66 Lieblingsplätze
und 11 Bars
Anke Clausen
Hamburg
Für Leichtmatrosen und Nachteulen
Hamburg ist das Tor zur Welt. Unsere nördliche Metropole an der Elbe ist wirklich eine Stadt zum Verlieben. Knapp 1,8 Millionen Einwohner aus 179 Nationen haben ihre Lieblingsplätze schon gefunden. Besucher sollten sich sofort auf die Suche danach machen. Rund um Elbe und Alster gibt es unglaublich viel zu entdecken.
Nur wer in dritter Generation in Hamburg geboren wird, darf sich Hamburger nennen, sonst ist man ein ›Quiddje‹.
Aber auch als ›Zugezogener‹ fühlt man sich gleich heimisch. Wir Hamburger, echte oder neue, sind offen, ehrlich und hilfsbereit und Touristen aus aller Welt natürlich sehr herzlich willkommen. Das kosmopolitische Flair der Stadt ist nicht nur am Hafen zu spüren. Rund 600.000 Gäste werden allein im Jahre 2015 von Bord eines der luxuriösen Kreuzfahrtschiffe gehen und beim Landgang die Stadt entdecken. Die Queen Mary 2 steuert Hamburg regelmäßig an und wird immer wieder begeistert gefeiert. Bei uns kann jeder zum Seemann werden. Die Hafenbarkassen, die Museumsschiffe und die Alsterdampfer freuen sich auf Ihren Besuch. An Bord eines Tretbootes werden sie selbst zum Kapitän. Das Internationale Maritime Museum zeigt Ihnen auf neun Etagen alles, was mit der Seefahrt zu tun hat. Plätze zum ›Schiffe Gucken‹ gibt es viele. Sie können dabei einen köstlichen Cocktail in einer schönen Bar genießen oder einfach mit einer Flasche Bier am Elbstrand sitzen.
Bevor Sie den Sonnenuntergang bestaunen, sollten Sie aber aktiv werden. Besuchen Sie die klassischen Sehenswürdigkeiten wie die St. Michaeliskirche, das Mahnmal St. Nikolai oder das Rathaus. In der historischen Speicherstadt, dem größten auf Eichenpfählen gebauten Lagerkomplex der Welt, stapeln sich nicht nur mehr Orientteppiche als sonst wo auf dem Planeten: In den alten Speichern sind unter anderem auch verschiedene Museen zu Hause.
Das Miniatur Wunderland, die größte Modelleisenbahn der Welt, begeistert groß und klein. Neben der Speicherstadt wächst mit der HafenCity ein ganz neuer Stadtteil heran, der schon jetzt mit modernster Architektur beeindruckt. Ein Konzerthaus der Extraklasse entsteht auf dem Kaispeicher direkt an der Spitze. Die Elbphilharmonie wird zum neuesten Wahrzeichen Hamburgs.
Kulinarisch können Sie sich mit Gerichten aus der ganzen Welt verwöhnen lassen. Natürlich sollten Sie auch die regionale Küche kosten. Probieren Sie mal Labskaus. Sie können sich auch von diversen Sterneköchen verwöhnen lassen. Nachts lockt die sündige Meile. Lassen Sie sich von Olivia Jones und ihren Kollegen in die Geheimnisse St. Paulis rund um die Reeperbahn einweihen. Am frühen Sonntagmorgen können Sie entweder am Fischmarkt weiterfeiern oder ausgeschlafen von Stand zu Stand bummeln. Die Marktschreier sind besser als mancher Comedian. Erholen können Sie sich in der grünsten Stadt Europas an jeder Ecke. Kommen Sie zur Ruhe und spazieren Sie an der Alster, im Stadtpark oder auch auf dem Ohlsdorfer Friedhof, dem größten Parkfriedhof der Welt. Mit neuer Kraft könnten Sie sich dann auf einen Shoppingtrip machen. Am Neuen Wall finden Sie die bekannten Luxuslabels. Kreatives Design und mehr machen die kleinen Läden im Karolinenviertel und in der Schanze zu etwas Besonderem. Wenn Sie schon genug Klamotten haben, dann spielen Sie doch Minigolf im Schwarzlicht, düsen Sie auf einem Segway durch die Stadt oder lassen Sie sich im Planetarium viel mehr als nur das Sonnensystem erklären. Ich jedenfalls hatte unglaublich viel Spaß mein Hamburg neu zu entdecken. Und meine Kinder auch! An den Wochenenden waren meine kleinen Assistenten mit Begeisterung dabei. Die Kamera Lumix GH1 von Panasonic hat mich auf all meinen Citytrips begleitet und die schönsten Eindrücke festgehalten. Auch bei schwierigen Lichtverhältnissen waren die Ergebnisse beeindruckend. Keines der Bilder ist nachbearbeitet und ich habe auch kein Stativ mitgeschleppt. Ich wünsche Ihnen bei Ihrer eigenen Großstadtsafari viel Spaß. Ich bin mir sicher, dass Sie Ihre persönlichen Lieblingsplätze finden werden.
