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Unser Bauherren-Handbuch

Praxismappe

Bauplanung

Bedarfsanalyse, Entwurfs- und Ausführungsplanung, Haustechnik

Rüdiger Krisch

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INHALT

VOM TRAUM ZUM HAUS

BEDARFSERMITTLUNG

Die Grundstückssuche

Bedarfsermittlung: Was brauchen wir?

Bedarfsermittlung: Was wollen wir?

Budget und Finanzierung: Was können wir uns leisten?

PLANUNGSABLAUF

Geeignete Planer finden

Fertighausanbieter finden

Planungsgespräche vorbereiten

So erstellen Sie aussagekräftige Moodboards

Der Ablauf der räumlichen Planung

Pläne lesen: Was muss ich als Bauherr wissen?

Kostenplanung

Zeitplanung

ENTWURFSPLANUNG

Die Topografie

Erwartungen an den Wohnkomfort

Aspekte der Grundrissplanung

Dachformen und -öffnungen

Eingangsbereich und Treppen

Wohnräume

Küchen

Arbeitsräume

Schlaf- und Individualräume

Bäder richtig planen

Der Eingangsbereich

Den Garten planen

Energie und Heizung

Elektrotechnik, Medien, Smart Home

AUSFÜHRUNGSPLANUNG

Was geschieht während der Ausführungsplanung?

Tragwerksmaterialien und statische Systeme

Materialien Dach und Fassade

Materialien im Innenbereich

Haustechnik

SERVICE

Register

Impressum

CHECKLISTEN UND PROTOKOLLE

Online abrufbar unter: www.test.de/praxismappe-bauplanung

Wer ist an der Hausplanung beteiligt?

Grundstückssuche

So wohnen wir: Bestandsanalyse

So wollen wir wohnen: Wünsche für das neue Haus

So nutzen wir unsere Räume: Das „Drehbuch” für die Hausplanung

Inhalt Vorentwurf

Inhalt Entwurf

Das erste Planungsgespräch: Vorbereitung

Das erste Planungsgespräch: Nachbereitung

Weitere Planungsgespräche: Vorbereitung

Weitere Planungsgespräche: Nachbereitung

Bauteilliste tragende Bauteile

Bauteilliste Gebäudehülle

Bauteilliste Ausbau allgemein

Raumbuch: Angaben zum Raum

Raumbuch: Zusatzblatt Küche

Raumbuch: Zusatzblatt Sanitärräume

Sie können die Formulare kostenlos online abrufen. Den Link zum Download und einen QR-Code finden Sie auf Seite 114.

VOM TRAUM ZUM HAUS

Sie wollen ein Haus bauen. Das ist eine schwerwiegende Entscheidung, denn das eigene Haus ist für die meisten Familien die größte Investition, die sie im ganzen Leben tätigen. Gleichzeitig setzt das Haus den Rahmen für den privaten Raum des Familienlebens und wird Ihren Alltag auf Jahrzehnte prägen. Umso wichtiger ist es, den Hausbau gründlich vorzubereiten und insbesondere dem quantitativen und qualitativen Bedarf Ihrer Familie in der Planung ausreichend Raum zu geben. Es hat sich bewährt, dazu einige aufeinander aufbauende Arbeitsphasen zu durchlaufen: zunächst in der Familie und noch nicht zwingend mit externer Beteiligung, später dann mit Beratung durch ausgebildete Fachleute. Dieses Buch zeigt Schritt für Schritt, wie Sie vorgehen, um von ersten Gedanken zu einer konsistenten Planung zu kommen.

Clever planen von Anfang an

Wer bauen will, überlegt sich in der Regel zunächst, in welchem Ort und in welchem Gebiet das neue Haus stehen soll. Ist ein entsprechendes Grundstück gefunden, geht es an die eigentliche Planung. Die wichtigste Frage dabei lautet: Wie soll das Haus geschnitten und aufgeteilt sein, wie soll es aussehen? Um dies beantworten zu können, müssen Sie zunächst einmal ermitteln, was Sie wirklich brauchen, und konsistent formulieren, was Sie sich wünschen. In einem zweiten Schritt müssen Sie prüfen, ob diese Anforderungen und Wünsche mit der finanziellen Realität – das heißt, dem Ihnen zur Verfügung stehenden Budget – zusammenpassen. Und wenn Sie diese Frage positiv beantwortet haben, können Sie sich den passenden Planungspartner oder Hausanbieter suchen und mit ihm in die konkrete Planung einsteigen. Bei allen diesen Schritten unterstützt Sie dieses Buch mit Informationen, Ratschlägen und nützlichen Arbeitshilfen.

