1 Warum nicht nur DAX, sondern verstärkt auch Nebenwerte?

1.1 Einführung: Die deutsche Indexfamilie DAX, MDAX, TecDAX, SDAX stellt sich kurz vor

Den deutschen Leitindex DAX gibt es seit 01. Juli 1988 mit einem Start von 1.163 Punkten. 1996 kam der MDAX mit den größeren Nebenwerten (Mid Caps) und zunächst 70 Titeln hinzu, ergänzt 1999 durch den SDAX für 50 kleinere Werte (Small Caps). 2003 gründete die Deutsche Börse AG den TecDAX mit 30 Titeln als Nachfolger des unrühmlich endenden Neuen Marktes.

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1.2 Die Siegerund Verliereraktien der DAXFamilie im mehrjährigen Vergleich

Alles dreht sich um den DAX. Aber die Nebenwerte schneiden besser ab. Warum? Die Antworten auf den Punkt gebracht.

Die 30 großen deutschen DAX-Konzerne erinnern an Dickschiffe, die zwar ziemlich sicher, dafür aber schwerfälliger sind. Dies gilt für das Geschäftsmodell und die Handelsbeziehungen, die Schwerpunkte und Neuausrichtungen. Macht und Größe sind nicht alles. Die Nebenwerte aus dem klassisch ausgerichteten MDAX und SDAX mit je 50 in- und ausländischen Titeln und dem TecDAX mit 30 Hightech-, Biotech- und Softwareaktien sind vergleichbar mit manövrierfähigen Schnellbooten, die rasch auf veränderte Rahmenbedingungen reagieren. Zudem sorgen neue Börsengänge, Übernahmen und Zusammenschlüsse für Blutauffrischung.

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Höherer Kursauf- und -abschlag beim MDAX gegenüber dem DAX

Der stabile DAX ändert sich in seiner Zusammensetzung nur alle paar Jahre – zuletzt im Herbst 2015 durch den Aufstieg des Immobilienriesen Vonovia, verbunden mit dem Abstieg des Spezialchemiekonzerns Lanxess – und im März 2016 durch Aufnahme von ProSiebenSAT.1 und Verabschiedung K+S. Beim MDAX ist mehr im Fluss, ausgelöst durch Börsengänge, größere Anzahl mit 50 statt 30 Titeln, Aufnahme ausländischer Titel, sofern sie in Frankfurt notiert sind, und flexiblere Auf- und Abstiegsregeln. Dies führt dazu, dass der Kursauf- und Abschlag oft heftiger ausfallen als beim deutschen Leitindex. Bei den Siegern erleben wir häufiger Kurszuwächse über 50 % selbst in schlechten Börsenjahren.

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Dreistellige Kursgewinne sind im Zukunftsmarkt TecDAX normal

Jahrelang litt der 2013 von der Deutschen Börse AG als Nachfolger vom mittlerweile „beerdigten“ Neuen Markt mit Kursverlusten über 98 % neu gegründete TecDAX-Index unter Verwerfungen und schlechtem Image seines Vorgängers. Seit 2013 stürmt der Technologie-Index jedoch den anderen Börsenbarometern voraus. Er beeindruckt mit dreistelligen Kursgewinnen, von denen der Leitindex nur träumen kann. Während der DAX in den schwächeren Börsenjahren 2014/2015 nur magere Kurszuwächse schaffte, sah das Kursplus beim TecDAX mit einem Fünftel bzw. Drittel deutlich besser aus. Biotech, Software und erneuerbare Energie sind die großen Zukunftsmärkte.

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Auffällige Kurssprünge nach oben und unten beim SDAX

Immer noch wird der SDAX mit den 50 mittelständischen klassischen in- und ausländischen Titeln, Small Caps genannt, in der Tages- und Wirtschaftspresse kaum wahrgenommen. Eine unverdiente Abstrafung, umgekehrt ein Glücksfall, wenn der SDAX überhaupt komplett abgebildet wird. Die besten Aktien mit dreistelligem Kursgewinn können es mit dem Plus beim TecDAX aufnehmen. Der SDAX ist Auffangbecken für MDAX-Absteiger, umgekehrt die Plattform für Aufstieg in die 2. Börsenliga und geeigneter Index für Börsenneulinge.

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1.3 Auch bei der Dividende müssen sich gute Nebenwerte nicht verstecken

Die als Aktienmuffel titulierten deutschen Privatanleger sind oft mehr am Ersatzzins Dividende als am Kursgewinn interessiert

Kaum etwas profitiert vom demografischen Wandel so stark wie eine kluge Dividendenstrategie. Wenn Sie davon ausgehen, dass Sie im Schnitt ein, zwei, vielleicht sogar drei Jahrzehnte länger leben als zwei Generationen vor Ihnen, ist es weder mit 70 noch mit 80 Jahren zu spät, ein breit gestreutes Aktiendepot zu pflegen und auf steigende Dividenden zu schauen. Letztlich geht es nicht nur um Vermögensvermehrung statt Kapitalverzehr, sondern um sinnvolle, bereichernde Aufgaben in der Freizeit und im Ruhestand. Interessant ist, dass nicht nur beim Kursgewinn, sondern auch bezüglich der Ausschüttungshürde die Dividendenstars aus dem MDAX, TecDAX und SDAX seit Jahren mit den besten DAXTiteln mithalten können.

images Die Höhe der Dividende wird nach Vorschlag der Verwaltung auf der HV beschlossen und am nächsten Werktag ausbezahlt. Selbst wenn Sie erst am HV-Tag die Aktie kaufen, bekommen Sie die volle Dividende. Bitte beachten Sie, dass üppige Dividenden der jüngsten Vergangenheit keine Garantie für die Zukunft sind.

images Sie sollten wissen, dass Aktien mit imponierender Kursentwicklung seit einem Jahrzehnt und länger trotz verlässlich angehobener Ausschüttungen nur selten zu den Dividendenstars zählen. Legt der Kursgewinn prozentual stärker zu als die Ausschüttung, liegt die Rendite kaum auf einem Niveau über 3 %. Umgekehrt steigt bei gleich bleibender oder angehobener Ausschüttung die Rendite prozentual an, wenn es zu einem Kurseinbruch kommt. Die Formel lautet: Dividende multipliziert mit 100 dividiert durch den aktuellen Kurs bzw. den eigenen Einstandspreis.

images Halten Sie Aktien langfristig, ist eine zweistellige Dividendenrendite möglich, wie die folgende Kursliste zeigt. Dies ist keine fiktive Zusammenstellung, sondern ein Bestandteil meines eigenen Depots, jederzeit überprüfbar. Meine Liste über deutsche Renditestars bringt nicht nur deutsche Nebenwerte, sondern einige DAX-Titel zum Vergleich und als Trostpflaster für jene Aktionäre, die lediglich DAX-Aktien besitzen. Sofern vor 2009 gekauft wurde, ist der Kursgewinn steuerfrei, nicht aber die Ausschüttung. Jede Dividendenerhöhung lässt die Rendite wachsen – Aufwärtstrend beim Altbestand.

