Friedrich Schiller


Wallensteins Tod


ein Trauerspiel in fünf Aufzügen

Impressum



Klassiker als ebook herausgegeben bei RUTHeBooks, 2016


ISBN: 978-3-945667-16-3


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Zwölfter Auftritt



Vorige ohne Buttler - Gräfin Terzky tritt auf, bleich und entstellt - Ihre Sprache ist schwach und langsam, ohne Leidenschaft


Octavio ihr entgegen:

O Gräfin Terzky, mußt' es dahin kommen?
Das sind die Folgen unglücksel'ger Taten.

Gräfin:

Es sind die Früchte Ihres Tuns. Der Herzog
Ist tot, mein Mann ist tot, die Herzogin
Ringt mit dem Tode, meine Nichte ist verschwunden.
Dies Haus des Glanzes und der Herrlichkeit
Steht nun verödet, und durch alle Pforten
Stürzt das erschreckte Hofgesinde fort.
Ich bin die Letzte drin, ich schloß es ab
Und liefre hier die Schlüssel aus.

Octavio mit tiefem Schmerz:

O Gräfin,
Auch mein Haus ist verödet!

Gräfin:

Wer soll noch
Umkommen? Wer soll noch mißhandelt werden?
Der Fürst ist tot, des Kaisers Rache kann
Befriedigt sein. Verschonen Sie die alten Diener!
Daß den Getreuen ihre Lieb und Treu
Nicht auch zum Frevel angerechnet werde!
Das Schicksal überraschte meinen Bruder
Zu schnell, er konnte nicht mehr an sie denken.

Octavio:

Nichts von Mißhandlung! Nichts von Rache, Gräfin!
Die schwere Schuld ist schwer gebüßt, der Kaiser
Versöhnt, nichts geht vom Vater auf die Tochter
Hinüber als sein Ruhm und sein Verdienst.
Die Kaiserin ehrt Ihr Unglück, öffnet Ihnen
Teilnehmend ihre mütterlichen Arme.
Drum keine Furcht mehr! Fassen Sie Vertrauen
Und übergeben Sie sich hoffnungsvoll
Der kaiserlichen Gnade.

Gräfin mit einem Blick zum Himmel:

Ich vertraue mich
Der Gnade eines größern Herrn. Wo soll
Der fürstliche Leichnam seine Ruhstatt finden?
In der Kartause, die er selbst gestiftet,
Zu Gitschin ruht die Gräfin Wallenstein;
An ihrer Seite, die sein erstes Glück
Gegründet, wünscht' er, dankbar, einst zu schlummern.
O lassen Sie ihn dort begraben sein!
Auch für die Reste meines Mannes bitt ich
Um gleiche Gunst. Der Kaiser ist Besitzer
Von unsern Schlössern, gönne man uns nur
Ein Grab noch bei den Gräbern unsrer Ahnen.

Octavio:

Sie zittern, Gräfin. Sie verbleichen, Gott!
Und welche Deutung geb ich Ihren Reden?

Gräfin sammelt ihre letzte Kraft und spricht mit Lebhaftigkeit und Adel:

Sie denken würdiger von mir, als daß Sie glaubten,
Ich überlebte meines Hauses Fall.
Wir fühlten uns nicht zu gering, die Hand
Nach einer Königskrone zu erheben.
Es sollte nicht sein. Doch wir denken königlich
Und achten einen freien, mut'gen Tod
Anständiger als ein entehrtes Leben.
Ich habe Gift ...

Octavio:

O rettet! helft!

Gräfin:

Es ist zu spät.
In wenig Augenblicken ist mein Schicksal
Erfüllt.

sie geht

Gordon:

O Haus des Mordes und Entsetzens!

Ein Kurier kommt und bringt einen Brief - Gordon tritt ihm entgegen

Was gibt's? Das ist das kaiserliche Siegel.

er hat die Aufschrift gelesen und übergibt den Brief dem Octavio mit einem Blick des Vorwurfs

Dem Fürsten Piccolomini.