Ein wichtiger Ratschlag gleich zu Beginn: Lassen Sie sich und Ihren Beratern ausreichend Zeit für die wichtige Planungsphase und vermeiden Sie es, Entscheidungen unter Zeitdruck zu treffen – der doch meistens selbst gemacht ist. Die Festlegungen, die Sie während der Planung Ihres Hauses treffen, werden Ihr Leben für eine lange Zeit prägen. Viele Fragenwerden Sie zunächst ausführlich in der Familie diskutieren und sich die Folgen Ihrer jeweiligen Entscheidungen klarmachen müssen, bevor Sie einen Entschluss treffen. Dies wird Ihnen umso leichter fallen, je klarer Sie zu Beginn Ihre Kriterien formuliert haben.

Unterschätzen Sie Ihr Projekt nicht! Die Planung auch eines Einfamilienhauses ist ein komplexer Vorgang, bei dem vieles mit vielem zusammenhängt. Manche Auswahl fußt auf zuvor getroffenen Entscheidungen, und manche am Anfang gesetzte Vorgabe bestimmt den ganzen Entwurfsprozess. In diesem Buch erläutern wir diese Wechselwirkungen und zeigen Wege auf, um mit klaren Vorgaben zu zielorientierten Entscheidungen zu kommen.

Dieses Buch begleitet Sie auf Ihrem Weg von den ersten Gedanken bis zur ausführungsreifen Planung. Wir erklären die wichtigsten Gesichtspunkte, die auf die Planung einwirken, und helfen Ihnen, mögliche Zielkonflikte zu erkennen. Hier finden Sie die wichtigsten Informationen zum Ablauf und den Erfordernissen der Planung, um sich auf Ihre Rolle als Auftraggeber vorbereiten zu können: von der Ermittlung des quantitativen Bedarfs und der qualitativen Anforderungen über den Vorentwurf und Entwurf des Hauses (in Form von Grundrissen, Schnitten und Ansichten) bis hin zur Materialwahl im Rahmen einer Ausführungsplanung. Dazu kommen konkrete Hilfestellungen zu ganz praktischen Fragen, die Ihnen im Lauf des Planungsprozesses begegnen werden, wie etwa zum Umgang mit Planungsbesprechungen, zur Kostenberechnung oder zur Terminplanung.

Auch wenn wir versuchen, Sie mit diesem Buch umfassend zu informieren, empfehlen wir Ihnen dezidiert nicht, die räumliche Planung ohne fachliche Beratung selbst zu erstellen. Vielmehr soll das Buch Sie in die Lage versetzen, mit Ihren Beratern kompetent kommunizieren und deren Aufgaben und Arbeitsweisen besser verstehen zu können. So können Sie Ihre Rolle als Auftraggeber souverän spielen und die darin enthaltenen Chancen nutzen. Nur ein informierter Bauherr hat wirklich die Chance, seine Anforderungen und auch seine Träume so zu entwickeln und zu artikulieren, dass sie später auf der Baustelle in ein maßgeschneidertes, funktional geplantes und auch im Erscheinungsbild attraktives Haus umgesetzt werden können.

