiß, Nathalie trifft man selten ohne Katze an. Meine Katzen haben eine eigene Facebookseite, sie sind meine liebsten Fotomotive, ich erzähle über meine Katzen. Also kurz gesagt, ja, ich lebe ein Leben unter Katzen. Derzeit sind es fünf plus unsere Gartenkatzen, aber das kann sich jederzeit ändern.

Jetzt sagen bestimmt einige, och nö, nicht noch ein Katzenbuch. Aber ich wurde schon so oft gefragt, warum ich denn nicht mal eins schreibe, sodass ich mich dem gebeugt habe, obwohl ich es eigentlich nicht wollte. Ich bin nicht sehr konsequent – wissen auch meine Katzen. Ein Nein bedeutet noch lange kein Nein, es könnte auch ein vielleicht oder nach langem, herzzerreißenden miau auch ein Ja bedeuten. Meist ist es: »Ach, macht doch, was ihr wollt.«

So bin ich – die Sklavin meiner Katzen. Nicht nur Dackel haben gleichnamigen Blick drauf, nein, auch Katzen können einen anschauen, dass man alles für sie tun möchte. Allen Nicht-Katzen-Fans sei gesagt, dass auch diese manchmal etwas kratzbürstig wirkenden Wesen, genauso menschenbezogen sein können, wie ein Hund. Gut, solange man ihnen dient – damit wäre der Unterschied zwischen Hund und Katze aber auch schon erklärt.

 

Kapitel 1

Von Katzen, Hunden und anderen Fellnasen

 

Ich war etwa dreizehn oder vierzehn Jahre alt und mit meiner Oma am Baldeneysee in Essen spazieren. Richtig, ich bin eine geborene Ruhrpottpflanze, auch wenn sich das im Laufe meines Lebens einige Male geändert hat.

Meine Oma war eine von diesen Omas, die ihren Enkeln jeden Wunsch erfüllen, völlig ungeachtet dessen, was die Eltern dazu sagen. So kam es, dass wir an einem Bauernhof vorbeiliefen, auf dem es vor Katzenbabys nur so wimmelte. Zur damaligen Zeit machte man sich noch keine großartigen Gedanken um Kastration oder einer Katzenüberbevölkerung und über die somit einhergehende Weltherrschaft von Katzen. Daher war ich ganz aus dem Häuschen, angesichts der Vielzahl von putzigen Wesen.

Ein einziger Satz der Bauersfrau reichte, um mir oben erwähnten Dackelblick aufs Gesicht zu zaubern – Kinder beherrschen den nämlich auch zu gut – und Oma anzubetteln, ein Kätzchen mitnehmen zu dürfen.

»Wenn Sie wollen, können Sie eins haben. Wir haben genug davon.«

Das war mein Stichwort!

»Bitte, bitte, bitte Oma!« Flehende Teenageraugen suchten nach Erlösung.

»Was wird denn Mama dazu sagen?«, war ihr erster Einwand und dann prasselten die Gegenargumente auf mich ein.

»Du weißt, deine Mutter mag keine Katzen. In einer Mietwohnung ist das keine gute Idee, das können wir nicht machen, ohne deine Eltern zu fragen.«

»Oh, Omilein, bitte, bitte.«

Natürlich hatte ich bereits die Katze meiner Wahl auserkoren und hielt sie in inniger Umarmung umschlungen. Ein schwarz-weißes, rotznäsiges Ding, zu klein für die Welt und ganz besonders zottelig. Mein Herz für die geschundenen Seelen dieser Gesellschaft hatte wieder voll zugeschlagen.

»Mama wird nichts dagegen haben«, sagte ich im Brustton der Überzeugung. »Sie kann die Katze ja kaum wegschicken, wenn sie erst einmal da ist.«

Mit Vierzehn hat man noch Träume … ach ne, der Text ging anders, aber ich dachte damals wirklich, ich könnte meine Mutter von irgendetwas überzeugen, was sie so gar nicht mochte. Katzen gehörten dazu. Dass sie viele Jahre später selber Katzenmama wurde, wusste sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Nach einer gefühlten Ewigkeit ließ Oma sich erweichen – dieses kranke, schwarz-weiße Etwas kam mit uns mit.

Meine Mutter reagierte – wie nicht anders zu erwarten – in perfektionierter Ablehnung. Egal! Wenn ich eins gut kann, dann Menschen um den Finger wickeln. Also wurde Mutter zwangsüberzeugt und sie ist ja auch kein Unmensch. Sie machte sich sofort Gedanken, wo das kleine Tier denn sein Geschäft verrichtet, was es frisst und ob es denn überhaupt gesund ist. Tja, kleine Katzen haben diese Wirkung auf Menschen – sie sind niedlich, dumm und machen jede Menge lustiger Sachen. Wem dabei das Herz nicht aufgeht, dürfte sich meines Erachtens nicht Mensch nennen.

