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Schlusswort

Kochen ist für mich eine Art Meditation. Ich bin fokussiert, ich bin im Hier und Jetzt, ich erlebe alles ganz genau mit meinen Sinnen. Ich höre, wie das Wasser zischt, wenn ich eine angeschwitzte Zwiebel ablösche, rieche, wie die Gewürze ihren Duft verströmen, spüre, wie sich die Konsistenzen der Zutaten beim Schneiden oder Kochen verändern, und schmecke das Ergebnis von dem, was ich gezaubert habe. Kochen ist ein unglaublich sinnliches Erlebnis, und im Ayurveda sind die Sinne ein zentraler Fokus – sie bringen dich zurück in den Moment, du bist ganz und gar in der Gegenwart. Wenn du das Kochen und auch das Vorkochen für dich entdeckst, kannst du in eine ganz neue Welt eintauchen, die deine Gesundheit fördert, dir gut geplant Zeit sowie Geld spart, dir mehr Lebensqualität ermöglicht und vielleicht sogar eine Leidenschaft werden kann. Wenn ich mit diesem Buch nur einen kleinen Funken entzündet habe und du dich weiter auf diesen Weg begibst, freue ich mich unendlich für dich. Danke, dass du dieses Buch gekauft, gelesen und in der Küche genutzt hast.

Deine Laura

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Quellen

Biesalski, H. K. & Stephan C. Bischoff, M. P. A. W. e. a. (2018): Ernährungsmedizin. 5. Hrsg. Stuttgart: Georg Thieme Verlag KG.

Eckert, N. (2019): Intervallfasten: Essen mit Blick auf die Uhr. [Online] https://www.aerzteblatt.de/archiv/205110/Intervallfasten-Essen-mit-Blick-auf-die-Uhr

Ernährung, D. G. f. (2014): Sekundäre Pflanzenstoffe und ihre Wirkung auf die Gesundheit. [Online] https://www.dge.de/wissenschaft/weitere-publikationen/fachinformationen/sekundaere-pflanzenstoffe-und-ihre-wirkung/

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Ernährung, D. G. f.: DGE-Ernährungskreis - Beispiel für eine vollwertige Lebensmittelauswahl. [Online] https://www.dge.de/ernaehrungspraxis/vollwertige-ernaehrung/ernaehrungskreis/

F. Pérez, R., Agustín, P. S., Fraga, M. F. & F. Fernández, A. (2019): Chapter 19 - Epigenetics and Lifestyle: The Impact of Stress, Diet, and Social Habits on Tissue Homeostasis. [Online] https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/B9780128148792000200

Foundation, B. N. (2019): Find your Balance. [Online] https://www.nutrition.org.uk/attachments/article/1193/Find%20your%20balance_%20booklet.pdf?__cf_chl_jschl_tk__=24a7070465f8c6a93b5e-16fee3ef1fdb222d063a-1599830801-0-AUG5uOpRYvXaPmm_f53VoS-r0aEFmzuZCi1Een0B7PlxThtnb4gnUWyY0DK4kMw05FW1D3tbHQ5yZKSvs0n6Q-Fs_2

Health, H. T. C. –. S. o. P.: Omega-3 Fatty Acids: An Essential Contribution. [Online] https://www.hsph.harvard.edu/nutritionsource/what-should-you-eat/fats-and-cholesterol/types-of-fat/omega-3-fats/

Health, H. T. C. –. S. o. P.: Types of Fat. [Online] https://www.hsph.harvard.edu/nutritionsource/what-should-you-eat/fats-and-cholesterol/types-of-fat/

Health, H. T. C. –. S. o. P.: Omega-6 fatty acids linked with lower risk of heart disease. [Online] https://www.hsph.harvard.edu/news/hsph-in-the-news/omega-6-fatty-acids-heart-disease/

Landwirtschaft, B. f. E. u. (2016): Unerwünschte Stoffe, die beim Erhitzen von Lebensmitteln entstehen: Acrylamid & Co. [Online] https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/Broschueren/ErhitzenUnerwuenschteStoffe.pdf?__blob=publicationFile&v=7

Medicine, N. L. o.: Arachidonic acid. [Online] https://pubchem.ncbi.nlm.nih.gov/compound/Arachidonic-acid

Rittenau, N. (2018): Vegan-Klischee ade!: Wissenschaftliche Antworten auf kritische Fragen zu pflanzlicher Ernährung. 5. Aufl. Hilden: Ventil Verlag UG.

Service, N. H. i. (2020): Starchy foods and carbohydrates. [Online] https://www.nhs.uk/live-well/eatwell/starchy-foods-and-carbohydrates/

Steuernagel, R. (2017): UNTERSUCHUNGSMETHODEN IM AYURVEDA | 7 – DIE ANAMNESE. [Online] https://www.ayurvedamedizin.de/untersuchungsmethoden-im-ayurveda-7-die-anamnese/

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Danksagung

Viele Begegnungen und Situationen in unserer Kindheit prägen uns ein Leben lang. Sie bestimmen teils maßgeblich, wie unser weiterer Lebensweg aussehen wird. In meinem Fall kann ich nicht genug betonen, welchen Einfluss meine Eltern sowohl damals wie heute auf mein Leben hatten und haben. Für mich war es selbstverständlich, alle Möglichkeiten geboten zu bekommen, die ich mir ausgemalt und erträumt habe. Angefangen mit Skiurlauben, als ich drei Jahre alt war, über Unterstützung in Mathematik und Französisch auf dem Gymnasium bis hin zu Auslandsaufenthalten über mehrere Monate in der Schule sowie im Studium und noch so vielem mehr. Heute weiß ich, dass alles, was ihr für mich getan habt und auch heute noch macht, alles andere als selbstverständlich ist. All das ist neben den offenen Ohren, den Umarmungen, langen Gesprächen und der Zeit, die wir gemeinsam genießen, ein Zeichen von Liebe. Ich bin sicher, als Eltern ist es schwierig, die ideale Balance zwischen Geborgenheit und Loslassen zu finden, und doch habt ihr es mehr als perfekt geschafft. Ich hatte immer das Gefühl von Unterstützung und noch heute ist der Ort, an dem ich mich am wohlsten fühle, unsere Terrasse und der Garten, in dem ich aufgewachsen bin. Der Grund dafür seid ihr. Ich denke, das ist an und für sich schon eine Leistung, auf die ihr, Helma und Günter, unglaublich stolz sein dürft.

