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Deutsche Erstausgabe (ePub) Januar 2020

 

Für die Originalausgabe:

© 2017 by Amy Lane

Titel der amerikanischen Originalausgabe:

»Manny Get Your Guy«

 

Originalverlag:

Published by Arrangement with Dreamspinner Press LLC, 5032 Capital Circle SW, Ste 2, PMB# 279, Tallahassee, FL 32305-7886 USA

 

Für die deutschsprachige Ausgabe:

© 2020 by Cursed Verlag, Inh. Julia Schwenk

 

beloved ist ein Imprint des Cursed Verlags

 

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung,

des öffentlichen Vortrags, sowie der Übertragung

durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile,

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit

Genehmigung des Verlages.

 

Bildrechte Umschlagillustration

vermittelt durch Shutterstock LLC; iStock

Satz & Layout: Cursed Verlag

Covergestaltung: Hannelore Nistor

Druckerei: CPI Deutschland

Lektorat: Susanne Scholze

 

ISBN-13: 978-3-95823-802-2

 

Besuchen Sie uns im Internet:

www.cursed-verlag.de

 


 

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Aus dem Englischen von Tasha N. Brooks

 


 

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

vielen Dank, dass Sie dieses eBook gekauft haben! Damit unterstützen Sie vor allem die Autorin des Buches und zeigen Ihre Wertschätzung gegenüber ihrer Arbeit. Außerdem schaffen Sie dadurch die Grundlage für viele weitere Romane der Autorin und aus unserem Verlag, mit denen wir Sie auch in Zukunft erfreuen möchten.

 

Vielen Dank!

Ihr Cursed-Team

 

 

 

 

Klappentext:

 

Taylor Cochran hat das Leben als Soldat nach einer schlimmen Verletzung hinter sich gelassen und sucht jetzt verzweifelt nach seinem Platz in der Welt. Da seine beste Freundin Nica und deren Mann Jacob gerade ihr fünftes Kind erwarten und beide mit der Situation etwas überfordert sind, wird Taylor kurzerhand als Manny angeheuert. Jacobs Cousin Brandon ist von dem Neuzugang für ihre Familie jedoch alles andere als begeistert, denn was genau versteht denn bitte ein Ex-Soldat vom Umgang mit Kindern? Aber je besser Brandon Taylor kennenlernt, desto klarer wird ihm, wie gern Taylor Teil dieser Familie sein möchte – und dass es gar nicht so schlimm wäre, wenn Taylor auch Teil von Brandons Leben wird…

 


 

Widmung

 

 

Für Mate und Mary, und wie immer für die Kinder. Und für Lynn, die bis spät nachts mit mir wach geblieben ist und über Titel gekichert hat, bis ich am nächsten Tag mit den Worten »Hey, ich könnte eine Serie daraus machen!« aufgewacht bin.

 


 

Noch ein Baby

 

 

Brandon bewunderte seinen Cousin Jacob mehr, als Jacob jemals erfahren würde.

Da war die Tatsache, dass Jacob aus seiner Leidenschaft für Autos, dem BWL-Abschluss seiner Frau und ihrer beider Tatendrang ein florierendes Geschäft gemacht hatte. Drei davon, um genau zu sein.

Aber das war nur der Anfang. Jacob war ein guter Ehemann und Vater, der die Fußballmannschaft seiner Kinder trainierte und mehr als seinen Anteil der Hausarbeit erledigte, während seine Frau dabei half, die Unternehmen zu führen, und der gleichberechtigt mit ihr Steuerprüfungen, Tanzaufführungen und Fußballspiele durchstand. Jacob wusste, wie man Teil des Siegerteams war.

Und er spielte mit seiner Familie – im Innersten war er ein Spaßvogel, der seiner Frau und seinen Kindern selbst nach den schlimmsten, stressigsten Tagen ein Lächeln entlocken konnte. Jacobs reine Seele machte ihn zu Brandons liebstem Verwandten.

