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Celia Williams

Drachenreise

Gay Fantasy Romance


Ein weiteres Dankeschön an meine Freundin Ursula, die sich stundenlang mit meiner eher durchwachsenen Rechtschreibung auseinandersetzt. Danke! Dieses Buch widme ich euch Lesern. Ohne euch würde Schreiben nicht viel Sinn machen. Danke, dass ihr meine literarischen Ergüsse ertragt. Eure Celia


BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

Wichtige Hinweise

Sämtliche Personen dieser Geschichte sind frei erfunden und Ähnlichkeiten daher nur zufällig.

 

E-­Books sind nicht übertragbar und dürfen auch nicht kopiert oder weiterverkauft werden.

 

Dieses Buch enthält homoerotische Handlungen und ist für Leser unter 18 Jahren und für homophobe Menschen nicht geeignet. Im wahren Leben gilt ein verantwortungsbewusster Umgang miteinander und Safer‐Sex!

 

 

 

Weitere Bände der Drachengefährtenreihe:

 

Band 1: Drachenfeuer - Liebe ist universell

Band 2: Drachenglut - Liebe bedeutet Freiheit

Band 3: Drachenhitze - Liebe überwindet alles

Band 4: Drachensiegel - Liebe findet ihren Weg

Band 5: Drachenmagie - Von Liebe erweckt

Band 6: Drachengefährten

Band 7: Drachensohn - Liebe braucht ihre Zeit

Band 8: Drachenzauber - Die Liebe des Magiers

Band 9: Drachenseele - Die Liebe des Bewahrers (kommt bald)

Die große Reise

Radec stand in Hastadoom auf dem großen Platz direkt vor dem monumentalen Steinpodium und betrachtete die riesigen aufgestellten Stelen. Dort hatte sich jeder lebende und zum Thing gepilgerte Gefährte eingetragen und doch gab es kein passendes Gegenstück für ihn. Seit achthundert Jahren fristete der mattrote Drache sein Leben alleine. Bisher hatte ihm dies keine Probleme bereitet. Die ganzen Jahrhunderte hatte ihn das nicht gestört. Zufrieden hatte er sein Leben gelebt und seine Aufgaben erfüllt. Doch in den letzten Jahren, mit all den glücklichen Paaren um ihn herum, fühlte er die Leere in sich und die Einsamkeit lastete schwer auf ihm. Anfangs hatte er sich über diesen bohrenden Schmerz noch gewundert, solche Anfälle von Melancholie und Verzweiflung gehörten nicht zum Wesen der Feuerspucker und doch litt er nun ab und an daran. Jetzt hatte es eine Dimension angenommen, dass er es einfach nicht mehr ignorieren konnte. Hilflos sah er den Obelisken an, an dem die Tafeln der Gefährten mit rotem Sigel hingen. Kein einziges wies die Farbkombination hellrot und weiß auf. Alleine, schrie sein Herz und seine Seele litt unter der Einsamkeit. Sein ganzer Körper wurde von eleganten Schnörkeln in hellrot, silberweiß und rabenschwarz eingenommen. Nur sein Gesicht blieb ohne Muster. Trotz intensiver Suche konnte er nirgends einen schwarzhaarigen Mann oder Frau ausfindig machen, die ihn ergänzte. Er musste etwas dagegen unternehmen. Wenn er in dieser Generation nicht fündig würde, musste er mindestens fünfundzwanzig Jahre bis zum nächsten Gefährtentreffen in Hastadoom warten. Für eine Flugechse entsprach dieser Zeitraum zwar nur einem Wimpernschlag, aber für sein wundes Herz stellte es doch ein schmerzliches Hindernis dar. Wie sollte er nur so lange aushalten?

Seufzend drehte er sich um und entdeckte Killian, seinen König, der langsam auf ihn zukam. Dessen Gesicht drückte tiefes Bedauern aus, als er neben ihm zum Stehen kam. Aufmerksam musterte Kill, wie ihn seine Freunde nannten, den Obelisken der für Radec so wichtig war. „Du hast vor die große Reise zu unternehmen?“, erkundigte sich der Drachenkönig mitfühlend.

Ein lautes Seufzen kam von dem Drachen mit dem feuerroten Haar mit den weißen Haarspitzen. Man konnte vor dem Drachenkönig einfach keine Geheimnisse haben. Der gebürtige Telepath konnte leicht die Menschen und Drachen seines engeren Umfelds durchschauen. Als einer der sechs Kommandanten der Drachenarme gehörte Radec zu Killians engstem Kreis und nachdem er sich dazu entschieden hatte weiterhin dem Heer anzugehören und nicht in den Ältestenrat zu wechseln, man hatte ihm schon mehrfach einen Platz angeboten, hatte sich die Verbindung zwischen ihnen noch intensiviert. Radec stand der Königsfamilie als Berater und Freund zur Seite und ging auf der Drachenfeste ein und aus. Natürlich entging seinem Herrscher nicht seine deprimierte Stimmung. „Ja, Killian. Ich möchte gerne über die Grenze hinausfliegen. Der Zeitraum bis zum nächsten Thing erscheint mir so unendlich. Es bedrückt mich und ich weiß einfach nicht wie ich dieses Martyrium ein weiteres Vierteljahrhundert überstehen soll. Lässt du mich gehen?“

Jetzt konnte nur Killian aus tiefstem Herzen seufzen: „Natürlich kannst du gehen. Ich hoffe, du findest auf der anderen Seite, was du hier vermisst. Niemand weiß etwas über das, was du dort vorfinden wirst. Ich wünsche dir viel Glück, mein Freund.“

„Danke, mein König. Einige Drachen sind wiedergekehrt und ich werde ebenfalls alles dransetzten zurückzukommen. Ich habe Hoffnung“, entgegnete Radec und sah Kill dabei lächelnd an.

