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– Anti-Pop –

1. Auflage Mai 2013

©opyright 2013 by U-Line und Luci van Org
Titelbild: CREATISTA | istockphoto.com

Lektorat: Franziska Köhler

ISBN: 978-3-939239-82-6

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U-Line UG (haftungsbeschränkt)

Neudorf 6 | 64756 Mossautal

www.u-line-verlag.de

Inhalt

Vorwort

I. Leichenheini

Kapitel 1.

Kapitel 2.

Kapitel 3.

Kapitel 4.

Kapitel 5.

Kapitel 6.

Kapitel 7.

II. Würgendorf liegt im Siegerland

Kapitel 8.

Kapitel 9.

Kapitel 10.

Kapitel 11.

Kapitel 12.

Kapitel 13.

Kapitel 14.

III. Tod durch Hasendämon

Kapitel 15.

Kapitel 16.

Kapitel 17.

IV. Der Moralapostolische Kongress

Kapitel 18.

Kapitel 19.

V. Kotze-Kettenreaktion

Kapitel 20.

Kapitel 21.

Kapitel 22.

Kapitel 23.

Kapitel 24.

Kapitel 25.

Kapitel 26.

Kapitel 27.

Kapitel 28.

Kapitel 29.

Kapitel 30.

VI. Brüste

Kapitel 31.

Kapitel 32.

Kapitel 33.

Kapitel 34.

Kapitel 35.

VII. Zwergenaufstand

Kapitel 36.

Kapitel 37.

Kapitel 38.

Kapitel 39.

Kapitel 40.

Kapitel 41.

Kapitel 42.

Kapitel 43.

Kapitel 44.

Kapitel 45.

Kapitel 46.

Kapitel 47.

Kapitel 48.

Kapitel 49.

Kapitel 50.

Kapitel 51.

Kapitel 52.

Kapitel 53.

Kapitel 54.

Kapitel 55.

Kapitel 56.

Kapitel 57.

Kapitel 58.

ENDE

...

Luci van Org, Berlinerin, trat schon im Alter von 12 Jahren in Blues-Clubs auf. Mit 16 unterschrieb sie ihren ersten Plattenvertrag, sang mit 19 als Eena den Titelsong zum Film Go Trabi Go und war nebenher Kunst- und Anglistikstudentin, Supermarktverkäuferin und Aktmodell. 1994 wurde sie mit Lucilectric («Mädchen») zum gefeierten Popstar.

Heute ist sie als Musikerin die weibliche Hälfte von Meystersinger. Sie ist die Hauptdarstellerin der Comedy-Serie Heim Herd Hund und schreibt Drehbücher, u.a. Lollipop Monster (ZDF) und Theaterstücke wie Die 7 Todsünden.

Vorwort

Nein, das hier ist ganz sicher keine Nacherzählung der Edda! Aber es ist der Versuch einer Liebeserklärung an die, die man Asen und Vanen oder auch einfach nur «die alten Götter» nennt.

Weil ich geschworen habe, von ihnen zu erzählen, solange ich lebe. Weil ich ihr Kind bin und sie meines Lebens Heil.

Und weil es mir ein Fest wäre, ein klein wenig dazu beizutragen, dass sie weiterleben.

In diesen Zeilen und vielleicht – das wäre mein größter Wunsch – in eurem Lachen.

I.
Leichenheini

1.

Toteisloch! Wenn etwas schon so hieß …

Eigentlich war das ja auch nur so ein Sammelbegriff. Für eben die Art Seen und Teiche, denen man hier in Berlin überall begegnete. Aber nirgendwo hätte der Name besser gepasst. Zwar schien keiner außer Robert etwas davon zu bemerken, aber ihm war schon immer klar gewesen, dass es sich bei dem Ding dort unter seinem Küchenfenster um alles andere als einen stinknormalen Tümpel handelte.

Und wer auch immer das tiefschwarz glänzende Wasser ausgerechnet in «Blanke Helle» umgetauft hatte, musste es ebenso gespürt haben – dieses unerklärliche Gefühl von Unruhe, das einen hier überkam. Das einen ständig hinter sich blicken ließ, ob zwischen Birken, zerrupften Holundersträuchern und den grauen Wohnblocks, die das Ufer umringten, nicht doch irgendetwas lauerte. Etwas, von dem man nicht wusste, was es war, warum es einem Angst machte, und dem man lieber einen freundlichen Namen gab, um sich weiter keine Gedanken darüber machen zu müssen.

Als Magier war Robert Bassmann natürlich noch wesentlich empfänglicher für solche Sachen.

Auch wenn er ja eigentlich nur einen Magier spielte.

Wobei es ihm mittlerweile schon oft so vorkam, als würde sein Liverollenspiel-Charakter «Raduart von Albonien», geprüfter Meistermagier nach dem Dragonsys-Regelwerk und mittlerweile fast ebenso firm in allen anderen gängigen Spielsystemen, eher während der Woche Robert Bassmann darstellen, als dass es an den Wochenenden umgekehrt der Fall gewesen wäre. Aber ein Jäger blieb ja auch die ganze Zeit über Jäger, obwohl er nicht jeden Tag mit geladenem Gewehr durch die Stadt lief, in der er wohnte.

Robert war einfach zum Magier geboren. Sonst wäre es ihm doch auch nie so leicht gefallen, die unzähligen Zaubersprüche in der Spielanleitung auswendig zu lernen. Und wer sonst konnte mit Hilfe bunter LEDs überzeugendere magische Gegenstände herstellen, von den Unmengen seiner Lebenspunkte ganz zu schweigen? Tatsächlich schimpften einige Mitspieler Raduart von Albonien ja bereits einen Spaßvermieser ob seiner faktisch erlangten Unsterblichkeit. Aber genau die bereitete Robert nun mal das Vergnügen an der ganzen Sache – und das war doch wohl auch verständlich, wenn man im Alltag Woche für Woche säuerlich miefendes Fleisch mit Desinfektionslösung wusch, biologisch abbaubare Baumwollkleider über Totenflecken zog und von den anderen seit frühester Kindheit «Leichenheini» genannt wurde, obwohl man doch gar nicht Heinrich hieß, sondern Robert.

Und eigentlich war doch sowieso alles nur ein Spiel.

Bedauerlicherweise eines, dem viele seiner Kunden schon auch mit Befremden gegenüberstanden.

Die Vorstellung, wie der Erbe des hochseriösen Traditionsbetriebs «Alboin-Bestattungen Berlin-Tempelhof» an den Wochenenden im Magierkostüm über brachliegende Äcker rannte, um aus Möbelschaumstoff und Flüssiggummi gefertigte Feuerbälle auf andere Kostümierte zu werfen, war zugegebenermaßen auch ein wenig gewöhnungsbedürftig. Aber als Bestatter hatte er sich ja ohnehin damit abgefunden, kaum jemandem richtig geheuer zu sein.

Dass ihn hier im Viertel allerdings einige jetzt so heimlich von der Seite ansahen, so als wäre er eine Bedrohung für seine Mitmenschen und nicht ganz richtig da oben, ging entschieden zu weit.

