cover_klein.jpg

Denen, die ihre Träume leben – auch wenn der Weg dahin steinig und kurvenreich ist.

© Querverlag GmbH, Berlin 2006

Erste Auflage September 2006

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schrift­liche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Umschlag und grafische Realisierung von Sergio Vitale.

ISBN 978-3-89656-610-2

Bitte fordern Sie unser Gesamtverzeichnis an:

Querverlag GmbH, Akazienstraße 25, D-10823 Berlin

www.querverlag.de

Prolog

Franz-Josef Hartenstein saß auf seinem gemütlichen Lehnstuhl am Fenster und sah hinaus auf den Hof. Er lauschte den Geräuschen, die hereindrangen: Jemand dengelte eine Sense, der neue Traktor tuckerte schwerfällig, die Hühner gackerten. Und in der Küche, wo seine Frau das Essen vorbereitete, klapperte es. Eigentlich ging ihn das alles nichts mehr an. Er war zu alt für die schwere Arbeit. Aber er konnte nicht anders, als mitzuhören. Dabei zuckten Bilder durch seinen Kopf, aus der Zeit, als er noch dort unten dabei war.

Das war einmal sein Hof gewesen. Jetzt gehörte er seinem Sohn, Ferdinand Hartenstein, und danach würde er bestimmt dessen Sohn, Alois, gehören, seinem Enkel, der vor ihm stand und ihm jetzt auffordernd die Arme entgegen­streckte.

Alois sah zu seinem Großvater auf wie zu einem Berg. Der Berg hatte zwei starke Arme, und die hoben ihn jetzt hoch. Nachdenklich schaute Alois, der gerade einmal fünf Jahre alt war, seinen Großvater an.

„Opa?“

„Ja?“

„Hast du die Oma so lieb wie der Papa die Mama?“

Franz-Josef Hartenstein zwirbelte seinen ergrauten Schnurrbart und dachte, dass Kinder von der Liebe nichts verstanden. Und dass das gut war, weil die Liebe, die Alois meinte, wenn er von Papa und Mama sprach, nichts mit der Liebe zu tun hatte, die einen anfallen konnte wie eine Krankheit. Die Liebe, die Alois meinte, war in Wirklichkeit ein Netz aus materiellen Verstrickungen, aus Gewohnheiten und Pflichten, aus dem man sich kaum befreien konnte, sollte die andere Liebe wirklich ein oder ein zweites Mal im Leben an einem vorbeistolpern. Das war einfach nicht vorgesehen.

„Natürlich“, sagte er und lächelte milde.

„Und wenn ich mal groß bin, dann habe ich auch eine Frau?“

„Aber selbstverständlich“, sagte Franz-Josef Hartenstein. „Und du wirst sie ganz schrecklich lieb haben.“

„Kriege ich dann auch Kinder?“, fragte Alois.

„Aber klar kriegst du Kinder. Und wenn du einen Sohn hast, dann heißt er wahrscheinlich Ferdinand oder Franz-Josef. Wie der Papa und der Opa. Männer heiraten Frauen, und dann kriegen sie zusammen Kinder. So ist das nun mal auf der Welt.“

Einen Moment lang dachte der kleine Alois nach. Dann fragte er: „Gibt es auch Männer, die Männer heiraten? Oder Frauen, die Frauen heiraten?“

Franz-Josef Hartenstein zog die Stirn in Falten und zögerte einen Moment. Wo hatte der Junge denn das aufgeschnappt? Oder entsprang seine Frage einfach dem logischen Hartensteinschen Geist, auf den er sich selbst viel zugute hielt? Er entschied sich für die zweite Alternative. Seine Stirn glättete sich, und er lächelte wieder. Wonach Kinder alles fragten! „Nein, Alois. Männer heiraten Frauen und Frauen Männer. Die Frauen kriegen die Kinder, und die Männer arbeiten. Und dann geht alles wieder von vorn los!“

Alois sah seinen allwissenden Großvater staunend an. Er freute sich, dass die Welt so übersichtlich eingerichtet war, und bohrte nicht weiter nach. Warum hätte er an der Antwort zweifeln sollen?

Eine folgenreiche Landpartie

Susanna schaute in den Spiegel und fuhr forschend durch ihr wuscheliges Wirrhaar. Am Haaransatz entdeckte sie schon wieder einen Streifen Graublond. Ansonsten war ihr Haar rötlich, aber die Tönung wuchs aus. Ich hätte zum Friseur gehen sollen, ich sehe aus wie ein alternder Fuchs, dachte sie. Doch Hadern half jetzt auch nichts mehr. Sie versetzte der Gummi-Tarantel, die von der rechten Spiegel­ecke hing, einen Stups, sodass die vor dem Spiegel hin- und herschwang. Dann drehte sie sich entschlossen weg, warf das Regencape über und griff nach der wasserdichten Fahrradtasche, die fertig gepackt neben der Tür stand.

Schließlich tastete sie noch nach Tusnelda, der Gummi-Eule. Tusnelda war ihr Talisman, den sie fast immer bei sich trug. Diesmal steckte das ernst dreinblickende Federvieh in der Außentasche des Regencapes. Natürlich war es kindisch, einen Talisman mit sich herumzuschleppen, das war auch Susanna klar, aber irgendeine Macke durfte doch jeder Mensch haben, oder etwa nicht? Und ihre Macke waren nun mal Gummitiere, die aus Harry Potter, Krieg der Welten oder sonstigen abstrusen Horror- oder Fantasy-Produktionen stammten.

„Es geht los. Also bis heute Abend!“, rief sie ins Wohnzimmer hinüber.

„Nimmst du wirklich das Rad? Und welches?“, fragte ihre Freundin Karen ungläubig. „Es kann jeden Moment anfangen zu schütten. Warum fährst du nicht mit dem Smart?“ Sie legte die Zeitung zur Seite, stand vom Sofa auf und sah skeptisch zum Fenster hinaus.

Susanna ignorierte den Hinweis auf die Paar-Kutsche, die selten benutzt in der Tiefgarage stand. „Na und? Ich bin doch nicht aus Zucker! Ich nehme das Tourenrad, das mit den halbbreiten Reifen.“ Susanna sah prüfend am Cape und den eng anliegenden Radlerhosen hinunter. Nein, in diesem Aufzug brauchte sie vor schlechtem Wetter wirklich keine Angst zu haben.

Im Hobbyraum, wie Karen das vollgestopfte Zimmer neben der Küche nannte, standen noch drei Räder. Deshalb war die Frage der Fahrradauswahl durchaus von Belang.

Karen seufzte. Eigentlich konnte man Susanna kaum sportlich nennen. Jedenfalls nicht im klassischen Sinn. Sie ging jeder organisierten körperlichen Ertüchtigung aus dem Weg. Dafür aber spazierte sie schnellen Schrittes stundenlang durch Parks und Straßen oder fuhr selbst bei grauenhaftem Wetter mit dem Fahrrad los. Allein. Sie brauche das zum Nachdenken, behauptete Susanna.

