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W. A. Hary

Skull 001: Stadt des Verbrechens

Der Dämon in mir





BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

SKULL - Der Dämon in mir 001

Stadt des Verbrechens

W. A. Hary: „Ich war der mächtigste Pate – und bin jetzt ein Cop!“

 

Ich bin Skull. Und ich war der mächtigste Pate in der Stadt des Verbrechens, jenem Moloch aus Abermillionen von Menschen, die täglich vor allem um eines kämpfen: Ums schiere Überleben!

Doch ich wurde alt und todkrank. Ich wusste, wenn meine Schwäche publik wurde, zersprang mein Imperium in tausend Fetzen. Denn meine Söhne und Töchter hassten sich gegenseitig bis aufs Blut. Ihre sieben Mütter lagen längst irgendwo auf dem Meeresgrund. Von ihnen war wohl kaum noch mehr übrig als die Betonschuhe, die ich ihnen mit auf den letzten Weg gegeben hatte.

Und da ging ich endgültig den Pakt mit dem Teufel ein. Ich hatte ihm ein Leben lang treu gedient und durfte endlich vom Menschen zum Dämon mutieren. Dabei jedoch, sozusagen auf halbem Wege, halb Mensch noch und bereits halb Dämon, geschah etwas, was ich mir bis heute nicht erklären kann: Ich sah endlich klar, begriff endlich, was in meinem Leben schief gegangen war. Und ich beschloss, alles zu tun, um es irgendwie wieder gut zu machen. Indem ich meine Position für immer aufgab und... Polizist wurde.

Dies ist nun meine Geschichte – und die Geschichte von Lucia Ferror, der ungewöhnlichsten Frau aller Zeiten…

 

Impressum


Idee, Realisierung und sämtliche Rechte weltweit: Wilfried A. Hary


Covergestaltung und Porträt Lucia Ferror: Anistasius


Porträt Skull: Michael Mittelbach


Erweitertes Copyright dieser Ausgabe:

© 2015 by HARY-PRODUCTION

Canadastr. 30 * D-66482 Zweibrücken

Telefon: 06332-481150

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eMail: wah@HaryPro.de


 Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung jedweder Art nur mit schriftlicher Genehmigung von Hary-Production.


SKULL ist konzipiert als eine schwarze Serie im Bereich Dark Fantasy und beruht nicht auf Tatsachen! Etwaige Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen oder Ereignissen sind rein zufällig!


Nähere Angaben zum Autor siehe hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_A._Hary


1


„Du bist verhaftet, Giorgio Mandelini!“, sagte ich hart und stellte mich breitbeinig vor ihm auf.

Er sah überrascht auf – überrascht und vor allem amüsiert.

„Und wer sagt das?“

„Skull!“

„Und sonst?“

„Nur Skull!

„So heißt doch kein Mensch!“, sagte er abfällig.

„Wer sagt dir denn, dass ich überhaupt ein Mensch bin?“

Er verstand es falsch.

„Kein Mensch, aber ein Cop, wie? Und mit welcher Begründung willst du mich verhaften?“

„Du hast Drogen verkauft an Kinder und Jugendliche!“, warf ich ihm vor.

„Dafür gibt es keine Beweise.“ Er machte eine umfassende Geste. „Ansonsten, wie du siehst, bin ich ein seriöser Geschäftsmann. Gefällt dir meine Pizzaria nicht oder was?“

„Die hast du dir erkauft mit dem Blut und dem Elend von Kindern und Jugendlichen.“

„Noch einmal und zum letzten Mal: Dafür gibt es keine Beweise.“

„Klar, weiß ich doch. Aber es gibt nun für dich zwei Möglichkeiten, nicht mehr und nicht weniger: Erstens, du ziehst es vor, hier und jetzt zu sterben, oder zweitens, du lässt dich verhaften und legst ein umfassendes Geständnis ab.“

Er schaute erst entgeistert drein. Dann lachte er prustend los.

„Skull?“, gluckste er zwischendurch immer wieder. Dann, als er sich endlich wieder halbwegs beruhigt hatte: „Du schneist hier in mein Lokal herein, baust dich vor mir auf und begreifst gar nicht, dass mindestens ein Dutzend geladene und entsicherte Waffen auf dich gerichtet sind. Woher willst du denn die Armee nehmen, die du benötigst, um hier wieder lebend hinaus zu kommen?“

„Also gut!“ Ich zuckte resignierend mit den Achseln und zog meine Dienstwaffe, um die Mündung zwischen seine Augen zu richten. „Dann ziehst du also deinen Tod sogar noch vor? Ganz wie du willst.“

Er glaubte nicht daran, dass ich es wagen würde, abzudrücken. Doch ich drückte trotzdem ab. Die Kugel hinterließ auf dem Nasenbein ein hässliches Loch. Der plötzliche Innendruck bekam seinem Schädel nicht, weshalb er an der Rückseite aufplatzte. Mehr als hässlich. Doch das bekam er nicht mehr mit. Er war längst tot, noch bevor er begreifen konnte, was ihm überhaupt widerfahren war.

Nur Sekundenbruchteile danach bellten die Waffen seiner Leibwächter. Die Kugeln trafen meinen Oberkörper und hinterließen in dem sauberen T-Shirt so viele Löcher, dass es nur noch ein Stück Lumpen war.