Ihre Anke Clausen
Testen Sie Ihre Kondition. Nehmen Sie nicht den Fahrstuhl, sondern steigen Sie die 453 Stufen auf den Turm hoch. Wenn Sie auf der Aussichtsplattform angekommen nicht keuchen müssen, sind Sie wirklich fit. Sollten Ihnen die Knie zittern und Sie aus der Puste sein, gibt es auf der 82 Meter hohen Aussichtsplattform der St. Michaeliskirche genug Sauerstoff. Atmen Sie durch und bestaunen Sie Hamburg von oben.
Einmal im Jahr wird es richtig laut um die schöne Barockkirche. Das beeindruckende Brummen von bis zu 40.000 Motorrädern passt auf den ersten Blick gar nicht zu Gottesdienst und Orgelmusik. Manche Biker sind tätowiert und würden Kirchgänger vieler Gemeinden einfach nur schockieren. Nicht in der Hamburger Hauptkirche St. Michaelis. Seit 1984 gibt es diesen speziellen Gottesdienst, an dem der noch so harte Kerl um einen Kumpel trauern darf, dem seine Leidenschaft zum Verhängnis wurde. ›Fahr nicht schneller als dein Schutzengel fliegen kann.‹
Im Michel nehmen wir Hamburger auch Abschied von Menschen, die für unsere Stadt wichtig waren und die wir vermissen werden. Als Helmut Schmidt hier um seine große Liebe und Ehefrau Loki trauerte, an seiner Hand neben seinem auch ihren Ehering tragend, waren nicht nur die Hamburger ergriffen.
Das Wahrzeichen der Stadt, das schlicht ›Michel‹ genannt wird, ist bereits die dritte Kirche an dieser Stelle. Die erste wurde 1661 fertig gestellt. Nach einem Blitzschlag brannte sie 1750 nieder. 1762 stand die neue barocke Kirche, später kam der Turm dazu. Wieder war es ein Feuer, das die Kirche 1906 zerstörte. Die Hamburger wollten ihr Wahrzeichen wiederhaben und so wurde das Gotteshaus rekonstruiert. Natürlich feuerfester, mit Beton und Stahl. Das Zifferblatt der Uhr ist übrigens das größte Deutschlands und hat einen Durchmesser von acht Metern. Die berühmte Kupferhaube des 123 Meter hohen Turms ist ein Symbol für die weltoffene Stadt. Religiöse und Rocker, Weihnachtschristen und Weltreisende, Trauernde und sich Trauende, alle sind willkommen.
Tipp: Auf dem Turm kann es auch romantisch werden. Gläschen Sekt außerhalb der Öffnungszeiten? Wenden Sie sich an die Krameramtstuben. Da lässt sich was machen!
St. Michaeliskirche /// Englische Blanke 1 /// 20459 Hamburg ///
0 40 / 37 67 80 /// www.st-michaelis.de /// www.nachtmichel.de ///
Die 300 Jahre alten Fachwerkhäuschen im Reihenhausstil sind das letzte Überbleibsel dieser Epoche in der Hansestadt. Es grenzt an ein Wunder, dass diese kleine Gasse unweit der Michaeliskirche noch steht. Der große Brand 1842 und der Feuersturm im Zweiten Weltkrieg haben rundherum fast alles zerstört. Besuchen Sie die schmale Gasse mit den Fachwerkhäuserzeilen, die heute mit kleinen Läden und einem Restaurant nicht nur Touristen begeistert.