Wie dieses Buch funktioniert

Die meisten Bauherrinnen und Bauherren bauen nur einmal im Leben. Das heißt, dass kaum jemand weiß, was ihn oder sie erwartet. Um den Planungsprozess besser greifbar und verständlich zu machen, besteht dieses Buch aus zwei Teilen, die parallel und so weit wie möglich in der Reihenfolge des Planungsfortschritts geordnet sind: Der erste Teil beschreibt den zeitlichen Ablauf und fachlichen Inhalt der Planung, der zweite Teil ab Seite 114 versammelt Checklisten und Protokolle, die Sie bei Ihren Aufgaben in diesem Prozess unterstützen. Diese sind entlang der Planungsphasen, die in den Kapiteln des ersten Teils behandelt werden, in der Reihenfolge ihrer Arbeitsschritte im Planungsprozess geordnet. Einige der Checklisten können Sie ganz unabhängig von fachlicher Beratung bearbeiten, bei anderen ist es sinnvoll, die Inhalte mit Ihrem fachlichen Berater (also dem Planer, der Architektin oder Ihrem Ansprechpartner beim Hausanbieter) durchzusprechen, vielleicht sogar gemeinsam auszufüllen. Sie sollen Ihnen konkret und praxisnah dabei helfen, Ihre Anforderungen und Wünsche zu formulieren, dann im Dialog mit Ihren Planern zunächst in einen Entwurf, später in eine umsetzbare Planung für das Haus zu übersetzen. Diese Seiten sind einseitig bedruckt: Sie können Sie daher einzeln aus der Arbeitsmappe heraustrennen, ausfüllen und bearbeiten.

Die Planungsphasen bauen inhaltlich und methodisch aufeinander auf, es ist daher sinnvoll, dieses Buch in der angebotenen Reihenfolge zu bearbeiten. Allerdings kommt es bei der Beschäftigung nicht auf Vollständigkeit an: Sie können durchaus Prioritäten setzen und einzelne Listen überspringen (und bei Bedarf später zu ihnen zurückkehren), wenn deren Inhalte Ihnen für Ihr Projekt nicht (oder noch nicht) relevant erscheinen.

Die beiden Teile des Buchs sind eng miteinander verzahnt: Im ersten Teil finden Sie jeweils Verweise auf die entsprechenden Formulare und Checklisten im zweiten Teil, dort wird wiederum auf Grundlageninformationen aus dem ersten Teil Bezug genommen. Dennoch ist es unsere Absicht, dass beide Teile auch voneinander unabhängig funktionieren. Die Formulare und Listen lassen sich auch direkt benutzen, ohne dass Sie vorher alle dazugehörigen Erklärungen aus dem ersten Teil gelesen haben.

Nutzen Sie die Informationen und Arbeitshilfen in dieser Bauherren-Praxismappe, um Ihren Traum vom eigenen Haus zu konkretisieren und in eine klare Aufgabenstellung zu übersetzen, diese Aufgabe sodann auf ihre Machbarkeit zu prüfen und schließlich vor allem in Pläne zu übersetzen, nach denen Ihr Haus dann gebaute Realität werden kann.

BEDARFSERMITTLUNG

Auf dem Weg zum Traumhaus steht vor den ersten Schritten die Frage: Wohin soll es gehen? Was erwarten wir uns von unserem neuen Haus, was wollen wir und was brauchen wir? In diesem Kapitel lernen Sie, Ihr Raumprogramm und Ihren Platzbedarf genauer zu definieren, aber auch Ihre Ideen in Worten oder Bildern auszudrücken. Dazu gilt es, zunächst einen genauen Blick auf die jetzige Wohnsituation zu werfen und sich zu fragen, was daran verändert werden soll und muss. Daraus entstehen ganz persönliche Szenarien für die Nutzung des neuen Hauses. Mit diesen Schritten erarbeiten Sie die Grundlagen für den folgenden Planungsprozess, formulieren aber auch Ihre Wünsche und Träume, die sich in Zahlen nicht ausdrücken lassen.

DIE GRUNDSTÜCKSSUCHE

Wer bauen will, braucht ein Grundstück. Doch natürlich ist nicht jedes verfügbare Grundstück gleichermaßen geeignet: Eine gewisse Vorstellung davon, wie groß Ihr neues Haus einmal werden und welche Anforderungen es erfüllen soll, brauchen Sie bereits, um die Kriterien für die Grundstückssuche definieren zu können – und um die Grundstücke, die Sie finden oder die Ihnen angeboten werden, adäquat beurteilen zu können. Beschäftigen Sie sich daher durchaus parallel mit der Grundstückssuche, der Bedarfsermittlung und der Formulierung Ihrer Vorstellungen.