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Strategietipp: Bei einer Dividendenrendite von über 18 % wie bei DÜRR aus dem MDAX oder fast 20 % beim TecDAX-Titel Freenet, bezogen auf den Kaufkurs, werden die Kosten für den Kauf bald eingebracht. Wenn dies in 15 Jahren zweibis dreimal geschieht, wäre es strategisch unklug, die Aktie zu verkaufen, sei es bei Angst im Börsencrash, sei es bei hohem Kursgewinn im Bullenmarkt. Da sich die zweistelligen Dividendenrenditen auf meinen Kaufkurs beziehen und unabhängig von der künftigen Kursentwicklung sind, aber weiter steigen bei angehobener Ausschüttung, ist es unklug, sich von diesen Titeln zu trennen – bestenfalls ein Teilverkauf bei Kapitalbedarf.

images Nur bei Dividendenkürzung oder -aussetzung wird die erfreuliche Entwicklung zumindest zeitweilig ausgebremst. Allerdings kommt es nur ziemlich selten zu solch negativen Veränderungen. Selbst bei Rückgang von Umsatz und Ertrag scheuen sich viele Unternehmen, die Ausschüttung zu verringern. Verärgerte Aktionäre würden vermehrt verkaufen, sodass der Aktienkurs weiter sinkt. Dies dürfte der Hauptgrund sein, dass beispielsweise die „Volksaktie“ Deutsche Telekom auch in schlechten Zeiten eine hohe Dividende bezahlte – und dies als steuerfreie Ertragsgutschrift.

Ideal: hohe Dividendenrendite, aber faires KGV

Auf die Frage: „Soll ich mich nur auf eine hohe Dividende konzentrieren?“ lautet die Antwort: „Nein!“ Mitunter gibt es böse Überraschungen. Komplette Streichung bei RWE-Stämmen und Deutscher Bank. Börsenerfolge werden gespeist von Kursgewinn und Ausschüttung, gestützt auf eine faire Bewertung. Generell wird ein niedriges Kurs-Gewinn-Verhältnis um 10 angestrebt. Doch wer sich allein daran orientiert, dürfte nur Bank-, Versicherungs- oder Autoaktien kaufen und würde übersehen, dass Premium einen Aufschlag verdient – vergleichbar mit einem Fünf-Sterne-Hotel. Die Kursentwicklungen in den wichtigen Zukunftsmärkten Gesundheitswesen mit Biotech und Medtech, Robotik, Software bei Konzentration auf Digitalisierung und Cloud-Computing, Logistik mit Industrie 4.0, Internet der Dinge, vernetzter Welt zeigen nur vereinzelt ein KGV von rund 10. Freilich hängt ein überdurchschnittlich hohes oder niedriges KGV vorrangig von der gesamten Börsenentwicklung, dem Börsenklima, den Experteneinschätzungen ab.

Ende Mai 2016 lag das Kurs-Gewinn-Verhältnis beim DAX bei 12,4, was dem historischen Durchschnitt in etwa entspricht und keineswegs eine Blasenbildung anzeigt. Beim Mid-Caps-Index MDAX ist wegen der hervorragenden Kursentwicklung seit über einem Jahrzehnt das KGV verständlicherweise mit 16,7 und beim SDAX mit über 17,6 höher als beim Leitindex. Der TecDAX zeigt derzeit ein KGV von rund 25 – schon eher Grund zur Sorge. Allerdings überrascht dies bei den hier notierten Biotech- und Softwareaktien als Folge einer glänzenden Kursentwicklung nicht. Fazit: Das KGV ist vor allem im Branchenvergleich aussagekräftig.

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images Ende Mai 2016: Dividendenrendite DAX 3,3 %, MDAX 2,5 %, TecDAX 1,6 % und SDAX 1,8 %. Die Nebenwertestars können mithalten.

Im Dez. 2015 wurde durch den Auf- und Abstieg von 14 Kandidaten die Zusammensetzung beim MDAX, TecDAX und SDAX durcheinandergewirbelt. In noch größerem Ausmaß geschah dies im März 2016. Höhepunkt war die Aufnahme von Pro7SAT.1 in den DAX als erste deutsche Medienfirma.

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Kurzinformation zur Besteuerung inländischer Dividenden bezüglich des Ausgleichs bei Aktienverkäufen mit Verlust

Sie können die automatisch an das Finanzamt abgeführte Abgeltungsteuer auf Veräußerungsgewinne bei Aktienverkäufen vom Neubestand seit 2009 mit etwaigen Aktienverlusten ausgleichen. Dabei kann der Veräußerungsgewinn, aber nicht der Verlust auf das nächste Kalenderjahr vorgetragen werden. Bitte beachten Sie, dass nur der Ertrag aus Aktienverkäufen und nicht die vereinnahmte Dividende als Steuerausgleich dient.

Ein Beispiel: Sie veräußern Aktien mit einem Gewinn von ca. 3.000 € und zahlen darauf eine sofort abgebuchte Abgeltungsteuer von 25 % plus Solidaritätszuschlag und Kirchensteuer, also rund 28 %. Also können Sie etwa 840 € für den Verlustausgleich ansetzen. Bekommen Sie statt der üblichen Dividende eine steuerfreie „Ertragsgutschrift“ wie bei der Deutschen Telekom oder dem TecDAX-Wert Freenet, müssen Sie zumindest so lange nichts an das Finanzamt abführen, wie sich die Aktie in Ihrem Depot befindet. Bei Verkauf ist eine Verrechnung möglich – außer beim Altbestand mit den vor 2009 gekauften Aktien.