Das Krameramt war die Gilde der Kaufleute in Hamburg. Die Hamburger Kleinhändler hatten sich bereits im Jahre 1375 zusammengeschlossen. Die Zunft war sowohl praktisch als auch sozial. Da sich die Wohnungen der Händler über den Geschäften befanden, gab es nach dem Tod des Kaufmanns ein Problem mit der Weitervermietung des Ladens, wenn dort noch eine Witwe lebte. Frauen durften das Geschäft nicht allein weiterführen. Die Zunft veranlasste in den 70er-Jahren des 16. Jahrhunderts den Bau der Krameramtsstuben. Hier durften die Witwen nun leben und das ehemalige Heim samt Laden konnte wieder an einen neuen Kaufmann vergeben werden. Problem gelöst. Das Museum für Hamburgische Geschichte macht es möglich, dass Sie heute eine vollständig eingerichtete Kramerwitwenwohnung besichtigen können. Machen Sie sich ein Bild, wie die Frauen im Jahre 1850 bis 1860 gelebt haben. Mit ein bisschen Fantasie können Sie sich in die Vergangenheit zurückversetzen und sich das Leben in der engen Gasse vorstellen. Kein Strom, kein fließend Wasser, keine Toilette. Bis 1968 lebten hier wirklich noch ältere Hamburger in Altenwohnungen, natürlich unter verbesserten Umständen. Heute sitzt man bei schönem Wetter urgemütlich unter freiem Himmel. Bis Sommer 1974 wurden die Häuser in der Gasse restauriert und stehen seitdem jedem kostenfrei offen. Bezahlen müssen Sie aber, wenn Sie im Restaurant ›Krameramtstuben‹ essen wollen. Von Matjes bis Labskaus gibt es typisch norddeutsche Gerichte. Wer sich da nicht rantraut, bekommt auch ein Wiener Schnitzel.
Tipp: Die kleine Gasse mit den Krameramtstuben liegt direkt am Michel. Wenn Ihnen nach Erklimmen des Turmes etwas wackelig ist, bekommen Sie hier auch deftiges Essen und einen Schnaps.
Krameramtsstuben /// Krayenkamp 10 /// 20459 Hamburg ///
0 40 / 36 58 00 /// www.krameramtsstuben.de ///
St. Nikolai ist eine der ältesten Hauptkirchen der Stadt. 1195 wurde die kleine Hafenkapelle gegründet. Der Handel in Hamburg florierte über die Jahrhunderte und St. Nikolai wuchs mit. Das mittlerweile eindrucksvolle Gebäude brannte 1842 beim ›Großen Brand‹ nieder. Die Hamburger bauten ihre Kirche wieder auf. Als neogotischer Prachtbau war St. Nikolai nach der Fertigstellung 1874 das höchste Gebäude der Welt! Und im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche zur Zielscheibe.
Ein großartiger Ausblick und ein furchtbarer Rückblick. Man wird nicht manisch depressiv, wenn man das Mahnmahl besucht, aber gemischt werden die Gefühle schon sein zwischen Turm und Krypta. Mit dem gläsernen Panoramalift geht es 1,6 Meter pro Sekunde nach oben auf die 76 Meter hohe Aussichtsplattform. Erst seit 2005 gibt es diesen Lift. Im Fahrstuhl stehen Franzosen, Polen, Amerikaner und Italiener. Es bietet sich ein unglaublicher Blick über die ganze Stadt dar. Der Kirchturm ist mit 147,3 Metern der vierthöchste der Welt. Und damit beginnt der andere Teil. Zu Tode betrübt. Es gibt eigentlich nur noch diesen Kirchturm. Die Kirche an sich ist zerstört. Sie diente als Zielscheibe der ›Operation Gomorrha‹ im Zweiten Weltkrieg. Es waren die schwersten Angriffe in der Geschichte des Luftkrieges. Der zerstörte Rest der Kirche wurde in den 1950er-Jahren abgerissen und für viele Jahre vergessen. In den 1990ern ermöglichte es die Spendenbereitschaft der Hamburger, St. Nikolai als Mahnmahl zu erhalten. In der Krypta erinnert eine Ausstellung an den Zweiten Weltkrieg. Mahnend, nicht wertend. Es werden Fotos gezeigt. ›Vorher – Nachher‹ würde man salopp sagen. Ein Film erinnert an den Luftangriff ›Gomorrha‹ und den Feuersturm. Die Bilder und die vorgetragenen Augenzeugenberichte sind grausam. Man ist gelähmt und erschüttert. Die Nächte im Hochsommer 1943 müssen die Hölle auf Erden gewesen sein. Zurück im Tageslicht braucht es ein paar Minuten länger, um wieder im Hier und Jetzt anzukommen.