Karen, für die Sport grundsätzlich auch etwas mit Geselligkeit zu tun hatte, bedauerte das. Aber so war Susanna nun einmal. „Warum überkommen dich deine sportlichen Bedürfnisse nur bei Regen?“, grummelte sie. Sie selbst wäre gern eine Stunde oder zwei auf ihr geliebtes Motorrad gestiegen und Richtung Voralpen gekurvt, aber bei diesem Wetter war das zu gefährlich.

Susanna hörte sie schon nicht mehr. Sie strampelte zum Bahnhof und nahm einen Zug bis Seeshaupt. Während der Fahrt schaute sie zum Fenster hinaus, an das zuerst einige dicke Tropfen klatschten, aus denen dann rasch ein dichter Regenvorhang wurde, der sich vor das Alpenpanorama schob. Die Straße würde also doch glatt sein, und sie hätte vielleicht besser das Mountainbike genommen, das nicht so leicht rutschte.

Von Seeshaupt aus nahm Susanna die Landstraße gen Süden. Rasch war ihr Regenzeug patschnass, doch sie kümmerte sich nicht darum. Während sie gleichmäßig in die Pedale trat, dachte sie an den bevorstehenden Nachmittag. Ihr Vater, Alois Hartenstein, hatte Geburtstag. In der hoffentlich wirklich wasserdichten Tasche, die schwer an der rechten Seite des Gepäckträgers baumelte, steckte sein Geschenk. Ein dickleibiges Buch über Modellflugzeuge.

Susanna wunderte sich immer wieder, wie ein erwachsener Mann sein Herz an aus Balsaholz gefertigte Miniaturflugzeuge verlieren konnte. Ihr Vater hätte auch Golf spielen können oder reiten. Aber nein, er verkroch sich in den Keller und fummelte an zerbrechlichen, feinmechanischen Strukturen herum, als gäbe es nichts Schöneres auf der Welt. Was dem einen seine Eule, war dem anderen eben sein Modellflugzeug, dachte sie und grinste.

Dann ließ sie die vergangene Woche vorbeiziehen. Ihr fiel nichts Besonderes dazu ein, und genau da lag das Problem. Jede Woche ähnelte der kommenden und der übernächsten und so weiter. Susanna langweilte sich im Büro tödlich. Daran konnte auch der nette schwule Kollege, Mario, mit dem sie das Zimmer teilte, nichts ändern.

Die Restrukturierung nach der Beinahe-Pleite ihrer Firma vor zwei Jahren hatte ihre beruflichen Pläne mächtig zusammenschrumpfen lassen. Eigentlich – so hatte ihr Marc, der abgelöste Chef, versprochen – hätte sie eine kleine Horrorfilmabteilung aufbauen sollen. Aber das war Schnee von gestern. Sun Pictures, ihre Firma, machte jetzt auf Mainstream, und zwar ausschließlich. Zum Gähnen.

Susanna seufzte und trampelte kräftiger, da es noch stärker regnete und sie so schnell wie möglich ankommen wollte. Ich bin undankbar, dachte sie. Schließlich hatte sie einen Job, um den sie viele beneideten: Sie arbeitete in einer Firma, die mit Filmrechten handelte. Das hörte sich glamourös an, aber im Grunde bestand ihre Tätigkeit hauptsächlich aus Am-Computer-Sitzen und Telefonieren. Ab und zu fuhr sie mit zu einem Filmfest oder bekam Premierenkarten geschenkt. Bei solchen Gelegenheiten konnte sie gefeierte Stars aus der Nähe bewundern.

Und das nach vier Jahren Filmhochschule! Jämmerlich!

Natürlich hatte sie anfangs Regisseurin werden wollen, aber außer einem lesbischen Kurzfilm, der nur bei einigen einschlägigen Festivals gezeigt worden war, hatte sie nichts Eigenes mehr produziert. Und wahrscheinlich wird das auch in Zukunft so bleiben, dachte sie grimmig. Dabei bin ich doch eigentlich ein kreativer Mensch!

Sollte ihr Dasein ewig so weitergehen? Langeweile bis ans Ende ihrer Tage? Routine, nur noch unterbrochen durch den Wechsel auf einen anderen Schreibtischstuhl bei einer anderen Firma? Hatte das Leben wirklich nicht mehr zu bieten? Darüber dachte sie nach, während immer mehr Regen in die Kapuze des Ponchos lief und auch den letzten Rest von Wohlgeordnetheit aus ihrem Haar tilgte.

Wütend trat sie in die Pedale. Irgendetwas musste noch auf sie warten, da hinten, hinter der Krümmung der Zeit, die die Zukunft vor ihr verbarg. Etwas radikal Anderes, und am besten etwas, dessen Sinn sofort einsichtig war, etwas Konkretes. Ja, dachte sie, das ist es: Ich sehne mich nach Wirklichkeit, von der mehr bleibt als eine Zahlenkolonne am Monatsende und vielleicht ein Haufen Zelluloid. Etwas zum Anfassen.

Vielleicht sollte ich es mal mit Töpfern versuchen, schoss es ihr durch den Kopf, oder mit Holzbildhauerei. Sie grinste zynisch und verwarf diese Idee sofort wieder. Eine entfernte Bekannte töpferte. Jetzt stand ihre Wohnung voller selbst gebrannter Scheußlichkeiten. Nein, danke.

Zumal sie ja schon die Gummitiere besaß. Die Tarantel am Spiegel, Tusnelda in ihrer Tasche, einige Dinosaurier, einen Mini-King-Kong, einen Raben, der auf dem Spülkasten im Klo saß, die Fledermaus über dem Sofa, ein Krokodil mit einem wahrlich Furcht einflößenden Gebiss, eine dunkelgrüngraue Kröte, eine Ratte, die sie Karen einmal zum Spaß aufs Kopfkissen gesetzt hatte, und so weiter. Die Tiere und natürlich auch das Dracula-Gebiss und das Blut-Spray im Badezimmer erinnerten sie auf Schritt und Tritt an ihren geplatzten Traum von der Horror-Fantasy-Filmabteilung.

Jetzt strampelte Susanna in das Dorf, in dem ihre Eltern wohnten. Noch ein paar Kurven und einen kleinen Hügel hinauf, dann wäre sie da. Der Anstieg wirkte so harmlos, aber er hatte es in sich. Susanna keuchte, als sie auf dem Parkplatz vor der Doppelgarage das Fahrrad abstellte. Sie schüttelte sich wie ein nasser Hund, das Wasser spritzte von ihrem Regenponcho nach allen Seiten. Der Parkplatz war noch leer. Vielleicht kämen ja gar keine Gäste heute, nur Familie. Das wäre ihr gerade recht.

Susanna griff nach der Fahrradtasche und schlenderte langsam zum Haus hinüber. Eigentlich, dachte sie, war das zweistöckige Gebäude viel zu groß für ein alterndes Ehepaar. So viel Platz! Dass ihre Eltern sich nicht verloren darin fühlten.