Ich richtete die Waffe auf die Schützen. Für jeden benötigte ich genau eine Kugel. Es waren keine zwölf, wie von Giorgio Mandelini angedroht, sondern nur sieben. Das war auch besser so, denn ich hatte nur insgesamt acht Patronen im Magazin. Ein wenig leichtsinnig, dass ich nicht mit mehr gerechnet hatte, aber halt nur ein wenig, denn das Kalkül ging trotzdem auf. Mit der letzten Patrone erledigte ich den Letzten seiner Leibwächter.

Noch während sie einer nach dem anderen starben, brach die Panik aus im Lokal. Erst warfen sich die in vorderster Front in Deckung. Dann, als sie checkten, dass ich sie gar nicht meinte, folgten sie den anderen, die bereits Hals über Kopf nach draußen flohen. Auch die im Hintergrund, allesamt treue Mittäter des angeblich so großen Giorgio Mandelini, suchten ihr Heil in der übereilten Flucht.

Am Ende war ich allein mit acht Leichen.

Ich schaute an mir herab. Das T-Shirt war im Grunde genommen nur noch Fetzen. Auf mehr Kleidung hatte ich verzichtet. Zumindest am Oberkörper. Aus gutem Grund, wie man jetzt sah. Ich hatte vorher sogar mein Schulterhalfter abgelegt. In weiser Voraussicht eben. Es wäre nämlich schade darum gewesen.

Jetzt steckte ich die Dienstwaffe einfach in die Hosentasche zurück und verließ das Lokal.

Das Dienstfahrzeug mit dem Tarnkennzeichen stand direkt vor der Tür. Meine Partnerin Lucia Ferror saß hinter dem Steuer und gaffte mich atemlos an. Sie war eine schwarzhaarige Schönheit, mit Augen, die so glutvoll waren, dass die meisten Männer dahin schmolzen, nur wenn sie mal einen Blick von ihr erhaschten. Anfangs hatte ich gedacht: „Viel zu gut ist die für den Polizeidienst. Wieso wurde sie kein Model oder so etwas?“ Doch sie hatte mir längst bewiesen, dass sie durchaus ihren Mann stehen konnte. Mehr noch als das!

Es kam Bewegung in sie, während ich mich näherte. Sie stieß die Beifahrertür auf und ließ mich hinein.

„Was – was war denn das soeben? Ich denke, du wolltest für uns nur zwei Pizzas für unterwegs holen?“

„Wollte ich ja auch, ursprünglich. Aber da sah ich diesen Dreckskerl Giorgio Mandelini hinten sitzen, inmitten seiner Bande. Sorry, aber ich konnte einfach nicht anders. Musste es einfach tun. Und jetzt wäre es besser, du würdest die Kollegen von der Spurensicherung rufen.“

„Verdammt und zugenäht, Skull, du bist doch total bescheuert. Hast du vielleicht einmal an die armen Leute gedacht, die hier gemütlich was essen wollten? Hast du auch nur eine Sekunde mit der Möglichkeit gerechnet, sie zu Tode zu erschrecken?“

„Nun, ich denke eher, die werden mir dankbar sein, weil sie jetzt ihr Essen nicht bezahlen müssen. Und es ist ihnen doch nichts passiert, nicht wahr?“

Sie schüttelte fassungslos den Kopf und bediente das Funkgerät, während ich die T-Shirt-Fetzen von meinem Oberkörper entfernte und ein frisches T-Shirt überzog. Meine Haut war makellos. Sie zeigte kein einziges Einschussloch.

„Die Kollegen sind auf dem Weg“, berichtete Lucia schließlich, obwohl ich das Funkgespräch selber mitgehört hatte. Aber sie musste das tun, um ihre Nerven einigermaßen zu beruhigen, wie es schien. „Wir sollen hier ausharren. Ich habe ihnen gesagt, hier hätte wohl ein Bandenkrieg stattgefunden, und wir wären zufällig hinzu gekommen, allerdings zu spät, um noch eingreifen zu können. Die werden sich allerdings während der Obduktion wundern, dass die Kugeln allesamt aus deiner Dienstwaffe stammen.“

„Werden sie nicht, weil ich rechtzeitig mit den Kollegen von der Gerichtsmedizin reden werde.“

„Reden nennst du das? Du meinst wohl, du wirst sie beeinflussen, nicht wahr?“

„Ist fast dasselbe“, redete ich mich heraus.

„Sag mal, hast du bei dieser unmöglichen Aktion denn nicht damit gerechnet, dass es auch mal schief gehen könnte?“

„Und wie wäre es mit geweihten Kugeln?“

„Bis die dir irgendwann einmal auf die Schliche kommen, Skull. Dann wehe dir. Noch mehr solche Aktionen, und du bist so gut wie enttarnt. Bislang weiß nur ich, dass du halb Mensch, halb Dämon bist. War krass genug für mich, das zu kapieren. Und denke vielleicht eine Sekunde daran beim nächsten Mal, dass du auch mir einen gehörigen Schrecken einjagst, wenn du solche Kapriolen machst.“

Wir brauchten uns ansonsten nicht abzusprechen, was unsere Version der Vorgänge betraf. Wir blieben ganz einfach beim möglichen Bandenkrieg und konnten den Tatort verlassen.

„Ja, ja, ich weiß schon: Ich soll mich allein mit dem unterhalten und auch allein die Kirche in Augenschein nehmen, weil du es nicht schaffst, dort hinein zu gehen.“

Sie brummelte nur etwas Unverständliches und fuhr endlich los.