Er hätte es wissen und Heike verbieten müssen, sich bei Leni die Haare machen zu lassen. Aber wer rechnete denn damit, dass seine Frau dieser faltigen Friseusenkröte eine gesamte Wasch-, Schneide-, Färbe- und Föhnorgie lang vom Ruin ihrer Ehe durch Roberts ach so albernes Hobby vorjammerte, Leni mit ihrem knitterigen Maul alles sämtlichen Kunden ihrer verqualmten Ranzbude brühwarm weitertratschte und der Umsatz von «Alboin-Bestattungen» um zehn Prozent einbrach! Da war es auch kein Trost, dass «Leni’s Barber-Shop» schon viel länger beschissen lief.

Wie zum Teufel es überhaupt noch jemanden dort auf die abgewetzten Korbsessel verschlug, verstand Robert sowieso nicht – war der Laden doch ein einziger Schandfleck! Seit Roberts Kindheit in den Siebzigern des vorigen Jahrhunderts dieselbe peinliche Einrichtung im Hippielook. Nur das hässliche Paisleymuster der billigen Baumwollvorhänge blich jedes Jahr noch ein wenig mehr aus und die angelaufenen Spiegel wurden noch etwas trüber.

Doch er hatte es aufgegeben, sich über diesen deprimierenden Anblick bei der Baugenossenschaft zu beschweren. Zwar machte ein verwahrlostes Umfeld auch bei tadellos gepflegten Geschäftsräumen einfach keinen guten Eindruck und Lenis Schaufenster waren von seinen nur anderthalb Meter entfernt, aber all das zählte nicht. Angesichts des fortgeschrittenen Alters der Pächterin müsse man Verständnis für gewisse Defizite haben, hieß es jedes Mal lapidar im Antwortschreiben der Verwaltung.

Und das nur, weil Leni, dieses intrigante Aas, Herbert Thewes bei der Baugenossenschaft sitzen hatte. Einen verdammten Kneipenkumpel, der sich dank seiner Armamputation den Arsch auf der Behindertenplanstelle breitsaß, bei dem sämtliche Beschwerden einfach versandeten und über den man sich nicht einmal bei seinen Vorgesetzten beschweren konnte, weil keiner der verfluchten Genossenschafts-Gutmenschen eine Abmahnung wegen Diskriminierung riskieren wollte.

Dabei ging es hier nicht nur um optische Belange.

«Kräuterzigarillos» – welch lächerlich-verharmlosende Bezeichnung für diese aus Asien importierten Stinkstäbchen, von denen grundsätzlich immer eines zwischen Friseusenlenis zehntausend Lippenfalten klemmte!

Als ob ihre mit kleinen Klingeln und Glöckchen versehenen Hippie-Baumwollblusen und ihr beinahe taillenlanges, graues Wallehaar nicht genug Anlass zum Kopfschütteln boten, war die Anwesenheit der faltigen Natter sogar für Taubblinde an ihrem penetrant süßlich-scharfen Odeur nach verkohlten Gewürzen zu erkennen – auf hundert Meter, wenn der Wind entsprechend stand.

Schon deshalb ging Robert Leni aus dem Weg, wo er nur konnte. Aber jedes Mal, wenn die Tür ihres Salons geöffnet wurde, in dem man bereits nach Sekunden Atemnot bekam und Schwindelgefühle wie bei einer Fahrt im «Fliegenden Teppich» – diesem schlimmsten aller Fahrgeschäfte, in dem Robert als Kind immer hatte kotzen müssen –, zog das widerliche Aroma von Lenis Giftröllchen hinaus auf die Straße und von dort in sein Geschäft, um ihm täglich aufs Neue sein Frühstück an den Gaumen zu treiben. Allein der Gedanke an das grässliche Bukett hob jetzt einen beachtlichen Schwall Unwohlsein aus Roberts Magen hoch in die Speiseröhre.

Doch er war Magier genug, sich davon nicht mehr aus der Fassung bringen zu lassen. Stattdessen öffnete Robert das Küchenfenster, atmete tief dem erwachenden Morgen entgegen und zeichnete mit der linken Hand das «magische Temakel» in die Luft – eine von ihm höchstselbst für Raduart von Albonien erdachte Zeremonialgeste, ähnlich der liegenden Acht, und sowohl zur geistigen Sammlung als auch zur Bekämpfung von Brechreiz perfekt geeignet.

Die Übelkeit wich einem Gefühl erhabener Ruhe. Breit lächelnd blickte er durch die noch kahlen Erlensträucher auf das ölig glänzende Wasser der still daliegenden «Blanken Hellen».

Die Zeit der Rache hatte begonnen, es war nur noch eine Frage von Stunden.

2.

Leni öffnete erst um zehn. Und während Robert die Tür von «Alboin-Bestattungen» aufschloss, nutzte er den Moment olfaktorischen Wohlbefindens, um noch einmal kurz innezuhalten. Voller Vorfreude betrachtete er die Reflexion des grauen Gestrüpps auf der Teichoberfläche, sog den Morgendunst ein und entließ genüsslich den weißen Dampf seines Odems in die noch eisige Märzluft, bevor er den Laden betrat, ohne das Licht anzuschalten.

Auf dem großen Eichenholzschreibtisch dämmerte im Halbdunkel sein Laptop vor sich hin.

Dem feierlichen Anlass angemessen langsam senkte Robert eine Hand auf das Notebook, klappte es auf und ließ mit dem Antippen der Space-Taste den Bildschirm aus dem Stand-by erwachen.

Die Messingurnen-Ansichtsexemplare auf dem Regal schimmerten auf, angestrahlt vom Facebook-Profil einer Frau. Zumindest war als Geschlecht «weiblich» eingetragen – auch wenn der Vorname Hel ebenso wenig aussagekräftig klang wie das als Nachname angegebene Wort «Holle» oder das dazugehörige Bild: die stilisierte Zeichnung eines zur Hälfte schwarzen und zur Hälfte weißen Gesichts.

Versonnen betrachte Robert den Bildschirm. Nie hätte er gedacht, dass eine so schnöde diesseitige Einrichtung wie Facebook ihm zu seinem mit Abstand größten Magierabenteuer verhelfen würde. Kein Rollenspielchen nach immer demselben Schema, erdacht von ein paar missgünstigen Wichtigtuern bei ein paar Bechern Met zu viel. Oh nein, das hier – war Realität!

Ein weiteres magisches Temakel, gefolgt von einem kurzen Moment geistiger Fokussierung, dann ließ Robert – Raduart – Bassman alias «Hel Holle» erste Buchstaben im «Was machst du gerade»-Feld des Profils erscheinen.

«N… o… c… h… m… e… h… r…»

Er brauchte eine Weile, um auf der unbeleuchteten Tastatur alle Buchstaben zu finden, aber seine Schreibtischlampe anzuschalten schien ihm ob der Tragweite des Augenblicks zu profan.

«R… a… c… h… e…»

Über dem Laptop kreisend suchte Hel Holles Zeigefinger jetzt eine Weile nach dem Fragezeichen, bevor er schließlich wie ein Raubvogel darauf stürzte. Dann hielt Robert inne.

Sollte er es wirklich tun?