In Gegenden mit hohem Siedlungsdruck wie Großstädten, wirtschaftlich erfolgreichen Regionen und Landstrichen mit besonders hohem Freizeitwert gleicht die Suche nach einem Grundstück meist der sprichwörtlichen Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen. Dort werden Sie nur mit viel Glück ein Angebot bekommen, das die im Folgenden formulierten Kriterien uneingeschränkt erfüllt, und folglich einige Kompromisse eingehen müssen. Wenn Sie sich hingegen in weniger nachgefragten ländlichen Räumen auf die Suche machen, werden Ihnen die folgenden Fragen bei der Suche behilflich sein.

imageGrundstücke von der Gemeinde

Neben den üblichen „Marktplätzen“ wie Internetplattformen, Tageszeitungen und Anzeigenblättern sowie der gezielten Ansprache von Maklern hat es sich bewährt, in den Suchräumen direkt bei den zuständigen Kommunalverwaltungen nach Bauplätzen anzufragen. Nicht selten haben Städte und Gemeinden auch eigene Grundstücke im Angebot, die sie direkt oder im Rahmen von Bewerbungsverfahren an Interessierte verkaufen.

Wo wollen Sie leben?

Diese Frage müssen Sie vor dem Hintergrund Ihrer familiären und vor allem beruflichen Situation beantworten, denn der künftige Wohnort hat einen erheblichen Einfluss auf die Gestaltung Ihres Alltags. Manche Familie verliebt sich spontan in ein idyllisches Grundstück auf dem Land, baut dort ein Haus, zieht voller Vorfreude dorthin um und ist später zutiefst unglücklich über die weiten Wege zur Arbeit, zum Einkauf und zu Freizeitangeboten aller Art.

Weite Wege bedeuten immer, dass Sie viel Zeit mit Pendeln zur Arbeit und mit Fahrten für die alltäglichen Verrichtungen, die Sie nicht direkt vor Ort erledigen können, verbringen müssen. Hinzu kommen erhebliche Kosten für die Mobilität, deren Entwicklung in den letzten Jahren nur eine Richtung kannte: nach oben. Bedenken Sie außerdem die finanziell sehr bedeutsame Tatsache, dass ein Haus sich umso leichter und zu einem umso höheren Preis weiterverkaufen lässt, je besser es verkehrstechnisch erschlossen ist.

Dieser Aspekt betrifft nicht nur die arbeitenden Familienmitglieder, sondern auch die Kinder, die nicht nur täglich zur Schule kommen müssen, sondern auch Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung, etwa Sport, Musikunterricht, Treffen mit Freunden …, eventuell schwer – oder nur mithilfe der Eltern – erreichen können. Auch wenn ein Kindergarten nicht weit entfernt ist und ein Garten oder die Natur in der Umgebung Möglichkeiten zum Spielen bieten: Denken Sie bei der Abwägung auch an die Zukunft. Die Bedürfnisse Ihrer Kinder werden sich verändern. Größere Kinder und Jugendliche legen Wert auf Unabhängigkeit und wollen ihr Leben zunehmend selbst gestalten.

Die folgenden Fragen können Ihnen helfen, infrage kommende Grundstücke im Hinblick auf ihre Lage und Anbindung zu beurteilen:

imageWie steht es um die Verkehrsanbindung des potenziellen Wohnorts, sowohl ans Straßennetz als auch an den öffentlichen Verkehr?

imageVerfügt der Ort über die Einkaufsmöglichkeiten, Dienstleister und Freizeitangebote, die Sie schon jetzt gerne und häufig nutzen und auf deren Nähe Sie weiterhin Wert legen?

imageGibt es am Ort oder in seiner nahen Umgebung ein gutes Angebot für die Betreuung kleiner Kinder?

imageSind Schulen vorhanden, die für Ihre Kinder geeignet sind? Denken Sie bei dieser Frage nicht nur an die Grundschule, sondern auch an weiterführende Schulen.

imageIst Ihre zukünftige Wohngegend gut versorgt mit schnellem Internet? Dies spielt schon in der Freizeit eine immer größere Rolle und kann umso wichtiger werden, wenn Sie (und sei es auch nur manchmal) von zu Hause aus arbeiten wollen.

Was muss Ihr künftiges Wohnumfeld bieten?