Besonders seit Jacob Brandon für die letzten beiden Jahre seiner Zeit am College bei sich aufgenommen hatte, damit er die California State University in Sacramento besuchen konnte, ohne von Truckee den ganzen Weg pendeln zu müssen. Das hatte dafür gesorgt, dass Jacob und Nica Brandons allerliebste Verwandte geworden waren.

Abgesehen von einem winzig kleinen Problem.

»Um Himmels willen, Jakey, lass die Finger von ihr!«

Jacob rieb sich mit den Händen über das Gesicht. »Ich weiß!«

»Ich meine, Alter! Das ist dein fünftes Kind!«

Jacob ließ den Kopf auf die Tischplatte sinken und verschränkte seine Hände im Nacken. Sein dunkelblondes Haar stand in einzelnen Strähnen von seinem Kopf ab und seine blutunterlaufenen Augen wurden von dem Holz verborgen. »Ich weiß!«, jammerte er.

»Dein ältestes Kind ist erst neun!«

»Ich hatte eine Vasektomie!«, sagte Jacob. »Es war eindeutig. Da waren keine Schwimmer, ich schwöre es!«

»Oh, das ist eine Lüge«, murmelte Nica, während sie auf dem Rückweg vom Badezimmer, in dem sie sich übergeben hatte, über zwei Barbies und ein Legoschloss hinwegstieg. Sie sah aus, als wäre sie durch die Hölle gegangen, aber sie war eine hübsche Frau und stellte Brandons albernen Cousin selbst in diesem Zustand in den Schatten. Nica war großartig – schön, klug, lustig und ihrem Ehemann treu ergeben. Aber Brandon war Jacobs liebster Cousin, er lebte seit dem vierten Baby kostenfrei in der Wohnung über ihrer Garage, und er wusste, dass die ersten beiden Schwangerschaftsmonate Nica – und das zu Recht – zu einer bitteren Kratzbürste werden ließen, der gerade eine ganze Horde Läuse über die Leber gelaufen war. »Wenn er sagt, dass seine Schwimmer tot waren, lügt er. Es gibt keine toten Spermien. Er könnte ein verdammter Zombie sein und eine seiner Spermien würde irgendwann aufwachen, in meine Möse kriechen und mich schwängern!«

»Ich weiß!« Jacob stöhnte. »Monica Teresa Carol Gaudioso Robbins-Grayson, es tut mir so verdammt leid!« Er sah seine Frau mit einem ernsthaft zerknirschten Blick an und sie schob ihre volle Unterlippe vor.

»Aw, Jakey – verdammt...«

Er zog einen Mundwinkel zu einem schiefen Lächeln hoch. »Ich werde für dich da sein – das weißt du. Du und ich wissen mittlerweile, wie es läuft, oder?«

Aber Nica sah aus, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen.

»Jakey«, sagte Brandon in dem Versuch das zu verhindern. »Mann, hör mal. Zwei Dinge – erstens, ihr braucht ein zusätzliches Zimmer.«

»Kannst du das machen?«, fragte Nica. In ihrer Stimme lag ein verzweifelter Hauch Hoffnung. Das Haus war kaum groß genug für die vier Kinder und drei Erwachsenen, die darin gelebt hatten, bis Brandon in die Wohnung über der Garage eingezogen war. Aber es war immer noch sehr beengt, nachdem sie das Kinderbett aus Jacobs und Nicas Schlafzimmer geräumt hatten und zwei Kinder in jedem Zimmer schliefen. Noch ein Kind – und all das Zeug, das Kinder brauchten –, würde dafür sorgen, dass das Haus aus allen Nähten platzte und die gesammelte Kraft von Legosteinen, Barbies, Puppen, Hot Wheels und Disney/Pixar-DVDs würde sich im ganzen Land verteilen.

Ein anderes Haus wäre großartig, aber Brandon wusste, wie sehr sie genau dieses Haus in Rocklin liebten und wie hart sie daran gearbeitet hatten, ihren von Disteln überwucherten Garten in einen kinderfreundlichen Bereich zu verwandeln, inklusive einem eingezäunten Pool und einer Terrasse.