1.4 Beim Kennzahlenvergleich überzeugen die besten Aktien aus MDAX, TecDAX, SDAX

Der demografische Wandel mit der veränderten Bevölkerungsstruktur durch längere Lebenserwartung bei nur leicht angehobener Geburtenrate auf 1,47 % sowie der klimatische Wandel infolge Erderwärmung beeinflussen das Börsengeschehen. Verlässliche längerfristige Aktieneinschätzungen zur Groborientierung für Branchen, Indizes und Einzeltitel werden wegen fortschreitender Digitalisierung und Vernetzung erschwert. Schauen wir auf die Auswirkungen des Klimawandels im Hochsommer 2015 in Deutschland: anhaltende Hitzewelle bis zu 40°. Ganze Felder mit Nutzpflanzen verdorren. Grüne Rasenflächen verwandeln sich in gelbe ausgetrocknete Steppen. Alles angereichert mit Orkan, Waldbrand und Hitzerekord. Vergegenwärtigen wir uns den November und Dezember 2015: zwei Monate mit oft spätsommerlichen oder frühlingshaften Tagestemperaturen auf Rekordniveau. Dann das in dieser Heftigkeit hierzulande noch nicht erlebte Unwetterszenario im Juni/Juli 2016: Wolkenbruch, Überflutungen, Hagel, Orkan, Blitzeinschläge, abgedeckte Dächer, umstürzende Bäume. Hinzu kommen gesellschaftliche Veränderungen, neue Ernährungs-, Mode-, Freizeit-, Urlaubs- und Wohntrends, genährt von Digitalisierung, Internet der Dinge, Industrie 4.0, vernetzter Welt.

Seriöse Prognosen werden von der politischen und wirtschaftlichen Großwetterlage beeinflusst. Wohin steuert China? Wie sieht es mit den Schwellenländern in Ostasien und Südamerika aus? Wie entwickeln sich der Ostblock mit Russland und der Koloss Afrika? Was passiert mit dem Öl- und Gaspreis? Hält der steile Aufwärtstrend bei Gold an? Lebt die Kernkraftenergie wieder auf? Was können wir von den Wechselkursen wichtiger Währungen und der Zinspolitik erwarten? Wie wirkt sich die Flüchtlingskrise aus? Welchen Einfluss haben Leerverkauf und Stop-Loss-Orders? Was hat dies mit Aktienkennzahlen zu tun? Ich will nur aufzeigen, wie schwierig es ist, Umsatz- und Ertragswachstum der heute erfolgreichen Firmen für die nächsten Jahre fortzuschreiben. Hilfreich ist es, breit zu streuen, mit einem ETF oder Themenfonds wichtige Branchen abzudecken. Nervenkitzel und Zocken sind spannend, vertragen sich aber kaum mit einer Langzeitstrategie.

images Als Faustformel gilt: Finanzkennzahlen sind zusammenhängend zu betrachten. Das KGV als wichtigste Finanzkennzahl sagt allein nicht viel aus. Die Branche ist einzubeziehen und die Qualität, vergleichbar mit einem Sterne-Hotel. Die Fundamentalanalyse gewinnt an Schärfe, wenn das Ergebnis je Aktie, die Eigenkapitalquote, Gewinnmarge, Dividendenrendite, Kursentwicklung mit Rückblick auf 3 bis 5 Jahre berücksichtigt werden, ebenso das Jahres-Hoch/Tief, der Buch- und Börsenwert.

Ein Blick auf den Mehrjahreschart untermauert den Eindruck: klarer Kauf oder Hände weg. Eine scharfe Korrektur wie im Januar/Februar und dem BREXIT-Crash Ende Juni 2016 bieten bei Qualitätsaktien günstige Einstiegsbzw. Zukaufchancen. Ein breit gestreutes Depot macht Koppelgeschäfte möglich. Selbst bei starkem Kurseinbruch – verbunden mit sinkendem KGV – gibt es einzelne Aktien, die entgegen dem Trend ein Allzeit- oder Jahreshoch verbuchen bzw. nahe daran sind. Um sich das nötige Kapital zu beschaffen, ist antizyklisches Handeln ratsam. So empfiehlt sich bei den Siegeraktien ein Teilverkauf, bei chancenreichen Verlierern ein Einstieg oder Zukauf.

Die Kurse stürzen oft nur deshalb so stark ab, weil bei bestimmten Kursmarken elektronische Computerverkaufsprogramme automatisch starten, ausgelöste Stop-Loss-Orders und Leerverkäufe im großen Stil die Kettenreaktion beschleunigen. Eventuell ist wenige Wochen später alles ausgestanden. Dann ist die Freude groß, günstig ein- oder ausgestiegen zu sein. All dies funktioniert freilich nur bei einem breit gestreuten Langzeitdepot. Ich vernachlässige den DAX und Auslandstitel nicht, übergewichte aber TecDAX, MDAX und SDAX deutlich.

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Schizophrene Erwartungen 2016: Solide 10-prozentige Rendite pro Jahr kaum möglich; alljährlich 6 bis 8 % sind mit Aktien denkbar.

Zwei Drittel von 7.100 in 21 Ländern befragten Anlegern mit Vermögen ab 180.000 € halten 9,5 % Rendite im Jahr erreichbar. Ohne Spekulation und Verzicht auf schnelles Rein/Raus seien sie längerfristig mit 6 % zufrieden!