Wenn Sie auf der Grundlage der oben genannten Kriterien potenzielle Wohnorte oder Quartiere in die engere Wahl genommen haben, lohnt sich ein Blick auf die nähere Umgebung der Quartiere, in denen Bauplätze verfügbar sind. Bedenken Sie dabei insbesondere die folgenden Punkte:

imageWenn Ihre Kinder noch klein sind, spielen neben der Verfügbarkeit von Kindergarten und Grundschule am Wohnort insbesondere auch deren Erreichbarkeit auf kurzen, sicher begehbaren Wegen von Ihrem Grundstück aus eine wichtige Rolle.

imageSpielplätze, Sportanlagen und -vereine, ein Park oder die freie Landschaft für erholsame Spaziergänge sollten ebenfalls in der Nähe zugänglich sein.

imageWichtig ist darüber hinaus die Entfernung zu Einkaufsmöglichkeiten, insbesondere für Dinge des täglichen Bedarfs. Wenn Sie einen gut sortierten Lebensmittelladen in erreichbarer Nähe haben, sparen Sie im Alltag viel Zeit, Kosten und Umweltbelastung.

Schließlich stellt sich für die engere Auswahl des Standortes für Ihr Haus die Frage: Welche Eigenschaften braucht Ihr künftiges Grundstück, und für welches Haus muss es sich eignen? Wie bereits erwähnt, ist die Beantwortung dieser Frage in hohem Maß von den individuellen Anforderungen abhängig, die Sie und Ihre Familie an Ihr zukünftiges Heim stellen, also von Ihrer persönlichen Bedarfsermittlung.

Was für ein Haus wollen Sie bauen?

Damit Sie wirklich entscheiden können, ob ein bestimmtes Grundstück Ihren Anforderungen genügt – oder ob und wie Sie Ihre Anforderungen anpassen müssen, weil nur dieses bestimmte Grundstück verfügbar ist oder infrage kommt –, sollten Sie deshalb zunächst die folgenden Abschnitte lesen und sich zu den dort formulierten Themen Gedanken machen. Wenn Sie die dazugehörigen Formulare im Anhang sorgfältig bearbeiten, erarbeiten Sie sich damit nicht nur die Bedarfsermittlung für Ihre Hausplanung, sondern zugleich die qualitativen Kriterien für Ihre Grundstückssuche. Weiter verfeinern können Sie diese Kriterien im Kapitel „Entwurfsplanung“ ab Seite 46.

image Nutzen Sie die Checkliste zur Grundstückssuche auf Seite 119 dieses Buches, um für jedes zur Auswahl stehende Grundstück die relevanten Kriterien übersichtlich zusammenzufassen. Indem Sie die Kriterien priorisieren, können Sie festlegen, welche davon für Sie besonders wichtig sind und wo Sie Kompromisse eingehen können.

BEDARFSERMITTLUNG: WAS BRAUCHEN WIR?

Um erfolgreich planen zu können, müssen Sie sich zunächst genau darüber klar werden, was Sie brauchen und was Sie wollen. Wichtig: Wir unterscheiden hier bewusst, denn Ihr Bedarf und Ihre Wünsche sind zwei unterschiedliche Themen.

Beginnen Sie die Planung Ihres zukünftigen Hauses am besten mit einer gründlichen Betrachtung Ihrer derzeitigen Wohnsituation. Im Vergleich dazu wird es Ihnen am Leichtesten fallen, die notwendigen Veränderungen und Verbesserungen zu erkennen und zu formulieren.

Bestandsaufnahme der Wohnsituation

Beginnen Sie mit einer sachlichen Auflistung der Räume, in denen Sie derzeit wohnen. Wie werden sie genutzt? In welche Himmelsrichtung sind sie orientiert? Vor allem aber: Wie groß sind sie? Notieren Sie nicht nur die Anzahl der Quadratmeter, sondern auch die Länge, Breite und Höhe der Räume. Diese Informationen können Ihnen bei den nächsten Schritten – vor allem der genauen Formulierung Ihrer Wünsche – noch nützlich sein.

image Tragen Sie die ermittelten Informationen in das Protokoll „So wohnen wir: Bestandsanalyse“ein, das Sie auf Seite 125 im zweiten Teil dieser Praxismappe finden.