Früher, als sie noch ein kleines Kind war, hatten sie, ihr Bruder und ihre Eltern weiter unten im Ort gewohnt, direkt neben dem Firmengelände. Und das lag wiederum neben dem Bauernhof, den noch ihre Großeltern bewirtschaftet hatten. Ihr Vater hatte diesen Hof an einen Aussiedler, der Landwirtschaft betreiben wollte, verkauft und auf dem Nachbargrundstück seine Baufirma aufgebaut, sehr zum Ärger der übrigen Familie. Als er meinte, lang genug geschuftet und genügend Geld verdient zu haben, gab Alois Hartenstein sein Bauunternehmen auf, und die beiden zogen hierher. Da studierte Susanna schon. In dem neuen Haus hatte sie nie gewohnt. Es hatte etwas seltsam Unnahbares, fand sie. Sie nannte es „die Burg“. Susanna wischte sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und läutete.

Franziska Hartenstein öffnete die Tür. „Kind, wie siehst du denn aus!“, sagte sie, als sie ihre Tochter in den Flur zog. „Auf dem Fahrrad durch den Regen, also ich weiß nicht. Und dann dieser Haarschnitt!“

„Ich hatte keine Zeit für den Friseur“, log Susanna. In Wirklichkeit hatte sie einfach keine Lust gehabt. „Wo ist Papa?“

„Im Keller. Die Gäste kommen gleich. Hast du wenigstens was Trockenes zum Anziehen?“

Susanna nickte flüchtig. Sie hängte ihren Regenponcho an die Garderobe, kramte eine Hose aus der Fahrradtasche, die, o Wunder, tatsächlich dicht gehalten hatte, und verschwand im Bad. Dann lief sie die Kellertreppe hinab und öffnete eine schwere Stahltür. Dahinter befand sich die Werkstatt, ein halb unterirdisch gelegenes Kämmerchen mit einem winzigen Fenster, durch das viel zu wenig Licht fiel. Alois Hartenstein stand im kalten Schein einer Neonlampe vor seiner Werkbank und feilte konzentriert an etwas herum, das wohl demnächst die Tragfläche eines seiner Modelle werden würde.

Wie kann man sich nur in diesem Verlies verkriechen, dachte Susanna, während sie „Herzlichen Glückwunsch!“ sagte und ihrem Vater ein Geburtstagsküsschen auf die Wange drückte. „Dein Geschenk ist oben.“

„Danke.“ Hartenstein warf seiner Tochter einen kurzen Blick zu, lächelte und schmirgelte weiter. „Ich muss das jetzt noch schnell fertig machen. Danach komme ich.“

Oben klingelte es. Susanna hörte, wie ihre Mutter jemanden begrüßte, und dann redeten mehrere Stimmen durcheinander.

„Ich bleibe lieber noch hier“, sagte Susanna. Sie hasste es, in Begrüßungsorgien in dem engen Flur verwickelt zu werden, bei denen alle durcheinander redeten, tropften und sich gegenseitig auf den Füßen herumtraten. Sie würde jetzt warten, bis die Ankömmlinge im Wohnzimmer verschwunden wären.

Neugierig musterte Susanna das Werkstück, an dem ihr Vater arbeitete. „Was wird das?“

„Eine Cessna, ein Viersitzer. Genauer gesagt, die rechte Tragfläche einer Cessna. Ziemlich häufige Maschine, wird hier hauptsächlich von Freizeitfliegern genutzt. Siehst du, die Tragflächen sind oben an der Passagierkabine angebracht, nicht unten.“ Er zeigte auf den Bauplan. „Deshalb fliegt sie etwas schwerfälliger, als wenn die unten wären, aber auch stabiler.“

Susanna strich über das Balsaholz, das ihr Vater mit feinem Schmirgelpapier bearbeitete.

„Bis das Modell fertig ist, dauert es noch eine Weile. Wahrscheinlich schaffe ich es erst im Frühjahr. Deine Mutter möchte nicht, dass ich andauernd hier unten hocke.“ Er wandte ihr sein faltiges Gesicht zu und sah sie forschend an. „Was macht das Filmgeschäft?“

Susanna ärgerte sich. Eigentlich, fand sie, hätte ihr Vater jetzt fragen müssen, wie es Karen ging. Aber das tat er nicht. Das tat er nie. Er wurde einfach nicht fertig damit, dass sie Frauen liebte. Obwohl er nun wirklich Zeit genug gehabt hatte, sich damit zu arrangieren. Schließlich waren Karen und sie schon über zehn Jahre ein Paar, und Susanna hatte nie ein Geheimnis daraus gemacht.

Aber nein, er redete lieber über das Filmgeschäft und sprach von ihr gern als „unserer Regisseurin“, obwohl er genau wusste, dass sie keine war. Sie vermutete, dass er ihr damit schmeicheln wollte, aber sie ärgerte sich nur darüber, dass er einen Teil ihres Lebens ignorierte, um den anderen auszuschmücken. Sie fühlte sich verkannt. Karen fuhr deshalb nicht mit hierher. Doch obwohl Susanna wieder einmal innerlich grollte, hatte sie auch diesmal keine Lust, sich mit ihrem Vater über dieses heikle Thema zu streiten.

„Ach, das. Geht schon“, sagte sie einsilbig.

„Geht schon? Das war doch mal dein Traumjob.“

„Was heißt denn schon Traumjob?“, erwiderte Susanna mürrisch.

„Ich wüsste, was es für mich heißt. Wenn ich noch mal zu wählen hätte, würde ich Pilot werden.“ Alois Hartenstein strich liebevoll über die zukünftige Tragfläche.

Susanna musterte ihren Vater mit plötzlich neu aufkommendem Interesse. Es erstaunte sie, dass er ihr etwas bisher Unbekanntes über sich selbst offenbarte. Für sie hatte er immer mit beiden Beinen auf dem Boden gestanden. In einem Cockpit konnte sie ihn sich kaum vorstellen. „Baust du deshalb Flugzeuge?“, fragte sie.

Alois Hartenstein nickte bedächtig. „Wahrscheinlich. Unerfüllte Träume fressen einen auf, weißt du?“

„Es ist doch viel schlimmer, wenn man nichts mehr zum Träumen hat“, sagte Susanna. Wie sie, zum Beispiel. Aber das dachte sie bloß.

Ihr Vater warf ihr einen strengen Blick zu. „Man hat immer was zu träumen. In deinem Alter sowieso. Mit dem Modellbau habe ich doch auch erst als Pensionär angefangen. So, fertig für heute.“ Hartenstein legte sein Handwerkszeug weg.

Hintereinander stiegen sie die Treppe hinauf und gingen ins Wohnzimmer. Am festlich gedeckten Kaffeetisch saßen Susannas Bruder Ferdinand, genannt Ferdi, seine Frau Clara und ihre Tochter Jenny. Dazu Gruber und Loisacher, zwei Freunde ihres Vaters, und noch einige andere, an die Susanna sich nicht erinnerte. Gruber baute auch Flugzeugmodelle, daher kannten sich die beiden.

Susanna nickte in die Runde. Ferdi wurde Vater immer ähnlicher, stellte sie verwundert fest. Besonders, seit er sich ebenfalls einen Schnurrbart stehen ließ. Sein Spitzname passt eigentlich nicht mehr zu ihm, dachte Susanna, ich sollte ihn Ferdinand nennen. Ferdi erwiderte flüchtig ihren Gruß.

