cover.jpg

 

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Daheim

Rhodans berühmte Unfähigkeit

Gejagt

Wer ist das Krokodil?

Jupiter

Irrgarten der Fragen

In der Irene-Lieplich-Siedlung

Die Arbeit des Telepathen

Luna-Park

In den Untiefen von DARASTO

Die metarealen Zonen

Am Fundort

Der Teilhaber

Reiseauskunft

Zweikampf mit sich selbst

Theorie und Praxis

Wiederverkörperung

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

img1.jpg

 

Nr. 2533

 

Reise in die Niemandswelt

 

Er ist ein Totengast – und er hat einen mächtigen Feind im Reich der Phantome

 

Wim Vandemaan

 

img2.jpg

 

Auf der Erde und den zahlreichen Planeten in der Milchstraße, auf denen Menschen leben, schreibt man das Jahr 1463 Neuer Galaktischer Zeitrechnung – das entspricht dem Jahr 5050 christlicher Zeitrechnung. Seit über hundert Jahren herrscht in der Galaxis weitestgehend Frieden: Die Sternenreiche arbeiten daran, eine gemeinsame Zukunft zu schaffen. Die Konflikte der Vergangenheit scheinen verschwunden zu sein.

Vor allem die Liga Freier Terraner (LFT), in der Perry Rhodan das Amt des Terranischen Residenten trägt, hat sich auf Forschung und Wissenschaft konzentriert. Sogenannte Polyport-Höfe stellen eine neue, geheimnisvolle Transport-Technologie zur Verfügung. Gerade als man diese zu entschlüsseln beginnt, greift die Frequenz-Monarchie über die Polyport-Höfe nach der Milchstraße. Zum Glück kann der Angriff aufgehalten werden.

Perry Rhodan folgt einem Hilferuf der Terraner in das in unbekannter Ferne liegende Stardust-System. Dort erhält er eine Botschaft der Superintelligenz ES, deren Existenz von den gegenwärtigen Ereignissen akut bedroht scheint. Über das Polyport-Netz begibt sich der Unsterbliche sodann ebenfalls nach Andromeda und gerät dort prompt in einen mörderischen Kampf zwischen Maahks. Für Perry Rhodan wird es eine REISE IN DIE NIEMANDSWELT ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Perry Rhodan – Der Resident trifft auf einen ungeheuren Gegner.

Mondra Diamond – Rhodans Lebensgefährtin weigert sich, an dessen Tod zu glauben.

Lloyd/Tschubai – Das Konzept durchforscht den Polyport-Hof DARASTO.

Grek 124 – Ein Mediziner möchte lieber selbst die Verantwortung tragen.

Daheim

 

»Sie waren lange fort«, sagte der Portier.

Perry Rhodan nickte. »Gut, wieder daheim zu sein.«

Er betrachtete den kleinwüchsigen Portier, der in einer Flasche neben der Pforte hing. Die Flasche war aus blassgrünem Glas. Sie hing an einem silbrigen Plexostahlfaden und pendelte leicht. Er konnte einige Einrichtungsgegenstände erkennen, den winzigen Diwan, den Ohrensessel vor der leise flimmernden Mediasäule, den schwebenden Bilderwürfel mit den vier Gemälden, jedes von ihnen nicht größer als sein Fingernagel.

Siganesische Gemälde für den siganesischen Portier.

Der Portier war sichtbar alt geworden; er stand nah am Glas, der Rücken so krumm, fast berührte der Kopf den Boden, die nackten Arme hingen wie dürre Zweige.

Er wusste, dass der Portier ihn mit seinen alterstrüben Augen nicht sehen konnte. Das war auch nicht notwendig. Der Portier hatte ihn psionisch abgetastet.

Als Mentalstabilisierter waren seine Gedanken natürlich keinem Telepathen zugänglich. Aber die Aufgabe des Portiers war es auch nicht, seine Gedanken zu lesen. Die Mentalstabilisierung verhüllte alles Gedachte; der Portier suchte die Struktur der Verhüllung ab, die, wie die Forscher der Para-Akademie Port Teilhard auf der Venus vor vielen Jahrhunderten herausgefunden hatten, genauso einzigartig und unverfälschbar war wie ein Fingerabdruck oder die genetische Signatur.