Octavio erschrickt und blickt schmerzvoll zu Himmel



E N D E

 

 

Inhalt



Personen

Erster Aufzug

Erster Auftritt
Zweiter Auftritt
Dritter Auftritt
Vierter Auftritt
Fünfter Auftritt
Sechster Auftritt
Siebenter Auftritt

Zweiter Aufzug

Erster Auftritt
Zweiter Auftritt
Dritter Auftritt
Vierter Auftritt
Fünfter Auftritt
Sechster Auftritt
Siebenter Auftritt

Dritter Aufzug

Erster Auftritt
Zweiter Auftritt
Dritter Auftritt
Vierter Auftritt
Fünfter Auftritt
Sechster Auftritt
Siebenter Auftritt
Achter Auftritt
Neunter Auftritt
Zehnter Auftritt
Elfter Auftritt
Zwölfter Auftritt
Dreizehnter Auftritt
Vierzehnter Auftritt
Fünfzehnter Auftritt
Sechzehnter Auftritt
Siebzehnter Auftritt
Achzehnter Auftritt
Neunzehnter Auftritt
Zwanzigster Auftritt
Einundzwanzigster Auftritt
Zweiundzwanzigster Auftritt
Dreiundzwanzigster Auftritt

Vierter Aufzug

Erster Auftritt
Zweiter Auftritt
Dritter Auftritt
Vierter Auftritt
Fünfter Auftritt
Sechster Auftritt
Siebenter Auftritt
Achter Auftritt
Neunter Auftritt
Zehnter Auftritt
Elfter Auftritt
Zwölfter Auftritt
Dreizehnter Auftritt
Vierzehnter Auftritt

Fünfter Aufzug

Erster Auftritt
Zweiter Auftritt
Dritter Auftritt
Vierter Auftritt
Fünfter Auftritt
Sechster Auftritt
Siebenter Auftritt
Achter Auftritt
Neunter Auftritt
Zehnter Auftritt
Elfter Auftritt
Zwölfter Auftritt

 

 

Personen



Wallenstein

Octavio Piccolomini

Max Piccolomini

Terzky

Illo

Isolani

Buttler

Rittmeister Neumann

ein Adjutant

Oberst Wrangel, von Schweden gesendet

Gordon, Kommandant von Eger

Major Geraldin

Hauptleute in der Wallensteinischen Armee

Deveroux

Macdonald

Schwedischer Hauptmann

eine Gesandtschaft von Kürassieren

Bürgermeister von Eger

Seni

Herzogin von Friedland

Gräfin Terzky

Thekla

Fräulein Neubrunn, Hofdame der Prinzessin

von Rosenberg, Stallmeister der Prinzessin

Dragoner

Bediente - Pagen - Volk


Die Szene ist in den drei ersten Aufzügen zu Pilsen, in den zwei letzten zu Eger




Erster Aufzug



Ein Zimmer, zu astrologischen Arbeiten eingerichtet und mit Sphären, Karten, Quadranten und anderm astronomischen Geräte versehen. Der Vorhang von einer Rotunde ist aufgezogen, in welcher die sieben Planetenbilder, jedes in einer Nische, seltsam beleuchtet, zu sehen sind. Seni beobachtet die Sterne, Wallenstein steht vor einer großen schwarzen Tafel, auf welcher der Planetenaspekt gezeichnet ist.

Erster Auftritt



Wallenstein - Seni

Wallenstein:

Laß es jetzt gut sein, Seni. Komm herab.
Der Tag bricht an, und Mars regiert die Stunde.
Es ist nicht gut mehr operieren. Komm!
Wir wissen g'nug.

Seni:

Nur noch die Venus laß mich
Betrachten, Hoheit. Eben geht sie auf.
Wie eine Sonne glänzt sie in dem Osten.

Wallenstein:

Ja, sie ist jetzt in ihrer Erdennäh'
Und wirkt herab mit allen ihren Stärken.
Die Figur auf der Tafel betrachtend
Glückseliger Aspekt! So stellt sich endlich
Die große Drei verhängnisvoll zusammen,
Und beide Segenssterne, Jupiter
Und Venus, nehmen den verderblichen,
Den tück'schen Mars in ihre Mitte, zwingen
Den alten Schadenstifter, mir zu dienen.
Denn lange war er feindlich mir gesinnt
Und schoß mit senkrecht- oder schräger Strahlung,
Bald im Gevierten, bald im Doppelschein,
Die roten Blitze meinen Sternen zu
Und störte ihre segenvollen Kräfte.
Jetzt haben sie den alten Feind besiegt
Und bringen ihn am Himmel mir gefangen.