Seit über sieben Jahren kennst du, Peter, mich so gut wie kaum eine zweite Person. Du kennst meine Ängste und Sorgen, meine glücklichen Momente und Höhepunkte der vergangenen Jahre. Du kennst meine guten und meine schlechten Seiten, weißt immer, wie du mich und meine Worte interpretieren musst. Wir haben uns in dieser Zeit beide verändert, sind immer wieder raus aus unserer Komfortzone gegangen, hatten Höhenflüge und schwierige Phasen, wir sind beide gewachsen. Egal, wo wir uns auf unserem Weg befunden haben, eins waren wir immer: ein Team. Danke, dass du mein Partner bist.

Ein Buch mit dieser Anzahl an Rezepten stellt den Verfasser vor einige Herausforderungen. Unter anderem geht es um die Frage, wie die Rezepte verschiedenen Menschen schmecken. In diesem Feld haben mich vor allem Nadja und Laura unglaublich unterstützt. Sie haben in kürzester Zeit zahlreiche Rezepte getestet, Anmerkungen formuliert und Feedback gegeben. In den letzten Monaten hat unsere Wohnung zudem zahlreiche Testesser begrüßen dürfen, ohne deren Optimierungen und Ideen sicherlich einige Rezepte noch anders gestaltet wären.

Unglaublich dankbar bin ich für die Begegnungen, die ich durch Ayurveda erfahren durfte. Dazu zählen die großartigen Lehrer, die mir Ayurveda vermittelt haben, neue Freundschaften, die entstanden sind, und inspirierende Persönlichkeiten, mit denen ich sprechen durfte. Ayurveda ist ein Weg, eine Lebensphilosophie, und all diese Begegnungen zeigen mir dies immer wieder auf.

Für die Visualisierung des Buches danke ich zum einen dem riva Verlag, ohne den das gesamte Projekt nicht möglich gewesen wäre, und zum anderen dem fantastischen Foto-Team ancor photo. Ann Christin Weiß und Corinna Posny sind unglaublich talentiert, kreativ und lieben ihre Arbeit. Sie haben die Fotoshootings zu einem wunderschönen Erlebnis werden lassen.

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Über die Autorin

Die Wahlhamburgerin Laura Krüger beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Themen rund um die Ernährung, Nachhaltigkeit und Gesundheit. Ihren Master in Sustainable Marketing und Leadership schloss sie als Jahrgangsbeste ab. Neben ihrer Tätigkeit als Ayurveda Coach leitet Laura gemeinsam mit dem Gründer den Ayurveda Campus in Schwerin. Dort unterrichtet sie unter anderem die ayurvedische Ernährungslehre gepaart mit modernen Ansätzen. Laura befindet sich aktuell in dem Masterstudiengang Clinical Nutrition und geht somit ihrer Leidenschaft nach, weitere wissenschaftliche Ansätze mit dem Ayurveda zu verbinden. Ihr erstes Buch In Balance mit Ayurveda, in dem sie die Themen Ayurveda und Hormone fundiert miteinander verbunden hat, ist im April 2020 erschienen. Mehr Informationen sind auf Lauras Website (laura-krueger.com) oder bei Instagram (ayurveda_vibes) zu finden.

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Ayurvedische Grundprinzipien

Bevor wir uns der ayurvedischen Ernährungslehre im Detail widmen, beginnen wir mit den Basics des Ayurveda: Woher kommt er, nach welchen Axiomen ist diese Wissenschaft aufgebaut, wie funktioniert Ayurveda im Alltag und welche Zyklen werden im Ayurveda beschrieben. All das sind Grundlagen, die nötig sind, um auch die ayurvedische Ernährung zu begreifen und für sich individualisieren zu können. Ich wünsche dir viel Spaß beim Lesen dieses Kapitels, beim Entdecken neuer Facetten oder beim Auffrischen von altem Wissen.

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Geschichte und Bereiche des Ayurveda

Ayurveda ist ein aus Indien stammendes Medizinsystem. Gemeinsam mit der traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) und der hippokratischen Medizin gilt es als ältestes Medizinsystem der Welt. Die ersten Ansätze der ayurvedischen Lehre liegen circa 3000 bis 3500 Jahre zurück. Ayurveda als konkretes System existiert seit circa 2000 bis 2500 Jahren. Auch heute ist Ayurveda in Indien noch eine Volksmedizin und wird sowohl präventiv als auch therapeutisch genutzt. Das Wort Ayurveda besteht aus den Begriffen »Ayus« und »Veda«. »Ayus« bedeutet Leben – Leben im ganzheitlichen Sinne auf körperlicher, geistiger und auch spiritueller oder seelischer Ebene. »Veda« bedeutet Wissen. Ayurveda kann also als das Wissen vom Leben übersetzt werden.

Ayurveda bedeutet »Wissen vom Leben«.