Zum ersten Mal befiel ihn ein leiser Anflug von Zweifel. Hatte Leni wirklich dieselbe Strafe verdient wie die beiden anderen, die vor ihr hatten sterben müssen? Sollte man nicht möglicherweise angesichts ihres hohen Alters …?

Nein, kein Mitleid!

Mit einem entschlossenen Schnaufen schnellte Roberts Mittelfinger auf die Enter-Taste.

Zack, das war’s! Er hatte es getan!

Und fühlte sich mit einem Mal regelrecht aufgekratzt. Erfüllt von Vorfreude begann er, sich leise summend durch einen Ordner mit Bilddateien zu scrollen. Darstellungen von Frauenköpfen mit in der Längsachse zweigeteiltem Gesicht, entweder je zur Hälfte schwarz und weiß, jugendlich schön und greisenhaft oder sogar totenköpfig skelettiert. Robert entschied sich für ein aus verschiedenen Fotos zusammenmontiertes Junge-Frau-alte-Frau-Portrait, auf dem der Gegensatz von samtig glänzender Haut, rosig-aufgeworfenen Lippen und üppig bewimperten Kulleraugen zu runzelbedeckten, grauhäutigen Wangen, trübem Blick und hängenden, roten Lidern besonders gut zur Geltung kam.

Noch einmal die Enter-Taste und Hel Holles neues Profilbild erstrahlte über der Pinnwand. Viel war dort in der letzten Zeit nicht passiert. Ein paar kurze Kommentare einer gewissen «Pagan Goddess» gab es – und drei Einträge von Hel Holle selbst:

«Rache?»

«Mehr Rache?»

Beide Male hatte Pagan Goddess mit einem «;-)))))!» reagiert.

Auch auf «Noch mehr Rache?», Hel Holles Posting von gerade eben, trudelte nun ein «;-))))))!» als Kommentar ein.

Roberts Herz schlug bis zum Hals. So schnell war es noch nie gegangen …

«Machst’n da?»

Er fuhr entsetzt herum und blickte verdattert in das von der Kälte rot angelaufene, sommersprossige Gesicht eines Riesen, dessen massige, schnaufende Gestalt wie aus dem Nichts hinter Robert aufgetaucht war. Ein kurzer Moment Schreckstarre, dann erleichtertes Aufatmen. Thorsten Donner, Steinmetz des an den Alboinplatz grenzenden Friedhofs Schöneberg Zwo, sah ebenso grobschlächtig aus, wie er hieß, und trotzdem hatte Robert ihn nicht kommen hören. Er hätte abschließen sollen!

«Ich … ich habe noch zu …»

Der Steinmetz überging den wohl nicht eindeutig genug ausgesprochenen Hinweis und beugte sich zum Bildschirm des Laptops hinunter. Zwei hammelkeulengroße Schulterblätter nahmen Robert die Sicht.

«Is’n ditte?»

Eingeklemmt zwischen der Lehne seines Schreibtischstuhls und Donners gigantischer Rückenpartie schielte Robert auf den babyblauen Fleecestoff, der sich, aufdringlich nach Weichspüler duftend, an das meterbreite Kreuz des Steinhauers schmiegte.

Donners auffälliger Vorliebe für pastellfarbene Trainingskleidung lag zwar – wie der Hüne Robert im Suff mal gestanden hatte – die Absicht zugrunde, durch freundliche Farben weniger Furcht einflößend zu erscheinen, doch auch in der Tarnfarbe Bleu wirkte das dampfende, leise vor sich hin grunzende Fleischmassiv alles andere als einnehmend, selbst wenn man nur die Hinterseite sah. Von vorne war es ohnehin aussichtslos, trieb doch der wirre Silberblick aus Donners stechend wasserhellen, wegen seines rotblonden Haars wimpernlos scheinenden Augen jedem, der den Steinmetz zum ersten Mal traf, den Angstschweiß auf die Stirn.

Und auch noch vielen, die den Muskelklotz seit Jahren kannten. Wie jetzt Robert, dem das Herz bis zum Hals schlug, obwohl er es doch eigentlich besser wusste.

«Hel Holle …?! Is’n dit für ’n bekloppter Name? Keen Wunder, dasse nur vier Freunde hast!», gurgelte es aus den Tiefen des babyfarbenen Flauschgebirges.

«Ich … ähm … das, das ist …»

Nie zuvor hatte Robert sich so entsetzlich ertappt gefühlt. Zumal der fleischerne Gigant dummerweise empathisch genug schien, genau das zu bemerken, und gleich noch ein wenig interessierter hinsah.

«Moooment ma …», grollte es jetzt von hinter der Rückenwand. «Als enge Freude haste Ro-bert-Bass-man und Ra-du-art? Biste … nur mit dir selber befr…?!»

«Ich … äh … nein … also … die zwei anderen Freunde … das sind», begann Robert zu stammeln. Bis er begriff, wie dämlich er sich anstellte.

Was bitte hatte er zu befürchten? Mal abgesehen davon, dass der Steinhauer-Klops ganz offensichtlich nicht den geringsten Verdacht schöpfte, ging «Mord durch Facebook-Magie» doch wohl bei keinem Gericht der Welt als Straftatbestand durch.

Roberts Erstarrung löste sich. Mit neu erwachtem Selbstbewusstsein schlängelte er sich an der linken Hammelkeule vorbei zum Schreibtisch und klappte direkt vor Donners Nase den Laptop zu.

«Das … das ist nur … so’n Rollenspiel-Zeugs. Findest du sowieso blöd.»

«Nu mach da nich gleich ins Hemd, hab’s nur jut jemeint!», knurrte der Steinhauer. «Hel Holle … da kannste ja gleich Leichenheini nehmen als Name!»

Robert versuchte seine Fassung zu wahren, indem er mit dem Zeigefinger ein winziges magisches Temakel in die Luft hinter Donners Rücken zeichnete.

Donners von der Winterluft spröde Lippen zogen einen unpassend kindischen Flunsch. Dann griff eine seiner sommersprossigen Pranken ins Regal mit den Ausstellungsurnen über Roberts Schreibtisch und zog das größte Behältnis heraus.

«Scheiße!» Unter zusammengezogenen Augenbrauen begutachtete der Riese das Bandornament aus Dreifaltigkeitssymbolen auf dem Messinggefäß seiner Wahl. «Ham ja wirklich nur drei Ecken, die Dinger …»

«Was dachtest du denn?»

«Na, vier. Hätte doch sein können.»

«Wenn es Drei-Faltigkeit heißt?»

Robert entfuhr ein mitleidiger Seufzer. Wie es aussah, hatte der hellblaue Muskelklumpen sich bei der Herstellung eines Grabsteins wieder einmal verhauen – im wahrsten Sinne des Wortes … Gleich würde er Robert eröffnen, dass ein Ausbessern bis zur Beerdigung nicht zu schaffen war und Alboin-Bestattungen hatte den Ärger – wie die letzten fünf Male. Wirklich erstaunlich, dass Muskel- und Gehirnzellen in ein und demselben Körper derart unverhältnismäßig verteilt sein konnten.

