August Kappler

Sechs Jahre in Surinam

Bilder aus dem militärischen Leben dieser Colonie und Skizzen zur Kenntniss seiner socialen und naturwissenschaftlichen Verhältnisse
Veröffentlicht im Good Press Verlag, 2022
goodpress@okpublishing.info
EAN 4064066114664

Inhaltsverzeichnis


VORWORT.
Erster Abschnitt. Ursachen der Abreise. Anwerbung in Amsterdam. Ankunft und Aufenthalt in Harderwyk. Einschiffung in Hellevoetsluis. Lebensweise an Bord. Strafexecution. Abreise. Beschäftigungen während der Ueberfahrt. Seepolypen. Anblick des Landes. Einfahrt in den Surinam. Ausschiffung und Aufenthalt auf Forteress Amsterdam. Der Mangobaum.
Zweiter Abschnitt. Ankunft in Paramaribo. Das Fort Zelandia. Die Stadt. Oeffentliche Gebäude. Inneres der Privathäuser. Kaufleute und Kaufläden. Gewichte, Maase, Geld. Lebensweise der Militärs und Einwohner. Die Jugend. Die Pflanzungen. Holzfällereien. Leben auf den Pflanzungen. Die Verwalter oder Direktoren. Die Blankofficiere. Die Negersklaven, ihre Arbeiten und Behandlung. Religion. Einfluss der Herrnhuter. Tänze. Krankheiten.
Dritter Abschnitt. Geschichtliche Bemerkungen im Allgemeinen. Ursache des Verfalles des Wohlstandes der Colonie Surinam. Beschreibung des Landes. Gränzen. Ströme: Marowyne, Comewyne, Cottica, Surinam, Saramacca, Coppename, Correntin.
Vierter Abschnitt. Beschäftigungen in Garnison. Abreise nach dem Posten Mauritzburg. Reiseabentheuer. Posten Gelderland und Dorf Judensavanne. Die Mauritienpalme. Termitennester. Posten Gouverneurslust. Markette. Mauritzburg. Kurzer Aufenthalt daselbst. Abmarsch nach Nepheusburg. Beschäftigungen. Die Cumupalme. Bienen. Ameisen. Thiere der Umgebung. Der Bananenvogel. Natürliche Abendconzerte. Brokkodjokko. Fund eines jungen Tigers. Bau des Hauses. Die Capasischlange. Affen. Urlaub und Abreise nach Armina. Der Posten Oranjebo. Fang des Haimurafisches. Leuchtkäfer. Kwattas. Posten Armina. Fruchtbarkeit desselben. Der Cottontree. Fledermäuse. Zurückkunft auf Nepheusburg. Ueberfluss an Fischen. Vampyre. Avancement.
Fünfter Abschnitt. Versetzung nach Mauritzburg. Gürtelthiere. Arowak-Indianer, Vanille. Schlangen und Mittel gegen den Biss. Aberglauben. Gefangene Sträflinge. Abreise von Mauritzburg. Ueberschwemmung. Post L'Esperance. Gewitter. Ankunft in Paramaribo. Militärischer Dienst. Abreise nach Nickerie. Reisegenossen, Post Poelepantje, Bakramasango, Uitkyk, Groningen, projektirte Stadt Columbia, Nassau, de Hoop. Ein unglücklicher Doktor. Das Holzetablissement Andresen. Zitteraal. Bivouac. Besuch bei einer Arowakenfamilie im Waiambo. Post Maratacca. Ein zänkisches Weib. Pflanzung Botanybai. Der Posten Nickerie und seine Umgebung. Militärischer Dienst. Ein spekulativer Jude. Pflanzung the Nursery. Waterloo. Mangel an Trinkwasser. Ueberfluss an Fischen. Der Kwikwi, der Kaiman, die Beutelratte. Jagden auf Wasservögel. Wachtdienst auf dem Beschermer. Fertigkeit der Indianer im Schwimmen. Buschpatrouille nach der Nauwaykreek. Die Boa. Der Prediger. Reise nach den Savannendörfern des Maratacca. Eine leuchtende Pflanze. Die Savannen. Die Awara-Palme. Ein weggelaufener Neger. Abreise nach Paramaribo. Der Posten Alsimo.
Sechster Abschnitt. Abreise nach der Marowyne. Seekrankheit. Haferey. Posten Prinz Willem Frederik. Erste Beschäftigungen. Umgebung des Postens. Stranden der Catharina Jakoba. Raubsucht der Matrosen. Ueberfluss auf dem Posten. Interessante Soirée. Abholen der Güter von Bord. Brodtrunkenheit der Soldaten und Matrosen. Ankunft des Kommandanten. Das Wrak. Ein Possenreisser. Abfahrt der Soldaten nach Armina. Kriegsmatrosen und Arowack-Indianer. Nachtbilder in der Bäckerei. Lebensweise, Sitten und Gebräuche der Caraiben. Zurückkunft des Schooners. Die Haushälterin. Wohlfeiler Tabak. Seeschildkröten. Mosquittosplage. Bremsen. Arbeiten am Wrak. Reise nach Armina. Leben der Soldaten dort. Handel. Kauf des Wraks. Fahrt nach dem Kloster Mana. Die Aebtissin. Das Etablissement Mana. Bevölkerung. Reinlichkeitssinn. Bereitung des Tapioca. Weitere Arbeiten am Wrack. Verkauf desselben. Besuch auf Mana. M's. Streit mit der Aebtissin. Der Rokou oder Orleanbaum. Gefahr auf der Zurückreise. Muschelfang. Die Seekuhkreek. Traurige Nachricht. M's. Abreise. Die Chika oder Sandfloh. Der Mosquittoswurm. Vampyre. Schlangen. Klapperschlange. Streit mit einem Indianer. Besuch der französischen Leproserie. Bau neuer Häuser auf dem Posten. Der Geelbakker. Krankheit. Die Pompaschlange. Zurückreise nach Paramaribo.
Siebenter Abschnitt Ankunft in Paramaribo. Die Komödie »Thalia« und »Polyhymnia.« Vorstellung in letzterer. Huldigung des Königs. Militärische Ansprache. Dreiwöchentlicher Urlaub. Abreise nach dem obern Surinam. Aufenthalt auf der Judensavanne. Beschäftigungen. Abstecher nach Mauritzburg. Spinnenfang. Plantagen Worsteling Jakobs und Bergendaal. Der blaue Berg. Fahrt nach Victoria. Die Saramneen. Buschnegerdorf Tja Tja. Buschnegertanz. Abreise. Pflanzung Moria. Die Buschneger: ihr Ursprung. Frieden und Contracte mit der Regierung. Eintheilung in drei Stämme. Das Grossoberhaupt. Ihre Lebensweise und Gottesdienst. Aberglauben. Krankheiten. Bestrafung der Giftmischer. Handel mit den Weissen und ihresgleichen. Ende meiner Dienstzeit und Abreise nach Europa. Ueberfahrt. Ankunft in Holland.
Bemerkungen.
Zweiter Abschnitt (S. 22-50) .
Dritter Abschnitt (S. 50-67) .
Vierter Abschnitt (S. 68-101) .
Fünfter Abschnitt (S. 102-149) .
Sechster Abschnitt (S. 150-233) .

VORWORT.