2 Appetit geweckt? Mehr über die deutschen Nebenwerte-Indizes mit Einzeltiteln

2.1 Was macht Nebenwerte zu Auf- und Absteigern, zu Überfliegern und Gescheiterten?

Nicht jedem Überflieger bekommt der Höhenrausch. Umgekehrt bleibt nicht jeder liegen, der zu Boden stürzt. Manch einer steht wieder auf, auch wenn es schwerfällt. Was macht börsennotierte Nebenwerte zu Siegern oder Verlierern? Die wesentlichen Beurteilungsfaktoren, auch für Privatanleger erkennbar und nachvollziehbar, seien hier aufgeführt:

images Nachvollziehbares, zukunftsträchtiges Geschäftsmodell. Um sich auch künftig in seiner Marktnische behaupten zu können, ist es wichtig, in einer Branche tätig zu sein, die von der erheblich längeren Lebenserwartung – pro Jahrzehnt über zwei Jahre – profitiert. Gut ist es, Nutznießer des globalen Wandels zu sein durch Aktivitäten in Zukunftsmärkten, also wachstumsstarken Branchen mit Internationalisierungschancen. Auch der klimatische Wandel ist mit einzubeziehen, also, so weit möglich, Ausrichtung auf erneuerbare Energien wie Windkraft, Solarstrom, niedrigeren Wasser- und Energieverbrauch, umweltfreundliche Produktion. Hinzu kommt ein Gespür für gesellschaftliche Umbrüche, die Bedürfnisse und Vorlieben der Zielgruppe, die Bewältigung riesiger Herausforderungen auch im Hinblick auf den gewaltigen Flüchtlingsansturm mit gewaltigem Wohnraummangel.

images Nutzung individueller Möglichkeiten durch Industrie 4.0, Internet der Dinge, Digitalisierung, Cloud-Computing und Vernetzung. Schlimm, wer aktuelle Trends verschläft, keinen leistungsfähigen Online-Handel aufbaut, gebotene Vernetzungsplattformen nicht nutzt, weiterhin seine altmodische Werbung fährt oder ganz darauf verzichtet. Wer Datenschutz und Datensicherheit vernachlässigt und auf einen wirkungsvollen Internetauftritt verzichtet, setzt sich gegen engagierte Wettbewerber nicht durch. Zu den Todsünden zählt, kaum zu kommunizieren und jegliche Kritik beleidigend abzuschütteln. Tradition darf nicht auf Kosten des gesellschaftlichen Wandels geschehen.

images Insbesondere familiengeführten Unternehmen muss daran gelegen sein, langfristig erfolgreich zu sein. Es darf nicht das Ziel sein, im Interesse guter Zahlen im Quartalsbericht kurzsichtig zu entscheiden. Nachhaltigkeit und Substanzkraft im Interesse von Angehörigen und Mitarbeitern, Kunden und Geschäftspartnern sind ebenso wichtig wie eine intakte Unternehmenskultur mit Einbindung der Region.

images Wer Luftschlösser baut und Schönfärberei bzw. Schaumschlägerei bei der Vorausschau betreibt und nicht seriös bilanziert, hat bereits im Ansatz verloren. Die Geschäftsangaben müssen klar und wahr sein. Es darf keine versteckten Leichen im Keller und raffinierten Fallstricke geben.

images Es ist kein Beinbruch, Fehler zu machen, sofern daraus gelernt und intensiv daran gearbeitet wird, damit sie sich nicht wiederholen. Was ist das Kernproblem? Statt Strategie, Verhalten, Zusammensetzung von Management und Mitarbeitern, Produktlinien, Logistik, Dienstleistungen und innerbetriebliche Prozesse genau zu überprüfen, wird verdrängt, nach Ausflüchten und Sündenböcken gesucht. Herdentrieb als Beschwichtigung, starres Festhalten am Gewohnten statt couragierter Angriff auf die Missstände.

images Eine 35- oder 40-Stunden-Woche sollte es für Firmengründer und Mittelständler so lange nicht geben, wie noch nicht profitabel gewirtschaftet wird. Im Sturm und Drang darf auch Arbeit außerhalb der Geschäftszeiten und am Wochenende für mittelständische Chefs nicht tabu sein. Stress ist weniger eine Frage der wöchentlichen und monatlichen Arbeitszeit. Spaß, Motivation, Antrieb, etwas zu bewegen, Verwirklichung innovativer Energien und der Wille, auch Neuland im Interesse des Geschäfts und der Zielgruppen zu betreten, sind Wachstumstreiber. Zögern und Zaudern, ständige Angst, Schwarzmalerei, stets nur das halbleere statt das halbvolle Glas zu sehen, sind die eigentlichen Wachstumshemmer. Chancen werden nicht im täglichen Dreivierteltakt geboten. Dies geschieht eher selten, aus heiterem Himmel, in nicht voraussehbaren Situationen mit kurzer Entscheidungszeit. Oft ist es eine spontane Eingebung, die es verdient, gründlich durchdacht zu werden.

images Häufig sind Misserfolge vorprogrammiert, weil in Familienfirmen die Nachfolge aufgeschoben oder zu spät geregelt wird. Früher war es normal, dass Sohn oder Tochter den Betrieb übernahmen. Heute mangelt es nicht nur am Nachwuchs, sondern an der Bereitschaft, im elterlichen Betrieb tätig zu sein. Schätzungsweise die Hälfte kleinerer Familienfirmen dürfte mangels Nachfolge zugrunde gehen. Ideal ist es, wenn der Gründer allmählich loslässt, als Senior wöchentlich weniger Stunden aktiv ist, sich aber innerlich voll verbunden fühlt. Schade, wenn die Nachfolge an Familienstreitigkeiten scheitert.

images Die Erfolgsstory oder der Weg in den Untergang beginnt bereits beim Börsengang. Was war das Ziel der Börsennotierung? Negativ: Abbau von Schulden, unangemessene Bereicherung der Altaktionäre, Hauptziel Ehrgeiz, nun Vorstandsvorsitzender in der Börsenlandschaft zu sein? Positiv: Oder geht es vorrangig um Aufbau weiterer Geschäftsfelder und Produktlinien, Basis für Investitionen, Forschung und Entwicklung, Eroberung neuer Märkte und Fortschritte bei der Internationalisierung? Weichenstellung für eine innovative, richtungsweisende Umsetzung von Industrie 4.0, Internet der Dinge, Digitalisierung und Vernetzung mit den richtigen Plattformen und Geschäftspartnern?