Seni:

Und beide große Lumina von keinem
Malefico beleidigt! der Saturn
Unschädlich, machtlos, in cadente domo.

Wallenstein:

Saturnus' Reich ist aus, der die geheime
Geburt der Dinge in dem Erdenschoß
Und in den Tiefen des Gemüts beherrscht
Und über allem, was das Licht scheut, waltet.
Nicht Zeit ist's mehr, zu brüten und zu sinnen,
Denn Jupiter, der glänzende, regiert
Und zieht das dunkel zubereitete Werk
Gewaltig in das Reich des Lichts; Jetzt muß
Gehandelt werden, schleunig, eh' die Glücks-
Gestalt mir wieder wegflieht überm Haupt,
Denn stets in Wandlung ist der Himmelsbogen.
Es geschehen Schläge an die Tür
Man pocht. Sieh, wer es ist.

Terzky draußen:

Laß öffnen!

Wallenstein:

Es ist Terzky.
Was gibt's so Dringendes? Wir sind beschäftigt.

Terzky draußen:

Leg alles jetzt beiseit', ich bitte dich,
Es leidet keinen Aufschub.

Wallenstein:

Öffne, Seni.

Indem jener dem Terzky aufmacht, zieht Wallenstein den Vorhang vor die Bilder

Zweiter Auftritt



Wallenstein - Graf Terzky


Terzky tritt ein:

Vernahmst du's schon? Er ist gefangen, ist
Vom Gallas schon dem Kaiser ausgeliefert!

Wallenstein zu Terzky:

Wer ist gefangen? Wer ist ausgeliefert?

Terzky:

Wer unser ganz Geheimnis weiß, um jede
Verhandlung mit den Schweden weiß und Sachsen,
Durch dessen Hände alles ist gegangen

Wallenstein zurückfahrend:

Sesin doch nicht? Sag nein, ich bitte dich.

Terzky:

Grad auf dem Weg nach Regenspurg zum Schweden
Ergriffen ihn des Gallas Abgeschickte,
Der ihm schon lang die Fährte abgelauert.
Mein ganz Paket an Kinsky, Matthes Thurn,
An Oxenstirn, an Arnheim führt er bei sich.
Das alles ist in ihrer Hand, sie haben
Die Einsicht nun in alles, was geschehn.

Dritter Auftritt



Vorige - Illo kommt


Illo zu Terzky:

Weiß er's?

Terzky:

Er weiß es.

Illo zu Wallenstein:

Denkst du deinen Frieden
Nun noch zu machen mit dem Kaiser, sein
Vertraun zurückzurufen? wär' es auch:
Du wolltest allen Planen jetzt entsagen,
Man weiß, was du gewollt hast. Vorwärts mußt du,
Denn rückwärts kannst du nun nicht mehr.

Terzky:

Sie haben Dokumente gegen uns
In Händen, die unwidersprechlich zeugen

Wallenstein:

Von meiner Handschrift nichts. Dich straf ich Lügen.

Illo:

So? Glaubst du wohl, was dieser da, dein Schwager,
In deinem Namen unterhandelt hat,
Das werde man nicht dir auf Rechnung setzen?
Dem Schweden soll sein Wort für deines gelten,
Und deinen Wiener Feinden nicht!

Terzky:

Du gabst nichts Schriftliches; Besinn dich aber,
Wie weit du mündlich gingst mit dem Sesin.
Und wird er schweigen? Wenn er sich mit deinem
Geheimnis retten kann, wird er's bewahren?

Illo:
Das fällt dir selbst nicht ein! Und da sie nun
Berichtet sind, wie weit du schon gegangen,
Sprich! was erwartest du? Bewahren kannst du
Nicht länger dein Kommando, ohne Rettung
Bist du verloren, wenn du's niederlegst.

Wallenstein:

Das Heer ist meine Sicherheit. Das Heer
Verläßt mich nicht. Was sie auch wissen mögen,
Die Macht ist mein, sie müssen's niederschlucken,
Und stell ich Kaution für meine Treu',
So müssen sie sich ganz zufrieden geben.