Mein greiser Flaschengeist, dachte er, als er den Portier zurück auf seinen Diwan schlurfen und sich die wenigen grauen, spinnwebichten Strähnen mit einer zitternden Hand ordnen sah. Sah, wie der Siganese sich auf das zierliche Möbel legte. Einen Augenblick später war der Portier anscheinend eingeschlafen.

Selbstverständlich hatte er, während er sich seinem Haus durch den großen Garten genähert hatte, etliche mehr oder weniger diskrete Identifikationen und Musterungen über sich ergehen lassen. Sichtungen durch unsichtbare, niemals schlafende Maschinen. Kontrollen durch schweigsame Tiere, genetisch optimierte und ausgeklügelte Fledermäuse.

Er warf einen kurzen Blick zurück in den Garten. Er sah die Stelle, an der sich träge hellgrüne, beinahe leuchtende Schwaden drehten. Chlorgas. Hatte er nicht auch diese Stelle schadlos passiert?

Ja, er hatte etliche Prüfungen überstanden. Der Portier war nur die letzte Instanz.

Die vorletzte, korrigierte er sich lächelnd, als die Haustür aufglitt.

»Good evening, Sir«, wünschte der Butler in seinem etwas angerauten, schleppenden Englisch und trat einen Schritt zur Seite. »Letztendlich sind Sie angekommen. Sie haben wahrscheinlich eine lange Reise hinter sich. Es ist in höchstem Maße betrüblich für mich, nicht von Ihnen über den Zeitpunkt Ihrer Rückkunft orientiert worden zu sein, sodass ich Ihnen leider kein akzeptables Mahl anzubieten vermag. – Aber womöglich kann ich Ihnen mit einigen pancakes mit Maple Syrup dienlich sein?«

Täuschte er sich, oder war in die Augen des Butlers ein feiner Schimmer der Verwunderung getreten? Wieso? War er seinem Butler gegenüber neuerdings meldepflichtig? Hatte er ihm sein Kommen und Gehen anzuzeigen?

Pfannkuchen mit Ahornsirup – eigentlich eines seiner Lieblingsgerichte. Er winkte ab. Er hatte keinen Appetit. Er fühlte eine abgrundtiefe Erschöpfung. Ihm war plötzlich, als würde sich in seinem Innersten die Erde auftun und seine Seele in einen bodenlosen Abgrund blicken lassen. Einen Abgrund, der einerseits leblos kalt war, andererseits warm und bergend wie eine araische Thermopelerine in einer arktischen Nacht.

Er meinte, einen Sog zu spüren, näher an diese Abbruchkante seines Selbst heranzutreten, sich hineinfallen zu lassen.

Er widerstand dem Impuls und legte die Jacke ab, was ihn einiges an Kraft kostete. Es war, als hielte das Futter der Jacke sich mit jeder Faser an seiner Haut fest, wie mit einer Myriade Nesseln. Endlich gelang es ihm, den Stoff von sich zu lösen. Er überreichte die Jacke dem Butler.

Was bin ich doch für ein Modegeck, dachte er, als er das Kleidungsstück in der Hand des Butlers sah. Ein hochgeschlossenes Stück mit einer Art Stehkragen; schlauchartige Ärmel, die weit über das Handgelenk hinausreichten und das Handgelenk, ja fast noch die Hand ummantelten; insgesamt taillenlang, hinten jedoch mit beinahe knietiefen Schößen.

Gefertigt aus einer Art verhärtetem, splitterndem Licht. Kristallisierten Flammen. Was ist das für ein Stoff?

Der Butler hängte die Jacke auf einen Bügel und wischte mit der Hand darüber. Das brennende Licht erlosch; die Jacke hing bleich und weiß da – wie ein schlichtes Totenhemd, dachte er.

Der Butler verstaute die Jacke in der Garderobe.

Er ging ins Wohnzimmer. Er fand alles so vor, wie er es verlassen hatte. An der linken Wand die Gemälde: ein James Rizzi – Galakto City Love Affair –, ein Croton Manor, ein Bilvylis Bhandur.

Er nickte den Bildern zu, ging weiter bis vor das Panoramafenster, das die gesamte vierte Wandfläche des Wohnzimmers einnahm. Dort blieb er stehen, verschränkte die Hände auf dem Rücken und schaute. Es war später Abend, und der Goshun-See leuchtete in einem nie gesehenen milchig grünen Licht.