«Is halt … nich so jut für’n Kopp, dit Jekloppe …», hob der Rotbart brubbelnd zu seiner Verteidigung an. Verlegen pulte er dabei mit der linken Hand in seinem rechten Ohr, dessen Blumendraht dicke Behaarung ebenso rostfarben glimmte wie die kurz geschorenen Borsten auf dem flachstirnigen Schädel. Seine andere Pranke pendelte hilflos vor und zurück, die klumpigen Finger fest um das stattliche Urnenexemplar geschlossen wie um eine Nuss.

Ein elender Anblick. Und auch wenn es nach dem, was Hel Holle gerade wieder getan hatte, nicht unbedingt naheliegend war – Robert hatte ein Herz! Ein empfindsames, geschundenes, noch immer waidwundes Herz!

Aber das gehörte nicht hierher – weshalb Robert alle Gedanken an seine Frau samt des dazugehörigen Grolls mit einem verächtlichen Schnaufen hinunterschluckte und sich wieder dem Steinmetz zuwandte.

«Ist schon in Ordnung», lächelte Robert milde, «ich … ich sag denen, du hattest ’n Bandscheibenvorfall oder so was.»

Der Kupferschädel atmete auf und beinahe sah es so aus, als füllten sich seine geröteten Fischaugen mit Tränen. «Lieb von dir», schniefte er und Robert nickte nachsichtig. Wenigstens hatte Donner seine Vergesslichkeit diesmal nicht wie sonst damit entschuldigt, dass er vor fünfundzwanzig Jahren seine Steinmetzlehre in Ost-Berlin absolviert und im real existierenden Sozialismus religiöse Symbole nun mal nicht gelernt hatte.

3.

Ohne sich noch einmal umzudrehen hatte der Muskelklotz seine Fleischmassen durch die Ladentür nach draußen in die Kälte geschoben und stampfte jetzt über die Uferwiese davon. Robert verkniff sich ein erleichtertes Glucksen, bis die pastellblaue Fleecewand außer Sichtweite war. Vor diesem Riesenbaby hatte er tatsächlich Angst gehabt?

Wo doch er, Robert – Raduart – Bassman, in Wahrheit der war, den besser alle fürchten sollten.

Mit dramatischem Klirren ließ der Erbe des Traditionsbetriebes «Alboin-Bestattungen Berlin-Tempelhof» die Ladentür ins Schloss fallen. Sorgsam drehte er den Schlüssel zweimal um und stapfte entschlossen ausschreitend den Weg zur Wasserkante hinunter.

Wie auf ein Zeichen brach jetzt die Sonne hinter den Häuserdächern auf der Ostseite hervor. Raduarts kupfernes Zeremonienamulett – des feierlichen Anlasses wegen trug er es nicht wie sonst unter, sondern über dem Hemd – blinkte mit der schwarzen Teichoberfläche um die Wette.

Alles war bereit!

Robert – Raduart – Bassmann, ewig treuer, magischer Diener der überirdischen Gerechtigkeit würde nun dafür sorgen, dass die verwarzte Friseusenleni bekam, was sie verdiente – einen grausamen, hässlichen, hoffentlich ordentlich qualvollen Tod!

Hier, an den struppigen Ufern dieses vermeintlich ganz gewöhnlichen Berliner Tümpels – der in Wahrheit doch so viel mehr war. Oh, all ihr Unwissenden, so unendlich viel mehr!

Denn nicht «Blanke Helle» war von Anbeginn der wahre Name dieses verdammten Weihers auf dem Alboinplatz gewesen – sondern «Hels Pfuhl»!

«Hels Pfuhl» – jahrtausendealtes Heiligtum der mächtigen Totengöttin Hel.

Hel, doppelgestaltige Hüterin des Sterbens und des Lebens. Aller Heiden Herrscherin über Werden und Vergehen.

Hel, Hulda, Holle – genau hier holte sie als zur Hälfte blühend schöne Frau und zur anderen Hälfte zahnlose Greisin erbarmungslos die Verstorbenen nach «Helheim», ihr immerwährendes Schattenreich ewiger Totenstille.

Jawohl, genau hier! Denn nicht im Elbenwald, nicht in Hogwarts, sondern ausgerechnet am Grund der «Blanken Hellen», mitten im Industriegebiet von Berlin-Tempelhof-Schöneberg tat es sich auf – das Tor zum Totenreich Helheim oder eben zur «Hölle», wie fanatische Anhänger der neuen Religion Hels prachtvolle Säle seit dem Mittelalter schimpften!

Zumindest konnte man das alles ziemlich genau so im Absatz «Die Sage der ‚Blanken Hellen’» bei Wikipedia nachlesen. Und warum etwas anzweifeln, das dort nicht einmal als «diskussionswürdig» gebrandmarkt war?

Als geborener Magier hatte Robert die dunkle Macht der Todesgöttin ja ohnehin schon seit Kindertagen gespürt – auch wenn ihm genauere Details der Angelegenheit zugegebenermaßen erst vor einem halben Jahr über das Internet zugetragen worden waren.

Aber war es bei einer Offenbarung nicht sowieso viel wichtiger, dass sie erlangt wurde als auf welche Weise?

Zumal ja auch die weniger Empfindsamen zumindest von der Gefährlichkeit des so unschuldig anmutenden Weihers wussten.

«Jedes Jahr einen holt sich die Helle», raunte man sich dereinst am Seeufer zu. «Strudel und Strömungen», hieß es heute. Und dass es aus der metertiefen Schlammschicht am Grund des Tümpels kein Entrinnen mehr gab, wenn man einmal hineingeraten war.

Doch vergesst das Wasser oder den Morast!

Es war Hel, die uralte Göttin höchstselbst, die sich hier wieder und wieder ihre Opfer holte. Weil sie gekränkt war bis ins Mark und voller Wut und man musste nun wirklich kein Magier sein, um das zu verstehen.

Denn vergessen und vergangen war Hels Macht. Ins Nirgendwo gerissen von der vagen Verheißung eines christlichen Paradieses, dessen verzuckerter Ausblick auf Harfe spielende Engelchen im Wattewolkenhimmel kaum mehr von der Herrscherin der Toten übrig gelassen hatte als ein albernes Kindermärchen namens «Frau Holle».

Und Geschichte war auch die Macht der anderen Weltenlenker von einst.

Allvater Wotan, Frija, die Allwissende, Tiwaz, unerschütterlicher Gott der Gerechtigkeit, Donar, hammertragender Beschützer der Menschen, seine goldhaarige Gattin Sif, Sonnengott Balder, sein blinder Bruder Hödur und unzählige andere – allesamt waren sie fortgefegt worden von den leeren Versprechungen des neuen Glaubens; verweht wie welkes Laub, Zigarettenkippen und Pizzaservice-Flyer vom Herbstwind, wenn er durch die Hofeinfahrten um die «Blanke Helle» blies.

Doch es gab Hoffnung – zumindest für Hel!

Denn jetzt hatte das Schicksal ihr einen Magier an die Seite gestellt. Einen demütigen, selbstlosen, ewig treuen Gefolgsmann, der nicht ruhen und nicht rasten würde, bis der Göttin Genugtuung verschafft worden war für das, was man ihr angetan hatte!