Illo:

Das Heer ist dein; jetzt für den Augenblick
Ist's dein; doch zittre vor der langsamen,
Der stillen Macht der Zeit. Vor offenbarer
Gewalt beschützt dich heute noch und morgen
Der Truppen Gunst; doch gönnst du ihnen Frist,
Sie werden unvermerkt die gute Meinung,
Worauf du jetzo fußest, untergraben,
Dir einen um den andern listig stehlen;
Bis, wenn der große Erdstoß nun geschieht,
Der treulos mürbe Bau zusammenbricht.

Wallenstein:

Es ist ein böser Zufall!

Illo:

Oh! einen glücklichen will ich ihn nennen,
Hat er auf dich die Wirkung, die er soll,
Treibt dich zu schneller Tat; Der schwed'sche Oberst

Wallenstein:

Er ist gekommen? Weißt du, was er bringt?

Illo:

Er will nur dir allein sich anvertraun.

Wallenstein:

Ein böser, böser Zufall. Freilich! Freilich!
Sesina weiß zu viel und wird nicht schweigen.

Terzky:

Er ist ein böhmischer Rebell und Flüchtling,
Sein Hals ist ihm verwirkt; kann er sich retten
Auf deine Kosten, wird er Anstand nehmen?
Und wenn sie auf der Folter ihn befragen,
Wird er, der Weichling, Stärke g'nug besitzen?

Wallenstein in Nachsinnen verloren:

Nicht herzustellen mehr ist das Vertraun.
Und mag ich handeln, wie ich will, ich werde
Ein Landsverräter ihnen sein und bleiben.
Und kehr ich noch so ehrlich auch zurück
Zu meiner Pflicht, es wird mir nichts mehr helfen.

Illo:

Verderben wird es dich. Nicht deiner Treu',
Der Ohnmacht nur wird's zugeschrieben werden.

Wallenstein in heftiger Bewegung auf und ab gehend:

Wie? Sollt' ich's nun im Ernst erfüllen müssen,
Weil ich zu frei gescherzt mit dem Gedanken?
Verflucht, wer mit dem Teufel spielt!

Illo:

Wenn's nur dein Spiel gewesen, glaube mir,
Du wirst's in schwerem Ernste büßen müssen.

Wallenstein:

Und müßt' ich's in Erfüllung bringen, jetzt,
Jetzt, da die Macht noch mein ist, müßt's geschehn

Illo:

Wo möglich, eh' sie von dem Schlage sich
In Wien besinnen und zuvor dir kommen

Wallenstein die Unterschriften betrachtend:

Das Wort der Generale hab ich schriftlich;
Max Piccolomini steht nicht hier. Warum nicht?

Terzky:

Es war; er meinte ...

Illo:

Bloßer Eigendünkel!
Es brauche das nicht zwischen dir und ihm.

Wallenstein:

Es braucht das nicht, er hat ganz recht,
Die Regimenter wollen nicht nach Flandern,
Sie haben eine Schrift mir übersandt
Und widersetzen laut sich dem Befehl.
Der erste Schritt zu Aufruhr ist geschehn.

Illo:

Glaub mir, du wirst sie leichter zu dem Feind
Als zu dem Spanier hinüber führen.

Wallenstein:

Ich will doch hören, was der Schwede mir
Zu sagen hat.

Illo pressiert:

Wollt Ihr ihn rufen, Terzky?
Er steht schon draußen.

Wallenstein:

Warte noch ein wenig.
Es hat mich überrascht. Es kam zu schnell,
Ich bin es nicht gewohnt, daß mich der Zufall
Blind waltend, finster herrschend mit sich führe.

Illo:

Hör ihn fürs erste nur. Erwäg's nachher.

sie gehen

Vierter Auftritt



Wallenstein mit sich selbst redend:

Wär's möglich? Könnt' ich nicht mehr, wie ich wollte?
Nicht mehr zurück, wie mir's beliebt? Ich müßte
Die Tat vollbringen, weil ich sie gedacht,
Nicht die Versuchung von mir wies, das Herz
Genährt mit diesem Traum, auf ungewisse
Erfüllung hin die Mittel mir gespart,
Die Wege bloß mir offen hab gehalten?
Beim großen Gott des Himmels! Es war nicht
Mein Ernst, beschloßne Sache war es nie.
In dem Gedanken bloß gefiel ich mir;
Die Freiheit reizte mich und das Vermögen.
War's unrecht, an dem Gaukelbilde mich
Der königlichen Hoffnung zu ergötzen?
Blieb in der Brust mir nicht der Wille frei,
Und sah ich nicht den guten Weg zur Seite,
Der mir die Rückkehr offen stets bewahrte?
Wohin denn seh ich plötzlich mich geführt?
Bahnlos liegt's hinter mir, und eine Mauer
Aus meinen eignen Werken baut sich auf,
Die mir die Umkehr türmend hemmt!

