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Titel

Inhalt

Einleitung

Kapitel 1: Ein erschreckendes Geschenk

Wie ein nasser Sack

Kapitel 2: Was du nicht ändern kannst, das lerne zu lieben

Sturm

Kapitel 3: Hagelsturm

Dazwischen

Kapitel 4: Umzug

Kapitel 5: Maxi auf Entdeckungsreise

Herbstimpressionen

Kapitel 6: Einzug ins neue Heim

Pulsierendes Leben

Kapitel 7: Morgenstund’ hat Gold im Mund oder: Der batterielose Weckdienst

Morgenstimmung

Kapitel 8: Willkommen in der Hühnerfamilie!

Kapitel 9: Ein Hahn im Arm hält warm

Loslassen

Kapitel 10: Von einer Hand in die andere Hand

Notwendiges Abschiednehmen

Kapitel 11: Abschiedsschmerz und Neuzugang

Was hilft in Notzeiten?

Kapitel 12: Kino

Kapitel 13: Thriller

Kapitel 14: Gefühlsduselei

So wie ich bin

Kapitel 15: Das neue Vier-Mädel-Haus

Gottes Spuren entdecken

Kapitel 16: Spaziergang mit meinen Ladys

Kapitel 17: Weihnachtsmäuschenwinter

Vom Dunkel ins Licht

Kapitel 18: Jahresanfang und ein verschwundenes Huhn

Kapitel 19: Leichter in den Himmel

Häng dich doch dran!

Kapitel 20: Herzblutschmerz

Befreiend

Kapitel 21: Integration oder: Wie bringe ich zwei Generationen unter ein Dach?

Misstöne, die zu einem Gotteslied werden können

Kapitel 22: Generationenkonflikt

Neuer Mut

Kapitel 23: Wertschätzung – Nix gesagt ist genug gelobt

Kapitel 24: Sieben Hühner und ein Ei

Kapitel 25: Rutschige Angelegenheiten und schwindelnde Höhen

Der Spezialist der Täler

Kapitel 26: Keine Hochzeit und ein Todesfall

Kapitel 27: Huhn und Himmel

Mit dir durchs Leben

Kapitel 28: Schneeberge, Winterdienst und vier Eier

Stürmische Winterzeiten

Kapitel 29: Zuwachs

Kapitel 30: Schneegeheimniserlebnisse

Adventliche Besinnungslosigkeit

Kapitel 31: Ausgetrixelt

Kapitel 32: Freilaufgehege-Impressionen

Mein Hirte

Nachwort

Einleitung

Hühner sind Geschöpfe aus der großen Hand Gottes. Schon in der Arche Noah waren sie dabei, denn von jeder Tierart befand sich ein Paar darin.

In den Geschichten von meinen Hühnern geht es nicht um eine Bibelarbeit oder um die neusten Forschungsergebnisse produktiver Hühnerhaltung. Es geht vielmehr um besondere Erlebnisse mit Hühnern: Beim genauen Hinschauen hielten mir meine Hühner nämlich manches Mal einen Spiegel vor und erinnerten mich an Aussagen der Bibel. Und beim aufmerksamen Beobachten stolperte ich immer wieder über unerwartetes Verhalten dieser Tiere, sodass ich darüber laut lachen musste oder auch mal nachdenklich wurde.

Im Juli 2004 hat alles mit der Hühnerei begonnen, von der ich auf den folgenden Seiten erzähle. Zu meinen Hühnergeschichten habe ich immer wieder Meditationstexte verfasst, die Aussagen über Gott und meinen Glauben an ihn von einem anderen Blickpunkt aus auf den Punkt bringen und Sie einladen, über das Gelesene nachzudenken.

Möge Ihnen durch meine erzählten Erlebnisse wieder neu bewusst werden, welche Schätze in den alltäglichen Begebenheiten liegen, wenn wir sie als Gottes Geschenke annehmen.