Meine Mutter fuhr also los und besorgte eine Erstausstattung. Der kleine Stinker, den ich damals Mikesch nannte, blühte auf. Froh, über menschliche Zuneigung, schlief er nach kurzer Zeit in meinem Bett und wich nicht mehr von meiner Seite. Nach ein paar Tagen meinte meine Mutter, es wäre Zeit für einen Tierarztbesuch. Die Ärztin stellte so einiges fest. Abgesehen von Würmern – denen man leicht zu Leibe hätte rücken können – war Mikesch von sämtlichen Parasiten befallen, die sich in der westlichen Hemisphäre tummeln.

Außerdem hatte er einen ausgeprägten und nicht therapierbaren Katzenschnupfen. Alles Gründe, die meine Mutter dazu veranlassten, Mikesch auf den Hof zurückzubringen. Ich war am Boden zerstört, alles Bitten und Betteln war nutzlos – der Kater kam wieder weg. In meinem jugendlichen Trotz schwor ich meiner Mutter: »Wenn ich ausziehe, werde ich mir als Erstes Katzen anschaffen. In diesem Haus sind ja Tiere anscheinend verpönt.«

 

Bis es soweit kam, machte ich erst einmal eine Ausbildung zur Baumschulgärtnerin, was auf den ersten Blick nichts mit Katzen zu tun hat. Inzwischen lebten wir auch nicht mehr in einer Mietwohnung, sondern im eigenen Haus und mein Vater meinte, in ein Haus gehört auch ein Hund. Wieder einmal wurde meine Mutter überrumpelt, denn auch er brachte Billy ungefragt mit.

Gut, also wurden wir Besitzer eines rotzfrechen, geradezu bösartigen Spickels. Was das ist? Mischung aus Dackel und Spitz – Hundehaltern muss ich wohl nicht erklären, was für ein Teufelswesen wir uns ins Haus geholt hatten. Schwarz wie die Nacht, mit gedrungenem Körperbau, lustig krummen Beinchen, aber mit dem Selbstbewusstsein eines Rottweilers ausgestattet. Billy war binnen weniger Monate in der gesamten Nachbarschaft bekannt und das nicht wegen seines liebenswürdigen Wesens. Andere Hundebesitzer wechselten die Straßenseite, sobald sie an unserem Haus vorbeiliefen und Billy sich zufällig mit meiner Mutter im Vorgarten aufhielt. Hinter vorgehaltener Hand tuschelte man etwas vom Schwarzen Teufel, dem man besser aus dem Weg ging.

Ich hatte zwar immer noch keine Katze, aber Billy wurde zu unserer geheimen Superwaffe, was besonders meinem Vater gefiel. Wir drei Geschwister sind allesamt Mädels – schwer für Papa, seine Augen immer und überall zu haben, besonders wenn es um Männer ging. Aber mit Billy hatte er sich einen echten Kerleschreck zugelegt, denn der Hund hasste andere Männer! Im Klartext: Sämtliche Freunde und Dates, die wir mit nach Hause brachten, wurden von der Kampfratte verjagt und damit meine ich nicht nur mit Gebell. Nein, Billy entwickelte sich zum Wadenbeißer. In der heutigen Zeit wäre er wohl auf irgendeiner Liste gelandet und hätte einen Maulkorb tragen müssen, wobei sich wahrscheinlich viele Väter von Töchtern einen Billy gewünscht hätten. Der Hund war wirksamer als die Anti-Babypille!

Billy hat auf den ersten Blick auch nichts mit diesem Buch zu tun, aber wir ernennen ihn mal zur Ehrenkatze, denn ein richtiger Hund war er ja auch irgendwie nicht. Außerdem machte er später auch Bekanntschaft mit meinen Katzen.

Billy hatte aber neben all seiner Garstigkeit auch ganz liebe, niedliche Seiten. Er war mein Beschützer, als ich drei Wochen alleine zu Hause war, weil meine Eltern in den Urlaub fuhren. Er war witzig, hat jede Menge lustiger Sachen gemacht, wie zum Beispiel stehlen. Einmal fraß er in Sekundenschnelle frisch ausgestochene, noch nicht gebackene Plätzchen vom Blech. Ein anderes Mal räumte er meiner Mutter die gesamte Handtasche aus und stibitzte sich holländisches Pfefferminz. Wir hatten den einzigen Hund mit eukalyptisch-frischem Atem. Wenn ihm langweilig wurde, zerstörte er liebend gerne Schuhe - warum das ausgerechnet immer meine waren, wusste wohl nur er. Außerdem wurde er Adoptivmutter für ein Kaninchenbaby und das tat er mit liebevoller Hingabe.