er bleibt tiefsinnig stehen

Strafbar erschein ich, und ich kann die Schuld,
Wie ich's versuchen mag! nicht von mir wälzen;
Denn mich verklagt der Doppelsinn des Lebens,
Und selbst der frommen Quelle reine Tat
Wird der Verdacht, schlimmdeutend, mir vergiften.
War ich, wofür ich gelte, der Verräter,
Ich hätte mir den guten Schein gespart,
Die Hülle hätt' ich dicht um mich gezogen,
Dem Unmut Stimme nie geliehn. Der Unschuld,
Des unverführten Willens mir bewußt,
Gab ich der Laune Raum, der Leidenschaft,
Kühn war das Wort, weil es die Tat nicht war.
Jetzt werden sie, was planlos ist geschehn,
Weitsehend, planvoll mir zusammenknüpfen,
Und was der Zorn und was der frohe Mut
Mich sprechen ließ im Überfluß des Herzens,
Zu künstlichem Gewebe mir vereinen
Und eine Klage furchtbar draus bereiten,
Dagegen ich verstummen muß. So hab ich
Mit eignem Netz verderblich mich umstrickt,
Und nur Gewalttat kann es reißend lösen.

wiederum stillstehend

Wie anders! da des Mutes freier Trieb
Zur kühnen Tat mich zog, die rauh gebietend
Die Not jetzt, die Erhaltung von mir heischt.
Ernst ist der Anblick der Notwendigkeit.
Nicht ohne Schauder greift des Menschen Hand
In des Geschicks geheimnisvolle Urne.
In meiner Brust war meine Tat noch mein:
Einmal entlassen aus dem sichern Winkel
Des Herzens, ihrem mütterlichen Boden,
Hinausgegeben in des Lebens Fremde,
Gehört sie jenen tück'schen Mächten an,
Die keines Menschen Kunst vertraulich macht.

Er macht heftige Schritte durchs Zimmer, dann bleibt er wieder sinnend stehen

Und was ist dein Beginnen? Hast du dir's
Auch redlich selbst bekannt? Du willst die Macht,
Die ruhig, sicher thronende erschüttern,
Die in verjährt geheiligtem Besitz,
In der Gewohnheit festgegründet ruht,
Die an der Völker frommem Kinderglauben
Mit tausend zähen Wurzeln sich befestigt.
Das wird kein Kampf der Kraft sein mit der Kraft,
Den fücht ich nicht. Mit jedem Gegner wag ich's,
Den ich kann sehen und ins Augen fassen,
Der, selbst voll Mut, auch mir den Mut entflammt.
Ein unsichtbarer Feind ist's, den ich fürchte,
Der in der Menschen Brust mir widersteht,
Durch feige Furcht allein mir fürchterlich,
Nicht, was lebendig kraftvoll sich verkündigt,
Ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz
Gemeine ist's, das ewig Gestrige,
Was immer war, und immer wiederkehrt
Und morgen gilt, weil's heute hat gegolten!
Denn aus Gemeinem ist der Mensch gemacht,
Und die Gewohnheit nennt er seine Amme.
Weh dem, der an den würdig alten Hausrat
Ihm rührt, das teure Erbstück seiner Ahnen!
Das Jahr übt eine heiligende Kraft;
Was grau für Alter ist, das ist ihm göttlich.
Sei im Besitze, und du wohnst im Recht,
Und heilig wird's die Menge die bewahren.

zu dem Pagen, der hereintritt

Der schwed'sche Oberst? Ist er's? Nun, er komme.

Page geht - Wallenstein hat den Blick nachdenkend auf die Türe geheftet

Noch ist sie rein, noch! Das Verbrechen kam
Nicht über diese Schwelle noch. So schma ist
Die Grenze, die zwei Lebenspfade scheidet!