Nun lassen Sie sich zu meinem Federvieh mitnehmen und erfahren Sie, wie alles begann.

Kapitel 1

Ein erschreckendes Geschenk

Es begann an einem der 52 Sonntage, die das Jahr so bietet. Eigentlich sollte es ein Tag der Ruhe und Besinnung werden. Normalerweise besuchen wir den Gottesdienst und verbringen den Rest des Tages im trauten Heim. Ein Spaziergang zur Körperertüchtigung ist meist auch angesagt.

Was an diesem besagten letzten Julisonntag anders war? Ich war mal wieder ein Jahr älter geworden. Dies war für mich weiter kein Grund zur Beunruhigung, denn es steht jedem jährlich einmal bevor. Dass aber ausgerechnet an diesem Sonntag die Verabschiedung meines Mannes nach 16-jährigem Wirken in einer großen Gemeinde stattfand, gab diesem Tag ein besonderes Gewicht. Außerdem stand ein Wohnortswechsel bevor. Unsere Kinder mussten neue Schulen besuchen und viele Umzugskartons sollten gepackt werden. Ein neues Pfarrhaus, eine neue Gemeinde, neue Leute warteten auf uns. Würden wir uns schnell einfinden? Würde man uns akzeptieren? Viele Fragen begleiteten uns im Vorfeld.

Nach einem traumhaften Abschiedsgottesdienst wanderten wir mit einem großen Teil der Besucher zu einem kleinen Imbiss in das benachbarte Gemeindehaus. Mein Mann erhielt einige Geschenke mit auf den Weg. Dann passierte etwas, das mein Leben von heute auf morgen veränderte. Vom CVJM bekamen wir einen Hühnerstall mit zwei Hühnern und einem Hahn geschenkt. Da der Kirchturm in dieser Gemeinde keinen Hahn hatte, erhielten wir ihn symbolisch für unseren neuen Wirkungsort. Wir sollten sozusagen den „Stallgeruch“ aus der alten Gemeinde in die neue Gemeinde hineintragen. Der Gockel hatte die Menschen für das Evangelium wach zu krähen.

In den meisten Fällen ist eine Geschenkübergabe ganz einfach: Man erhält von jemand anderem ein Geschenk in die Hände gedrückt, dann freut man sich und sagt freundlich Danke. In meinem Fall stand ich wie gebannt da und konnte nicht glauben, was ich sah. Wegen Allergien in unserer Familie hatten wir bisher keine Tiere gehabt, obwohl ich sehr tierlieb bin. Instinktiv nahm ich den Hahn in meine Arme. Noch nie hatte ich Hühner oder einen Hahn angefasst. Wie ich das in meiner Unkenntnis und meinem Schockzustand geschafft hatte, bleibt mir bis heute ein Rätsel. Meine Hausärztin befand sich auch unter den Gästen. Sie sagte mir hinterher, dass ich ganz bleich geworden sei und sie sich gesorgt habe, ich fiele in Ohnmacht. Im Nachhinein war es für mich sehr beruhigend, solche Freunde zur Seite gehabt zu haben.

Trotz allem nahmen wir die beiden Hühner und den Hahn als Geschenk an, auch wenn wir nicht wussten, worauf wir uns da einließen. Als der Hühnerstall samt Inhalt abends in unserem Garten zu besichtigen war, stellten wir nüchtern fest: „Unsere Familie hat sich vergrößert, einfach so, von heute auf morgen.“

Geburtstag, Verabschiedung und Hühnerzuwachs – alles an einem Tag. Das passiert nicht jeden Tag. Somit blieb dieser Sonntag ein herausragender gegenüber seinen 51 Brüdern.

Wie ein nasser Sack

Herr, wie ein nasser schwerer Sack

plumpse ich in deine Arme.

Meine ganzen Lasten,

die wie Gewichte an meinen Füßen hängen,

bringe ich mit.

Meine Ängste, Sorgen und Enttäuschungen

kleben auch an mir.