Wobei es Robert schon auch um einen gewissen, positiven Nebeneffekt für ihn selbst ging. Aber was bitte war denn verwerflich an einer echten Win-win-Situation?

«Rache?»

«;-))))!»

«Mehr Rache?»

«;-)))))!»

«Noch mehr Rache?»

«;-)))))!»

Jedes Jahr einen holt sich die Helle …

Aber seit Januar hatte Hel sich bereits zwei geholt, morgen würden es drei sein und bald danach vier, fünf, sechs, sieben und acht … es war ja erst Anfang März und Robert hatte geschworen, seine Sache gut zu machen. Besonnen, mit klarem Kopf und ohne falsches Mitgefühl all jene auszuwählen, die sterben mussten!

Natürlich bekam auch ein Meistermagier schon des Öfteren weiche Knie angesichts einer solchen, ja durchaus nicht unerheblichen Verantwortung.

Regelrecht Kopfzerbrechen bereitete ihm allerdings etwas anderes – nämlich dass er die für alle weiteren Zauber nötigen Formulierungen noch nicht gefunden hatte.

«Rache?» und «Mehr Rache!?» waren ja wunderbar kurz, kompakt und eben voll auf die Zwölf gewesen. Aber schon die heutige, dritte Beschwörungsanfrage «Noch mehr Rache?» war Robert bereits wie eine Notlösung vorgekommen – literarisch gesehen.

Doch die Kandidaten vier bis acht standen bereits fest. Was also als Nächstes schreiben?

«Immer noch mehr Rache?»

«Rache, vierter Teil?»

«Rache 4.0?»

Die Zeit drängte.

Kein leichtes Los hatte der, zu dem die höheren Mächte sprachen …

Wobei Hel genau genommen ja gar nicht mit Robert gesprochen hatte.

Sie hatte ihm geschrieben, auf Facebook.

Auch Götter gehen eben mit der Zeit.

4.

Kaum zu glauben, dass Roberts Hel Holle-Profil eigentlich ja nur aus so einer Laune heraus entstanden war. Im Herbst, als er die «Sage der ‚Blanken Hellen’» bei Wikipedia entdeckt und danach über Google Bilder der Göttin mit dem zweigeteilten Gesicht gefunden hatte.

Nach Fertigstellung war ihm allerdings niemand aus seinem Bekanntenkreis eingefallen, der an einer Vernetzung mit «Hel Holle» hätte interessiert sein können. Deshalb hatten erstmal nur ein paar seiner favorisierten Fantasyschriftsteller Freundschaftsanfragen bekommen und nur eine einzige davon war angenommen worden – arrogantes Pack!

Robert hatte sein neues Profil dann schon fast wieder vergessen.

Bis plötzlich Pagan Goddess in Hel Holles virtuelles Leben getreten war – ihrer Nachricht und den Profilangaben nach eine Liverollenspielerin aus Gütersloh, die auf Conventions die germanische Totengöttin Hel verkörperte und am «Erfahrungsaustausch mit Gleichgesinnten» interessiert war. Es standen Fotos ihrer doppelgestaltigen Maskierung im Netz.

Noch immer musste Robert unwillkürlich ein bisschen schwerer atmen, wenn er an die Bilder dachte. In knappem Korsett und Tüllmini, die gesamte linke Körperhälfte als Skelett bemalt und auf der rechte Seite nur ein paar Glitzersteine genau an den richtigen Stellen. Pagan Goddess, die heidnische Göttin aus Gütersloh, hatte Robert im Bruchteil einer Sekunde verzaubert.

Dennoch blieb alles rein platonisch, zu Roberts Leidwesen. Tatsache war, dass es zwischen ihm und Pagan Goddess statt zum Austausch von Körpersäften nur zu dem einiger Bilder, Nachrichten und Postings gekommen war.

Im Nachhinein kein Wunder – aber dazu später.

Zunächst hatte Roberts Frau nach etwa einer Woche angefangen, ihm Vorwürfe zu machen: Robert klebe nur noch vor dem Rechner, vernachlässige ihre Beziehung …

Beziehung?!

Hot Heike. Seit Grundschultagen hatten alle von ihr geträumt, viele hatten sie gehabt, aber nur den Antrag von ihm, dem Leichenheini, hatte sie am Ende angenommen – was für ein Triumph!

«Weil du anders bist», hatte sie gesagt.

«Weil ich leider doch zu wenig Klasse habe für einen Besseren mit entsprechendem Bankkonto», hatte sie gemeint – doch wer würde einen klaren Kopf bewahren angesichts der neidischen Blicke aller Spötter von früher?

Dann der Polterabend mit den Thanatopraktikern. Heike, die bei jedem Fremdwort nur verloren lächelte aus den einfältigen Augen einer Kuh mit schlechtem Realschulabschluss. Und er, der es damals einfach nicht wahrhaben wollte.

Schon vor dem ersten Hochzeitstag hatten sie aufgehört miteinander zu schlafen …

Trotzdem hatte er sich noch vier Jahre lang Mühe gegeben – und Heike seine Kreditkarte, damit sie ihren miesen Job in der Altenpflege an den Nagel hängen konnte. Sogar eine Putzfrau bekam sie, weil sie den Haushalt nicht schaffte in ihrer vielen, vielen freien Zeit.

Und Heike? Hätte sie im Gegenzug nicht wenigstens für irgendetwas Interesse zeigen können, das ihm etwas bedeutete? War sie nur einmal mit auf eine Convention gekommen, hatte seine Magier-Gewandung wenigstens mal sehen wollen? Nein. Alles, was Robert heilig war, hatte sie immer nur belächelt oder in den Schmutz gezogen. Schon deshalb musste er sich nun wirklich keine Vorwürfe machen!

Und sich auch keine anhören! Am wenigsten von der grottigen Friseusenleni, die bei Heikes Beerdigung tatsächlich herumposaunen musste, wie leid ihr die arme Verstorbene immer getan habe. Weil der Leichenheini doch so kalt und herablassend zu seiner Frau gewesen sei …

Verkommene Gewitterhexe!

Oder durfte man Todgeweihte so nicht nennen?

Roberts fadenschmale Lippen verzogen sich zu einem grimmigen Grinsen.

5.

Unten am Wasser angekommen überfiel Robert – Raduart – Bassmann das dringende Bedürfnis, die Arme zum Gebet gen Himmel zu strecken. Doch die berechtigte Sorge, dabei beobachtet zu werden, hielt ihn davon ab. Lieber blieb er einfach ruhig stehen, mit übereinandergelegten Händen, das Haupt andächtig gesenkt und die Augen geschlossen.

Denn nun würde er mit der Kunst das Visualisierens beginnen und selbige duldete keine optischen Reize von außen.

Robert war ein geübter Magier, und so dauerte es nicht lange, bis sich aus Farbflecken und schwarzer Leere Millimeter für Millimeter eine kleine Haarspange manifestierte. Billiges Silber mit hellblauer Emailleverzierung – exakt der alberne Hippie-Haarschmuck, mit dem Friseusenleni ihre staubgrauen Stinksträhnen bei der Arbeit aus der hängehäutigen Visage zu halten pflegte.