Früher hätten wir uns umarmt, dachte Susanna mit einem Anflug von Traurigkeit. Doch seit sie mit Karen zusammen war, eine Beziehung, die sich allein aufgrund ihrer Dauer beim besten Willen nicht mehr als Affäre betrachten ließ, wusste Ferdi anscheinend nicht mehr, was er mit ihr anfangen sollte, und Susanna ging es ähnlich. Sie waren sich fremd geworden.

Schwägerin Clara begrüßte sie umso überschwänglicher. „Schön, dich zu sehen!“, strahlte sie, nahm Susanna in den Arm und pflanzte ihr ein nach Parfum duftendes Bussi auf die Wange.

Underdogs müssen zusammenhalten, schoss es Susanna durch den Kopf, als sie die Umarmung erwiderte. Die Angeheiratete und die Lesbe.

Dann kam Jenny angelaufen. „Hast du mir was mitgebracht?“, fragte die Kleine schelmisch.

Susanna nickte und kramte tief aus den Taschen ihrer Jeans ein Plastikröhrchen Seifenblasen. „Gleich gehen wir pusten“, versprach sie.

Dann setzte sie sich auf den freien Platz zwischen ihrer Mutter und Loisacher, der früher beim örtlichen Bauamt gearbeitet hatte, und nickte freundlich zu Franz Gruber hinüber. Susanna mochte Gruber mehr als Vaters übrige Freunde. Er hatte ein weiches Gesicht und lächelte ständig milde, so als könnte ihn nichts mehr erschüttern. Früher hatte er Ferdi und ihr immer Schokolade mitgebracht oder etwas anderes.

„Kennen Sie mich noch? Georg Loisacher“, stellte sich Susannas Nachbar vor, ein hagerer Mann in hellbraunem Anzug, zu dem er völlig unpassend ein rotes Karohemd trug. „Sie sind doch jetzt Filmregisseurin.“

Loisacher war einer von denen, die früher ständig stinkende Stumpen rauchten, wenn sie zu Besuch waren. Susanna seufzte. „Nein, bin ich nicht“, erwiderte sie. „Auch wenn Papa das sagt. Ich weiß, er meint es nur gut, aber ich handele mit Filmrechten bei einer kleinen Firma.“

„Ach so.“ Loisacher klang enttäuscht und wandte sich seinem Nebenmann zu, mit dem er ein Gespräch über ein Bauvorhaben am Ort begann. Im Nu redeten alle durcheinander. Während die untere Hälfte des Tischs von Loisacher abwärts sich über die örtlichen Planungen stritt, lauschte die obere Franziska Hartensteins Gartenplänen. Das war ihr Lieblingsthema. Sie verbrachte viel Zeit im Garten, und ständig änderte sie die Bepflanzung ihrer Rabatten und der Balkone oder probierte neue Blumensamen aus. Gerade berichtete sie ausführlich über eine besondere Sorte Ranunkeln, die sie in einem Versandkatalog entdeckt hatte.

Susanna interessierte sich für Gartengestaltung nur sehr mäßig, zumal sie bloß einen kleinen Balkon hatte. Sie unterdrückte ein Gähnen und stocherte lustlos in ihrem Kuchen herum.

Jenny saß auf dem Schoß ihres Großvaters, einem ihrer Lieblingsplätze. „Jenny-Schätzchen, lass mich doch mal ein bisschen in Ruhe meinen Kuchen essen! Geh spielen!“, sagte der. Das Mädchen stieg von seinem Schoß herunter und lief zu Susanna. „Gehen wir jetzt Seifenblasen machen?“, bettelte sie.

Susanna ergriff dankbar die Hand, die ihr Jenny entgegenstreckte, und stand auf. Sie war froh, der Runde entrinnen zu können. Im Garten öffnete sie die längliche Dose mit der Seifenblasen-Flüssigkeit und tauchte die Schlinge hinein. Als sie sie herauszog, glitzerte darin eine bunt schillernde Schicht. Sanft pustete Susanna. Eine dicke Blase schwebte langsam hinab und zerplatzte an Jennys Schienbein. Dann machte sie noch eine ganze Reihe kleiner Blasen und schaute ihnen nach, wie sie emporstiegen, vom Wind erfasst wurden und sich eine nach der anderen in nichts auflösten. Jenny quietschte vor Vergnügen und wollte auch pusten.

Plötzlich fragte das Mädchen: „Spielst du oft mit Kindern?“

„Nicht so oft.“

„Und warum nicht?“

„Ich habe keine Kinder, Jenny.“

„Und warum?“

Susanna zuckte mit den Schultern. Ganz einfach, weil sie Lesbe war. Aber sie hielt Jenny für zu jung, um ihr das zu erklären. Eigentlich hätte die Sache damit erledigt sein können, fand Susanna.

Doch das Kind gab keine Ruhe. Nach einigem Pusten sagte Jenny: „Aber dann kriegst du sicher noch eins?“

„Keine Ahnung.“ Susanna war mittlerweile leicht ge­nervt.

Jenny starrte sie mit großen Augen an.

Susanna seufzte. „Komm, wir gehen wieder rein.“ Sie griff nach Jennys Hand.

„Schon?“

„Ja. Die anderen warten sicher auf uns.“

Jenny folgte ihr unwillig und kuschelte sich drinnen auf Claras Schoß. Plötzlich beneidete Susanna ihre Schwägerin.

Als sie gegen halb sechs wieder abfuhr, hallten Jennys Fragen noch immer in Susannas Kopf wider. Sie überlegte, ob sie jemals eine definitive Entscheidung über das Kinderkriegen getroffen hatte und wann das gewesen sein könnte.

Als Kind hatte sie sich um dieses Thema keine Gedanken gemacht. Man heiratete, und dann bekam man Kinder. Bevor man verheiratet war, musste man sich damit nicht befassen. Susanna lächelte schräg. Das war jedenfalls die offizielle Version im Dorf und bei ihr zu Hause. Die Wirklichkeit sah wahrscheinlich auch in ihrer Jugend schon anders aus, aber darüber wurde nicht gesprochen.

Als Jugendliche interessierte sich Susanna kaum für Männer, weshalb sie weder erwünschte noch unerwünschte Schwangerschaften hatte und auch nicht die Pille nahm. Für die paar Knutschereien mit ihren verpickelten männlichen Altersgenossen im Gebüsch, die sie allesamt im Grunde uninteressant fand, brauchte man das nicht. Sie erinnerte sich, dass einem dieser Jungen ein Schneidezahn gefehlt hatte und dass sie versucht hatte, ihre Zunge beim Küssen durch den Zwischenraum zwischen seinen restlichen Vorderzähnen zu quetschen, aus Neugier, ob das funktionieren würde. Ansonsten hatte sie alle Details vergessen.

Dann, nach dem Abitur, zog sie nach München, jobbte ein Jahr lang und tauchte ein in die Lesbenbewegung, die damals vor allem ein Teil der Frauenbewegung war. Sie traf sich mit den anderen in Frauenzentren und Projekten, weniger in Bars oder Kneipen, wo die so genannte Szene tobte, mit der aber die Bewegungsfrauen, wie sie sich nannten, eigentlich nichts zu tun haben wollten.