Der Drachenherrscher konnte einfach nicht gegen seinen Impuls angehen und umarmte den roten Drachen fest. Dabei vermischte er absichtlich seine Hitze mit der des anderen Feuerspuckers. So intensivierte er das zwischen ihnen bestehende Band und er würde länger mental verfolgen können, ob es ihm gut ging. Selbst wenn die Distanz für eine Kommunikation zu groß wurde, empfing er doch noch immer ein latentes Hintergrundrauschen, welches ihm verriet, dass der Kontaktierte noch am Leben war. Sanft löste er sich von seinem Kommandanten und verabschiedete ihn mit den Worten: „Ich wünsche dir eine gut und sichere Reise. Wir werden uns wiedersehen.“ Dabei klangen seine Worte absolut zuversichtlich.

Diese Worte kamen Radec fast wie eine Prophezeiung vor, doch natürlich konnte der Drachenkönig nicht in die Zukunft sehen. Lächelnd verneigte er sich ein letztes Mal vor seinem König und legte dann mitten auf dem Platz seine Kleider ab. Nackt wandelte er in seine beeindruckende Drachenform. Radec hatte hellrote Schuppen auf seinem Rücken, der Oberseite seines Halses und Schwanzes. Seine Flügel wiesen die gleiche flammenfarbene Färbung auf. Seine Beine und Bauch hingegen wechselten zu einem ganz hellen Weiß und die Kanten der Schuppen hatten sogar einen leichten Silberschimmer. Sein Drachenleib wirkte eher schlank als muskulös und entsprach damit voll und ganz seiner menschlichen Gestalt, auch in dieser wirkte er eher schlank und drahtig. Ruckartig hob er ab und schlug mit den großen Lederhäuten.

Der starke Abwind zerzauste das rabenschwarze Haar des Drachenkönigs, der es sich nicht nehmen ließ seinem Freund nachzusehen. Killian blieb auf dem Platz, bis er Radec am Horizont nicht mehr erkennen konnte. Seufzend wollte er sich gerade abwenden, als er entdeckte, dass sich still und heimlich Einar, sein Gefährte, bei ihm eingefunden hatte. Der Kommandant der menschlichen Nordlandtruppen stand dicht bei seinem Drachen und erwiderte dessen melancholischen Blick. „Mir wird er auch fehlen. Trotzdem habe ich so ein Gefühl, dass wir ihn recht bald wiedersehen werden. Nenn mich einen Narren, aber ich glaube ganz fest daran.“

Killian lachte leise und entgegnete: „Mach dir nicht’s daraus, ich teile diese Ahnung. Etwas tief in mir sagt das gleiche. Wir werden abwarten müssen.“ Liebevoll faste Killian die Hand seines Gefährten und verschränkte seine schlanken Finger mit denen Einars.

Dieser wollte mehr Kontakt und zog den schlanken Drachen fest an seine muskulöse Brust. „Komm, lass uns in unser Quartier zurückkehren. Morgen geht es dann auf in die Heimat. Unsere Höhle höre ich bis hierher rufen, mir fehlt die Drachenfeste.“

Nickend gab Killian seinem Menschen Recht und folgte ihm in Richtung Kommandantur.

Eisige Kälte

Noch herrschte keine winterliche Kälte in den Nordlanden und doch pendelten die Temperaturen zwischen dem Gefrierpunkt und tiefen Minusgraden. In der Eiswüste wurden selten Grade über Null gemessen, trotzdem lebten hier sowohl Menschen als auch Drachen. Mittlerweile hauste hier sogar ein Halbmagier, zumindest zeitweise. Hadar, halb Mensch halb Magier, hatte in Palato, Killians Erzeuger, ein weißer Drachen, seinen Seelenverwandten gefunden und lebte zumindest einen Teil des Jahres zusammen mit seinem Drachen in der Eiswüste. Als ehemaliger Bewohner des Magierlandes liebte er es eigentlich eher warm bis heiß, doch was nahm man nicht alles für seinen Drachen auf sich. Der Halbling hatte sich gut angepasst und lebte mittlerweile ein erfülltes und glückliches Leben. Palato tat auch alles dafür, dass sein attraktiver Zwitter glücklich und zufrieden war. Mit langen Flügelschlägen näherte sich Radec der Eisfestung und kam langsam aber sicher in telepathische Reichweite des weißen Drachen.

Wie erwartet kontaktierte dieser ihn auf mentalem Wege: <Guten Flug bisher gehabt, Radec?>

<Ja, danke, wie geht es Hadar?>, erwiderte Radec in Gedanken.

Als Antwort erhielt er ein Schmunzeln: <Uns geht es beiden hervorragend. Wie weit willst du in den Norden fliegen?>

<Weit, Palato, über die Grenze hinaus.> Radec log nie, wenn er es nicht aus strategischen Gründen musste. Wie jeder Drache schätzte er die Wahrheit und Aufrichtigkeit. Lügen gingen so sehr gegen die Drachennatur wie das Leben von Fischen an Land.

<Gib auf dich acht. Hoffentlich sehen wir uns wieder. Gute Reise>, sendete Palato seine und Hadars Wünsche.