images Nicht zu unterschätzen sind die Folgen einer intakten Aktionärskultur oder im Umkehrschluss eine praktizierte Unkultur. Erstere ermöglicht eine innere Bindung der Anteilseigner zum Unternehmen, wichtig insbesondere in Krisen und bei Übernahmeaktivitäten. Letztere bewirkt, dass es zumindest den Privatanlegern nur noch um Kursgewinn und Dividendenrenditen geht bzw. bei Verfehlungen gemeckert, provoziert, gestört, beleidigt und vielleicht sogar geklagt wird. Berufskläger, räuberische Aktionäre und Aktivisten versuchen im Einklang mit Anwaltskanzleien, finanziell herauszuschinden, was geht. Die inhaltliche Aussage des CEO eines Börsenneulings passt in dieses Bild: „Wir tun auf der Hauptversammlung nur das Nötigste. Je weniger Aktionäre erscheinen, umso mehr Geld sparen wir. Diese Strategie behalten wir bei.“

Aktionäre sind keine Bittsteller, sondern Kapitalgeber, die Wertschätzung, Willkommenskultur und Verbundenheit spüren wollen. Warum nicht ein freundlicher Empfang mit leckerem Frühstück und zum Abschluss ein schmackhaftes Mittagessen mit regionalem Einschlag bzw. ein deftiges Abendvesper? Warum keine Einladung zur HV, die kurz, prägnant, für jedermann leicht verständlich und in gut lesbarer Schriftgröße präsentiert wird? Warum kein Geschäftsbericht, der lesefreundlich, informativ und spannend gestaltet ist, aber kein Kilo wiegen muss? Warum keine Verhandlungsführung, die auf unnötigen Bürokratismus verzichtet und Aktionäre als gebildete, lesekundige Teilnehmer behandelt? Wieso muss jeder Tagesordnungspunkt nochmals verlesen und gebetsmühlenartig mitgeteilt werden, in welche Behälter die Abschnitte für Ja, Nein, Enthaltung einzuwerfen sind? Mündige Aktionäre kommen ohne eintönige und zeitraubende Wiederholungen aus.

images Entscheidend sind die Eckdaten zum Geschäftsverlauf, die wesentlichen Finanzzahlen über das vergangene Geschäftsjahr und das letzte Quartal. Die Verlust- und Gewinnrechnung (G+V) sowie die Bilanz sollen überzeugen, wobei vor allem Aussagen über das Verhältnis von Eigenkapital und Schulden (kurz- und langfristige Verbindlichkeiten) sowie Umsatz und Ertrag gehören. Erbsenzählerei ist nicht gefragt. Aber ein ungeschönter, wahrheitsgemäßer Ausblick für das laufende und das nächste Geschäftsjahr darf nicht fehlen.

images Ohne betriebswirtschaftliche Kompetenz läuft nichts. Manche innovative Idee scheitert, weil der Erfinder oder Entdecker sie nicht marktwirtschaftlich klug umsetzen kann. Dazu gehört das Beantragen von Patenten, eine ungeschönte Kalkulation, geplante Investitionen, Krisen-, Risiko- und Kostenmanagement. Unverzichtbar ist ein realistisches Bild über Ein- und Ausgaben, die richtigen Mitarbeiter und Geschäftspartner sowie die Fähigkeit, korrekt zu bilanzieren. Ohne fachkundige Rechts-, Wirtschafts- und Steuerberatung geht wenig.

images Mehr als jede zweite Firmengründung scheitert wegen Zahlungsunfähigkeit – die Folge mangelnden Wirtschaftswissens. Die Insolvenzgefahr ist gepaart mit der fehlenden Fähigkeit, wirklichkeitsnah einzuschätzen, welche Erfolgsaussichten bestehen, wie die Werbung aussehen und welche Zielgruppen angesprochen werden sollen. Wichtig ist ein überzeugender Internetauftritt. Welche Möglichkeiten bieten sich an und sollten genutzt werden, um Geschäftspartner, Mitarbeiter und Finanzinvestoren zu motivieren, ja zu begeistern? Erste Eindrücke vermittelt die Homepage. Es geht nicht an, als einzige Sprache in Englisch auszuweichen. Rechtschreib-, Flüchtigkeits- und Grammatikfehler dürfen nicht vorkommen und erst recht nicht unwahre, geschönte Angaben. Schaumschlägerei bewirkt das Gegenteil. Gesellt sich noch Kommunikationsverweigerung hinzu, ist das Scheitern vorprogrammiert.

images Ein Beispiel, das zu denken gibt: Im März/April 2016 der Ausreißer nach oben. Kursgewinn bei LION E-Mobility AG bis auf 7,80 € in der Spitze, danach Bereinigung auf 3,35 € am 27. Juli 2016

Im Anschluss an eine Analystenkonferenz der Börse München am 17. März 2016 stieg der Kurs der Schweizer Aktie LION E-Mobility AG (WKN A1J G3H) von 2,82 € ab 18. März 2016 binnen drei Tagen bis auf 4,30 €, und dies bei sehr regem Handel. Selbst Day-Trader wären voll auf ihre Kosten gekommen, Leerverkäufer dagegen auf dem falschen Fuß gelandet. Was ist das Besondere an diesem Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von rund 25 Mio. €, dessen Kurs sich vor dem 2. Halbjahr 2015 kaum bewegte, aber zunächst ein Kursplus von 240 % in einem Vierteljahr, 320 % in sechs Monaten und 360 % in einem Jahr erzielte? Überbordende Gier beim ungewöhnlichen Höhenflug? Oder ein noch wenig bekanntes großartiges Geschäftsmodell? LION E-Mobility ist im Zukunftsmarkt der Elektromobilität engagiert. Die 100-prozentige Übernahme der Batteriespeicherfirma LION Smart GmbH und die Beteiligung an TÜV SÜD Battery Testing GmbH dürften ebenso Wachstumstreiber sein wie die leidenschaftliche und kommunikative Art des Schweizer Mittelständlers mit Geschäftssitz in Zug. Tipp: Nur mit übrigem Spielgeld bzw. einem geringen Betrag einsteigen. Ja nicht alles auf eine Karte setzen! Eher Nachkauf, wenn wieder Nachholpotenzial besteht!