Inhaltsverzeichnis

Das Interesse, welches in neuester Zeit das holländische und französische Guyana bei Manchem erregt, die verschiedenen Meinungen, welche über Sklaverei herrschen und das schlechte Prädicat hinsichtlich des Gesundheits-Zustandes beider Colonien ermuthigten mich, die Erfahrungen und Erlebnisse während eines sechsjährigen Aufenthaltes in Surinam auf diesem Wege mitzutheilen.

Diese gehören zwar nicht der jüngsten Zeit an; denn obwohl ich Surinam seit siebenzehn Jahren bewohne, so habe ich doch den militärischen Stand schon seit eilf Jahren verlassen, und meine jetzigen Verhältnisse, obwohl manches Unterhaltende darbietend, können keine weiteren Bemerkungen über die Natur und lokalen Beziehungen, welche dieselben geblieben sind, gestatten.

Es gibt manche Reisebeschreibungen über Surinam, aber keiner der Schriftsteller, Stedman etwa ausgenommen, hat sich in Lagen befunden, wie ich, hat die Hitze der Tropen und ihre Regengüsse wie ich gefühlt, von Mosquittos geplagt, lange Nächte durchgewacht oder am bescheidenen Soldatentische mitgegessen, daher bei dem reizenden Bilde, das die Natur zwischen den Wendekreisen liefert, die Schattenseite übersehen, oder wenigstens nicht aus Erfahrung beschrieben. Trotz den Berichten der Reisenden, die der Wahrheit gemäss sich über diese Colonien günstig äusserten, blieben Surinam und Cayenne verrufene Länder. Man glaubte, dass die heisse Luft in den Sümpfen Guyana's nur Mosquittos und Reptilien ausbrüte, und Epidemien und Fieber ununterbrochen aufeinander folgen, und der Ruf der Sklaverei, unter der die armen Schwarzen seufzten, wirkte noch unheimlicher auf die Phantasie, die so häufig das Wahre und Wahrscheinliche verwirft, um sich am Mährchenhaften und Unglaublichen anzuklammern. Dazu kamen noch manchmal die übertriebenen Berichte von katholischen und protestantischen Missionären, die im Interesse ihrer Congregationen die Zustände schilderten, oder ihre Leistungen ausschmückten, um fromme Seelen zum Abscheu und zu Beiträgen zu bewegen; kurz man schauderte vor beiden Colonien, nur Erbschafts-Candidaten schlossen sie in ihr Gebet ein.

Ich habe beim Niederschreiben dieser Blätter mich blos meiner und nicht anderer Erfahrungen bedient, sie sind aber genau und wahr und ich glaube den Zweck, durch diese Skizzen zur Kenntniss der socialen und naturwissenschaftlichen Verhältnisse Surinam's beizutragen, damit zu erreichen.

Stuttgart, im Juni 1853.

A. Kappler.

Erster Abschnitt.
Ursachen der Abreise. Anwerbung in Amsterdam. Ankunft und Aufenthalt in Harderwyk. Einschiffung in Hellevoetsluis. Lebensweise an Bord. Strafexecution. Abreise. Beschäftigungen während der Ueberfahrt. Seepolypen. Anblick des Landes. Einfahrt in den Surinam. Ausschiffung und Aufenthalt auf Forteress Amsterdam. Der Mangobaum.

Inhaltsverzeichnis

Ohne eine vorherrschende Neigung für das eine oder andere Fach, das meine bewegliche Individualität besonders angezogen hätte, wählte ich in meinem vierzehnten Jahre das des Handelstandes, wiewohl ich ohne alles Vermögen blos die Aussicht hatte, in ewig subalterner Rolle mein Leben lang hinterm Ladentische fungiren zu müssen, wenn nicht das zweifelhafte Glück mir zur Selbstständigkeit verhülfe.

Durch den Tod meines Lehrherrn musste ich St. verlassen, und, da meine Lehrzeit noch nicht beendigt war, im Laden eines Specereihändlers in einem kleinen Landstädtchen vollends ausstudiren.

Es war auch in der That ein Studium, mir die neuen Verhältnisse eigen zu machen: kaum graute der Morgen, als man zum Verkaufe von Tabak, Zucker und Kaffee das Bett verlassen musste, und regelmässig beschien die aufgehende Sonne Haufen frisch gepappter Tüten verschiedenen Kalibers. Zimmt stossen und Pfeffer mahlen waren kleine Intermezzo's im Ciklus der täglichen Geschäfte, und mit dem Behängen der Fenster mit baumwollenen Tüchern, prächtigen Pfeifen und Rauchtabak-Etiquetten für den kommenden Sonntag schloss die Woche.

Die wenigen Stunden, welche ich des Sonntags für mich verwenden durfte, verlief ich einsam in den nahen Wäldern, oder erkletterte die uralten Thürme der Stadtmauer, um die häuslichen Einrichtungen der dort privatisirenden Eulen zu inspiciren.

Mein Principal, der die Lungenschwindsucht hatte, und desshalb nicht immer bei rosenfarbener Laune war, wünschte mich, wenn ich nicht immer den Ehrgeiz, den ein mittelloser Lehrjunge vor seinem Lehrherrn zeigen muss, zur Schau trug, oder den Tabak mit einer gewissen Nonchalance abwog, in's Pfefferland, welch' frommem Wunsche ich denn endlich auch noch nachkam.

Als meine Lehrzeit vorüber war, bekam ich als Commis eine Stelle in der bedeutenden Handelsstadt H. Hier erst zeigte sich mir der Handel von seiner ehrwürdigen und grossartigen Seite. Bedeutende Kaufleute hatten hier selbst mehrere Commis, und für Lehrjungen war H. die wahre Akademie des Handels. Aber der Widerwillen an meinem Berufe hatte schon zu tief bei mir Wurzel gefasst, als dass ich in dem erweiterten Handelskreise an merkantilischen Kenntnissen noch hätte profitiren können. Ohne ein festes Wollen und Ziel war mir die freie Natur das Liebste, nichts widerlicher als die dumpfige Ladenluft und der gellende Ton der Thürglocke.

Ich beschloss endlich, mein Glück in der weiten Welt zu suchen und in Griechenland, wohin sich in dieser Zeit jeder desperate Kopf anwerben liess, mich unter das Militär aufnehmen zu lassen. Mit diesem Vorsatze und sehr wenig Geld verliess ich am 1. März 1835 H. und sagte im Stillen meinen Oefen und Kacheln, sowie allen Ladenzöglingen der guten Stadt ein herzliches Lebewohl.

Es ist hier nicht der Platz, die Abenteuer dieser Reise zu erzählen. Ohne Pass konnte ich nicht Mitglied der griechischen Legionen werden, und musste desswegen mit hängendem Kopfe wieder in die Heimath zurückkehren.

Ich richtete nun meinen Blick auf Ostindien, dessen Gewürze ich mit so grossem Widerwillen zerstossen und zermahlen hatte, und beschloss, das Pfefferland zu suchen, wohin mich mein griesgrämiger Lehrherr gewünscht hatte.

Nichts stellte sich jetzt mehr meiner Abreise entgegen. Die Meinigen hatten einsehen lernen, dass von mir nicht viel mehr zu erwarten sey, besorgten mir einen Pass und bescheidenes Reisegeld, um in Holland mich anwerben lassen zu können, und so verliess ich abermals am 14. Juli 1835 meine Vaterstadt, um nach dem Norden zu pilgern, da man mich im Osten nicht haben wollte.