Es existieren mehrere große Werke, die Ayurveda erklären und beschreiben. Zwei von ihnen ist eine besondere Bedeutung zuzuschreiben. Zum einen die Caraka Samhita, in der Grundlagen, Philosophie und Krankheitslehre beschrieben werden, und zum anderen die Sushruta Samhita, welche auf die Anatomie und Chirurgie eingeht. Das Stichwort Chirurgie bringt uns zu dem Punkt, dass Ayurveda nicht nur aus den Bereichen Ernährung und Lebensstil besteht, sondern noch in weitere Säulen der Therapie und Prävention unterteilt werden kann.

Drei davon habe ich bereits genannt: Ernährung, Lebensstil und Chirurgie. Ernährung und Lebensstil sind auch heute noch enorm relevant und richtig eingesetzt sehr kraftvoll. Die ayurvedische Chirurgie wurde heute vollkommen von der modernen, schulmedizinischen Chirurgie abgelöst.

Des Weiteren ist die Säule der ayurvedischen Nahrungsergänzungsmittel zu nennen, welche stets mit einem Ayurveda-Spezialisten besprochen werden sollte. In Deutschland ebenfalls recht bekannt ist die Manualtherapie, die Massagen und weitere körperliche Anwendungen beinhaltet. Zudem nutzt Ayurveda ausleitende Maßnahmen, auch als Panchakarma bekannt. In Indien und Sri Lanka existieren zahlreiche Kliniken, aber auch in Deutschland werden diese Kuren zunehmend bekannter und populärer. Die ayurvedische Psychologie ist ein weiterer Bereich dieser ganzheitlichen Medizin. Die subtile Ebene wurde früher insbesondere durch Rituale ausgedrückt und könnte heute mit Spiritualität übersetzt werden.

Die Säulen der Ayurveda-Therapie beziehungsweise -Prävention sind Ernährung, Lebensstil, Chirurgie, Phytotherapie, Manualtherapie, ausleitende Maßnahmen, Psychologie sowie die subtile Ebene.

Ayurveda verfolgt – vereinfacht ausgedrückt – drei wichtige Ziele. Die Gesundheit des Gesunden soll gestärkt werden. Die Lebensspanne und gleichzeitig die Gesundheitsspanne sollen verlängert werden. Krankheiten sollen geheilt werden. Die ersten beiden Punkte sind auf die Prävention ausgerichtet, Letzteres auf die Herstellung des Gleichgewichts. In beiden Bereichen können wir zahlreiche Tools nutzen: die Anpassung von Schlafgewohnheiten, Stressmanagement, Bewegung beziehungsweise Sport und Ernährung. Daran ist zu erkennen, wie hochaktuell Ayurveda heute noch ist. Denn diese Bereiche zählt auch die moderne Wissenschaft zu wichtigen Säulen der Gesundheit. Routinen in all diesen Bereichen aufzubauen und sämtliche Empfehlungen zu integrieren ist eine enorm große Aufgabe. Daher möchte ich, dass du eines im Hinterkopf behältst, wenn du dieses Buch liest: Es braucht Jahre, um ein für dich passendes Bewegungsprogramm zu finden, genauso wie es Jahre braucht, ein Business aufzubauen oder eine natürliche, vollwertige Ernährung in dein Leben zu integrieren. All das passiert nicht über Nacht.

Drei der Hauptziele von Ayurveda sind: die Gesundheit stärken, die Lebens- und Gesundheitsspanne verlängern sowie Krankheiten heilen, wenn nötig.

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Ayurveda als Lebensphilosophie

Gemäß Ayurveda sind wir gesund, wenn unser Körper im Gleichgewicht ist, genauer gesagt, wenn unsere körperlichen Funktionen einwandfrei funktionieren, unser Stoffwechsel und unsere Verdauung optimal arbeiten und wir auf mentaler, emotionaler Ebene Glück empfinden. Ayurveda zielt also immer auf eine ausgeglichene Body-Mind-Balance ab. Zur Erreichung dieser Balance bedient sich Ayurveda aus diversen Bereichen wie Zubereitungsmethoden beim Kochen, Pranayama (Atemübungen) aus dem Yoga, verschiedenen Meditationen beziehungsweise Entspannungsübungen oder alltäglichen Reinigungsritualen wie dem Zungeschaben. Es werden stets zahlreiche Körperfunktionen wie Atmung oder Verdauung einbezogen. Ayurveda ist demnach kein esoterisches, sondern ein höchst logisches und rationales System, welches modern interpretiert werden darf.

Um die gewünschte Balance zu erreichen, ist der erste Schritt, die Ursachen, die Disbalancen hervorrufen, zu vermeiden oder auszugleichen. In Bezug auf die Ursachen dürfen wir etwas größer denken. Denn wir sind, wie du gleich lernen wirst, der Mikrokosmos im Makrokosmos. Das bedeutet, die Jahreszeiten um uns herum, die Tageszeiten und unsere Lebensabschnitte sowie bei Frauen auch der Menstruationszyklus haben einen Einfluss auf unsere Balance.

Ayurveda ist kein esoterisches, sondern ein höchst logisches und rationales System.