Fahren Sie fort mit den Stärken Ihrer jetzigen Wohnung. Was gefällt Ihnen besonders? Was wollen Sie auch künftig so haben? Vielleicht sind Sie ja mit der Lage und dem Schnitt der Zimmer durchaus zufrieden, brauchen nur mehr Platz? Oder legt die Organisation der Räume eine ganz andere Nutzung nahe als die, in der Sie sich Ihr künftiges Leben vorstellen? Listen Sie möglichst alle Eigenschaften der aktuellen Wohnsituation auf, die Sie positiv bewerten. Auch dafür können Sie das Formular „So wohnen wir: Bestandsanalyse“ auf Seite 125 nutzen.

Anschließend beschäftigen Sie sich mit den Schwächen und Mängeln Ihrer jetzigen Wohnung. Die zentrale Frage dazu lautet: Was soll sich künftig an Ihrer Wohnsituation ändern? Überlegen Sie genau, was Sie in der Vergangenheit gestört hat. Versuchen Sie sich dazu unterschiedliche Situationen vor Augen zu führen und überlegen Sie genau, in welcher Hinsicht Ihre momentane Wohnung Ihren Wohnbedürfnissen nicht gerecht wurde. Vielleicht sind diese Schwächen ja der Grund, warum Sie ein Haus bauen wollen? Dann müsste es recht einfach sein, sie zu formulieren und in das Formular auf Seite 125 einzutragen.

Denken Sie beim Auflisten der Plus- und Minuspunkte Ihrer Wohnung nicht nur an die Größe und den Zuschnitt der Räume, sondern auch an die folgenden Eigenschaften:

imageWie sind die Räume zu den Himmelsrichtungen ausgerichtet? Wichtig ist hier vor allem der Sonnenlauf.

imageIn welchem Verhältnis stehen die Räume zum jeweiligen Außenraum? Das betrifft die Anordnung und Größe der Fenster sowie die Art und Funktionalität des Sonnenschutzes und der Abdunklung.

imageWie sind die Bäder und die Küche ausgestattet? Hier geht es um Anzahl und Eigenschaften der Sanitärgegenstände sowie der Küchenmöbel und -geräte.

imageWelche Materialien, Oberflächen und Farben finden sich in Ihrer Wohnung? Gefallen Ihnen diese, oder wünschen Sie sich andere?

Veränderungswünsche

Wenn Sie sich darüber klar geworden sind, welche Vorteile und welche Nachteile Ihre derzeitige Wohnsituation hat, können Sie den nächsten Schritt auf dem Weg zu Ihrer Hausplanung gehen: aus der Analyse der bestehenden Situation mit ihren Qualitäten und Defiziten den Bedarf für das neue Haus zu ermitteln. Beginnen Sie mit den objektiven Kriterien, die sich zunächst relativ einfach formulieren lassen. Später müssen sie jedoch anhand der „harten Fakten“, wie zum Beispiel dem verfügbaren Budget, auf ihre Machbarkeit hin geprüft werden.

Erstellen Sie auf der Grundlage Ihrer Bestandsanalyse eine Liste der konkreten Defizite, die Sie durch den Bau des neuen Hauses beseitigen wollen.

imageWünschen Sie sich für bestimmte, bereits jetzt vorhandene Räume im neuen Haus mehr Fläche, als Ihnen derzeit zur Verfügung steht? Wenn ja: wie viel mehr?

imageBrauchen Sie zusätzliche Wohnräume für die Familie oder einzelne Personen? Wenn ja: Wie wollen Sie diese nutzen, und wer soll sie vorwiegend nutzen?

imageHaben Sie Ideen für erweiterte Nutzungsoptionen? In den folgenden Kapiteln sind einige Gedanken hierzu ausführlich beschrieben, zum Beispiel Anforderungen an Barrierefreiheit für altersgerechtes Wohnen, Flexibilität der Grundrisse für Nutzungsänderungen ohne vorherigen Umbau, Aufteilbarkeit in mehrere Einheiten, gegebenenfalls mit gemeinschaftlich nutzbaren Bereichen …

imageSchließlich: Haben Sie zusätzlichen Bedarf für Nebenräume, die Sie in Ihrer jetzigen Wohnung vermissen? Für welche Nutzungen sollen sich diese Räume eignen?

image Wenn Sie Ihre Antworten auf diese Fragen in das Formular „So wollen wir wohnen: Wünsche für das neue Haus“ auf Seite 127 eintragen, ergibt sich daraus ganz einfach eine erste überschlägige Flächenberechnung für das neue Haus.