Das winzige Ding war perfekt! Niemandem würde auffallen, wenn es fehlte. Für andere war die Spange ja auch völlig wertlos.

Nicht so für Hel.

Denn die Göttin des Todes kümmerten keine Karatzahlen oder Reinheitsgrade. Ihr ging es um die Trophäe!

«liebe alles, was glitzert und an denen hängt, die ich mir hole …»

So hatte es Pagan Goddess auf ihrem Facebook-Profil unter «Interessen» formuliert.

Pagan Goddess – heidnische Göttin –, dass er nicht gleich draufgekommen war!

Na schön – so wirklich wahrscheinlich ist es ja auch nicht, dass einen die Totengöttin Hel persönlich auf Facebook anschreibt, getarnt als Gütersloher Rollenspielmieze.

Im Nachhinein war aber völlig klar, weswegen sie ausgerechnet ihn erwählt hatte: Wer, außer einem «Leichenheini», konnte ihr denn sonst die Trophäen ihres Rachefeldzugs besorgen, die sie so gerne wollte?

Ausgenutzt fühlte Robert sich trotzdem nicht. Dafür war sein eigenes Bedürfnis nach Rache viel zu groß. Wie gesagt – eine echte Win-win-Situation.

«… und an denen hängt, die ich mir hole …»

Erstaunlicherweise hatte Robert die Tragweite von Pagan Goddess’ Profileintrag zunächst zwei ganze Monate lang nicht erkannt.

Und das, obwohl er als Meistermagier doch nur allzu gut wusste, wie sehr göttliche Unterstützung und passende Gegenleistung einander bedingten. Aber hallo! Für den «Götterfluch»-Zauber gegen seinen Erzrivalen Wisbert, den Wirt hatte Raduart auf der großen Herbst-Convention ganze sechsundachtzig Lebenspunkte abdrücken müssen!

Am Morgen des zweiten Januar traf ihn die Erkenntnis dann aber so schlagartig, als hätte des Donnergottes riesiger Hammer mit voller Wucht seinen Kopf getroffen.

Denn dass der Tod, den man, aufgewühlt von Hass, Schmerz und Verzweiflung, gerade zum ersten Mal im Leben jemandem wirklich gewünscht hat, bereits zwanzig Stunden später bei genau diesem Menschen eintritt, das ist nun wirklich nicht gerade alltäglich.

Wobei «Mensch» kein wirklich treffender Ausdruck war. «Arschgeburt» oder «Eimer Scheiße» passte wesentlich besser zu dem dreckigen Fettsack, der in der Silvesternacht seine aufgedunsene Wampe über Roberts Frau gewälzt, sein wabbeliges Gemächt in ihr versenkt und damit am Neujahrstag hinter dem Tresen seines schäbigen Lottoladens auch noch vor Robert und gleich vier anderen Kunden herumgeprahlt hatte!

Regelrecht gebettelt habe Hot Heike, im Hinterzimmer der ranzigen Zeitungsbude ihren kleinen Leberfleck an der rechten Schamlippe vorführen zu dürfen, hatte der verwanzte Schwabbel getönt. Auf dem Glastisch sitzend, mit weit gespreizten Beinen …

Robert hatte geschwiegen. Was sollte man zu so etwas auch noch sagen, wenn man wusste, dass es stimmte, und das falsche Mitleid der anwesenden Nachbarn sich wie Säure in die eigenen, immer weiter nach oben wandernden Schultern fraß?

«jedes jahr einen holt sich die helle … wüsste da jemanden … grrrrrr … aufreg … innerlich koch … bei dir bin!!!»

Mit diesem Posting an Hel Holles Pinnwand hatte Pagan Goddess versucht, Robert zu trösten. Tatsächlich war sie die Erste gewesen, der er, eben aus dem Lottoladen gekommen, sein Herz ausgeschüttet hatte. Per Kurznachricht.

Und schon Minuten später hatte sich das Mitgefühl der heidnischen Göttin wie Balsam auf die Wunden seiner gemarterten Seele gelegt – und das trotz ihres zugegebenermaßen erstaunlich albernen und für gewöhnlich auf mangelnde Intelligenz hinweisenden Posting-Sprechs.

Denn nie, wirklich nie zuvor in seinem Leben hatte Robert sich so tief in seinem Innersten erkannt gefühlt!

Weil ihn nämlich dort in der Zeitungsbude, zwischen stinkigen Magazinen, Zigaretten und Instant-Nudelsuppen, genau derselbe Gedanke wie ein Blitz durchzuckt hatte:

Wo war die Totengöttin, wenn man sie brauchte?!

Auch wenn es erschreckend klang, tatsächlich hatte Robert – Raduart – Bassmann sich in diesem Moment nichts sehnlicher gewünscht, als seinen ehemaligen Klassenkameraden Stefan Wanzlik, diese stinkende, quallige Lottoladenbesitzerfettfresse, tot zu sehen! Mausetot! Ersoffen, erstickt, erschlagen, niedergemetzelt, zerhackt – ganz egal.

Und ein wenig war Robert daraufhin auch schon über sich selbst erschrocken.

«Rache?» hatte er deshalb etwas unsicher zurückgepostet.

Und wie um ihn zu bestärken, war von Pagan Goddess ein großes «:-)))))!!!» daruntergesetzt worden.

Nicht, dass es Robert um Heike gegangen wäre. Seinetwegen hätte die ölige Hackfresse Wanzlik sie mit seinen teigigen Griffeln bis ans Ende aller Tage begrabbeln können. Wenn er geschwiegen hätte!

Hatte er aber nicht.

Und damit war nunmehr das Maß an erlittener Demütigung selbst für den Leichenheini endgültig voll.

«Rache?»

«;-)))))!»

«liebe alles, was glitzert und an denen hängt, die ich mir hole …»

Natürlich hatte Robert sich im Laufe des Geschehens mehrfach daran erinnert, dass er sich, nach Glaubensdingen gefragt, immer als Agnostiker bezeichnet hatte.

Und eine germanische Totengöttin mithilfe eines sozialen Netzwerks um einen Mord gegen entsprechende Gegenleistung zu bitten – um jeden anderen bemitleidenswerten Spinner, der ihm mit einer solchen Idee gekommen wäre, hätte Robert sicherlich einen großen Bogen gemacht.

Aber angesichts seiner grenzenlosen Schmach hatte Pagan Goddess’ «jedes Jahr einen holt sich die helle … wüsste da jemanden …» einfach genau den Nerv getroffen, der in Roberts Hirn für Rachefantasien zuständig war.

Was, wenn doch nicht nur weibliches Einfühlungsvermögen der Grund dafür war, dass sie ihn dermaßen durchschaute? Wenn sich hinter Pagan Goddess möglicherweise mehr verbarg, als er je zu träumen gewagt hätte?!

Nach einigem Grübeln hatte Robert entschieden, dass es zumindest nicht vollkommen ausgeschlossen war, heutzutage göttliche Zeichen und Offenbarungen auch über Facebook zu bekommen. Und dass es nicht schaden würde, der heidnischen Göttin – also wenn es sie denn gab – ganz unverfänglich mal … ein Angebot …

Allerdings nicht in Pagan Goddess’ Profil. Bestand doch die erhebliche Wahrscheinlichkeit, dass das betörendste aller Liverollenspieler-Mädchen tatsächlich nordrhein-westfälische Einzelhandelskauffrau-Azubine war und es furchtbar peinlich werden würde.