Durch die Schnelligkeit meiner Füsse und des Dampfbootes war ich bereits am zweiten Tage in der Grenzstadt Nymwegen. Wie fremd und neu war mir alles hier; wie bewunderte ich die Reinlichkeit und Eleganz selbst der kleinsten Dörfer Hollands! Welcher Unterschied zwischen den Landstädtchen und Dörfern Süddeutschlands, wo ein Misthaufen an den andern stösst, und man im Schmutze der Strassen beinahe versinkt! – Hier sieht man bei jedem Schritte den Wohlstand des Landes; dasselbe ist zwar eben und arm an malerischen Partien; aber der wohlangebaute Boden, die kolossalen Wasserwerke und gemeinnützigen Bauten, die herrlich angelegten Wege und Kanäle ersetzen dem Besuchenden reichlich den Mangel an pittoresken Scenen.

Hätte meine Börse, die mich in Holland nicht mehr sehr drückte, es zugelassen, ich hätte wahrscheinlich nicht so geeilt, unter den Commandostab der Corporale zu kommen. So aber war ich genöthigt, mich in Amsterdam anwerben zu lassen, und nach wenigen Umständen trat ich ohne Handgeld unter die holländischen Kolonialtruppen.

Das Depot dieses Corps lag in der kleinen Stadt Harderwyk, an den Ufern der Zuydersee, wohin ich mit dem Botenschiffe am 27. Juli abfuhr. Mit den wenigen Cents, welche mir übrig geblieben waren, ging ich so glücklich und zufrieden an Bord, als hätte ich eine reiche Erbschaft zu holen. Einige Juden und Fischer lagen im Raume umher und sprachen fleissig dem mitgebrachten Genever zu, oder schnarchten, bis wir um 2Uhr des Nachts am Brückenkopfe der Stadt landeten.

Ich konnte kaum den Tag erwarten, an dem ich meine militärische Laufbahn antreten sollte, und befand mich schon frühe an den Ufern der Zuydersee, wo ich einige Haufen Menschen erblickte, die man in ihren groben, grauen Hosen und Wämsern für Zuchthauseleven zu halten nicht abgeneigt war. Es waren aber Soldaten, die ohne Waffen erst das Gehen und Stehen nach dem Takte zu erlernen hatten, und ich erfuhr, dass meiner eine eben so zierliche Kleidung harre. Die weitere Beschreibung der Lebensart dieser Colonialen war ebenso wenig einladend als ihre Kleidung, und mein Enthusiasmus für die Sache war dadurch beinahe am Sinken. Aber – tu l'as voulu, dachte ich, und liess mich beim Commandanten melden.

Der Colonel, Commandant des Depots, war ein freundlicher Mann, und ganz geschickt, den Eindruck, den die schlechte Uniform seines Corps auf die Neuankommenden machte, zu verscheuchen. Er war ein Schweizer und sprach deutsch mit mir. Nachdem er meine Papiere durchgelesen hatte, wurde ich nach der Kaserne gebracht, wo ein Haufen Neugieriger mich umringte, und aus meiner Kleidung Folgerungen machte, wer und woher ich wäre.

Der grössere Theil meiner neuen Kameraden waren Deutsche, und zwar aus allen Theilen des gemeinschaftlichen Vaterlandes: Hannoveraner, Hessen, Sachsen, von der polnischen Grenze, Preussen und Oesterreicher; man hörte alle Dialecte, und obgleich, wie ich mich eben ausdrückte, alle diese Herren der Kleidung nach genau den Sträflingen gleich sahen, so war man doch in ganz nobler Gesellschaft; denn man fand Grafen und Barone, weggelaufene Doctoren, bankerotte Kaufleute, entlassene Officiere und Schauspieler, welche kein anderes Engagement hatten finden können, ja selbst einen katholischen Geistlichen, Alle entschlossen, der Fortuna, die ihnen in Europa nicht lächeln wollte, in Ost- oder Westindien freundliche Blicke abzulocken.

Ein Landsmann, der früher Officier war und aus einer sehr angesehenen Familie Württembergs stammte, aber durch Ausschweifungen und Liebe zum Trunk genöthigt wurde, dort seine Entlassung zu nehmen, besorgte mir einen Kessel mit Suppe, der ich mit grossem Appetite zusprach. Er war vor Kurzem erst angekommen, und konnte sich in die neue Lebensweise nicht recht fügen. Ausser dem Genever fand er Alles abscheulich.

Am folgenden Tage wurde ich gekleidet, wobei sich ein Jude einfand, der meine abgelegten Kleider kaufen wollte, sie aber so nieder anschlug, dass ich ihm keine Antwort gab. Da jedoch der Fourier, der sicher jedesmal etwas profitirte, Schwierigkeit machte, das abgelegte Zeug in die Kaserne zurückzunehmen, so liess ich dem Schurken Alles für ein Spottgeld. Jetzt ging es an's Exerciren, wobei ich mir schrecklich viele Mühe gab, die sanften Erklärungen der Corporale zu begreifen, da ich der holländischen Sprache nicht mächtig war.

Unsere Lebensweise war nun folgende: des Morgens 5Uhr schlug's Reveille, wobei durch die Corporale das Brod ausgetheilt wurde; um 6Uhr begann das Exerciren, das bis 9Uhr dauerte, um 10Uhr war Apell, hernach ass man eine wohlschmeckende, kräftige Suppe, worauf von 1-4Uhr wieder exercirt wurde. Um 4Uhr war abermals Apell, wobei jedesmal ein geputztes Waffen- oder Kleidungsstück zur Inspection gebracht werden musste. Hierauf kam ein Gericht von Erdäpfeln, Radatoe genannt, zum Mittagsmahl. Nachdem man kaum den Löffel abgewischt hatte, rief die Trommel abermals zum Exerciren, das mit der Nacht endigte. Weiber mit Kaffee, Butter, Käse, Schweinsklauen und andern Bäckereien hatten indess ihren Einzug in den Hof der Kaserne gehalten; sie schenkten Kaffee, für 1 Cent die Tasse. Branntwein oder Liqueurs durften nicht in die Kaserne gebracht werden, desshalb waren auch unsere Soirées, in deren Mitte die Kaffeefrau mit ihren Delicatessen präsidirte, sehr friedsam und unterhaltend. Man sang, erzählte und lebte um ein paar Cents ganz köstlich, bis der Zapfenstreich dem Wohlleben ein Ende machte.

Diese neue Lebensweise war mir natürlich ungewohnt; doch fand ich mich schneller darein, als ich selber geglaubt hatte. Ich that mein Möglichstes, um exerciren zu lernen und meine Waffen und Kleider in Ordnung zu halten. An freien Tagen ging ich mit Kameraden in die Stadt, die wir aber nicht verlassen durften. Ueberall standen Schildwachen, um die Vögel im Käfige zu halten und der Desertion vorzubeugen. Dessen ungeachtet entschlüpften Manche, meistens Deutsche, welchen ihr jetziger Stand um so unerträglicher war, je weniger sie ihre früheren Verhältnisse vergessen konnten.

