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Über dieses E-Book

Rosa Gilmour, eine erfolgreiche Radiomoderatorin, hat alles wovon man träumen kann: einen guten Job, eine tolle Familie und persönliche Erfüllung. Als sie Drohanrufe von einem Unbekannten erhält, merkt sie allerdings, dass ihr Erfolg die Aufmerksamkeit der falschen Person auf sie gelenkt hat. Der anonyme Anrufer möchte Rosa das Leben zur Hölle machen und schnell wird klar, dass es nicht bei Drohungen bleibt …

Impressum

dp Verlag

Erstausgabe 1984
Überarbeitete Neuausgabe April 2020

Copyright © 2022 dp Verlag, ein Imprint der dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH
Made in Stuttgart with ♥
Alle Rechte vorbehalten

E-Book-ISBN: 978-3-96817-087-9
Taschenbuch-ISBN: 978-3-96087-937-4

Copyright © 1984 by Caroline Graham
Titel des englischen Originals: The Envy of the Stranger

Copyright © 1988, der deutschen Übersetzung by Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin
unter dem Titel Der Neid des Fremden (978-3-54810-526-0).

Copyright © 2019, Ullstein Buchverlage GmbH
Dies ist eine überarbeitete Neuausgabe des bereits 2019 bei Ullstein Buchverlage GmbH erschienenen Titels Der Fremde in deinem Leben (ISBN: 978-3-96087-893-3).

Übersetzt von: Doris Jahnsen
Covergestaltung: rauschgold Coverdesign
unter Verwendung von Motiven von
shutterstock.com: © Grycaj, © Dark Moon Pictures, © Ewelina Wachala
Korrektorat: Katrin Gönnewig

Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Sämtliche Personen und Ereignisse dieses Werks sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen, ob lebend oder tot, wären rein zufällig.

Abhängig vom verwendeten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.

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Für meine Freundin Shirley Gee

Prolog

So hatte er sich das nicht vorgestellt. Natürlich hatte er daran gedacht, sie zu töten (seitdem sie in sein Leben getreten war, hatte er kaum an etwas anderes gedacht), doch in seiner Vorstellung und seinen dunklen Träumen war alles ganz anders abgelaufen.

Das Messer war dasselbe; das, welches er jetzt in der Hand hielt, mit dem er zustach, Schnitte zog, das er auf sie niedersausen ließ. Das er während seiner langen Proben benutzt hatte, wenn er im Auf-und-Abgehen Pläne schmiedete, Strategien entwickelte und die tödlichen Stöße übte. Damals waren seine Bewegungen behände, war die Klinge hell und flink wie ein Silberfisch gewesen.

Zwangsläufig hatte er auch seine Emotionen eingeübt: wenn er seine Scheinangriffe führte oder einen Satz nach vorn machte, spürte er sie in nuce; wie ein Schauspieler auf dem Weg zum vollen Verständnis seiner Rolle, wenn Herz und Talent noch nicht vollends entfaltet sind.

Während dieser Scheinangriffe hatte er sich immer vollkommen unter Kontrolle. Natürlich war er erregt gewesen, natürlich voller Begierde und in gehobener Stimmung, doch nie hatte er das Gefühl gehabt, der Rolle des Scharfrichters nicht vollkommen gewachsen zu sein.

Aber jetzt war alles schrecklich schiefgelaufen. Plötzlich hatte es ihn überkommen, und zwar keineswegs so, wie er erwartet hatte. Zunächst war die Umgebung anders. Obwohl sein eigenes Zimmer Schauplatz seiner Vorübungen gewesen war, hatte er sich immer vorgestellt, dass der eigentliche Mord an einem anderen, nicht näher bestimmten, möglicherweise leicht ausgefallenen Ort stattfinden würde.

Zudem hatten sich seine Gefühle verändert. Ursprünglich waren wohl Lust, Erregung und Stolz im Spiel gewesen, doch war er nicht auf den überwältigenden Wandel seiner geistigen und körperlichen Empfindungen vorbereitet, der eintrat, nachdem er den ersten Schnitt gemacht hatte. Es war, als wäre tief in seinem Innern ein Licht angegangen, als wäre die Spannung rapide angestiegen. Die so entfesselte Energie war in nichts mit dem vergleichbar, das ihn durch seine Übungen und seine tägliche Routine gebracht hatte. Es war eine schwarze, kochende Flutwelle, die ihn mit sich fortriss, ihn zu immer größerer Raserei trieb, sodass er, als sie sich gelegt und ihn auf dem dunkelroten Bett zurückgelassen hatte, um sich sah und seinen Augen nicht trauen wollte.

Aber vor allem war sie anders. Die Tatsache, dass sie einfach aufgetaucht war. Sich ihm fast angeboten, seine Hand geführt hatte. Und ihr Körper war anders. Er hatte darauf geachtet, dass das Messer immer so scharf geschliffen war wie eine glänzende Rasierklinge, und er hatte sich vorgestellt, dass es in ihren Körper eindringen würde, als wäre er aus Butter. Doch Scheinangriffe und Sprünge durch die Luft waren eine Sache, Fleisch und Blut eine ganz andere. Verschiedenes kam ihm in den Weg: Knorpel und Sehnen und harte weiße Knochen. Er wusste nicht, welcher Stoß sie getötet hatte. Es schienen so viele nötig zu sein.

Regungslos kauerte er über ihrem Körper. Seltsamerweise war es völlig still. Niemand klopfte gegen die Decke, um sich zu beschweren, niemand kam die Treppe herauf, um an der Tür zu rütteln. Zitternd stand er jetzt auf, wusch sich die Hände, stopfte einige Sachen in eine Tasche, zog sich die Jacke an. Mit der wirklichen Welt kehrte allmählich auch das Gefühl für die Richtigkeit seines Tuns zurück. Er hatte nur getan, was zu tun war. Und wenn das Glück auf seiner Seite war, konnte dies nur ein weiteres Zeichen dafür sein, dass er richtig gehandelt hatte. Er ging zur Tür, ohne sich umzuwenden. Das alles lag jetzt hinter ihm. Er öffnete die Tür und trat auf den Flur.

Bis zum nächsten Mal.