In ihren Kreisen diskutierte man heftig über Matriarchate oder feministische Ästhetik, machte Urlaub in Frauenferienhäusern, erlernte Selbstverteidigung gegen aggressive Männer, und so weiter. Kinder kriegte in dieser Zeit in ihrem Umfeld keine, und es war auch keine ihrer Freundinnen wild darauf, dieses Thema zu debattieren. Darum ging es zwischen ihnen einfach nicht. Eher ums Gegenteil.

Natürlich gab es auch ein paar Lesben, die Kinder hatten, meist aus gescheiterten Kurz-Ehen. Manche hatten deswegen ein schlechtes Gewissen, und einfacher wurde ihr Leben durch den Nachwuchs auch nicht, besonders wenn er männlich war. Susanna konnte sich daran erinnern, wie einmal der Sohn einer Frauenferienhaus-Gästin im Urlaub die Altersgrenze von sechs Jahren überschritt. Er wurde von da an als bedrohlicher Repräsentant des Patriarchats empfunden. Am Morgen nach seinem Geburtstag mussten er und seine Mama abreisen.

An der Filmhochschule gab es ebenfalls spannendere Themen als die Vermehrung. In dieser Zeit verlor Susanna den Kontakt zu den so genannten Bewegungslesben und landete, mitgeschleppt von zwei Kommilitoninnen, doch in der verpönten Szene. Sie fand die Frauen dort gar nicht übel. Es gab also noch anderes, als nächtelang über die sprachlich korrekten Ausdrucksformen feministischen Bewusstseins zu diskutieren. Tanzen zum Beispiel. Flirten. Susanna tat es reichlich, und an Kinder dachte sie dabei erst recht nicht.

Dann kam Karen. Sie interessierte sich kein bisschen für das Thema Nachwuchs, sondern für Fußball. Aber durch Karen und ihren ersten Job wurde Susannas Leben ruhiger – einerseits.

Andererseits hatte sie, sobald sie die Stelle antrat, einfach keine Zeit mehr – weder für durchtanzte noch für durchdiskutierte Nächte. Sie wollte schließlich ihren Traum, die Horrorfilmabteilung, realisieren. Ihre ersten Jahre im Beruf waren angefüllt mit Arbeiten, Lernen und Hoffen. Hoffen auf den Horrorfilmbereich. Damit kann ich ja nun aufhören, dachte Susanna resigniert.

Immerhin wusste sie nach dieser Inventur ihrer Vergangenheit, dass sie sich tatsächlich noch niemals definitiv entschieden hatte, kein Kind zu bekommen. Sie hatte sich einfach gar nicht mit der Kinderfrage auseinander gesetzt. Bis jetzt.

Susanna dachte daran, wie Jenny heute Seifenblasen himmelwärts gepustet hatte. Sie mochte die Kleine, weil sie so lebendig war. Wahrscheinlich auch jeden Tag anders und furchtbar anstrengend, aber auf jeden Fall lebendig. Und damit alles, was Lizenzverträge und Abrechnungen und Bilanzen, ja selbst Filmrollen oder DVDs, nicht waren.

Plötzlich lockte sie die Aussicht, dass sie, Susanna Hartenstein, prinzipiell fähig war, ebenfalls etwas so Lebendiges wie Jenny zu erschaffen. Nicht nur theoretisch, sondern ganz praktisch. Sie musste sich nur dafür entscheiden. Mit frischem Elan trat sie in die Pedale, und mit jedem Tritt erschien ihr die neu entdeckte Möglichkeit reizvoller. Schließlich hatte sich die Welt geändert. Es gab inzwischen lesbische Mütter, die ihre Kinder ganz bewusst mit ihrer Partnerin bekommen hatten und aufzogen. Zwar kannte sie keine persönlich, aber das würde sich sicher ändern lassen. Beruflich segelte sie momentan ziellos dahin. Was also sollte sie davon abhalten, ein Kind zu bekommen?

Bei dieser Frage fiel ihr Karen ein. Karen, die sie liebte und die sich ansonsten vor allem für Fußball und ihr Motorrad interessierte. Einmal angenommen, sie brächte das Thema auf den Tisch: Passte ein Kind in ihr gemeinsames Leben? Würde Karen mitmachen? Oder wäre sie entsetzt? Und dann? Dann werde ich sie eben überzeugen, dachte Susanna im Takt ihrer Beine, dann werde ich sie eben überzeugen, dann werde ich sie eben überzeugen …

„Was hältst du davon, Tusnelda?“, fragte sie bestätigungsheischend, als sie endlich in der S-Bahn saß, und zog die Gummi-Eule aus ihrem Versteck. Tusnelda war eine weise Ratgeberin, sehr nachdenklich und extrem schweigsam. Das hatte Vorteile: Widerspruch war von ihr nicht zu erwarten. Vielmehr unterstützte sie Susannas innerste Bestrebungen samt und sonders, ohne viel Worte zu machen. So auch diesmal. Nun hatte Susanna eine Verbündete: Ihr Traum war auch Tusneldas Traum, und zwei waren stärker als eine.

Karen saß auf dem schon etwas abgeschabten Ledersofa, genau unter der schwarzen Fledermaus, einem von Susannas Gruseltieren, die an einem Gummiseil von der Decke hing. Sie drückte an einem Gummiball herum, der angeblich die Handmuskeln stärkte, und wartete. Die Wohnzimmertür stand offen, damit sie bemerkte, wenn Susanna zurückkam. Über den Super-Size-LCD-Bildschirm an der ansonsten kahlen Wand flimmerte ein Fußballspiel. Wegen ihres Berufs legte Susanna Wert auf eine erstklassige audiovisuelle Ausstattung, und Karen profitierte davon, denn Fußballspiele ließen sich auf einem fast einen Meter breiten LCD und mit aus sechs Boxen schallendem Suround-Sound einfach besser genießen als mit einem normalen Fernseher.

Da hörte Karen Schlüssel klappern. Schon zog Susanna die Schuhe aus und kam mit langen, federnden Schritten auf sie zu. „Hallo, Süße“, sagte Susanna und schaltete beiläufig den Fernseher aus.

„He!“, beschwerte sich Karen. „Da läuft die Bundesliga!“

Susanna lächelte zu Karen hinunter. „Hat alles Zeit bis später. Halt mich fest.“ Sie entledigte sich ihres Fahrrad-T-Shirts. Dann küsste sie Karen und schob ihr eine Hand unter die Bluse. Karen erwiderte den Kuss. Der Gummiball ploppte auf den Boden. Karen zog Susanna an sich und ließ ihre Finger über deren vom Fahren kühle Haut gleiten. Sie roch nach frischer Luft und Schweiß.

Karen grinste. Das war Susannas Art anzukommen. Und warum auch nicht? Es gab schließlich weitaus unangenehmere Willkommensrituale. Der Fußball konnte tatsächlich warten.

Später lag Karen ermattet, aber glücklich auf dem Sofa. Susanna hatte sich zusammengerollt und döste, den Kopf auf Karens Bauch gebettet. Sie liebte Sex mit Susanna. Auf die Dauer eher mehr als weniger, was sie selbst erstaunlich fand. Den berühmten Tod in den Betten, vor dem sich so viele Leute fürchteten, waren sie jedenfalls noch nicht gestorben. Es deutete auch nichts darauf hin, dass das in absehbarer Zeit passieren würde. Während Karen gedankenverloren eine von Susannas Haarsträhnen zwirbelte, erinnerte sie sich daran, wie alles angefangen hatte.