Die Stadt Harderwyk, früher der Sitz einer Universität, ist ein kleiner, unbedeutender Platz an der Zuydersee; sie mag etwa 5-6000 Einwohner zählen. Die Hauptbeschäftigung derselben ist der Fischfang, und eine nicht unbedeutende Quelle ist das Dépot der 1. Division Nr. 33 der Landmacht, nämlich der Sammelplatz der für die Colonien Hollands bestimmten Truppen. Der jährliche Bedarf für die Colonien ist unbestimmt; er beläuft sich zuweilen für Ostindien auf circa 1500, für Surinam und Curacao auf 150-200 Mann, und wenige für das Fort St.Georg d'Elmina in Afrika. Alle diese Glücksadspiranten verzehren ihren Sold und das Geld, welches sie mitbringen, oder von Hause erhalten, in den Geneverkrügen des Städtchens, deren es gar viele gibt, oder lassen dasselbe in den Händen von Freudenmädchen, die ebenfalls in Menge sich hier aufhalten.

Unsere Kaserne hiess Oranje Gelderland; sie vereinigte in sich alle, welche für die Colonien bestimmt waren, und welche aus denselben als unbrauchbar, oder mit Abschied zurückkamen. Der erstere Theil bestand theils aus belgischen Deserteuren oder aus entlassenen Dieben vom Zuchthause in Leyden, auch aus sogen. Strafdivisionären (Menschen, die bei keinem Regimente zu gebrauchen sind, desswegen nach den Strafdivisionen, bei welchen es Prügel regnet, übergesendet werden, und nur durch das einzige Mittel, für die Colonien sich freiwillig zu engagiren, davon loskommen), und endlich aus Deutschen aller Art, von welchen die meisten durch das eine oder andere Unglück zu diesem Schritte genöthigt waren. Sie haben zwar im Allgemeinen vor den oben erwähnten Belgiern und Holländern den Vortheil einer grösseren Bildung voraus; aber diese gewährt nicht immer den einer grösseren Moralität. Viele wissen sich durch Geschmeidigkeit und Unterwürfigkeit beliebt zu machen, und machen ihr Glück. Klagen über schlechte Behandlung sind selten gerecht. Man findet in der ganzen Armee sehr viele Deutsche, die sehr ansehnliche Chargen bekleiden, und man muss sich im Gegentheil wundern, dass man Fremdlinge nicht zurücksetzt, da man mit einheimischen Cadetten und Adspiranten selbst überladen ist.

So wenig Anziehendes der Charakter der nach den Colonien abgehenden Truppen im Allgemeinen auch hat, so ist er doch in moralischer Hinsicht unendlich besser als derjenigen, welche aus den Colonien zurückkommen. An Körper häufig Krüppel, und durch den Genuss des Branntweins an Geist so geschwächt, dass man gar keine gute Eigenschaft mehr hoffen kann, warten diese Leute auf ihren Abschied, ihre Pension oder Gnadengelder, womit sie in wohlfeilen Plätzen Hollands sich bei Bauern in Kost und Wohnung begeben, aber selten ein hohes Alter erreichen, da Klima und Lebensweise ihrem gebrechlichen Körper nicht zusagen. Es kamen während meiner Anwesenheit in Harderwyk einige Transporte aus Ostindien. Die Meisten hatten ihre Habseligkeiten in den ersten Häfen bereits verkauft, und zitterten bei jedem rauhen Winde wie Espenlaub. Doch meine erste Rückreise aus Surinam, die ich später ausführlicher beschreiben werde, wird ein wahres Bild aller aus Ost- oder Westindien zurückkehrenden Truppen abgeben.

Es waren seit meiner Ankunft schon mehrere Transporte abgereist, und jedem hatte ich sehnsüchtig nachgeblickt; aber die Reihe sollte so schnell noch nicht an mich kommen, da man sich beeilte, die Belgier und Sträflinge zuerst auf's Wasser zu bringen.

Es nahete der Winter mit raschen Schritten, und beim Erdäpfelschälen, dem sich keiner entziehen durfte, gab es kalte Finger. Ich befürchtete jetzt sehr, die kalte Jahreszeit in Holland zubringen zu müssen. Diesem vorzubeugen, bat ich den Kapitän meiner Compagnie, einen freundlichen, wohlwollenden Mann, mich bei dem nach Surinam abgehenden Transporte einzuschreiben. Zwei Tage später, am 3. November lieferte ich meine Waffen ein und machte mich reisefertig.

Den 4. November 1835 verliessen wir Harderwyk. Es war ein heller, kalter Tag, und unser Detachement, das aus 60 Mann bestand, war im Kasernenhofe angetreten. Wir waren mit unsern Ranzen bepackt, und in den offenen Feldkessel erhielten wir beim Abmarschiren das gewöhnliche Viaticum, ein Pfund Brod und gebratenes Fleisch.

Der Chef übergab uns einem in Urlaub gewesenen und nach Surinam zurückkehrenden Officier der Artillerie. Voraus die Musik des Depots, begleitet von allen Gassenjungen und dem Pöbel Harderwyks, zogen wir wohlgemuth zum Seethor hinaus, wo eine Barke lag, die uns nach Amsterdam bringen sollte.

Dass Viele unseres Detachements betrunken waren, lässt sich denken; auch brachten Manche, obwohl zuvor scharf visitirt ward, noch Branntwein an Bord, so dass es die ganze Nacht durch Händel und Schlägereien gab, und an Schlaf nicht zu denken war. Der Lieutenant, der bei diesem wilden Haufen doch nichts machen konnte, zog sich in die Kajüte zurück. In dem kleinen Raume, in welchem wir eingepfercht waren, herrschte eine Hitze und übler Geruch zum Ersticken, so dass ich die kalte Luft des Verdecks vorzog. Bereits gegen 5Uhr Abends sahen wir die vielen Thürme Amsterdams, blieben aber die Nacht über vor dieser Stadt liegen.

Den 5. gegen Mittag fuhren wir in einem geräumigen Schiffe, das durch Pferde gezogen wurde, über Haarlem, Rotterdam, Gouda, wo wir den 8. ankamen, und das zu unserer Ueberfahrt bestimmte Transportschiff Prinz Willem Frederik Hendrik lag. Den folgenden Tag wurden wir eingeschifft. Die Reinlichkeit, die Sorgfalt, womit jeder Raum benützt wird, ist bewundernswürdig, und es schien mir unmöglich, dass eine solche Menge Menschen darin logiren könne, ohne wie Häringe aufeinandergehäuft zu seyn. Die Matrosen, deren etwa 50 an Bord waren, befanden sich von uns abgesondert, wiewohl auf gleiche Weise eingetheilt. Man schied uns in 6 Backe, wovon je 3 auf jeder Seite des Schiffs waren. Jeder Back bestand aus 10 Mann, die zusammen eine Tafel, welche mit Tauen am Verdeck hing, zwei Bänke, eine Lampe und eine grosse Kiste, worin die tägliche Ration aufbewahrt wurde, zum Gebrauche hatten. Bei unserem Detachement befand sich bloss ein Sergeant und ein Korporal, die unter die 60 Mann vertheilt waren. Bei jedem Back wurde ein Backmeister gewählt, der für Ordnung und Reinlichkeit zu sorgen hatte, und während der ganzen Reise dieses Amt bekleidete. Ausser ihm hatte noch eine andere Person ein Amt, das die übrigen 9 Mann abwechslungsweise versahen, und zwar ein sehr lästiges, nämlich das des Essenholens, Aufwaschens, Rationvertheilens u.s.w. Der damit Geplagte hiess mit seinem Amtstitel: »Söhnchen«. Die Kost bestand des Morgens aus Grütze, die man mit Butter vermischte; voraus ging ein Schnaps (Orlam), vom Bottelier des Schiffes ausgetheilt. Um 11Uhr genoss man abermals einen Schnaps, und um 12Uhr Erbsen mit Speck oder gesalzenem Fleische. Das Essen wurde durch das Söhnchen in einem Back oder hölzernen Kübel geholt. Der Speck wurde durch denselben in 10 Portionen geschnitten, und durch einen, der die Augen davon abwenden musste, jedes Stück der Reihe nach ausgetheilt, um Parteilichkeit zu vermeiden. Es ass nun Jeder aus dem Backe, wobei es manchmal heftige Streitigkeiten gab, weil die einen gern Essig, die andern keinen darin haben wollten, und Teller nicht vorhanden waren, um die Erbsen zu theilen. Nach dem Essen musste das Söhnchen den Kübel und die Löffel reinigen, die Tafel und den Boden aufwaschen und alle häuslichen Geschäfte verrichten. Bei stürmischem Wetter passirte es später manchmal, dass das Söhnchen mit den Erbsen die Treppe herabfiel, und die unten Stehenden die heisse Brühe auf's Gesicht und die Kleider bekamen, wobei es dann manches Donnerwetter absetzte.