2.1.1 Demografischer Wandel: Gesundheitswesen und Autoindustrie als Nutznießer in Zukunftsmärkten

Nur wer seine Nische in einem Zukunftsmarkt ausbaut, hat Chancen auf Überleben, Weiterentwicklung, Marktführerschaft, Internationalisierung, organisches und anorganisches Wachstum sowie ansehnliche Erträge. Junge Unternehmen, die als Garagenklitsche beginnen, können mit einem zukunftsträchtigen Geschäftsmodell prozentual viel stärker wachsen als internationale Dickschiffe mit milliardenschwerem Börsenwert. Dies gilt vor allem dann, wenn der Gründer noch aktiv ist und das „Entdecker-Gen“ mitbringt.

Zukunftsexperten landen bei ihrer Vorausschau keine verlässlichen Trefferquoten. Irrtümer sind einzuplanen. Dies wird deutlich, wenn wir die DAX-Prognosen für 2016 lesen, aufgestellt von 35 Marktprofis. Durchschnittlich wurden für den deutschen Leitindex, der 2015 mit 10.743 Punkten und einem Plus von 9,6 % schloss, 11.800 Punkte angesetzt. Die höchste Prognose mit 13.000 Punkten gegenüber der niedrigsten Einschätzung mit 9.250 Zählern zeigt eine Differenz von knapp einem Drittel. Wenn dies schon beim DAX nicht funktioniert, wie sähe es dann wohl mit der jährlichen Einschätzung bei den Nebenwerten MDAX, TecDAX und SDAX aus? Wer bei seiner Planung den demografischen, globalen, gesellschaftlichen und klimatischen Wandel ausklammert, hat schon im Vorfeld verspielt. Um Zukunftsmärkte mit dazugehörigen Branchen treffsicher zu erkennen und auszuwerten, ist es notwendig, richtige Erkenntnisse aus Umbrüchen abzuleiten.

Zur Veranschaulichung eine Experteneinschätzung

Bei den Anlagetrends in Zukunftsmärkte 2016, auf 114 Seiten von BÖRSE AM SONNTAG zum Jahresschluss 2015 veröffentlicht, dominiert in Übereinstimmung mit meiner eigenen Einschätzung der Titel: „Boom-Branche Biotechnologie“. Favorit in meiner Neuerscheinung vom Februar 2016 „Wohlstand sichern im demografischen Wandel“ ist ebenfalls das Gesundheitswesen. Abgedeckt als Kondratjew VI mit den Schwerpunkten Biotech, Medtech, Pharma, Alten- und Pflegeheimbetreiber, Privatkliniken und Gesundheitsdienste. Es gibt erstklassige Biotech-Nebenwerte im TecDAX und der amerikanischen Hightechbörse Nasdaq. Statt des erwarteten Höhenflugs erfolgte jedoch eine scharfe Korrektur, deren Bodenbildungsphase erst im Juli 2016 beendet zu sein scheint.

Dazu ein Zitat aus BÖRSE AM SONNTAG zum Thema „Die neuen Anlagetrends 2016“, veröffentlicht am 17. Dez. 2015: „Schon zwischen 2006 und 2014 hat sich der Anteil der Biotech-Präparate an den weltweit 100 wichtigsten Medikamenten von 21 % auf 44 % mehr als verdoppelt. Bis zum Jahr 2025 wird jedes dritte neu zugelassene Medikament einen biopharmazeutischen Ursprung haben.

Um von dieser Entwicklung nicht komplett überrollt zu werden, versucht die Pharma-Industrie seit Jahren, ihre austrocknenden Forschungspipelines durch die Übernahme von Biotechnologie-Unternehmen aufzupolieren. Von den Top-10-US-Biotechfirmen im Jahr 2000 wurden bis heute sechs im Rahmen von Megadeals im Volumen von mehr als 10 Mrd. US-Dollar übernommen. – Das Transaktionsvolumen erreichte 2014 das höchste Niveau der vergangenen 10 Jahre.“

Betrachten wir die 10 größten Kapitalvernichter in 5 Jahren, so sind im Gesundheitswesen mit VTION Wireless und WILEX 2 Nebenwerte betroffen. Dem stehen Hunderte von Erfolgsgeschichten gegenüber. VTION Wireless büßte bis Juli 2016 in 1, 3 und 5 Jahren -70/-82/-83 % ein. Bei WILEX sieht die Bilanz ähnlich düster aus: -51/-67/-90 %. Auch bei 4SC kommt keine Freude auf: -45/-72/-75 %. Und schon gar nicht bei Mologen: -64/-86/-72 %, Stand: 27. Juli 2016.

Was bedeutet der demografische Wandel für Anleger mit Nebenwerte-Interesse? Erster Blick: Gesundheitswesen

Haben Sie gewusst, dass Sie im Schnitt in einem Jahrzehnt über zwei Jahre, in 40 Jahren ein Jahrzehnt länger leben? Haben Sie die richtigen Weichen gestellt, damit Sie im Alter finanziell frei und unabhängig, mit Wohlstand ausgestattet, leben können und keine Altersarmut erleiden? Wurde dies bislang verdrängt, ist es höchste Zeit, für Ihren Ruhestand vorzusorgen. Mit einem Sparkonto erleiden Sie bei der wohl noch länger anhaltenden Nullzinspolitik eine schleichende Kapitalvernichtung und fühlen sich möglicherweise enteignet.

Mit den richtigen Aktien können Sie Ihr Vermögen bei vertretbarem Risiko entscheidend vermehren und bislang Versäumtes zumindest teilweise wettmachen. Dabei darf es nicht nur um den DAX gehen, auch wenn sich im Börsengeschehen alles um ihn dreht, sei es Fernsehen, Rundfunk, Print- und OnlineBerichterstattung. Mit deutschen Nebenwerten aus MDAX, TecDAX und SDAX sind Ihre Kursgewinnchancen ungleich höher – und dies bei vergleichbarem Risiko und ähnlich attraktiven Ausschüttungen. Wer sein Depot breit streut und seine Aktien mindestens 14 Jahre hält, hat bislang ausnahmslos Kursgewinne erzielt – zwischen 5 % und 15 % pro Jahr – im Schnitt 8 %.