Einzigartig glatt lag der See – war er vereist? Glitten in der Ferne nicht Schlitten dahin, Kufenfahrzeuge?

Rhodan überlegte.

Hatte man in der Zwischenzeit irgendeine Fotoanlage in den See gesenkt, die das Wasser von unten beleuchtete? Hatte sich möglicherweise eine bioluminiszente Algenart im See ausgebreitet, ein Neophyt von den Sternen, das wissentlich und willentlich nach Terra importiert worden war? Ein botanischer Unfall vielleicht?

Gut möglich. Aber wozu den See vereisen?

»Kann ich noch etwas für Sie tun, Sir?«, unterbrach der Butler seine Gedankengänge.

Etwas für ihn tun? Sollte er Nein sagen?

Sollte er Ja sagen?

Er dachte nach. Ihn fröstelte. »Ich weiß es nicht«, gestand er.

Der Butler zögerte. »Ist Ihnen nicht gut?«

Wieder dachte er nach. Wieder sagte er: »Ich weiß es nicht.«

Für einen Moment erwartete er, sein Butler würde nun lachen, ein ratloses Lachen. Dann fiel ihm ein, dass er seinen Butler noch niemals hatte lachen hören.

»Ich glaube, ich brauche einfach etwas Ruhe«, sagte er endlich.

»Eine Stadtbesichtigung erfrischt den Geist«, murmelte der Butler.

Er wollte den Kopf schütteln, erwidern, dass er dergleichen Impertinenz nicht schätzte. Der Wille eines Dieners hatte sich von dem seines Herrn nicht zu unterscheiden.

Mit einem Mal verließ ihn jede Kraft zum Widerspruch. Er fühlte sich matt und abgeschlagen. Wäre es nicht wunderbar, sich im Willen eines anderen dahintreiben zu lassen wie in einem breiten Fluss, Arme und Beine von sich gestreckt, den Kopf im Nacken – wie hieß diese Schwimmfigur gleich? Dieses regungslose Schwimmen eingedenk der Tatsache, dass Wasser trug?

Will ich denn schwimmen?, dachte er. Oder will ich untergehen?

Er wusste es nicht. Er sammelte alle Kräfte und sagte: »Ich glaube nicht, dass ich heute noch ausgehen möchte.«

Vielleicht, dachte er amüsiert, möchte ich ja wie ein paar hundert Millionen andere Terraner auch einfach vor dem Trivid stranden. Holoserials sehen. Schaumbilder voller Helden und Komödianten.

»Manchmal ist es besser zu gehen als zu bleiben«, sagte der Butler.

Er dachte darüber nach wie über eine tiefe Weisheit, die man ergründen musste.

War es eine Weisheit?

Nein.

Er wandte sich vom Panoramafenster ab und ging auf die Wand mit den drei Gemälden zu. Der Croton Manor war ein für den Künstler durchaus untypisches Motiv. Es zeigte den Großen Roten Sturm Jupiters, aber aus der Sicht der Planetenoberfläche, wahrscheinlich von einer Terrasse der Irene-Lieplich-Station aus.

Er wusste, dass das Bild auf alle, die nicht mentalstabilisiert waren, einen nahezu suggestiven Einfluss ausübte. Manor war ein Mutant gewesen, der seine Farben mit dem eigenen, paraaktiv-psychotropen Blut vermischt hatte. Wer vor einem seiner Originale stand, erlebte ein einzigartiges Hochgefühl, eine nie gekannte Euphorie.

Wie es wohl wäre, euphorisch zu sein?

Er war gegen die Suggestionen des Bildes taub. Betäubt worden.

Für einen Moment überlegte er, ob das Bild seinen Butler glücklich machen würde. Sollte er ihn fragen?

Nein. Er wünschte keine Vertraulichkeit mit seinem Domestiken.

Was wünschte er denn?

Er lauschte in sich hinein.

Nichts.

Er ging einen Schritt weiter und stand vor dem Gemälde von Bilvylis Bhandur. Es zeigte seinen Freund Reginald Bull in einer schwarzen Paradeuniform, ein dezenter Kranz aus Howalgoniumkristallen saß ihm knapp über den Augenbrauen auf der Stirn. In der Hand hielt er ein zugleich kostbar wie gediegen wirkendes Zepter, den Stab des Flottenoberkommandierenden. Die Augen des Porträts fixierten den Betrachter, es war, als wollten sie ihn ausforschen.