Wir waren zu unsern Dienstverrichtungen auf dem Schiffe in zwei Theile abgetheilt, nämlich in die Steuer- und Backbordseite. Es werden so die zwei Seiten des Schiffes genannt, von welchen, wenn man vom Hintertheile des Schiffes nach vornen sieht, die rechte Steuer- und die andere Backbord ist. Die eine Hälfte unserer Mannschaft war auf dieser, die andere auf jener Seite. Während der ganzen Reise musste die Mannschaft einer Seite abwechslungsweise sich auf dem Verdecke befinden. Ob es nun regnete oder stürmte, kalt oder warm war, von den dreissig Männern, welche diese Wache hatten, durfte keiner sich im Zwischendeck befinden. Die Ablösung fand je nach vier Stunden statt, welchen Zeitraum man eine Wache nannte, deren sechs ein Etmaal oder einen Tag ausmachen. Die Zeit, nach welcher man die Wachen austheilt, wird durch ½ Stundenglas dadurch angezeigt, dass man z.B. um ½1Uhr einmal, um 1Uhr zweimal, um ½2Uhr dreimal, um 4Uhr achtmal an die Glocke schlägt, was man Glasen nennt. Erhält man auf die Frage, wie spät es ist, zur Antwort: 3 Glasen, so weiss man, dass es ½2, ½6 oder ½10Uhr ist. Das Kommando an Bord geht durch Pfeifen; jeder Unterofficier des Schiffes führt eine solche bei sich. Die Signale, welche dadurch gegeben werden, beziehen sich meist auf die Arbeiten der Matrosen; jedoch wurde auch zum Essen und zum Schnaps gepfiffen. Ausser dem gekochten Essen, das immer aus Grütze und Erbsen bestand, bekam man wöchentlich zweimal Zwieback, Käse und Butter; auch wurde jeden Abend warmes Wasser, Theewasser genannt, ausgetheilt. Dieses brauchte jeder nach Belieben; ich brockte in das meinige Zwieback, Käse, Butter und Speck, den ich vom Mittagessen übrig hatte, und Zwiebel, die man von der Frau des Schiffers kaufen konnte, und hatte somit die herrlichste Suppe, die man unter solchen Umständen bereiten konnte. Mit anbrechender Dunkelheit wurden die Lampen angezündet, und die, welche die Wache hatten, spielten Lotto oder Domino, oder vertrieben sich auf andere Weise die Zeit. Abends 8Uhr hing man die Hängematten auf, die den Tag über in der Verschanzung aufgehoben wurden, und legte sich schlafen, während die wachthabende Hälfte ungeduldig auf dem Deck herumtrippelte, bis auch die Reihe an sie kam, in die warmen Hängematten zu liegen.

Es ist aber nichts Leichtes, in einem so engen Raume mit so vielen Menschen zu schlafen, und deren Ausdünstung, wie die von Thee, Käse und andern Ingredienzien, erträglich zu finden, dabei abgerechnet das Geräusch von etwa 60 Menschen überm Kopfe, das Geknarre der Hängematten, die immer gegen einander anstossen, das Geseufze der Masten, das Klirren der Ankerketten und das Schlagen der Wellen von aussen.

Wir blieben nach unserer Einschiffung noch 8 Tage auf der Rhede von Hellevoetsluis und segelten den 17. November ab. Kaum waren wir zwei Stunden vom Hafen entfernt, so lief das Schiff durch Unvorsichtigkeit des Lootsen auf eine Bank; das Steuerruder hackte aus und nahm noch sonstigen Schaden. Man that einige Schüsse, auf welche sogleich mehrere Kanonierboote herbeieilten, um uns beizustehen. Durch das Dampfboot Curacao wurden wir Nachmittags nach dem Hafen zurückgeschleppt. Da unser Schiff ins trockene Dock gebracht und ausgebessert werden musste, so wurden wir auf so lange in eine leerstehende Kaserne einquartirt.

Hier blieben wir nun ohne alle Beschäftigung vierzehn Tage und erhielten unser Essen vom Schiffe, an dem anhaltend gearbeitet wurde; übrigens war uns alle Freiheit gestattet. Wir durchliefen jeden Tag Hellevoetsluis und die Umgegend, wiewohl ohne Geld, da uns kein Cent Sold ausbezahlt wurde.

Viele verkauften ihre Kleider, um sich mit den Dirnen des Städtchens belustigen zu können, oder versoffen das Ihrige im Genever; Manche lagen, weil es sehr kalt war, den ganzen Tag im Bette; auch verging kein Tag, an dem nicht mörderische Prügeleien und dergl. vorgefallen wären. Der Detachements-Commandant, der seine Wohnung auf dem Schiffe hatte, wusste sich nicht zu helfen, Sergeant und Korporal wurden von dem zügellosen Volke nicht beachtet. Indessen kam vom Ministerium der Colonien, das unsere Geldlosigkeit rührte, eine Vergütung von 2fl.50kr. per Mann, welche denjenigen ausbezahlt wurde, die ihre Kleidungsstücke nicht verkauft hatten. Die Andern aber waren bis zur Abreise unter Schloss und Riegel. Jetzt ging es wieder lustig her; doch in kurzer Zeit herrschte wieder Mangel, wie zuvor, und zu abermaligen Gratificationen war der hartherzige Minister nicht geneigt.

Einer unserer Kameraden hatte ein chinesisches Schattenspiel gemacht, womit er des Abends Vorstellungen gab, die von Soldaten, Matrosen und Dirnen des Städtchens fleissig besucht wurden, und wobei unter dem Publikum manche Scene vorfiel, die wohl in dichten Schatten gehüllt zu werden verdient.