Meine Fragen nach der Zukunft und vielem mehr

halte ich fest unter den Armen.

Meine Träume und Sehnsüchte

belagern meine Hände.

Mit diesem ganzen Ballast

ist es mir fast unmöglich zu laufen –

so torkele ich auf dich zu.

Der Leidensdruck wurde zu groß,

so trete ich diesen schweren Weg an.

Dir bin ich nicht zu schwer, zu belastend oder zu schwierig.

Deine Arme sind nicht zu kurz oder zu schwach,

mich aufzufangen.

Deine Liebe zweifelt nicht an mir

und wirft mich nicht weg.

Deine Augen verachten mich nicht,

sondern ruhen auf mir.

Dein Herz ist nicht verhärtet gegen mich,

sondern es brennt für mich – aus Liebe,

so komme ich zu dir – wie ich bin.

Danke!

Kapitel 2

Was du nicht ändern kannst, das lerne zu lieben

Wie sollen wir mit Dingen oder Situationen umgehen, die uns überhaupt nicht passen, die aber trotzdem zu unserem Leben gehören?

Die wenigsten von uns werden zu den Mäuseliebhabern gehören. Wir hatten das Vorrecht, in einem jahrhundertealten Pfarrhaus in Großbottwar zu wohnen, wo diese Vierbeiner seit Jahren Stammgäste waren. Ich erinnere mich noch an den Umzug unserer lieben Vorgänger. Im leer gefegten Pfarrhaus fingen wir mit Pappkartons einige der Mäuse, um sie im Garten freizusetzen. Das war ein kleiner Vorgeschmack auf das, was uns bevorstand.

Jeden Herbst, wenn es langsam kälter wurde, die Herbststürme an den Fensterläden rüttelten und die Heizung sich warmlief, raschelte es oben unter der Decke. Jedes Mal lief es mir eiskalt den Rücken hinunter. Jetzt wusste ich: „Sie sind wieder da!“ In der mit Hohlräumen versehenen Natursteinmauer flitzten die Mäuse hin und her. Unsere Kinder wurden oft von dem nächtlichen Lärm wach. Sie dachten, diese possierlichen Tierchen neben sich zu haben. Auch mein Schlaf war alles andere als tief und mir war klar, dass die Mäusezeit wieder losging.

Beim Mehlholen in der Speisekammer schauten mich ab und zu dunkle Augen an nach dem Motto: „Hallo, mich gibt’s auch wieder“. Angefressene Bananen und Äpfel waren Zeugen unserer unerwünschten Hausbewohner.

Eines Tages sahen wir den bedeutenden Film Mäusejagd. Aus einem abgrundtiefen Hass auf diese Tiere entstand eine tiefe Liebe. Der Film gab mir den Anstoß für die Erkenntnis: „Was du nicht ändern kannst, das lerne zu lieben.“

Dieser Gedanke überfiel mich auch plötzlich, als ich Hahn und Hühner an jenem Sonntag vor mir sah. Das Leben gibt uns immer wieder neue Nüsse zu knacken. Auch wusste ich in diesem Moment nicht, was mit den neuen Tieren alles auf mich zukommen würde. Ich war sehr skeptisch und gleichzeitig besorgt. Aber als unsere Kinder diesem uns anvertrauten Federvieh noch Namen gaben, merkte ich, wie langsam eine Beziehung zu den Tieren wuchs. Maxi, Fredi und Liesel waren nicht irgendein Federvieh. Sie wurden zu Familienmitgliedern, die begannen, unser Leben zu verändern. Füttern und Ausmisten gehörten nun zum alltäglichen Geschäft.

Wenn unser Sohn Daniel von der Schule nach Hause kam, entspannte er sich in dem kleinen Freigehege, das mein Mann um das Hühnerställchen herum angelegt hatte. Auch unsere Mädchen Deborah und Esther freuten sich an den neuen Tieren. Freunde der Kinder und unserer Familie kamen zur Besichtigung. Plötzlich wurde unser Garten wieder attraktiv.