Familienplanung

Wenn Sie über Ihr zukünftiges Haus nachdenken, sollten Sie sich auch einige sehr persönliche Fragen stellen, die nicht nur individuelle Vorlieben beleuchten, sondern darüber hinaus auch sehr grundsätzliche Vorstellungen vom künftigen Leben formulieren. Scheuen Sie sich nicht, die folgenden Fragen offen in der Partnerschaft und – sofern schon Kinder da sind – in der Familie zu diskutieren, denn sie betreffen alle Mitglieder des Haushalts.

imageSollen im neuen Haus Kinder wohnen? Wenn ja: wie viele? Vielleicht haben Sie bereits ein Kind oder mehrere Kinder – dann sollten Sie darüber nachdenken, ob weitere Kinder erwünscht oder geplant sind, da sich dies sehr direkt auf das Raumprogramm auswirkt.

imageHaben Sie oft Gäste? Wenn ja: Übernachten diese häufig bei Ihnen, vielleicht auch für längere Zeitabschnitte? Oder war dies bisher aufgrund von Mangel an Platz oder Zimmern nicht möglich, Sie wollen es aber künftig möglich machen?

imageWäre es möglich, dass Sie später Ihren Eltern oder anderen Verwandten anbieten wollen, dass sie bei Ihnen wohnen? Wenn ja: Könnte dies bereits zu einem Zeitpunkt passieren, wenn Ihre Kinder noch im Haus sind, oder genügt es, diese Option erst nach dem Auszug der Kinder zu eröffnen? In beiden Fällen müssen Sie sich überlegen, wie viel Platz und wie viel Unabhängigkeit die Wohnung für die ältere Generation bieten soll.

Diese Fragen gehen sehr tief in die Lebensplanung hinein und sind daher auch recht intim. Da Ihr künftiges Haus aber mindestens für die nächsten zwanzig bis dreißig Jahre den Rahmen für Ihr Leben bilden wird, sollten Sie sich diesen Themen jetzt aussetzen und zumindest versuchen, Ihre Vorstellungen zu diesen Fragen zu formulieren – auch wenn sich manches davon zukünftig als nicht umsetzbar erweisen sollte.

BEDARFSERMITTLUNG: WAS WOLLEN WIR?

Bis hierher haben Sie sich mit Ihrem Bedarf beschäftigt. Nun soll es um Ihre Wünsche gehen. Klingt einfach? Täuschen Sie sich nicht!

Versuchen Sie doch einmal, sich selbst beim „Wohnen“ zu beobachten. Betrachten Sie Ihren Alltag und überlegen Sie, wie Sie ihn in Ihrer Wohnung verbringen. Was soll sich daran im neuen Haus ändern? Dabei geht es explizit um Ihr ganz persönliches Empfinden und um den atmosphärischen Bereich! Viele tägliche Verrichtungen haben sich so sehr eingespielt, dass wir uns nur noch mit Mühe und gezieltem Nachdenken klarmachen können, dass sie auch ganz anders gehen würden. Dennoch lohnt sich dieser Aufwand, da Sie mit dem neuen Haus die heimische Umgebung und den räumlichen Rahmen Ihres Alltags auf Jahrzehnte hin vorgeben.

Wie wohnen Sie?

Überlegen Sie zum Beispiel, wie bei Ihnen für gewöhnlich gekocht wird – und wie Sie sich das in Zukunft wünschen. Denn diese Vorstellungen werden sich sehr direkt auf die Gestaltung der Küche und des Essbereichs auswirken.

imageGibt es bei Ihnen eine klare Grenze zwischen Kochen und Essen? Wenn ja, sollte die Küche vom Esszimmer durch eine Tür getrennt sein und maximal einen kleinen Tisch für den kurzen Snack im kleinen Kreis enthalten.

imageWenn die Küche und der Essbereich nur durch eine Wand getrennt sind, kann eine Durchreicheöffnung in dieser Wand unnötige Wege ersparen und so den Alltag erleichtern.

imageDürfen Gäste, die zum Essen eingeladen sind, am Kochen teilhaben oder zumindest in die Küche (einschließlich der Folgeerscheinungen der Essenszubereitung …) hineinschauen? Wenn Sie diese Frage mit Ja beantworten, bevorzugen Sie wahrscheinlich einen offenen Wohn-Essbereich, wo beide Nutzungen im selben Raum untergebracht sind.

imageInteressant ist in diesem Zusammenhang auch die Frage, ob Sie gemeinsam oder einzeln oder in kleinen Gruppen frühstücken, ob Sie dabei üblicherweise in Eile sind oder sich dafür Zeit lassen und welchen räumlichen Rahmen Sie dafür bevorzugen.