Im Sommer schwitzen wir vermehrt, da unser Körper uns durch die Verdunstungskälte des Schweißes kühlen möchte. Im Winter haben wir vermehrt Lust auf deftiges, schwereres Essen, da unser Körper uns auf den »harten Winter« vorbereiten und gerne ein wenig Gewicht zulegen möchte. Im Sommer wollen wir etwas leichter essen, da unser Körper mit dem Kühlen von innen beschäftigt ist und der Darm nicht unnötig viel arbeiten soll und kann. In den dunkleren Monaten des Jahres sind wir müder, da die Dunkelheit unser Schlafhormon Melatonin verstärkt anregt. Kurz vor der Menstruation brauchen Frauen meist etwas mehr Ruhe, da das Hormon Progesteron das Bedürfnis auslöst, sich etwas zurückzuziehen, um die eventuell befruchtete Eizelle zu schützen. Während der Menstruation sind die Geschlechtshormone auf dem Minimum, was abermals dazu führt, dass wir uns etwas zurückziehen wollen. Wir können all diese Faktoren ignorieren, was sicher eine Zeit lang gut gehen wird, denn unser Körper ist ein Wunder. Es ist unglaublich, was alles passiert, während du diese Wörter hier liest. Du atmest ganz automatisch, das Herz schlägt für dich und pumpt dein Blut durch deine Adern, deine Sinne blenden tausende Reize aus, damit du konzentriert diesen Zeilen folgen kannst, dein Körper reguliert die Temperatur, sagt dir, wann du essen oder trinken sollst, und wenn du gut zuhörst sogar, wann du Pausen benötigst. All das und noch so viel mehr kann unser Körper ohne jegliches Zutun unsererseits. Dein Körper kann also auch sehr lange selbst einen Ausgleich schaffen, wenn deine Ernährung oder dein Lebensstil eher zu einer Verschlimmerung als zu einer Verbesserung des dynamischen Gleichgewichts beitragen. Das führt zum einen allerdings nicht unbedingt zu einer gesunden Langlebigkeit in der eigenen Kraft und zum anderen macht es das Leben sicherlich nicht einfacher.

Im Ayurveda gibt es den wichtigen Leitsatz »Gegensätze gleichen sich aus«. Wenn es heiß ist, unterstütze deinen Körper also mit kühlenden Lebensmitteln wie Gurke, Melone oder Minze.

Wenn du während deiner Menstruation Ruhe benötigst, dann finde Wege, dir diese zumindest in einem gewissen Maße zu gönnen. Und wenn du im Winter Lust auf etwas Deftiges hast, gönn dir ruhig eine größere Portion eines leckeren Kartoffeleintopfes.

Gegensätze gleichen sich aus.

Nun ist das alles schon recht viel Wissen, das einen großen Einfluss auf unser Leben haben kann. Daher ist es jetzt wichtig, entspannt zu bleiben. Wenn du beginnst, dich mit Ayurveda zu beschäftigen, kann es gut sein, dass du dich pausenlos fragst, wie du diesen Leitsatz nun in deinen Alltag integrieren kannst. Das ist etwas Schönes, gleichzeitig kann es aber enorm stressen. Gehe also Baby-Schritte. Erkenne an, wenn du einmal am Tag auf deinen Körper hörst, und freue dich über die kleinen Dinge. Wir werden wahrscheinlich niemals die perfekte Balance erreichen, dafür sind wir zu vielen externen Faktoren ausgesetzt. Aber ich denke, das ist auch gar nicht das Ziel. Das Ziel ist es, sich und seine Bedürfnisse besser kennenzulernen, persönlich zu wachsen und das dynamische Gleichgewicht zu erfahren, mit dem wir uns wohlfühlen. Der Weg ist das Ziel. Ein Satz, den jeder kennt, der aber kaum wahrer sein könnte. Dieser Weg ist für jeden unterschiedlich. Auch in der Ernährung. Das sagt nicht nur der Ayurveda, sondern auch die Ernährungswissenschaften. Es gibt unterschiedliche Konzepte für die Ernährung von Kindern, Erwachsenen und Senioren. Ernährung ist abhängig vom Gewicht, von der Muskelmasse, vom Geschlecht, von der Art und Häufigkeit der Bewegung und noch vielem mehr. Das ist nicht komplett übertragbar auf den Ayurveda, aber es zeigt, dass in beiden Bereichen ein individueller Ansatz existiert und eine »One fits all«-Lösung eher unrealistisch ist.

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Mikrokosmos im Makrokosmos

Die Annahme, dass wir von unserer Umgebung beeinflusst werden, wurde im Ayurveda auch durch den Grundsatz »Wir (die Menschen) sind der Mikrokosmos im Makrokosmos« begründet. Naturwissenschaftlich betrachtet, besteht alles im Universum aus den gleichen Atomen. Atome sind die Bausteine, welche alle festen, flüssigen oder gasförmigen Stoffe bilden. Die Bestandteile, die sich im gesamten Universum finden, finden sich also auch im Menschen wieder. Somit leben wir nicht unabhängig von der Natur, sondern sind ein Teil von ihr. Wir tun uns also selbst einen Gefallen, wenn wir uns an den Rhythmus der Natur anpassen. Nichts anderes ist Ayurveda.

Wir sind der Mikrokosmos im Makrokosmos.

Ich selbst bin ein unglaublich großer Fan von Technik, Digitalisierung sowie der Globalisierung und sehe enorme Chancen in diesen Bereichen. Gleichzeitig fordern diese Entwicklungen aber auch die Rückbesinnung auf sich selbst, die natürlichen Rhythmen und große Achtsamkeit, wie wir mit uns und der Welt umgehen. Ich denke, hier finden sich unter anderem einige Gründe, warum Ayurveda, Yoga und auch die Meditation in den letzten Jahren immer mehr in Europa angekommen sind. Wir suchen intuitiv einen Ausgleich zu den rasanten Entwicklungen, die so viel Positives bereithalten, aber auch große Anpassung von uns verlangen.

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Die fünf Elemente: Panchamahabhuta

Ausgehend von dem Konzept des Mikrokosmos im Makrokosmos, sagt Ayurveda auch, dass die Eigenschaften, welche sich im Großen (Makrokosmos) wiederfinden, sich auch im Kleinen (Mikrokosmos) wiederfinden. Zum Konkretisieren dieses Konzepts dienen die fünf Elemente, die Grundlage des ayurvedischen Denkens.