Brandon hatte seine gesamte Collegezeit über auf dem Bau gearbeitet und er hatte einige Kontakte. Er war ziemlich sicher, dass er ein paar Anbaupläne entwerfen konnte, die dort, wo sich im Moment die hintere Veranda befand, mehr Platz für Kinderzimmer boten. Und wenn sie ein bisschen umräumten und organisierten, ja. Dann könnte die ganze Familie ins Haus passen.

»Ja«, sagte Brandon. »Natürlich. Nica, ich tue alles für euch. Aber Jakey – sie kann das nicht mehr allein machen, während du im Laden bist. Das weißt du, oder?«

Jakey nickte und warf seiner Frau einen hoffnungsvollen Blick zu. »Baby, was hältst du von einer Nanny?«

Nicas Unterlippe zitterte. »Aber werden die Kinder sie nicht viel mehr lieben?«

Jacob und Brandon lachten leise und Jacob zog seine noch schlanke Frau auf seinen Schoß. »Oh Baby – die Kinder könnten niemals jemanden mehr lieben als dich, okay?«

Nica nickte, lehnte den Kopf an die Schulter ihres Ehemannes und weinte ganz ohne Grund.

Das war Brandons Stichwort. Er stand auf, um den Frühstückstisch abzuräumen, bevor er anfing, die Kinder für die Schule fertig zu machen.

Er hatte selbst einen Job, der auf ihn wartete, aber er half, wo er konnte.

 

 

Leider bedeutete helfen, dass er an diesem Sonntag beim Familientreffen teilnehmen musste.

In dieser Woche fand es bei Nicas Bruder statt – der vermutlich im größten Haus der Familie lebte, und es hatte einen größeren Pool. Nicht, dass Brandon ein Hedonist oder so etwas war, aber der große Pool bei den ganzen Kindern? Das war ein Pluspunkt.

Dustin, mit neun das älteste der Kinder, konnte sich selbst anschnallen, aber die anderen drei waren noch immer in der Kindersitz-Phase. Brandon kümmerte sich um Conroy, mit zwei Jahren der jüngste, Jacob nahm Melly – fünf – und Belinda – sieben – und Nica trug die Lasagne- und Manicotti-Formen, weil sie niemandem die Zubereitung zutraute, nicht einmal ihrer Mutter.

»Glaubst du, Sammy ist da?«, fragte Dustin aufgeregt. Sammy ging auf die Highschool und war Mitglied in mehreren Sportmannschaften; Dustin fand ihn toll.

»Es ist sein Haus«, sagte Jacob. »Keenan ist wahrscheinlich auch da.«

»Ja, aber Keenan ist so alt wie Melly – er kann nicht fahren.«

»Aber er findet dich so toll wie du Sammy. Vielleicht lässt du ihn nicht bei der ersten Gelegenheit links liegen, okay?«

Dustin lehnte sich vor, um die Grenzen der Nettigkeit seines Vaters zu testen. Wie lange musste er mit seinem jüngeren Cousin spielen? Musste er für ein Spiel bleiben? Zwei? Drei?

Brandon balancierte einen schlafenden Conroy an seiner Schulter und schob Belinda an, damit sie weiterging. »Dad ist schlau«, sagte Belinda, die braunen Augen voller Ehrfurcht, von der jeder Vater einer Tochter träumte.

»Ja?«, fragte Brandon. »Was macht ihn schlau?«

»Dustin kann echt gemein sein, wenn er versucht, mit Sammy abzuhängen. Dad hat ihn gerade dazu gebracht, nett zu sein.«

Brandon grinste sie an und sie grinste zurück, wobei sie die vier Zahnlücken entblößte, die für die meisten Kinder in dem Alter typisch waren. »Du hast recht. Dein Dad ist ein guter Mann.«

Jacob hatte anscheinend Ohren wie ein Luchs. »Ihr werdet gleich sehen, wie Dad richtig gemein ist«, murmelte er. »Tino! Gottverdammt! Könntest du die Tür öffnen? Manche von uns tragen –«

»Du hättest klingeln können.«

Nicas Bruder, Tino, hatte wie Nica dunkelbraune Augen und dasselbe schwarze, lockige Haar. Er war ohne Zweifel einer der attraktivsten Männer, die Brandon jemals getroffen hatte – abgesehen von seinem Ehemann Channing natürlich.