Am 2. December kamen wir abermals an Bord. Zugleich wurden unter militärischer Bedeckung diejenigen unseres Transportes auf's Schiff gebracht, welche ihre Kleidungsstücke verkauft oder sonstige Fehler begangen hatten. Im Kreise der Officiere und der Equipage des Schiffes wurden uns nun die Kriegsartikel für die Marine vorgelesen, in welchen von Kielholen, Raafallen, Aufhängen u.s.w. die Rede war. Mit donnernder Stimme hielt uns der erste Officier unsere schlechte Aufführung vor; auch liess er sogleich einige, die dagegen etwas einzuwenden hatten, an die Kanonen festketten. Nachdem dieses geschehen war, wurden acht Matrosen vorgeführt, die während der Ausbesserung des Schiffes von Bord weggelaufen waren und den Schiffer beim Marinegericht in Rotterdam verklagt hatten. Dort fanden sie, wie es schien, kein Recht und wurden wieder an Bord gesendet.

Die Officiere alle und der Schiffsdoctor waren in Uniform auf dem Halbdeck, und von den Matrosen und Soldaten durfte keiner das Verdeck verlassen, wo nun ein Exempel für uns alle statuirt werden sollte. Wir Soldaten standen voll banger Erwartung da; denn man sah an dem fröhlichen Gesichte unseres Detachements-Commandanten, der immer lachte, wenn ein armer Schelm geprügelt wurde, dass tüchtig eingebrockt werden sollte. Der Schiffscommandant begann endlich den Delinquenten ihr Verbrechen vorzuhalten, und – das war der langen Rede kurzer Sinn – dass er Gnade vor Recht ergehen lassen, und sie desshalb nicht vor den Kriegsrath stellen, sondern mit einer kleinen Ermahnung abstrafen wolle. Es war bereits eine Lucke an der Wand aufgestellt, auf welche die Hauptperson des Complotts auf den Bauch gelegt und festgebunden wurde.

Der Schiffer (erster Unterofficier), den sie verklagen wollten, und der Schieman (ebenfalls ein Unterofficier), jeder mit einem fingerdicken und ellenlangen Theertau in der Hand, warteten nur auf das Zeichen des Commandanten, um der vorausgegangenen Ermahnung den gehörigen Nachdruck zu geben. Sie schlugen nun auch auf den armen Kerl, der in den rührendsten Ausdrücken um Gnade bat, so los, dass er zuletzt, seiner Sinne beraubt, wie todt dahing. Der Commandant liess den Doctor nachsehen, ob man noch etwas beifügen könne, was der menschenfreundliche Mann, nachdem er den Mund und die Augen des Schächers untersucht hatte, bejahte. Man schlug desshalb aufs Neue auf ihn los. Nachdem er sein Maas erhalten hatte, und man die Taue, womit er angebunden war, losmachte, fiel er gefühllos, wie ein Sack, zu Boden. Hierauf kam die Reihe an den zweiten und die übrigen; der erste hatte übrigens das Fett von der Suppe erhalten. Mir standen bei dieser Prügelei die Haare zu Berg, und nie hat eine derartige Scene solchen Eindruck wieder auf mich gemacht. Zwar war es mir in der ersten Zeit in Surinam unmöglich, das Peitschen und die Schläge der Neger gleichgiltig anzusehen, und kaum konnte ich mich der Thränen enthalten, wenn diese nackten Schwarzen, manchmal wegen unbedeutender Vergehen, mit den zähen Zweigen der Tamarinde so geschlagen wurden, dass ihr Blut den Boden färbte. Es empörte mich, wenn ein solcher Neger nach der Abstrafung, blutig und mit Schwielen bedeckt, noch von den Soldaten verhöhnt wurde. Wenn sich nun auch dieses Gefühl bei mir gerade nicht verlor, so ist es doch durch die Gewohnheit abgestumpft, und ich habe leider die Ueberzeugung, dass, wo Sklaverei ist, der Stock nicht fehlen darf; Mässigung aber und Menschenliebe dürfen weder dem Seeofficier noch dem Pflanzer fremd seyn, und nur im äussersten Falle wäre dieses Mittel zu gebrauchen! Wir gingen den 10. Dec. des Abends abermals unter Segel, und sahen bereits am Morgen die Kreideberge Englands vor uns liegen. Da der Wind ungünstig war, ankerte man vor der Stadt Deal. Das Wetter war kalt aber schön; Dampfschiffe und Fischerboote fuhren an uns vorüber, und eine Menge Schiffe lagen ebenfalls hier, um mit günstigem Winde den Canal zu passiren. Nach vier Tagen änderte sich der Wind, und wir kamen in den Canal. Die Seekrankheit plagte mich wenig, was vielleicht die kalte Luft verursachte. Die vielen Schiffe und Dampfboote, die uns begegneten, die herrlichen Ufer Englands mit ihren hohen, weissen Kreidebergen, waren besonders für uns Süddeutsche von besonderem Interesse.

Nach drei Tagen waren wir im atlantischen Ocean. Unser Leben war sehr einförmig, und nur an der wärmeren Luft fühlten wir, dass wir nicht mehr im kalten Norden waren. Das Eis unseres Wasserfasses verschwand und heftige Regenschauer durchnässten uns zuweilen. Es war am Christabende, als mehrere von uns sich vor einem Regenguss in die, zwischen den zwei Masten stehende, und mit einem andern Boote bedeckte Schaluppe versteckten. Da ich der Letzte war, der in dem bereits vollgepfropften Boote eine Zuflucht suchen wollte, so mussten meine Füsse, für die ich keinen Platz mehr fand, ausserhalb desselben bleiben. Ich dachte eben an die Freuden dieses Abends im Vaterlande, verglich im Stillen den Geschmack der Lebkuchen mit dem des harten Zwiebacks, an dem ich noch kurz zuvor die Zähne gewetzt hatte, und bemerkte vor lauter Rührung nicht, wie mir Jemand in der Dunkelheit meine Füsse untersuchte. Plötzlich wurde aber eine wahre Sündfluth von Seewasser unter grässlichen Flüchen über mich ausgeschüttet, so dass ich eiligst die Flucht ergriff und meine Mütze dabei verlor. Der Schieman hatte meine Füsse bemerkt, und mich in diesem unerlaubten Asyle freigebig mit einigen Eimern Seewasser traktirt. Ich war bis aufs Hemd durchnässt und zitterte die noch übrigen zwei Stunden wie ein Rohr.

Anfangs Januar hatten wir die Höhe von Madeira erreicht. Jetzt sah man (denn nach einigen Tagen hatten wir den Passatwind) fliegende Fische in Menge, von welchen bisweilen einige des Nachts auf das Verdeck niederfielen; auch trieb von Zeit zu Zeit eine prächtige rothe Polypenart an uns vorbei, welche die Matrosen Portugiesisches Kriegsschiff nannten. Das herrlichste Wetter begünstigte unsere Fahrt, und ich blieb, wie die meisten von uns, Tag und Nacht auf dem Verdecke, weil die Luft im Raume, obgleich man sie durch Windsäcke verbesserte, warm und übelriechend war. Man brachte die Tage mit Lottospielen zu, und bis in die tiefe Nacht hinein wurde gesungen und erzählt. Der Mond glänzte am wolkenlosen Himmel, und die Sterne schienen mit mehr Glanz zu funkeln. Alles ging seinen geregelten Gang, durch nichts unterbrochen, als durch kleine Strafexecutionen an Matrosen, denen der Schieman einige aufzuzählen hatte.