Alles besteht aus einer bestimmten Zusammensetzung aller Elemente.

Jedem Element werden verschiedene Eigenschaften zugeschrieben. Alles, was Materie ist, wird im Ayurveda mit diesen Eigenschaften der Elemente beschrieben. Materie umfasst alles, was uns umgibt: unsere Nahrung, den menschlichen Körper, alle Gegenstände sowie Tiere und Pflanzen, die existieren. Was du dir an dieser Stelle merken kannst, ist, dass alles aus einer bestimmten Zusammensetzung aller Elemente besteht, jedoch ist die Zusammensetzung jeweils unterschiedlich. Die fünf Elemente sind Erde, Wasser, Feuer, Luft und Raum.

ERDE

Erde (Prthvi) werden die Eigenschaften kalt, schwer, rau, hart, grobstofflich, trocken, träge und fest zugeschrieben. Jedes Element hat zudem Wirkprinzipien. Bei Erde ist dies primär das Masse-Prinzip, mit dem die Wirkungen Stabilität, Wachstum, Schwere und Kompaktheit eng einhergehen. Das Sinnesorgan, welches Erde zugeschrieben wird, ist die Nase.

WASSER

Das Element Wasser (Jala) wird beschrieben durch die Eigenschaften flüssig, feucht, schwer, kalt, träge, weich und glatt. Wasser wird dem Synthese-Prinzip zugeschrieben, also der Verbindung verschiedener Elemente oder im weiteren Sinne auch dem Prinzip des Lebens. Das zugehörige Sinnesorgan ist die Zunge.

FEUER

Zum Element Feuer (Agni) zählen die Eigenschaften heiß, scharf, penetrierend, fein, leicht, trocken und beweglich. Das Prinzip hinter Feuer ist Hitze beziehungsweise. Energie sowie Transformation. Dieses Element hat eine starke Wirkung auf unsere Verdauung oder auch die Ausstrahlung der Haut. Das mit Feuer in Verbindung gebrachte Sinnesorgan sind die Augen.

LUFT

Luft (Vayu) wird beschrieben mit leicht, kühl, rau, trocken und feinstofflich sowie beweglich beschrieben. Das wirkende Prinzip ist Bewegung, was gut zum Wind passt, an den viele denken, wenn über das Element Luft gesprochen wird. Das dazugehörige Sinnesorgan ist die Haut.

RAUM

Das Element Raum (Akasa), auch Äther genannt, ist weich, leicht, fein, glatt, subtil und durchdringend. Das Wirkprinzip ist die Ausdehnung, was vielleicht etwas besser verstanden wird, wenn die Wirkung als Abwesenheit von Widerständen beschrieben wird. Letztendlich ist Äther das unkonkreteste aller Elemente und schwierig vorstellbar. Eine Unterstützung kann sein, dass du dir Raum vorstellst als das Element, in dem die anderen Elemente existieren können. Das zugehörige Sinnesorgan sind die Ohren.

Die fünf Elemente, ihre Eigenschaften, Prinzipien und Sinnesorgane

Element (Sanskrit)

Eigenschaften

Prinzip, Wirkung

Sinnesorgan

Erde (Prthvi)

kalt, schwer, rau, hart, grobstofflich, trocken, träge, fest

Masse-Prinzip, Stabilität, Wachstum, Schwere, Kompaktheit

Nase

Feuer (Agni)

heiß, scharf, penetrierend, fein, leicht, trocken, beweglich

Transformationsprinzip, Hitze, Energie

Augen

Wasser (Jala)

flüssig, feucht, schwer, kalt, träge, weich, glatt

Synthese-Prinzip, Verbindung/Leben

Zunge

Luft (Vayu)

beweglich, leicht, kühl, rau, trocken, feinstofflich

Bewegungsprinzip

Haut

Raum (Akasa)

weich, leicht, fein, glatt, subtil, durchdringend

Ausdehnungsprinzip, Abwesenheit von Widerständen

Ohr

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Die zehn Eigenschaftspaare

Die Elemente werden in unserem Alltag durch die Eigenschaften beschrieben und machen Ayurveda zu einem sehr praxisnahen System. Wir können dominierende Eigenschaften in unserem Körper feststellen, in unserer Umgebung, in unserer Nahrung und auch in unserem Geist. Nun fragst du dich vielleicht, wie es möglich ist, die Elemente beziehungsweise die entsprechenden Eigenschaften tatsächlich wahrzunehmen. Dazu ein Beispiel: Das Element Luft in einer Reiswaffel wahrzunehmen, ist vielleicht nicht direkt greifbar. Die Eigenschaften der Reiswaffel wie leicht und trocken hingegen schon. Das Luft-Element ist zum Beispiel (übermäßig) präsent, wenn wir trockene Haut oder auch Verstopfung, also einen trockenen Darm haben. An einem tropischen Sommertag mit hohen Temperaturen und einer hohen Luftfeuchtigkeit sind die Elemente Feuer und Wasser an den Eigenschaften heiß und feucht zu erkennen. Ein Pastagericht ist eher schwer und hat viel Erd-Element inne, es kann durch eine leichte Gemüsesoße aber ausbalanciert und somit etwas leichter gemacht werden. Können wir durch das allseits bekannte Gedankenkarussell nicht einschlafen, sind unsere Gedanken beweglich und kommen nicht zur Ruhe, ist in uns demnach das Element Luft momentan stark ausgeprägt.

In der Praxis arbeiten wir primär mit sechs der 20 Eigenschaften: heiß und kalt, leicht und schwer sowie trocken und feucht.