 

Auf der Arbeit mussten eine Kollegin und ich Baumcontainer wässern. Das bedeutet, wir sind mit dicken Schläuchen und mächtig Wasserdruck der trockenen Erde zu Leibe gerückt – leider auch einem Kaninchenbau, denn der lag versteckt in einem der Töpfe. Wir schwemmten also versehentlich fünf noch blinde Mümmelmänner aus ihrem Bau. Von der Mutter weit und breit keine Spur. Wir setzten die Babys erst einmal in einen Karton an Ort und Stelle und warteten bis Feierabend, ob Mama wiederkommt, doch Fehlanzeige. Zwei waren bereits tot, die anderen drei packten wir kurzerhand ein. Meine Kollegin zwei, ich eins. Wir fuhren direkt zum Tierarzt und erkundigten uns, wie wir die Kleinen durchbringen konnten. Mit jeder Menge guter Tipps im Ärmel, nahmen wir die Kaninchen mit nach Hause und päppelten sie auf. Billy erwies sich als große Hilfe, denn er schien instinktiv zu wissen, was gemacht werden musste. Ich fütterte mein Baby, reichte es Billy und er begann, dem Kleinen den Bauch zu lecken – so, wie das die Mutter in der Natur gemacht hätte. Baby-Mümmel schlief in meinem Zimmer. Als er älter wurde, sprang er nachts in mein Bett und flitzte irgendwann durch das komplette Haus. Billy immer hinterher. Er achtete darauf, dass der kleine Scheißer nicht zu weit weglief, nicht die Treppen hinunterfiel oder aus Versehen durch die Terrassentür entwischte.

Doch leider mussten wir uns von Mümmel trennen, denn als Wildkaninchen sollte er auch ein ebensolches Leben führen. Meine Arbeitskollegin brachte uns ihr übriggebliebenes Baby – das andere war dann doch noch verstorben – und wir wilderten sie in unserem Garten aus.

Um diese Anekdote zu Ende zu bringen: Die Kaninchen und all ihre Nachkommen lebten glücklich viele Jahre in unserem Garten und auf dem dahinterliegenden Grundstück. Ohne unseren schwarzen Teufel hätten wir das vielleicht nicht geschafft.

 

Zurück zu den Katzen. Denn trotz Hund, Kaninchen, Tauben, Fische und was meine Schwestern und ich unseren Eltern so alles anschleppten, wollte ich immer noch eine Katze.

Apropos anschleppen. Mir fällt da eine weitere Anekdote ein und ich überlege gerade ernsthaft, ob der Titel des Buches richtig gewählt war. Es geht nämlich wieder nicht um Katzen, sondern um Pferde. Ich gebe zu, ich bin kein großer Pferdefreund, meine jüngere Schwester umso mehr. Sie war damals regelmäßig reiten und ist genauso verrückt wie ich. Daher dachte sie wohl, wenn man Mama schon von einem Hund und einem Kaninchen überzeugen kann, warum dann nicht auch von einem Pferd? Gut, normalerweise geht man das so an: Kind redet mit Eltern, will ein Pferd, Eltern überlegen und stimmen zu, dass das Kind auf einem Reiterhof ein Pferd zur Pflege bekommt. Aber in der Welt meiner Schwester lief das irgendwie anders.

Meine Mutter stand nichts ahnend in der Küche, als sie durchs Fenster einen Gaul im Vorgarten stehen sah.

Die Erklärung meiner Schwester: »Das Pferd soll verkauft werden und es ist mein Lieblingspferd. Wir müssen es im Gartenhäuschen verstecken.«

Tja, meine Schwester hat es nie zu einem eigenen Pferd gebracht, dafür hat sie ihre Liebe zu Pferden an ihre Tochter weitergegeben, und die hat mittlerweile auch ein eigenes Pferd.