Bei uns Soldaten war dergleichen noch nicht vorgefallen; denn es gab keine Excesse, weil kein Branntwein zu bekommen war. Eines Tages aber bekamen einige Soldaten aus der Hefe von Hollands Pöbel Streit mit einander; sie packten sich an den Ohren, und balgten sich zwischen den Kanonen auf dem Verdecke. Der Commandant des Schiffes, der diess zufällig mit angesehen hatte, liess das ganze Detachement auf das Verdeck pfeifen. Hierauf mussten die Kampflustigen vortreten, und jeder bekam ein Tau mit der Anweisung, einander tüchtig das Fell zu gerben. Die Versicherung, dass, wenn sie ihre Sache nicht gut machen, der Schieman das Fehlende beifügen würde, wirkte; denn wie zwei erboste Hähne stürzten die Kerls aufeinander los; aber, ungewohnt mit Tauen zu fechten, warfen sie diese weg und bläuten einander mit den Fäusten durch. Das Gelächter wollte kein Ende nehmen, und an diesem Intermezzo hatte besonders unser Detachements-Commandant seine herzlichste Freude.

Ehe wir den Passat erreichten, hatten wir immer Wasser zur Genüge gehabt, und jeder durfte aus dem Wasserfasse nach Belieben trinken. Kaum waren wir aber in der wärmeren Zone, so wurde uns das Wasser in Rationen ausgetheilt. Diese bestanden auf den Tag in einer Flasche für den Mann; sie wurden zusammen in einem Fässchen aufbewahrt, aus welchem man gemeinschaftlich unter Vorsitz des Backmeisters den Durst löschte. Das Söhnchen vertheilte an jeden den Labetrunk im Deckel einer Marmitte und hatte zugleich die Aufsicht, dass keiner naschte. Wie vielen Durst litt ich da! Fleisch, Speck und Käse, was ich alles gerne ass, vertauschte ich gegen Wasser, und häufig bestürmte ich den schwarzen Koch mit Bitten um etwas Wasser, was mir auch der gutherzige Neger, wiewohl unter grässlichen Flüchen und Verwünschungen, häufig gab.

Die Hitze nahm täglich zu. Man zog die schwere Ankerkette, die, seit wir auf dem Ocean waren, im Zwischendeck aufbewahrt worden war, hervor, befestigte den Anker, und erwartete in ein paar Tagen das Land.

Des Meeres herrliches Indigoblau wurde heller und grünlich; es fielen einigemal schwere Regengüsse. Am 18. Januar 1836 sahen wir endlich die Küste von Guyana vor uns liegen, ein langer Streifen dunkler Wälder, der auf dem Wasser sich ausdehnte, und weder Berge noch Hügel bemerken liess.

Allmählig konnte man die Bäume aus der grünen Masse unterscheiden; Wohlgerüche von blühenden Gewächsen wehten uns an; Schmetterlinge kamen aufs Schiff geflogen; Schwärme von rothen Ibisen, hier Flamingos genannt, deren Gefieder vom herrlichsten Scharlachroth ist, zogen über uns hin, und von Zeit zu Zeit tauchte ein grosser Fisch aus den trüben Meereswellen, um frische Luft zu schöpfen.

Wir sahen die nationale Flagge des Postens Oranje uns entgegenwehen, und gegen 2Uhr kamen wir in die Mündung des Surinamstroms. Jetzt erst sahen wir die für uns neue Welt näher, denn auf der See waren wir wohl 1½ Meilen vom Lande entfernt geblieben, weil bedeutende Sand- und Schlammbänke längs der Küste sich hinziehen. Alles war eben und von ungeheurem Wald bedeckt, dessen Grün sich so frisch und lebhaft ausnahm, dass selbst dasjenige der jungen Blätter der europäischen Bäume jenem an Glanz nachsteht. Zwischen diesen Waldungen lag eine freundliche Plantage, deren Zuckerfelder die Ufer begrenzten. Die weissen Häuser, die Mühlen mit ihren hohen Schornsteinen waren unter Palmen und andern uns fremden Gewächsen versteckt. Der Reichthum der üppigen Tropennatur lag vor uns ausgebreitet; wie schön erschien mir dieses Land! Im Winter hatten wir die traurigen Dünen Hollands verlassen, und jetzt waren wir im Lande des ewigen Sommers. Nie werde ich auch den Augenblick meiner ersten Landung vergessen! – Je weiter wir den Strom aufwärts fuhren, desto belebter wurde die Scene. Schöne, lebhaft gefärbte und von nackten Schwarzen geruderte Barken fuhren über den majestätischen Strom. Man ankerte bei Forteress Neu-Amsterdam, das an der Mündung des Comewyne in den Surinam liegt und die Einfahrt der Schiffe in diese beiden Ströme wehren kann. Auf der andern Seite des Surinam, dem Fort gegenüber, liegt die Redoute Puomerend und an dem Comewyne das Fort Leyden. Der Surinam ist bei Forteress Neu-Amsterdam etwa eine Viertelstunde breit, und beide Ströme sind, so weit das Auge reicht, mit den schönsten Zucker- und Caffepflanzungen eingefasst.

Wegen des gelben Fiebers, das gerade in Paramaribo herrschte, und schon viele Menschen weggerafft hatte, beschloss das Gouvernement, so nöthig man uns auch für den Garnisonsdienst in der Stadt hätte brauchen können, uns so lange in dem gesünderen Forteresse zu lassen, bis die Krankheit aufgehört hatte. Wir wurden demnach gegen 6Uhr ausgeschifft.

Die ganze Besatzung des Forts war zusammengelaufen, uns zu empfangen. Jeder fand einen Freund, Bekannten oder Landsmann unter dem Haufen, und des Fragens und Staunens war kein Ende. Auch die ganze weibliche Einwohnerschaft des Forts versammelte sich. Schwarze und farbige hässliche Weiber mit langen, schlaffen Brüsten überhäuften uns mit Gunstbezeugungen und bezeugten Lust nach den von uns mitgebrachten Stücken Käse und Zwieback. – Man brachte uns, als es schon dunkel war, durch eine Allee von Tamarinden und Mangos in das Fort, und nach der für uns bestimmten Kaserne, welche ganz das Aussehen eines Pferdestalles hatte. Durch den ganzen Saal liefen etwa vier Fuss über dem Boden Stangen, sogenannte Klabayen, an welche man des Abends die Hängematten befestigte, die den Tag über an denselben aufgerollt waren. Fünfzig Schritte von der Kaserne entfernt war eine Schenke, wo Branntwein, Rum und Wein zu bekommen war. Dahin stürmten nun diejenigen, welche noch Geld hatten, um ihre Ankunft auf übliche Weise zu feiern, oder die sich von Bekannten traktiren liessen.

Der Lärm und der Spectakel in der Schenke waren abscheulich, endigten jedoch mit dem Zapfenstreich, mit welchem sich jeder nach seiner Hängematte zu begeben hatte. Die Besoffenen lagen unter Tischen und Bänken. An Ruhe und Stille war nicht zu denken; denn die ganze Nacht durch dauerten die Zänkereien um die schönen Damen, welche aus allzugrosser Zärtlichkeit Jedem angehören wollten, und deren Sprache keiner verstand, die Lamentationen und Misereres der Besoffenen, und die Flüche derer, welche die Köpfe an die ihnen ungewohnten Klabayen stiessen; dabei peinigte uns eine Unzahl von Mosquittos, welche vorzüglich die Neuankommenden anfallen und eben so lästig durch ihr Gesumme als durch ihre Stiche werden.