Hier eine kleine Aufgabe für dich, wenn du Lust hast. Achte in den nächsten Tagen auf die Eigenschaften um dich herum und dich selbst betreffend. Frage dich, ob du eher dazu tendierst, mehr zu frieren, oder ob dir meist warm ist. Leicht und schwer kannst du zum Beispiel auf dein Gewicht beziehen, aber auch auf die Frage, ob deine Gelenke eher breit und stark oder sehr zierlich sind. Bei trocken und feucht kannst du dich fragen, ob du eher zu einer öligen Haut tendierst oder sie meist trocken ist. Versuche, während deiner nächsten Mahlzeiten auch dein Essen nach diesen sechs Eigenschaften zu bewerten. Nehmen wir als Beispiel nochmals das Pastagericht. Es ist recht schwer, und die Nudeln allein sind eher trocken. Mit einer Gemüsesoße kannst du das Gericht aber nicht nur leichter machen, sondern auch feuchter, je nachdem, wie viel Soße du nutzt.

Wenn du achtsamer gegenüber den Eigenschaften deines Körpers und deines Geistes wirst, kannst du dir diesen sehr wirkungsvollen Leitsatz aus dem Ayurveda zunutze machen: »Gegensätze gleichen sich aus.« Spürst du zum Beispiel viel Leichtigkeit in deinem System, kann dich eine Pasta aus Dinkelvollkornnudeln mit einer leckeren Gemüsesoße erden. Spürst du viel Trockenheit in deinem System, kannst du abends vermehrt Suppen oder Eintöpfe als Abendessen einplanen oder etwas mehr Ghee zum Kochen nutzen. So ist es ganz einfach, sich über die tägliche Nahrungsaufnahme etwas Gutes zu tun und ein dynamisches Gleichgewicht zu finden.

Die zehn Gegensatzpaare

heiß

kalt

leicht

schwer

trocken

feucht

spitz

träge

mobil

statisch

hart

weich

fein

grob

klar

trüb

rau

glatt

dünnflüssig

dickflüssig

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Die drei Doshas und ihre Bedeutung

Solltest du bereits vorher ein Buch über Ayurveda in den Händen gehalten und darin geblättert haben, dann kommen dir die Begriffe Vata, Pitta und Kapha vielleicht bekannt vor, denn dabei handelt es sich um die Doshas. Sie sind nicht nur einer der bekanntesten Begriffe aus dem Ayurveda, sondern eine der zentralen Theorien der ayurvedischen Lehre.

Die Elemente spielen auch im Rahmen der Dosha-Lehre eine überragende Rolle, denn die Doshas werden aus den fünf Elementen zusammengesetzt. Je zwei Elemente ergeben jeweils ein Dosha. In diesem Dosha finden sich somit auch die Eigenschaften der zugeordneten Elemente wieder. Ist von einem Dosha-Typ die Rede, so ist die Konstitution eines Menschen gemeint, auch Prakriti genannt. Jedem Dosha werden verschiedene körperliche Merkmale und Funktionen zugeschrieben, Neigungen zu bestimmten Krankheiten, Tendenzen zu bestimmten Emotionen sowie Veranlagungen. Daraus resultierend, kann die Prakriti jedes Menschen bestimmt werden. Diese Konstitution verändert sich im Laufe des Lebens nicht, sie ist sozusagen die ganz individuelle DNA eines Menschen.

Die Doshas beschreiben allerdings noch viel mehr als diesen physiologischen, auf das Individuum bezogenen Aspekt. Im Ayurveda gehen wir davon aus, dass alles aus den Elementen besteht, wir finden demnach auch die Doshas in allem wieder – nicht nur in uns selbst, sondern auch in unserer Umgebung. Sie spielen daher eine große Rolle bei der Ayurveda-Therapie, bei der Einteilung von Funktionen im Körper sowie beim Beschreiben und Erfassen von Störungen. Des Weiteren werden unsere Lebensphasen den Doshas zugeordnet, ebenso wie die Tages- und Jahreszeiten sowie der Menstruationszyklus. Ayurveda hat, vereinfacht ausgedrückt, bestimmte Einflüsse und Eigenschaften in verschiedenen Zyklen oder Menschentypen beobachtet, diese Einflüsse kategorisiert und ihnen Namen gegeben: Vata, Pitta und Kapha. Die Doshas können somit am ehesten als Konglomerat von Eigenschaften beschrieben werden.

Die Doshas sind ein Konglomerat von Eigenschaften.

Bei den Doshas handelt es sich um ein sehr praxisnahes Konzept, welches im Alltag eine große Unterstützung bei Fragen zur individuellen Ernährung und zu Lebensstilentscheidungen beitragen kann. Dieses Konzept schafft auf einmalige Weise eine Verbindung zwischen Innen- und Außenwelt, zwischen körperlicher und mentaler Balance sowie zwischen Balance und Disbalance.

Um dieses tiefgreifende ayurvedische Konzept mehr zu verinnerlichen, schauen wir uns im Folgenden sowohl die Konstitutionslehre als auch die verschiedenen Zyklen genauer an.

KONSTITUTION

Die Konstitution kann als die DNA eines Menschen erachtet werden, sie ist demnach genauso individuell wie unsere genetische Grundlage selbst und verändert sich im Laufe des Lebens nicht. Jedes der drei Doshas setzt sich aus zwei der fünf Elemente zusammen. Vata besteht aus Luft und Raum, Pitta aus Feuer und Wasser und Kapha aus Erde und Wasser. Wenn zum Beispiel von einer Vata-Konstitution die Rede ist, dann sind die Elemente Luft und Raum und somit auch die Eigenschaften dieser beiden Elemente besonders präsent. Allerdings besteht wie oben beschrieben jeder Mensch und auch alles um uns herum aus allen fünf Elementen, nur in einer unterschiedlichen Zusammensetzung. Dies erklärt auch die Individualität jedes Einzelnen.