Tipp: Das Carillon ist frei einsehbar. 51 Glocken, 13 Tonnen schwer. Vor der Zerstörung stand hier die Orgel. Viermal täglich erklingt die Stundenmelodie.
Mahnmal St. Nikolai /// Willy-Brandt-Straße 60 ///
20457 Hamburg /// 0 40 / 37 11 25 ///
www.mahnmal-st-nikolai.de ///
In der Nacht zum 5. Mai 1842 verursachte ein Brand in der Deichstraße eine Katastrophe. Gleich mehrere unglückliche Umstände und einige Fehlentscheidungen trugen dazu bei, dass fast die gesamte Innenstadt in Schutt und Asche gelegt wurde. Erst am 8. Mai verkündete der Senat offiziell das Ende des Großen Brandes, der das Bild der Stadt für immer verändert hatte.
Die Abhandlung der Katastrophe, die von den Hamburger Feuerwehr-Historikern verfasst wurde, liest sich wie das Exposé zu einem Roland-Emmerich-Film. Es ist tiefe Nacht, als es im Haus des Tabakhändlers Eduard Cohen zu knistern beginnt. Ein Nachtwächter läuft durch die Straßen und entdeckt die ersten Flammen. Sich der Gefahr bewusst, brüllt er:
»Füer, Füer, Füer!« Die Kirchenglocken warnen die Bewohner. Die Feuerwehr rückt an. Es war seit Tagen sehr heiß. Die Flammen fressen sich durch die ausgetrockneten Fachwerkbalken. Die Kanäle sind fast leer und es gibt zu wenig Löschwasser. Eine beeindruckende Szene zeigt, wie das Feuer sogar den sieben Meter breiten Deichstraßenfleet überspringt. Johann Ehlert Bieber und Adolph Repsold leiten den Einsatz. Abgekämpft und mit Ruß geschwärzten Gesichtern erkennen die Männer die Aussichtslosigkeit der Löschversuche und schlagen vor, Häuser zu sprengen, um dem Feuer die Nahrung zu nehmen. Polizeisenator Hartung schreitet am Vormittag in seinem Arbeitszimmer auf und ab und erwägt das Für und Wider. Dann entscheidet er sich dagegen. Stattdessen sollen weitere Löschmannschaften herangezogen werden. Gegen 15 Uhr erreichen die Flammen die 650 Jahre alte St. Nikolaikirche. Nur eine Stunde später stürzt der Turm in sich zusammen. Es wird nun doch mit der Sprengung einiger Häuser begonnen, zu spät … Ausgerechnet Teile der Deichstraße sind erhalten geblieben. Heute ist hier vor allem Gastronomie angesiedelt. Es ist einfach schön hier eine kleine Pause zu machen, etwas zu essen und einen Blick auf den Nikolaifleet und die schiefen Fassaden zu werfen.
Tipp: Auf den Homepages der Vereine ›Hamburger Feuerwehr-Historiker‹ und ›Rettet die Deichstraße‹ erfahren Sie mehr über den Großen Brand und die einzelnen Häuser in der Deichstraße.
Deichstraße in der Altstadt /// www.feuerwehrhistoriker.de ///
www.deichstrassehamburg.de ///