Aber glücklicherweise befand sich direkt vor der eigenen Haustür ja das «Tor zur Hölle».

Noch am Neujahrsabend hatte Robert sich ans Ufer der «Blanken Hellen» gestellt. Er hatte seinen magischen Geist gebündelt und Hel, so sie denn existierte, etwas versprochen:

Etwas, was glitzerte.

Denn ganze sechzehn klotzig-prollige Goldarmbänder – Robert hatte heimlich gezählt, um sich abzulenken während der morgendlichen Heimsuchung – trug die verhasste Fettfresse Wanzlik in Ermangelung jeden Stilgefühls an seinen wurstigen Handgelenken mit sich herum. Pech für ihn, dass der Leichenheini unzählige Gelegenheiten hatte, eines davon unauffällig verschwinden zu lassen, bevor Fettis totes Fleisch sich in faulige Erde oder Asche verwandeln würde.

Wanzlik hatte keine Angehörigen. Niemand würde bemerken, wenn eine Kleinigkeit seines Besitzes nicht in der Restetüte, sondern hier in der «Blanken Hellen» landete …

… als Gegenleistung dafür, dass Hel Stefan Wanzlik jetzt holen würde. So schnell, so erbarmungslos, so grausam wie möglich!

Dann eine magische Vision. So verlockend, so wohltuend, dass sie Robert schlagartig und gänzlich ohne eigenes Zutun ereilt hatte:

Mit pietätsvollem Bestatterlächeln schob der Erbe des Traditionsunternehmens «Alboin-Bestattungen Berlin-Tempelhof» die hin- und herschwabbelnden Überreste der stinkenden Molluske Stefan Wanzlik in den firmeneigenen Kühlraum – zusammen mit der Auslage sämtlicher anatolischer Billigjuweliere der Nachbarschaft, mit denen der miefende Schwamm seinen qualligen Leib zu behängen pflegte. Welch Krönung Robert – Raduart – Bassmanns bisherigen Daseins, so es denn wahr werden würde durch göttliche Fügung!

Nicht einmal einen ganzen Tag hatte es gedauert.

Denn am Morgen des zweiten Januars war Stefan Wanzlik beim Aufräumen seines muffigen Hinterzimmerbüros kopfüber in seine gläserne Schreibtischplatte gestürzt. So dämlich, dass die messerscharfe Bruchkante seine halbe Bauchdecke zunächst großflächig aufgeschlitzt und dann der Länge nach vom Rumpf geschält hatte.

Mangels aussagekräftiger Spuren war die Polizei bereits nach kurzer Zeit mit der plausiblen Rekonstruktion eines vermeintlichen Unfalls um die Ecke gekommen:

Wanzlik habe sich mit der ganzen Masse seines Übergewichts auf einen Bürodrehstuhl gestellt, um etwas aus dem Regal zu holen. Das Sitzmöbel habe dann seinem Namen alle Ehre gemacht und den Kioskbesitzer mit einer flotten Drehung nach rechts in die Glasplatte abgeworfen, hieß es.

Wie sollten die, die nichts wussten, es auch sonst erklären. Wo doch sogar Robert selbst vollkommen fassungslos gewesen war angesichts des Geschehenen und das Wort «Zufall» in seinem Kopf lauter dröhnte als ein startendes Flugzeug.

Den Anblick der Leiche hatte man aber in jedem Fall «göttlich» nennen können: Dank vorgebeugter Endposition nach dem Sturz, der Tiefe des Schnitts und des beträchtlichen Eigengewichts von Wanzliks Bauchfett hatte sich selbiges nämlich von den dahinterliegenden Muskeln gelöst und war Richtung Fußboden vornüber geklappt zu einer Art gelb glänzendem Lendenschurz, der schlaff und schwer über einem beachtlich großen See aus Blut baumelte, genährt aus der durchtrennten Bauchaorta des Fettsacks, die dessen Lebenssaft Liter für Liter säuberlich an der Hinterseite der Glasplatte entlang auf den Fußboden geleitet und so sein spektakuläres Dahinscheiden besiegelt hatte.

Doch ganz gleich, wie und weswegen es passiert war – Robert hatte sichtlich Mühe gehabt beim Anblick der Leiche wenigstens halbwegs pietätsvoll auszusehen und nicht so beseelt und wonnetrunken, wie er gewesen war.

Zumal bereits im Tumult der nicht ganz unaufwendigen Trennung von etwa sechzig Kilo Schwarte, Glasplatte und zerbrochenem Schreibtischstuhl absolut niemandem aufgefallen war, dass am linken Handgelenk des Schwabbels bald nicht mehr zehn, sondern nur noch neun geschmacklos-klobige Goldarmbänder baumelten.

Angenehm schwer und warm hatte sich das Metall angefühlt bei jedem Griff in Roberts Sakkotasche, und schon am Abend desselben Tages war es ins schwarze Wasser der «Blanken Hellen» geglitten, dort, wo der See am tiefsten war …

Zuvor hatte Robert fünfeinhalb Stunden damit zugebracht, Tarzans Fettschürze wieder zuzunähen.

Dreihundertdreißig Minuten Dauergrinsen – jedes Mal, wenn die Nadel in Wanzliks käsige Bauchdecke eingetaucht war noch etwas breiter. Bis ihm die Gesichtsmuskeln gebrannt hatten und die trocken gewordenen Lippen.

Heike hatte während der gesamten Zeit nebenan im Büro gesessen und geheult.

Nicht aus Reue – war doch Schuld in ihrer Welt immer nur etwas für andere gewesen. Und auch nicht aus Trauer, denn ohne Alkoholeinfluss hatte Wanzliks Anziehungskraft doch beträchtlich abgebaut.

Nein, an diesem sonnigen Winternachmittag hatte seine Frau vor Angst geweint.

Zu Recht.

Denn auch wenn Robert durch seine Anwesenheit bei einer feierlichen Kremierung ein unangreifbares Alibi präsentieren konnte, Heike schien zu ahnen, dass ihr Ehemann dennoch irgendetwas mit Wanzliks Tod zu tun haben könnte.

Und dass Schwabbel nicht der Einzige sein würde, der sterben müsste …

6.

Trotzdem war Heike in den darauffolgenden zwei Wochen drei Kilo schlanker geworden, um Robert versöhnlich zu stimmen, und hatte sich von der ranzigen Friseusenvettel einen neuen Haarschnitt verpassen lassen.

Leuchtend rotes Kurzhaar.

Statt Hot Heike war Pumuckl aus «Leni’s Barber-Shop» zurückgekommen und glaubte allen Ernstes, Robert fände das toll.

Was ihm eigentlich auch schon scheißegal gewesen wäre, hätte Pumuckl in spe auf Lenis gammeligem Korbsessel einfach die Fresse gehalten.

Hatte sie aber nicht. Und die abgewrackte Hippie-Frisette noch viel weniger – was nun wirklich mehr war, als Robert an Schmach jemals hatte erdulden können oder wollen!