»Du hättest uns auf eurer Veranda jammern hören können.« Jacob deutete mit dem Kopf in die Richtung des mitgenommenen Ford Sedan. »Können wir reingehen, bevor er mitbekommt, dass jemand da ist?«

»Ich habe ihn eingeladen«, sagte Tino leise. Er hatte ein ovales Gesicht, olivfarbene Haut und einen vollen, weichen Mund. Brandon hatte sich wirklich viel Mühe geben müssen, sich nicht in ihn zu verknallen, als er bei Nica und Jakey eingezogen war, und das Ergebnis war ein angenehmes, wenn auch reserviertes Verhältnis.

Brandon sah, dass Tino im Moment aufgewühlt war, und Nica ebenso, denn sie biss sich auf dieselbe Art auf die Lippe.

Jacob war eher genervt als aufgewühlt. »Müssen wir diesen arroganten, grapschenden Schwachkopf wirklich –«

»Das war in der Highschool. Jetzt ist er ein guter Mann und ein verwundeter Veteran«, sagte Nica standhaft. »Können wir jetzt reingehen?«

»Du bist scheiße«, murmelte Jacob, bedeutete Dustin, an Tino vorbeizugehen, und folgte ihm durchs Haus.

»So oft, wie du sie schwängerst, glaubst du das nicht wirklich«, sagte Tino, vor allem für Jacobs Ohren bestimmt, aber Brandon hörte ihn und kicherte.

»Was auch immer.« Jacob verdrehte die Augen, aber er lächelte ebenfalls. »Sag mir, dass du ihn nicht reinlassen wirst.«

»Wir müssen ihn reinlassen«, sagte Nica. »Er ist mein bester Freund. Tino, könntest du...?«

Tino nahm ihr eine der Lasagneformen ab und führte sie durch den Flur in das große Esszimmer, das an die Terrasse beim Pool grenzte.

Tino und Channing hatten die Türen geöffnet, da die Abendluft das Haus abkühlte. Die Kinder waren im Pool und spielten unter Sammys Aufsicht. Belinda flitzte sofort davon, ließ ihr Kleid neben dem Picknicktisch fallen, damit sie in ihrem Badeanzug in den Pool springen konnte. Brandon winkte Sammy mit einer Hand zu, während er Conroy auf dem anderen Arm hopsen ließ. »Conroy, Kumpel, wach auf. Du wirst das Schwimmen verpassen, wenn du schläfst, bis Grandma kommt und wir essen müssen.«

Conroy gähnte und runzelte die Stirn und Brandon seufzte. Er ging zu Sammy hinüber, der am Poolrand saß und seine Füße im Wasser baumeln ließ.

Mit siebzehn war Sammy eine jüngere, etwas verletzlichere Version seines blonden, grauäugigen Onkels, und so wie Channing Lowell besaß Sammy ein ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein. Er hatte eine seiner Cousinen, die in ihn vernarrt war – Channing und Tinos Adoptivtochter – auf dem Arm.

»Letty«, sagte er leise. »Letty, Liebling, es wird Zeit, dass alle aufwachen. Conroy ist hier.«

»Letty?« Conroy richtete sich auf und entwand sich Brandons Armen. »Letty, warum has' du mir nicht gesagt, dass du da bist?«

Letty musterte ihn aufmerksam aus braunen Augen in einem runden, hellbraunen Gesicht. »Ich wusst's nicht«, sagte sie und zog den Daumen aus ihrem Mund. »Sammy, können wir schwimmen?« Sie runzelte die Stirn, als sie ihren Bruder entdeckte, an dessen gelocktem Haar Wassertropfen hingen, während er und Dustin ein spontanes Poolvolleyballspiel begannen. »Keenan ist schon drin!«

