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ZANIB MIAN
Illustriert von Nasaya Mafaridik
Aus dem Englischen übersetzt von Ann Lecker
BAND 1
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Das Buch ist allen Kindern gewidmet,
die schon einmal das Gefühl hatten,
anders zu sein wäre etwas Schlechtes.
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ICH
Ich heiße Omar –
so sehe ich aus
Ich habe
VIEL
Fantasie
Ich finde
Marshmallows
eklig
Ich bin mal mit dem Rad ein
Wettrennen gegen das Auto
meines Papas gefahren –
und habe gewonnen!
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ESA
Hat immer
Essensreste
im Haar
Spielt mit
meinen Sachen und
macht sie klebrig
Ich habe ihn total lieb, aber psst!
Fall nicht auf die
Unschuldsmiene dieses
Dreijährigen herein
Schreit und heult lauter
als die Sirene eines
Rettungswagens
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MARYAM
Liebt es, mich zu ärgern –
noch mehr als Zuckertörtchen
x 16
Dreizehn
(hält sich aber für sechzehn)
13
Kann 28 Suren des
Korans auswendig
Wurde mal mit einem
heimlichen Vorrat an
Zuckertörtchen unter ihrem
Kopfkissen erwischt
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MAMA
Das ist sie ohne Hidschab.
Aber nur, wenn keine
anderen Männer in der
Nähe sind, die sie
heiraten dürften (aber
sie hat ja schon
meinen Papa als Ehemann)
Hat fast immer
eine Tasse Kaffee
in der Hand
Kann nicht
Nein sagen
Wissenschaftlerin
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PAPA
Habe sein Gesicht
noch nie ohne Bart
gesehen
Fährt Motorrad
(Oma versucht immer
wieder, die Reifen zu
zerstechen, weil sie es
für gefährlich hält)
Weigert sich,
Rote Bete zu essen
Auch Wissenschaftler
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H
A
A
A
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KAPITEL 1
!
U
U
U
U
F
P
Auf der Stirn meines
kleinen Bruders glänzte ein
riesiger Spuckebatzen.
Der war von mir.
Aber
PUH,
Esa schlief immer noch.
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Also, das ist passiert: Ich lag im Bett und ver-
suchte zu schlafen, als mich plötzlich ein Lehrer
über den Schulhof jagte.
GRÜNERGRÜNER
SCHLESCHLE
ii
M M
TRIEFTE TRIEFTE
aus seinen Ohren und er hatte
SCHNECKEN
als Fingernägel!
Es war ein Traum. Ein
SCHLECHTER
Traum natürlich. Als ich aufwachte, atmete ich ganz
langsam, damit mein Herz wieder normal schlug und
nicht, als würde es auf einem
herumspringen.
TRAMPOLINTRAMPOLIN
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Das
hat er
davon!
Dann erinnerte ich mich an Mamas Rat, dreimal
in Richtung meiner Schulter zu spucken, wenn ich
einen Albtraum hatte. So wird man angeblich
los – die grässliche Fratze, die
schlechte Träume bringt.
Und ich wollte Schaitan
UNBEDINGT
loswerden!
Deshalb sammelte ich einen Eimer voll Spucke in
meinem Mund und
SS
CC
HH
OO
SS
SS
ihn über meine linke
Schulter.
Ich hoffte, der Batzen würde bis zum Morgen
trocknen, damit niemand sah, dass ich aus Versehen
meinen kleinen Bruder angespuckt hatte.
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Eine Achtelsekunde lang legte ich den Kopf zu-
rück auf das Kissen. Aber dann hörte ich ein richtig
lautes und nerviges Geräusch.
(Siehst du? SUPER laut und SUPER nervig.)
Es war Esa. Er hatte den Sabber wohl doch ge-
spürt und fand das gar nicht toll.
Mama tauchte im Schlafanzug in unserer Tür auf
und guckte ganz verschlafen.
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(Verärgerte Mutter
lässt sich an Hand
in der Hüfte und
gerunzelten Augen-
brauen erkennen.
Sieht zwar furcht-
erregend aus, aber
lauf jetzt bl
nicht weg!)
Ich zog mir das Kissen über den Kopf.
Sie fragte: „Was ist los, Esa?“
Da Esa immer noch total mit Heulen beschäftigt
war, antwortete ich: „Sabbergeschoss.“
„Nicht schon wieder, Omar!“
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Dann kam Papa herein
und meinte, ich solle
wenigstens
Nacht
in der Woche den armen Esa nicht mit meinem
Humbug wecken.
Ich fragte ihn zum
BILLIONSTEN Mal,
was das bedeutete. Er verdrehte zum
BILLI-
ONSTEN
Mal die Augen.
Da hörte ich meine große Schwester Maryam
in ihrem Zimmer grummeln. (Sie ist der totale
Morgen muffel.)
Mama sagte, dass es sowieso fast Zeit für
Fadschr sei – das erste Gebet des Tages. Ich hätte
zu gern gewusst, ob Allah mir eine Belohnung dafür
geben würde, dass ich die ganze Familie für
Fadschr geweckt hatte.
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FADSCHR
DAS MORGENGEBET
ZUHR
DAS MITTAGSGEBET
ASR
DAS NACHMITTAGSGEBET
MAGHRIB
DAS ABENDGEBET
ISCHA
DAS NACHTGEBET
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KAPITEL 2
Ich träumte deshalb so schlecht –
vor allem von Lehrern –, weil ich bald
auf eine neue Schule wechseln würde.
