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Über dieses Buch:

Über keine andere Frau zerreißt man sich im Rom des Jahres 1612 so leidenschaftlich das Maul wie über die Malerin Artemisia Gentileschi. Ihn hingegen würdigt das gemeine Volk kaum eines Blickes: Pedro Montojo, dem brutal die Männlichkeit genommen wurde, damit Päpste und Kardinäle sich weiterhin an seiner engelsgleichen Stimme erfreuen können. Unter normalen Umständen würden sich die Wege dieser beiden Außenseiter niemals kreuzen – doch nun verbringen sie einen Nachmittag auf den Spuren eines besonderen Mannes: dem ebenso berühmten wie berüchtigten Maler Caravaggio, einem Revolutionär in der Kunst wie auch im Leben. Diese Begegnung wird sie beide verändern …

Eine Novelle über Mut und Demut, Liebe und Hass, über die Kunst des Malens und die Kunst des Lebens – mitreißend erzählt von Bestsellerautorin Tanja Kinkel, der Meisterin des anspruchsvollen historischen Romans.

Über die Autorin:

Tanja Kinkel, geboren 1969 in Bamberg, studierte in München Germanistik, Theater- und Kommunikationswissenschaft und promovierte über Aspekte von Feuchtwangers Auseinandersetzung mit dem Thema Macht. 1992 gründete sie die Kinderhilfsorganisation Brot und Bücher e.V, um sich so aktiv für eine humanere Welt einzusetzen (mehr Informationen finden Sie auf der Website: www.brotundbuecher.de). Tanja Kinkels Romane wurden in mehr als ein Dutzend Sprachen übersetzt und spannen den Bogen von der Gründung Roms bis zum Amerika des 21. Jahrhunderts.

Bei dotbooks veröffentlichte Tanja Kinkel ihre großen Romane »Die Söhne der Wölfin«, »Im Schatten von La Rochelle« und »Unter dem Zwillingsstern« sowie die Novellen »Ein freier Mann«, »Reise für Zwei« und »Feueratem«. Weitere Titel sind in Vorbereitung.

Die Autorin im Internet: www.tanja-kinkel.de

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Originalausgabe November 2012

Copyright © 2012 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: dotbooks GmbH, München, unter Verwendung des Gemäldes »Der Lautenspieler« von Michelangelo Merisi da Caravaggio (1595)

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (ts)

ISBN 978-3-95520-011-4

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Tanja Kinkel

Der Meister aus Caravaggio

Novelle

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Rom

30. November 1612

Kapitel 1

Die junge Frau, die Pedro Montojo in der Kirche Santa Maria del Popolo traf, war tief verschleiert; das gebleichte Leinen um ihren Kopf ließ nichts von ihrer Haarfarbe erkennen. Der glockenförmige Rock aus braunem Taft und der schmale Kragen um ihren Hals glichen dem, was die meisten Kirchgängerinnen trugen, doch sie war allein, und das genügte, um ihr einige neugierige Blicke zu sichern.

Es war nicht das einzige Ungewöhnliche an ihr. Ihre Hände waren verbunden, und Blut sickerte durch das festgezogene Leinen. Montojo, der den Grund nur zu gut kannte – über den Skandalprozess sprach die ganze Stadt –, zuckte instinktiv zusammen.

Es war Mitgefühl gewesen, das ihn bewogen hatte, ihrem Ansinnen zuzustimmen; Mitgefühl, Neugier und die Sehnsucht nach einem unwiederbringlichen Teil seiner eigenen Vergangenheit. Doch beim Anblick ihrer Hände fragte er sich, ob es nicht besser gewesen wäre, auf ihr ungewöhnliches Ersuchen mit einer höflichen Absage zu antworten, statt sich einverstanden zu erklären. Niemand würde es ihm übel nehmen, wenn er sich weigerte, ihr Rede und Antwort zu stehen und einer Frau, der er zuvor nie begegnet war, die Bilder seines toten Freundes zu zeigen, die der Öffentlichkeit verborgen blieben.

Es war heute ohnehin fast zu windig, um aus dem Haus zu gehen; der Staub und die letzten toten Herbstblätter, die durch die Straßen Roms fegten, hatten ihm auf den Weg hierher zu schaffen gemacht, und er hatte mehr als einmal zum Himmel geblickt, halb hoffend, halb fürchtend, dass ein Gewitter die Spannung in der Luft tilgen würde. Noch vor ein paar Jahren hätte er nichts davon bemerkt. Vielleicht war es wirklich so, dass man jenseits der Dreißig alt wurde.

»Signore«, sagte sie und neigte ihr Haupt, als sie ihn sah.

Montojo wusste, dass es noch vor ein paar Wochen undenkbar für sie gewesen wäre, ihn anzusprechen. Sie war ein Mädchen aus gutem Haus, das hatte ihr Vater immer wieder betont, als er den Mann vor Gericht brachte, der einst sein Freund und Kollege gewesen war und nun der Vergewaltiger seiner Tochter. Mädchen aus gutem Haus redeten nicht mit fremden Männern und schon gar nicht mit solchen, die nichts als Diener im Haushalt großer Herren waren. Wenn sie es doch taten, dann gewiss nicht in so höflicher Weise.

Andererseits war Pedro Montojo, streng genommen, kein Mann. Er war Kastrat; seine Stimme diente dazu, den ehrwürdigen Kardinal Francesco Maria Bourbon del Monte zu ergötzen. Dies war sein einziger Daseinszweck geworden, seit sein Körper der Knabenhaftigkeit entwachsen war; in seiner frühen Jugend hatte es noch andere gegeben. Der Gedanke daran war für ihn wie eine endlich verheilte Wunde, deren Narben gleichwohl zu sichtbar und empfindlich waren, um sie zu leugnen.

»Signorina Gentileschi«, sagte er, und man hörte kein Echo seines kastilischen Akzentes mehr in dem weichen Italienisch. Montojo konnte sich kaum noch an seine Heimat erinnern. Sein Leben – sein wahres Leben – hatte hier begonnen. In Rom.