 

Im Rahmen meiner Ausbildung machte ich ein überbetriebliches Praktikum bei der Duisburger Stadtgärtnerei. Die Altgesellin – sie musste an die hundert Jahre alt gewesen sein und erinnerte mich immer an die alte Morla aus der Unendlichen Geschichte – besaß zirka fünfzehn Katzen. Ha, endlich hatte ich jemanden gefunden, der meine Leidenschaft teilte. Es war daher kein Wunder, dass sich auf dem Betriebsgelände eine Streunerin einfand und dort ihre Jungen zur Welt brachte. Die alte Morla kümmerte sich aufopfernd um das Tier und die Kleinen. Und ich konnte live dabei sein, wie aus Katzenbabys süße Racker wurden. Ich wusste, noch mal könnte ich meiner Mutter keine Katze unterjubeln, außerdem war da ja noch Billy. Also zog ich das Naheliegendeste in Betracht: Omma braucht eine Katze! Seit Opa tot war, war sie ziemlich einsam und sie mochte Tiere. Also schenkte ich ihr einen weiß-schwarzen Kater, über den sie sich natürlich freute und ihn auch wieder Mikesch nannte.

Kennt ihr die Geschichte vom Kater Mikesch? Die hat sie mir als Kind immer vorgelesen und wahrscheinlich trugen deshalb bei ihr alle Kater diesen Namen.

Mikesch war ein Kater wie er im Buche stand. Frech, vorwitzig und für eine ältere Dame wahrscheinlich etwas zu wild – er war ja schon drei Monate alt, als ich ihn mitnahm und daher wusste er, was Freiheit bedeutete.

Meine Oma richtete ihm sein Klöchen auf dem Balkon ein, was er ohne Probleme annahm. Einmal telefonierte ich mit ihr und hörte plötzlich einen lauten Schrei, dann war das Telefon unbemannt. Im Hintergrund durfte ich lauten Verwünschungen und Schimpfwörtern lauschen, dann kam Oma wieder an den Hörer und erzählte, dass Mikesch alle ihre Frikadellen aus der heißen Pfanne geklaut und zum Teil verzehrt hatte. Zur Strafe sperrte sie Mikesch auf den Balkon, dem diese Maßnahme gerade recht kam. Sie hatte nicht bedacht, dass neben ihrem Freisitz eine hohe Birke stand, die der Kater zur Flucht nutzte. Seitdem wurde er nicht mehr gesehen.

Also wieder keinen Erfolg mit Katzen! So langsam glaubte ich nicht mehr daran, je eine zu besitzen, denn auch Oma war vom Fellgetier kuriert.

 

»Katzen sind die rücksichtsvollsten und aufmerksamsten Gesellschafter, die man sich wünschen kann.«

P. Picasso

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kapitel 2

In Ägypten sind Katzen heilig

 

Wer kennt sie nicht, die anmutigen altägyptischen Götter? Eine davon ist Bastet, die Katzengöttin, die für Zerstörung zuständig ist. Stimmt auffallend. Wer sich mit Katzen auskennt, weiß um deren zeitweilige Zerstörungswut.

Ägypten ist und war von jeher mein Lieblingsland – dies nicht wegen der Katzen, sondern weil es einfach sehr interessant ist. Nachdem ich als Teenager locker als Hobbyarchäologin durchgegangen wäre, fasste ich den Plan, irgendwann mein heiliges Land zu bereisen. Wenn ich schon keine eigene Katze haben durfte, dann wollte ich doch wenigstens dorthin, wo man Katzen als Götter verehrte. Gesagt, getan. Mit einundzwanzig Jahren flog ich mit meiner Freundin nach Ägypten. Mehr Informationen dazu braucht es nicht, denn dies soll ja kein Reiseführer werden. Auf jeden Fall bewog mich die Reise dazu, von zu Hause auszuziehen und mir eine eigene Wohnung zu nehmen. Erst einmal jedoch, durfte ich auf den Kater der Freundin meiner Mutter aufpassen, als diese in den Urlaub fuhr. Ich zog für vierzehn Tage in mein vorübergehendes Domizil und lernte Pittie kennen. Wie schlimm kann ein Kater mit Namen Pittie schon sein, dachte ich im Vorfeld, doch dann stand ich dem Tier gegenüber. Hauskatze trifft es nicht annähernd, denn Pittie schien direkte Verwandtschaft in Sibirien zu haben. Ein Kleinkind hätte locker auf dem Kater reiten können. Gut, er war riesig, aber mit dem Gemüt eines Teddys ausgestattet. Außer nachts, denn dann schlich sich dieses Riesenbaby mit ins Bett und machte mir den Platz streitig. Ich gab nach und wechselte auf die andere Bettseite, die von meinem Feng Shui Empfinden nicht der bevorzugte Schlafplatz war, aber wer will sich schon mit einem Kater in der Größe eines Säbelzahntigers anlegen?

Nach diesen vierzehn Tagen fühlte ich mich bereit, endlich auszuziehen. Wer mit einem wilden Raubtier das Bett geteilt hat, der ist auch für alles andere gewappnet.