Ich sass die Hälfte der Nacht vor der Kaserne und bewunderte die Tausende von Feuerfliegen, welche viel heller sind als die in Europa, und das feuchte Gras durchschwärmen; wären auch nicht die Mosquittos die Ursache unseres Wachens gewesen, so hätten mich doch die Scenen des Tages wachend erhalten, und kaum graute der Morgen, als ich wieder ins Freie ging, wo mir Alles fremd war.

Eine herrliche Allee von Königspalmen fasste den Mittelweg des Fortes ein; ihre federbuschartigen Gipfel berührten sich beinahe und bildeten ein prachtvolles Gewölbe. Eine andere Allee bestand aus dichtbelaubten Bäumen, die grosse, eiförmige Früchte von einladendem Geruche trugen.

Obwohl ich sie nicht kannte, ass ich doch einige und fand sie vortrefflich. Es waren Mangos (Mangifera indica), die um diese Zeit reif sind und zuweilen zwei Ernten jährlich geben. Ihre Frucht hat die Grösse eines Gänseeies, ist auf der einen Seite meist etwas eingedrückt, reif gelb, und wie die Blätter des Baumes von terpentinartigem Geruche. Die Haut wird abgezogen und das gelbe faserige Fleisch vom Steine, der etwas platt, aber beinahe so lange wie die Frucht ist, abgesogen. Es schmeckt sehr süss und angenehm und lässt sich mit keiner europäischen Frucht vergleichen; die Fasern des Fleisches setzen sich gerne zwischen die Zähne. Der Mangobaum wird grösser als der grösste Apfel- oder Birnbaum und trägt von seinem vierten Jahr an Früchte, in günstigen Jahreszeiten in unglaublicher Menge. Auf den Pflanzungen, wo sich häufig ganze Alleen davon vorfinden, mästet man mit den Früchten, die auch einen feinen Branntwein geben, die Schweine.

Allmählig wurde es im Fort lebhaft. Die Neger, lauter Sclaven in Ketten, welche von ihren Plantagen wegliefen und wieder eingefangen wurden, gingen zu ihrer Arbeit. Sie müssen eine bestimmte Zeit von Jahren hier an den Festungswerken arbeiten, um nachher, wenn ihre Strafzeit aus ist, wieder auf ihre Pflanzungen zurückgeschickt zu werden. Sie gehen, wie die meisten Sclaven, beinahe nackt, woran ein Neuangekommener den meisten Anstoss nimmt. Die Kleidung aber, an welche sie nie gewöhnt sind, die ihnen auch in diesem Klima von geringem Nutzen ist, wird fast gar nicht von ihnen gebraucht, auch wenn sie eine solche haben. Ich sah diese Unglücklichen mit grossem Mitleid, und hätte sie, wäre es in dieser Zeit in meiner Macht gestanden, stante pede losgelassen.

Eine Negerin, die ebenfalls in Ketten in der Nähe unserer Kaserne arbeitete, hatte ihrem kleinen, etwa ¾ Jahr alten Kinde einen Strick um den Hals gemacht und auf dessen Ende einen Stein gelegt, dass es nicht zu weit herumkriechen konnte. Sie frug mich, als sie mein Mitleid für das arme Geschöpf sah, spasshafterweise, ob ich es kaufen wolle, und verlangte 30fl. dafür. Mein ganzer Reichthum bestand aber blos aus 10fl., dem während der Reise verdienten Sold, der uns am ersten Morgen ausbezahlt worden war, und so musste ich zur grossen Belustigung meiner Kameraden, die wohl wussten, dass die Negerin ihr Kind nicht verkaufen konnte, bedauern, diesen so vortheilhaften Handel aufgeben zu müssen.

Das Geld, das wir erhalten hatten, wurde von den meisten in der Schenke durchgebracht. Andere kauften Hemden und Hosen, um daran keinen Mangel zu haben.

Von den benachbarten Pflanzungen brachte man täglich die verschiedenartigsten Früchte in das Fort, und ich verwendete einen grossen Theil meiner Baarschaft daran. Da es nicht erlaubt war, aus dem Fort zu gehen, so kletterten wir über Gräben und Pallisaden, um die benachbarten Plantagen zu besuchen. Meine Neugierde kannte keine Grenzen.

Den ersten Ausflug machte ich mit einigen Kameraden auf die Zuckerpflanzung Soelen, die am Comewyne etwa eine halbe Stunde von Forteress liegt.

Bei jedem Schritte überraschte mich etwas Neues, Niegesehenes; bald waren es Krabben, die in den Löchern des Dammes ihre Schlupfwinkel hatten und ihre Scheeren drohend aufhoben, wenn man ihnen zu nahe kam, bald grosse Eidechsen, bald prächtige Schmetterlinge; besonders auch die Menge von Aasgeyern, die gar nicht scheu waren, überall herumsassen und kaum aus dem Wege gingen, oder in ungeheurer Höhe, scheinbar ohne alle Bewegung, in der blauen Luft herumkreisten.

Durch die Bananenfelder, welche die Kost für die Neger des Fortes liefern, kamen wir bald in einen schönen, breiten Waldweg, wo ein mit Blüthen übersäeter Cactus grandiflorus(?) stand, der den herrlichsten Geruch aushauchte.

In der Entfernung sah man die weissen Gebäude der Pflanzung Soelen liegen, zu der eine breite Allee von Apfelsinen und Pompelmusen führte. Diese Bäume hingen voll von reifen Früchten, und wir brachen ab, so viel wir zu tragen im Stande waren. Wir besahen das Kochhaus und die Mühle, die uns aber wenig interessirten, und verliessen, mit Früchten beladen, den Platz.

Es kann seyn, dass der häufige Genuss von Südfrüchten den Neuankommenden schädlich ist; bei mir schien diess aber nicht der Fall zu seyn; denn obschon ich zuweilen mehr als 20 Apfelsinen täglich ass, blieb ich doch stets gesund. Ich lebte während meines Aufenthaltes auf Forteress beinahe ganz von Früchten, Zucker und Eiern, während Mancher, der mir in der besten Absicht dieses abrieth, gerade an der entgegengesetzten Lebensweise unterlag.

Unsere Ausbeute von Früchten munterte unsere Kameraden zu ähnlichen Excursionen auf, bis diese endlich zu den Ohren des Kommandanten kamen und strenge verboten wurden.

Zweiter Abschnitt.
Ankunft in Paramaribo. Das Fort Zelandia. Die Stadt. Oeffentliche Gebäude. Inneres der Privathäuser. Kaufleute und Kaufläden. Gewichte, Maase, Geld. Lebensweise der Militärs und Einwohner. Die Jugend. Die Pflanzungen. Holzfällereien. Leben auf den Pflanzungen. Die Verwalter oder Direktoren. Die Blankofficiere. Die Negersklaven, ihre Arbeiten und Behandlung. Religion. Einfluss der Herrnhuter. Tänze. Krankheiten.

Inhaltsverzeichnis

Den 1. Februar 1836 wurden wir in einem Matrosenpont[1] nach unserem Bestimmungsorte, dem Forte Zelandia, gebracht. Schöne Zucker- und Kaffeepflanzungen säumten auf beiden Seiten den breiten Strom, der vor der Stadt sich plötzlich südwestlich dreht und eine grosse Bucht (Hafen) bildet.

Eine Menge Landhäuser, an welche noch die letzten Pflanzungen grenzen, machen die Vorstadt Combé aus.

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