Der Kopfgeldjäger #84: McQuade und die rachsüchtigen Brüder

Pete Hackett

Published by BEKKERpublishing, 2016.

Inhaltsverzeichnis

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McQuade und die rachsüchtigen Brüder

Copyright

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McQuade und die rachsüchtigen Brüder

Der Kopfgeldjäger Band 84

Western von Pete Hackett

Der Umfang dieses Buchs entspricht 49 Taschenbuchseiten.

Pete Hackett Western - Deutschlands größte E-Book-Western-Reihe mit Pete Hackett's Stand-Alone-Western sowie den Pete Hackett Serien "Der Kopfgeldjäger", "Weg des Unheils", "Chiricahua" und "U.S. Marshal Bill Logan".

Über den Autor

Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt -  eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.

Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane.

Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.

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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker.

© by Author /Cover Klaus Dill in Arrangement mit der Edition Bärenklau, Jörg Munsonius.

© dieser Ausgabe 2016 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen.

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1

Die aufgehende Sonne schickte ihre ersten wärmenden Strahlen ins Land, als der Sheriff und zwei Gehilfen James Lee aus seiner Zelle holten. „Es ist soweit, Lee“, knurrte der Sheriff. „Du musst jetzt stark sein.“

Der Gefangene, ein etwa fünfzigjähriger, grauhaariger Mann, schluckte würgend und sagte dann mit brüchiger Stimme: „Jeder weiß, wie übel mir Big Joe und seine Söhne zusetzten. Eines Tages lief das Fass schließlich über. Es war ...“

„Die Jury hat dich schuldig gesprochen, Lee“, so schnitt der Sheriff James Lee das Wort ab. „Und dem Richter blieb nichts anderes übrig, als dich zum Tode zu verurteilen. Die Vollstreckung wurde für heute, sechs Uhr morgens, festgesetzt. Jetzt ist es fünf Minuten vor sechs. Gehen wir.“

Einer der Gehilfen fesselte mit Handschellen Lees Hände auf den Rücken, dann verließen sie den Zellentrakt und schließlich auch das Office. Der Galgen war auf der Straße vor dem Office errichtet worden. Eine riesige Menschenmenge hatte sich eingefunden, um dem Schauspiel beizuwohnen. Verworrenes Stimmendurcheinander erfüllte die morgendliche Stadt, zwischen deren Häusern der Morgendunst nistete. Es war kühl, die Schlinge mit den dreizehn Windungen schaukelte leicht im Wind. Der Henker, ein hagerer Mann mit grauen Haaren und einem Vollbart von derselben Farbe, stand auf der Plattform und wartete.

Es wurde ruhig, eine Gasse bildete sich, Troy Howell, der Sheriff, schritt in sie hinein, ihm folgten seine beiden Deputys mit dem Delinquenten zwischen sich.

Kurz bevor sie die Stiege erreichten, die zur Plattform des Galgens hinaufführte, trat hinter Troy Howell ein dunkelhaariger Mann von ungefähr dreißig Jahren aus der Menge und verbaute den beiden Hilfssheriffs und James Lee den Weg. Sie hielten an, und der Dunkelhaarige stieß hervor: „Denk nur nicht, Lee, dass es damit getan ist, indem du dir am Ende des Stricks das Genick brichst. Wir werden deine Sippschaft ausrotten. Nimm dieses Versprechen mit in die Hölle, dreckiger Mörder!“

Troy Howell hatte sich umgedreht, nun blaffte er: „Spar dir das, Baxter. James Lee hat deinen Vater erschossen und dafür wird er jetzt hängen. Damit ist dem Gesetz Genüge getan. Begrabe deinen Hass und lass die Familie Lees in Ruhe. Das gilt für dich und deinen Bruder. Und nun geh aus dem Weg.“

„Dass er gehängt wird, ist uns zu wenig“, knirschte Cole Baxter und trat in die Menge zurück. „Ich denke nämlich, dass der Tod keine Strafe ist“, rief er dem Sheriff hinterher, als dieser sich wieder in Bewegung setzte. „Denn sterben müssen wir alle.“

Troy Howell ging nicht mehr darauf ein. Die Stufen der Stiege knarrten unter dem Gewicht der vier Männer, als sie emporstiegen. Oben wurde James Lee auf die Klappe dirigiert, dann wurden ihm mit einer dünnen Schnur die Beine zusammengebunden. Der Sheriff nickte dem Henker zu. Der stülpte James Lee einen schwarzen Sack über den Kopf, legte ihm die Schlinge um die Hals und zog sie ein wenig zu, dann trat er zu dem Hebel, mit dem er den Mechanismus auslösen konnte, der die Falltür öffnete.

Der Sheriff sagte laut: „Sie wurden wegen Mordes aus niedrigen Beweggründen vom Strafgericht zum Tode verurteilt, James Lee. Die Berufung gegen das Urteil wurde zurückgewiesen und Ihre Hinrichtung für heute, sechs Uhr, angeordnet. Möchten Sie noch etwas sagen?“

„Ja“, kam es dumpf unter dem Sack hervor. „Bitte, Sheriff, schützen Sie meine Kinder. Die Baxters dürfen Kitty und Douglas nichts antun. Die beiden haben mit der ganzen Sache nichts – aber auch gar nichts zu tun.“

„Sonst noch etwas, James?“, fragte Howell grollend.

„Nein, nichts mehr.“

„Dann möge Gott deiner Seele gnädig sein, Lee“, murmelte der Sheriff und nickte dem Henker erneut zu. Der legte den Hebel um, die Klappe öffnete sich und der Körper des Verurteilten fiel hindurch. Mit einem Ruck straffte sich der Strick, ein Ächzen ging durch das Gerüst.

„Das Urteil ist vollstreckt!“, meldete der Henker.

In der Runde herrschte Atemlosigkeit. Die wenigsten der Zuschauer waren in ihrem Leben derart hautnah mit der Brutalität des gewaltsamen Sterbens konfrontiert worden.

2

In dem Moment, als der Henker die Falltür öffnete, zügelte McQuade in der Mündung einer Gasse sein Pferd. Er sah die Menschenmenge und inmitten der schweigenden Rotte den Galgen, an dem in diesem Moment ein Mensch starb. Das Pferd, das der Kopfgeldjäger an der Longe führte, hielt von selbst an. Die Hände des Mannes, der auf diesem Tier saß, waren am Sattelhorn festgebunden. Es war ein bärtiger, verwegen anmutender Bursche, dessen linkes Auge von einer schwarzen Klappe verdeckt war. Auch er sah den Todgeweihten durch die Klappe fallen, ihm entging nicht der Ruck, mit dem der Strick um den Hals des Todeskandidaten den Fall des Körpers abrupt bremste, und er schluckte würgend, als spürte er selbst bereits den rauen Hanf an seinem Hals.

Sein Name war Allan Blaines, und er war ein Raubmörder. Auf seinen Kopf hatte der County Sheriff eine Belohnung von 1000 Dollar ausgesetzt – tot oder lebendig.

Das grässliche Schauspiel war vorüber und die Menge löste sich auf. Der Sheriff und seine Gehilfen kehrten ins Office zurück. Der Gerichtete hing schlaff am Strick. Das Gesetz forderte, dass er eine Stunde hängen bleiben musste. Etwas abseits sah der Kopfgeldjäger zwei junge Leute. Es handelte sich um eine Frau, fast noch ein Mädchen, und einen Mann, die sich beide sehr ähnlich sahen. Sie saßen auf dem Bock eines leichten Farmwagens, vor den ein Pferd gespannt war. Beide hatten sie blonde Haare, und beide hatten gerötete Augen vom Weinen.