Als der Schritt gemacht war, besann ich mich auf das, was ich einst meiner Mutter sagte: »Sobald ich eine eigene Wohnung habe, besorge ich mir Katzen!«

Und eigentlich fangen ab hier die Geschichten an: Ich sollte endlich meine Miezekatzen bekommen.

Eine Freundin meiner Mutter, die selber Katzenhalterin war, erzählte mir von ihrem Schwager, dessen Katze vier Kitten geworfen hatte. Wir fuhren gemeinsam dorthin und ich war sofort verliebt. Zwei Babys waren weiß, bis überwiegend weiß, eines war pechschwarz und dann gab es noch einen kleinen, bekloppten Kater, der im hübschen schwarz-weiß daherkam. Genau diesen Kater wollte ich haben, denn man sah auf den ersten Blick, dass er nicht unbedingt die hellste Kerze auf der Torte war. Der kleine Bursche fauchte, was das Zeug hielt, aber er fauchte nicht mich oder die anderen Menschen an. Nein, er vertrieb gefährliche Tisch-und Stuhlbeine! Wer Stuhlbeine kennt, weiß, wie gruselig diese zuweilen sein können. Der Kater schien gut zu mir zu passen, er war irgendwie genauso verpeilt wie ich.

Da ich keine Einzelkatze wollte, brauchte ich noch eines seiner Geschwisterchen und fasste dabei eigentlich eines der Weißen ins Auge. Ich setzte mich auf den Boden und wartete, welches zuerst zu mir kam. Es war aber keines der weißen Babys, sondern die kleine Schwarze. Sie legte sich sofort auf meinen Schoß und begann zu schnurren. Gut, bei so viel offensichtlicher Liebesbekundung konnte ich gar nicht anders und entschied mich für diese halbe Portion. Mir wurde gesagt, sie sei die Letzte aus dem Wurf gewesen und man habe sie mit der Flasche großziehen müssen, da die Mutter sie nicht angenommen hatte. Diese Information erweichte mein Herz natürlich noch mehr.

Ich war also jetzt stolze Katzenmama und benannte die beiden nach zwei meiner Lieblingspersonen aus der Historie: Cäsar und Cleopatra – kurz Cleo. Wenn schon Katzen, dann aber auch bitte mit aller Würde, die diesen gottgleichen Geschöpfen angemessen ist.

Schnell waren die beiden Königskinder in einem Transportkorb aus Flechtware – nicht die beste Entscheidung, wie ich später feststellte – verstaut und ins Auto gepackt. Wir fuhren bei meinen Eltern vorbei, denn ich wollte meinen Familienzuwachs ja vorstellen. Der Korb wurde im Wohnzimmer platziert, Billy wollte sich diese kleinen Wesen auch angucken und steckte seine Nase durch die Gitter. Während Cäsar sich in die letzte Ecke drückte und sein Fauchen endlich eingestellt hatte, zeigte Cleo ihr wahres Gesicht. Es prallten zwei schwarze Teufelchen aufeinander und Billy bekam die Abreibung seines Lebens. Von einer acht Wochen alten Katze! Der Hund, der vor nichts Angst hatte, verzog sich jaulend und mit blutiger Nase in die Küche.

Wie hieß es noch bei Susi und Strolch? Katzen gewinnen und Hunde spinnen. Es stand also eins zu null für Cleo und mir wurde schnell klar, dass sich diese kleine Madame sehr gut durchsetzen konnte. Um nicht noch für mehr Aufregung zu sorgen, fuhr ich mit den Katzen in meine Wohnung, wo ich schon alles für sie vorbereitet hatte. Es sollte meinen Lieblingen an nichts fehlen. Also Körbchen auf und die Minitiger durften sich in ihrem neuen Heim umsehen.

Und hier kommt die Fehlentscheidung eines geflochtenen Weidenkorbes ins Spiel. Bevor Cleo sich in der Wohnung umsah, brachte sie ihren Unmut über die Autofahrt und den Hundeüberfall damit zum Ausdruck, dass sie sich des Korbes annahm. Sie hängte sich an die Korbtüre, fuhr an allen vier Pfoten die Krallen aus und bearbeitete das Törchen solange, bis es nur noch in Fetzen lose vom Korb hing. Erst als diese Tat vollbracht war, begann sie mit ihrem Streifzug.

Cäsar hatte schnell ein Opfer gefunden und tat das, was er am besten konnte: Stuhlbeine anfauchen! Ich wusste schon damals, dass es mit dem kleinen Kerl viel zu lachen geben würde, denn neben dem Wort dusselig befindet sich im Duden ein Bild von Cäsar.