Marianne, ihre Ex, hatte sie nach vier Jahren nervenzerfetzender Streitigkeiten und anschließenden Versöhnungen endgültig verlassen. Danach hatte Karen vorläufig keine Lust auf Gesellschaft mehr und verkroch sich monatelang hinter Büchern über Deckungsbeitragsrechnung und andere Scheußlichkeiten, denn sie stand vor dem Betriebswirtschafts-Examen.

An einem Abend im Januar hielt Karen es in ihrer Bude nicht mehr aus. Viel zu lange war sie auf keinem Fest mehr gewesen, hatte sie nicht mehr getanzt.

Sie griff nach einer Ankündigung, die sie aus dem örtlichen Terminblatt gerissen hatte. Darin war von einem neuen „kuscheligen Partyvergnügen für jederfrau“ die Rede. Das hörte sich gut an.

Karen warf einen kritischen Blick in den Spiegel: Immerhin, die Schatten vom Heulen und nächtelangen Lernen waren weg. Zwar blickten ihre braunen Augen noch etwas matt aus ihrem schmalen Gesicht, aber wenigstens schaute sie wieder ein bisschen neugierig in die Welt. Ihr Haarschnitt war keiner mehr: Die hellbraune Mähne hing formlos bis zum Kragen. Daran ließ sich jetzt nichts ändern. Wenigstens bewirkte das Muskeltraining, zu dem sie sich trotz allem einmal pro Woche schleppte, dass sie sich einigermaßen gerade hielt. Sie war mittelgroß, wirkte aber größer, weil ihre Schultern nicht wie bei so vielen schlaff herunterhingen.

Eigentlich würde ich gern wieder Fußball spielen, dachte Karen, als sie sich in eine eng geschnittene Jeans und ein weißes T-Shirt zwängte und dabei die Stollenschuhe anstarrte, die in einer Ecke lagen. Bis Marianne sie verließ, war sie Mittelstürmerin bei Dynamo Pasing, einem ziemlich guten Frauen-Fußballteam gewesen, aber Trennung und Examen hatten ausgereicht, auch dieses Hobby an den Nagel zu hängen.

Schließlich zog Karen die dicke, schwarze Lederjacke über und machte sich auf den Weg. Eine halbe Stunde später be­trat sie die etwas angejahrte Kellerbar, in der die Disco stattfand. Misstrauisch spitzte sie die Ohren. Nein, sie spielten hier zum Glück keine nervtötenden deutschen Schlager, sondern ganz normalen Discosound. Sie kaufte eine Eintrittskarte und suchte sich einen strategisch günstigen Platz an der Bar, von dem aus sie die Tanzfläche und den Eingang im Auge behalten konnte.

Es war elf. Gerade begannen die ersten Frauen, zaghaft zu tanzen. Karen bestellte Bier und starrte sehnsüchtig zu den wenigen Tänzerinnen hinüber. Im Rhythmus der Musik wippte sie mit der Fußspitze, blieb aber sitzen. Sie war es nicht mehr gewohnt, dieses Sehen und Gesehen-Werden. Fürs Erste reicht es, dass ich überhaupt hier bin, dachte sie.

Dann kamen drei penetrant gut gelaunte Frauen hereingeschneit. Sie steuerten zielstrebig die Barhocker rechts neben Karen an. Eine Rothaarige mit Stoppelschnitt, kantigem Gesicht, frecher Stupsnase, tiefgrünen Augen und einem breiten Lächeln gefiel Karen besonders. Sie hatte sich ein Spinnennetz auf die rechte Wange gemalt. Abgefahren, dachte Karen. Total abgefahren.

Karen bemühte sich, nicht allzu auffällig zu der Frau hinüberzustarren. Früher hätte ich sie ganz einfach angemacht, grübelte Karen und rutschte unruhig auf ihrem Barhocker hin und her. Früher, bevor ich Marianne kannte, Marianne und ihre sehr genauen Vorstellungen darüber, wo man hin­ging und wo nicht, was man sagte und was nicht, mit wem man sich traf und mit wem nicht. Das habe ich nun davon, dachte Karen. Jetzt sitze ich hier und weiß nicht, was ich sagen soll. Und wenn ich endlich wüsste, was ich sagen soll, dann wüsste ich nicht, wie ich es sagen soll, damit sie mich nicht für total bescheuert hält.

Aus Verlegenheit schnorrte Karen von ihrer Nachbarin auf der anderen Seite eine Zigarette. Das entpuppte sich als ein Fehler. Erstens hustete Karen, als sie daran zog. Kein Wunder, sie hatte keinen Tabak mehr angerührt seit der Trennung und früher auch nur sporadisch geraucht, wenn sie ausging.

Zweitens lächelte nun die Nachbarin, die ihr Bier in unglaublicher Geschwindigkeit in sich hineinschüttete, Karen mitleidig an. Scheiße, dachte Karen. Auch das noch. Sie glaubt jetzt wahrscheinlich, dass ich gerade eine der armseligsten Methoden ausprobiert habe, um jemanden kennen zu lernen.

„Gefällt’s dir hier?“, fragte ihr Gegenüber tatsächlich. Dann ließ sie auf ihre Kosten ein zweites Bier für Karen kommen, obwohl deren Glas noch halb voll war.

„Geht so“, sagte Karen einsilbig. Sie wollte dieses Missverständnis nicht vertiefen, sondern die Gruppe auf der anderen Seite weiter beobachten. Dort hob gerade die Spinnenfrau das Glas und nippte mit ihren sinnlichen Lippen an einer knallroten Flüssigkeit.

„Biste öfter hier?“, fragte die Frau, von der Karen geschnorrt hatte.

Karen schüttelte den Kopf. „Ganz selten.“

„Na, dann kannste doch jetzt mal ein bisschen öfter kommen, wo wir uns gerade so schön kennen lernen.“ Die Fremde grinste breit.

„Glaub ich eher nicht, ich stehe nicht so auf Disco“, antwortete Karen mürrisch. Dann verschwand sie Richtung Klo. Als sie wiederkam, war die Frau mit den Zigaretten verschwunden. Wahrscheinlich verbucht sie mich unter Totalschaden, dachte Karen.

Sie atmete auf und nahm ihren Platz wieder ein. Nebenan wurde ständig gekichert. Die Rothaarige und die beiden anderen sprachen durcheinander, lachten, prosteten sich zu. Karen versuchte zu verstehen, was sie redeten, doch die Musik übertönte das Gespräch, obwohl sie direkt nebenan standen.

Karen war jetzt wütend auf sich. Warum schaffte sie es nicht zu tanzen, obwohl sie Lust hatte? Warum konnte sie die rothaarige Frau nicht einfach ansprechen, die ihr so höllisch gut gefiel? Und warum musste sie ausgerechnet von einer schnorren, die sie überhaupt nicht leiden konnte? Ehe sie noch mehr Unsinn anrichtete, ging sie besser nach Hause. Sie war wohl nach dem Marianne-Schock einfach noch nicht reif für öffentliche Auftritte.