Als Ausprägungen der Konstitution, auf Sanskrit Prakriti genannt, existieren insgesamt sieben Typen: Vata, Pitta und Kapha als Einzelkonstitutionen sowie die Mischkonstitutionen Vata-Pitta, Vata-Kapha, Pitta-Kapha und die Tridosha-Kombination Vata-Pitta-Kapha.

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Die Zusammensetzung der Doshas aus den Elementen

Wenn du deine eigene Konstitution kennst, wirst du dich selbst besser verstehen und kannst Rückschlüsse auf deine Potenziale, Stärken und Talente ziehen. Du weißt auch, wo deine Schwächen liegen oder für welche Disbalancen du anfälliger sein könntest und bist demnach achtsamer bei ersten Anzeichen. Schön ist es, die Konstitution zu erforschen und zu versuchen, sich selbst spielerisch einzuordnen. Du kannst auch gemeinsam mit einem Ayurveda-Therapeuten oder Ayurveda-Arzt deine Konstitution herausfinden. Für einen ersten Eindruck findest du in den folgenden Tabellen eine Einordnungen nach Vata, Pitta und Kapha. Es werden insgesamt vier Bereiche berücksichtigt, denn sie alle lassen Rückschlüsse auf die Konstitution zu: Körperliche Merkmale, physiologische Merkmale, Psychologie und Verhalten sowie Emotionen. Bei den folgenden Beschreibungen wird die Prakriti beschrieben. Im Laufe des Lebens verändert sich unser Zustand allerdings immer wieder. Daher kannst du dich in Gedanken immer wieder fragen: Wie war die entsprechende Ausprägung zu einem Großteil meines Lebens?

Ausprägungen von Vata anhand der Eigenschaften

Vata

 

Eigenschaft

Ausprägung

kühl

kälteempfindlich; schlechte Durchblutung; Tendenz zu kalten Händen und Füßen

trocken

Tendenz zu trockener, dünner Haut, wenig Schweiß; Tendenz zu trockenen Haaren; Tendenz zu knackenden Gelenken; Tendenz zu trockenem Darm (Verstopfung)

leicht

leichter, schneller Gang; leichtes Gewicht/schmale Gelenke/schmaler, zierlicher Körperbau; leichter Schlaf; Wechselhaftigkeit (Appetit, Verdauung, unregelmäßiger Zyklus); schnelles Sprechen

beweglich

instabile Gelenke; flexibel im Geist/enthusiastisch/kreativ; schnelle Augenbewegungen

subtil

Tendenz zu Ängsten, Nervosität, kreisenden Gedanken; offen für Spiritualität

Ausprägungen von Pitta anhand der Eigenschaften

Pitta

 

Eigenschaft

Ausprägung

heiß

oft warme Körpertemperatur; Tendenz zu rötlicher Haut mit Muttermalen;

Tendenz zu Entzündungen;

gute Verdauung (eventuell zu stark);

ausgeprägtes Hunger- und Durstgefühl;

Tendenz zu hitzigem Gemüt;

Tendenz zu früher Faltenbildung und Haarverlust;

leidenschaftlich

flüssig/fließend

Neigung zu öliger Haut; Neigung zu schnell fettenden Haaren; viel Schweißbildung; große Mengen an Urin und Stuhl

scharf

scharfer Verstand; ehrgeizig, fokussiert; Tendenz zu Ungeduld

sauer

Tendenz zu saurem Körpergeruch; Tendenz zu Sodbrennen

leicht

athletischer Körperbau

Ausprägungen von Kapha anhand der Eigenschaften

Kapha

 

Eigenschaft

Ausprägung

schwer

stabiler Körperbau und breite Gelenke;

Tendenz zu kurvigem Körperbau;

Neigung zu Gewichtszunahme; langsame, träge Verdauung;

tiefer Schlaf, Tendenz zu langem Schlafen

weich

weiche Gesichtszüge; weicher, ebenmäßiger Teint;

weiche, gesunde Haare; weiches Wesen, ausgeglichen

träge

Tendenz zu gemächlichem Handeln; langsamere Gangart;

Zufriedenheit und Gelassenheit;

weniger Motivation zu Bewegung:

langsame Sprechweise

kalt

Körpertemperatur ist eher kühl, ohne dass gefroren wird;

Mangel an Hunger, aber trotzdem kulinarische Genießer;

wenn, dann eher kalter Schweiß

flüssig/feucht

Neigung zu Wasseransammlungen;

Neigung zu Schleimbildung

Wahrscheinlich wirst du dich beim Lesen der Tabellen bei zwei Doshas verstärkt wiedergefunden haben. Die Mischkonstitutionen kommen nämlich am häufigsten vor. Ich hoffe, dieser kleine Einblick inspiriert dich, auch in Zukunft deine Konstitution etwas genauer zu erforschen. Für die Anwendung von Ayurveda im Rahmen der Ernährung ist es allerdings etwas relevanter, deinen aktuellen Ist-Zustand zu kennen (Vikriti). In diesem Fall schaust du, welche Eigenschaften aktuell bei dir vorhanden sind und wie du diese ausgleichen kannst. Prakriti und Vikriti können voneinander abweichen. Wir streben im Ayurveda nach einem dynamischen Gleichgewicht. Unser Gleichgewicht wird von unzähligen Einflüssen wie den Jahreszeiten, den Tageszeiten, bei Frauen vom Menstruationszyklus sowie dem eigenen Lebensalter und der Nahrung, die wir zu uns nehmen, sowie dem Lebensstil bestimmt. Daher dürfen wir uns jeden Tag aufs Neue fragen, was wir heute brauchen, um unser Gleichgewicht zu erhalten oder wiederherzustellen. So entsteht eine dynamische und keine statische Balance.