Schließlich das uralte Bild Rizzis. Das war eine kunterbunte Collage, die ersten Wohntürme von Galakto City traten plastisch hervor, Pappkameraden wie von Kinderhand, der Raumhafen, von dem einige Kugelraumer starteten, bemalt mit glutroten Herzen und gelben Sternen mit Menschengesichtern. Die tischtennisballgroßen Schiffchen – die tatsächlich aus bemalten Tischtennisbällen bestanden – steckten in durchsichtigen Röhren. Ein leise summendes Gebläse hielt sie in der Luft, ließ sie mal eine Spanne steigen, dann wieder sinken.

»Das ist lange her«, sagte sein Butler, der unbemerkt neben ihn getreten war.

»Ja«, sagte er.

»Terrania ist groß geworden. Wie ein Kind ist es erwachsen geworden. Eines Tages, man hat es nicht bemerkt. Man muss loslassen.«

Er spürte, wie sich ihm die Nackenhaare aufstellten. Für einen Moment dachte er, das sei Zorn, Zorn auf diese erneute plumpe Vertraulichkeit.

Aber er war nicht zornig, und das richtige Wort für sein Gefühl fehlte ihm. »Niemals«, sagte er.

»Irgendwann muss man loslassen«, beharrte der Butler. »Oder halten Sie sich für unsterblich?«

Ich bin unsterblich!, wollte er einwenden. Plötzlich kamen ihm Zweifel. Er tastete nach der Stelle in seiner linken Schulter, wo der flache Zellaktivator-Chip implantiert war.

Er brauchte einen Moment, dann spürte er das Gerät. Es fühlte sich ein wenig kalt an, sehr kalt sogar, als trüge er einen kleinen Eissplitter in der Schulter. Im nächsten Moment strahlte der Chip eine Hitzewelle aus, als wollte er seinen Träger versengen. Dann wurde es wieder kalt. Hitze, Kälte, immergleicher Wechsel.

Das war ärgerlich. Wie sollte er schlafen mit diesem irritierenden Gefühl? Er wollte sich auf etwas anderes konzentrieren, es gelang ihm nicht.

Er seufzte. Vielleicht wäre es tatsächlich besser, noch ein wenig spazieren zu gehen. Der Butler hatte recht. Die Abendluft würde ihm guttun. Und die Stadt würde ihm guttun. Sie hatte ihm immer gutgetan.

»In Ordnung«, entschied er. »Gehen wir noch ein wenig aus.«

»Sehr wohl«, sagte der Butler. »Ich werfe mir rasch einen Mantel über.«

Wofür braucht er einen Mantel?, fragte er sich. Die Nacht ist lau. Es ist März, nicht wahr?

Er sah, wie der Butler sich den Mantel überwarf, einen Sensorknopf am Mantelkragen berührte und sich die Kapuze, die sich aus dem Kragen entfaltete, über den Schädel zog. Er hörte ein leises Zischen. Die Kapuze blähte sich mit einem Knistern auf.

Er selbst verzichtete darauf, sich noch etwas überzuziehen.

Gemeinsam traten sie aus dem Haus.

 

*

 

Sie verließen den Bungalow und informierten den siganesischen Portier. Der Butler rief einen Gleiter aus dem Fuhrpark des Bungalows und setzte sich ans Steuer.

Er selbst nahm im Fond Platz.

»Wohin?«, fragte der Butler.

Er machte eine unbestimmte Geste. »Flieg los.«

Sie flogen zunächst am Ufer des Goshun-Sees entlang Richtung Happytown. Er hatte die Sichtkuppel des Gleiters auf akustische Durchlässigkeit gestellt. Er hatte das Geräusch der Stadt, ihren millionenfältigen Atem immer gemocht.

An diesem Abend aber lag etwas wie ein Misston in der Luft. Die Stadt war auf eigentümliche Weise gleichzeitig zu laut und zu leise, ein Dröhnen und Pochen lastete wie eine schwere Haube über den Wohnebenen, die von einer fast verwunschenen Stille waren.

»Zur Solaren Residenz«, entschied er, als hätte er nach langem Überlegen endlich ein Ziel gefunden.