»Ja, Prinzessin. Er war wach, als alle gekommen sind. Geh rein und spiel mit Conroy, aber bleibt auf den Stufen.« Er sah ihr nach und wandte sich hoffnungsvoll an Brandon. »Wirst du mir hier helfen?«

Brandon sah zu den Erwachsenen hinüber, die sich miteinander unterhielten. Sammys Onkel eingeschlossen. »Ich wünschte.« Er fuhr sich mit einer Hand durch sein Haar, obwohl er wusste, dass es in alle Richtung abstand, wie Unkraut in einem verwilderten Blumenbeet, wenn er das tat. »Wichtige Erwachsenenversammlung. Ich habe, du weißt schon, Pflichten.«

Sammy schürzte bedauernd die Lippen. »Ja.« Sein unergründlicher Blick versuchte, sich in Brandons Seele zu bohren. »Ich bin noch kein Erwachsener, oder?«

Ah... ja. Jacobs Rat an Dustin, nett zu Keenan zu sein, weil er ihn bewunderte, sollte er ebenfalls beherzigen. »Sorry, Sammy«, sagte Brandon und hoffte, dass seine Freundlichkeit – und ehrliche Zuneigung – durchschien. Fünf Jahre waren kein besonders großer Altersunterschied – außer, wenn die jüngere Person gerade mal siebzehn war.

Sammy zuckte mit den Schultern. »Tja, na ja. Ich gehe mit Cindy Cahill auf den Abschlussball. Mal sehen, was an diesem Bi-Ding so dran ist.«

Siebzehn wirkte wie die andere Seite der Welt. »Lass mich wissen, wie das läuft. Für mich war es nie was.« Nein. Auch wenn Brandons Eltern es nicht verstanden hatten, war das bei Jacob und Nica nicht der Fall gewesen. Er war dankbar gewesen – und ein wenig neidisch auf Sammy, der damit aufgewachsen war, dass sein Onkel Channing und Tino sich verliebt und Kinder adoptiert hatten. Er hatte es direkt miterlebt, dass alles gut werden konnte.

»Erzähl mir von Brüsten«, fügte Brandon ein wenig wehmütig hinzu. »Ich meine, ich dachte immer, das wäre der interessanteste Teil daran, auf Mädchen zu stehen. Ich war nur nicht interessiert genug, um es herauszufinden.«

Sammy lachte, wie Brandon es beabsichtigt hatte. »Ich verspreche, dir von meinen Erlebnissen zu erzählen«, sagte er ernsthaft und fügte dann hinzu: »Dustin, hör auf, ihn unterzutauchen! Er hasst das.«

»Sorry, Sammy«, sagte Dustin zerknirscht und Brandon funkelte ihn ebenfalls an. »Sorry, Brandon«, sagte Dustin – aber dieses Mal meinte er es ernst.

»Denk dran, was dein Vater gesagt hat.«

Dustin nickte. »Ja. Keenan, ich verspreche, dass ich es nicht noch mal machen werde, okay?«

Der Junge wischte sich das Wasser aus dem Gesicht und schniefte. »Okay. Willst du weiterspielen?«

»Ja, aber wir müssen Melly und Belinda mitspielen lassen, okay?«

Brandon erkannte das Friedensangebot und hob einen Daumen. Er wandte sich wieder den Erwachsenen zu und pfiff leise.

»Wer zur Hölle ist das?«, fragte er und seine Augen weiteten sich.

»Das?« Sammy sah ihn scharf an. »Du hast Taylor Cochran nie getroffen?«

Brandon schüttelte stumm den Kopf. Den Namen hatte er allerdings schon einmal gehört. »Der Kerl, den Nica immer besuchen geht?« Er erinnerte sich an ihre Worte – verwundeter Veteran.

Er hatte nicht diesen Mann erwartet.