Wir streben im Ayurveda nach einem dynamischen Gleichgewicht und nicht nach einer statischen Balance.

Der folgende Test hilft dir dabei, deine Vikriti, also deinen aktuellen Ist-Zustand, zu erfassen. Gehe in der Tabelle jede Spalte durch und kreuze an, welche Eigenschaft auf dich zutrifft. Schreibe dann ganz unten in der Spalte »Auswertung« auf, wie viele Kreuze du bei welchem Dosha gemacht hast. Wenn deine Punktzahl bei einem Dosha deutlich höher ist als bei den anderen, ist dies deine aktuelle Vikriti, und du kannst die Empfehlungen für dieses Dosha berücksichtigen. Haben zwei Buchstaben eine ähnliche Punktzahl, besteht bei dir zurzeit eine Mischkonstitution. Dann kannst du dich an den Empfehlungen für beide Doshas orientieren. Im Kapitel zu den Grundlagen der ayurvedischen Ernährung findest du zahlreiche Tipps, wie du deinen Ist-Zustand ausbalancieren und wie du alle Gerichte in diesem Buch für deinen aktuellen Ist-Zustand anpassen kannst. Du kannst diese Einordnung ruhig alle paar Wochen oder Monate wiederholen, wenn du das Gefühl hast, dass dein Zustand sich verändert hat.

VIKRITI-TEST – DIE ERFASSUNG DEINES AKTUELLEN IST-ZUSTANDES

Merkmal

Vata

Pitta

Kapha

Körperbau

schlank; feingliedrig; gut sichtbare Adern

athletisch; weder auffällig breit noch schmal

stabil; breite Gelenke

Gewicht

niedriges Gewicht; Tendenz zu Untergewicht

Normalgewicht

eher im oberen Gewichtsbereich oder Übergewicht

Haut

trocken und sensibel

ölig; Neigung zu Rötungen und Entzündungen; Sommersprossen; viele Muttermale

fest; eher kühl; etwas ölig; prall

Haare

trocken; Spliss; rau; dünn

glänzend; Tendenz zu frühem Ergrauen oder Haarausfall

volles, kräftiges Haar

Schlaf

unruhig; leichter Schlaf; öfters wach

gut und tief; meist ohne Unterbrechungen und durchschnittlich lange

tiefer und langer Schlaf; gerne mehr als acht Stunden

Tendenz zu Disbalancen

sehr wechselhafte Verdauung; Schlafstörungen; Gedankenkarussell

Entzündungen (z. B. Akne, Gastritis); beißender Körpergeruch; Sodbrennen

Übergewicht; Verschleimung

Eigenschaften

kreativ; neugierig; flexibel

entscheidungsfreudig; strukturiert

geduldig; gelassen

Immunsystem

eher schwach; häufig krank

gut, teils zu stark; Tendenz zu Allergien

ausgewogen; sehr selten krank

Appetit/Hunger

wechselhaft

stark

mehr Appetit als Hunger

Verdauung

wechselhaft

gut

träge

Stuhl

mal zu trocken/hart, mal Durchfall (besonders bei Nervosität), mal gut

lockerer Stuhl; täglich mindestens einmal Stuhlgang

voluminöser Stuhl, eventuell schleimig

Energielevel

schwankend, mal sehr viel Energie, mal starke Müdigkeit und ein ausgelaugtes Gefühl

in der Regel gut; Tendenz zu Überlastung mit folgender Erschöpfungsphase

eher gering; oft geistige träge

Temperaturempfinden

meist kalt

meist warm

weder noch; angenehm warm

Sehnsucht nach

Wärme und Erdung

Entspannung und Gelassenheit

Aktivierung und Wachheit

Auswertung

 

 

 

TAGESZEITEN

Lass uns die Doshas nun im Rahmen der verschiedenen Zyklen betrachten. Dabei gehen wir von kurzen hin zu längeren Rhythmen und beginnen mit den Tageszeiten. Der circadiane Rhythmus wird im Ayurveda oft anhand von konkreten Tageszeiten erklärt. Das ergibt zu Beginn auch sicher Sinn, da diese Konkretisierungen meist etwas einfacher zu greifen sind. Wichtig zu berücksichtigen ist allerdings, dass der Dosha-Bezug im Tageszeitenverlauf an der Sonnenbewegung ausgerichtet ist. Die genauen Uhrzeiten, die genannt werden, stimmen streng genommen also nur bei der Tag- und Nachtgleiche, die wir zweimal im Jahr erleben. Am 19., 20. oder 21. März erleben wir das Frühlingsäquinoktium und am 22., 23. oder 24 September erleben wir das Herbstäquinoktium – an diesen Daten sind Tag und Nacht in etwa gleich lang. In Hamburg ist die Sonne am 20.03.2020 beispielsweise um 6:22 Uhr auf- und um 18:34 Uhr untergegangen.

Jedes Dosha hat täglich zwei Phasen, in denen es aktiv ist. Gehen wir in etwa von der gleichen Dauer des Tages und der Nacht aus, dann wirkt die Vata-Kraft in der späten Nacht und am frühen Morgen von 2 Uhr bis 6 Uhr. Kapha wirkt in den Morgenstunden von 6 Uhr bis 10 Uhr. Pitta wird die Zeit zwischen 10 Uhr und 14 Uhr zugeschrieben. Die zweite Vata-Phase beginnt um 14 Uhr und dauert bis 18 Uhr an. Danach beginnt die zweite Kapha-Phase, welche bis 22 Uhr andauert. Von 22 Uhr bis 2 Uhr nachts dominiert dann Pitta wieder unseren Rhythmus.

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Die Dosha-Uhr – Tageszeiten im Überblick