Wichtig: Lassen Sie sich beim Nachdenken über Ihre Wohnwünsche möglichst nicht von Gewohnheiten oder Konventionen leiten – und schon gar nicht davon, was Ihre Eltern oder Freunde für schick halten. Vielleicht haben Sie ja in Ihrer jetzigen Wohnung einen offenen Wohn-Essbereich, haben sich aber am freien Blick auf das „Küchenchaos“ insgeheim immer gestört?

Ähnliche Überlegungen können Sie für die Bereiche des Hauses, in denen Sie schlafen und arbeiten wollen, sowie für den Lebensraum Ihrer Kinder anstellen.

imageSoll der Schlafbereich weit weg (und akustisch abgeschieden) vom Wohnbereich sein, oder wollen Sie im Schlafzimmer zumindest andeutungsweise mitbekommen, was die Familie so macht? Dies hat Auswirkungen auf die Lage Ihres Schlafraums.

imageStellen Sie sich den Ort, an dem Sie zu Hause arbeiten, eher als Teil des Familienbereichs vor, oder soll auch er möglichst abgeschieden gelegen sein? Soll er vielleicht sogar einen eigenen Zugang haben, falls Sie bei der Arbeit Personen empfangen, die Sie nicht am Familienleben teilhaben lassen wollen?

imageWie nah oder weit entfernt vom Familienbereich wollen Sie den Lebensraum Ihrer Kinder anordnen? Solange die Kinder klein sind, ist eine räumliche Nähe meist wünschenswert, weil sie die Aufsicht erleichtert. Ältere Kinder sind hingegen gerne weit weg von den Eltern, weil sie Kontrolle als störend empfinden – und auch die Eltern schätzen den Abstand, weil halbwüchsige Kinder auch gerne mal laut Musik machen oder hören …

Ist unter Ihrem Haus ein Keller vorgesehen, lohnt sich auch das Nachdenken darüber, wofür und wie dieser genutzt werden soll:

imageSind im Keller überwiegend Flächen für Lager und Technik vorgesehen oder wollen einzelne Familienmitglieder dort auch Zeit verbringen?

imageIst es möglich, das Untergeschoss über Fenster zur Hangseite oder Lichtschächte mit natürlichem Licht zu versorgen?

imageWünschen Sie sich dort Raum für eine Werkstatt, für Hauswirtschaft (eine Waschküche) oder für sonstige Freizeitnutzung (Hobbyraum, Partykeller, Musikzimmer)?

Diese Fragen müssen Sie rechtzeitig bedenken, sodass Ihre Wünsche auch bei der Planung der Installationen für Heizung, Sanitär und Elektrik angemessen berücksichtigt werden können.

Ihre Überlegungen sollten nicht am Hauseingang oder der Terrassentür enden, sondern auch den Außenraum vor, neben und hinter dem Haus einbeziehen. Dabei könnten sich – je nach den spezifischen Gegebenheiten des Grundstücks – etwa folgende Fragen stellen:

imageHaben Sie spezielle Nutzungswünsche an den Vorbereich zwischen Straße und Hauseingang?

imageWollen Sie dort Ihr Auto und Ihre Fahrräder parken und brauchen Platz für Mülltonnen und Recyclingbehälter?

imageWenn ja: Soll dort auch die Möglichkeit bestehen, die Fahrzeuge zu pflegen und zu reparieren?

imageOder könnte der Vorgarten auch ein Aufenthaltsbereich sein, in dem Sie mit Ihren Nachbarn auf einer Bank sitzen oder mit den Kindern Ballspiele machen können?

imageWie wollen Sie Ihren Garten neben und hinter dem Haus vorrangig nutzen?

imageFreuen Sie sich vor allem auf einen Spiel- und Erholungsraum im Grünen – und wenn ja: Wollen Sie diesen mit Gästen teilen oder lieber im kleinen Kreis der Familie genießen?

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