Hastig kippte sie ihr Bier herunter und wollte dem Ausgang entgegenstreben. Dabei blieb sie mit dem Fuß am Bein des benachbarten Barhockers hängen. Der fiel nach vorne und stieß an die Rothaarige, die daraufhin ihr Getränk verschüttete.

„Entschuldigung“, murmelte Karen. Sie spürte, wie ihr der Schweiß ausbrach. Ausgerechnet die interessanteste aller anwesenden Frauen musste sie besudeln, nur weil sie nicht im Stande war, ihre Füße richtig zu setzen.

Auf dem engen Top der Rothaarigen prangte nun ein roter Fleck, unter dem sich, wie Karen deutlich erkennen konnte, eine Brustwarze abzeichnete. Die Frau warf Karen einen halb verärgerten, halb erstaunten Blick zu. Dann winkte sie ab und lächelte, wobei sich das Spinnennetz verzog. „Schon gut, ist ja fast nichts passiert!“

Einen Moment erwog Karen, sie zu einem Getränk einzuladen, aber dann ließ sie es bleiben. Wer weiß, was dabei wieder passieren würde! Sie wollte jetzt schleunigst zurück in ihre Klause, weg von den Menschenmassen hier. Es waren einfach zu viele für eine, die sich über Monate hinweg isoliert hatte.

Auf der Treppe drehte sich Karen um. Täuschte sie sich, oder schaute ihr die Rothaarige tatsächlich nach? Nein, tat sie nicht. Warum auch? Warum sollte sich diese Frau ausgerechnet für sie interessieren, die nicht einmal an der Bar entlanggehen konnte, ohne jemanden anzurempeln? Die hatte bestimmt reichlich Auswahl.

Draußen sog Karen gierig die frische Luft in ihre vom Kneipendunst gesättigten Lungen. Es war kalt, aber das machte ihr nichts aus. Halb eins und damit anderthalb Stunden – nicht schlecht für den ersten Ausflug einer durch Trennung traumatisierten Prüfungslesbe, dachte sie. Und der Rothaarigen würde sie wahrscheinlich nie wieder begegnen.

Hier irrte Karen. Als sie einige Tage später ins Kino ging, stand die Traumfrau aus der Kellerbar am Einlass, diesmal allerdings ohne Spinnennetz.

„Sieh an, die Remplerin“, sagte die Rothaarige und zwinkerte, während sie Karens Ticket abriss. Ehe Karen eine passende Erwiderung einfiel, wurde sie im Strom der nachdrängenden Besucher in den Kinosaal geschoben. Nach der Vorstellung war die Frau verschwunden.

Zwei Tage später ging Karen wieder ins Kino. In dasselbe, natürlich. Tim, ihr bester Freund, begleitete sie. Mit seinen langen, blonden Haaren erinnerte er an einen kitschigen Rauschgoldengel, fand Karen, aber das sagte sie ihm nicht. Tim war hetero und ständig unglücklich verliebt. Sie kannten sich vom Studium her, das er abgebrochen hatte. Seitdem jobbte er mal hier, mal da und versuchte, vorläufig herauszufinden, was ihm Spaß machte.

„Wo ist sie denn nun?“, fragte Tim ungeduldig, als sie an der Kasse anstanden. „Und was sehen wir uns überhaupt an?“

„Zweimal keine Ahnung. Ich hoffe, sie reißt wieder Karten ab.“ Karen sah sich suchend um.

„Du weißt noch nicht mal, was läuft?“

„Nein. Ich weiß, dass sie hier arbeitet. Das reicht in diesem Fall.“

„Glaub bloß nicht, dass ich diese Frau kommentiere. Am Ende bin ich schuld, wenn es mit euch schief geht. Ich werde mich nur zu dem Film äußern, den wir dann sehen.“ Tim verschränkte abwehrend seine langen Arme.

Aber seine Ängste waren überflüssig, denn die rothaarige Unbekannte tauchte nicht auf.

„Vielleicht hat sie ihren freien Tag“, mutmaßte Karen ratlos.

„Vielleicht hat sie gemerkt, dass du sie vorführen willst, und versteckt sich“, erwiderte Tim, aber dafür schickte ihm Karen nur einen genervten Blick.

„Sollen wir nicht einfach Kaffee trinken gehen?“, schlug Tim vor.

Karen schüttelte unerbittlich den Kopf. „Kommt nicht in Frage. Wer weiß, vielleicht leuchtet sie den Leuten im Saal mit der Taschenlampe den Weg zum Platz. Bitte, komm doch mit. Ich will so gern wissen, was du von ihr hältst.“

Tim verdrehte die Augen.

Das Unternehmen endete als totaler Misserfolg. Nicht nur, dass die Rothaarige sich nicht blicken ließ. Sie landeten auch noch in einem Thriller, in dem permanent geschossen wurde und literweise roter Farbstoff floss. Tim hasste solche Filme. „Gleich geh ich raus“, zischte er. „Du weißt doch, ich kann kein Blut sehen.“

„Dann geh doch!“, giftete Karen, um sich anschließend dafür zu entschuldigen.

„Das mache ich nicht noch mal mit!“, zischte Tim, blieb aber wenigstens sitzen. „Such dir eine andere Jury!“

Eine Woche hielt es Karen aus. In dieser Zeit bildete sie sich mehrfach ein, die Rothaarige auf der Straße gesehen zu haben, aber jedes Mal entpuppte sich das als Irrtum. Also ging sie noch einmal ins Kino. Diesmal allein, denn Tim hatte sich geweigert. Schließlich war das der einzige Ort, an dem sie einigermaßen sicher sein konnte, sie zu treffen.

Doch die Fremde aus der Disco war auch diesmal nirgends zu entdecken. Karen spürte, wie die Spannung aus ihrem Körper wich. Sie ließ Kopf und Schultern hängen. Wer weiß, vielleicht war die Frau verreist? Na klar! Das musste es sein! Sie hatte Urlaub! Jeder hatte schließlich irgendwann Urlaub. Oder, und dieser unerfreuliche Gedanke machte Karen sehr zu schaffen, sie jobbte hier nur unregelmäßig. Oder sie war gefeuert worden. Aber wer würde eine so wunderbare Frau entlassen? Und wie sollte sie die Rothaarige dann wiederfinden?

Thelma und Louise

„Irgendwas, was dir gefällt“, sagte Karen diplomatisch.

„Wie du meinst. Aber beschwer dich nicht, du hast es selber so gewollt!“ Susanna griff nach einer Videokassette. „Rate, was es ist!“

„Woher soll ich das wissen? Ein Frauenfilm wahrscheinlich.“

Susanna legte den Film in das Gerät und drückte auf den Abspielknopf. Dann löschte sie das Licht bis auf einen winzigen Spot neben dem Bett. Schon flimmerte der Titel über den Bildschirm: Die Gruft der Vampire.