Der DAX – Ausgangspunkt Jahresende 2015 – stieg im Ein-, Drei- und Fünfjahresvergleich um 10/38/56 %, der MDAX mit den 50 größeren klassischen Titeln um 23/71/105 %, der TecDAX mit 30 Hightechwerten um 34/117/115 % und der SDAX mit 50 kleineren klassischen Titeln um 27/70/76 %. Auf den Punkt gebracht: Gegenüber dem Leitindex konnten Sie im Ein- und Mehrjahresvergleich Ihren Kursgewinn beim MDAX und SDAX verdoppeln, beim TecDAX sogar verdreifachen. Mit noch mehr Rendite lockte der Nasdaq.

Deutsche Gesundheitsaktien als Wachstumstreiber

Die längere Lebenserwartung ist ein Wachstumstreiber für das Gesundheitswesen, für Pflegeheim- und Klinikbetreiber, die Pharma-, Biotech- und Medtechindustrie. Ob es um Medikamente, neue Therapien, Geräte und Erleichterungen im Lebensalltag für Betagte und Kranke geht. Umsatz und Ertrag im Gesundheitswesen zeigen aufwärts. Die großen Pharmakonzerne haben das Geld, um sich innovative Biotechwerte einzuverleiben. Davon zeugen Übernahmen und Beteiligungen. Bedenken Sie, dass sich viele ältere Menschen zum Ersatzteillager von den Fußsohlen bis zu den Haarspitzen entwickeln. Es ist interessant zu erfahren, wer hier viel Geld verdient oder ausgibt. Informieren Sie sich über den medizinischen Fortschritt, neue Operationsmethoden und Behandlungsformen wie Gentechnologie, Immuntherapie, Antikörpereinsatz, personalisierte Medizin, Einzug der Robotik, bahnbrechende Erkenntnisse in Laborarbeit und Diagnostik. Aktuell startet gerade Biogen ein milliardenschweres Forschungsprojekt zur Behandlung von Alzheimer. Umgekehrt liegt bei Big Data, der medizinischen Digitalisierung, der elektronischen Patientenakte und den Internetinformationen noch manches im Argen.

images Dieses Buch wird den DAX nicht ignorieren. Dies käme einer Majestätsbeleidigung gleich. Zudem soll Ihr Depot Blue Chips und Nebenwerte enthalten, bei wenig Zeit und begrenztem Geldvermögen auch gute ETFs und Themenfonds. Meine erste Kursliste aus dem Gesundheitswesen bringt Aktien aus den deutschen Indizes DAX, MDAX, TecDAX und SDAX.

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Pharma im Aufwärtstrend durch medizinischen Fortschritt

Der Zukunftsforscher Leo Nefiodow hat als VI. Kondratjew das Gesundheitswesen ausgerufen. Der renommierte Wissenschaftler erklärt: „Was wir Umweltschutz nennen, ist in Wirklichkeit Gesundheitsschutz.“ Die langen Wellen der Konjunktur, der Kondratjew I bis VI, werden geprägt durch bahnbrechende Erfindungen und Entdeckungen wie Dampfmaschine, Stahl/Eisenbahn, Elektrotechnik/Chemie, Automobil, IT/Internet und Gesundheitswesen.

Der gewaltige medizinische Fortschritt gründet auf verfeinerten Diagnostik- und Operationsmethoden sowie neuartigen Wirkstoffen gegen die gefährlichsten Geißeln der Menschheit wie Krebs, Alzheimer, Diabetes, Multiple Sklerose und Hepatitis. Da die große Welle von Patentabläufen abebbt, dafür verbesserte Produkte, Verfahren und Therapien den Markt erobern, besteht weiterhin Wachstumspotenzial. Die Biotech-Musik spielt in Amerika mit Notierungen an der US-Technologiebörse Nasdaq. Ob Börsengänge, Übernahmen oder Kapitalerhöhungen: Europäische Firmen können nur neidisch zusehen, mit welch hohen Summen dort Finanzinvestoren einsteigen bzw. Pharmakonzerne sich Biotech-Schmieden einverleiben. Die Marktführer mit solider Bilanz, steigendem Umsatz und Ertrag, ansehnlicher Dividende, attraktiven Produkten, intakter Firmenkultur und interessanten Neuentwicklungen dürften auch künftig für Kursgewinne sorgen.

Der Bedarf an Arzneimitteln allein im Kampf gegen Krebs sollte Wachstumstreiber in den nächsten Jahren sein. Zudem regen interessante Übernahmen und Beteiligungen den Gesundheitsmarkt an. Um den Durchbruch einzuleiten und zumindest einige Krebsarten zu besiegen, wird die Immunabwehr aktiviert, begleitet von personalisierter Medizin. Schließlich hat die Immuntherapie gegen Krebs das Potenzial, die Behandlung von bösartigen Tumorerkrankungen zu revolutionieren.

Boom-Branche Biotech: angetrieben durch neue Wirkstoffe, Übernahmen und Zusammenarbeit mit der Pharmaindustrie

Um die Jahrtausendwende war es für einen dauerhaften Durchbruch der Biotech-AGs noch zu früh. So wie ein bösartiger Krebstumor tödliche Metastasen in den Organismus ausstreut, blähten sich riesige Spekulationsblasen auf, die mit Getöse platzten. Bis ein neuer Wirkstoff zugelassen wird, vergehen rund 15 Jahre. In den letzten sechs Jahren – ausgenommen die aktuelle Korrekturphase – haben sich die Kurse von Biotechaktien im Schnitt fast vervierfacht. Die meisten Experten sehen mittelfristig weiteres Aufwärtspotenzial; denn die Innovationskraft der Branche ist überzeugend. Zahlreiche Übernahmen heizen die Kurse an. Wegweisende Therapien und Wirkstoffe erobern den Markt. Neuer Forschungsschwerpunkt sind Biosimilars. Generische Biopharmazeutika werden nicht mittels chemischer Prozesse hergestellt, sondern innerhalb spezieller lebendiger Zellen entwickelt. Das macht sie komplexer, schwierig zu analysieren und nachzuahmen. Biosimilars entsprechen zwar nicht 1:1 dem Original, erzielen aber eine ebenso gute Wirkung. Die USBörse FDA hat 2015 das erste Biosimilar-Medikament zugelassen.