Verdammt. Er war bestimmt einen Meter achtzig groß, hatte aschblondes Haar, das bis auf seine Schultern fiel. Der Mann, der gerade neben Tino Robbins-Lowell die Terrasse betreten hatte, war nicht mit irgendetwas zu vergleichen, was Brandon je gesehen hatte.

Sein Kiefer war kantig und ausgeprägt, seine aristokratische Nase war scharf wie ein Messer. Die linke Seite seines Gesichtes war das Schönste, was Brandon jemals gesehen hatte, mit seinem mandelförmigen blauen Auge, einem hohen Wangenknochen und einem süffisanten Grinsen auf den vollen Lippen. Aber die rechte Seite... Brandon verstand Jacobs Frustration mit einem Mal. Jede Sünde, die dieser Mann begangen hatte, als die drei jung gewesen waren, hatte er mit der Verletzung bezahlt, die die rechte Seite seines Gesichtes vernarbt hatte.

Und der Augenklappe nach zu schließen, hatte er auch sein Auge verloren.

»Wieso hat Tino ihn eingeladen?«, fragte Brandon. Sein Puls begann zu rasen. Taylor lächelte verkniffen, als fühlte er sich höllisch unwohl, und nickte Tino, Nica und Jakey zu, die bei der Terrassentür standen.

»Ich weiß es nicht«, antwortete Sammy. »Aber nachdem Nica heute Nachmittag angerufen hat, hatten Tino und Channing einen Streit –«

»Sie streiten nie!« Niemals. Im Gegensatz zu Nica und Jacob, die eine Kunstform aus ihren Sticheleien machten, neckten Tino und Channing einander und lachten viel, aber sie stritten sich nicht.

»Ja, ich weiß. Und Channing war derjenige, der sich am Ende entschuldigt hat. Es war schräg.«

So etwas war noch nie vorgekommen. »Was könnte die beiden dazu bringen, sich zu streiten?«

Sammy zuckte mit den Schultern. »Sieh mal, ich habe nichts gehört außer die Worte Und ich dachte, ich könnte nicht gleichzeitig eine Familie und einen Job haben, weißt du noch? Von Tino – und dann sind sie in ihr Schlafzimmer gegangen. Ach komm! Ich meine, du weißt, was ich meine!«

Brandon lachte. »Ja, ich weiß, was du meinst. Du meinst, dass sie nicht in der Öffentlichkeit streiten. Sei froh.« Brandons Eltern hatten wirklich oft gestritten, da sein Vater Machtworte gesprochen und seine Mutter gekünstelt gelächelt hatte. Keine gesunde Dynamik, nein – er hatte von ungefähr allen in Nicas Familie so viel mehr gelernt.

Und in diesem Moment konnte er an Taylor Cochrans Schulterhaltung erkennen, dass er sich Stück für Stück entspannte, während er in die Gruppe aufgenommen wurde. Channing sagte etwas Trockenes und Lustiges – denn das war es, was Channing tat – und Taylor legte seinen Kopf in den Nacken und lachte. Es war ein lautes Lachen, das tief aus seinem Bauch kam.

Brandons Mund wurde trocken.

»Verdammt«, flüsterte er heiser. Dieses Lachen war einfach großartig. Dann richtete Taylor Cochran, die einzige Person, die, soweit Brandon wusste, dafür sorgen konnte, dass Channing und Tino Robbins-Lowell sich stritten, den brennend heißen Blick seines gesunden Auges auf Brandon.

Brandon atmete schnell ein, leckte sich über die Lippen und versuchte, die Welt davon abzuhalten, sich um ihn zu drehen.

Dieser harte, abschätzende Blick erschütterte ihn bis ins Innerste.

»Also wieso ist er noch mal hier?«, fragte er hilflos.

»Ich weiß es nicht – es ging irgendwie darum, Nica bei der Kinderbetreuung zu helfen. Wie gesagt, keine Details verfügbar.«

»Oh Gott«, murmelte Brandon. »Ich muss da rüber.«

»Wieso – was ist so dringend?«

»Dieser Typ wird die Manny und ich sag's dir jetzt, das geht für mich überhaupt nicht!«