Die Übungsversuche, mit unserem Gockel das Krähen zu erlernen, sorgte für allgemeine Heiterkeit. Wir waren voll Freude bei jedem Versuch, den er startete, diesem Ziel näher zu kommen. Als er es endlich geschafft hatte, wussten wir nicht, wer sich mehr freute – er oder wir.

Auch unsere lieben Nachbarn und unsere Mitarbeiter gaben immer wieder kund: „Wir haben Maxi gehört.“ Dass in der heutigen oft gefühlskalten und beziehungslosen Gesellschaft zwei Hühner und ein Hahn zu Beziehungen und zu Gesprächen anregen könnten, hätten wir nicht gedacht.

Annehmen, lieb haben und staunen – das steckt an, belebt und lässt neue Kräfte wachsen.

Sturm

Rüttelt an den Fensterläden,

fegt durch die Straßen,

weht gekehrtes Laub durcheinander,

schüttelt die letzten Blätter herunter,

heult durch die Gassen,

klopft an die Fenster,

bringt unruhigen Schlaf,

flößt Kindern Angst ein,

lässt Drachen steigen,

entwurzelt Bäume,

verändert vieles,

beendet die Ruhe,

wühlt auf,

lässt neue Sichtweisen entdecken,

zeigt durch kahle Äste den geöffneten Himmel,

weist auf, was wirklich Bestand hat,

bringt uns zum Festhalten an den,

der jedem Sturm trotzt.

Jesus will durchhelfen

in den Stürmen unseres Lebens,

uns Ruhe schenken mitten im Gewühl.

Oft werfen uns gerade unsere Stürme in seine Arme,

die uns Geborgenheit schenken,

Frieden im Sturm.

Wohl dem, der in ihnen bleibt,

diesen starken Armen

unseres großen Gottes.

Kapitel 3

Hagelsturm

Am 17. Geburtstag unserer Ältesten passierte etwas, das wir nicht so schnell vergessen werden.

Solch einen Festtag inmitten von Umzugskartons zu feiern, war schon eine Herausforderung und von einer besonderen Atmosphäre geprägt. Da nahm eher die Wehmut als die Freude überhand. Der Ort, an dem unsere Kinder einen wesentlichen Teil ihrer Kindheit verbrachten, sollten wir bald verlassen. Und trotzdem hatte Deborah ein Recht, ihre Freunde einzuladen, um Geburtstag und Abschied zu feiern. Gerne begab ich mich an die Vorbereitungen, auch wenn es draußen schwülwarm war. Wir liefen in den dünnsten Kleidungsstücken herum, doch noch immer rann der Schweiß. Unsere Hühner versteckten sich unter ihrem kleinen Ställchen, da die Sonne erbarmungslos auf sie herunterschien.

Plötzlich wurde es von jetzt auf gleich dunkel. Wir dachten an einen Regenguss, stattdessen gab es eines der gewaltigsten Hagelgewitter, das wir je erlebt haben. Unser altes Pfarrhaus hatte Fensterläden, die wir durch den schnellen Aufprall dickster Hagelkörner nicht schließen konnten. Mein Mann war mit unserem Sohn unterwegs, und so musste ich mit unseren beiden Mädchen allein das Haus hüten.

Wir nahmen uns alle drei in die Arme, so erschrocken waren wir. Binnen einer Viertelstunde sank die Außentemperatur um 15 Grad und unser Garten war mit dicken Hagelkörnern weiß übersät, obwohl es August war. Schnell zogen wir dicke Pullis und lange Hosen an. Unser Herz schlug angstvoll, standen wir doch hilflos diesem Unwetter gegenüber. Fast hilflos, denn wir wussten, Gott hält uns inmitten dieses Chaos in seiner Hand. Wir beteten auch für unsere Hühner, denen wir nicht helfen konnten.