Mögen auch moderne Computeruhren durch Auswertung zurückgelegter Laufstrecken als Gesundheitscheck dienen und mit Sensoren bestückte PulsmesserArmbänder vor drohendem Herzinfarkt warnen: Unsere vernetzte Welt kennzeichnet den technologischen Fortschritt, ohne den Weg zum Jungbrunnen zu ebnen. Mit den geschenkten Lebensjahren mehren sich in der Endphase Demenz, Diabetes und Krebs. Die Volkskrankheit Alzheimer dürfte sich weltweit bis 2050 auf 135 Mio. Fälle verdreifachen. Laut WHO erkranken pro Jahr mehr als 12 Mio. Patienten neu an Krebs. Alljährlich werden über 62 Mrd. Dollar mit Krebspräparaten umgesetzt. Fettleibigkeit erhöht die Anfälligkeit für schwere Gesundheitsschäden.

Aktiensplitt 1:5 bei BB Biotech zum 29. März 2016

Ende März 2016 stückelte die Schweizer Beteiligungsfirma BB Biotech, die vor allem in Nasdaq-Biotechwerte investiert, ihre Aktienanzahl 1:5. Der Titel kostet statt über 200 € nur noch ab 40 €. Der Wert bleibt gleich, ist aber besser handelbar und stimmt zuversichtlich. Denken Sie an eine Torte, die Sie in 5 Stücke aufteilen. Solange niemand davon isst, bleibt die Menge gleich.

Medizintechnik im TecDAX stark vertreten

Wie die vorstehende Kursliste zeigt, gibt es im TecDAX eine Handvoll Unternehmen aus dem Medizintechnikbereich – also ein Sechstel. Dabei schlägt der Laboranbieter Sartorius langfristig alle Rekorde. Wo gibt es schon in dieser Sparte binnen fünf Jahren Kursgewinne von über 600 %?

Der demografische Wandel verhilft der Medizintechnik zu hohen Wachstumsraten. Allerdings ist der Wettbewerbsdruck extrem hoch. Im Bereich der Prothetik für Füße, Unterschenkel, komplette Beine, Arme und Hände kommen ständig neue Produkte auf den Markt, sodass der Alterungsprozess die Gewinnmargen drückt und neue Innovationen erforderlich macht. 3D-Drucker und Industrie 4.0 mit wachsender Digitalisierung regen zu kreativen Neuentwicklungen an. Vergegenwärtigen Sie sich, wie viele neue Produkte die Fitnessstudios überschwemmen: Computeruhren und -brillen, verschiedenartigste Mess- und Überwachungssysteme. Nicht alles, was die Werbung als gesundheitsfördernd anpreist, bestätigt im Alltag die Erwartung. Möglicherweise kommen Ängste auf, wenn das Messgerät anzeigt, dass Sie zu wenig Kilometer gelaufen und nicht lange genug geschlafen haben – dies auch noch unterbrochen. Muss ich ständig meinen Puls überprüfen, um sicherzugehen, bei körperlicher Anstrengung zuträgliche Grenzen einzuhalten?

Welche Bereiche deckt die Medizintechnik insbesondere ab?

images Klinikbzw. Krankenhaustechnik, bildgebende Diagnostik

images Medizinische Apparate wie Kernspintomografen, Ultraschallgeräte

images Zubehör wie Verkabelungen, Operationsschläuche, Laborgefäße usw.

images Medizinische Informatik mit Digitalisierung und Internet der Dinge

images Elektronische Patientenakten beispielsweise für Augenheilkunde

images Medizintechnische Produkte wie Prothesen, Implantate, 3D-Drucker

images Zahnprothetik, Seh- und Hörhilfen

Angst vor Fehlentscheidungen lähmt die Handlungsfähigkeit

Oft wird das angepeilte Ziel nur deshalb nicht erreicht, weil Angst vor falschen Entscheidungen zum Zaudern führt. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben, warnte der frühere russische Regierungschef Michail Gorbatschow. Die Gefahr, danebenzuliegen, ist allgegenwärtig. Ob Unternehmer, Manager oder Privatleute. In folgende Fallen sollten Sie auch als Anleger nicht tappen:

images Überheblichkeit, Arroganz und Selbstüberschätzung; Unbelehrbarkeit, Sturheit und Starrsinn; Irrationalität, Emotionalität, Bauchgefühl; mangelnde Logik, Unsicherheit, Unentschlossenheit, zu wenig Selbstvertrauen; Festhalten an Vorurteilen; Sündenbocksuche und Herdentrieb.

Autoindustrie Nutznießer längeren Lebens: Mobilität durch selbstfahrende Autos, Einparkhilfen, Unfallwarnsysteme

Damit die weltweite Automobilindustrie auch künftig boomt, geht es nicht nur um gewichtsreduzierte Benzinmotoren und Elektromobilität, sondern verstärkt um selbstfahrende Autos, Navigationssysteme, Einparkhilfen und Unfallwarnsysteme. Die Bedürfnisse unterschiedlicher Alters- und Vermögensgruppen sind zu erfüllen. Um mobil zu bleiben, sollte es für rüstige Senioren möglich sein, noch mit 70, 80, 90 Jahren Auto zu fahren. Aktien erstklassiger Fahrzeughersteller und Zulieferer sind wegen des demografischen Wandels – 15 Jahre längeres Leben in 6 Jahrzehnten – chancenreich. Die Industrie 4.0, das Internet der Dinge, macht Produkte und Dienste möglich, von denen wir jetzt träumen.

Die Wissenschaft mit ihren Visionen für das marktbeherrschende Zukunftsauto erforscht den Automobilbau, Kfz-Teile, Umweltfolgen, Sicherheit von Produkten, Anlagen und Prozessen, Materialien, Werkstoffe und Komponenten. Gearbeitet wird an Brennstoffzellen, Batterien, Ladestationen, Hybridtechnik, Energieersparnis, Rußpartikelfiltern auch für Benziner. Es geht um bessere Motor- und Bremstechnik, Fahrsicherheit und Assistenzsysteme für Navigation, Ein- und Ausparken, Unfallverhütung beim selbstfahrenden Auto. Abgaswerte müssen stimmen. Erkenntnisse der Nanotechnologie sind einzubringen.