Weshalb Hel Holle, jetzt nicht mehr ganz so zweifelnd wie am Neujahrstag, sondern bereits mit einem Fünkchen echter Hoffnung im Herzen, sich zu einem weiteren Facebook-Posting an Hel Holles Pinnwand hatte hinreißen lassen.

«Mehr Rache?»

«;-)))))!»

Die Hände übereinandergelegt, das Haupt andächtig gesenkt, die Augen fest geschlossen hatte Robert an diesem Abend erneut am Ufer der «Blanken Hellen» gestanden. Die Dunkelheit half, denn erfolgreiches Visualisieren duldete keinerlei optische Reize von außen …

Beim zweiten Mal war es trotzdem nicht so einfach gewesen. Zum einen hatte Robert der Göttin im Überschwang sämtliche von Heikes Schmuckstücken versprochen, als rechtmäßiger Erbe würde er sie ja ohnehin bekommen, doch in den fast zwei Stunden, die das sorgsame Visualisieren all der Ohrhängerchen und Kettchen gedauert hatte, waren ihm beinahe die Füße abgefroren.

Zum anderen hatten Mitleid und Selbstvorwürfe die Vision von Heike im Kühlhaus zugegebenermaßen ziemlich behindert.

Denn auch, wenn er sie im Nachhinein wirklich am liebsten nie geheiratet hätte – die eigene Frau verfluchte man nicht so einfach. Schon gar nicht, wenn man noch immer erheblich zweifelte, ob das Ganze überhaupt funktionierte.

Bereits einen halben Tag später war Robert aber für sämtliche Mühen vollauf entschädigt worden. Was für ein Anblick!

Trotz des verunstalteten Haars – so anmutig, so erhaben, so schön hatte Heike zu Lebzeiten niemals ausgesehen. Was natürlich auch an ihren geschlossenen Augen lag, mit denen sie nicht mehr so minderbemittelt-kuhäugig herumglotzen konnte.

Doch auch die gelblich-blasse Hautfarbe und das leuchtende Dunkelrot ihres völlig durchgebluteten Kapuzenpullovers hatten ihr schlicht umwerfend gut gestanden.

Hot Heike – nun eine in der Jahreszeit verirrte Mohnblüte auf der frostgrauen Uferwiese, welch poetisch anmutender Farbtupfer im winterlichen Einerlei …

Und noch immer musste Robert innerlich glucksen beim Gedanken daran, was die Polizei sich diesmal mangels anderer Beweise zusammengereimt hatte.

Wild gewordene Kraniche!

Auch wenn man nirgendwo die geringste Spur der vermeintlichen Monstervögel fand – anders waren die in der Tat irritierend tiefen Stich-, Schnitt- und Risswunden ganz offensichtlich nicht zu erklären gewesen, die Heikes Oberkörper großflächig zerfetzt und ihren Hals auf Höhe des Kehlkopfes beinahe gänzlich vom Kopf getrennt hatten.

Die Göttin hatte ganze Arbeit geleistet.

Und ihren treuen Diener Robert – Raduart – Bassmann nunmehr endgültig davon überzeugt, dass Zweifel an der Offenbarung gänzlich überflüssig waren!

«Mehr Rache?»

«;-)))))!» hatte Pagan Goddess geantwortet, und dann war es vollbracht worden von überirdischer Hand!

Bereits Minuten nach Einbruch der Dunkelheit hatte Robert Heikes prall gefüllte Schmuckschatulle mit Schwung in die «Blanke Helle» geworfen.

Langsam in Richtung des gegenüberliegenden Ufers dümpelnd bekam das ferkelpinke Kistenschiffchen schließlich genau in der Mitte des Sees die erforderliche Schlagseite und soff filmreif in Schräglage ab.

7.

«Noch mehr Rache?»

«;-))))!»

Die Hände übereinandergelegt, den Kopf andächtig gesenkt, mit geschlossenen Augen und einem feinen, eisigen Lächeln auf seinen dünnen Lippen stand Robert noch immer am Ufer; sah jetzt vor seinem inneren Auge statt Lenis Haarklammer die verlotterte Hippiegrotte selbst – auf seinem Präparationstisch.

Das graue Wallehaar nass und verklebt, die lächerlichen Perlen und Glöckchen ihrer Bluse klimpernd im Wind, weil das Fenster weit offen stand wegen des Miefs, der von ihr ausging.

Leni würde nicht rauchen können, da auf dem Tisch, eigentlich war das der größte Sieg von allen!

Roberts Lächeln wuchs zu einem verklärten Strahlen. Immer deutlicher konnte er das ranzige Friseusenweib vor sich sehen, ihren Indienblusen-Klimbims klingeln hören vor seinem inneren Ohr – sie jetzt sogar riechen!

Sehr deutlich riechen! Ihm wurde übel.

«Machst’n da?» Zum zweiten Mal an diesem Tag zuckte Robert entsetzt zusammen, wandte sich dorthin um, wo das Tippen auf seiner Schulter hergekommen war.

Die Alte hatte direkt hinter ihm gestanden. Jetzt blies sie ihm einen Schwall Kräuterzigarillorauch direkt ins Gesicht, so dass Robert husten musste und gleichzeitig zu würgen begann. Seine Kehle schmerzte, als würde jemand mit Profilsohlen darauf herumtrampeln.

«Da… das ist Körperverletzung, ich … ich zeig … dich an!»

Lenis Lippenziehharmonika dehnte sich hinter dem Schleier aus Qualm, bis sie breit und höhnisch grinste.

«Du? Mich anzeigen? Da wird ja wohl eher umgekehrt ’n Schuh draus!»

Die Angst schlug wie eine Faust in Roberts Magengrube, während seine Gedanken zu rasen begannen: Konnte sie? Nein, sie konnte absolut nicht wissen! Und selbst wenn … er hatte absolut nichts Strafbares … und spätestens morgen wäre sie ohnehin … tot!

Erleichtert spürte Robert – Raduart – Bassmann, wie der Gedanke an Lenis baldiges Ableben Ruhe und Gelassenheit in seinen Körper strömen ließ. Tief atmete er gegen Hustenreiz und Übelkeit an. Toooot … phhhh … auuus und vorbeiiii … phhhh … Ein winziges magisches Temakel mit dem kleinen Finger … phhhh … er hatte aaab-soo-luut niiichts zu befüürchten … phhh … niiichts zu befüürchten … phhh … niiiichts zu …

Unpassend amüsiert beäugte Leni Roberts tapferen Kampf gegen das unwillkommene Adrenalin, rückte ihm dabei viel zu sehr auf die Pelle, was der Wiedererlangung seiner magischen Kräfte nicht gerade förderlich war.

Erneut zog das eklige Hippieweib an ihrem Zigarillo. Diesmal behielt sie ihn beim Ausatmen im Mund, um einen ihrer runzeligen Griffel frei zu haben; mit dem langte sie jetzt in die zerknitterte Plastiktüte, deren Griff sie mit der anderen Hand umkrallte, und zog etwas heraus.

Zwischen ihren Fingern glitzerte es.

Ein prollig-klotziges Panzerarmband!