„Lesbischer Vampirfilm vom Feinsten“, sagte Susanna träumerisch. „Mach Platz!“

Karen rutschte mit unguten Gefühlen etwas weiter in die Mitte des Betts. Stand Susanna etwa auf Beiß- und Quäl-Orgien? Aber die Sorge war unbegründet. Als die bildschöne Vampirin ihrem ersten Opfer in den Hals biss, spürte sie, wie Susannas Hand zärtlich nach ihrer griff.

„Diese Stelle finde ich wahnsinnig aufregend“, sagte Su­sanna, ohne Karen anzusehen.

„Warum?“

„Weil die Vampire tun, was sie nun mal tun müssen. Das Nachtgelichter lebt seinen Traum, auch wenn es sie am Morgen das Leben kostet. Alles hat halt seinen Preis. “

„Und der Preis ist heiß“, kalauerte Karen.

„Stimmt. Sehr heiß sogar. Und weißt du was? Ich werde ihn mir jetzt holen.“ Susanna beugte sich zu Karen hinüber, grinste und enthüllte dabei zwei verlängerte Eckzähne.

Karen schrak zurück, obwohl sie die Dracula-Gebisse vom Fasching kannte. „Du küsst mich erst, wenn du das Ding rausgenommen hast!“, kommandierte sie. „Da gibt es keinen Kompromiss. Und beeil dich damit, ich kann es kaum noch erwarten.“

Der Rest war einfach. Während die Vampirin zuerst viele Jungfrauen aussaugte, aber am Ende doch mit einem Pfahl im Herzen zu Staub zerfiel, liebten sich Karen und Susanna leidenschaftlich, beinahe wortlos und fast ohne die üblichen Unsicherheiten eines ersten Mals. Sie schienen in dieser Beziehung großartig zueinander zu passen. Es fühlte sich gut an. Sehr gut. Und absolut horrorfrei, wie Karen beruhigt feststellte.

Sie blieben zusammen. Karen schaffte ihr Examen und stieg wieder bei Dynamo Pasing ein, wo sie schnell ihre alte Position als Mittelstürmerin zurückeroberte. Seitdem kämpfte sie in jeder Saison und bislang vergeblich um den Aufstieg in die Frauen-Bundesliga. Ihr Geld verdiente sie mit einem Job im Call Center – Arbeit, bei der sie nicht denken und keine Verantwortung tragen musste. Das war sicher keine Lösung für immer, aber die passende für jetzt. Als der Mietvertrag für Susannas Loft auslief, suchten Karen und Susanna sich gemeinsam eine Wohnung. Und da waren sie nun.

Während Karen noch darüber nachdachte, wie es gekommen war, dass sie jetzt mit Susanna auf dem Sofa lag, hupte unten ein Auto. Das Geräusch holte sie in die Gegenwart zurück. Sie strich zärtlich eine Haarlocke aus Susannas Gesicht. Ihre Lust war ihnen bis heute treu geblieben. Sie hatte allen Grund, glücklich zu sein, dachte Karen, gerade als ihre Freundin die Augen öffnete und sich streckte.

Susanna setzte sich auf. „Hör zu, ich muss dir was sagen!“

„Hast du schlecht geträumt?“, fragte Karen. Susanna hatte manchmal Alpträume, was Karen bei deren Interesse an Gruseligem nicht wunderte.

„Nein. Scherz beiseite, es ist wirklich wichtig.“

„Gut. Raus damit.“

„Ich glaube, ich will ein Kind. Mit dir.“

Karen lächelte etwas verkrampft. Das konnte schließlich nur ein Scherz sein. „Und ich will die größte Harley Davidson, die es gibt“, hielt sie dagegen.

Susannas Augen verdüsterten sich. Dazwischen erschien eine ärgerliche Falte. „Es ist mein Ernst. Ich will wirklich ein Kind.“

„Ich aber nicht“, sagte Karen bestimmt. „Das ist keine gute Idee.“

„Warum eigentlich nicht?“

„Ein Kind passt doch gar nicht zu unserem Leben. Wir haben in all den Jahren noch nie über dieses Thema gesprochen. Immer nur von der Befreiung vom Patriarchat und wie hinderlich Kinder dabei sind. Wie kommst du überhaupt so plötzlich darauf? Und wo soll es eigentlich herkommen, dieses Baby? Ich kann dir jedenfalls keins machen.“ Karen stand auf und ging zum Fenster hinüber. Missmutig starrte sie hinaus.

„Hör zu, ich weiß, das ist alles etwas überraschend. Sogar für mich. Ich … ich musste erst mal drauf kommen, dass ich das überhaupt kann. Als Lesbe, meine ich. Dass es nicht einfach selbstverständlich für mich sein muss, keine zu haben.“

„Ja, und?“

„Und das ist mir heute passiert.“

„Heute? In fünf Minuten, oder wie?“

„Beinahe. Auf der Fahrt hierher.“

„Du triffst innerhalb von ein paar Stunden eine Entscheidung, die unser ganzes Leben auf den Kopf stellen würde, und ich muss einfach so mitmachen! Das kann doch nicht dein Ernst sein!“

„Natürlich musst du nicht. Ich sage dir nur, dass ich es möchte.“

„Aber es würde unser Leben bloß komplizieren! Wir haben doch keine Ahnung von Kindern. Dafür von Fußball und Gummitieren, Horrorfilmen und Motorrädern. Prima Sozialisationsumgebung für so ein Kind also! Und außerdem wären wir vollkommen isoliert von den anderen Lesben. Wir würden den ganzen bürgerlich-patriarchalen Klein­familien-Scheiß reproduzieren. So hast du das doch immer genannt, oder irre ich mich da?“

„Man kann seine Meinung auch ändern! Wir wären doch längst nicht mehr die Einzigen!“

„Na und? Seit wann interessiert dich denn, was die anderen machen? Ich kenne übrigens kein einziges Lesbenpaar mit selbst gemachten Kindern.“

„Ich ja auch nicht persönlich. Aber es gibt sie! Außerdem will ich doch kein Kind, weil jemand anders auch eins hat. Ich will es meinetwegen. Für uns. Weil ich glaube, dass es schön ist. Nicht wie meine öden Lizenzverträge, die sowieso am nächsten Tag vergessen sind. Die kleine Jenny …“

In Karens Augen blitzte es. „Aha! Clara hat dir also diesen Floh ins Ohr gesetzt! Soll ich dir mal was sagen? Du leidest unter einem Anfall von Geschwisterneid. Du willst haben, was dein Bruder auch hat. Ob es zu uns passt oder nicht. Und deswegen soll ich mein Leben umkrempeln? Kommt gar nicht in Frage!“ Sie starrte Susanna mit zusammengekniffenem Mund an.

Susanna schwieg betroffen. Aber nicht, weil ihr Entschluss schwankte, sondern weil sie in diesem Moment begriff, dass es viel schwieriger werden würde, Karen von ihrem Plan zu überzeugen, als sie angenommen hatte. Aber sie würde es versuchen. So lange, bis sie es geschafft hatte. Oder bis sie selbst kein Kind mehr wollte. Vielleicht überzeugte Karen am Ende ja sie. Deren bisherige Argumente allerdings würden sie nicht von ihrem Kinderwunsch abbringen. Da musste sie sich schon etwas anderes einfallen lassen.