Das fühlte sich an, als wären
SCHLANGEN
IN MEINEM
BAUCH.
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Manche krochen sogar weiter hoch und quetsch-
ten mein Herz zusammen. Ich mag es gar nicht,
wenn sich Dinge verändern. Es wäre so viel besser,
wenn alles immer genauso bliebe, wie es ist.
Wie zum Beispiel mein total gemütlicher Schlaf-
anzug. Irgendwie hat er sich der Form meines
Körpers angepasst und
ist zu meiner zweiten
Haut geworden. Die ich
aus- und wieder an-
ziehen kann, wie eine
Art coole menschliche Eidechse. Mama wollte ihn
schon wegwerfen und mir so einen steifen Pyjama
andrehen, auf dem
drauf sind.
NICHT MAL
DiNOSAURIER
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Das ist eine Veränderung. Super nervig.
Eine große fette Veränderung hat es für mich
schon gegeben. Wir sind umgezogen. Das war auch
der Grund, warum ich auf eine neue Schule musste.
Es passierte, weil Mama ihren
ergattert hatte. Ich frage mich, was genau sie mit
T
R
A
U
M
J
O
B
meint.
Träumten Erwachsene etwa total langweilig über
Jobs? In dem Fall hatte ich es wirklich nicht eilig,
Traum-
job
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erwachsen zu werden. Denn im Moment träume ich
von Sachen, die Spaß machen, wie mit einer
A
C
H
T
E
R
B
A
H
N
fahren, die sich in ein
fliegefliegendes ndes
SchweSchweinin
verwandelt. Manchmal sind meine Träume sogar
besser als Kino!
Jedenfalls, der Job, von dem Mama ständig ge-
träumt haben musste, war zu weit von unserem
alten Zuhause weg. Deshalb mussten wir umziehen.
Der Umzug war
super mega nervig
hoch 100
gewesen. Denn Papa hatte gesagt,
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dass ich nicht alle 1267 Krimskramssachen und
Spielzeuge in meinem Zimmer in die Kisten packen
und zum neuen Haus mitnehmen dürfe. Eigentlich
hatte er sie gar nicht gezählt. Aber er gibt gern
genaue Zahlen an, um schlauer zu klingen. Ich
müsste die Sachen auswählen, die mir am Herzen
lägen, hatte er erklärt, und den Rest spenden.
Warum verstand er nicht, dass
Doch er hatte hinzugefügt, dass er sehr stolz
auf mich sei, wenn ich eine Wahl treffen könnte.
Dann hätte ich es nämlich besser gemacht als
Mama, die schon eine Menge „Kisten voller Hams-
terwaren“ gepackt hatte. Ich mag es, wenn Papa
ALLE AM
SIE MIR
LAGEN?
HERZEN
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stolz auf mich ist (vor
allem, weil es dann in
der Regel Schokocroissants zum
Frühstück gibt). Daher hatte ich 56 Spiel-
sachen ausgewählt und abgezählt, damit ich Papa
eine genaue Zahl nennen konnte, wenn er fragte.
(Und um sicherzugehen, dass niemand hinter
meinem Rücken heimlich irgendetwas wegwarf.)
Die gute Nachricht: Das neue Haus war super-
megacool! Bei unserem ersten Besuch rannten
Maryam und ich sofort in den Garten und jubelten,
weil er mindestens doppelt so groß war wie unser
JUUUUU
HUUU!
WOW!
alter. Wir überlegten,
wo wir ein Fuß ball tor
und Esas Kletter gerüst
auf stellen könnten.
Und Maryam schlug
eine Menge Räder,
um seine gigantische
Größe zu zeigen.
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Da trafen wir auch zum ersten Mal die kleine alte
Dame von nebenan. Sie linste über den Zaun und
sagte: „Hmpf.“ Dann streckte sie die Nase in die
Luft, als würde sie etwas riechen, das ihr nicht
gefiel.
HMPF!
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KAPITEL 3
Die Schule würde am Montag an-
fangen. Nur noch zweimal schlafen,
bevor ich in ein neues Klassenzim-
mer marschieren musste, während
alle guckten. Mit einer Lehrerin,
die vielleicht ein
war.
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Samstags gehen wir immer zur Moschee.
Mama hatte beschlossen, dass wir nun jede
Woche in einer anderen Moschee
Zuhr beten würden, um unser neues
Viertel besser kennenzu lernen. Da Papa
samstags meistens arbeitet, gingen
Maryam, Esa, Mama und ich allein hin.
Meine Mama ist eine
SUPERKLUGE
WISSENSCHAFTLERIN
und entwickelt für
die Krebsforschung alle
möglichen Sachen,
um diese schreck-
liche Krankheit zu
bekämpfen. Aber manch-
mal löst sich ihre Klug-
heit bei Esas Nied lichkeit in Luft auf.
Als hätte er
große, klugheits-
schmelzende Augen.
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Auf mich haben sie gar keine Wirkung. Als Esa
in der Tankstelle eine Trillerpfeife haben wollte,
wusste ich sofort, dass das keine gute Idee war.
Doch Mama kaufte sie ihm. Sie sagte:Weil du
heute Morgen so ein guter Junge warst!“ und gab
ihm einen
Ich wusste, dass er feucht war, weil sie mich auch
immer noch so küsst. Obwohl ich ihr verboten habe,
es vor meinen Freunden zu tun.
feuchten
Kuss
auf den Kopf.
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