Sein Butler wendete den Gleiter und lenkte ihn auf den City-Ring westwärts, auf Antares City zu. Er sah die Solare Residenz eintausend Meter hoch über dem Residenzsee schweben. Über der Residenz, der Stahlorchidee, hing eine mächtige schwarze Wolke, die nur ihres geisterhaft leuchtenden Randes wegen vor dem Nachthimmel sichtbar war. Aus der Mitte dieser Wolke fiel ein Lichtstrahl. Das Licht war kalt und weiß und streute kaum. Umso stärker trat der dunkle Mantel der Stahlorchidee hervor, auf den der Strahl gerichtet war, ein marmornes Schwarz.

Hoch oben, wo sich die fünf blattförmigen Anbauten aus dem Stamm des Gebäudes schälten, quoll etwas hervor, rot und zähflüssig, und floss in mal dünnen Rinnsalen, mal breiteren Strömen die Wand der Residenz herab, bis es vom verjüngten Ende des Bauwerks in schweren Tropfen sich löste und in den See klatschte.

Blut, dachte er.

Er spürte, wie seine Augen sich weiteten. Jetzt erst sah er die mächtige Kugel auf der Spitze der Residenz balancieren, eine Art schwarzen Globus, über dessen Oberfläche unentwegt blaue Blitze huschten und die Sphäre aufleuchten ließen zu einer eigenartig undurchschaubaren Transparenz.

»Was ist das?«, fragte er den Butler.

Der Butler antwortete nicht sofort. Sie passierten das Bauwerk in einigen Kilometern Entfernung. Wozu sollte der Butler auch antworten.

Schließlich war es ihm vom ersten Augenblick an klar gewesen, was dort auf der Stahlorchidee thronte.

»Das ist immer noch ES«, sagte sein Butler endlich. »Seit er Position bezogen hat über Terra, hat er sich nicht von der Residenz entfernt. Das werden Sie nicht vergessen haben, Großadministrator.«

Nein, wollte er sagen. Aber das wäre eine Lüge gewesen, und alles, was ihm über die Lippen kam, war ein kleines, nie gehörtes Krächzen.

Etwas in ihm zerbrach. Erinnerungen taumelten durch seinen Geist, strauchelten, überlappten sich. Der Polyport-Hof DARASTO. MIKRU-JON auf dem Transferdeck des Hofes. Meine Zusage an den Schattenmaahk Grek 363, Grek 259 beizustehen. Das Konzept Lloyd/Tschubai, das mich ins Zentrum des Geschehens teleportiert hat. Dann – ja, was war dann geschehen?

Mit der Hand beschrieb er einen Kreis. Sein Butler verstand. Er lenkte den Gleiter auf eine Bahn, die ihn in einem großen Bogen um die Residenz führte.

Er dachte: Was immer dort geschehen ist, welche Waffe man auf dem Polyport-Hof auch gezündet haben mag – sie hat mich aus meinem Universum gerissen und in ein anderes versetzt. Aber in welches? In welches nur?

Dann entdeckte er das Figurenfeld. Es waren monumentale Statuen, auf deren wuchtigen Sockeln ihre Namen und ihre Verdienste in grün flirrenden Lettern verzeichnet standen. Augenblicklich war ihm klar, aus welchem Material die Buchstaben beschaffen waren: Howalgonium.

Vater Eric Manoli, las er auf einem. Vater Reginald Bull auf einem anderen. Vater Atlan da Gonozal, Vater Roi Danton. Und schließlich, alle anderen weit überragend, Vater der Väter Perry Rhodan.

»Haben Sie genug gesehen, Sir?«, fragte der Butler.

»Ja«, sagte er müde. »Fahr mich heim.«

Es hätte des Blicks in das stählerne Gesicht des Kolosses nicht bedurft, der dort vor der Residenz in den nächtlichen Himmel starrte, in dieses Gesicht, das seinem glich und doch völlig anders war: härter, unnachgiebiger, erbarmungslos.

Die Frage, in welches Universum es mich geschleudert hat, dürfte beantwortet sein: Es ist ein Anti-Universum. Eine Welt, in der ich – in der mein hiesiges Ich ein Tyrann ist.

Plötzlich riss die Nacht über Terrania City auf. Laserbahnen irrten für einen winzigen, effekthaschenden Moment in alle mögliche Richtungen, dann vereinten sie sich auf der Hülle eines Raumschiffs, das majestätisch langsam niedersank, wie um die Stadt in Besitz zu nehmen.

»Was ist das?«, fragte er leise.